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Nergal dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 11433
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(#830515) Verfasst am: 01.10.2007, 18:58 Titel: Schwarze Sklaven in Arabien |
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Was viele nicht wissen die größten Skalvenhändler waren ja eigentlich die Araber, was mich aber interessiert:
Gab es bei den Arabern Freigelassene Sklaven, wurde Auf die Hautfarbe geschaut, gab es Rassismus und wie wurde mit den Sklaven umgegangen?
Und wieso hat es bis in die 60er gedauert um in Arabien die Sklaverei abzuschaffen?
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Agnost dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 12.11.2006 Beiträge: 5618
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(#830539) Verfasst am: 01.10.2007, 19:47 Titel: |
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Welches Arabien meinst du jetzt.
Alle arabischen Staaten oder Saudiarabien.
Nun theologisch gab es keinen Grund für einen Scheich den seinen Sohn, den er von einer "schwarzen" Sklavin erhalten hatte nicht zu seinem Haupterben zu machen.
Stammte doch Ismail, der Stammvater der Araber von Abrahams Sklavin Hagar ab.
Die Beni Arab sind somit alle "Kinder der Sklavin".
Im Gegensatz zu angelsächsisch puritanischen Sklavenhalter in Amerika, die ihre Kinder weder erkannten noch anerkannten, sondern sie wenn nötig auf der nächsten Sklaven-Auktion verwohlfeilerten.
Versklavt haben Araber auch gerne Europäer aller Arten.
Warum haben die Europäer irgendwann die Sklaverei abgeschaft und nicht 1000 Jahre früher?
Weil es keinen Druck dagegen gab.
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Nergal dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 11433
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(#830550) Verfasst am: 01.10.2007, 20:02 Titel: |
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Zitat: | Welches Arabien meinst du jetzt.
Alle arabischen Staaten oder Saudiarabien |
Damals so ziemlich alle srabischen Staaten.
Zitat: | Nun theologisch gab es keinen Grund für einen Scheich den seinen Sohn, den er von einer "schwarzen" Sklavin erhalten hatte nicht zu seinem Haupterben zu machen.
Stammte doch Ismail, der Stammvater der Araber von Abrahams Sklavin Hagar ab.
Die Beni Arab sind somit alle "Kinder der Sklavin". |
Das mit den schwarzen Sklaven hat mich interessiert weil die Beduinen ziemlich rassistische Ansichten haben (ZDF-Sendung)
Zitat: | Versklavt haben Araber auch gerne Europäer aller Arten. |
Die Winkinger haben denen ja immer die erbeuteten Blondinen verhökert.
Zitat: | Warum haben die Europäer irgendwann die Sklaverei abgeschaft und nicht 1000 Jahre früher?
Weil es keinen Druck dagegen gab. |
Wieso aber gab es früher keinen Druck?
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Shadaik evolviert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 26377
Wohnort: MG
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(#830557) Verfasst am: 01.10.2007, 20:12 Titel: |
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Der Druck fehlte aus zwei gründen:
Zunächst einmal ging es den meisten Sklaven besser als man heute meint. Das hat einen ganz einfachen Grund: Sklaven waren verdammt teuer, damit geht man ordentlich um.
Dann sind Sklavenaufstände selten, weil Sklaven nicht gut organisiert sind. Es kam kaum mal vor, dass mehr als zwei-drei Sklaven in einem Haushalt die selbe Sprache verstanden
Im Falle der Schwarzen auch die fehlende Wahrnehmung von Schwarzen als Menschen. Selbst die Menschenrechte waren ursprünglich nicht für Schwarze vorgesehen (das war unter anderem die Begründung für die französische Strafexpedition nach Haiti nach der Frz. Revolution, in welcher Haiti sich für unabhängig erklärte.
_________________ Fische schwimmen nur in zwei Situationen mit dem Strom: Auf der Flucht und im Tode
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Agnost dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 12.11.2006 Beiträge: 5618
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(#830576) Verfasst am: 01.10.2007, 20:27 Titel: |
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Nergal hat folgendes geschrieben: | Zitat: |
Zitat: | Nun theologisch gab es keinen Grund für einen Scheich den seinen Sohn, den er von einer "schwarzen" Sklavin erhalten hatte nicht zu seinem Haupterben zu machen.
Stammte doch Ismail, der Stammvater der Araber von Abrahams Sklavin Hagar ab.
Die Beni Arab sind somit alle "Kinder der Sklavin". |
Das mit den schwarzen Sklaven hat mich interessiert weil die Beduinen ziemlich rassistische Ansichten haben (ZDF-Sendung)
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Damit ähneln sie sehr den jüdischen Siedlern auf der Westbank und Bergbauern in gewissen Tälern der Innerschweiz.
Nein, man kann dem Koran vieles unterstellen, aber eines war er in seinem universellen Herrschaffts-Anspruch: Farbenblind.
Warum meinst du gibt es in den USA so viele Black-Muslim?
Weil der Islam eine Religion des Friedens ist?
Nein, weil der Islam tatsächlich Farbenblind ist und natürlich, weil viele Afro-Amerikaner leider auch nicht ohne Religion auskommen können .
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Kafir Gegen Kuffarphobie und Kalifaschismus!
Anmeldungsdatum: 28.02.2007 Beiträge: 898
Wohnort: Hueco Mundo
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(#830578) Verfasst am: 01.10.2007, 20:29 Titel: |
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Das ist jetzt mein Wissen aus einer Doku über den Harem im Osmanischen Reich:
Im Osmanischen Reich waren schwarze Sklave oftmals die die den Harem des Sultan bewachten (aus was für Gründen auch immer). Interessantes Detail: Sie waren alle Eunuchen aber nicht nur kastriert, selbst der Penis wurde entfernt. Die Kastration sollen laut der Doku nur die Hälfte der Afrikaner überlebt haben. Diese Sklaven hatten auf dem Sklavenmarkt den höchsten Wert gehabt.
P.S. Bilal al-Habaschi, also der erste Muezzin der den Adhan (islamischer Gebetsaufruf) ausgerufen hat war ein schwarzer Sklave.
http://de.wikipedia.org/wiki/Bilal_al-Habaschi
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Peter H. dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 24.06.2007 Beiträge: 9751
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(#830630) Verfasst am: 01.10.2007, 21:38 Titel: |
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Rassistisch ging es im Islam eigentlich nicht zu, auch ein Sklavenhandel änderte daran nichts. Die Araber waren ja meist gar keine Sklavenhalter, sondern Sklavenhändler, betrieben also das Geschäft ihrer weißen Kundschaft. Die Araber hätten auch genauso gut Gelbe oder afrikanische Weiße versklavt, wenn es entsprechende Abnehmer gegeben hätte. Die Hautfarbe war ihnen nicht so wichtig.
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liber registrierter User
Anmeldungsdatum: 07.09.2007 Beiträge: 28
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(#834024) Verfasst am: 06.10.2007, 17:56 Titel: |
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Die Araber waren keine Sklavenhalter? Prof. Flaig schreibt, in der heutigen Sklavereiforschung sei man auf dem Stand, dass sie sogar die größten Sklavenhalter überhaupt waren. Im Versklaven ehemals freier Menschen waren sie ohnehin die größten:
http://spitze-mondsichel.blogspot.com/2007/05/prof-e-flaig-warum-der-scharia-islam.html
Ich las auch, dass es auffällt, wie viele Schwarze es heute etwa in den USA gibt; dass aber in arabischen Ländern Menschen schwarzer Hautfarbe ziemlich selten sind. Woran das liegt? Nun ja, die schwarzen Sklaven im Westen haben oft überlebt...
Zum Argument, dass Sklaven teuer waren, ist zu sagen, dass sie, wie jede "Ware", auch manchmal billig waren. Und wie es Verschwender gibt, die damit angeben, was sie sich leisten können, wird im Zweifelsfall Besitzdenken allein keinen Sklavenhalter abgehalten haben, einen unbotmäßigen Unterworfenen auch mit dem Tode zu bestrafen; zumal dies ja als Abschreckung für die anderen galt.
Im Punkt der Grausamkeit und Unmenschlichkeit gegen Sklaven waren wohl alle Sklavenhaltergesellschaften gleich. Alle Vergleiche mit etwa heutigen Zuständen sind ein böser Witz, wenn man bedenkt, dass es bei aller Fremdbestimmtheit und allem Elend, das es heute gibt, doch immer noch die Freiheit hat, sein Glück zu suchen (pursuit of happiness), wo und wie man will; dass aber eben das einem "Sklaven" verboten ist.
Wenn man die Bergpredigt als zentrale Aussage des Christentums versteht, war es aber logisch, dass christliche Sklavenhalter dies manchmal mit schlechtem Gewissen waren, und dass unter den Christen Nordamerikas der Abolitionismus sich nach und nach doch durchsetzte; wie vorher schon in Europa geschehen.
Wenn der aufgeklärte Humanismus sich für allgemeine Menschenrechte einsetzte, ist auch hier mitzubedenken, dass auch dieser einem christlich geprägten Abendland entsprang und eigentlich ein Kind des Christentum genannt werden muss (zusammen mit seinen jüdischen und antiken Ursprüngen).
Der Moslem aber muss vor allem seinem Herrn ein guter Sklave sein und fünfmal täglich auf die Knie fallen; in der verbleibenden Zeit aber seinem Führer nacheifern, dem Übermenschen Mohammed, und der war nun einmal Sklavenhalter und hat selbst viele Menschen zu Sklaven gemacht.
Insofern verwundert es nicht, dass die Sklaverei in arabischen Ländern eigentlich erst unter westlichem Druck abgeschafft wurde - formal; denn es gibt bis heute Sklaven besonders in nordafrikanischen Ländern (Sudan u.a.), wenn auch eher im Geheimen.
Der Koran steht nicht dagegen, und der ist unabänderliches Gesetz für alle Zeiten. Die Bibel kann man dagegen in der Pfeife rauchen - Dutzende Geschichtsbücher, von Menschen geschrieben und interpretierbar.
Während aber das Neue Testament das grausamere alte "erfüllen", aber eben auch erneuern will;
ersetzen im Koran die neueren medinensischen Suren die älteren mekkanischen. Dies sagen nicht nur die Korangelehrten einmütig, sondern der Koran selbst. In dieser Ideologie ist alles so festgezimmert, dass auch keine Frage offen bleibt, und damit kein Spielraum bleibt, der für neuere Interpretationen genutzt werden könnte, z.B. zugunsten von Demokratie und Menschenrechten.
liber
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Sokrateer souverän
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 11649
Wohnort: Wien
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(#834966) Verfasst am: 08.10.2007, 10:23 Titel: |
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Peter H. hat folgendes geschrieben: | Rassistisch ging es im Islam eigentlich nicht zu, auch ein Sklavenhandel änderte daran nichts. Die Araber waren ja meist gar keine Sklavenhalter, sondern Sklavenhändler, betrieben also das Geschäft ihrer weißen Kundschaft. Die Araber hätten auch genauso gut Gelbe oder afrikanische Weiße versklavt, wenn es entsprechende Abnehmer gegeben hätte. Die Hautfarbe war ihnen nicht so wichtig. |
Im Arabischen bedeutet "Abd" sowohl "schwarzer Mann" als auch "Sklave". Mohammed hatte jede Menge Sklaven und es gibt einen Hadith in dem er die Versklavung von Blonden Frauen als Belohnung verspricht.
liber hat folgendes geschrieben: | Wenn man die Bergpredigt als zentrale Aussage des Christentums versteht, war es aber logisch, dass christliche Sklavenhalter dies manchmal mit schlechtem Gewissen waren, und dass unter den Christen Nordamerikas der Abolitionismus sich nach und nach doch durchsetzte; wie vorher schon in Europa geschehen. |
Die Befürworter der Sklaverei waren genauso Christen und sie hatten definitiv die besseren christlichen Argumente zur Hand.
Jesus hat folgendes geschrieben: | Mt 10,24 Ein Jünger ist nicht über dem Lehrer, und ein Sklave nicht über seinem Herrn. |
In der Berpredigt ein paar Kapitel vorher sagt Jesus rein gar nichts über Sklaverei.
Paulus hat folgendes geschrieben: |
Epheser 6,5 Ihr Sklaven, gehorcht euren irdischen Herren mit Furcht und Zittern, in Einfalt eures Herzens, als dem Christus; |
Paulus hat folgendes geschrieben: |
1. Korinther 7,17 Doch wie der Herr einem jeden zugeteilt hat, wie Gott einen jeden berufen hat, so wandle er; und so verordne ich es in allen Gemeinden. 7,18 Ist jemand beschnitten berufen worden, so bleibe er bei der Beschneidung; ist jemand unbeschnitten berufen worden, so lasse er sich nicht beschneiden. 7,19 Die Beschneidung ist nichts, und das Unbeschnittensein ist nichts, sondern das Halten der Gebote Gottes. 7,20 Jeder bleibe in dem Stand, in dem er berufen worden ist. 7,21 Bist du als Sklave berufen worden, so laß es dich nicht kümmern; |
Für die Autoren des NT war Sklaverei Normalität, die sie mit keinem einzigen Wort verurteilten oder zu dessen Abschaffung sie aufriefen.
liber hat folgendes geschrieben: |
Wenn der aufgeklärte Humanismus sich für allgemeine Menschenrechte einsetzte, ist auch hier mitzubedenken, dass auch dieser einem christlich geprägten Abendland entsprang und eigentlich ein Kind des Christentum genannt werden muss (zusammen mit seinen jüdischen und antiken Ursprüngen). |
Das ist nebulöser Nonsense.
Zitat: | Der Moslem aber muss vor allem seinem Herrn ein guter Sklave sein und fünfmal täglich auf die Knie fallen; in der verbleibenden Zeit aber seinem Führer nacheifern, dem Übermenschen Mohammed, und der war nun einmal Sklavenhalter und hat selbst viele Menschen zu Sklaven gemacht. |
Auch der Christ ist ein Sklave des Herrn und von Christus, der sein ganzes irdisches Leben Gott zuliebe aufzugeben hat. Die Bibel spricht gerne über Gläubige als Sklaven. Manchmal steht in den deutschen Übersetzungen in diesem Zusammenhang auch Knecht, obwohl das griechische Wort nichts anderes als das für Sklave ist.
Paulus hat folgendes geschrieben: | Eph 6,5 Ihr Sklaven, gehorcht euren irdischen Herren mit Furcht und Zittern, in Einfalt eures Herzens, als dem Christus; 6,6 nicht mit Augendienerei, als Menschengefällige, sondern als Sklaven Christi, indem ihr den Willen Gottes von Herzen tut. |
Paulus hat folgendes geschrieben: | 1. Kor 7,22 Denn der als Sklave im Herrn Berufene ist ein Freigelassener des Herrn; ebenso ist der als Freier Berufene ein Sklave Christi. |
Offenbarung hat folgendes geschrieben: | 1,1 Offenbarung Jesu Christi, die Gott ihm gab, um seinen <s>Knechten</s> Sklaven zu zeigen, was bald geschehen muß; und indem er [sie] durch seinen Engel sandte, hat er [sie] seinem <s>Knecht</s> Sklaven Johannes kundgetan, 1,2 der das Wort Gottes und das Zeugnis Jesu Christi bezeugt hat, alles, was er sah. |
Zitat: | Der Koran steht nicht dagegen, und der ist unabänderliches Gesetz für alle Zeiten. Die Bibel kann man dagegen in der Pfeife rauchen - Dutzende Geschichtsbücher, von Menschen geschrieben und interpretierbar. |
Dem widerspricht die Bibel entschieden:
Deuteromonium hat folgendes geschrieben: |
4,2 Ihr sollt nichts hinzufügen zu dem Wort, das ich euch gebiete, und sollt nichts davon wegnehmen, damit ihr die Gebote des HERRN, eures Gottes, haltet, die ich euch gebiete! |
Offenbarung hat folgendes geschrieben: | 22,18 Ich bezeuge jedem, der die Worte der Weissagung dieses Buches hört: Wenn jemand zu diesen Dingen hinzufügt, so wird Gott ihm die Plagen hinzufügen, die in diesem Buch geschrieben sind; 22,19 und wenn jemand von den Worten des Buches dieser Weissagung wegnimmt, so wird Gott sein Teil wegnehmen von dem Baum des Lebens und aus der heiligen Stadt, von denen in diesem Buch geschrieben ist. |
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caligula Atheist
Anmeldungsdatum: 31.05.2005 Beiträge: 184
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(#834969) Verfasst am: 08.10.2007, 10:31 Titel: |
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Zitat: | Wenn der aufgeklärte Humanismus sich für allgemeine Menschenrechte einsetzte, ist auch hier mitzubedenken, dass auch dieser einem christlich geprägten Abendland entsprang und eigentlich ein Kind des Christentum genannt werden muss (zusammen mit seinen jüdischen und antiken Ursprüngen).
Das ist nebulöser Nonsense. |
nein das ist ideenhistorsiches faktum
_________________ Die Moral ist für Sklaven geschaffen, für Wesen ohne Geist.
Henry Miller
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Jolesch Freund des kleineren Übels
Anmeldungsdatum: 11.07.2004 Beiträge: 7390
Wohnort: Omicron Persei VIII
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(#834970) Verfasst am: 08.10.2007, 10:38 Titel: |
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caligula hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Wenn der aufgeklärte Humanismus sich für allgemeine Menschenrechte einsetzte, ist auch hier mitzubedenken, dass auch dieser einem christlich geprägten Abendland entsprang und eigentlich ein Kind des Christentum genannt werden muss (zusammen mit seinen jüdischen und antiken Ursprüngen).
Das ist nebulöser Nonsense. |
nein das ist ideenhistorsiches faktum |
Nur wen man die etwas krude Sicht hat, dass alles was ab dem Mittelalter in Europa erdacht und erschaffen wurde ein "Kind des Christentums" ist. Der Existentialismus, ein Kind des Christentums. *g*
_________________ Storm by Tim Minchin
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Sokrateer souverän
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 11649
Wohnort: Wien
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(#834982) Verfasst am: 08.10.2007, 10:54 Titel: |
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caligula hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Wenn der aufgeklärte Humanismus sich für allgemeine Menschenrechte einsetzte, ist auch hier mitzubedenken, dass auch dieser einem christlich geprägten Abendland entsprang und eigentlich ein Kind des Christentum genannt werden muss (zusammen mit seinen jüdischen und antiken Ursprüngen).
Das ist nebulöser Nonsense. |
nein das ist ideenhistorsiches faktum |
Wir können selbst bei vielen wissenschaftlichen und technischen Errungenschaften nicht wissen, wer was voneinander gelernt hat und wer auf unabhängigem Weg zu einer Idee gekommen ist. In philosophischen und weltanschaulichen Fragen, die jeder leicht unabhängig voneinander entwickeln kann, ist das schon gar nicht möglich. Historisch betrachten können wir nur die Ideen von denjenigen, die schreiben konnten, es weiters für notwendig fanden, ihre Gedanken niederzuschreiben und die Niederschrift dieser Gedanken auch erlaubt war. Im heutigen Iran wird man sich schwer tun, Bücher für Atheismus, Humanismus, Menschenrechte und Demokratie zu publizieren. Es wäre abwegig daraus zu schließen, dass niemand im Iran auch nur im Ansatz solche Ideen hätte.
Was den Humanismus angeht, so stellt der im Kern einen diametralen Gegenpol zum Christentum dar. Das Christentum ist jenseitsgewandt und stellt Gott in den Mittelpunkt. Der Humanismus rückt den Menschen und das Diesseits in den Mittelpunkt.
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narziss auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 21939
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(#834985) Verfasst am: 08.10.2007, 10:57 Titel: |
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Wikipedia:
Zitat: | Orientalischer Sklavenhandel
Durch die Sahara (Transsaharahandel), teilweise dann weiter über das Mittelmeer, später auch über den Indischen Ozean (Ostafrikanischer Sklavenhandel) gelangten Sklaven aus Afrika in die arabisch-islamische Welt. Die davon betroffenen Frauen wurden oft in den Harems und die Männer als Eunuchen oder Arbeitssklaven eingesetzt. Die Zahl der Opfer dieses Handels wird auf 6-17 Millionen geschätzt. Diese Route des Sklavenhandels lag weitgehend in den Händen orientalischer (überwiegend muslimischer), aber auch katalanischer Kaufleute. Während erstere im Mittelalter vor allem den großen Bedarf an Sklaven für das ägyptische Heer zu decken versuchten, sorgten die Katalanen für Nachschub an Arbeitskräften auf den größeren, von Europäern bewirtschafteten Inseln des westlichen Mittelmeeres (im wesentlichen Sizilien und Balearen). |
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liber registrierter User
Anmeldungsdatum: 07.09.2007 Beiträge: 28
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(#835624) Verfasst am: 09.10.2007, 00:40 Titel: |
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Sklaverei und Christentum – ich sage nicht, dass Bergpredigt oder Neues Testament die Sklaverei generell und immer ablehnen. Ich schrieb nur:
„Wenn man die Bergpredigt als zentrale Aussage des Christentums versteht, war es aber logisch, dass christliche Sklavenhalter dies m a n c h m a l mit schlechtem Gewissen waren, und dass unter den Christen Nordamerikas der Abolitionismus sich nach und nach doch durchsetzte; wie vorher schon in Europa geschehen.“ [Sperrschrift jetzt]
Dies meint eher die europäische und nordamerikanische Rezeptionsgeschichte der biblischen Texte. Die Bewegung zur Abschaffung der Sklaverei berief sich eben wesentlich auch auf christliche Nächstenliebe, das war für neuzeitliche Christen ein gewichtiges Argument gegen die Sklaverei und hat sich – gemeinsam mit humanistischen Argumenten – am Ende auch durchgesetzt; unabhängig davon, welche Zitate aus der Bibel man pro oder kontra Sklaverei anführen könnte.
Das war natürlich eine geistesgeschichtliche Entwicklung, und hier ist auch nur von der Geistesgeschichte, nicht den wirtschaftlichen Voraussetzungen usw. die Rede...
Ich schrieb: „Wenn der aufgeklärte Humanismus sich für allgemeine Menschenrechte einsetzte, ist auch hier mitzubedenken, dass auch dieser einem christlich geprägten Abendland entsprang und eigentlich ein Kind des Christentums genannt werden muss (zusammen mit seinen jüdischen und antiken Ursprüngen).“
Sokrateer schrieb: „Das ist nebulöser Nonsense.“
Wie kann man so etwas behaupten?
Hat sich der Gedanke der Menschenrechte, der Gleichheit aller Menschen usw. nicht in einer Weltgegend entwickelt und durchgesetzt, die jahrhundertelang vom Christentum geprägt war? Kann man diesen Faktor einfach leugnen?
Natürlich spielten jüdische und antike Einflüsse eine große Rolle, besonders seit der Renaissance. Und vieles musste, schon vor der Aufklärung, gegen kirchliche Gewalt und Inquisition durchgesetzt werden; oft mit mehr oder weniger vorgeschobenen Argumenten aus dem Glauben selbst, solange das Wort nicht frei war.
Ich denke nicht, dass es ein Zufall ist, wenn die Idee der Menschenrechte gerade im christlich geprägten Abendland entstanden ist UND sich hier weitgehend durchsetzen konnte.
Die Geschichte fängt nicht mit der französischen Revolution an und auch nicht mit Voltaire oder auch Giordano Bruno! Sondern es gab immer Menschen, die z.B. den christlichen Anspruch, Nächstenliebe zu üben, mit der Wirklichkeit verglichen haben und mit dem Aufzeigen von Widersprüchen Politik machen konnten. Die Bauern haben sich im Bauernkrieg z.B. explizit auf christliche und protestantische Ideen berufen, auch wenn ihnen dann Luther in den Rücken gefallen ist. Populär war z.B. die Parole: „Als Adam pflügte und Eva spann, wo war denn da der Edelmann?“
Davor schon hatte Jan Hus für Freiheitsrechte christlich argumentiert, und auch er konnte sich mit Recht auf den christlichen Anspruch berufen usw. Natürlich gab es auch nichtchristliche Ursprünge freiheitlicher Philosophie, bei Sokrates, der Stoa u.v.a.
Die Geschichte ist eben widersprüchlich, der Nebel lichtet sich aber, wenn man es genauer betrachtet.
Wenn auch Paulus die Sklaverei gerechtfertigt hat, so denke ich, dass sich im Laufe der Zeit eine andere Sichtweise durchsetzen konnte und heute die meisten, die sich Christen nennen, sich eher nicht als Sklaven Gottes sehen, sondern das Freiheitliche ihres Glaubens betonen.
Dass die Bibel nicht erlaubt, geändert zu werden, ist klar. Der göttliche Geist in allem wird auch beansprucht; nicht aber, dass Gott quasi Autor aller darin enthaltenen Bücher sei und alles wörtlich verstanden werden müsse! Es wurde von Beginn an um die richtige Auslegung gerungen, und gerade die Widersprüchlichkeit der vielen auch zeitlich sehr divergenten Texte ließ dazu auch wesentlich größeren Spielraum als im Islam, wo EIN Mann in wenigen Jahren EIN Buch niederschrieb, in dem er – gerade aus der Erfahrung von Juden- wie Christentum bemüht war, jeden möglichen Zweifel auszuschließen.
Da auch in seiner Nachfolge die heiligen Texte nur in sehr engem Rahmen ausgelegt werden durften, gibt es eben bis heute keinen Ansatz für eine Reform dieser „Religion“ – gerade die offenbare Unvereinbarkeit mit der modernen Welt lässt ja auch viele langsam spüren, dass dem Islam die Argumente ausgehen, wenn er sie je hatte, was die Aggressivität seiner Anhänger natürlich noch verstärkt.
Die Entstehung des Humanismus erkennt man sehr anschaulich bei der Lektüre von Lessings "Erziehung des Menschengeschlechts". Die Erziehung der Völker wird hier mit der individuellen Erziehung eines Menschen verglichen. Zuerst im Zaum gehalten durch Strafe (im AT), dann die Verinnerlichung der Werte (im NT). Die Konsequenz, die von Lessing nicht ausgesprochen wird, aber wohl als von ihm mit-gemeint gedacht werden muss, ist letztlich, dass der Mensch einen strafenden und dann ermahnenden Gott gar nicht mehr braucht, weil er sich auch ohne diese Stütze oder Krücke richtig verhalten kann. Denn seine ausdrückliche Parallele, der strafende/mahnende Vater wird ja vom erwachsenen Menschen auch nicht mehr benötigt!
Hier ist die sich entwickelnde Emanzipation des Menschen vom Gottesglauben zu einer rein menschlichen Ethik sehr anschaulich gezeigt - m.E. die beste Darstellung der Kontinuität von Religion bis zum Humanismus - und gerade k e i n Widerspruch; wenn man es mithilfe historischer Dialektik betrachtet.
Natürlich ist der Humanismus gegen die Religion durchgesetzt worden. Wann aber wäre "ein" Humanismus oder die Idee der Menschenrechte einmal ohne eine vorhergehende Religion entstanden, etwa außerhalb Europas?
Wenn er entstehen können soll, muss aber ein Entwicklungspotential auch in der Religion vorhanden sein, das die oben beschriebene Emanzipation überhaupt zulässt. Oder, je autoritärer eine Religion auftritt, geschieht die Befreiung des Menschen vielleicht auch und zukünftig durch "unfreiwillige Beihilfe" dieser Religion selbst, indem die Menschen deren Unsinnigkeit verstehen lernen und sich infolge dessen auf sich selbst besinnen...
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Agnost dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 12.11.2006 Beiträge: 5618
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(#835635) Verfasst am: 09.10.2007, 01:08 Titel: |
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Hier dürften die Hausmarxisten mal materialistisch auftrumpfen.
Aber nein, da kneifen sie.
Die Engländer haben die Sklaverei nicht deshalb plötzlich bekämpft, weil ihnen das Christentum das geboten hat, sondern weil die Sklaverei in ihrem System der kapitalistischen Marktwirtschaft störend wurde.
Auch die Nordstaaten der USA wollten die Quasi-Feudalen Verhältnisse in den streng puritanisch-reformiert-christlichen Südstaaten brechen um freie Hand für ihre grossen Kapitaleigner zu schaffen.
Dass es im Arabischen Raum keine überlebenden "schwarzen" Sklaven gab ist eine Sache deiner Definition von "Schwarz".
Tuareg, Berber, Somali und viele andere afrikanischen Völker, die von Arabern versklavt wurden gingen in der Arabischen Bevölkerung auf.
Tuareg, Berber, Somali wiederum versklavten Bambara, Tschadis und Fulbe, die in diesen Völkern aufgingen.
Die meisten "Schwarzen" in Amerika die überlebten stammen grossmehrheitlich von Sklaven ab, die erst spät versklavt wurden.
Dass lässt sich an den dominanten Sklaven-Religionen in Brasilien, Cuba und den USA feststellen.
Voodoo, Candomble und Reglas Lucumi und Palo Alto sind Kulte aus Regionen, die erst ganz zuletzt noch Sklavenmässig ausgebeutet wurden.
Während nach arischer Rassentheorie ein Spritzer Kaffee, die ganze Weisse Milch versaute und darum Weisse Sklavenhalter ihre eigenen Kinder nicht "erkannten" und anerkannten, war das bei den Arabern und Muslimen anders.
Die Väter akzeptierten die Söhne ihrer Sklavinen.
Der mythologische Ahnvater der arabischen Muslime Ismael war der Sohn von Abrahams Sklavin Hagar.
Das Leben in Sklaverei wurde christlich immer als eine Folge der Erbsünde betrachtet. Erlösung konnten Sklaven nur nach dem Tode erwarten.
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DeHerg nun schon länger Ranglos
Anmeldungsdatum: 28.04.2007 Beiträge: 6525
Wohnort: Rostock
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(#835644) Verfasst am: 09.10.2007, 01:28 Titel: |
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liber hat folgendes geschrieben: |
Natürlich ist der Humanismus gegen die Religion durchgesetzt worden. Wann aber wäre "ein" Humanismus oder die Idee der Menschenrechte einmal ohne eine vorhergehende Religion entstanden, |
wohl eher wenig Praktikabel diese Frage da es wohl kaum eine (Meschenbewohnte)Region der Erde gegeben haben dürfte die ohne Religion war
liber hat folgendes geschrieben: | etwa außerhalb Europas? |
da würde ich mich eher Fragen ob in Europa das Christentum die Entwicklung von so etwas wie Humanismus oder Ideen von Menschenrechten nicht eher hinausgezögrt hatte (Ansätze dazu gab es ja schon in der Antike)
und ja es gab auch außerhalb Europas so etwas wie Menschenrechtsideen z.B. die Konfuzianische Philosophierichtung des Mengzi (welche dann durch die Schule Xunxi(Zuckerbrot und Peitsche) wieder verdrängt wurde)
_________________ Haare spalten ist was für Grobmotoriker
"Leistung muss sich wieder lohnen"<--purer Sozialismus
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Sokrateer souverän
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 11649
Wohnort: Wien
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(#836095) Verfasst am: 09.10.2007, 21:23 Titel: |
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liber hat folgendes geschrieben: | Sklaverei und Christentum – ich sage nicht, dass Bergpredigt oder Neues Testament die Sklaverei generell und immer ablehnen. Ich schrieb nur: |
Bergpredigt und NT lehnen die Sklaverei mit keinem Wort und nirgendwo ab. In der Bergpredigt sagt Jesus, dass kein Jota des alten Gesetzes vergehen soll. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass die Autoren dieser Texte eine Abschaffung der Sklaverei auch nur andachten. Alle Auslegungen in dieser Richtung entsprechen nicht der Geisteshaltung dieser Leute und müssen folglich aus anderer Quelle stammen.
liber hat folgendes geschrieben: |
„Wenn man die Bergpredigt als zentrale Aussage des Christentums versteht, war es aber logisch, dass christliche Sklavenhalter dies m a n c h m a l mit schlechtem Gewissen waren, und dass unter den Christen Nordamerikas der Abolitionismus sich nach und nach doch durchsetzte; wie vorher schon in Europa geschehen.“ [Sperrschrift jetzt]
Dies meint eher die europäische und nordamerikanische Rezeptionsgeschichte der biblischen Texte. Die Bewegung zur Abschaffung der Sklaverei berief sich eben wesentlich auch auf christliche Nächstenliebe, das war für neuzeitliche Christen ein gewichtiges Argument gegen die Sklaverei und hat sich – gemeinsam mit humanistischen Argumenten – am Ende auch durchgesetzt; unabhängig davon, welche Zitate aus der Bibel man pro oder kontra Sklaverei anführen könnte |
Als Reaktion auf die Abschaffung der Sklaverei wurde der Ku Klux Klan gegründet, der eine streng protestantische Organisiation ist. Bis vor ein paar Jahrzehnten durften nicht einmal Katholiken beitreten. Der KKK, der Millionen von Mitgliedern hatte, hat auch eine klare von der Bibel abgeleitete Rassentheorie.
Nächstenliebe ist nicht christlich. Überall auf der Welt und in jeder Kultur gibt es Nächstenliebe, Nachbarschaftshilfe, Wohlfahrt, Altruismus usw. Solche Verhaltensweisen findet man sogar bei diversen Tierarten.
Darüber hinaus argumentierten die Sklavereibefürworter durchaus mit humanistischen Argumenten und mit Nächstenliebe. Man sah Schwarze Sklaven als von Geburt an unmündige Menschen an, die auf sich alleine gestellt nicht in einer Zivilisation bestehen könnten. Schwarze brauchten ihrer Meinung nach einen Herren, genauso wie der damaligen Meinung nach Frauen ein Familienoberhaupt und Kinder Eltern benötigten.
Darüber hinaus wurde argumentiert, dass ein Arbeitgeber auf einen Arbeiter, den er besitzt, besser aufpassen würde, als auf "Lohnsklaven". In der Tat hätte beispielsweise ein Bergbaubesitzer ein finanzielles Interesse daran, auf die Sicherheit von Sklavenarbeitern zu achten, während dieses Interesse bei Tagelöhnern überhaupt nicht besteht.
Und diese Leute sprachen und versammelten sich genauso in Kirchen wie ihre Gegner.
Entweder dir war das alles bekannt und du hast es uns aus propagandistischen Motiven heraus verschwiegen. Oder du wusstest es nicht. Dann solltest du auch mal ein paar alternative Bücher lesen. Christopher Hitchens "God is not Great" habe ich zwar noch nicht ganz gelesen, aber die Abschaffung Sklaverei, wie auch einige andere christliche Propagandamythen werden von ihm im Buch behandelt, wie ich beim überfliegen des Buches festgestellt habe.
liber hat folgendes geschrieben: |
Das war natürlich eine geistesgeschichtliche Entwicklung, und hier ist auch nur von der Geistesgeschichte, nicht den wirtschaftlichen Voraussetzungen usw. die Rede...
Ich schrieb: „Wenn der aufgeklärte Humanismus sich für allgemeine Menschenrechte einsetzte, ist auch hier mitzubedenken, dass auch dieser einem christlich geprägten Abendland entsprang und eigentlich ein Kind des Christentums genannt werden muss (zusammen mit seinen jüdischen und antiken Ursprüngen).“
Sokrateer schrieb: „Das ist nebulöser Nonsense.“
Wie kann man so etwas behaupten? |
Lies dir doch deine Argumentation durch. Würdest du eine derartigen Argumentationsversuch bezüglich anderer gesellschaftlicher Phänomene akzeptieren?
Ich hoffe nicht.
Der Verschwörungstheoretiker kann zu jedem Ereignis eine Verschwörungstheorie basteln. Genauso kann der Geisteswissenschaftler zwischen zwei beliebigen gesellschaftlichen Phänomen einen Kausalzusammenhang konstruieren und zwar durch die Aneinanderreihung selektiv ausgewählter Geschichte.
liber hat folgendes geschrieben: |
Hat sich der Gedanke der Menschenrechte, der Gleichheit aller Menschen usw. nicht in einer Weltgegend entwickelt und durchgesetzt, die jahrhundertelang vom Christentum geprägt war? Kann man diesen Faktor einfach leugnen? |
Du musst erst belegen, dass es ein Faktor war. Die Bibel sagt nirgendwo, dass alle Menschen unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder Religion die gleichen Rechte haben sollten.
Nirgendwo ist das von Meinungsfreiheit die Rede. Ganz im Gegenteil sollen die Bäume, die schlechte Früchte tragen abgehauen und ins Feuer geworfen werden. Genau das taten die Inquisitoren und sie beriefen sich auf dieses Jesuswort aus der Bergpredigt.
Die menschlichen Grundbedürfnisse auf Erden, die einen wichtigen Teil der Menschenrechte ausmachen, lehnt Jesus in der Bergpredigt klar ab, denn für ihn zählt Jenseits und seine baldige Wiederkehr.
liber hat folgendes geschrieben: |
Natürlich spielten jüdische und antike Einflüsse eine große Rolle, besonders seit der Renaissance. Und vieles musste, schon vor der Aufklärung, gegen kirchliche Gewalt und Inquisition durchgesetzt werden; oft mit mehr oder weniger vorgeschobenen Argumenten aus dem Glauben selbst, solange das Wort nicht frei war.
Ich denke nicht, dass es ein Zufall ist, wenn die Idee der Menschenrechte gerade im christlich geprägten Abendland entstanden ist UND sich hier weitgehend durchsetzen konnte. |
Du gehst davon aus, dass jede neue Erkenntnis sich aus früheren Erkenntnissen heraus entwickelt haben muss. Das ist schon mal eine unbegründete Annahme.
Vielleicht haben die Menschen einfach nur ihre Menschlichkeit per Vernunft weiterentwickelt. Man darf in diesem Zusammenhang auch nicht den Buchdruck vergessen. Jedes zusätzliche Massenmedium bewirkt, dass die Menschheit näher zusammenrückt und dass wir das gleiche Einfühlungsvermögen, dass wir unseren Nächsten gegenüber ganz natürlich aufbringen auf immer weitere Gebiete und Völker ausgedehnt werden kann.
liber hat folgendes geschrieben: | Die Bauern haben sich im Bauernkrieg z.B. explizit auf christliche und protestantische Ideen berufen, auch wenn ihnen dann Luther in den Rücken gefallen ist. |
In einer durch und durch religiösen Gesellschaft müssen leider alle Parteien versuchen ihre Ideen mit der vorherrschenden Religion in Einklang zu bringen, die Texte entsprechend auszulegen usw.
liber hat folgendes geschrieben: |
Dass die Bibel nicht erlaubt, geändert zu werden, ist klar. Der göttliche Geist in allem wird auch beansprucht; nicht aber, dass Gott quasi Autor aller darin enthaltenen Bücher sei und alles wörtlich verstanden werden müsse! Es wurde von Beginn an um die richtige Auslegung gerungen, und gerade die Widersprüchlichkeit der vielen auch zeitlich sehr divergenten Texte ließ dazu auch wesentlich größeren Spielraum als im Islam, wo EIN Mann in wenigen Jahren EIN Buch niederschrieb, in dem er – gerade aus der Erfahrung von Juden- wie Christentum bemüht war, jeden möglichen Zweifel auszuschließen.
Da auch in seiner Nachfolge die heiligen Texte nur in sehr engem Rahmen ausgelegt werden durften, gibt es eben bis heute keinen Ansatz für eine Reform dieser „Religion“ – gerade die offenbare Unvereinbarkeit mit der modernen Welt lässt ja auch viele langsam spüren, dass dem Islam die Argumente ausgehen, wenn er sie je hatte, was die Aggressivität seiner Anhänger natürlich noch verstärkt. |
Ich stimme dir im großen und ganzen zu, nur handelt es sich bei der größeren Flexibilität des Christentums eben nicht um ein Grundprinzip dieser Religion, sondern eher um einen Unfall. Christliche Kirchen verwenden viel Zeit damit Apolegetik zu betreiben um ihre Dogmen zu verteidigen und die der anderen zu entkräften. Und wo es möglich war, wurden diese Dogmen mit Gewalt und Zensur durchgesetzt. Die Dreifaltigkeit war nur eine von vielen schlechten Versuchen sich einen Reim auf das NT zu machen. Aber nachdem sie zum Dogma wurde, hatten die Vertreter alternativer Ansichten um ihre Leben zu fürchten.
liber hat folgendes geschrieben: |
Die Entstehung des Humanismus erkennt man sehr anschaulich bei der Lektüre von Lessings "Erziehung des Menschengeschlechts". |
Ich halte es für einen grundsätzlichen Fehler Ideen, Ansichten usw. an irgendwelchen Büchern festzumachen. Der Humanismus wurde nicht plötzlich erfunden, sondern jeder Mensch ist fähig humanistisch zu denken und diese Gedanken im Rahmen oder Widerspruch anderer Ideologien einzubringen.
liber hat folgendes geschrieben: |
Hier ist die sich entwickelnde Emanzipation des Menschen vom Gottesglauben zu einer rein menschlichen Ethik sehr anschaulich gezeigt - m.E. die beste Darstellung der Kontinuität von Religion bis zum Humanismus - und gerade k e i n Widerspruch; wenn man es mithilfe historischer Dialektik betrachtet. |
Bei den alten Griechen spielten die Götter in ethischen Fragen keine Rolle. Es ist vielmehr so, dass sich spätere Religionen frühere wissenschaftliche, ethische oder gesellschaftliche Erkenntnisse anzueignen versuchen. Die Christen haben die Nächstenliebe in ihr Buch geschrieben und behaupten nun, dass sie das erfunden hätten. Die Juden schrieben "du sollst nicht stehlen" in ihr Buch und wollen uns weißmachen, dass wir das ohne diese Buch nicht erkennen würden.
Hier werden Ursache und Wirkung verdreht. Propheten sprechen nicht zu Gott, sondern sie halten Selbstgespräche (in Form von Halluzinationen), in die ausschließlich ihre eigenen Gedanken einfließen, auf die sie selbst gekommen sein müssen oder die sie von anderen gehört haben müssen.
liber hat folgendes geschrieben: |
Natürlich ist der Humanismus gegen die Religion durchgesetzt worden. Wann aber wäre "ein" Humanismus oder die Idee der Menschenrechte einmal ohne eine vorhergehende Religion entstanden, etwa außerhalb Europas?. |
Wann wäre die Idee der Gleichberechtigung der Frauen ohne deren vorangehender Ungleichberechtigung entstanden? Wo die Befreiung von Sklaven ohne vorangehender Sklaverei? Wo eine Demokratie ohne vorangehender Tyrannei?
Eine zeitliche Abfolge ist kein Kausalzusammenhang.
Von dieser Dialektik-Argumentation halte ich gar nichts. Muss man erst einen Kanibalismus haben, um zu erkennen, dass Kanibalismus falsch ist? Müssen wir einen Atomkrieg haben um diesen abzulehnen?
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IvanDrago Ösifreund und Pendler zwischen den Welten
Anmeldungsdatum: 18.07.2005 Beiträge: 2876
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(#836102) Verfasst am: 09.10.2007, 21:51 Titel: |
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Zitat: | Nächstenliebe ist nicht christlich. Überall auf der Welt und in jeder Kultur gibt es Nächstenliebe, Nachbarschaftshilfe, Wohlfahrt, Altruismus usw. Solche Verhaltensweisen findet man sogar bei diversen Tierarten. |
Stimmt auf jeden Fall. Dennoch war es ja in der Antike gängige Vorstellung von "Gerechtigkeit", seinem Freund zu nützen und seinem Feind zu schaden.
Deshalb stellten christliche Ideen mit Betonung der Nächstenliebe schon eine große Provokation in die richtige Richtung dar.
Allerdings hat schon Platon anklingen lassen, dass "jemandem schaden" schwerlich mit "Gerechtigkeit" in Einklang zu bringen ist.
_________________ "Eine Stadt freut sich, wenn's den Gerechten wohlgeht, und wenn die Gottlosen umkommen, wird man froh." Sprüche 11, 10
Heike N. meint: "IvanDrago for President!"
Faszination braucht keine höhere Macht.
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#836107) Verfasst am: 09.10.2007, 21:56 Titel: |
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@Sokrateer:
Die Götter spielten bei den Griechen durchaus eine Rolle in Philosophie und Ethik, jedoch selten eine dogmatische (Prophezeihungen durch Orakel sind da zB eine wesentliche Ausnahme). Die Götterwelt diente oft als Anstoß für literarische Themen und schließlich kann man das griechische Theater als eine Art Ursprung der Psychoanalyse sehen. Die semitischen Monotheismen, wenn ich mal so sagen darf, sind auch nicht die einzigen von denen Frauenunterdrückung und Dogmatismus ausgeht, das gab es vor allem auch in den vorchristlichen europäischen Religionen der Barbaren, die offenbar mal wieder kaum als wirksam berücksichtigt werden, obwohl sie und ihre Sittenwelten für die Nachfolgezeit viel wichtiger sind, als die antiken Griechen, deren kulturell prägende Rolle allenfalls eine unabhängig entstandene Hochkultur nachträglich beeinflusst hat. Das verhält sich wohl ähnlich wie zu dem Umstand, dass es als nicht sehr schmeichelhaft angesehen werden kann, dass der Mensch und der Affe einen gemeinsamem evolutionären Ursprung haben Auch die Römer waren nicht unbedingt so sekular wie man oft unterstellt.
Als aber durch die Franken und andere das Christentum zu Beginn des Mittelalters gefestigt und erstmals effektiv verbreitet wurde, war eben dies die Religion unter deren stilistischer Schirmherrschaft (die nicht völlig substanzlos ist) eine Reihe von Modernisierungen vorgenommen wurde, die zumindest für Oberschichten, also die Haupt-Kulturträger und Entwickler ethischer Ansichten, eine gesellschaftliche Stabilität bewirkte, unter der dann soetwas wie der Humanismus entstand. Man muss sich diese Entwicklung als eine Scherbewegung vorstellen: Einerseits hat das Christentum einige Modernisierungen, sagen wir, 'unterstützt', andereseits ist dann nach der Befriedung der Barbareinreiche eine Gesellschaft entstanden, auf deren Elite sich das Christentum schnell bremsend und behindernd auswirkte, nicht jedoch unbedingt auf den "stinkenden Rest", jedenfalls nicht direkt. Das Christentum ist in diesem Zusammenhang tatsächlich eine gewisse Ausnahme, da eben keine andere Weltreligion so eng mit einem zivilisatorischen Umbruch zusammenhängt, wobei ich, wie gesagt, das Herstellen dieses Zusammenhanges gewiss nicht als Leistung des Christentums darstellen will. Besagter Zusammenhang ist aber Ursache für allerhand Verwirrung, die sowohl pro- als auch anti-christlich motiviert zu übertriebenen Positionen führen kann.
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IvanDrago Ösifreund und Pendler zwischen den Welten
Anmeldungsdatum: 18.07.2005 Beiträge: 2876
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(#836112) Verfasst am: 09.10.2007, 22:01 Titel: |
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Ach ja, der Umgang mit Behinderten, Schwachen, Armen war auch absolut beschämend seitens der Zeit, in der sich die ersten christlichen Gemeinden gründeten. Auch hier war wohl in der Praxis tatsächlich am Anfang des Christentums ein revolutionär-menschlicher Output der christlichen Lehre zu verzeichnen.
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Heike N. meint: "IvanDrago for President!"
Faszination braucht keine höhere Macht.
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#836631) Verfasst am: 10.10.2007, 16:03 Titel: |
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IvanDrago hat folgendes geschrieben: | Ach ja, der Umgang mit Behinderten, Schwachen, Armen war auch absolut beschämend seitens der Zeit, in der sich die ersten christlichen Gemeinden gründeten. |
Das ist ein ziemlicher Bewertungsanachronismus und zudem zweifelhaft. Arm waren diese Leute quasi fast alle, das feudalistische Ausbeutungsverhältnis entstand eben aber erst unter den Karolingern in Parrallelität zur forcierten Christianisierung und teils grausamen Sittenverschärfung, somit war das womöglich nur eine Verlagerung der Grausamkeiten. Es gab, als dem vorausgehende Entwicklung, eine sich mehr oder weniger langsam vollziehende Unterhöhlung des freien Status der Bauern, die nach und nach in die Abhängigkeit von immer despotischer organiserten Clanchefs gerieten, was wahrscheinlich anfangs lediglich eine innerfränkische Entwicklung war. Entscheidend vollendet wurde dies aber erst unter Karl dem Großen, dem Retter der Kirche und wesentlichsten Verbreiter des Christentums in Europa. Wie zB mit Behinderten gar vor der Christianisierung umgegangen wurde, lässt sich kaum sagen. Soetwas müsste wirklich genauer untersucht werden. Sicherlich wurde dieses Problem Teils durch Eugenik gelöst, was in fast allen indoeuropäischen Kulturen nichts Ungewöhnliches war.
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Sokrateer souverän
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 11649
Wohnort: Wien
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(#836760) Verfasst am: 10.10.2007, 20:03 Titel: |
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Semnon hat folgendes geschrieben: | @Sokrateer:
Die Götter spielten bei den Griechen durchaus eine Rolle in Philosophie und Ethik, jedoch selten eine dogmatische (Prophezeihungen durch Orakel sind da zB eine wesentliche Ausnahme). |
Genau das wollte ich ausdrücken.
Semnon hat folgendes geschrieben: | Wie zB mit Behinderten gar vor der Christianisierung umgegangen wurde, lässt sich kaum sagen. Soetwas müsste wirklich genauer untersucht werden. Sicherlich wurde dieses Problem Teils durch Eugenik gelöst, was in fast allen indoeuropäischen Kulturen nichts Ungewöhnliches war. |
So ist es, wobei ich kaum glaube, dass man solche Fragen jemals beantworten können wird.
Jedenfalls betrachten wir auch die Aussagen der Römer über die Barbaren mit höchster Skepsis. Und wir sehen die propagandistische Falschdarstellung von dokumentierten historischen Ereignissen. Alles wollen die Christen abgeschafft bzw. verbessert haben. Abschaffung von Skaverei und Rassentrennung wollen sie für sich genauso verbuchen, wie neuerdings die Menschenrechte und Demokratie.
Man sieht auch beispielsweise bei Muslimen eine diffamierte Falschdarstellung der westlichen Kultur plus wundersame Versprechungen über die islamische Gesellschaft. "Durch die Scharia gibt es kein Verbrechen", "Frauen werden im Westen schlechter behandelt, als im Islam, wo sie beschützt werden.", "Vergewaltigung gibt es nicht in SA, da Kopftuch davor schützt." usw.
Es ist also anzunehmen, dass auch frühchristliche Behauptungen über angeblich ständig Kindermordenden Römer und die angeblich ganz anderen Christen falsch sind. Babymord hat es schon immer gegeben und je nach medialen Sommerloch wird es von Zeit zu Zeit als Thema mal besonders aufgeblasen.
Darüber hinaus wurden Behinderte im Christentum später durchaus schlecht behandelt. Bis ins 20. Jhdt. galten behinderte Kinder als Schande und selbst Ärzte und Geburtshelfer ermutigten die Mütter dazu ihre Kinder zu ersticken. Wenn das Christentum so behindertenfreundlich war, warum soll sich das dann geänd
IvanDrago hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Nächstenliebe ist nicht christlich. Überall auf der Welt und in jeder Kultur gibt es Nächstenliebe, Nachbarschaftshilfe, Wohlfahrt, Altruismus usw. Solche Verhaltensweisen findet man sogar bei diversen Tierarten. |
Stimmt auf jeden Fall. Dennoch war es ja in der Antike gängige Vorstellung von "Gerechtigkeit", seinem Freund zu nützen und seinem Feind zu schaden.
Deshalb stellten christliche Ideen mit Betonung der Nächstenliebe schon eine große Provokation in die richtige Richtung dar.
Allerdings hat schon Platon anklingen lassen, dass "jemandem schaden" schwerlich mit "Gerechtigkeit" in Einklang zu bringen ist. |
Was du meinst, ist die Feindesliebe, nicht die Nächstenliebe. Feindesliebe ist in der Tat idiotisch und Bestrafungen, also jemanden zu schaden, dient sehr wohl der Gerechtigkeit.
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liber registrierter User
Anmeldungsdatum: 07.09.2007 Beiträge: 28
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(#837077) Verfasst am: 11.10.2007, 01:34 Titel: |
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Schön, dass hier eine gründlichere Diskussion stattfindet, als es sonst üblich ist. Das erlaubt mir auch, etwas genauer zu antworten.
Ich bin kein Verteidiger oder gar Propagandist des Christentums, nehme nur zur Kenntnis, dass die Sklaverei in Europa und Nordamerika abgeschafft wurde und nicht im islamischen Kulturkreis; dort erst weitaus später und nicht ohne „westlichen“ Druck.
Sklaverei ist mit „Nächstenliebe“ sicher nicht vereinbar. Diese aber ist eine zentrale Aussage des Christentums; wenn dieses natürlich bei weitem kein Monopol auf diese Idee beanspruchen kann, das ist unbestreitbar. Nicht nur Nächstenliebe, sogar die Feindesliebe, die in der Geschichte der Weltanschauungen schon weit seltener vertreten wurde, gibt es ja schon im Judentum vor Jesus!
Insofern mussten Christen späterer Generationen einmal darauf kommen, dass ein Christentum mit sklavistischen Lebensbedingungen nicht vereinbar sein kann. Dies genau ist geschehen und hat nicht unwesentlich dazu beigetragen, die Sklaverei zu diskreditieren und endlich zu überwinden.
Dass die Sklaverei nicht explizit in der Bibel als „abzuschaffen“ erwähnt wird, von ihr aber immer wieder als soziale Realität gesprochen wurde, und manchmal auch so, dass es als apologetisch verstanden werden konnte (Paulus), konnte für Sklavenhalter und ihre Fürsprecher natürlich nur bestätigend wirken; und niemand kann bestreiten, dass es auch massive Fürsprache der Kirche zugunsten der Beibehaltung bestehender Verhältnisse gegeben hat, woraus eine (Mit-)Verantwortung für Kriege, Gewalt jeder Art und eben auch die Sklaverei ersichtlich ist.
Es gab aber beide Seiten, und beide konnten sich mit Zitaten aus der Bibel rechtfertigen. Die Sklaverei war in der antiken Welt weit verbreitet und üblich. Sogar Aristoteles, eine Leuchte der Philosophie und der als Begründer zahlreicher Wissenschaften gelten kann, hat sie nicht abgelehnt, weil eine Welt ohne sie damals – besonders aus wirtschaftlichen Gründen – kaum vorstellbar schien.
Andererseits ist mir nicht bekannt, dass Jesus die Sklaverei befürwortet (oder nur toleriert) hätte.
In Joh. 8, 34ff heißt es dagegen z.B: „Jesus antwortete ihnen und sprach: Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Wer Sünde tut, der ist der Sünde Knecht. Der Knecht aber bleibt nicht ewiglich im Hause; der Sohn bleibt ewiglich. So euch nun der Sohn frei macht, so seid ihr recht frei.“
Die Sklaverei wird hier nicht Sünde, wohl aber die Sünde Sklaverei genannt, was auch eine Gleichsetzung ist. Die Nachfolge Christi wird dagegen als Befreiung bezeichnet und wurde sicherlich häufig auch so verstanden.
Ich bin weder Bibelkenner noch Christ, ich nenne mich Agnostiker; mir geht es nur um die Wirkungsgeschichte auch der christlichen Ideen. Und da fällt es doch auf, wie sehr besonders auch die Sklaven im Alten Rom ihre Hoffnung gerade auf das Christentum setzten! Warum wohl?
Gab es nicht auch einen Egalitarismus unter den Urchristen?
Dies ist kein Widerspruch zur Tatsache, dass sich auch viele Sklavenhalter als Christen verstanden. Diese sind aber langfristig in die Defensive geraten, eben weil sich Sklaverei und Nächstenliebe nur sehr abenteuerlich miteinander vereinbaren lassen; und „Nächstenliebe“ wie gesagt, war ein Hauptakzent christlicher Verkündigung; und spielt in der Dogmatik eine größere Rolle, als z.B. das Almosengeben im Islam. Dieses ist wohl einer der fünf „Pfeiler“ dieses Glaubens.
Der christliche Gott aber hat seinen „eingeborenen Sohn“ (also quasi sich selbst!) aus Liebe zum Menschen geopfert; was mehr ist als jedes Almosen.
Trotz der um die Zeitenwende weit verbreiteten Sklaverei hat Jesus meines Wissens diese asoziale „soziale Institution“ niemals gerechtfertigt und natürlich auch nicht unterstützt bzw. selbst Sklaven gehalten – im Gegensatz zu „seiner“ Kirche in späteren Zeiten wohlgemerkt.
Von Mohammed dagegen wissen wir, dass er Sklaven besaß und viele Menschen im Laufe seiner Raubzüge und Angriffskriege zu Sklaven gemacht hat; und seine Ideologie ist in weiten Teilen selbst sklavistisch. Da Mohammedaner zu seiner Nachfolge auch im täglichen Alltag aufgerufen sind, musste sich in diesem Fall eine ganz andersgeartete Wirkungsgeschichte ergeben. Frauenunterdrückung und Mädchenhochzeit, Sklaverei, die Feindschaft gegen die Ungläubigen, die Heiligung des (Eroberungs-)Krieges usw., es passt hier alles zusammen und geht ineinander über, ein System im Auftrag der Welteroberung, und Sklaverei ist ein logischer Baustein der Ideologie, dessen Abschaffung immanent mehr Probleme bereitet als löst.
Wenn mir vorgeworfen wird, ich hätte die Befürwortung der Sklaverei, die es im Christentum durchaus gab, „aus propagandistischen Gründen verschwiegen“, so denke ich, dass solche Unterstellungen eine Diskussion vergiften könnten, wenn der andere sie ernst nähme.
Habe ich denn nicht das Folgende geschrieben?
„Und vieles musste, schon vor der Aufklärung, gegen kirchliche Gewalt und Inquisition durchgesetzt werden“, weiterhin:
„Es wurde von Beginn an um die richtige Auslegung gerungen, und gerade die Widersprüchlichkeit der vielen auch zeitlich sehr divergenten Texte ließ dazu auch wesentlich größeren Spielraum als im Islam…“
Es weiß doch auch jeder, dass z.B. die christliche Kirche im Mittelalter selbst Leibeigene besaß, und die Geschichte der spanischen Eroberungen im späteren Lateinamerika ist wohl niemandem etwas Neues, vom christlichen Sklavenhandel (Dreieckshandel) zwischen Europa, Afrika und Amerika ganz zu schweigen, das wurde ja auch von anderen (und auch von mir an anderer Stelle) schon erwähnt…
Mein Thema war die Überwindung der Sklaverei im Abendland, und in Verfolgung dieses Zieles sind gerade christliche UND humanistische Ideen vereint gewesen – ungeachtet der christlichen Sklavenhalter, die es über lange Zeit auch gegeben hat. Aber letztere wurden bekämpft und waren am Ende unterlegen.
Es ist auch allgemein bekannt und verwundert nicht, dass die Abschaffung der Sklaverei erst möglich wurde, nachdem die wirtschaftlichen Voraussetzungen dafür geschaffen waren – für diese Erkenntnis muss man kein Marxist sein. Es blieb dennoch auch ein geistesgeschichtlicher Kampf; denn sonst hätte die Sklaverei ja in manchen Gebieten abgeschafft werden können, in anderen aber erhalten bleiben können; eine rein kapitalistisch denkende Gesellschaft hätte diesen Mehrwert einer sicherlich kostenärmeren Baumwollwirtschaft mit schwarzen Sklaven in den amerikanischen Südstaaten sicher dankend mitgenommen.
Nein, wenn eine widerspruchsfreiere Gesellschaft möglich ist, dann streben die Menschen sie mehrheitlich schon an; ob ihr Motiv sich nun auf ihre Religion oder den Menschen allein bezieht.
Unter dem Stichwort „Abolitionismus“ lesen wir bei Wikipedia: „In den Vereinigten Staaten waren die Abolitionisten in den Konflikt zwischen dem Norden und dem Süden involviert. Obwohl die Quäker (Benjamin Lay, John Woolman) teilweise für Aktivitäten in dieser Bewegung bekannt waren, war sie keineswegs auf die Quäker beschränkt.“ Sicher müssen aber die christlichen Quäker als ein wichtiger Teil der Bewegung zur Abschaffung der Sklaverei genannt werden.
Es stimmt übrigens nicht, dass die Sklaverei in der Bibel nirgendwo abgelehnt wird.
http://de.wikipedia.org/wiki/Feindesliebe . Hier lesen wir:
„Schon wenige Verse später weist das benachbarte Gebot der Fremdenliebe die Begrenzung der Nächstenliebe auf Mitjuden zurück (Lev 19,33-34; vgl. Dtn 10,19):
Den Fremdling, der bei Euch wohnt in Eurem Land, sollt Ihr nicht unterdrücken. Er soll wie ein Einheimischer unter Euch wohnen, und Du sollst ihn lieben wie Dich selbst; denn Ihr wart auch Fremdlinge in Ägypten. Ich bin JHWH, euer Gott.
Das verbietet die Versklavung von Ausländern, fordert ihren Schutz und ihre Gleichberechtigung in Israel und erinnert dazu an das Zentraldatum der israelitischen Heilsgeschichte: den Auszug aus Ägypten, in dem Gott Israel aus der Sklaverei befreite und sich so als sein Gott offenbarte. Dies macht jeden Jude auch für den Schutz der Fremden in Israel verantwortlich.“ (soweit Wikipedia).
Christen lesen ja durchaus auch das Alte Testament, und wenn dort etwas als fortschrittlich Empfundenes steht, dann will man sicher nicht dahinter zurückfallen… Nur die als grausam und atavistisch empfundenen Stellen will man gewöhnlich als überholt und durch das NT als korrigiert ansehen; wird doch das NT als Erfüllung, aber auch Erneuerung des AT betrachtet; im Ganzen ergibt sich dann nach herrschender Meinung schon eine Humanisierung des Glaubens im Sinne einer leichteren Annehmbarkeit gerade auch für den modernen Menschen. Nochmal gesagt, das ist die
R e d e dieses Glaubens; wie die Praxis aussieht und ob alles göttliche Wahrheit ist, ist eine ganz andere Frage. Langfristig ist die Tendenz einer Lehre aber entscheidend, weil hier bestimmt wird, wie es zu verstehen ist; und nur, was Menschen verstehen, können sie akzeptieren und anstreben.
Zur Fremdenliebe im Islam lesen wir: „Im Islam ist der Begriff der Feindesliebe unbekannt. Koranverse, die zu Mäßigung und Nachsicht aufrufen, beziehen sich auf das Binnenverhältnis zwischen Muslimen oder auf Andersgläubige, die sich dem Islam unterworfen haben. In Sure 48:30 heißt es z.B.:
Mohammed ist der Gesandte Allahs. Und die mit ihm sind, hart sind sie wider die Ungläubigen, doch gütig zueinander.
Die Härte gilt besonders denen gegenüber, die sich vom Islam abwenden. Sure 4,89 verlangt:
... und wenn sie sich abkehren, dann ergreift sie und tötet sie, wo immer ihr sie auffindet.“
(Anders im Sufismus, der aber vielfältige, auch nichtislamische Quellen hat.)
Zur Frage des Zusammenhangs zwischen dem Humanismus und christlichen Ideen ist zu sagen, dass dies ein weites Feld sicher auch der künftigen Forschung ist und bleiben wird.
Erinnert sei nur an Vertreter eines „christlichen Humanismus“ wie Thomas Morus, Erasmus von Rotterdam oder auch Melanchthon u.v.a. Man kann doch nicht leugnen, dass es viele Berührungspunkte und auch gemeinsame Traditionen zwischen Christentum und Humanismus gab; auch wenn die christliche Kirche sich als herrschende Macht über lange Zeit der gewaltsamen Unterdrückung schuldig gemacht hat, was ja niemand bestreiten kann – es ist aber nicht die ganze Wahrheit des Christentums.
Ich denke sehr wohl, dass genauso, wie Ideen der antiken Philosophie (bes. Aristoteles) in der christlichen Scholastik (bes. bei Thomas von Aquin) verarbeitet wurden, christliche Ideen auch bei der Entwicklung des neuzeitlichen Humanismus durchaus eine Rolle spielten, bis hin zur Verkündigung der Menschenrechte.
„Würdest du eine derartigen Argumentationsversuch bezüglich anderer gesellschaftlicher Phänomene akzeptieren? Ich hoffe nicht.“
Doch, von der Idee, dass These und Gegenthese in der Synthese – wie Hegel lehrt – aufgehoben werden und sind, bin ich vollkommen überzeugt. Das Frühere geht dem Späteren zeitlich voran und wird entweder gleichgerichtet fortgesetzt (tradiert), oder es wird bekämpft und ist in dem auf den Kampf folgenden Zustand dann enthalten (aufgehoben).
„Du gehst davon aus, dass jede neue Erkenntnis sich aus früheren Erkenntnissen heraus entwickelt haben muss. Das ist schon mal eine unbegründete Annahme.“ Wie denn das? Wir können doch Neues nur auf der Basis des schon Bekannten erkennen. Natürlich sind „neue“ Erkenntnisse möglich, revolutionär gegen alles Frühere und vielleicht einen Paradigmenwechsel begründend. Aber was sie revolutionieren, ist eben das Alte, das „umgedreht“ oder neu interpretiert wird. Es ist dennoch die Basis des Neuen, das ja wohl niemals eine Schöpfung ex nihilo sein kann.
“Vielleicht haben die Menschen einfach nur ihre Menschlichkeit per Vernunft weiterentwickelt…?“ Vernunft wächst nicht aus sich heraus, sondern im Dialog sich widersprechender Menschen und Meinungen über die Objekte der Erkenntnis.
Es geht wohlgemerkt nicht um einen einfachen „Kausalzusammenhang“, sondern um eine Entwicklungsgeschichte, in der das real existierende christliche Denken (mit seinen antiken Anteilen) eben eine Rolle spielte bei vielen humanistischen Denkern. Es ist durchaus kein Widerspruch, dass hier vieles gedacht wurde, was nicht explizit in der Bibel steht. Es wurde aber schon recht früh als christlich a n g e s e h e n, etwa Aristoteles ins Christentum „zu integrieren“, so dass man gar geneigt war, die Alten als Vorläufer Christi anzusehen!
Ein durch Thomas quasi gräzisiertes Christentum als Voraussetzung der Akzeptanz auch der in der Renaissance aufgenommenen anderen antiken Traditionen nicht gleich durch die Kirche, aber doch durch viele christliche Denker – hier sind sicher viele Fragen noch nicht geklärt, die Entstehung der geistesgeschichtlichen Moderne und auch des modernen Humanismus betreffend.
Ich verstehe, dass hier ein ideologischer Knackpunkt liegt, der Empfindlichkeiten wecken kann, plädiere aber im Interesse weiteren Erkenntnisfortschritts für eine möglichst vorurteilsfreie Betrachtung.
Wenn sich etwa die heutigen Christen wie die Erfinder der Menschenrechte gerieren, so ist dies natürlich nicht die historische Wahrheit. Es bleibt aber ein Fortschritt, dass diese Konvention gleicher Rechte, was die Menschenrechte ja sind, vom heutigen Christentum, soweit ich sehe, uneingeschränkt anerkannt werden; ob dieser Fortschritt nun aus der Bibel hergeleitet werden kann oder nur sehr indirekt als Emanation der Liebe gesehen werden kann (Glaube, Liebe, Hoffnung; aber die Liebe ist die größte der drei – also selbst größer als der Glaube! Das ist doch schon was. Da steckt doch was drin! Im Islam ist es leider umgekehrt, erst der Glaube, dann die Liebe.)
Entscheidend sind nicht einzelne Worte, sondern der Geist einer Weltanschauung. Und hier denke ich, es ist verkehrt, die Schlachten von gestern neu beleben zu wollen und so zu tun, als wäre „die“ Kirche auch heute noch der Hauptgegner einer freiheitlichen Gesellschaft.
Im Gegenteil, es gibt viele, die schon vor Beginn der Neuzeit Freiheitsstreben (und damit die Abschaffung der Sklaverei) mit dem christlichen Glauben verbinden zu können glaubten, und nur darauf kommt es doch an, wer wirklich für die Freiheit – auch des anderen!, für Frieden und Gerechtigkeit eintritt, oder wer dies nur seinen Glaubensbrüdern zugesteht.
Richtig, ich kenne auch kein Bibelwort, das die Meinungsfreiheit fordert. Aber es gab reformatorische und gegenreformatorische Kämpfe und Kriege, und im Gefolge des Augsburger Religionsfriedens von 1555 hat man sich de facto und de iure auf einen Zustand gegenseitiger Toleranz zwischen den Konfessionen geeinigt; welche Errungenschaft auf sogar interreligiösen Dialog sich auszuwirken begonnen hat, wenn auch mehr von protestantischer Seite, soweit ich sehe. Aber hier sind Tabus gebrochen, die vorher unvorstellbar waren.
Ich will übrigens die Aufklärung nicht an Lessings Erziehung der Menschengeschlechts „festmachen“, ich halte diese Geschichte nur für sehr treffend, um die Entwicklung von der (frühzeitlichen!) Religion, bei ihm Judentum, dann Christentum, hin zu einer humanistischen Gesellschaft zu verstehen, die erwachsen geworden ist und einen Papa-Gott nicht mehr braucht, um sich ethische Grundlagen zu geben; die aber doch verstehen sollte, dass eine Ausbildung von „Gewissen“ ohne vorausgehende Anerkennung einer „Autorität“, hier Vater, da Gott – schwer denkbar ist, zumindest für "die Vielen".
„Die Christen haben die Nächstenliebe in ihr Buch geschrieben und behaupten nun, dass sie das erfunden hätten. Die Juden schrieben "du sollst nicht stehlen" in ihr Buch und wollen uns weißmachen, dass wir das ohne diese Buch nicht erkennen würden.“ Nun, diese Religionen haben die Werte nicht erfunden, die sie in den Mittelpunkt stellen, sie haben sie aber doch – in ihrer Zeit – sehr stark befördert: die 10 Gebote als Grundgesetz eines frühen Israel sind sicherlich ein Markstein auch der Rechtsentwicklung; die völkerübergreifende und selbst den Feind einschließende Liebe war in der „Globalisierung“ des Römischen Reiches sicher eine die damalige Menschheit integrierende Lehre, durchaus geeignet, Menschen zu verbinden, die sonst von ethnischen wie sozialen Grenzen nur getrennt gewesen wären. In der Neuzeit hat sich der Mensch selbst in den Mittelpunkt gestellt, indem er das Menschenrecht fand und erfand. Man muss aber nicht verlangen, dass das Alte abgeschafft wird, es ist vielmehr im Neuen aufgehoben enthalten: die Rede in der Schrift, die Handschrift im Buchdruck, der Druck in der EDV usw., das alte bleibt, das neue geht daraus hervor, und jedes hat sein Recht.
Ich hoffe, meine Position klargestellt zu haben, auch ohne auf jeden Einwand einzeln einzugehen. Man bräuchte keine Ablehnung des Kannibalismus, wenn es diesen nicht gäbe. Diese Ablehnung würde sich von selbst verstehen, sollte jemand nur an Kannibalisches denken. Besonders Frauenunterdrückung aber gibt es, und sie nimmt weiter zu, wenn wir die Leiden der Menschheit utilitaristisch messen könnten. Wenn nur die Einigung, die bestehenden Leiden abzulehnen und ihnen abzuhelfen, erreicht werden könnte, wäre dies ein großer Fortschritt; dazu aber müssen sie erst einmal als bestehend erkannt und anerkannt werden; dies gerade ist ein wichtiger Hebel im Kampf gegen islamische Unterdrückung, nachdem die Sklaverei offiziell abgeschafft ist; gleichzeitig ist dem Islam bedingungslose Glaubensfreiheit abzufordern, will er sich tolerabel machen.
Um einen Atomkrieg abzulehnen, sollte die Erfahrung von Hiroshima und Nagasaki der Menschheit genügen, wenn sie die Anschauung noch brauchte. Für die Ablehnung eines heutigen atomaren Krieges muss allein die Vorstellungskraft genügen, denn hier droht eine Gefahr, vor der Epi-metheus, der Nach-Denkende, zu Prometheus werden muss, der vorausschaut und sich vor-sieht, bevor es zu spät ist.
Nur eine Weltgesellschaft, die den Hass überwindet, ist fähig zu überleben. Da viele Menschen an einen oder mehrere Götter glauben, muss die Toleranz aller (f r i e d l i c h e n, d.h. nicht erst nach ihrem Sieg Frieden gebenden!) Religionen Teil des Selbstverständnisses einer geeinigten Menschheit sein. Hierfür muss der Humanismus, der den Menschen in den Mittelpunkt stellt, die Grundlage sein, weil er die Aufhebung der Differenz von sich bekämpfenden Religionen darstellt.
Um aber diese neutrale Basis eines Weltfriedens sein zu können, hilft es nicht, sich in die Kämpfe von gestern zu verbeißen und selbst unversöhnlich zu werden. Wenn jede Weltanschauung erst Frieden gibt, wenn sie sich durchgesetzt hat, gibt es keinen Frieden. Wenn sogar nur e i n e Weltanschauung nicht bedingsungslos zu Frieden und umfassender Toleranz bereit ist, kann sie den Frieden verhindern; außer die vernünftigeren tun sich zusammen und stellen die Vernunft an die erste Stelle. Ein vernünftiger Gott würde hier sicher keine Einwände haben, wenn sich die Menschen um ihrer selber willen retten wollten. Wenn er Einwände hat, soll er runterkommen und sich nicht verstecken; dann sieht ihn jeder und muss nicht glauben, was unvernünftig ist: dass ein guter Gott die Unvernunft belohnt und den vernünftigen Zweifel an unvernünftigen Gottesvorstellungen mit ewiger Verdammung bestraft. Mein Gott!
liber
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Agnost dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 12.11.2006 Beiträge: 5618
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(#837457) Verfasst am: 11.10.2007, 20:44 Titel: |
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liber hat folgendes geschrieben: |
Es ist auch allgemein bekannt und verwundert nicht, dass die Abschaffung der Sklaverei erst möglich wurde, nachdem die wirtschaftlichen Voraussetzungen dafür geschaffen waren – für diese Erkenntnis muss man kein Marxist sein. Es blieb dennoch auch ein geistesgeschichtlicher Kampf; denn sonst hätte die Sklaverei ja in manchen Gebieten abgeschafft werden können, in anderen aber erhalten bleiben können; eine rein kapitalistisch denkende Gesellschaft hätte diesen Mehrwert einer sicherlich kostenärmeren Baumwollwirtschaft mit schwarzen Sklaven in den amerikanischen Südstaaten sicher dankend mitgenommen.
liber |
Die Sklavenhalterwirtschaft in den Südstaaten widersprach den Freihandels-Interessen der Kapitalisten in England und in den Nordstaaten.
Plantagenprodukte aus den Südstaaten wurden durch Einfuhrzölle für Importe geschützt.
Der Anbau von Tabak und Baumwolle durch Sklaven war eben ziemlich teuer und wenig produktiv.
Das lässt sich auch daran ablesen, dass das auf die Sklaverei folgende Sharecropper-System viel wirtschaftlicher war.
Wäre es den Nordstaaten-Christen um die Rechte der Schwarzen gegangen, hätten sie nicht ab 1890 die Entrechtung der "Schwarzen" durch die sogenannten "Jiim Crow" Gesetze zugelassen, welche die Segregation (Rassentrennung) und die Aberkennung von Wahl- und Stimmrechten in den einzelnen Bundesstaaten zugelassen hätte.
Wenn zwischen der Festlegung der Bibel und des neuen Testaments um 400 n.Chr. und den Sklavereiverboten des 19. Jahrhunderts 1500 Jahre ins Land ziehen konnter, darf wohl kaum auf postitiven christlichen Einfluss abgestellt werden, wenn die Sklaverei aus witschaftlichen Gründen nicht mehr als opportun betrachtet wurde.
Noch im 16. Jahrhunder waren es christliche Bischöfe, welche die Versklavung von Schwazafrikanern damit rechtfertigten, dass sie von Gott dafür ausgerüstet worden seien.
Auch Kostantin der Grosse, Begründer des Reichschristentums hatte wie Mohammed tonnenweise Sklaven.
Lustig finde ich aber, wie abendländische Christenväter mit ihren Kindern von ihren Sklavenkonkubinen umgingen:
Sie hielten ihre eigenen Kinder wie Sklaven.
Dies taten aber arabische Väter nicht.
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Sokrateer souverän
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 11649
Wohnort: Wien
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(#837875) Verfasst am: 12.10.2007, 13:21 Titel: |
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@liber: Bitte lies dier die FAQ über BBCode durch und da vor allem den Abschnitt über die Zitatfunktion. Deine Postings sind so nämlich sehr schwer zu lesen. Anführungszeichen zur Markierung von Zitaten helfen in einem unformatierten Fließtext wenig.
http://freigeisterhaus.de/faq.php?mode=bbcode
Ich sortiere mal deine Argumentation um und antworte auf Grundsätzliches für die weitere Diskussion zuerst.
liber hat folgendes geschrieben: |
Wenn mir vorgeworfen wird, ich hätte die Befürwortung der Sklaverei, die es im Christentum durchaus gab, „aus propagandistischen Gründen verschwiegen“, so denke ich, dass solche Unterstellungen eine Diskussion vergiften könnten, wenn der andere sie ernst nähme. |
Ich habe auch die andere Option offen gelassen, nämlich, dass du über die ebenso christliche Gegenseite und deren biblische Argumentationen einfach nichts wusstest.
liber hat folgendes geschrieben: | Ich bin weder Bibelkenner noch Christ, ich nenne mich Agnostiker; |
Hast du die ganze Bibel oder wenigsens die Evangelien gelesen?
liber hat folgendes geschrieben: | Ich bin kein Verteidiger oder gar Propagandist des Christentums, nehme nur zur Kenntnis, dass die Sklaverei in Europa und Nordamerika abgeschafft wurde und nicht im islamischen Kulturkreis; dort erst weitaus später und nicht ohne „westlichen“ Druck. |
Das ist den meisten hier längst bekannt, aber es ist eben falsch aus dem gleichzeitigen Auftreten zweier Ereignisse oder einer Abfolge von Ereignissen einen Kausalzusammenhang zu schließen. Können wir für diese Diskussion mal den Islam außen vor lassen? Ich sehe nicht, was die klare Regelung der Sklaverei im Islam die Frage erhellen sollte, ob die Christen die Abschaffung der Sklaverei im Sinne hatten bzw. ob der Abolitionismus eine unabdingbare Konsequenz aus dem Christentum sein muss.
liber hat folgendes geschrieben: | Es weiß doch auch jeder, dass z.B. die christliche Kirche im Mittelalter selbst Leibeigene |
Betrachtest du Leibeigene auch als Sklaven? Ich nicht. Es ist klar, dass es eine graduelle Abstufung von Abhängigkeitsverhälten gibt. Von der Sklaverei über Leibeigene, Lohnsklaven, Unmündigkeit von Frauen und natürlich Kindern gibt es hier viele Abstufungen.
Falls wir das Leibeigentum zur Sklaverei zählen, dann würde das deine Position sogar noch schwächen.
liber hat folgendes geschrieben: | Es gab aber beide Seiten, und beide konnten sich mit Zitaten aus der Bibel rechtfertigen. |
Aber spezielle Aussagen haben immer mehr Gewicht als allgemeine Aussagen. Und es ist aus christlicher Sicht, in der Jesus ja auch ein allwissender Gott war, der die Wahrheit offenbarte, unplausibel, dass dieser Gott so etwas wichtiges wie die Frage der Sklaverei übersehen haben könnte. Als Agnostiker darfst du nicht vergessen, welchen großen Wert ein strenggläubiger Christ der Schrift beimisst und wie schwer es für einen Gläubigen zu akzeptieren ist, dass die frohe Botschaft nicht perfekt ist.
liber hat folgendes geschrieben: | Die Sklaverei war in der antiken Welt weit verbreitet und üblich. Sogar Aristoteles, eine Leuchte der Philosophie und der als Begründer zahlreicher Wissenschaften gelten kann, hat sie nicht abgelehnt, weil eine Welt ohne sie damals – besonders aus wirtschaftlichen Gründen – kaum vorstellbar schien. |
Halten wir also fest, dass Menschen durchaus humanistische und positive Einstellungen haben können, aber auch gleichzeitig ganze Bevölkerungsgruppen übersehen. Auch die Verfasser der Menschenrechte haben offenbar nicht an die Gleichberechtigung von Frauen gedacht. Das war Anfang des 20. Jhdt. eher eine radikale Position, die von manchen marxistischen Gruppierungen eingenommen wurde.
Auch die Gleichberechtigung und Akzeptanz von Homosexuellen übersahen die Vertreter der Menschenrechte völlig. Erst als man erkannte, dass Homosexualität keine Geisteskrankheit ist, änderte sich die Einstellung der Gesellschaft. Zwangskastrationen gab es bis in die 60er Jahre.
Genauso wie du den Islam häufig zum unnötigen Vergleich hernziehst, greifst du auch gerne auf die alten Griechen zurück. Um das mal klar auszuräumen: Ich behaupte auch nicht, dass der Humanismus, Abolitionismus, Menschenrechte und dergleichen ursächlich durch das Werk der griechischen Philosophen verursacht wurde.
liber hat folgendes geschrieben: |
Andererseits ist mir nicht bekannt, dass Jesus die Sklaverei befürwortet (oder nur toleriert) hätte. |
Toleriert hat er sie definitiv. Er verwendet Geschichten über Herren und Sklaven in einigen Parabeln, so als wäre das selbstverständlich.
liber hat folgendes geschrieben: |
Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Du gehst davon aus, dass jede neue Erkenntnis sich aus früheren Erkenntnissen heraus entwickelt haben muss. Das ist schon mal eine unbegründete Annahme. |
Wie denn das? Wir können doch Neues nur auf der Basis des schon Bekannten erkennen. Natürlich sind „neue“ Erkenntnisse möglich, revolutionär gegen alles Frühere und vielleicht einen Paradigmenwechsel begründend. Aber was sie revolutionieren, ist eben das Alte, das „umgedreht“ oder neu interpretiert wird. Es ist dennoch die Basis des Neuen, das ja wohl niemals eine Schöpfung ex nihilo sein kann.
Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Vielleicht haben die Menschen einfach nur ihre Menschlichkeit per Vernunft weiterentwickelt? |
Vernunft wächst nicht aus sich heraus, sondern im Dialog sich widersprechender Menschen und Meinungen über die Objekte der Erkenntnis. |
Dein geringes Vertrauen in die menschliche Vernunft möchte ich nicht haben. Ich bin zum Atheist geworden und habe viel Religionkritik schon im Kindesalter entwickelt, ohne auch nur das Wort "Atheist" zu kennen, mit irgendjemanden darüber gesprochen zu haben, oder entsprechende Bücher zu lesen. Erst im Nachhinein habe ich entdeckt, dass viele andere die gleichen Ideen schon tw. vor hunderten Jahren entwickelt haben.
Es gibt sogar in animistischen Völkern auch immer Skeptiker, die dem Ahnenkult nichts abgewinnen können. Die Inquisitoren hatten tw mit einfachen Leuten zu kämpfen, die ganz ohne Bildung oder Beeinflussung durch Häretiker zu häretischen Ansichten kamen.
Sicherlich ist es in der exakten Wissenschaft so, dass neue Erkenntnisse praktisch nur schrittweise auf schon vorhandenem Wissen aufgebaut werden können. Aber aber Religionskritik und humanistische oder andere philosophische Ideen kann jeder alleine kommen.
Kant hat die Religionskritik und den kategorischen Imperativ nicht erfunden. Er gehörte zu den wenigen Priviligierten, die überhaupt lesen, schreiben und publizieren konnten und er war einer der ersten, dem es überhaupt erlaubt war diese Gedanken niederzuschreiben. Aber auch schon vor Kant muss es atheistische, religionskritische Intellektuelle gegeben haben, sonst wären Origines, Thomas von Aquin, Blaise Pascal und viele andere nicht genötigt gewesen Gegenargumente gegen sie zu formulieren. Von ihren Gegnern sind freilich keine primären Schriften überliefert.
liber hat folgendes geschrieben: |
Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Würdest du eine derartigen Argumentationsversuch bezüglich anderer gesellschaftlicher Phänomene akzeptieren? Ich hoffe nicht. |
Doch, von der Idee, dass These und Gegenthese in der Synthese – wie Hegel lehrt – aufgehoben werden und sind, bin ich vollkommen überzeugt. Das Frühere geht dem Späteren zeitlich voran und wird entweder gleichgerichtet fortgesetzt (tradiert), oder es wird bekämpft und ist in dem auf den Kampf folgenden Zustand dann enthalten (aufgehoben). |
Du bist davon überzeugt? Bist du fundamentalistisch der Ansicht, dass es immer so sein muss? Was, wenn sich die These oder die Antithese vollinhaltlich durchsetzt? Wenn der Humanismus oder der Abolitionsimus die Synthese ist, was war dann die Antithese?
Was, wenn man auch unabhängig von diesem Dialog zum Ergebnis der Synthese kommen kann?
Mit dieser Methode jedenfalls kann man ein Argument für alles und das Gegenteil davon aufstellen. Ich bezweifle eben sehr, dass du eine derartig dürftige Beweislage mit derartig vielen offensichtlichen Gegenargumenten in anderen Fällen akzeptieren würdest.
Die Betrachtung nach These, Antithese und Synthese riecht übrigens auch stark nach fehlender Falsifizierbarkeit.
liber hat folgendes geschrieben: |
Sklaverei ist mit „Nächstenliebe“ sicher nicht vereinbar. Diese aber ist eine zentrale Aussage des Christentums; |
Falls du die Evangelien nicht gelesen hast, bitte ich dich, das mal zu tun und dir dann nüchtern die Frage zu stellen, ob Nächstenliebe wirklich die zentrale Aussage des Christentums ist.
Jesus beschimpft Andersdenkende als "Schlangenbrut", er verdammt ganze Dörfer, weil sie seine Botschaft nicht akzeptierten, verglich Kannanäer mit Hunden, verleugnete seine eigene Familie, weil sie seine Botschaft nicht ernst nahmen, sprach regelmäßig von der Verbrennung von "Bäumen, die schlechte Früchte tragen" oder Reben, die an ihm, dem Weinstock, nicht richtig gedeihen. Er sagt "Wer nicht mit mir ist, ist gegen mich; und wer nicht mit mir sammelt, zerstreut" und mehrmals "Wenn jemand zu mir kommt und haßt nicht seinen Vater, Mutter, Frau, Kinder, Brüder, Schwestern und dazu sich selbst, der kann nicht mein Jünger sein."
Er bezeichnet die Juden als Kinder des Teufels, die sein Werk tun und zuguterletzt droht er häufig mit Heulen und Zähneklappern und mit einem Ofen in den die Engel die Ungläubigen werfen werden.
Und das ist nur all das, was mir gerade so spontan eingefallen ist. Vieles habe ich sicher schon wieder vergessen.
Darüber hinaus erklärt Jesus die durchaus positiven Aussagen, die er macht, überhaupt nicht. Die Autoren der Jesusgeschichte erwarten, dass der Leser die Aussagen von Jesus a-priori für gut und vernünftig hält. Erklärung gibt es kaum. Eher eine Kombination mit einer Androhung von Strafe bei Zuwiderhandlung bzw. dem Versprechen einer Belohnung.
liber hat folgendes geschrieben: |
In Joh. 8, 34ff heißt es dagegen z.B: „Jesus antwortete ihnen und sprach: Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Wer Sünde tut, der ist der Sünde Knecht. Der Knecht aber bleibt nicht ewiglich im Hause; der Sohn bleibt ewiglich. So euch nun der Sohn frei macht, so seid ihr recht frei.“
Die Sklaverei wird hier nicht Sünde, wohl aber die Sünde Sklaverei genannt, was auch eine Gleichsetzung ist. Die Nachfolge Christi wird dagegen als Befreiung bezeichnet und wurde sicherlich häufig auch so verstanden. |
Es ist ein Vergleich und keine Gleichsetzung.
liber hat folgendes geschrieben: |
Ich bin weder Bibelkenner noch Christ, ich nenne mich Agnostiker; mir geht es nur um die Wirkungsgeschichte auch der christlichen Ideen. Und da fällt es doch auf, wie sehr besonders auch die Sklaven im Alten Rom ihre Hoffnung gerade auf das Christentum setzten! Warum wohl?
Gab es nicht auch einen Egalitarismus unter den Urchristen? |
In kleinen eingeschworenen Gruppierung gibt es immer zumindestens einen vorgetäuschten Egalitarismus, der anziehend wirkt. Konvertiten zum Islam, den ZJ und dergleichen berichten dasselbe. Eine kleine und von außen unterdrückte Gruppe kann es sich auch gar nicht leisten nach Rasse, Abstammung, Stand und dergleichen zu diskriminieren.
Wie üblich sind die Lobpreisungen der Christen über ihre eigenen Wohltaten mit Vorsicht zu betrachten.
Wenn Muslime hier im Westen sagen, dass sie die Frauen besser behandeln und respektieren würden als die bösen Europäer, dann glaubst du das doch auch nicht einfach, oder?
liber hat folgendes geschrieben: |
Es stimmt übrigens nicht, dass die Sklaverei in der Bibel nirgendwo abgelehnt wird.
http://de.wikipedia.org/wiki/Feindesliebe . Hier lesen wir:
„Schon wenige Verse später weist das benachbarte Gebot der Fremdenliebe die Begrenzung der Nächstenliebe auf Mitjuden zurück (Lev 19,33-34; vgl. Dtn 10,19):
Den Fremdling, der bei Euch wohnt in Eurem Land, sollt Ihr nicht unterdrücken. Er soll wie ein Einheimischer unter Euch wohnen, und Du sollst ihn lieben wie Dich selbst; denn Ihr wart auch Fremdlinge in Ägypten. Ich bin JHWH, euer Gott.
Das verbietet die Versklavung von Ausländern, fordert ihren Schutz und ihre Gleichberechtigung in Israel und erinnert dazu an das Zentraldatum der israelitischen Heilsgeschichte: den Auszug aus Ägypten, in dem Gott Israel aus der Sklaverei befreite und sich so als sein Gott offenbarte. Dies macht jeden Jude auch für den Schutz der Fremden in Israel verantwortlich.“ (soweit Wikipedia). |
Im Islam findet man ähnliche Anweisungen. Versklavt dürfen im Judentum wie dem Islam nur Kriegsgefangene werden und auch in den antiken Kulturen war das der übliche Weg der Versklavung. Die Sklaverei nahm im römischen Reich übrigens nicht auf Betreiben der Christen ein Ende, sondern dadurch, dass es unter der christlichen Herrschaft keine militärischen Erfolge mehr gab, gab es einfach keinen Nachschub mehr. Übrigens ist das auch mit ein großer Grund für das Ende der Sklaverei in Arabien. Selbst, wenn die Saudis die Sklaverei formell wieder legalisieren würden. Wen sollen sie denn ohne legitimierten heiligen Krieg versklaven?
Was nun das Zitat angeht würde ich dir immer empfehlen auch ein bisschen den Kontext eines Bibelzitats zu lesen. Schon ein paar Verse vor dieser Stelle wird Sklaverei wie in Leviticus ohnehin üblich als gegeben hingenommen:
Zitat: | Lev 19,20-22 Wenn ein Mann bei einer Frau liegt, die eine leibeigne Magd ist und einem Mann zur Ehe bestimmt, doch nicht losgekauft oder freigelassen ist, so soll das bestraft werden. Aber sie sollen nicht sterben, denn sie ist nicht frei gewesen. a Der Mann soll aber als seine Buße dem HERRN vor die Tür der Stiftshütte einen Widder zum Schuldopfer bringen; und bder Priester soll ihn entsühnen mit dem Schuldopfer vor dem HERRN wegen der Sünde, die er getan hat, so wird ihm Gott seine Sünde vergeben, die er getan hat. |
Nicht nur hast du die Bibelstelle falsch ausgelegt, deine Auslegung würde im Widerspruch zu spezielleren Aussagen der gleichen Autoren stehen.
Wer diese Stelle so liest, muss aus anderen Gründen schon a-priori gegen Sklaverei eingestellt sein.
liber hat folgendes geschrieben: |
Erinnert sei nur an Vertreter eines „christlichen Humanismus“ wie Thomas Morus, Erasmus von Rotterdam oder auch Melanchthon u.v.a. Man kann doch nicht leugnen, dass es viele Berührungspunkte und auch gemeinsame Traditionen zwischen Christentum und Humanismus gab; |
Man kann nicht leugnen, dass einzelne Christen auch humanistische Ideen entwickelten und die Schriften dahingehend auslegten. Dass die Ideen selbst in christlicher Tradition stehen würden lässt sich damit nicht belegen.
liber hat folgendes geschrieben: | Ich denke sehr wohl, dass genauso, wie Ideen der antiken Philosophie (bes. Aristoteles) in der christlichen Scholastik (bes. bei Thomas von Aquin) verarbeitet wurden, christliche Ideen auch bei der Entwicklung des neuzeitlichen Humanismus durchaus eine Rolle spielten, bis hin zur Verkündigung der Menschenrechte. |
Thomas von Aquin würde den Menschenrechten widersprechen, von der Gleichberechtigung der Frau, bis hin zur Religionsfreiheit für Atheisten und Heiden, die er im Gegensatz zu toleranteren Vorgängern mit dem Tode bestrafen wollte.
Aber mit deiner These-Antithese-Synthese-Methode lässt sich ja alles behaupten.
liber hat folgendes geschrieben: |
Es geht wohlgemerkt nicht um einen einfachen „Kausalzusammenhang“, sondern um eine Entwicklungsgeschichte, in der das real existierende christliche Denken (mit seinen antiken Anteilen) eben eine Rolle spielte bei vielen humanistischen Denkern. |
Und das ist eben nebulös und vor Kritik immunisert.
liber hat folgendes geschrieben: |
„Die Christen haben die Nächstenliebe in ihr Buch geschrieben und behaupten nun, dass sie das erfunden hätten. Die Juden schrieben "du sollst nicht stehlen" in ihr Buch und wollen uns weißmachen, dass wir das ohne diese Buch nicht erkennen würden.“ Nun, diese Religionen haben die Werte nicht erfunden, die sie in den Mittelpunkt stellen, sie haben sie aber doch – in ihrer Zeit – sehr stark befördert: die 10 Gebote als Grundgesetz eines frühen Israel sind sicherlich ein Markstein auch der Rechtsentwicklung; |
Die zehn Gebote haben im Judentum nicht annähernd die Bedeutung, die ihnen im Christentum beigemessen wird. Es sind lediglich die ersten zehn der 613 Mitzvot. Was du da schreibst ist schon mal eine christliche Zurechtbiegung des Judentums.
Das zehnte Gebot lautet übrigens: "Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Sklave, Magd, Vieh oder alles, was sein ist. "
liber hat folgendes geschrieben: | Besonders Frauenunterdrückung aber gibt es, und sie nimmt weiter zu, wenn wir die Leiden der Menschheit utilitaristisch messen könnten. |
Diese Zunahme sehe ich nicht. Glaubst du nicht, dass es schon immer Männer gegeben hat, die ihre Frauen liebevoll und gleichberechtigt behandelt haben, auch wenn die vorherrschende Ideologie eine andere war? Martin Luther schien ja auch meines Wissens nach in einer ziemlich gleichberechtigten Ehe gelebt zu haben, auch wenn er mit einer Reihe von frauenfeindlichen Aussagen auffiel. Und es schlägt auch nicht jeder Moslem seine Frau, auch wenn der Koran das empfiehlt. Um zu erkennen, dass Frauen fähig, mündig und intelligent sein können, brauche ich eben nicht erst Alice Schwarzer gelauscht zu haben. Solche humanistischen Ideen bedürfen keiner Instruktion.
liber hat folgendes geschrieben: | Um aber diese neutrale Basis eines Weltfriedens sein zu können, hilft es nicht, sich in die Kämpfe von gestern zu verbeißen und selbst unversöhnlich zu werden. Wenn jede Weltanschauung erst Frieden gibt, wenn sie sich durchgesetzt hat, gibt es keinen Frieden. Wenn sogar nur e i n e Weltanschauung nicht bedingsungslos zu Frieden und umfassender Toleranz bereit ist, kann sie den Frieden verhindern; außer die vernünftigeren tun sich zusammen und stellen die Vernunft an die erste Stelle. Ein vernünftiger Gott würde hier sicher keine Einwände haben, wenn sich die Menschen um ihrer selber willen retten wollten. Wenn er Einwände hat, soll er runterkommen und sich nicht verstecken; dann sieht ihn jeder und muss nicht glauben, was unvernünftig ist: dass ein guter Gott die Unvernunft belohnt und den vernünftigen Zweifel an unvernünftigen Gottesvorstellungen mit ewiger Verdammung bestraft. Mein Gott! |
Das ist aber ein unbeliebter Gott.
Zuletzt bearbeitet von Sokrateer am 13.10.2007, 12:58, insgesamt einmal bearbeitet |
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liber registrierter User
Anmeldungsdatum: 07.09.2007 Beiträge: 28
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(#838511) Verfasst am: 13.10.2007, 03:32 Titel: |
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Ich fühle mich zwar ziemlich missverstanden, will dennoch eine möglichst knappe Antwort in zusammenfassender Form nicht schuldig bleiben.
Es mag Leute geben, die die Verbrechen des Christentums verdrängen wollen; die davon aber keine Kenntnis haben, zu dieser verschwindenden Minderheit gehöre ich nicht, auch wenn meine Bibellektüre (nicht vollständig gelesen, ist mir auch nicht lohnend genug!) schon eine ganze Weile her ist. Viele schreckliche Stellen sind da auch mir schon früh im Leben aufgefallen und aufgestoßen.
Die Kriminalgeschichte des Christentums ist ja von Deschner haarklein dargelegt worden; dessen Erkenntnissen wollte ich keineswegs widersprechen.
Das eine sind Zitate aus der Bibel, unabhängig von der Sicherheit ihrer Verbürgtheit, eine zweite Ebene ist ihre Interpretation (Auslegung), dann die Gewichtung in der Dogmatik und die Weitergabe an die Gläubigen, die Neuverbreitung unter anderen Völkern usw.
So entsteht eine vielfältige Rezeptionsgeschichte eines sehr dicken Buches, das viele Bücher mit vielen Widersprüchen enthält; wo dann durch lange Zeit des Auslegens und Philosophierens sehr verschiedene Glaubensrichtungen entstanden sind, mit Schisma, Konfessionen und Parteiungen.
Die von mir zitierten Bibelstellen sollten nur zeigen, wie man auf die Schnelle Zitate für dieses (Sklaverei) wie jenes (ihre Abschaffung) in der Bibel finden kann, wie gesagt, um die Bibel selbst geht es mir dabei nicht.
Der Islam war ja das aufgeworfene Thema; er erhellt als Gegenbeispiel, was entsteht, wenn Interpretationsfreiheit erfolgreich unterbunden wird: eine gefestigte Dogmatik, die aber unflexibel ist und in Gefahr steht, gesprengt zu werden, wenn sie neuen Zeiten nicht mehr angepasst werden kann. (Sprengen sich vielleicht auch deshalb so viele Verzweifelte selbst in die Luft, um den nicht aushaltbaren Widersprüchen zu entfliehen; als Vorboten einer geistigen Explosion ihrer Welt?)
Im Christentum konnte eine solche Einheitlichkeit nicht erreicht werden, wenn das natürlich auch keine Absicht war; hier beobachten wir andererseits eine erstaunliche Flexibilität, die gestern die Erde noch als Scheibe sah, sich aber heute fast als Mutter der Moderne geriert!
Das mag z.T. als freche Usurpation empfunden werden, enthält dennoch mehr als ein Körnchen Wahrheit; ob mir gelungen ist, dies deutlich zu machen, will ich jetzt dahingestellt sein lassen.
Die Kultur des Abendlandes ist ohne Zweifel wesentlich [auch] vom Christentum geprägt worden, und ich bleibe dabei, dass dieses in der Moderne nach seinem übergreifenden S e l b s t verständnis als Religion der Liebe bekannt ist, trotz aller begangenen Verbrechen (und ja, auch aller schrecklichen Bibelstellen). Das konkrete Engagement der Quäker für die Abschaffung der Sklaverei kann auch nicht bestritten werden; ihr Verdienst wird auch NICHT dadurch geschmälert, dass die Zeit dafür „objektiv“ (wirtschaftlich usw.) gekommen war.
Der Unterschied zwischen Leibeigenen und Sklaven ist allgemein bekannt, ich habe das Beispiel selbst gewählt, um zu zeigen, dass die Kirche bei aller [teilweise] freiheitlichen Rede oft eher das Gegenteil praktiziert hat.
Es ist auch klar, dass ein fundamentalistischer Bußprediger wie Savonarola von Feuer und Schwert predigte, während ein Franziskus die tätige Liebe im Blick hatte; zur sanfteren Tradition können auch vielleicht Pietisten, bestimmt die Quäker (oder auch Jesus People u.a.) gerechnet werden; sicher auch ein großer Teil der protestantischen und sogar katholischen Laienwelt. Die christliche Welt hat sich eben vielschichtig entwickelt, und in der Glaubenspraxis bietet sich ein buntes Bild, ob das Dogmatikern der einen oder anderen Seite gefällt oder nicht. Ich denke auch, dass Jesus wahrscheinlich nicht so sanft und gewaltfrei war, wie er in der europäischen Moderne gern gesehen wurde.
Die Zwei-Reiche-Lehre geht immerhin auf ihn zurück, wo er die weltliche Macht (und infolgedessen wohl auch die Sklaverei) hinnimmt und sein Reich als „nicht von dieser Welt“ erklärt.
(Diese Differenzierung zwischen Welt und Glaube ist ja, was wir beim Islam heute schmerzlichst vermissen.)
Aber Jesus ist von vielen auch als friedenstiftend und befreiend v e r s t a n d e n worden, vielleicht nur, weil sie es so w o l l t e n; besonders auch zur Zeit des Abolitionismus, worum es ja hier geht.
Wie gesagt, ich will darauf verweisen, dass man von der Wirkungsgeschichte einer lange Zeit dominierenden Religion nicht einfach abstrahieren kann; es scheint mir klar, dass die europäische Kultur insgesamt, einschließlich ihrer politischen und Rechtsgeschichte, wovon die Abschaffung der Sklaverei nur EIN, wenn auch sehr wichtiger Teil ist, von christlichen Vorstellungen stark beeinflusst ist.
Und auch der Humanismus hat seine geistesgeschichtliche Tradition, wozu eben wesentlich schon die griechische Philosophie gehört, wie die Denker des Judentums, aber eben auch das (moderne) Christentum. Dieses hat, wenn auch oft durch seine schiere Widersprüchlichkeit, den Denkern Material sowie eine gemeinsame Sprache (Latein) und Kultur geliefert und damit eine thematische Basis geistlich-geistiger Probleme, worüber dann gestritten werden konnte.
Allein die Streitkultur der Reformationszeit (z.B. über das richtige Verständnis von Taufe und Abendmahl) hat sicher viel dazu beigetragen, den Streit populär zu machen und den Zweifel als Weg der Erkenntnis zu etablieren. Wo Diskussion erlaubt ist, wie besonders auch in der jüdischen (talmudischen) Tradition, aber auch bei den Kirchenvätern und sogar in der mittelalterlichen Scholastik, kommt irgendwann auch der radikale Zweifler zu Wort – und entsteht ein Primat der Vernunft. Dies ist erst die Voraussetzung, dass die freie Meinungsäußerung überhaupt als Wert erkannt werden konnte.
Eine solchermaßen kultivierte Vernunft beförderte dann die wissenschaftlichen Erkenntnisse usw. und macht auch einen Teil der abendländischen Mentalität aus – beginnend nicht erst mit der aristotelischen Logik und bei Wittgenstein oder Einstein noch nicht am Ende; im Gegensatz zur gesamten orientalischen Welt bis nach China, wo anders, eher lyrisch und künstlerisch philosophiert wurde; obwohl Aristoteles über die arabische Welt wieder entdeckt wurde – er durfte in den Islam eben nicht integriert werden; so konnte es dort auch keine Renaissance usw. geben.
Es war aber nicht nur eine wiederum „zufällig“ im Christentum entstehende Streiterei mit dem auf Kriege folgenden Zwang zur Koexistenz, die den Pluralismus und auch Multikulturalismus befördert hat, sondern wir müssen auch der christlichen, besonders der protestantischen Ethik Rechnung tragen, wie sie von Max Weber als Historiker des Protestantismus und Archäologe der modernen auch liberalistischen Ethik untersucht wurde. Es fällt ja auf, wie besonders im Gefolge der protestantischen Emanzipation von der katholischen Kirche Gewerbefleiß, Unternehmungsgeist, aber auch eine so nie dagewesene Wissenschaftlichkeit aufgeblüht sind. Dies wie auch die Befreiung von den kirchlichen Zwängen führte in Wechselwirkungen zu der modernen Welt, wie wir sie kennen – und auch zur technischen, aber auch teilweise kulturellen „Überlegenheit“ des Westens, durch die sich die Moslems so beleidigt fühlen.
Monokausales Denken hilft hier nicht weiter, ohne Dialektik können die Abfolgen der sich gegenseitig beeinflussenden Denkschulen sicher nicht verstanden werden. Das auszuarbeiten, hieße aber jetzt den Rahmen sprengen und sei hier nur als unbelegte These in den Raum gestellt.
Die Leiden der Menschheit sind wohl für viele Zweifler das wichtigste Argument gegen die Existenz eines gütigen Gottes; hier kann man auch schon mit der Grausamkeit der Natur beginnen. Wie kann die Lehre von der Gleichzeitigkeit von Allgüte, Allmacht und Allwissen Gottes bestehen, wenn er nur zulässt, dass eine Maus von der Katze stundenlang gequält werden kann? (Um vom Menschen und seiner bewussten Bosheit ganz zu schweigen; diesem mag immerhin die „Freiheit, Böses zu tun“ zugeschrieben werden; der tierischen Natur aber wohl kaum.)
liber
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beachbernie male Person of Age and without Color
Anmeldungsdatum: 16.04.2006 Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii
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(#838521) Verfasst am: 13.10.2007, 09:26 Titel: Re: Schwarze Sklaven in Arabien |
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Nergal hat folgendes geschrieben: | Was viele nicht wissen die größten Skalvenhändler waren ja eigentlich die Araber, was mich aber interessiert:
Gab es bei den Arabern Freigelassene Sklaven, wurde Auf die Hautfarbe geschaut, gab es Rassismus und wie wurde mit den Sklaven umgegangen?
Und wieso hat es bis in die 60er gedauert um in Arabien die Sklaverei abzuschaffen? |
Klar gab es bei denen Rassismus, Nergal!
Fuer blonde, hellhaeutige Sklaven wurde erheblich mehr bezahlt als fuer schwarze, dunkelhaarige. Heute ginge sowas ja nicht mehr, weil die UN die Menschenrechte, inklusive des Diskriminierungsverbotes, eingefuehrt hat.
Gruss, Bernie
_________________ Defund the gender police!!
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Sokrateer souverän
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 11649
Wohnort: Wien
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(#838698) Verfasst am: 13.10.2007, 14:38 Titel: |
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liber hat folgendes geschrieben: | Ich fühle mich zwar ziemlich missverstanden, will dennoch eine möglichst knappe Antwort in zusammenfassender Form nicht schuldig bleiben.
Es mag Leute geben, die die Verbrechen des Christentums verdrängen wollen; |
Ich glaube nicht, dass dich jemand so interpretiert.
liber hat folgendes geschrieben: | Die von mir zitierten Bibelstellen sollten nur zeigen, wie man auf die Schnelle Zitate für dieses (Sklaverei) wie jenes (ihre Abschaffung) in der Bibel finden kann, wie gesagt, um die Bibel selbst geht es mir dabei nicht. |
Wesentlich ist, dass die Motivation gewisse Bibelstellen für seine Zwecke zu finden nicht in diesen Bibelstellen selbst liegen kann. Eine negative Haltung zur Sklaverei muss a-priori bestehen um die Bibel derart verbiegen und selektiv ignorieren zu wollen.
liber hat folgendes geschrieben: |
Im Christentum konnte eine solche Einheitlichkeit nicht erreicht werden, wenn das natürlich auch keine Absicht war; hier beobachten wir andererseits eine erstaunliche Flexibilität, die gestern die Erde noch als Scheibe sah, sich aber heute fast als Mutter der Moderne geriert!
Das mag z.T. als freche Usurpation empfunden werden, enthält dennoch mehr als ein Körnchen Wahrheit; ob mir gelungen ist, dies deutlich zu machen, will ich jetzt dahingestellt sein lassen. |
Deine Behauptungen stellen meiner Meinung nach mehr als nur ein Körnchen dar.
liber hat folgendes geschrieben: |
Die Kultur des Abendlandes ist ohne Zweifel wesentlich [auch] vom Christentum geprägt worden, |
Ablehnung von Scheidung und Sexualmoral klingen noch nach, ja. Weitere Vorschläge?
liber hat folgendes geschrieben: |
und ich bleibe dabei, dass dieses in der Moderne nach seinem übergreifenden S e l b s t verständnis als Religion der Liebe bekannt ist, trotz aller begangenen Verbrechen (und ja, auch aller schrecklichen Bibelstellen). |
Im Christentum ist Liebe ein total pervertiertes Wort, was auch daran liegt, dass es benutzt wurde um mehrere unterschiedliche griechische Wörter im Deutschen unter einen Hut zu bringen. Mit menschlichen Gefühlen hat die Verwendung des Begriffs kaum mehr zu tun und es entwertet den Begriff auch völlig, wenn ein Christ behauptet, dass er alle Menschen lieben könne. Es stimmt auch nicht. Heute könnten wir das sogar messen.
Wir können eben heilfroh sein, dass wir sehr wohl richten, urteilen, einsperren, den Dieben ihr Diebsgut wieder abnehmen, anstatt ihnen noch mehr draufzupacken, die andere Wange nicht hinhalten und uns stattdessen wehren.
Gerade bzg. dem Islam sind doch gerade die Christen, die die Aspekte mit der Feindesliebe wirklich ernst nehmen, diejenigen, die uns mit naivem, unkritischem Dialog, blinder Toleranz, Selbstgeißelung und besänftigenden Zugeständnissen ins offene Messer laufen lassen wollen.
liber hat folgendes geschrieben: |
Das konkrete Engagement der Quäker für die Abschaffung der Sklaverei kann auch nicht bestritten werden; ihr Verdienst wird auch NICHT dadurch geschmälert, dass die Zeit dafür „objektiv“ (wirtschaftlich usw.) gekommen war. |
Ihr Beitrag wird auch nicht dadurch geschmälert, dass sie Christen waren und meinten die Bibel so zu verstehen. Aber das Christentum wird dadurch geschmälert, dass sich die Gegenseite ebenso als Christen verstehen konnten und noch dazu die bibeltreueren Argumente zur Hand haben.
Was wir hier sehen ist eher der Kampf zwischen Linken und Rechten, Konservatismus und Liberalismus.
liber hat folgendes geschrieben: |
Die Zwei-Reiche-Lehre geht immerhin auf ihn zurück, wo er die weltliche Macht (und infolgedessen wohl auch die Sklaverei) hinnimmt und sein Reich als „nicht von dieser Welt“ erklärt.
(Diese Differenzierung zwischen Welt und Glaube ist ja, was wir beim Islam heute schmerzlichst vermissen.) |
Da liegst du aber falsch. Der orthodoxe Islam erkennt weltliche Herrscher im wesentlichen als von Gott eingesetzt an, was ja auch im Christentum auf Basis der Bibel so wahr.
Das Christentum, wie traditionell der Islam, überlassen der Weltlichkeit gewisse Fragen, die sie selbst nicht interessieren. Der Vatikan jammert, wenn man genau liest, häufig, dass ihm selbst die mangelhafte Trennung von Kirche und Staat in DE und AT zu weit geht. Die Kirche würde beispielsweise liebend gerne, so wie in Irland, alle Schulen betreiben. Die Finanzierung ist dann freilich weltliche Sache. Auch in der Frage der Blasphemiegesetze forderte der Vatikan eine Ausweitung und härtere Strafen.
Die christlichen Kirchen verkaufen die Anerkennung der Weltlichkeit gerne als im Christentum verwurzelte Forderung nach Trennung von Kirche und Staat. Die Frage besteht aber darin, wo die Trennungslinie verläuft. Und die soll den Kirchen nach weit in dem Gebiet verlaufen, dass in einer Demokratie klar staatliche Angelegenheit ist.
Der Islam beansprucht wegen der detaillierten Scharia freilich viel mehr Gebiet. Aber auch die christlichen Kirchen würden, wie man ja in den klerikalfaschistischen Staaten gesehen hat, nach möglichst viel Einfluss greifen, falls sie die Möglichkeit dazu hätten.
liber hat folgendes geschrieben: |
Wie gesagt, ich will darauf verweisen, dass man von der Wirkungsgeschichte einer lange Zeit dominierenden Religion nicht einfach abstrahieren kann; es scheint mir klar, dass die europäische Kultur insgesamt, einschließlich ihrer politischen und Rechtsgeschichte, wovon die Abschaffung der Sklaverei nur EIN, wenn auch sehr wichtiger Teil ist, von christlichen Vorstellungen stark beeinflusst ist. |
Das ist deine Hypothese, die du bisher einfach nicht belegen konntest.
liber hat folgendes geschrieben: | Allein die Streitkultur der Reformationszeit (z.B. über das richtige Verständnis von Taufe und Abendmahl) hat sicher viel dazu beigetragen, den Streit populär zu machen und den Zweifel als Weg der Erkenntnis zu etablieren.
[...]
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Populäre Streitkultur? Zählst du den dreißigjährigen Krieg dazu? Die Leute waren es leid zu streiten und fingen an sich zu tolerieren. Meiner Meinung nach ergab sich daraus in vielen Dingen eher eine Schweigekultur. Hinter geschlossenen Türen wurde dann bis in die 50er und 60er gegen die jeweils andere Konfession gehetzt.
Ich finde du projezierst jüngste Entwicklungen weit in die Vergangenheit zurück. Wir erleben doch gerade als Zeugen der Geschichte, dass die Christen endlich lernen über ihre Religion zu streiten und zwar durch die Veröffentlichung der Bücher der "neuen Atheisten" und der Debatten, die das erzeugte. Und wir sehen es in der öffentlichen Kritik und Erörterung des Islam, den es noch vor drei Jahren praktisch überhaupt nicht gab.
Bis vor kurzem gab es in diesen Fragen eher einen Pseudodialog unter dem Stiefel der lessing'schen Ringparabel. Wenn alle Religionen einen Weg zur Wahrheit bieten, dann darf es keine echten Konflikte geben.
Alles, was du dem Christentum zurechnest, sind letztlich seine Fehler, seine Schwächen, die es letztlich doch kritischen Geistern möglich machten, sich einen Weg frei zu sprechen.
liber hat folgendes geschrieben: | sondern wir müssen auch der christlichen, besonders der protestantischen Ethik Rechnung tragen, wie sie von Max Weber als Historiker des Protestantismus und Archäologe der modernen auch liberalistischen Ethik untersucht wurde. Es fällt ja auf, wie besonders im Gefolge der protestantischen Emanzipation von der katholischen Kirche Gewerbefleiß, Unternehmungsgeist, aber auch eine so nie dagewesene Wissenschaftlichkeit aufgeblüht sind. Dies wie auch die Befreiung von den kirchlichen Zwängen führte in Wechselwirkungen zu der modernen Welt, wie wir sie kennen – und auch zur technischen, aber auch teilweise kulturellen „Überlegenheit“ des Westens, durch die sich die Moslems so beleidigt fühlen. |
Max Weber hat auch argumentiert, dass der Konfuzianismus die absolute Antithese zum Protestantismus sei und daher eine Entwicklung von Kapitalismus und moderner Wissenschaft in Südostasien unmöglich sei. Kurz darauf starteten Taiwan, Südkorea und Hongkong wirtschaftlich durch.
Nach Max Webers Argumentation sollte der Islam das Beste sein, was dem Kapitalismus passieren kann. Denn schließlich ist auch im Islam der Gläubige ein Diener Gottes, der, wie im von Weber favorisierten Calvinismus, von Gott gelenkt wird um die Welt zu beherrschen.
Dummerweise gab es schon Kapitalismus vor dem Protestantismus, protestantische Staaten die zu seiner Zeit, wie auch heute, wirtschaftlich kein Leiberl rissen und natürlich auch das wissenschaftlich brillierende katholische Frankreich.
Genau das kritisiere ich ja an der Kaffesudleserei der Sozialhistoriker. Aus zufälligen Korrelationen werden weitreichende Theorien gespinnt, die ich in vielen Fällen auch für sehr problematisch halte.
liber hat folgendes geschrieben: |
Monokausales Denken hilft hier nicht weiter, ohne Dialektik können die Abfolgen der sich gegenseitig beeinflussenden Denkschulen sicher nicht verstanden werden. |
Nicht jeder, der eine Ursache ablehnt, ist monokausal. Wir kennen doch noch nicht einmal die Frage, wer wen im Denken beeinflusst hat, da du nur ein paar vereinzelte, von der Zensur erlaubte Schriftstücke kennst.
Betrachte mal das Gerede der Politiker zum Thema Islam. Meinst du, dass das, was die Politiker sagen die Meinung der Bevölkerung korrekt wiedergibt? Aus Umfragen wissen wir, dass es nicht so ist. Gäbe es heute Zensur, dann wäre aus den vergangenen Jahren kein islamkritisches Dokument erhalten geblieben, von denen es ohnehin wenig gibt, da die Selbstzensur von Medien und Verlagen nicht zu verachten ist.
Und in tausend Jahren würde uns dann ein liber erklären, dass Claudia Roth dadurch, dass sie die These vom friedliebenden und guten Islam favorisierte erst ermöglichte, dass man zu einer vernünftigeren Betrachtung des Islam als Synthese kam.
liber hat folgendes geschrieben: | Das auszuarbeiten, hieße aber jetzt den Rahmen sprengen und sei hier nur als unbelegte These in den Raum gestellt. |
Der Kaiser hat keine Kleider.
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Derrick registrierter User
Anmeldungsdatum: 27.04.2007 Beiträge: 118
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(#839586) Verfasst am: 14.10.2007, 22:07 Titel: |
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Auch heute betreiben Araber noch Sklavenjagden, nämlich im Sudan.
Die Regierung toleriert bzw. fördert Sklaverei als Instrument in den diversen innenpolitischen Auseinandersetzungen. Dabei werden im Zuge derer die Afrikaner (besser:diejenigen, welche die Araber als solche kategorisieren) gefangengenommen und dann in den Norden (also den arabischen) Teil des Landes verschleppt und versklavt.
Allerdings haben sich im Sudan die Araber teilweise mit der afrikanischen Bevölkerung "vermischt", so dass (v.a. für Außenstehende) nicht ganz eindeutig ist, wer arabisch bzw. afrikanisch ist. Ebenso die anderen Araber stellen die Authenzität des Arabertums der Sudanesen in Frage. Nicht nur, aber auch aufgrund dessen reist der Sklavenhandel im Sudan nicht ab, da die arabischen Sudanesen dem Rest der arabischen Welt beweisen wollen, dass sie eindeutige Araber sind und sich (auf gewaltsame Weise) von den Afrikaner abgrenzen, und zwar mit den Kategorien Araber=Herr und Afrikaner=Sklave.
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Sokrateer souverän
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 11649
Wohnort: Wien
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(#839812) Verfasst am: 15.10.2007, 10:39 Titel: |
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QUÄKER-HAUS IN MARYLAND
Zitat: | Die Geschichtsbücher kennen Samuel Chew als Sheriff und Richter, als Stütze der Gemeinde und freigiebigen Quäker. Ausgrabungen im US-Staat Maryland zeigen jetzt allerdings nach und nach, was der fromme Einwanderer wirklich war: ein prunksüchtiger Sklavenhalter.
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Vom exquisiten Lebensstil der ehrenwerten Familie wusste man bisher wenig. Noch erschütternder als die irdischen Besitztümer ist aber die Art und Weise, wie die Chews zu ihrem Reichtum kamen. Ein Blick in die Archive der Stadt enthüllt die wahre Gesinnung des frommen Freundes: Sowohl Samuel Chew II als auch III waren Händler und Tabakfarmer. Während anderenorts Quäker ihr Leben für die Gleichberechtigung von Sklaven aufs Spiel setzten, ließen die Chews auf ihren Ländereien für den Tabakanbau, die damals arbeitsintensivste Form von Landwirtschaft, bis zu 140 Sklaven schuften. |
Tja da sieht man wiedermal, dass die selbstbeweihräuchernde Geschichtsschreibung der Christen unglaubwürdig ist.
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