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Celsus-2006 Unpapst
Anmeldungsdatum: 26.07.2006 Beiträge: 1617
Wohnort: Süddeutschland
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(#820522) Verfasst am: 18.09.2007, 11:18 Titel: Immanuel Kant - Atheist oder gottgläubig |
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Hallo,
aufgrund einer Äußerung von narziss, Kant habe an Gott geglaubt, möchte ich die Runde mal fragen, ob sich dies belegen lässt. Mir ist er, (Kant, nicht narziss) nach der Lektüre einiger seiner Bücher sowie einiger Sekundärliteratur, als der "Alleszermalmer" bekannt, und er gilt für mich als Paradebeispiel für den Sieg der Vernunft und des Geistes über jedes religiöse Empfinden.
Allenfalls hat er/ musste er in Einleitungen und Briefen ab und an gottesfürchtige und artige Formulierungen wählen, um mit dem preußischen König und Arbeitgeber (dem Nachfolger Friedrich des Großen) keinen Ärger zu bekommen.
Aber wir werden es hier sicherlich ergründen...
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Schmerzlos auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 02.08.2003 Beiträge: 4554
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(#820588) Verfasst am: 18.09.2007, 12:29 Titel: Re: Immanuel Kant - Atheist oder gottgläubig |
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Celsus-2006 hat folgendes geschrieben: | Hallo,
aufgrund einer Äußerung von narziss, Kant habe an Gott geglaubt, möchte ich die Runde mal fragen, ob sich dies belegen lässt. Mir ist er, (Kant, nicht narziss) nach der Lektüre einiger seiner Bücher sowie einiger Sekundärliteratur, als der "Alleszermalmer" bekannt, und er gilt für mich als Paradebeispiel für den Sieg der Vernunft und des Geistes über jedes religiöse Empfinden.
Allenfalls hat er/ musste er in Einleitungen und Briefen ab und an gottesfürchtige und artige Formulierungen wählen, um mit dem preußischen König und Arbeitgeber (dem Nachfolger Friedrich des Großen) keinen Ärger zu bekommen.
Aber wir werden es hier sicherlich ergründen... |
"..."
Da aber also die sittliche Vorschrift zugleich meine Maxime ist (wie denn die Vernunft gebietet, dass sie es sein soll), so werde ich unausbleiblich ein Dasein Gottes und ein künftiges Leben glauben und bin sicher, dass diesen Glauben nichts wankend machen könne, weil dadurch sittliche Grundsätze selbst umgestürzt werden würden, denen ich nicht entsagen kann, ohne in meinen eigenen Augen verabscheuungswürdig zu sein.
"..."
(Kant: Kritik der reinen Vernunft, Bd.3)
http://de.wikipedia.org/wiki/Seele#Kant
- Du scheinst Kant irgendwie zu verwechseln ?
Es gibt zweifellos ein paar deutliche Unterschiede zu den
traditionellen Vorstellungen hiesiger Religionen bei Kant.
Begriffe wie z.B. Seele oder Gott sind in vieler Hinsicht
anders belegt oder differenzierter.
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HFRudolph Bright
Anmeldungsdatum: 24.08.2006 Beiträge: 1229
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(#820656) Verfasst am: 18.09.2007, 13:17 Titel: |
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Handelt es sich nicht um eine rein konstruierte (hypothetische) Form des Gottesglaubens, um ein moralisches System zu stützen?
Der kategorische Imparativ ist doch auch im Konjunktiv formuliert, wenn ich mich recht entsinne.
Ist Kant nicht sogar verurteilt worden wegen Gotteslästerung? (Ich schlage das noch mal nach...)
Zitat: | HFRudolph schrieb:
Zur Realität führt Kant aus, dass die Erfahrung die Dinge nicht so zeige, wie sie sind, sondern nur so, wie sie allen vernünftigen Menschen erscheinen müssen (so!).
Da wir die Erkenntnisformen nur durch Erscheinungen erfassen können, die uns die Erfahrung gegeben hat, muss ihre Anwendung auf alles, was darüber hinausgeht, auf Transzendentales nämlich (meine Meinung dazu: z. B. Gott), zu leeren und unbeweisbaren Spekulationen führen!
Kant sagt, dass die Schlüsse, mit denen unsere Vernunft etwas über die Existenz Gottes aussagen wolle, das Denken in "unauflösbare Antinomien (Widersprüche) und unhaltbare Beweise" verwickeln würden. |
Man muss auch genau aufpassen, was Kant am Anfang gesagt hat und welcher Ansicht er zuletzt war.
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Celsus-2006 Unpapst
Anmeldungsdatum: 26.07.2006 Beiträge: 1617
Wohnort: Süddeutschland
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(#820723) Verfasst am: 18.09.2007, 14:16 Titel: |
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Mit dieser Aussage in deinem Zitat wäre er dann zumindest ein Agnostiker und der Gottesglaube wäre zumindest eine im engsten Wortsinn unvernünftige Spekulation.
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#820734) Verfasst am: 18.09.2007, 14:33 Titel: |
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HFRudolph hat folgendes geschrieben: | Handelt es sich nicht um eine rein konstruierte (hypothetische) Form des Gottesglaubens, um ein moralisches System zu stützen? |
Das ist auch mein Verständnis.
Kant hat - nach meiner Interpretation und etwas grob ausgedrückt - zuerst die Religion (als metaphysisches Weltbild) zermalmt, ihm fehlte aber Kraft oder Wille, seine eigenen Erkenntnisse auch auf die Moral anzuwenden. So führte er, um eine "absolute" Moral begründen zu können, doch wieder ein Prinzip ähnlich einem "philosophischen Gott" ein.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Anmeldungsdatum: 02.08.2003 Beiträge: 4554
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(#820753) Verfasst am: 18.09.2007, 14:55 Titel: |
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step hat folgendes geschrieben: | HFRudolph hat folgendes geschrieben: | Handelt es sich nicht um eine rein konstruierte (hypothetische) Form des Gottesglaubens, um ein moralisches System zu stützen? |
Das ist auch mein Verständnis.
Kant hat - nach meiner Interpretation und etwas grob ausgedrückt - zuerst die Religion (als metaphysisches Weltbild) zermalmt, ihm fehlte aber Kraft oder Wille, seine eigenen Erkenntnisse auch auf die Moral anzuwenden. So führte er, um eine "absolute" Moral begründen zu können, doch wieder ein Prinzip ähnlich einem "philosophischen Gott" ein. |
- Kants Philosophie gehört zur "Metaphysik". Ihn als Gegner der
"Metaphysik" zu betrachten, wäre dann doch etwas merkwürdig...
Natürlich kann man zugestehen und auch würdigen, dass er sich zur Religion
kritisch geäußert hat. Man muß sich aber auch darüber im Klaren sein,
dass "der Gott der Philosophen" nicht zwangsläufig
"der Gott der Religionen" sein muß.
Kant glaubte ja an ein sogenanntes "Ding an sich".
(ein philosophischer Gott)
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Celsus-2006 Unpapst
Anmeldungsdatum: 26.07.2006 Beiträge: 1617
Wohnort: Süddeutschland
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(#820769) Verfasst am: 18.09.2007, 15:15 Titel: |
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Das entspräche dann in etwa dem Gott von Aristoteles, einem pefekten, vollkommen Höchsten, das nur sich selbst denkt.
Das aber ist jedenfalls so weit von einem Gott eines Monotheismus entfernt, dass es für mich dem Atheismus im Verständnis der Christen und Muslims etc. gleichkommt. Denn so ein Gott beobachtet uns nicht, kommuniziert nicht mit uns, beten ist selbstverständlich Unsinn und Priester ebenso. Er hat auch keineswegs zwingend die Welt oder das Leben geschaffen. Er ist eine bloße philosophische Kategorie, bzw. eine logisch notwendige Entität zur Definition eines Vollkommenen, an dem alles andere gemessen werden kann.
In diesem Sinne ist Kant für mich Atheist.
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tanktoon registrierter User
Anmeldungsdatum: 07.09.2007 Beiträge: 142
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(#820776) Verfasst am: 18.09.2007, 15:21 Titel: |
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HFRudolph hat folgendes geschrieben: |
Der kategorische Imparativ ist doch auch im Konjunktiv formuliert, wenn ich mich recht entsinne.
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"Handle nur nach derjenigen Maxime, von der du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde."
Wo siehst du denn da einen Konjunktiv?
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Celsus-2006 Unpapst
Anmeldungsdatum: 26.07.2006 Beiträge: 1617
Wohnort: Süddeutschland
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(#820781) Verfasst am: 18.09.2007, 15:22 Titel: |
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tanktoon hat folgendes geschrieben: | HFRudolph hat folgendes geschrieben: |
Der kategorische Imparativ ist doch auch im Konjunktiv formuliert, wenn ich mich recht entsinne.
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"Handle nur nach derjenigen Maxime, von der du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde."
Wo siehst du denn da einen Konjunktiv? |
Dein Avatar gefällt mir, er ist nur so schrecklich unruhig...
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kynos registrierter User
Anmeldungsdatum: 20.04.2006 Beiträge: 163
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(#820803) Verfasst am: 18.09.2007, 15:53 Titel: Kants "Gott": eine "regulative Idee" zum Ordnen von Gedanken |
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Soweit ich Kant verstanden habe, bezeichnet er mit dem Begriff "Gott" eine von drei seiner "regulativen Ideen".
In seiner "Kritik der reinen Vernunft" will er die Physik im Sinne von Galilei/Newton hinsichtlich ihrer Erkenntnismöglichkeiten untersuchen. (Etwa das, was bis heute in Schulphysikbüchern als Natur bezeichent wird, wie sie von der Kanonenkugelflugbahnformel "y gleich x-Quadrat" als Inbegriff von neuzeitlicher Naturwissenschaft beschrieben wird. Galilei hat das im Dreißigjährigen Krieg entwickelt und teuer an Politiker verkauft, damit er seine Bordellkosten abdecken konnte - soweit zum Hintergrund von "Natur"wissenschaft. Ein guter Philosoph wie Kant hat dann mal nachgebohrt, was diese Art von Erkennen denn überhaupt erkennt.) Kant unterscheidet zwischen Aussagen a priori, ohne Sinneswahrnehmung, wie etwa "2 plus 3 ist 5", und Ausagen a posteriori, mit Sinneswahrnehmung, wie etwa "2 Äpfel plus 3 Äpfel sind 5 Äpfel" oder "Es regnet", wenn man gerade nass wird. Solche a-posteriori-Aussagen bedürfen der sinnlichen Bestätigung, wenn sie Erkenntnis sein sollen. Er sagte ungefähr: Sinnliche Wahrnehmungen ohne Begriffe sind blind, Begriffe ohne sinnliche Wahrnehmungen sind leer.
Aussagen lassen sich Kant zufolge in 4 Kategorien unterteilen, eine davon ist die "Kausalität" (wenn-dann). Kausalität ist aber für Kant NUR eine Kategorie: "Wenn ich viel esse, werde ich dick." Es könnte aber auch sein, dass jemand Bergmann ist, viel Nahrung braucht und deshalb nicht dick wird. Nach Kant wird Kausalität in die Natur sozusagen hineininterpretiert. Das "Ding für uns" ist, wie wir es erkennen und beschreiben. Das "Ding an sich" bleibe unerkennbar. Es ist eher Glück als verlässliche Sicherheit, wenn die gedachte Kausalität und die Kausalität in der Natur parallel laufen.
Die Kategorien ordnen (logisch-grammatisch) einzelne Aussagesätze, was für Kant Tätigkeit des "Verstandes" ist. Dann aber ist die "Vernunft" gefragt. Wir machen viele Aussagesätze, die irgendwie in ein logisches System gebracht werden wollen. Die Vernunft habe hierzu drei regulative Ideen: Natur, Seele und Gott. Mit der Idee "Natur" werden Aussagen über all das zusammengefasst, was sich auf das Zusammenspiel von Kategorien und Sinneswahrnehmungen bezieht. Mit der Idee "Seele" werden alle Aussagen zusammengefasst, die ein konsistentes "Ich" bilden und sich auf das Denken beziehen. (Das sage ich jetzt mal holprig ohne mühsames Nachlesen. Jedenfalls ist "Seele" bei Kant etwas wie erkennbar denkender Geist, keinesfalls etwas mit Gefühlen wie in der Romantik oder Unterbewusstsein wie bei Freud und auch nichts unabhängig vom Leib.) Mit der Idee "Gott" bezeichnet Kant die Zusammenfassung aller Aussagen von "Natur" und "Seele". "Gott" (in der Naturerkenntis im Sinne der Physik nach Galiei/Newton) ist für Kant also eine Art gedanklicher Knoten, mit dem alle anderen Gedankenfäden geordnet zusammengeknüpft werden, wie etwa zwei Zöfpe (Natur, Seele) zu einem größeren Zopf (Gott), damit sie nicht durcheinanderirren.
Dann gibt es bei Kant noch die "Ethik", Thema der "Kritik der praktischen Vernunft". Hier kenne ich mich weniger aus. Soviel denke ich zu verstehen: In der Naturerkenntnis brauche man Kategorien und Sinne, um etwas zu erkennen. In der Ethik brauche man keinen sinnlichen Bezug und es gebe für das Sollen auch gar keinen sinnlichen Maßstab, man müsse sich sozusagen die Ethik und die Regeln, mit denen man Ethik geistig schöpferisch produziert, selber zusammenstellen, autonom, aber nicht willkürlich, sondern z.B. nach dem berühmten kategorischen Imperativ, der Anwendung von Kategorien in der Ethik. (So etwas wie Mitgefühl scheint es in Kants Ethik nicht als Kategorie zu geben.)
Irgendwo habe ich gelesen (Ich weiß nicht mehr wo, weiß es jemand? Ich sage schon jetzt "Danke" für die Belegstelle.), dass Kant bisweilen zu Gottesdiensten eingeladen worden sei, sich in solchen Fällen höflich mit auf den Weg gemacht habe um sich kurz vor dem Erreichen des Tempels unter einem Vorwand zu verdrücken. Kant war wie Goethe Freimaurer, Kant in der Loge zum Totenkopf und Phönix in Königsberg/Preußen. Einer von Kants Lehrstuhlnachfolgern war kurzzeitig Konrad Lorenz, der auf andere Weise Kategorien der Ethik untersucht hat, sehr sinnlich und naturnäher als Kant mit Graugänsen im Teich schwimmend.
"Gott" war für Kant gewiss eine Ordnung stiftende Brainsoftware für Gedankenfäden. Ob er darüber hinaus - unabhängig vom erkennenden Subjekt - einen existierenden Gott angenommen hat oder, wie er es auch an anderen Stellen tut, gängige schulische Konzepte reflektiert, ohne eigene Überzeugung? Er wird es wohl selber nicht genau gewusst haben. In der in der "Kritik der reinen Vernunft" hat er einige traditionelle Gottesbeweise als Kategorien- und Ideentheater entlarvt, das ohne sinnliche Bestätigung wie ein Phantasietraum leere Aussagen vor sich hin webt. Beispiel: Wenn man sich vorstelle, dass man 100 Taler hat und sich obendrein vorstellt, dass man sie wirklich hat, hat man sie immer noch nicht. (Bezug: Die mittelalterliche Annahme, in "Gott" als "Allmächtigem" seien "alle" nur irgend möglichen Aussagen enthalten, und damit angeblich folglich auch die Aussage "Gott existiert".) Soweit die Naturseite, worin man keinen Gott beweisen könne.
In der Ethik hat Kant, wenn ich es in seinem Sinn verstehe, einen Gott als jenseitigen Entlohner für irdische Mühen vielleicht für zweckmäßig gehalten, etwa als Märchen für ansonsten ethisch uneinsichtige Leute. Aber da Kant ja die Ethik als ein aus freiem Geist (ohne Empirie) erschaffenes Regelwerk ansieht, hat er mit seiner Ethik gewiss nicht die Existenz eines Gottes behauptet. Was er ansonsten außerhalb seiner Werke gedacht hat, dürfte großenteils unbekannt bleiben, sozusagen der "Kant als Ding an sich".
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Johnnyboy Stück Scheiße
Anmeldungsdatum: 26.06.2005 Beiträge: 2562
Wohnort: Babylon
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(#820813) Verfasst am: 18.09.2007, 16:10 Titel: |
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Zitat: | Hallo,
aufgrund einer Äußerung von narziss, Kant habe an Gott geglaubt, möchte ich die Runde mal fragen, ob sich dies belegen lässt. Mir ist er, (Kant, nicht narziss) nach der Lektüre einiger seiner Bücher sowie einiger Sekundärliteratur, als der "Alleszermalmer" bekannt, und er gilt für mich als Paradebeispiel für den Sieg der Vernunft und des Geistes über jedes religiöse Empfinden. |
Kant war weder ein "Alleszermalmer" noch ein ein Paradebeispiel für den "Sieg der Vernunft und des Geistes über jedes religöse Empfinden". Tatsächlich basiert seine Moralphilosophie auf ungemein unvernünftigen Lehrsätzen, deren Begründungen wohl nicht viel weniger haarig klingen dürften, als das hirnverbrannte Gequatsche von Theologen.
Zitat: | Allenfalls hat er/ musste er in Einleitungen und Briefen ab und an gottesfürchtige und artige Formulierungen wählen, um mit dem preußischen König und Arbeitgeber (dem Nachfolger Friedrich des Großen) keinen Ärger zu bekommen. |
Kant war der Ansicht, dass die Existenz eines Gottes, die Willensfreiheit und die Unsterblichkeit der Seele sich direkt aus der Vernunft ableiten lassen.
_________________ "Das Leben des Starken erfüllt seinen Sinn, das des Schwachen seinen Zweck".
Zuletzt bearbeitet von Johnnyboy am 18.09.2007, 16:18, insgesamt 2-mal bearbeitet |
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Celsus-2006 Unpapst
Anmeldungsdatum: 26.07.2006 Beiträge: 1617
Wohnort: Süddeutschland
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(#820816) Verfasst am: 18.09.2007, 16:16 Titel: |
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Johnnyboy hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Hallo,
aufgrund einer Äußerung von narziss, Kant habe an Gott geglaubt, möchte ich die Runde mal fragen, ob sich dies belegen lässt. Mir ist er, (Kant, nicht narziss) nach der Lektüre einiger seiner Bücher sowie einiger Sekundärliteratur, als der "Alleszermalmer" bekannt, und er gilt für mich als Paradebeispiel für den Sieg der Vernunft und des Geistes über jedes religiöse Empfinden. |
Kant war weder ein "Alleszermalmer" noch ein ein Paradebeispiel für den "Sieg der Vernunft und des Geistes über jedes religöse Empfinden". Tatsächlich basiert seine Moralphilosophie auf ungemein unvernünftigen Lehrsätzen, deren Begründungen wohl nicht viel weniger haarig klingen dürften, als das hirnverbrannte Gequatsche von Theologen.
Zitat: | Allenfalls hat er/ musste er in Einleitungen und Briefen ab und an gottesfürchtige und artige Formulierungen wählen, um mit dem preußischen König und Arbeitgeber (dem Nachfolger Friedrich des Großen) keinen Ärger zu bekommen. |
Kant war der Ansicht, dass die Existenz eines Gottes, die Willensfreiheit und die Unsterblichkeit der Seele sich direkt aus der Vernunft ableiten lassen. |
So böse kann nur jemand über Kant schreiben, der völlig pornografisiert ist...
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Johnnyboy Stück Scheiße
Anmeldungsdatum: 26.06.2005 Beiträge: 2562
Wohnort: Babylon
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(#820817) Verfasst am: 18.09.2007, 16:17 Titel: |
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Celsus-2006 hat folgendes geschrieben: | Johnnyboy hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Hallo,
aufgrund einer Äußerung von narziss, Kant habe an Gott geglaubt, möchte ich die Runde mal fragen, ob sich dies belegen lässt. Mir ist er, (Kant, nicht narziss) nach der Lektüre einiger seiner Bücher sowie einiger Sekundärliteratur, als der "Alleszermalmer" bekannt, und er gilt für mich als Paradebeispiel für den Sieg der Vernunft und des Geistes über jedes religiöse Empfinden. |
Kant war weder ein "Alleszermalmer" noch ein ein Paradebeispiel für den "Sieg der Vernunft und des Geistes über jedes religöse Empfinden". Tatsächlich basiert seine Moralphilosophie auf ungemein unvernünftigen Lehrsätzen, deren Begründungen wohl nicht viel weniger haarig klingen dürften, als das hirnverbrannte Gequatsche von Theologen.
Zitat: | Allenfalls hat er/ musste er in Einleitungen und Briefen ab und an gottesfürchtige und artige Formulierungen wählen, um mit dem preußischen König und Arbeitgeber (dem Nachfolger Friedrich des Großen) keinen Ärger zu bekommen. |
Kant war der Ansicht, dass die Existenz eines Gottes, die Willensfreiheit und die Unsterblichkeit der Seele sich direkt aus der Vernunft ableiten lassen. |
So böse kann nur jemand über Kant schreiben, der völlig pornografisiert ist... |
Nun ja, ich habe mein mündliches Abi über die kanschte Moralphilosophie im Verlgeich zum Utilitarimus gemacht und es mit 15 Punkten bestanden.
_________________ "Das Leben des Starken erfüllt seinen Sinn, das des Schwachen seinen Zweck".
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HFRudolph Bright
Anmeldungsdatum: 24.08.2006 Beiträge: 1229
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(#820825) Verfasst am: 18.09.2007, 16:29 Titel: |
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Zitat: | tanktoon schrieb:
"Handle nur nach derjenigen Maxime, von der du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde."
Wo siehst du denn da einen Konjunktiv? |
Shit, ist das der kategorische Imparativ? Ich dachte immer, das wäre die Aussage, wo er sagt, dass der Mensch sich so verhalten solle, als ob er frei und unsterblich wäre und als ob es (den christlichen?) Gott gäbe: Diese Aussage meinte ich.
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Celsus-2006 Unpapst
Anmeldungsdatum: 26.07.2006 Beiträge: 1617
Wohnort: Süddeutschland
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(#820829) Verfasst am: 18.09.2007, 16:34 Titel: |
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Johnnyboy hat folgendes geschrieben: | Celsus-2006 hat folgendes geschrieben: | Johnnyboy hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Hallo,
aufgrund einer Äußerung von narziss, Kant habe an Gott geglaubt, möchte ich die Runde mal fragen, ob sich dies belegen lässt. Mir ist er, (Kant, nicht narziss) nach der Lektüre einiger seiner Bücher sowie einiger Sekundärliteratur, als der "Alleszermalmer" bekannt, und er gilt für mich als Paradebeispiel für den Sieg der Vernunft und des Geistes über jedes religiöse Empfinden. |
Kant war weder ein "Alleszermalmer" noch ein ein Paradebeispiel für den "Sieg der Vernunft und des Geistes über jedes religöse Empfinden". Tatsächlich basiert seine Moralphilosophie auf ungemein unvernünftigen Lehrsätzen, deren Begründungen wohl nicht viel weniger haarig klingen dürften, als das hirnverbrannte Gequatsche von Theologen.
Zitat: | Allenfalls hat er/ musste er in Einleitungen und Briefen ab und an gottesfürchtige und artige Formulierungen wählen, um mit dem preußischen König und Arbeitgeber (dem Nachfolger Friedrich des Großen) keinen Ärger zu bekommen. |
Kant war der Ansicht, dass die Existenz eines Gottes, die Willensfreiheit und die Unsterblichkeit der Seele sich direkt aus der Vernunft ableiten lassen. |
So böse kann nur jemand über Kant schreiben, der völlig pornografisiert ist... |
Nun ja, ich habe mein mündliches Abi über die kanschte Moralphilosophie im Verlgeich zum Utilitarimus gemacht und es mit 15 Punkten bestanden. |
Nichts für ungut: Aber wenn dein Lehrer z.B. ein Theologe und Kanthasser war, ist das erklärlich und kann eine in sich sehr gute Arbeit gewesen sein, ohne dass es quasi als ultimativer Beweis für Kants Verschwurbeltheit dient. Ich wette, es gibt Dutzende von Doktorarbeiten summa cum laude, in denen Kant als Arschloch verrissen wird, wenn auch sicherlich freundlicher und intellektueller ausgedrückt.
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Johnnyboy Stück Scheiße
Anmeldungsdatum: 26.06.2005 Beiträge: 2562
Wohnort: Babylon
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(#820842) Verfasst am: 18.09.2007, 16:43 Titel: |
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Celsus-2006 hat folgendes geschrieben: | Johnnyboy hat folgendes geschrieben: | Celsus-2006 hat folgendes geschrieben: | Johnnyboy hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Hallo,
aufgrund einer Äußerung von narziss, Kant habe an Gott geglaubt, möchte ich die Runde mal fragen, ob sich dies belegen lässt. Mir ist er, (Kant, nicht narziss) nach der Lektüre einiger seiner Bücher sowie einiger Sekundärliteratur, als der "Alleszermalmer" bekannt, und er gilt für mich als Paradebeispiel für den Sieg der Vernunft und des Geistes über jedes religiöse Empfinden. |
Kant war weder ein "Alleszermalmer" noch ein ein Paradebeispiel für den "Sieg der Vernunft und des Geistes über jedes religöse Empfinden". Tatsächlich basiert seine Moralphilosophie auf ungemein unvernünftigen Lehrsätzen, deren Begründungen wohl nicht viel weniger haarig klingen dürften, als das hirnverbrannte Gequatsche von Theologen.
Zitat: | Allenfalls hat er/ musste er in Einleitungen und Briefen ab und an gottesfürchtige und artige Formulierungen wählen, um mit dem preußischen König und Arbeitgeber (dem Nachfolger Friedrich des Großen) keinen Ärger zu bekommen. |
Kant war der Ansicht, dass die Existenz eines Gottes, die Willensfreiheit und die Unsterblichkeit der Seele sich direkt aus der Vernunft ableiten lassen. |
So böse kann nur jemand über Kant schreiben, der völlig pornografisiert ist... |
Nun ja, ich habe mein mündliches Abi über die kanschte Moralphilosophie im Verlgeich zum Utilitarimus gemacht und es mit 15 Punkten bestanden. |
Nichts für ungut: Aber wenn dein Lehrer z.B. ein Theologe und Kanthasser war, ist das erklärlich und kann eine in sich sehr gute Arbeit gewesen sein, ohne dass es quasi als ultimativer Beweis für Kants Verschwurbeltheit dient. Ich wette, es gibt Dutzende von Doktorarbeiten summa cum laude, in denen Kant als Arschloch verrissen wird, wenn auch sicherlich freundlicher und intellektueller ausgedrückt. |
Du meinst ein Theologe und Kanthasser, würde meine im Grunde nihilistische Position erbaulicher finden, nur weil ich Kant kritisiere?
_________________ "Das Leben des Starken erfüllt seinen Sinn, das des Schwachen seinen Zweck".
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Celsus-2006 Unpapst
Anmeldungsdatum: 26.07.2006 Beiträge: 1617
Wohnort: Süddeutschland
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(#820857) Verfasst am: 18.09.2007, 16:59 Titel: |
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Warum nicht? Jeder (gute) Lehrer freut sich, wenn er einen Schüler hat, der sich intensiv und gekonnt mit dem Stoff auseinandersetzt. Ich hatte damals durchaus zu meiner Überraschung von meinem christdemokratischen Lehrer Super-Noten in Geschichte und Politik bekommen, obwohl ich keinen Hehl aus meiner linken Position als Jungsozialist gemacht habe und Referate über die chinesische revolution geschrieben habe, die ich heute wahrscheinlich anders schreiben würde.
Alles ist besser als ein dummer Schüler...
Ich wollte ja nur sagen, dass, bei aller Wertschätzung einer Abiturprüfung, das darin Geschriebene auch bei guter Benotung noch nicht unbedingt als Beleg für die qualitative Einordnung eines der größten Philosophen taugt. An dem haben sich schon wirklich Tausende Theologen und Philosophen abgearbeitet und ohne Mühe könnte ich hier Zitate von großen Gelehrten anführen, die ihn für den wichtigsten oder jedenfalls einen der wichtigsten Philosophen überhaupt und zumindest der Aufklärung halten. Auch in aktuellen Büchern.
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otto blei registrierter User
Anmeldungsdatum: 11.06.2007 Beiträge: 74
Wohnort: Berlin
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(#820862) Verfasst am: 18.09.2007, 17:03 Titel: |
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Celsus-2006 hat folgendes geschrieben: | Johnnyboy hat folgendes geschrieben: | Celsus-2006 hat folgendes geschrieben: | Johnnyboy hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Hallo,
aufgrund einer Äußerung von narziss, Kant habe an Gott geglaubt, möchte ich die Runde mal fragen, ob sich dies belegen lässt. Mir ist er, (Kant, nicht narziss) nach der Lektüre einiger seiner Bücher sowie einiger Sekundärliteratur, als der "Alleszermalmer" bekannt, und er gilt für mich als Paradebeispiel für den Sieg der Vernunft und des Geistes über jedes religiöse Empfinden. |
Kant war weder ein "Alleszermalmer" noch ein ein Paradebeispiel für den "Sieg der Vernunft und des Geistes über jedes religöse Empfinden". Tatsächlich basiert seine Moralphilosophie auf ungemein unvernünftigen Lehrsätzen, deren Begründungen wohl nicht viel weniger haarig klingen dürften, als das hirnverbrannte Gequatsche von Theologen.
Zitat: | Allenfalls hat er/ musste er in Einleitungen und Briefen ab und an gottesfürchtige und artige Formulierungen wählen, um mit dem preußischen König und Arbeitgeber (dem Nachfolger Friedrich des Großen) keinen Ärger zu bekommen. |
Kant war der Ansicht, dass die Existenz eines Gottes, die Willensfreiheit und die Unsterblichkeit der Seele sich direkt aus der Vernunft ableiten lassen. |
So böse kann nur jemand über Kant schreiben, der völlig pornografisiert ist... |
Nun ja, ich habe mein mündliches Abi über die kanschte Moralphilosophie im Verlgeich zum Utilitarimus gemacht und es mit 15 Punkten bestanden. |
Nichts für ungut: Aber wenn dein Lehrer z.B. ein Theologe und Kanthasser war, ist das erklärlich und kann eine in sich sehr gute Arbeit gewesen sein, ohne dass es quasi als ultimativer Beweis für Kants Verschwurbeltheit dient. Ich wette, es gibt Dutzende von Doktorarbeiten summa cum laude, in denen Kant als Arschloch verrissen wird, wenn auch sicherlich freundlicher und intellektueller ausgedrückt. |
Du kannst dem Jonnyboy ruhig glauben. Der gute Kant hat Gott, den freien Willen und die Unsterblichkeit der Seele zu Postulaten der praktischen Vernunft erklärt. Die von ihm aus dem kategorischen Imperativ gezogenen moralischen Folgerungen sind für jeden Utilitaristen, also für jeden modernen aufgeklärten Menschen eine schwere Zumutung und völlig unvernünftig.
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Johnnyboy Stück Scheiße
Anmeldungsdatum: 26.06.2005 Beiträge: 2562
Wohnort: Babylon
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(#820863) Verfasst am: 18.09.2007, 17:04 Titel: |
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Zitat: | Ich wollte ja nur sagen, dass, bei aller Wertschätzung einer Abiturprüfung, das darin Geschriebene auch bei guter Benotung noch nicht unbedingt als Beleg für die qualitative Einordnung eines der größten Philosophen taugt. |
Klar. Für die qualitative Einordnung eines der "größten Philosophen" taugen allein kluge Kommentare. Das hilft zwar nichts bei Fans von Kant, aber dafür bei allen Anderen. Übrigens habe ich so meine Vorsicht bei "großen" Denkern. Solche werden nur deshalb "groß", weil es eben doch die Masse war, die sie gewinnen konnten, d.h. so toll waren sie meist gar nicht.
Mit der Erwähnung meiner Abiturnote wollte ich auch nicht den Eindruck schinden, ich sei ein totaler Kantspezialist. Ich wollte lediglich anmerken, dass mein Wissen auf dem Gebiet vielleicht doch über das "pornografisierte" Maß hinausgeht.
_________________ "Das Leben des Starken erfüllt seinen Sinn, das des Schwachen seinen Zweck".
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Celsus-2006 Unpapst
Anmeldungsdatum: 26.07.2006 Beiträge: 1617
Wohnort: Süddeutschland
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(#820866) Verfasst am: 18.09.2007, 17:09 Titel: |
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Hallo nochmal,
entschuldigung, ich meinte damit keineswegs eine allgemeine und unbegründete Einschätzung seiner "Größe", selbst niederträchtigste Päpste werden sicherlich oft wegen ihrer "Größe" gelobt. Gemeint ist schon seine Bedeutung für die Philosophie und deren Weiterentwicklung in der jeweiligen Zeit des Philosophen. Das seine Theorien in heutiger Zeit ohne jede Änderung übernehmbar wären nehme ich auch gar nicht an, und wohl auch kaum die genannten Lobeshymnen-Sänger. Aber ich sehe schon, ich überzeuge dich nicht.
Trotzdem viele Grüße
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Johnnyboy Stück Scheiße
Anmeldungsdatum: 26.06.2005 Beiträge: 2562
Wohnort: Babylon
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(#820868) Verfasst am: 18.09.2007, 17:12 Titel: |
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Zitat: | Das seine Theorien in heutiger Zeit ohne jede Änderung übernehmbar wären nehme ich auch gar nicht an, und wohl auch kaum die genannten Lobeshymnen-Sänger. Aber ich sehe schon, ich überzeuge dich nicht. |
Ich habe gar nicht behauptet, dass du ein Lobeshymnen-Sänger bist. Ich sehe daher auch nicht, wo du mich "überzeugen" solltest.
_________________ "Das Leben des Starken erfüllt seinen Sinn, das des Schwachen seinen Zweck".
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kynos registrierter User
Anmeldungsdatum: 20.04.2006 Beiträge: 163
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(#820922) Verfasst am: 18.09.2007, 17:52 Titel: |
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otto blei hat folgendes geschrieben: | Celsus-2006 hat folgendes geschrieben: | Johnnyboy hat folgendes geschrieben: | Celsus-2006 hat folgendes geschrieben: | Johnnyboy hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Hallo,
aufgrund einer Äußerung von narziss, Kant habe an Gott geglaubt, möchte ich die Runde mal fragen, ob sich dies belegen lässt. Mir ist er, (Kant, nicht narziss) nach der Lektüre einiger seiner Bücher sowie einiger Sekundärliteratur, als der "Alleszermalmer" bekannt, und er gilt für mich als Paradebeispiel für den Sieg der Vernunft und des Geistes über jedes religiöse Empfinden. |
Kant war weder ein "Alleszermalmer" noch ein ein Paradebeispiel für den "Sieg der Vernunft und des Geistes über jedes religöse Empfinden". Tatsächlich basiert seine Moralphilosophie auf ungemein unvernünftigen Lehrsätzen, deren Begründungen wohl nicht viel weniger haarig klingen dürften, als das hirnverbrannte Gequatsche von Theologen.
Zitat: | Allenfalls hat er/ musste er in Einleitungen und Briefen ab und an gottesfürchtige und artige Formulierungen wählen, um mit dem preußischen König und Arbeitgeber (dem Nachfolger Friedrich des Großen) keinen Ärger zu bekommen. |
Kant war der Ansicht, dass die Existenz eines Gottes, die Willensfreiheit und die Unsterblichkeit der Seele sich direkt aus der Vernunft ableiten lassen. |
So böse kann nur jemand über Kant schreiben, der völlig pornografisiert ist... |
Nun ja, ich habe mein mündliches Abi über die kanschte Moralphilosophie im Verlgeich zum Utilitarimus gemacht und es mit 15 Punkten bestanden. |
Nichts für ungut: Aber wenn dein Lehrer z.B. ein Theologe und Kanthasser war, ist das erklärlich und kann eine in sich sehr gute Arbeit gewesen sein, ohne dass es quasi als ultimativer Beweis für Kants Verschwurbeltheit dient. Ich wette, es gibt Dutzende von Doktorarbeiten summa cum laude, in denen Kant als Arschloch verrissen wird, wenn auch sicherlich freundlicher und intellektueller ausgedrückt. |
Du kannst dem Jonnyboy ruhig glauben. Der gute Kant hat Gott, den freien Willen und die Unsterblichkeit der Seele zu Postulaten der praktischen Vernunft erklärt. Die von ihm aus dem kategorischen Imperativ gezogenen moralischen Folgerungen sind für jeden Utilitaristen, also für jeden modernen aufgeklärten Menschen eine schwere Zumutung und völlig unvernünftig. |
So seh' ich's auch: in Kants Ethik ist Gott Postulat, sozusagen der imaginäre Lohnstreifen im Jenseits. In einer Unterdrückergesellschaft, in der Kant - trotz ein paar Jahrzehnten Aufklärung in der Person Friedrichs II. von Preußen - lebte, war Handeln aus Lust und Engagement nicht einmal für einen Uniprofessor formulierbar. Seine entscheidenden Werke, die drei "Kritiken", hat Kant in seiner Freizeit verfasst; für seinen Unterricht konnte er sie nicht verwenden, da musste er ein amtlich genehmigtes Metaphysiklehrbuch vorlesen und durfte es allenfalls ein bisserl erläutern.
Die Ethik des selbstbestimmten, schöpferischen Tätigseins im Sinne des begeisterten Ergreifens einer wiederum andere Menschen begeisternden Initiative findet sich in der Antike bei Platon und Aristoteles. Der erste Beweger von Aristoteles ist kein Pfaffengott, der autistisch wichsend herumdenkt und mit festen Vorgaben die Welt (es darf für ihn nur eine einzige geben) tyrannisiert, wenn sie nicht auf der Linie seiner Logik liegt, sondern es ist jemand, der eine Initiative ergreift, insbesondere eine neue Initiative. Weil das jeder kann, der nicht verbildet oder stark verbogen ist, darf das erste Bewegen für die Antike überall in schöpferischen Wesen sein, sogar schon in den Elemantarfaktoren, die sich mit "Dynamis" und "Energeia" (Potenz und Akt, Ermöglichungsmacht und Verwirklichungskraft) schöpferisch vielfältig immer neu zur Existenz bringen, und natürlich um so mehr in komplexeren Lebewesen. Das Mittelalter hat den lebendigen Kosmos der Antike in ein mechanistisches Machwerk pervertiert, angeblich von einem zölibatären Gott konstruiert, nur ja nicht vital gezeugt, worin dann Kant freilich keinen Gott finden konnte, während dies dereinst im schönen Kosmos der Antike leichter gelang, wo in jeder Quelle eine verlockende Nymphe zu wohnen scheint oder im Wald ein kraftvoller Faun oder was auch immer Anregendes.
Also kein Wunder, dass die Demokratie in der Antike entstanden ist und nicht im christlichen oder islamistischen Mittelalter.
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otto blei registrierter User
Anmeldungsdatum: 11.06.2007 Beiträge: 74
Wohnort: Berlin
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(#821210) Verfasst am: 18.09.2007, 23:43 Titel: |
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kynos hat folgendes geschrieben: | otto blei hat folgendes geschrieben: | Celsus-2006 hat folgendes geschrieben: | Johnnyboy hat folgendes geschrieben: | Celsus-2006 hat folgendes geschrieben: | Johnnyboy hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Hallo,
aufgrund einer Äußerung von narziss, Kant habe an Gott geglaubt, möchte ich die Runde mal fragen, ob sich dies belegen lässt. Mir ist er, (Kant, nicht narziss) nach der Lektüre einiger seiner Bücher sowie einiger Sekundärliteratur, als der "Alleszermalmer" bekannt, und er gilt für mich als Paradebeispiel für den Sieg der Vernunft und des Geistes über jedes religiöse Empfinden. |
Kant war weder ein "Alleszermalmer" noch ein ein Paradebeispiel für den "Sieg der Vernunft und des Geistes über jedes religöse Empfinden". Tatsächlich basiert seine Moralphilosophie auf ungemein unvernünftigen Lehrsätzen, deren Begründungen wohl nicht viel weniger haarig klingen dürften, als das hirnverbrannte Gequatsche von Theologen.
Zitat: | Allenfalls hat er/ musste er in Einleitungen und Briefen ab und an gottesfürchtige und artige Formulierungen wählen, um mit dem preußischen König und Arbeitgeber (dem Nachfolger Friedrich des Großen) keinen Ärger zu bekommen. |
Kant war der Ansicht, dass die Existenz eines Gottes, die Willensfreiheit und die Unsterblichkeit der Seele sich direkt aus der Vernunft ableiten lassen. |
So böse kann nur jemand über Kant schreiben, der völlig pornografisiert ist... |
Nun ja, ich habe mein mündliches Abi über die kanschte Moralphilosophie im Verlgeich zum Utilitarimus gemacht und es mit 15 Punkten bestanden. |
Nichts für ungut: Aber wenn dein Lehrer z.B. ein Theologe und Kanthasser war, ist das erklärlich und kann eine in sich sehr gute Arbeit gewesen sein, ohne dass es quasi als ultimativer Beweis für Kants Verschwurbeltheit dient. Ich wette, es gibt Dutzende von Doktorarbeiten summa cum laude, in denen Kant als Arschloch verrissen wird, wenn auch sicherlich freundlicher und intellektueller ausgedrückt. |
Du kannst dem Jonnyboy ruhig glauben. Der gute Kant hat Gott, den freien Willen und die Unsterblichkeit der Seele zu Postulaten der praktischen Vernunft erklärt. Die von ihm aus dem kategorischen Imperativ gezogenen moralischen Folgerungen sind für jeden Utilitaristen, also für jeden modernen aufgeklärten Menschen eine schwere Zumutung und völlig unvernünftig. |
So seh' ich's auch: in Kants Ethik ist Gott Postulat, sozusagen der imaginäre Lohnstreifen im Jenseits. In einer Unterdrückergesellschaft, in der Kant - trotz ein paar Jahrzehnten Aufklärung in der Person Friedrichs II. von Preußen - lebte, war Handeln aus Lust und Engagement nicht einmal für einen Uniprofessor formulierbar. Seine entscheidenden Werke, die drei "Kritiken", hat Kant in seiner Freizeit verfasst; für seinen Unterricht konnte er sie nicht verwenden, da musste er ein amtlich genehmigtes Metaphysiklehrbuch vorlesen und durfte es allenfalls ein bisserl erläutern.
Die Ethik des selbstbestimmten, schöpferischen Tätigseins im Sinne des begeisterten Ergreifens einer wiederum andere Menschen begeisternden Initiative findet sich in der Antike bei Platon und Aristoteles. Der erste Beweger von Aristoteles ist kein Pfaffengott, der autistisch wichsend herumdenkt und mit festen Vorgaben die Welt (es darf für ihn nur eine einzige geben) tyrannisiert, wenn sie nicht auf der Linie seiner Logik liegt, sondern es ist jemand, der eine Initiative ergreift, insbesondere eine neue Initiative. Weil das jeder kann, der nicht verbildet oder stark verbogen ist, darf das erste Bewegen für die Antike überall in schöpferischen Wesen sein, sogar schon in den Elemantarfaktoren, die sich mit "Dynamis" und "Energeia" (Potenz und Akt, Ermöglichungsmacht und Verwirklichungskraft) schöpferisch vielfältig immer neu zur Existenz bringen, und natürlich um so mehr in komplexeren Lebewesen. Das Mittelalter hat den lebendigen Kosmos der Antike in ein mechanistisches Machwerk pervertiert, angeblich von einem zölibatären Gott konstruiert, nur ja nicht vital gezeugt, worin dann Kant freilich keinen Gott finden konnte, während dies dereinst im schönen Kosmos der Antike leichter gelang, wo in jeder Quelle eine verlockende Nymphe zu wohnen scheint oder im Wald ein kraftvoller Faun oder was auch immer Anregendes.
Also kein Wunder, dass die Demokratie in der Antike entstanden ist und nicht im christlichen oder islamistischen Mittelalter. |
WOW, ist das einfach nur dyonisisch oder schon Arbeit am Mythos?
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kynos registrierter User
Anmeldungsdatum: 20.04.2006 Beiträge: 163
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(#821258) Verfasst am: 19.09.2007, 01:00 Titel: Ein schöner Mythos, ein europäischer Mythos |
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WOW, ist das einfach nur dyonisisch oder schon Arbeit am Mythos? [/quote]
Von mir aus soll es beides sein. Die griechische Mythologie ist mir sehr sympathisch, gerade wegen ihrer unüberschaubaren Komplexität, die jeden Versuch eines simplen Deutungsmusters ad absurdum führt. Sigmund Freud hat sich oft auf die griechische Mythologie bezogen, um seine Psychoanalyse zu entwickeln, ähnlich auch Carl Gustav Jung. Von der hebräischen Mythologie hat Freud, obwohl aus dem Judentum stammend, anscheinend wenig gehalten, wenn es ihm um Therapie ging. Was soll auch gesunden, wenn natürliche Antriebe mit einem "du sollst nicht!" verflucht werden und daraus entstehende Probleme mit Moral zugekleistert werden?
Die Griechen haben ihren Göttern im Theater gleichsam öffentlich den Prozess gemacht, so dass dort Zeus den Prometheus aufgrund überzeugender Argumente wieder freilassen musste. Vertrackte neurotische Familienverhältnisse werden in den griechischen Mythen ans Licht gestellt, mit dem Drama "Die Perser" hat Aischylos eine öffentliche Behandlung für Kriegstraumata geschaffen. Das ist doch was! "Europa" als "schöner Anblick", was das Wort auf griechisch bedeutet.
Da kann man auf das bei obrigkeitlichen Politikern sog. "christlich geprägte Europa" verzichten, zumal das Wort "geprägt" dem Münzwesen entstammt, wo mit dem Hammer einem Metall gewaltsam eine Struktur aufgezwungen wird. Vor ca. 1500 Jahren haben die Christen hier gewütet wie die Taliban jüngst in Afghanistan und bodenständige Kulturgüter (Schriften, Figuren, Schulen) massenhaft zerstört. Es ist schon schlimm, dass man eine sog. christliche Zeitrechnung verwenden muss, wenn man beispielsweise sagt, dass im Jahre 529 in Athen die fast 1000 Jahre alte Akademie Platons (die Heimat von kritischer Wissenschaft statt gläubiger Weisheit) zwangsweise geschlossen wurde (die Gelehrten emigrierten nach Bagdad, wo sie willkommen waren) und durch das Christenkloster Monte Cassino abgelöst wurde, sozusagen das schwärzeste Jahr der europäischen Bildungsgeschichte.
Gut, dass Aufklärung, Vernunft und Lebensfreude immer wieder eine Renaissance haben, schon deshalb, weil sie vitaler sind als verschrobene Moralisten. Und Kant ist zu danken, dass er, soweit seine Kräfte reichten, einen Teil vom Kerker des Dogmatismus fort gefegt hat.
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Zumsel registrierter User
Anmeldungsdatum: 08.03.2005 Beiträge: 4667
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(#821363) Verfasst am: 19.09.2007, 10:24 Titel: |
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Johnnyboy hat folgendes geschrieben: | Kant war der Ansicht, dass die Existenz eines Gottes, die Willensfreiheit und die Unsterblichkeit der Seele sich direkt aus der Vernunft ableiten lassen. |
Hast du da nicht was vergessen? Zum Beispiel, dass das ebenso für die Nicht-Existenz derselben gilt, sowie dass Kant kein Rationalist war und Vernunfturteile für ihn folglich nicht mit Notwendigkeit wahr waren, insgleichen dass seine Kritik an der traditionellen Philosophie gerade auf das dogmatische für bare Münze nehmen eben dieser Vernunftbegriffe zielte. Ich hoffe, du hast diese Kleinigkeiten nur der Polemik wegen weggelassen und nicht etwa aus Unwissenheit. Anderenfalls wären deine Abiturnote nämlich um mindestens 10 Punkte zu hoch ausgefallen.
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Celsus-2006 Unpapst
Anmeldungsdatum: 26.07.2006 Beiträge: 1617
Wohnort: Süddeutschland
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(#821370) Verfasst am: 19.09.2007, 10:31 Titel: |
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da hab ich aber einen fruchtbaren Thread losgetreten. Immerhin kann Kant heute noch begeistern und ärgern...
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Peter H. dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 24.06.2007 Beiträge: 9751
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(#821427) Verfasst am: 19.09.2007, 12:18 Titel: |
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Kant verärgert (mich) eher, als dass er Freude aufkommen läßt, denn seine Lehre gibt es als Neukantianismus.
Dieser Neukantianismus bildete den Ausgang sowie theoretische Basis für den Revisionisten Bernstein, sowie dem des Austromarxisten Adlers. (Austromarxismus)
Dem Kantianismus neu oder alt rufe ich zu: "requiescat in pace"! (weg damit)
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Telliamed registrierter User
Anmeldungsdatum: 05.03.2007 Beiträge: 5125
Wohnort: Wanderer zwischen den Welten
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(#821512) Verfasst am: 19.09.2007, 15:33 Titel: |
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Ja, und dann hat die Sowjetmacht 1922 22 Gelehrte, die „Neokantianer“ Petrograds, auf ein Schiff gesetzt und die Blüte der russischen Intelligenz ins Ausland befördert und damit die Praxis der „Ausbürgerung“ begründet. Und etliche von ihnen ließen sich in Heidelberg nieder, und es begann die große Emigration aus Sowjetrussland, und die russischen Gemeinden in Deutschland zählten hunderttausende Mitglieder, Intellektuelle, Künstler, Schriftsteller ...
Warum fürchtete man denn in der Sowjetunion den Zweifler Immanuel Kant so sehr, dass man seine Anhänger ausbürgerte (zu dem Zeitpunkt noch nicht erschoss)?
(ich bin nicht so viel im Internet, empfehle aber über den Horror in der Sowjetunion vor Kants Skeptizismus hier sehr: Vladimir Kantor: Willkür oder Freiheit? Beiträge zur russischen Geschichtsphilosophie. Ediert von Dagmar Herrmann sowie mit einem Vorwort von Leonid Luks. Stuttgart 2006)
Warum verehrte man hingegen Hegel als eine der wichtigsten Quellen des Marxismus?
Hegels „absolute Idee“, die an die Stelle Gottes treten sollte, "entäußerte" sich in der Realität, und übrig blieb der preußische polizeiliche Obrigkeitsstaat. Marx wollte Hegel „vom Kopf auf die Füsse stellen“ und an die Stelle der „absoluten Idee“ die „objektive Realität“ treten lassen, die uns umgebende soziale Wirklichkeit mit ihrer Ausbeutung und ihren Klassenkämpfen.
Das Spiel wiederholte sich. Die „absolute Idee“ des Kommunismus, von dem im 19. Jahrhundert kein Mensch wusste, wie er aussehen sollte (noch in den 1920er Jahren diskutierte man in Sowjetrussland ernsthaft, ob man das Geld abschaffen sollte), "entäußerte" sich, und übrig blieb der realsozialistisch preußisch-polizeiliche Obrigkeitsstaat. Oder der Gulag im Eismeer und in Sibirien oder der ungarische Goulasch-Kommunismus oder das Riesenreich mit fleißigen Studenten als Bauern mit der Mao-Bibel in der Hand ...
Und Kant? Den fürchteten die Sowjets, weil er ständig zweifelte. Hatte noch Lenin 1908 in „Mat. und Emp.“ („Materialismus und Empiriokritizismus“, Standardlektüre an DDR-Hochschulen) entsprechend dem damaligen Stand der Naturwissenschaften gegen die „Neukantianer“ gewettert (da mochte er noch mit so manchem auf dem laufenden sein; spätestens mit Heisenbergs Unbestimmtheits-Relationen konnte der Leninismus nicht mehr viel anfangen)
@Peter H. - Kann es sein, dass Du das Ding noch gelesen hast, weil Du auch die bitterbösen (BBKF = bitterböser Klassenfeind ) Austromarxisten und den Revisionisten Bernstein anführst, die in "Mat. und Emp." 1908 vorkommen?
- so stand nach 1917 die blanke Machtfrage im Raum. Da steht man im Krieg, in einem einig Heerlager. Da darf es keine Zweifel a la Kant geben. Da hat man nicht zu fragen, welche Beweise es für die Gottesexistenz Stalins gibt. Da hat man zu gehorchen. So wie Hegel dem preußischen König.
Die Frage war für Kant nicht vordergründig, ob es einen Gott gebe oder nicht. Es gab vor Kants Tod 1804 nur eine Handvoll echter Atheisten, im Hl. Röm. Reich Einsiedel, Knoblauch, in Frankreich Meslier, La Mettrie, Holbach, nicht der Rede wert … Dann erst wieder nach 1840 Feuerbach. Die Schärfe der Auseinandersetzung Gott ja oder nein im wesentlichen erst im 19. Jahrhundert, nach Kants Tod - über die Anfänge des Atheismus empfehle ich sehr: Winfried Schröder: Ursprünge des Atheismus. Untersuchungen zur Metaphysik- und Religionskritik des 17. und 18. Jahrhundert. Stuttgart 1999.
Die Frage, die Kant beschäftigte: Was kann der Mensch mit seinen Verstandeskräften erfassen? In Bezug auf die Religion zerpflückte er 1781 in der "Kritik der reinen Vernunft", wie hier schon gezeigt wurde, gnadenlos alle angeblichen „Beweise“ für die Existenz Gottes, die genügen nicht den Anforderungen rationaler Kritik. D. h. er nahm den protestantischen Theologen, auch den deisten, erst einmal den Saft weg, indem er zeigte, was wir mit unseren Verstandeskräften alles nicht erfassen können. Und da bleibt von "Gott" nicht mehr viel übrig. Wenn der Gottesbegriff gesetzt wird, sei damit auch Gottes Existenz bewiesen (ontologischer Beweis), so ist es nach Kant ebenso möglich, den Begriff nicht zu setzen: "Wenn ihr aber sagt: Gott ist nicht, so ist weder die Allmacht, noch irgend ein anderes seiner Prädikate gegeben; denn sie sind alle zusamt dem Subjekte aufgehoben, und es zeigt sich in diesem Gedanken nicht der mindeste Widerspruch." (Kritik der reinen Vernunft II, 3,4). Die Existenz lässt sich nur durch die Wahrnehmung feststellen.
Nachdem er seine Schrift „Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft“ 1793 erscheinen ließ, verspürte Kant 1794 die Drohung (eine Verwarnung) der preußischen Regierung, während des blutigen Guillotine- Höhepunktes der Französischen Revolution, der ganz Europa erschreckte, dass er sich als Philosoph tunlichst aller öffentlichen Beteiligung an theologische Debatten enthalten sollte, sonst drohten Maßnahmen der Regierung … (kein Vergleich mit den Ausbürgerungen 1922, ganz zu schweigen von den Erschießungen von Intellektuellen 1936/37 oder mit dem Vorgehen gegen Sacharov, Havemann und Biermann 1976). Nach dem Tod Friedrichs II. 1786 waren wieder die religiösen Dunkelmänner in Preußen um Wöllner und Bischoffswerder an die Regierung gekommen, der dicke König Friedrich Wilhelm II. wurde mit Geisterspuk verschreckt, und warnten mit dem "Wöllnerschen Religionsedikt" von 1788 alle Geistlichen und Universitätsprofessoren, in nichts von den symbolischen Büchern der evangelischen Kirche abzuweichen.
Die Drohungen reichten, den siebzigjährigen Kant einen vorsichtigen Rückzug antreten zu lassen, zum Märtyrer brauchte er nicht zu werden und er konnte ja privat weiterhin denken, was er wollte, wenn er es nicht gerade vom Katheder weg verkündete (das zum Thema „Ketzerprozeß“). Er wollte sich nicht mehr in Religionsdingen äußern, erklärte er.
Und da er sich auch zuvor in der Frage „Gott“ bedeckt hielt, halten musste, wissen wir nicht gerade viel, was er privat wirklich dachte und glaubte. Ein Skeptiker, ein Zweifler, der sich immer wieder fragte: was weiß ich ...
So viel zu der Ausgangsfrage.
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Norton dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 11.11.2006 Beiträge: 4372
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(#821514) Verfasst am: 19.09.2007, 15:39 Titel: |
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Interessanter Strang und spannende Frage, als Halbbelesener in Sachen Kant bekommt man Lust die Werke und Interpretationen mal wieder aus dem Schrank zu nehmen. Vielen Dank an die Beitragenden.
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Myron Mereoplethyntikologe
Anmeldungsdatum: 01.07.2007 Beiträge: 3632
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