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Meisner und die entartete Kultur
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CnndrBrbr
registrierter User



Anmeldungsdatum: 26.07.2007
Beiträge: 269

Beitrag(#818737) Verfasst am: 15.09.2007, 20:36    Titel: Antworten mit Zitat

phoenix hat folgendes geschrieben:

- Homosexuelle sind Gift und müssen ausgeschwitz werden


eher "...und müssen ge-auschwitzt werden"
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wasistreal
permanent deaktiviert



Anmeldungsdatum: 23.10.2006
Beiträge: 719

Beitrag(#818746) Verfasst am: 15.09.2007, 20:53    Titel: Antworten mit Zitat

Esperanto hat folgendes geschrieben:
wasistreal hat folgendes geschrieben:
Esperanto hat folgendes geschrieben:
Raphael hat folgendes geschrieben:
Fehlt nur noch, dass er wieder sagt, man müsse das Problem "au(s)schwitzen".



Wie Katholiken sind halt ein bisschen internationaler als ihr Deutschen. Deutschland ist nicht der Nabel der Welt.


Wie international verstehst Du als Katholik den Ausdruck "entartete Kultur" in Meisners Predigt?



Den Begriff der entarteten Kunst kennt man nur in Deutschland. Jetzt kommen die ganzen politisch korrekten Deutschen daher und verlangen von uns Katholiken, die wir gar nichts mit Nazis zu tun haben, eine politisch korrekte Sprache. Dabei kommen wir Katholiken aus dem Mittelalter und würden die Gesellschaft noch viel rigoroser umgestalten, wenn wir nur die Macht dazu hätten! Im Mittelalter war nur religiöse Kunst erlaubt z.B.


Ihr könnt .. nein, Ihr sollt so sprechen wie Ihr denkt, schließlich gilt die Freiheitlich Demokratische Grundordnung auch für Katholiken. Selbst wenn der Begriff "entartet" nur in Zusammenhang mit der Nazizeit einen Sinn machen würde, dürftet Ihr das sagen.

Aber wenn nicht der Sinn des Begriffs "entartet" vor dem Hintergrund der Nazizeit gemeint ist, in welchem Sinn gebraucht Ihr den Begriff "entartete Kultur" als Internationalisten dann?
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Elisa.beth
registrierter User



Anmeldungsdatum: 15.03.2007
Beiträge: 2344

Beitrag(#818752) Verfasst am: 15.09.2007, 20:59    Titel: Antworten mit Zitat

Esperanto hat folgendes geschrieben:


1. .......die wir gar nichts mit Nazis zu tun haben...

2. Dabei kommen wir Katholiken aus dem Mittelalter und würden die Gesellschaft noch viel rigoroser umgestalten, wenn wir nur die Macht dazu hätten! Im Mittelalter war nur religiöse Kunst erlaubt z.B.


Du weißt genau ,daß ersteres nicht stimmt,was ist mit dem Konkordat 1933 mit dem Naziführer ?
Und haben 1939 die Canaillen des Klerus gegen Krieg gewettert,nö,gegen Kondome und die kurzen Röcke der Frauen und den Judenstern haben die Nazis auch von der Kirche übernommen,wie auch die Idee der Krematorien ,also der rationellen Verbrennung von menschlichen Körpern,nur daß die Kirchen ihre Hexen bei lebendigen Leib verbrannten ,die Nazis Leichen.

Punkt zwei nehme ich dir schon eher ab, ihr Hardcore-Christen würdet nur allzugerne wieder das Holz für die Scheiterhaufen den Angehörigen in Rechnung stellen und euch das Vermögen eurer Mordopfer unter den Nagel reißen und beim Morden "Großer Gott ,wir loben dich " singen. zynisches Grinsen
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jdf
MIM-104C Nikopol
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Anmeldungsdatum: 30.05.2007
Beiträge: 25579
Wohnort: Nekropole E|B

Beitrag(#818771) Verfasst am: 15.09.2007, 21:47    Titel: Antworten mit Zitat

Esperanto hat folgendes geschrieben:
Den Begriff der entarteten Kunst kennt man nur in Deutschland.

Dieser Kardinalsknaller ist mW Deutscher, sprach in Deutschland vor Deutschen. Dann sollte er wohl auch der deutschen Sprache - im Sinne der Bedeutung von Begriffen - mächtig sein.

Ich möchte meinen, dass er genau wusste, was er gesagt hat. Und dafür sollte man ihn übers Knie legen! Böse
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L.E.N.
im falschen Film



Anmeldungsdatum: 25.05.2004
Beiträge: 27745
Wohnort: Hamburg

Beitrag(#818775) Verfasst am: 15.09.2007, 21:57    Titel: Antworten mit Zitat

jdf hat folgendes geschrieben:
Esperanto hat folgendes geschrieben:
Den Begriff der entarteten Kunst kennt man nur in Deutschland.

Dieser Kardinalsknaller ist mW Deutscher, sprach in Deutschland vor Deutschen. Dann sollte er wohl auch der deutschen Sprache - im Sinne der Bedeutung von Begriffen - mächtig sein.

Ich möchte meinen, dass er genau wusste, was er gesagt hat. Und dafür sollte man ihn übers Knie legen! Böse


man könnte meinen Esperanto spricht von Katholiken als einer Ethnie.
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Ich will Gott lästern dürfen! Weg mit §166 StGB!
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zelig
Kultürlich



Anmeldungsdatum: 31.03.2004
Beiträge: 25405

Beitrag(#818797) Verfasst am: 15.09.2007, 22:30    Titel: Antworten mit Zitat

Esperanto hat folgendes geschrieben:
wasistreal hat folgendes geschrieben:
Esperanto hat folgendes geschrieben:
Raphael hat folgendes geschrieben:
Fehlt nur noch, dass er wieder sagt, man müsse das Problem "au(s)schwitzen".



Wie Katholiken sind halt ein bisschen internationaler als ihr Deutschen. Deutschland ist nicht der Nabel der Welt.


Wie international verstehst Du als Katholik den Ausdruck "entartete Kultur" in Meisners Predigt?



Den Begriff der entarteten Kunst kennt man nur in Deutschland. Jetzt kommen die ganzen politisch korrekten Deutschen daher und verlangen von uns Katholiken, die wir gar nichts mit Nazis zu tun haben, eine politisch korrekte Sprache. Dabei kommen wir Katholiken aus dem Mittelalter und würden die Gesellschaft noch viel rigoroser umgestalten, wenn wir nur die Macht dazu hätten! Im Mittelalter war nur religiöse Kunst erlaubt z.B.


Lachen






Mal an die Anderen. An dieser Entgleisung gibt es nichts zu beschönigen. Punkt.
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Es gibt kein richtiges Leben im falschen.
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Zoff
registrierter User



Anmeldungsdatum: 24.08.2006
Beiträge: 21668

Beitrag(#818813) Verfasst am: 15.09.2007, 22:55    Titel: Antworten mit Zitat

zelig hat folgendes geschrieben:
Esperanto hat folgendes geschrieben:
wasistreal hat folgendes geschrieben:
Esperanto hat folgendes geschrieben:
Raphael hat folgendes geschrieben:
Fehlt nur noch, dass er wieder sagt, man müsse das Problem "au(s)schwitzen".



Wie Katholiken sind halt ein bisschen internationaler als ihr Deutschen. Deutschland ist nicht der Nabel der Welt.


Wie international verstehst Du als Katholik den Ausdruck "entartete Kultur" in Meisners Predigt?



Den Begriff der entarteten Kunst kennt man nur in Deutschland. Jetzt kommen die ganzen politisch korrekten Deutschen daher und verlangen von uns Katholiken, die wir gar nichts mit Nazis zu tun haben, eine politisch korrekte Sprache. Dabei kommen wir Katholiken aus dem Mittelalter und würden die Gesellschaft noch viel rigoroser umgestalten, wenn wir nur die Macht dazu hätten! Im Mittelalter war nur religiöse Kunst erlaubt z.B.


Lachen






Mal an die Anderen. An dieser Entgleisung gibt es nichts zu beschönigen. Punkt.


Yepp.
Geradezu entwaffnend, diese erfrischende Offenheit.
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Nordseekrabbe
linker Autist



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 31152
Wohnort: Dresden

Beitrag(#818814) Verfasst am: 15.09.2007, 22:56    Titel: Antworten mit Zitat

zelig hat folgendes geschrieben:

Mal an die Anderen. An dieser Entgleisung gibt es nichts zu beschönigen. Punkt.


Das sieht KATH.NET ganz anders, und dokumentiert die umstrittene Rede.
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Malcolm
Ekelpaket



Anmeldungsdatum: 25.07.2007
Beiträge: 1231
Wohnort: Hamburg

Beitrag(#818903) Verfasst am: 16.09.2007, 01:32    Titel: Antworten mit Zitat

Ich teile die Auffassung von Kardinal Meisner nicht. Es gibt zweifellos große religiös inspirierte Kunst ( da gibt es vieles, zum Beispiel die Musik von Anton Bruckner). Trotzdem ist der Anteil des Weltlichen an der Kunst auch groß.

Meisner hätte den Satz von der Entartung der Kultur nicht sagen sollen. Er hätte andere weniger verfängliche Worte sagen können, von Dekadenz reden können oder andere Worte finden. Na ja, so ein Kardinal hat halt Narrenfreiheit und er nutzt sie.

Trotzdem muß man sich mit Meisner inhaltlich auseinandersetzen und kann nicht nur wegen des Gebrauchs eines verfänglichen Wortes wie "Entartung" sich diese Auseinandersetzung ersparen.

Ich denke inhaltlich werden viele Meisner in der Tendenz zustimmen, einschließlich mir. Es ist ja zum Beispiel so, daß ich sehr lange in Klassikforen geschrieben habe. Mit bildender Kunst kenne ich mich nur sehr schlecht aus. Wie auch immer, es gibt den gelegentlichen Befürworter moderner Musik wie es den gelegentlichen Befürworter moderner Kunst gibt, aber die meisten interessiert das einen feuchten Kehrricht. Die hören Musik bis Richard Strauss oder gelegentlich Schostakowitsch, die moderne Musik interessiert sie nicht. Da mache ich keine Ausnahme. Allerhöchstens höre ich Musik wie die des kürzlich verstorbenen Malcolm Arnold, der sich der Avantgardeverücktheit weitgehend entzogen hat.

Oder etwa Regietheater einschließlich moderner Operninszenierungen geht mir persönlich einfach nur furchtbar auf die Nerven. Ich möchte eine Dramaturgie, die im Dienste des Stückes steht, gerade bei alten Stücken, alles andere empfinde ich als respektlos.

Nun waren die Nazis und ihre Haltung gegen "entartete Kunst" eine Haltung mörderischer Intoleranz. Das bestreitet niemand. Deshalb muß es aber doch auch erlaubt sein, gegen moderne Kunst Stellung zu beziehen. Hier wird zu schnell die Nazikeule gezogen. Haben die Nazis das Wort von der "Entartung" eigentlich erfunden? Oder ist dies Wort noch frei?

Auf keinen Fall darf man die Auseinandersetzung um die Moderne den Faschisten überlassen. Es kann schlicht nicht sein, daß nur die Faschisten aussprechen dürfen, was die schweigende Mehrheit denkt. Und die schweigende Mehrheit hält moderne Kunst vermutlich auch für entartet, auch wenn sie dieses Wort nie in den Mund nehmen würde.

Na ja, immerhin gibt es ja auch den berühmten jüdischen Satiriker Ephraim Kishon, der sich als er noch lebte, kräftig über moderne Kunst lustig gemacht hat. Es hätte einem Meisner sicher mehr angestanden, sich auf einen solchen jüdischen Kritiker moderner Kunst zu beziehen, als in einem religiösen Kontext von Entartung zu reden, was im Zusammenhang mit den Nazis ein fürchterliches Wort ist.

Ich bin jedenfalls ein hoffnungslos unmoderner Mensch, mit allem Modernen kann man mich jagen.
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Agnost
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Anmeldungsdatum: 12.11.2006
Beiträge: 5618

Beitrag(#818916) Verfasst am: 16.09.2007, 01:50    Titel: Antworten mit Zitat

Der Begriff "Entarte Kunst" ist ein Nazikampfbegriff, da gibts nichts zu deuteln.

Zitat:
Es kann schlicht nicht sein, daß nur die Faschisten aussprechen dürfen, was die schweigende Mehrheit denkt. Und die schweigende Mehrheit hält moderne Kunst vermutlich auch für entartet, auch wenn sie dieses Wort nie in den Mund nehmen würde.


Ach du armer Malcolm, du armer du, darfst nicht sagen , dass dir gewisse Kunst nicht gefällt.

Ich weiss ja nicht in welcher Klause das du lebst, aber gegen "Moderne Kunst" zu wettern ist sowas von üblich und durch kein Tabu bewehrt.

Aber inwiefern Kunst entarten kann weiss ich nicht.

Sie kann tatsächlich hässlich sein, banal oder gar blöd und man darf das auch sagen, deswegen beisst dir niemand ein Ohr ab.

Aber der hundskomune Freigeist will ja "Entartet" sagen können. Da verbündet er sich auch gerne mit nem Würdenträger des weltweit bekanntesten "Kinderschänder-Schutzverbundes".

Da wissen Bischöfe, dass katholische Pfaffen Kinder schänden, zeigen sie sie an?
Nein, sie versetzen diese perversen Lüstlinge nur, damit sie am neuen Ort wieder arglose Kinder schänden können.

Das nenne ich "Entartet".

Klar ist keine Kunst nur Kriminalität.

Aber in dem Zusammenhang dürftest du problemlos von einem "Entarteten Rechtsverständnis" reden und niemand würde dir einen Nazivorwurf machen.

Aber wenn es um Kunst geht, die du grässlich findest, reichen Wörter wie grässlich und hässlich vollauf.
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Kramer
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Anmeldungsdatum: 01.08.2003
Beiträge: 30878

Beitrag(#818918) Verfasst am: 16.09.2007, 01:52    Titel: Antworten mit Zitat

Was Meisner über Kunst denkt, ist mir herzlich egal. Meisner sprach aber nicht nur über Kunst, sondern auch über Kultur, und zwar über eine Kultur, die sich nicht mehr der Gottesverehrung verschreibt, ihre Mitte verliert und dadurch entartet. Es geht Meisner um eine entartete Kultur, und die Kultur, die er damit meint, ist die Kultur derjenigen, die nicht Gott in die Mitte ihres Lebens stellen. Er meint unsere Kultur - und die nennt er entartet.
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Malcolm
Ekelpaket



Anmeldungsdatum: 25.07.2007
Beiträge: 1231
Wohnort: Hamburg

Beitrag(#818941) Verfasst am: 16.09.2007, 02:36    Titel: Antworten mit Zitat

Wir müssen uns nicht darüber unterhalten, daß Meisners Meinung über Kultur als gottlos=entartet indiskutabel ist.

Klar darf man Kunst gräßlich finden, es nutzt nur nichts. Man muß auch bei Kunst die Frage nach der Macht stellen. Es geht auch bei Kunst um Macht. Wer bestimmt, welche Kunst sich in Theatern, Opernhäusern, Universitäten oder Redaktionen durchsetzt und welche nicht? Das hat auch mit Macht zu tun. Und der Konservative fühlt sich hier oft machtlos.
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Kramer
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Anmeldungsdatum: 01.08.2003
Beiträge: 30878

Beitrag(#818944) Verfasst am: 16.09.2007, 02:46    Titel: Antworten mit Zitat

Malcolm hat folgendes geschrieben:
Und der Konservative fühlt sich hier oft machtlos.


Und das ist gut so. Das ist sogar verdammt gut. Ich glaube sogar, es ist ein konservativer Wert, dass es gut ist. Sich an neuen und unbekannten Ideen zu reiben, ist doch der einzige Existenzgrund für den Konservatismus. Denn erst wenn der Konservative sich beschwert, weiss der Neuerer, dass er auf dem richtigen Weg ist.
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Malcolm
Ekelpaket



Anmeldungsdatum: 25.07.2007
Beiträge: 1231
Wohnort: Hamburg

Beitrag(#818951) Verfasst am: 16.09.2007, 03:05    Titel: Antworten mit Zitat

Kramer hat folgendes geschrieben:
Malcolm hat folgendes geschrieben:
Und der Konservative fühlt sich hier oft machtlos.


Und das ist gut so. Das ist sogar verdammt gut. Ich glaube sogar, es ist ein konservativer Wert, dass es gut ist. Sich an neuen und unbekannten Ideen zu reiben, ist doch der einzige Existenzgrund für den Konservatismus.


Na ja ich finde das nicht so. Du solltest auch den Konservativen nicht mit dem Reaktionären verwechseln. Der Reaktionär will einfach nur schnurstracks in die Vergangenheit zurück. Das will der Konservative nicht. Auch der Konservative weiß, daß wir nicht zweimal in denselben Fluß steigen, wie Heraklit gesagt hat.

Ich finde ehrlich gesagt, daß wir in einer ziemlich langweiligen Kultur leben. Die Moderne hat gesiegt, aber außer den Modernen interessiert das wirklich kein Mensch.

Das 19. Jahrhundert ist nun wirklich schon erheblich interessanter. Da gab es einen "Konservativen" wie Brahms und einen "Fortschrittler" wie Wagner und anhand solcher Leitfiguren haben sich die Konservativen und die Fortschrittler aneinander gerieben. Und in Wahrheit war der Konservative Brahms gar nicht so konservativ und der Fortschrittliche Wagner gar nicht so fortschrittlich.

Ich persönlich sehe moderne Kultur nur als eine künstlerische Wüste, die mich an sich sowieso nicht interessiert. Wer bitteschön interessiert sich denn ernsthaft für deutsche Musik nach dem 2. Weltkrieg? Und Grass hat mich auch nicht interessiert und moderne Kunst auch nicht.

Es gibt sie einfach nicht mehr, die großen konservativen Künstler, an denen sich die Fortschrittlichen reiben können. Wir haben eine langweilige modernistische Monokultur.

Nur wäre ich mir da nicht so sicher, daß das ewig so bleiben muß.

Zitat:
Denn erst wenn der Konservative sich beschwert, weiss der Neuerer, dass er auf dem richtigen Weg ist.



Das komische ist nur, daß die größten begnadetsten Künstler in der Vergangenheit oft schrecklich konservativ gewesen sind. Händel war konservativ, Mozart war konservativ, Mendelsson war konservativ, Brahms war konservativ. Die meisten großen Künstler haben sich mehr damit beschäftigt, etwas altes zur Vollkommenheit zu bringen, als "neue Wege" zu gehen.

Die "Neuerer" sind dagegen nur Eintagsfliegen, in der Gegenwart erregen sie Sensation, aber später dann sind sie schnell vergessen.
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Kramer
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Anmeldungsdatum: 01.08.2003
Beiträge: 30878

Beitrag(#818955) Verfasst am: 16.09.2007, 03:32    Titel: Antworten mit Zitat

Malcolm hat folgendes geschrieben:

Das 19. Jahrhundert ist nun wirklich schon erheblich interessanter. Da gab es einen "Konservativen" wie Brahms und einen "Fortschrittler" wie Wagner und anhand solcher Leitfiguren haben sich die Konservativen und die Fortschrittler aneinander gerieben. Und in Wahrheit war der Konservative Brahms gar nicht so konservativ und der Fortschrittliche Wagner gar nicht so fortschrittlich.


Kannst Du das irgendwie auf Costello und Waits, oder - ich möchte ja nicht so erscheinen, als würde ich einem Konservativen nicht entgegen kommen - Beefheart und Zappa übersetzen? Diese bildungsbürgerliche Verklammertheit in vergangene Jahrhunderte gehört einfach nicht zu meinem Leben. Ich habe mit "klassischer" Musik das Problem, dass sie mir nur in Form von Interpretationen zugänglich ist, ich kann und werde nie Zeuge einer zeitgenössischen Aufführung sein - und ich war und werde nie ein Zeitgenosse dieser Musik sein. Dieses "Damals war das neu" geht mir ab. Das ist ja eigentlich nur ein als Modernismus verkleideter Konservatismus, der sich selber auf eine Zeit zurückprojeziert, als das Objekt seiner Begeisterung noch neu und schick war. Das kann man auch im zeitlich kleineren Rahmen haben, wenn man Platten von Mike Oldfield oder Alan Parsons Projekt auflegt. Schallplatten, Vinyl - das war richtig konservativ.
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Kramer
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Anmeldungsdatum: 01.08.2003
Beiträge: 30878

Beitrag(#818956) Verfasst am: 16.09.2007, 03:51    Titel: Antworten mit Zitat

Malcolm hat folgendes geschrieben:
Die "Neuerer" sind dagegen nur Eintagsfliegen, in der Gegenwart erregen sie Sensation, aber später dann sind sie schnell vergessen.


Das mag für die Kunst gelten, die Konservative gerne hochhalten. Für die inzwischen etablierte Unterhaltungskunst des 20. Jahrhunderts, von Swing zu BeBop, von Rock'n'Roll über Beat zu Punk, New Wave, Grunge, Emo und was es da alles gibt, von Sergei Eisenstein über Friitz Lang, Ernst Lubitsch, Billy Wilder, Alfred Hitchcock bis zu Sergio Leone, Andrei Tarkowski, Martin Scorsese und Quentin Tarantino (zufällige Auswahl) beim Film - sie alle haben etwas Neues erfunden, eine neue Herangehensweise, einen neuen Stil, der gerne kopiert und zitiert wurde.
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Chinasky
dirty ol' man



Anmeldungsdatum: 27.03.2006
Beiträge: 1264
Wohnort: Hoher Norden

Beitrag(#818957) Verfasst am: 16.09.2007, 04:08    Titel: Sorry, daß ich mich einmische... Antworten mit Zitat

Malcolm hat folgendes geschrieben:


Ich finde ehrlich gesagt, daß wir in einer ziemlich langweiligen Kultur leben. Die Moderne hat gesiegt, aber außer den Modernen interessiert das wirklich kein Mensch.

Ich persönlich sehe moderne Kultur nur als eine künstlerische Wüste, die mich an sich sowieso nicht interessiert. Wer bitteschön interessiert sich denn ernsthaft für deutsche Musik nach dem 2. Weltkrieg? Und Grass hat mich auch nicht interessiert und moderne Kunst auch nicht.

Es gibt sie einfach nicht mehr, die großen konservativen Künstler, an denen sich die Fortschrittlichen reiben können. Wir haben eine langweilige modernistische Monokultur.


Hä?! Kann das sein, daß wir in zwei verschiedenen Welten leben? Wat is dat denn für ein Rundumschlag? Naja gut, Du sprichst wenigstens von Dir "persönlich", wenn Du in der modernen Kultur eine künstlerische Wüste ausmachst. Warum dann aber so ins Allgemeine zielende rhethorische Fragen a la "Wer bitteschön interessiert sich denn ernsthaft..." ? Wenn Grass für Dich die literarische Moderne ist - nun gut. Ich hab ihn gern gelesen, den inzwischen auch schon alten Mann. Und im zwanzigsten Jahrhundert hatten wir an Literatur ja wohl noch ein bisserl mehr, selbst hier, in Deutschland.

Und moderne Kunst interessiert Dich nicht - ja warum denn nicht? Entschuldige bitte, aber das ist doch wohl das ödeste Argument überhaupt bezüglich Kultur - interessiert mich nicht... Ich bin ja selbst ein Fan vieler Künstler des 19. Jahrhunderts, aber wenn Du von einer kulturellen Monokultur heute ( und wohl auch bezogen auf das 20. Jahrhundert) sprichst, dann kann das doch nicht ernst gemeint sein! An Leuten wie Schönberg, Webern oder Ligeti hat sich also niemand "gerieben"? Und Kafka, Thomas Mann, Camus oder Garcia Márquez sind öde?

Und von der modernen (inzwischen ja post-postmodernen) bildenden Kunst, die Dich nicht interessiert, will ich gar nicht erst anfangen. Man muß sich natürlich nicht für sie interessieren - es soll ja auch Leute geben, die kein Interesse am Sexuellen haben - aber wie will man auf Ignoranz irgendeine Art von kulturellem Urteil aufbauen?

Ich denke, den einzigen Vorzug, den das Neunzehnte Jahrhundert vor dem zwanzigsten in Sachen Kultur hat, ist, daß man noch so halbwegs einen Überblick haben kann (bzw. die Illusion eines Überblicks), während die Lebendigkeit der Kultur im 20. Jahrhundert einfach zu vielfältig ist, um das alles noch ordentlich in Schubladen packen und mit Querverweisen versehen zu können. Aber nicht alles, was endlos weitläufig ist, ist auch gleich eine Wüste!
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Malcolm
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Beitrag(#818960) Verfasst am: 16.09.2007, 04:16    Titel: Antworten mit Zitat

Schönberg, Webern und Ligeti interessieren mich nicht, Thomas Mann, Kafka und Camus schon. Na ja, verklärte Nacht von Schönberg ist recht schön.

Es gibt aber sicher Gründe, warum mich etwas interessiert und warum nicht. Das sind einfach Erfahrungen, die man sammelt. Sicher generalisiert man aufgrund solcher Erfahrungen, aber ist das nicht normal? Warum soll ich, wenn ich keine Kirschen mag, alle möglichen Sorten von Kirschen ausprobieren, ob ich nicht wohl doch irgendwann einmal irgendeine Sorte Kirschen mag? Das käme mir reichlich hirnrissig vor.


Zuletzt bearbeitet von Malcolm am 16.09.2007, 04:20, insgesamt einmal bearbeitet
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Chinasky
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Anmeldungsdatum: 27.03.2006
Beiträge: 1264
Wohnort: Hoher Norden

Beitrag(#818961) Verfasst am: 16.09.2007, 04:17    Titel: Antworten mit Zitat

Kramer hat folgendes geschrieben:
Malcolm hat folgendes geschrieben:
Die "Neuerer" sind dagegen nur Eintagsfliegen, in der Gegenwart erregen sie Sensation, aber später dann sind sie schnell vergessen.


Das mag für die Kunst gelten, die Konservative gerne hochhalten.



Auch für die bildende Kunst ist das kompletter Unsinn: Duchamp, Kandinsky, Klee, Dix, Malewitsch, Matisse, Picasso, Pollock, Rothko, Jasper Johns, Beuys, Richter... Eintagsfliegen?!
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groundhog
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Anmeldungsdatum: 11.03.2007
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Beitrag(#818962) Verfasst am: 16.09.2007, 04:18    Titel: Antworten mit Zitat

@Malcom

Dein Posting ist wahrscheinlich genau die Reaktion die sich der Herr Kardinal so gewünscht hat. Überlegen wir nochmal, was der Typ sagen möchte:

Nur ordentliche Kunst ist Kultur. Was ist ordentliche Kunst? Da wo entweder der Papst drauf ist, die heilige Maria, oder das liebe Jesuskind, und ähnliches "sakrales" Gedöns.

Diese Meinung ist ziemlich von gestern und das weis der Kardinal auch. Damit lockt man keinen mehr hinter Ofen hervor und ein braver Katholik kennt das sowieso nicht anders. Wie bringt der Herr nun dazu auch den Rest der Gesellschaft in diese Richtung zu bewegen?

Er nimmt eine konservative Stammtisch Meinung die in dieselbe Kerbe stoest: "Neue Kunst ist Scheiße" und spricht sie auf möglichst provokante Weise aus.

Wenn er dick genug aufgetragen hat (siehe Nazivokabular) kann auch der Rest der Gesellschaft das nicht mehr ignorieren. Eine vorher undenkbare reaktionäre Meinung rückt ins Zentrum der öffentlichen Diskussion. Die Mischung aus deftigen Populismus mit theologischen Ueberbau spricht gleich mehrer Bevölkerungsteile an:

- die Katholen fressen das Geschwurbel und werden durch die Reaktion der Presse, die sich über das Nazivokabular aufregt, zusammengeschweißt und in ihrer Meinung bestärkt. Der Kardinal kann sich als Opfer der Presse darstellen, weil die auf ihn eindrischt (wegen der Wortwahl) obwohl er die Wahrheit gesagt habe.

- alle, die neue Kunst noch nie toll fanden, werden bestätigt und finden das ganz toll jetzt auch eine vermeintlich intellektuelle Begründung dafür zu haben >> sie betrachten die Kirche nun als wahrer ihrer konservativen Werte.

- der intellektuelle Rest ist nun gezwungen, weil jeder darüber redet, sich mit dem theologischem Blabla auseinanderzusetzen, das bekanntlich unwiderlegbar ist

Kurz: Diese Mischung aus Populismus mit theologischen überbau macht des Kardinals Position quasi unwiderlegbar, weil man dazu wahlweise gegen plumpe Ignoranz oder theologischen Geschwurbel ankämpfen müsste.


Diese reaktionäre Meinungsmache kann man bei vielen Themen der Kirche finden. Immer wird dem antiquierten theologischen Blödsinn ein oder mehrer Argumente vorgeschoben und dann diese deftig aufgetragen.
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"Ich bin nicht wie die anderen, aber ich kann es vortäuschen.“ (Kurt Cobain)


Zuletzt bearbeitet von groundhog am 16.09.2007, 04:23, insgesamt einmal bearbeitet
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Chinasky
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Anmeldungsdatum: 27.03.2006
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Wohnort: Hoher Norden

Beitrag(#818963) Verfasst am: 16.09.2007, 04:21    Titel: Antworten mit Zitat

Malcolm hat folgendes geschrieben:
Schönberg, Webern und Ligeti interessieren mich nicht, Thomas Mann, Kafka und Camus schon.


Aber worum geht es Dir denn? Du kannst doch nicht Deine persönlichen kulturellen Vorlieben zu irgendeiner Art Maßstab machen? Ich verstehe wirklich nicht, worauf Deine Argumentation überhaupt abzielt. Verwundert Und wenn Dich Schönberg nicht interessiert - kann Dich dann auch der Dr. Faustus eines Thomas Mann nicht neugierig machen? Und selbst wenn nicht - das sind nun mal Altmeister der modernen Klassik, an denen sich natürlich die nachfolgenden Komponistengenerationen reiben!
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Anmeldungsdatum: 08.06.2006
Beiträge: 621
Wohnort: Essen

Beitrag(#818965) Verfasst am: 16.09.2007, 04:57    Titel: Antworten mit Zitat

Moin,
Der echte Meisner Fan kann sich nun mit diesem Aufkleber
sein Umfeld verschönern. (Auf meinem Rechner gefunden..)

War es nicht auch Meisner der beim WJT sagte dass gottlose Erziehung nur zu geistigen Krüppeln führen könne?
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Malcolm
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Anmeldungsdatum: 25.07.2007
Beiträge: 1231
Wohnort: Hamburg

Beitrag(#818967) Verfasst am: 16.09.2007, 05:00    Titel: Antworten mit Zitat

groundhog hat folgendes geschrieben:
@Malcom

Dein Posting ist wahrscheinlich genau die Reaktion die sich der Herr Kardinal so gewünscht hat. Überlegen wir nochmal, was der Typ sagen möchte:

Nur ordentliche Kunst ist Kultur. Was ist ordentliche Kunst? Da wo entweder der Papst drauf ist, die heilige Maria, oder das liebe Jesuskind, und ähnliches "sakrales" Gedöns.

Diese Meinung ist ziemlich von gestern und das weis der Kardinal auch. Damit lockt man keinen mehr hinter Ofen hervor und ein braver Katholik kennt das sowieso nicht anders. Wie bringt der Herr nun dazu auch den Rest der Gesellschaft in diese Richtung zu bewegen?

Er nimmt eine konservative Stammtisch Meinung die in dieselbe Kerbe stoest: "Neue Kunst ist Scheiße" und spricht sie auf möglichst provokante Weise aus.

Wenn er dick genug aufgetragen hat (siehe Nazivokabular) kann auch der Rest der Gesellschaft das nicht mehr ignorieren. Eine vorher undenkbare reaktionäre Meinung rückt ins Zentrum der öffentlichen Diskussion. Die Mischung aus deftigen Populismus mit theologischen Ueberbau spricht gleich mehrer Bevölkerungsteile an:

- die Katholen fressen das Geschwurbel und werden durch die Reaktion der Presse, die sich über das Nazivokabular aufregt, zusammengeschweißt und in ihrer Meinung bestärkt. Der Kardinal kann sich als Opfer der Presse darstellen, weil die auf ihn eindrischt (wegen der Wortwahl) obwohl er die Wahrheit gesagt habe.

- alle, die neue Kunst noch nie toll fanden, werden bestätigt und finden das ganz toll jetzt auch eine vermeintlich intellektuelle Begründung dafür zu haben >> sie betrachten die Kirche nun als wahrer ihrer konservativen Werte.

- der intellektuelle Rest ist nun gezwungen, weil jeder darüber redet, sich mit dem theologischem Blabla auseinanderzusetzen, das bekanntlich unwiderlegbar ist

Kurz: Diese Mischung aus Populismus mit theologischen überbau macht des Kardinals Position quasi unwiderlegbar, weil man dazu wahlweise gegen plumpe Ignoranz oder theologischen Geschwurbel ankämpfen müsste.


Diese reaktionäre Meinungsmache kann man bei vielen Themen der Kirche finden. Immer wird dem antiquierten theologischen Blödsinn ein oder mehrer Argumente vorgeschoben und dann diese deftig aufgetragen.


Da ist natürlich was dran. Nur was soll ich dazu sagen? Natürlich ist vieles was in der Bibel steht einfach Blödsinn, das weiß ich schließlich selbst. Meine Haltung zum Christentum ist einfach kompliziert - gelinde gesagt. Einerseits möchte ich einem intelligenten Menschen ( und hier sind ja überhaupt nur intelligente Menschen) nicht vortäuschen, daß ich an den Quatsch mit dem lieben Gott glaube. Andererseits wird nun überhaupt viel Quatsch geglaubt, nicht nur von den Christen, sondern auch von den Esoterikern und den Atheisten. Von allem Quatsch, der geglaubt wird, steht mir aber der christliche Quatsch möglicherweise doch am nächsten. Daher bin ich so ein Kryptochrist, ich kann es ja nicht leugnen.

Ich weiß auch, daß die Meisnerschen Provokationen bewußt geplant und beabsichtigt sind. Ich halte den Mann nicht für so dumm, daß er das nicht selber weiß. Stammtischgerede? Mag sein. Mischung zwischen Stammtischgerede und religiösem Geschwurbel? Mag auch sein.

Ich wundere mich halt schon über die Unantastbarkeit höchster Würdenträger. Ich wundere mich, finde sie aber andererseits auch wieder gut. Der Mann kann sich das leisten, keiner wird seinen Rücktritt fordern. Ein Kardinal tritt nicht zurück. Und irgendwie finden die Leute das gut. Natürlich ist das ganze endlos verlogen, das weiß ich selbst. Aber irgendwie hat das was. Sowenig ein Stammtischprolet sich von seinem Stammtisch vertreiben läßt, mag er auch den größtmöglichen Unsinn reden, sowenig läßt sich ein Kardinal als Kardinal vertreiben. Das gefällt den Leuten, da bin ich mir sicher.

"Entartung" - immerhin nicht der Kunst sondern der Kultur - war natürlich schon eine ganz schöne Provokation. Aber auch das wird vielen heimlich gefallen. Nicht, weil sie die Nazizeit zurückhaben möchten - das ist nun wirklich der größtmögliche Blödsinn. Sondern weil sie der Meinung sind, daß die Moderne die Tatsache, daß sie unter Hitler ( und sicher auch unter Stalin) unterdrückt waren, in der Folgezeit weidlich ausgenutzt haben. Und hatten die Nazis nicht auch mit der "entarteten Kunst", auch wenn sie es damit natürlich übertrieben haben, ein bißchen recht? Ich rede mal so, wie ein Stammtischprolet eben so denkt.

Und in diese Kerbe haut der Meisner eben mal so voll rein, und schwindelt einem das ganze religiöse Gedöns mal so eben unter.

Und an solchen Dingen habe ich als Konservativer, der ich nun mal eben bin, schon meine klammheimliche Freude.
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wasistreal
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Beitrag(#818968) Verfasst am: 16.09.2007, 05:24    Titel: Antworten mit Zitat

Der Redekunst werden drei Ziele zugeschrieben, die ein Schriftsteller verfolgen kann:

- den Verstand lehren
- das Gemüt bewegen
- den Sinnen schmeicheln

Ich denke, Kunst im Allgemeinen wird vom Betrachter genau unter diesen Gesichtspunkten bewertet. Der subjektive Gesamteindruck setzt sich aus diesen drei Aspekten zusammen.

Nun unterscheiden sich die Betrachter, Leser, Hörer usw. in ihrer Wahrnehmungsfähigkeit, in ihrer Interpretationsfähigkeit dessen, was sie wahrnehmen, und in der Bewertung der Interpretation.
Die Wahrnehmungsfähigkeit kann man trainieren, die Interpretationsfähigkeiten werden durch Bildung vergrößert und die Bewertung hängt von den durch die Interpretation angeregten Assoziationen ab.
Darüber hinaus entscheiden noch die augenblicklichen Bedürfnisse des Betrachters und dessen Gemütsverfassung über die Qualität der Bewertung.
Wenn man dem folgen will, ahnt man schon die Komplexität dessen, was hinter dem Urteil "Das gefällt mir und das gefällt mir nicht" steckt.

Wenn man nun darin übereinstimmt, dass der Mensch sich über die Dauer seines Leben lernend verhält, dass sich seine Wahrnehmung verändert, seine Bildung vergrößert und sich aufgrund seiner Erfahrungen die Bewertungen verändern, so sollte es nicht verwundern, dass sich ein Geschmack mit der Zeit ebenfalls verändert. Tut er das nicht oder nur unwesentlich, so scheint doch eine gewisse "Erstarrung" des Betrachters in einem oder gar in mehreren Bereichen, die zur Urteilsfällung benötigt werden, vorzuliegen.

Vor diesem Hintergrund wird verständlich, warum ein Kardinal Meisner urteilt, wie er urteilt, und warum er sogar "stolz" darauf ist, so zu urteilen. Sieht es doch gerade die Katholische Kirche als ihr oberstes Ziel sich nicht zu verändern.

In Zeiten der großen Veränderungen, wie wir sie erleben, steigt das Bedürfnis nach etwas Bekanntem, etwas Vertrautem, etwas, das schon immer so war, wie es ist. Dieses gewinnt an Zustimmung, und die Zustimmung erfolgt nur aufgrund der "Erstarrung", unabhängig von dessen Absichten, Zielen, Regeln oder Ansichten.
Und das Bedürfnis nach dem Vertrauten ist umso größer, je fremder man sich fühlt und je weniger Zutrauen man zu sich selbst hat, im Fremden zufrieden zu leben.

Das mag eine Erklärung für das Umfrageergebnis bei "Der Welt" sein.
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astarte
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Beitrag(#818975) Verfasst am: 16.09.2007, 08:06    Titel: Antworten mit Zitat

VT_340 hat folgendes geschrieben:
Moin,
Der echte Meisner Fan kann sich nun mit diesem Aufkleber
sein Umfeld verschönern. (Auf meinem Rechner gefunden..)

War es nicht auch Meisner der beim WJT sagte dass gottlose Erziehung nur zu geistigen Krüppeln führen könne?


Jo:
Zitat:
Zunächst kommt nur die Wirklichkeit an das Kind
ran, die die Eltern ranlassen. Wenn sie die Wirklichkeit Gottes nicht eröffnen, werden die Kinder
zu geistigen Krüppeln.


Hier eine kleine Übersicht: http://www.spiegel.de/politik/debatte/0,1518,468059,00.html
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Agnost
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Beitrag(#818976) Verfasst am: 16.09.2007, 08:07    Titel: Antworten mit Zitat

Malcolm hat folgendes geschrieben:
Wir müssen uns nicht darüber unterhalten, daß Meisners Meinung über Kultur als gottlos=entartet indiskutabel ist.

Klar darf man Kunst gräßlich finden, es nutzt nur nichts. Man muß auch bei Kunst die Frage nach der Macht stellen. Es geht auch bei Kunst um Macht. Wer bestimmt, welche Kunst sich in Theatern, Opernhäusern, Universitäten oder Redaktionen durchsetzt und welche nicht? Das hat auch mit Macht zu tun. Und der Konservative fühlt sich hier oft machtlos.


Nun, insofern es sich um subventionierte Kunst handelt, entscheiden "Gremien",

wenn es sich um nicht subventionierte Kunst handelt, die Lust der kommerziellen Vermittler, was gezeigt oder gespielt wird.
Bei der nicht subventionierten Kunst, entscheidet auf die Dauer das Publikum über ihre Geldbörse.

Also besteht dein Problem nur bei der subventionierten Kunst.
Nun, da müssten sich eben genug konsevative "Anerkannte Kunstsachverständige" finden lassen um in die "Gremien" der Subventionstöpfe einzutreten.
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astarte
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Beiträge: 46545

Beitrag(#818978) Verfasst am: 16.09.2007, 08:34    Titel: Antworten mit Zitat

wasistreal hat folgendes geschrieben:
Der Redekunst werden drei Ziele zugeschrieben, die ein Schriftsteller verfolgen kann:

- den Verstand lehren
- das Gemüt bewegen
- den Sinnen schmeicheln

Ich denke, Kunst im Allgemeinen wird vom Betrachter genau unter diesen Gesichtspunkten bewertet. Der subjektive Gesamteindruck setzt sich aus diesen drei Aspekten zusammen.

Nun unterscheiden sich die Betrachter, Leser, Hörer usw. in ihrer Wahrnehmungsfähigkeit, in ihrer Interpretationsfähigkeit dessen, was sie wahrnehmen, und in der Bewertung der Interpretation.
Die Wahrnehmungsfähigkeit kann man trainieren, die Interpretationsfähigkeiten werden durch Bildung vergrößert und die Bewertung hängt von den durch die Interpretation angeregten Assoziationen ab.
Darüber hinaus entscheiden noch die augenblicklichen Bedürfnisse des Betrachters und dessen Gemütsverfassung über die Qualität der Bewertung.
Wenn man dem folgen will, ahnt man schon die Komplexität dessen, was hinter dem Urteil "Das gefällt mir und das gefällt mir nicht" steckt.


Dieses Urteil (gefällt mir/gefällt mir nicht oder interessiert mich/interessiert mich nicht) steht ja jedem zu, aber deswegen alles andere als Nicht-Kunst abzuqualifizieren ist schon höchst ignorant. Es muss eben eine gewisse Offenheit vorhanden sein, ein von-sich-absehen-können, wenn man nicht nur das als Kunst wahrnimmt, das dem eigenen Sinn von Schönheit und bewundernswertem kreativem Können, entspricht. Meisner sortiert zusätzlich noch nach sakralem Inhalt aus - was für eine traurige Einengung der Wahrnehmung. Oder einfach alles neue moderne ablehnen: nur was modert, ist Kunst?

wasistreal hat folgendes geschrieben:
Wenn man nun darin übereinstimmt, dass der Mensch sich über die Dauer seines Leben lernend verhält, dass sich seine Wahrnehmung verändert, seine Bildung vergrößert und sich aufgrund seiner Erfahrungen die Bewertungen verändern, so sollte es nicht verwundern, dass sich ein Geschmack mit der Zeit ebenfalls verändert. Tut er das nicht oder nur unwesentlich, so scheint doch eine gewisse "Erstarrung" des Betrachters in einem oder gar in mehreren Bereichen, die zur Urteilsfällung benötigt werden, vorzuliegen.

Wenn die Toleranz fehlt, anderen Geschmäckern ebenfalls das Prädikat Kunst zuzugesehen.
Vor diesem Hintergrund wird verständlich, warum ein Kardinal Meisner urteilt, wie er urteilt, und warum er sogar "stolz" darauf ist, so zu urteilen. Sieht es doch gerade die Katholische Kirche als ihr oberstes Ziel sich nicht zu verändern.

In Zeiten der großen Veränderungen, wie wir sie erleben, steigt das Bedürfnis nach etwas Bekanntem, etwas Vertrautem, etwas, das schon immer so war, wie es ist. Dieses gewinnt an Zustimmung, und die Zustimmung erfolgt nur aufgrund der "Erstarrung", unabhängig von dessen Absichten, Zielen, Regeln oder Ansichten.
Und das Bedürfnis nach dem Vertrauten ist umso größer, je fremder man sich fühlt und je weniger Zutrauen man zu sich selbst hat, im Fremden zufrieden zu leben.

Das mag eine Erklärung für das Umfrageergebnis bei "Der Welt" sein.


Ja, traurig aber wahr. Das mag auch eine Erklärung dafür sein, dass viele wieder nach der vertrauten Sicherheit durch die Strukturierung ihres ganzen Lebens - nicht nur der Beurteilung was ist Kunst, sondern was ist Moral, was ist richtig, was ist falsch und was muss ich am Sonntag Vormittag tun? - durch die Religion bzw Kirche, rufen. Schlimm finde ich das, schlimm.
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Beitrag(#818985) Verfasst am: 16.09.2007, 09:43    Titel: Antworten mit Zitat

kunst ist geschmackssache.
unabhängig davon ob sie einen religiösen bezug hat oder nicht kann sie nach bestimmten maßstäben qualitativ gut oder schlecht sein.

religion hat mit kunst so viel zu tun wie z.b. fußball oder autos.

meisner hat aber, wie Kramer richtigstellte, nicht über kunst im speziellen sondern über kultur im allgemeinen gesprochen und es geht ihm nicht um geschmackssachen, sondern um einen konsens des zusammenlebens, den er zugunsten des rk-glaubens geprägt sehen will.

mit der gleichstellung von kunst mit kultur versucht er seinen geschmack als maßstab festzulegen, dem sich alle zu beugen haben.

das ist in etwa so als würde ich behaupten eine kultur ohne fußball sei entartet, nur weil ich mir ein leben ohne fußball nicht vorstellen kann. das mag für einzelne oder auch gruppen gelten - kann aber niemals auf die menschheit angewendet werden ohne sie zu bevormunden.

eine inhaltliche auseinandersetzung mit meisners provokation halte ich daher für müßig.
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Beitrag(#818987) Verfasst am: 16.09.2007, 09:53    Titel: Antworten mit Zitat

Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben:
zelig hat folgendes geschrieben:

Mal an die Anderen. An dieser Entgleisung gibt es nichts zu beschönigen. Punkt.


Das sieht KATH.NET ganz anders, und dokumentiert die umstrittene Rede.


Ich glaube Zelig meinte nicht den Artikel, sondern Esperantos Erguss.
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Rasmus
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Beitrag(#818988) Verfasst am: 16.09.2007, 09:53    Titel: Antworten mit Zitat

Malcolm hat folgendes geschrieben:
Da ist natürlich was dran. Nur was soll ich dazu sagen? Natürlich ist vieles was in der Bibel steht einfach Blödsinn, das weiß ich schließlich selbst.


Nur "vieles"?

Zitat:
Meine Haltung zum Christentum ist einfach kompliziert - gelinde gesagt. Einerseits möchte ich einem intelligenten Menschen ( und hier sind ja überhaupt nur intelligente Menschen) nicht vortäuschen, daß ich an den Quatsch mit dem lieben Gott glaube. Andererseits wird nun überhaupt viel Quatsch geglaubt, nicht nur von den Christen, sondern auch von den Esoterikern und den Atheisten. Von allem Quatsch, der geglaubt wird, steht mir aber der christliche Quatsch möglicherweise doch am nächsten. Daher bin ich so ein Kryptochrist, ich kann es ja nicht leugnen.


Was soll das sein, ein Kryptochrist?

Wieso meinst Du, man müsse zwigend irgendwelchen Quatsch glauben?

Und insbesondere: Was für eine Sorte Quatsch meinst Du, würden Atheisten glauben?

Zitat:
Ich weiß auch, daß die Meisnerschen Provokationen bewußt geplant und beabsichtigt sind. Ich halte den Mann nicht für so dumm, daß er das nicht selber weiß. Stammtischgerede? Mag sein. Mischung zwischen Stammtischgerede und religiösem Geschwurbel? Mag auch sein.


Nein: Ist so.

Erschreckenderweise scheint Dir das aber herzlich egal zu sein.

Zitat:
Und an solchen Dingen habe ich als Konservativer, der ich nun mal eben bin, schon meine klammheimliche Freude.


Bißchen Faschismus macht Spass, ja? So ganz klammheimlich ...
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