Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen |
Autor |
Nachricht |
Zumsel registrierter User
Anmeldungsdatum: 08.03.2005 Beiträge: 4667
|
(#822257) Verfasst am: 20.09.2007, 12:19 Titel: |
|
|
Peter H. hat folgendes geschrieben: | blonde Bestie, Herrenmensch, Weib-Peitsche etc.) |
Man sollte nicht jeden Schwachsinn, den man am Stammtisch oder in der Kneipe aufgeschnappt hat, ungeprüft nachplappern.
|
|
Nach oben |
|
 |
Peter H. dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 24.06.2007 Beiträge: 9751
|
(#822262) Verfasst am: 20.09.2007, 12:27 Titel: |
|
|
Zumsel hat folgendes geschrieben: | Peter H. hat folgendes geschrieben: | blonde Bestie, Herrenmensch, Weib-Peitsche etc.) |
Man sollte nicht jeden Schwachsinn, den man am Stammtisch oder in der Kneipe aufgeschnappt hat, ungeprüft nachplappern. |
Rede doch keinen Unsinn, diese Begriffe tauchen bei Nietzsche auf, hab von ihm allerlei Bücher gelesen, weiss daher wovon ich rede. Prüfe also selbst, z.B. durch Fragen, bevor Du plapperst.
|
|
Nach oben |
|
 |
Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44680
|
(#822263) Verfasst am: 20.09.2007, 12:30 Titel: |
|
|
Peter H. hat folgendes geschrieben: | reaktionäres |
Peter H. hat folgendes geschrieben: | blonde Bestie, Herrenmensch, Weib-Peitsche etc. |
Peter H. hat folgendes geschrieben: | diese Begriffe tauchen bei Nietzsche auf |
Peter H. hat folgendes geschrieben: | hab von ihm allerlei Bücher gelesen, weiss daher wovon ich rede. |
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
|
|
Nach oben |
|
 |
Zumsel registrierter User
Anmeldungsdatum: 08.03.2005 Beiträge: 4667
|
(#822267) Verfasst am: 20.09.2007, 12:37 Titel: |
|
|
Peter H. hat folgendes geschrieben: | Zumsel hat folgendes geschrieben: | Peter H. hat folgendes geschrieben: | blonde Bestie, Herrenmensch, Weib-Peitsche etc.) |
Man sollte nicht jeden Schwachsinn, den man am Stammtisch oder in der Kneipe aufgeschnappt hat, ungeprüft nachplappern. |
Rede doch keinen Unsinn, diese Begriffe tauchen bei Nietzsche auf, hab von ihm allerlei Bücher gelesen, weiss daher wovon ich rede. Prüfe also selbst, z.B. durch Fragen, bevor Du plapperst. |
Dann zeig mir die Stelle, an der das Wort "Herrenmensch" auftaucht. "Blonde Bestie" taucht tatsächlich zweimal auf, ist aber wohl als Metapher für "Löwe", sprich Raubtier zu verstehen. Einen rassistischen Hintergrund hat es jedenfalls nicht. Ein Satz, in dem die Wörter "Weib" und "Peitsche" vorkommt, ist mir nicht bekannt.
|
|
Nach oben |
|
 |
Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44680
|
(#822279) Verfasst am: 20.09.2007, 12:49 Titel: |
|
|
Zumsel hat folgendes geschrieben: | Ein Satz, in dem die Wörter "Weib" und "Peitsche" vorkommt, ist mir nicht bekannt. |
Naja. Im Zarathustra steht, wenn ich mich recht erinnere: "Du gehst zum Weib? Vergiss die Peitsche nicht!" Klar, das sind zwei Sätze. Viel wichtiger ist aber, von wem dieser Satz im Kontext der Erzählung geäußert wird. Nämlich von einer (alten) Frau und nicht von einem Mann. Ich glaube, einem Mann hätte Nietzsche sowas nicht in den Mund gelegt. Ich glaube auch nicht, dass der Satz an der Stelle wörtlich gemeint ist. Das passt nicht zum sehr metaphernschweren und gleichnishaften Ton des Zarathustra.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
|
|
Nach oben |
|
 |
Zumsel registrierter User
Anmeldungsdatum: 08.03.2005 Beiträge: 4667
|
(#822290) Verfasst am: 20.09.2007, 13:02 Titel: |
|
|
Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Naja. Im Zarathustra steht, wenn ich mich recht erinnere: "Du gehst zum Weib? Vergiss die Peitsche nicht!" |
Nein, dort steht: "Du gehst zu Frauen?...." Macht inhaltlich zwar keinen großen Unterschied, es ist aber trotzdem bemerkenswert, dass es fast immer falsch zitiert wird.
Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Viel wichtiger ist aber, von wem dieser Satz im Kontext der Erzählung geäußert wird. Nämlich von einer (alten) Frau und nicht von einem Mann. Ich glaube, einem Mann hätte Nietzsche sowas nicht in den Mund gelegt. |
Richtig, zumal es ja Vermutungen gibt, Nietzsche habe hier bloß Schwester auftreten lassen. Aber deratige Spekulationen sind müßig und darüber zu streiten wäre kleinkariert.
|
|
Nach oben |
|
 |
Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44680
|
(#822306) Verfasst am: 20.09.2007, 13:26 Titel: |
|
|
Zumsel hat folgendes geschrieben: | Nein, dort steht: "Du gehst zu Frauen?...." Macht inhaltlich zwar keinen großen Unterschied, es ist aber trotzdem bemerkenswert, dass es fast immer falsch zitiert wird. |
Stimmt, ich habe die Stelle auch gerade wieder gefunden.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
|
|
Nach oben |
|
 |
Peter H. dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 24.06.2007 Beiträge: 9751
|
(#822323) Verfasst am: 20.09.2007, 14:04 Titel: |
|
|
Bemerkenswert scheint mir, dass der Faschismus (deutscher) geistige Anleihe bei Nietzsche nahm, war dessen ideologische Folie, zumindest partiell. Hitler war von ihm durchaus angetan. N. war im 3. Reich (hoch)geschätzt.
Ich bestreite nun nicht, dass sie (F.) von ihm die für sie passenden reaktionären "Rosinen" rauspickten, dennoch!
Der Sozialist Mehring bezeichnete ihn als schöngleisnerisch. Ein Blender also, bzw. seine Bücher Blendwerk!!
|
|
Nach oben |
|
 |
Zumsel registrierter User
Anmeldungsdatum: 08.03.2005 Beiträge: 4667
|
(#822335) Verfasst am: 20.09.2007, 14:23 Titel: |
|
|
Ah, das ist sie also, deine Quelle. Hast du eigentlich auch selber was von Nietzsche gelesen und dir eine entsprechende Meinung dazu gebildet? Oder soll ich lieber gleich bei Mehring nachschlagen, was du über ihn denkst?
Übrigens ist es mir völlig gleich, wer Nietzsche meint für sich vereinnahmen zu müssen oder glaubt, dies habe weraichimmer getan. Mich interessiert, was geschrieben steht. Ich schätze Nietzsche vor allem Moral- und Kulturkritiker. Ich muss deswegen nicht allen seinen Thesen zustimmen oder sie gar verteidigen. Ich wehre mich nur gegen unwahre Behauptungen. Offenbar können die meisten Gegner Nietzsches ihm intellektuell nicht das Wasser reichen, so dass sie ständig genötigt sind, ihn, wie billig, moralisch in Frage zu stellen, anstatt sich mit seinen Thesen und dem, was er tatsächlich geschrieben hat, zu beschäftigen.
|
|
Nach oben |
|
 |
Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44680
|
(#822337) Verfasst am: 20.09.2007, 14:27 Titel: |
|
|
Peter H. hat folgendes geschrieben: | Bemerkenswert scheint mir, dass der Faschismus geistige Anleihe bei Nietzsche nahm. |
"Es muss unbedingt verhindert werden, dass das Volk Nietzsche liest."
(Joseph Goebbels)
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
|
|
Nach oben |
|
 |
fox registrierter User
Anmeldungsdatum: 24.02.2004 Beiträge: 327
Wohnort: Schweiz
|
|
Nach oben |
|
 |
Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44680
|
(#822531) Verfasst am: 20.09.2007, 19:11 Titel: |
|
|
Peter H. hat folgendes geschrieben: | Die Existenz der Materie und ihre Einwirkung auf die Sinnesorgane der Menschen leugnet er. |
Ganz und gar nicht.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
|
|
Nach oben |
|
 |
cheesus is not my name registrierter User
Anmeldungsdatum: 20.09.2007 Beiträge: 4
|
(#822552) Verfasst am: 20.09.2007, 19:33 Titel: |
|
|
hmm...der solipsismus hat einen logischen haken:
wenn im solipsismus nur das eigene ich existiert, alles andere nur einbildung sei - wo kommen wir selbst dann her, bzw wer oder was befähigt das "ich" zu denken? das wäre die selbe frage wie mit dem huhn und dem ei.. nur das es in diesem fall nur das huhn (das ich) gibt..
wie hat das ich dann zu existieren begonnen??
_________________ "Angewöhnung geistiger Grundsätze ohne Gründe nennt man Glauben."
"Glaube heißt nicht wissen wollen, was wahr ist."
"Ist Gott eine Erfindung des Teufels?"
Diese Sprüche stammen übrigens von einem gewissen Herrn Nietzsche... göttliche Denkanstöße, findet ihr nicht auch?^^
|
|
Nach oben |
|
 |
Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44680
|
(#822567) Verfasst am: 20.09.2007, 19:49 Titel: |
|
|
Nein, hat er nicht. Der Solipsismus lässt sich logisch völlig konsistent formulieren und hat sich jedem Versuch, ihm Unlogik nachzuweisen, bisher entzogen.
cheesus is not my name hat folgendes geschrieben: | wenn im solipsismus nur das eigene ich existiert, alles andere nur einbildung sei - wo kommen wir selbst dann her |
Das ist überhaupt kein Argument. Die Existenz einzelner Dinge unterliegt natürlich diversen Bedingungen, aber Existenz als solche ist notwendigerweise unbedingt. Das Argument, der Solipsist könne seine eigene Existenz nicht erklären, wenn er nicht eine Außenwelt annähme, entspricht dem Argument des Theisten, man könne die Existenz der Welt nicht erklären, wenn man nicht einen Schöpfergott annähme. Beides ist zwar richtig, aber bedeutungslos, weil es die Frage nur aufschiebt und nicht löst.
Siehe dazu auch: Volker Dittmar: Existenz existiert - unverursacht.
Der Solipsist braucht nur seine Gedanken ebenso wie seine Wahrnehmungen zu Erscheinungen zu erklären und das Problem erübrigt sich vollständig.
Für den Solipsisten hat das Ich nicht irgendwann zu existieren begonnen. Dass du einmal nicht existiert hast, weisst du nicht aus eigener Erfahrung.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
|
|
Nach oben |
|
 |
IvanDrago Ösifreund und Pendler zwischen den Welten
Anmeldungsdatum: 18.07.2005 Beiträge: 2876
|
(#822576) Verfasst am: 20.09.2007, 20:04 Titel: |
|
|
Zitat: | Nein, hat er nicht. Der Solipsismus lässt sich logisch völlig konsistent formulieren und hat sich jedem Versuch, ihm Unlogik nachzuweisen, bisher entzogen. |
Das beweist dann doch nur, dass man den größten Scheiß logisch trefflich formulieren kann...
_________________ "Eine Stadt freut sich, wenn's den Gerechten wohlgeht, und wenn die Gottlosen umkommen, wird man froh." Sprüche 11, 10
Heike N. meint: "IvanDrago for President!"
Faszination braucht keine höhere Macht.
|
|
Nach oben |
|
 |
Schmerzlos auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 02.08.2003 Beiträge: 4554
|
(#822583) Verfasst am: 20.09.2007, 20:09 Titel: |
|
|
Tarvoc hat folgendes geschrieben: |
Nein, hat er nicht. Der Solipsismus lässt sich logisch völlig konsistent formulieren und hat sich jedem Versuch, ihm Unlogik nachzuweisen, bisher entzogen. |
- Was hat Solipsismus mit Logik zu tun ? Für Logik braucht es ja einfach
gesagt...mindestens "zwei". Bzw. es geht um ein "folgerichtiges Denken".
Bei Solipsisten folgt aber nicht wirklich irgendwas.
Die Grundannahme eines "Ich" ist bereits ein
schlichter "Glaube". Ebenso gut könnte
man postulieren, dass es einen "Gott" gibt, usw.
Da gibt es sicherlich reichlich Gottes-beweise, etc.
Hinterfragt bleibt davon für gewöhnlich nicht
viel übrig. Sowas wie eine gewisse "Skepsis"
ist da leider schon Fehlanzeige.
Da gibts also im Grunde nicht mal was zu widerlegen.
Das bringt ein "Glaube" so mit sich.
|
|
Nach oben |
|
 |
fox registrierter User
Anmeldungsdatum: 24.02.2004 Beiträge: 327
Wohnort: Schweiz
|
|
Nach oben |
|
 |
Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44680
|
(#822644) Verfasst am: 20.09.2007, 21:03 Titel: |
|
|
Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | Was hat Solipsismus mit Logik zu tun? |
Sobald er formuliert wird, hat er sehr wohl was mit Logik zu tun.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
|
|
Nach oben |
|
 |
AgentProvocateur registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.01.2005 Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin
|
(#822645) Verfasst am: 20.09.2007, 21:04 Titel: |
|
|
Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Der Solipsist braucht nur seine Gedanken ebenso wie seine Wahrnehmungen zu Erscheinungen zu erklären und das Problem erübrigt sich vollständig. |
Kann eigentlich ein Solipsist eine Ethik begründen? Wenn er meint, dass andere nur in seiner Einbildung existieren, dann würde es ihm auch nichts ausmachen, sie zu töten, oder? Wäre dann ja kein echter Mord, nicht wahr? Nur die Beseitigung von lästigen Einbildungen. Oder?
|
|
Nach oben |
|
 |
Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44680
|
(#822656) Verfasst am: 20.09.2007, 21:17 Titel: |
|
|
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Kann eigentlich ein Solipsist eine Ethik begründen? |
Man könnte meinen, dass er das wahrscheinlich nicht kann. Aber dazu gibt's in Wittgensteins Tagebüchern eine interessante und rätselhafte Passage.
Zitat: | 1.8.1916
[...] Nur aus dem Bewusstsein der Einzigkeit meines Lebens entspringen Religion - Wissenschaft - und Kunst.
2.8.1916
Und dieses Bewusstsein ist das Leben selber.
Kann es eine Ethik geben, wenn es außer mir kein Lebewesen gibt?
Wenn die Ethik etwas Grundlegendes sein soll: ja!
Wenn ich recht habe, so genügt es nicht zum ethischen Urteil, dass eine Welt gegeben sei.
Die Welt ist dann an sich weder gut noch böse.
Denn es muss für die Existenz der Ethik gleich bleiben, ob es auf der Welt lebende Materie gibt oder nicht. Und es ist klar, dass eine Welt, in der nur tote Materie ist, an sich weder gut noch böse ist, also kann auch die Welt der Lebewesen an sich weder gut noch böse sein.
Gut und Böse tritt erst durch das Subjekt ein. Und das Subjekt gehört nicht zur Welt, sondern ist eine Grenze der Welt. [Vgl. TLP 5.632]
Man könnte (Schopenhauerisch) sagen: Die Welt der Vorstellung ist weder gut noch böse, sondern das wollende Subjekt.
Die völlige Unklarheit aller dieser Sätze ist mir bewusst.
Nach dem Früheren müsste also das wollende Subjekt glücklich oder unglücklich sein, und Glück und Unglück können nicht zur Welt gehören.
Wie das Subjekt kein Teil der Welt ist, sondern eine Voraussetzung ihrer Existenz, so sind gut und böse, Prädikate des Subjekts, nicht Eigenschaften der Welt. [...] |
Kann also ein Solipsist eine Ethik formulieren? Vielleicht. Aber Wittgenstein wird hier recht... obskur.
Dieser Wittgenstein würde vielleicht sagen: Niemand kann eine Ethik formulieren. (Vgl. dazu auch TLP 6.421)
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
Zuletzt bearbeitet von Tarvoc am 20.09.2007, 21:18, insgesamt einmal bearbeitet |
|
Nach oben |
|
 |
Peter H. dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 24.06.2007 Beiträge: 9751
|
(#822659) Verfasst am: 20.09.2007, 21:18 Titel: |
|
|
In übersteigerter Form führt er sich auch so ad absurdum. ("ein Messer, das sich selbst sticht")
|
|
Nach oben |
|
 |
AgentProvocateur registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.01.2005 Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin
|
(#822680) Verfasst am: 20.09.2007, 21:33 Titel: |
|
|
Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Kann also ein Solipsist eine Ethik formulieren? Vielleicht. Aber Wittgenstein wird hier recht... obskur. |
Ja, das scheint mir auch so. Nehmen wir diesen Satz mal heraus: "Denn es muss für die Existenz der Ethik gleich bleiben, ob es auf der Welt lebende Materie gibt oder nicht." Dies ist ein "denn" ohne weiteren Bezug. Wieso sollte das so sein? Worauf sollte sich Ethik sonst beziehen, wenn nicht auf "lebende Materie" (wie auch immer die beschaffen sei)? Ist mir unklar. Für einen Solipsisten könnte es demnach eigentlich nur eine Ethik geben, die sich ausschließlich auf sich selber bezieht.
Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Dieser Wittgenstein würde vielleicht sagen: Niemand kann eine Ethik formulieren. (Vgl. dazu auch TLP 6.421) |
Hm, weiß nicht, das folgt mMn eigentlich nicht aus dem Zitat.
|
|
Nach oben |
|
 |
Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44680
|
(#822850) Verfasst am: 20.09.2007, 23:52 Titel: |
|
|
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Dies ist ein "denn" ohne weiteren Bezug. |
Nur scheinbar. Selbst in dem von mir Zitierten steckt ein Bezug insofern drin, als Ethik als etwas "Grundlegendes" bezeichnet wird. Und selbstverständlich hat das von Wittgenstein Gesagte einen Bezug. Auch in den Texten, die es umgeben - also im Tractatus und in den Tagebüchern. Aus Platzgründen kann ich hier natürlich nicht alles zitieren. Allerdings kann man m.E. anhand des von mir Zitierten der Argumentation in diesem Punkt wenigstens einigermaßen folgen und sie nachvollziehen. Das Tractatus gibt's übrigens auch online.
http://tractatus.hochholzer.info/
Die Tagebücher müsstest du dir bei weiterem Interesse allerdings kaufen. Ich empfehle die Suhrkamp-Ausgabe - da hast du dann auch gleich noch das Tractatus und die Philosophischen Untersuchungen mit dabei. Obwohl ich glaube, dass die Passage auch so nachvollzogen werden kann. Wer ernsthaft ein weiter reichendes Interesse am Thema Solipsismus hat, der kommt um die Schriften des frühen Wittgenstein (außer vielleicht mit Hilfe einer Psychotherapie) ohnehin nicht herum.
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Hm, weiß nicht, das folgt mMn eigentlich nicht aus dem Zitat. |
Hm, kommt darauf an. Wenn man den frühen Wittgenstein und das von ihm angenommene Verhältnis von Tatsache und Welt kennt und weiss, dass für ihn der sinnvolle Satz immer eine Tatsache darstellt, kann man das durchaus aus dem Zitierten folgern. Natürlich setzt das ein gewisses Grundwissen voraus. Ich kann's nicht ändern, sorry.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
|
|
Nach oben |
|
 |
AgentProvocateur registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.01.2005 Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin
|
(#822866) Verfasst am: 21.09.2007, 00:24 Titel: |
|
|
Tarvoc hat folgendes geschrieben: | AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Hm, weiß nicht, das folgt mMn eigentlich nicht aus dem Zitat. |
Hm, kommt darauf an. Wenn man den frühen Wittgenstein und das von ihm angenommene Verhältnis von Tatsache und Welt kennt und weiss, dass für ihn der sinnvolle Satz immer eine Tatsache darstellt, kann man das durchaus aus dem Zitierten folgern. Natürlich setzt das ein gewisses Grundwissen voraus. Ich kann's nicht ändern, sorry. |
Okay, ich glaube Dir einfach mal, was Wittgenstein betrifft. Mich hatte ja nur die Frage interessiert, ob ein Solipsist ethische/moralische Grundsätze haben könnte, die Dritte betreffen, was mir nicht so schien und immer noch nicht so scheint.
|
|
Nach oben |
|
 |
Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44680
|
(#822874) Verfasst am: 21.09.2007, 00:32 Titel: |
|
|
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Mich hatte ja nur die Frage interessiert, ob ein Solipsist ethische/moralische Grundsätze haben könnte, die Dritte betreffen, was mir nicht so schien und immer noch nicht so scheint. |
Naja. Der frühe Wittgenstein vertritt durchaus eine Ethik. Sogar eine auch für Nicht-Solipsisten recht interessante. Betrifft diese Ethik "Dritte"?
Jaein. Sie betrifft sie insofern, als ihre Leben sich mit dem Leben und Wirken Wittgensteins berührten. Und vielleicht ist das alles, was dazu zu sagen ist.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
|
|
Nach oben |
|
 |
AgentProvocateur registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.01.2005 Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin
|
(#822886) Verfasst am: 21.09.2007, 00:47 Titel: |
|
|
Tarvoc hat folgendes geschrieben: | AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Mich hatte ja nur die Frage interessiert, ob ein Solipsist ethische/moralische Grundsätze haben könnte, die Dritte betreffen, was mir nicht so schien und immer noch nicht so scheint. |
Naja. Der frühe Wittgenstein vertritt durchaus eine Ethik. Sogar eine auch für Nicht-Solipsisten recht interessante. Betrifft diese Ethik "Dritte"?
Jaein. Sie betrifft sie insofern, als ihre Leben sich mit dem Leben und Wirken Wittgensteins berührten. Und vielleicht ist das alles, was dazu zu sagen ist. |
Lassen wir doch mal Wittgenstein ein wenig beiseite, über den ich zugegebenermaßen gar nichts weiß, noch nicht einmal, ob er Solipsist war.
Welche Überlegung könnte einen Solipsisten davon abhalten, einen (eingebildeten) Knopf zu drücken, der (eingebildete) Raketen losschickt, die (eingebildete) Dritte töten (welche er noch nicht einmal als Einbildung kennt)?
|
|
Nach oben |
|
 |
Hornochse Orthographiefetischist
Anmeldungsdatum: 22.07.2007 Beiträge: 8223
Wohnort: Bundeshauptstadt
|
(#822893) Verfasst am: 21.09.2007, 00:57 Titel: |
|
|
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Welche Überlegung könnte einen Solipsisten davon abhalten, einen (eingebildeten) Knopf zu drücken, der (eingebildete) Raketen losschickt, die (eingebildete) Dritte töten (welche er noch nicht einmal als Einbildung kennt)? |
Wenn er konsequent ist, dann keine - vielleicht noch die Sinnlosigkeit dieser Tat, da es ja ohnehin nichts ändert.
Was mir gerade einfällt: Wie erklärt sich der Solipsist es eigentlich, wenn er von einem eingebildeten Wesen verletzt wird? Ist seine Verwundung dann auch nur eingebildet?
_________________ Alles könnte anders sein - und fast nichts kann ich ändern.
- Niklas Luhmann -
|
|
Nach oben |
|
 |
Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44680
|
(#822895) Verfasst am: 21.09.2007, 01:04 Titel: |
|
|
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Welche Überlegung könnte einen Solipsisten davon abhalten, einen (eingebildeten) Knopf zu drücken, der (eingebildete) Raketen losschickt, die (eingebildete) Dritte töten (welche er noch nicht einmal als Einbildung kennt)? |
Warum sollte er das denn tun?
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
|
|
Nach oben |
|
 |
Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44680
|
(#822898) Verfasst am: 21.09.2007, 01:05 Titel: |
|
|
Hornochse hat folgendes geschrieben: | Wie erklärt sich der Solipsist es eigentlich, wenn er von einem eingebildeten Wesen verletzt wird? Ist seine Verwundung dann auch nur eingebildet? |
In der Tat ist die Frage, wie sich mein Körper von anderen Erscheinungen unterscheidet, nicht uninteressant... allerdings nicht nur für Solipsisten.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
Zuletzt bearbeitet von Tarvoc am 21.09.2007, 01:05, insgesamt einmal bearbeitet |
|
Nach oben |
|
 |
Hornochse Orthographiefetischist
Anmeldungsdatum: 22.07.2007 Beiträge: 8223
Wohnort: Bundeshauptstadt
|
(#822899) Verfasst am: 21.09.2007, 01:05 Titel: |
|
|
Tarvoc hat folgendes geschrieben: | AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Welche Überlegung könnte einen Solipsisten davon abhalten, einen (eingebildeten) Knopf zu drücken, der (eingebildete) Raketen losschickt, die (eingebildete) Dritte töten (welche er noch nicht einmal als Einbildung kennt)? |
Warum sollte er das denn tun? |
Er könnte von eingebildeten Wesen dazu provoziert werden.
_________________ Alles könnte anders sein - und fast nichts kann ich ändern.
- Niklas Luhmann -
|
|
Nach oben |
|
 |
|