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Nietzsche
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Schmerzlos
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Anmeldungsdatum: 02.08.2003
Beiträge: 4554

Beitrag(#460630) Verfasst am: 26.04.2006, 23:34    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Schmerzlos hat folgendes geschrieben:
Ausserdem habe ich es gar nicht nötig "Nietzsche" zu karikieren...

Ich schrieb auch nicht, dass du Nietzsche karikierst, sondern dass du gewisse Nietzsche-Leser karikierst. Mit den Augen rollen


- Das ist so ungefähr dasselbe. Ich habe keine Lust Nietzsche
zu karikieren, in dem ich gewisse Nietzsche-Leser karikiere.
Es ist eher so, dass sich manche Leute selbst karikieren.
Da brauche ich gar nix zutun. zwinkern

Es lohnt sich aus heutiger Sicht durchaus auch kritisch
mit Nietzsche umzugehen. Durchaus sachlich.
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Umunmutamnak
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Anmeldungsdatum: 30.11.2005
Beiträge: 1725

Beitrag(#460642) Verfasst am: 26.04.2006, 23:42    Titel: Antworten mit Zitat

Kann mir jemand hier evt. einer persönlichen Fragestellung, die ich zu Nietzsche habe, auf die Sprünge helfen?

Das erste berühmte Werk ist ja nun "Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik". Neben ellenlangen Schopenhauer-Zitaten bringt N. hier auch diese berühmte Unterscheidung zwischen dem "Dionysischen" und "Apollinischen". Thomas Mann (und viele andere) haben sich in ihrer Literatur und Kulturbeschreibung ausgiebigst darauf bezogen. Nietzsche spricht von apoll. "Kultur" (bez. dionysischer Kultur), sein Begriff ist also recht weit gefaßt (nicht nur "rein ästhetisch gemeint)

Ich habe das Buch schon vor Jahren gelesen. Es liegt gerade vor mir.

N. redet von "dem tiefempfundenen Schmerz" des "Griechen", bringt dazu in Folge den Begriff des "Homerischen Menschen" - was er anschließend mit dem "Dionysischen" in Verbindung bringt.
Überhaupt ist das "ganz alte" Griechentum bei ihm dem späteren herzhaft überlegen - Sokrates, Euripides, und andere werden geradezu als "schon degeneriert" o.ä. bezeichnet.

Nur: (das weiß eigentlich jeder, der sich für so etwas interessiert) - zu Zeiten von Homer (und noch lange Zeit später) war Dionysos in Griechenland vollkommen unbekannt. Er ist wesentlich später aus Kleinasien "eingewandert" (bei Euripides und seinen "degenerierten Zeitgenossen" spielte er dann eine große Rolle -)

Wie paßt das zusammen? N. war doch Altphilologe. Bei Homer kommt Dionysos jedenfalls nicht vor. Ebensowenig bei Hesiod.

Könnte es sein, daß der gute Nietzsche schon bei seinem ersten Werk sich da alles mögliche (in künstlerischer Freiheit) zusammengereimt hat? War er nicht immer ein verkappter Träumer und Literat (der halt leider seltsame Abhandlungen statt Romane geschrieben hat)? Kann man das "denkerisch ernst nehmen"?
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goldberg
Sonnendecker



Anmeldungsdatum: 20.04.2006
Beiträge: 63

Beitrag(#460652) Verfasst am: 26.04.2006, 23:50    Titel: Antworten mit Zitat

Umunmutamnak hat folgendes geschrieben:
Wie paßt das zusammen? N. war doch Altphilologe. Bei Homer kommt Dionysos jedenfalls nicht vor. Ebensowenig bei Hesiod.

Könnte es sein, daß der gute Nietzsche schon bei seinem ersten Werk sich da alles mögliche (in künstlerischer Freiheit) zusammengereimt hat? War er nicht immer ein verkappter Träumer und Literat (der halt leider seltsame Abhandlungen statt Romane geschrieben hat)? Kann man das "denkerisch ernst nehmen"?


Da ist was Wahres dran - wie immer, wenn es jemand versteht, scharfsinnig zu polemisieren! zwinkern Der Fehler, den schon seine Zeitgenossen gemacht haben (vgl. den großen Streit zwischen Nietzsche und Wilamowitz-Möllendorff zur "Geburt"), war, in Nietzsche den Altphilologen zu sehen und folglich auch seine Schriften nach philologischen Kriterien zu bewerten. Es ist wie so oft in der Kulturgeschichte: Gerade das vermeintlich "Scheitern" eines Denkers offenbart manchmal umso deutlicher seine eigentliche Intention... Um Deine Frage also zu beantworten: Klar hat Nietzsche Fehler gemacht - aber es ging ihm auch nicht darum, sprachwissenschaftlich sauber zu arbeiten.

Insofern darf man seine oberflächlichen Irrtümer getrost verwerfen - so lange man den Kern ernsthaft diskutiert, den sie "maskieren".
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Umunmutamnak
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Anmeldungsdatum: 30.11.2005
Beiträge: 1725

Beitrag(#460659) Verfasst am: 27.04.2006, 00:02    Titel: Antworten mit Zitat

Es ist dann aber schon interessant, daß ausgerechnet diese Apollinisch-Dionysische Gegenüberstellung so viel "Furore" gemacht hat. Thomas Mann (im Zauberberg oder Dr. Faustus) mag die diesbez. "Problematik" bewußt gewesen sein. Aber Generationen von DEutsch-Oberstudienräten haben immer wieder öffentlich vom "Versinken im Dionysischen" o.ä. geträumt (keine Ahnung, welche geistigen oder anderwärtigen "Praktiken" damit i.d.R. gemeint waren)

Wäre ja nicht weiter schlimm, nur eben komisch, weil ja schon das gedankliche Gerüst dieses "Dionysos-tums" dazu schon etwas klapperig daherkommt.
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Der unbekannte Gott
apolitischer Atheist



Anmeldungsdatum: 24.07.2003
Beiträge: 1595
Wohnort: Das alte Europa

Beitrag(#460663) Verfasst am: 27.04.2006, 00:08    Titel: Re: Nietzsche Antworten mit Zitat

Skeptiker hat folgendes geschrieben:
Nietzsche Faschist

Ich muß sagen, daß ich Deine Beiträge nicht für in irgendeiner Weise gewinnbringend für mich selbst halte und auch nicht für die Dinge, die Thema darin sind.
Ich war sehr starker Nietzsche-Anhänger, bin immer noch vielen seiner Gedanken verbunden, sehe aber die Schattenseiten sehr stark. Da Du nur die DDR-Interpretation hervorholst (Kleiner Buchtipp: Riedel, Nietzsche in Weimar), hat Dein Beitrag keine Relevanz für das Thema "Nietzsches Philosophie".
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"Unwissenden scheint, wer Weises sagt, nicht klug zu sein." (Euripides)
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goldberg
Sonnendecker



Anmeldungsdatum: 20.04.2006
Beiträge: 63

Beitrag(#460664) Verfasst am: 27.04.2006, 00:11    Titel: Antworten mit Zitat

Umunmutamnak hat folgendes geschrieben:
Wäre ja nicht weiter schlimm, nur eben komisch, weil ja schon das gedankliche Gerüst dieses "Dionysos-tums" dazu schon etwas klapperig daherkommt.


Das kann ich nur bestätigen - es ist schon alles arg schwammig. Ich glaube indes (bin aber weit davon entfernt, mir in diesem Punkt sicher zu sein), dass einige von Nietzsches "Grundideen" schon in dieser Schrift fröhlich vor sich hin kospten, ohne dass er die geeigneten Werkzeuge bzw. Begriffe zum gleichen Zeitpunkt gefunden hätte - daraus mag eben die "Klapprigkeit" resultieren. Nicht umsonst schimpft er ja in der "nachgereichten" Vorrede arg mit sich selbst! Und spricht, wie zu seiner Ehrenrettung, davon, etwas habe damals "Gestalt angenommen" (übrigens scheinbar eine seiner Lieblings-Redewendungen zwinkern)...
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Katatonia
...the quiet cold of late november



Anmeldungsdatum: 05.04.2005
Beiträge: 826

Beitrag(#460686) Verfasst am: 27.04.2006, 01:36    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Mitleid, besonders im christlichen Sinne, ist für Nietzsche im Grunde eine Form der Heuchelei. Wenn z.B. jemand abschätzig sagt: 'Ich habe echt Mitleid mit dir', dann meint er damit eigentlich: 'Ich verachte dich zutiefst.' Nach Nietzsche zeigt sich in der Unfähigkeit, diese Verachtung offen auszusprechen, auch gleichzeitig eine tiefe Selbstverachtung.

Hm, hat Nietzsche wirklich Mitleid in Zusammenhang gebracht mit Heuchelei? Ich habe es so verstanden, dass er das Mitleiden deshalb kritisiert, da es nicht lebenssteigernd sei und somit nicht der "Veredelung" und "Vertiefung" des Menschen dienlich sein könne.
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Faulheit: der Hang zur Ruhe ohne vorhergehende Arbeit. (Kant)
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Tarvoc
would prefer not to.



Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44650

Beitrag(#460713) Verfasst am: 27.04.2006, 08:23    Titel: Antworten mit Zitat

Katatonia hat folgendes geschrieben:
Hm, hat Nietzsche wirklich Mitleid in Zusammenhang gebracht mit Heuchelei?

Nietzsche hat Mitleid mit so einigem in Zusammenhang gebracht.
Unter Anderem auch mit der Heuchelei.
Das war eben der Punkt, der mir spontan einfiel.

Katatonia hat folgendes geschrieben:
Ich habe es so verstanden, dass er das Mitleiden deshalb kritisiert, da es nicht lebenssteigernd sei und somit nicht der "Veredelung" und "Vertiefung" des Menschen dienlich sein könne.

Ja, das auch. Nietzsche meinte, dass Mit-Leiden zu einer Vermehrung des Leidens führe.
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"Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Niemand
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Beitrag(#847706) Verfasst am: 27.10.2007, 18:33    Titel: Antworten mit Zitat

Da bisher keiner der Antworter auf die Hinterwelt eingegangen ist erlaube ich mir hier einige Anmerkungen zu machen: Nietzsches Abgesang auf die Hinterwelt ist ein Angriff auf die Erkenntnistheorie I.Kants.Dieser unterscheidet zwei Arten von Wirklichkeit:Die phänomenale W.,das ist die Wirklichkeit für den Menschen,und die noumenale W. die das An-Sich der Dinge widergibt,zu denen der Mensch aber keinen Zugang hat.Nietzsche verwirft das An-Sich der Dinge als sinnlosen Begriff,und setzt dem seine Konzeption von Realität entgegen:Es gibt keine Trennung von wahrgenommener und wirklicher Wirklichkeit ,die unerkennbar hinter den Dingen lauert,sondern nur eine Wirklichkeit.
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Peter H.
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Anmeldungsdatum: 24.06.2007
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Beitrag(#847727) Verfasst am: 27.10.2007, 19:10    Titel: Antworten mit Zitat

Ich lass mal die Nietzschen Ausfälle wie "blonde Bestie und Willen zur Macht" Außen vor und frage: Was nun genau war an Nietzsches Philosophie eigentlich dionysisch? Kokettieren mit diesem Begriff, das ist gar leicht, doch ihn einzulösen, vermag nicht Jeder. Bei Nietzsche kann ich nichts erkennen, was genau in diese Richtung "zielt."
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Niemand
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Anmeldungsdatum: 22.10.2007
Beiträge: 354

Beitrag(#847734) Verfasst am: 27.10.2007, 19:38    Titel: Antworten mit Zitat

Sehr vieles in Nietzsches Werk erschliesst sich einem nur im Kontext des Gesamtwerks.Einzelne aus dem Kontext gerissene Aphorismen können einem leicht in den falschen Hals kommen.Durchaus dyonisisch ist seine Lebenszugewandtheit.Das auch rauschhafte Erleben und Gutheissen der Wirklichkeit so wie sie ist,und nicht die Flucht in Scheinwelten ist in Nietzsches Texten von zentraler Bedeutung.
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Peter H.
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Beitrag(#847745) Verfasst am: 27.10.2007, 20:02    Titel: Antworten mit Zitat

Lebenszuwendung ist noch nicht dionysisch. Da gehört mehr dazu.
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Niemand
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Beitrag(#847755) Verfasst am: 27.10.2007, 20:16    Titel: Antworten mit Zitat

Ich schreibe ja auch was von rauschhaften Erleben der Wirklichkeit:Aber mir ist prinzipiell egal als was man einen Denker bezeichnen kann.Es zählt die denkerische Substanz und nicht ob man ihn in eine dyonisische oder apollinische Schublade stecken kann.
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Peter H.
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Beitrag(#847776) Verfasst am: 27.10.2007, 21:22    Titel: Antworten mit Zitat

Nun ja, Nietzsche berief sich gern auf Dionysos, also wird er auch danach bemessen.
Ich habe schon viel Kritik an N. gelesen, doch keiner hat sich damit befasst, bb N. überhaupt dionysisch war. Trunken wirken seine Aussprüche ja schon, es ist die Ekstase eines überspannten Menschen, der ja auch später im Wahnsinn endete, doch das ist kein echter Rausch und schon mal garnicht Sinnenfreude "pur."
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Algol
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Beitrag(#847799) Verfasst am: 27.10.2007, 22:09    Titel: Antworten mit Zitat

Peter H. hat folgendes geschrieben:
Nun ja, Nietzsche berief sich gern auf Dionysos, also wird er auch danach bemessen.
Ich habe schon viel Kritik an N. gelesen, doch keiner hat sich damit befasst, bb N. überhaupt dionysisch war. Trunken wirken seine Aussprüche ja schon, es ist die Ekstase eines überspannten Menschen, der ja auch später im Wahnsinn endete, doch das ist kein echter Rausch und schon mal garnicht Sinnenfreude "pur."

Nietzsche hatte bereits mit 24 Jahren eine Professur in Altphilologie inne, das heißt, er kannte wohl einige griechische und lateinische Texte über Bacchus/Dionysos.

Bacchus/Dionysos war eine zentrale Figur antiker Mysterienreligionen, Nietzsche erkannte wohl auch den engen Zusammenhang zwischen dem persischen Zarathustra und der christlichen Religion.

Weshalb er sich aber gerne auf Dionysos berief, entzieht sich meiner Kenntnis, es existiert allerdings die antike Figur eines Gekreuzigten mit der Beischrift "Dionysos" und "Orpheus".
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Algol
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Beitrag(#847802) Verfasst am: 27.10.2007, 22:13    Titel: Antworten mit Zitat

Johnnyboy hat folgendes geschrieben:
Einfach gesagt, ist der Übermensch nach Nietzsches Vorstellung jemand der es schafft die ihm vom Milieu aufgezwungene Denkweise zu überwinden und sich selbst zu verwircklichen. Zumindest habe ich das so verstanden. Der Übermensch nach Nietzsche hat nichts mit dem Übermenschen zu tun den die Nazis propagierten, genaugenommen waren die Nazis - und sind es immernoch - das genaue Gegenteil von Nietzsches Übermenschen, ...


Dem schließe ich mich uneingeschränkt an.
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Beitrag(#847910) Verfasst am: 28.10.2007, 11:00    Titel: Antworten mit Zitat

Nietzsche bringt Dionysos als Gegenfigur zu Christus in Stellung:Nicht Weltentsagung sondern rauschhaftes Aufgehen in der Welt ist nach Nietzsche das was den Menschen auszeichnen sollte. Saufgelage
Nietzsche verwendet auch die Figur des Zarathustra.Ich habe aber noch nicht die Frage gehört wie zarathustrinisch Nietzsche war.
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Peter H.
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Beitrag(#847978) Verfasst am: 28.10.2007, 14:48    Titel: Antworten mit Zitat

Niemand hat folgendes geschrieben:
Nietzsche bringt Dionysos als Gegenfigur zu Christus in Stellung:Nicht Weltentsagung sondern rauschhaftes Aufgehen in der Welt ist nach Nietzsche das was den Menschen auszeichnen sollte. Saufgelage


Soll wohl ein Witz sein. der gute Nietzsche hätt ja mal bei sich anfangen können. Auch aus seinen Schriften sind keine wirklichen Räusche dargestellt. Weder war er ein guter Ficker, Sexualität taucht bei ihm fast garnicht auf, (er lebte bei seiner Schwester ziemlich asexuell) alles ist ja soooo vergeistigt, noch rühmte und verwendete er Drogen, noch führte er sich in Trance und Ekstase hinein,noch zeigte er Wege dazu auf, alles nur Hirnfickerei, sonst nüscht. ("Kultur, Kultur, klassische Musik, Opern")


Kleine Anekdote am Rande: Nietzsche, dieses Sensibelchen, sah mal wie ein Kutscher ein Pferd schlug. Schluchzend warf er sich dazwischen und brach gar jämmerlich zusammen und greinte vor sich hin. "gelobt sei was hart macht"
(Nietzsche) Lachen
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Beitrag(#847990) Verfasst am: 28.10.2007, 15:30    Titel: Antworten mit Zitat

Friedrich Nietzsche lebte erst nach seinem "geistigen Zusammenbruch" der vermutlich durch einen Gehirntumor ausgelöst wurde bei seiner Schwester;wenn du behauptest er habe asexuell gelebt dann weisst du mehr als ich.(Und vermutlich auch mehr als Lou Salome,die geraume Zeit mit N. befreundet war.)Alkohol hat er in der Tat nicht vertragen.
Ziemlich kleinlich ist die Anekdote mit dem Pferd:Diese Episode spielt in Turin und ereignete sich in der Zeit seines geistigen Zusammenbruchs.Man muss N. nicht seine Krankheit zum Vorwurf machen.
Wenn Nietzsche nur Hirnfickerei betrieben haben sollte,dann so begnadet dass er mit gewissem Recht als grösster deutscher Philosoph bezeichnet werden kann.
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Peter H.
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Beitrag(#848070) Verfasst am: 28.10.2007, 17:37    Titel: Antworten mit Zitat

Niemand hat folgendes geschrieben:

Wenn Nietzsche nur Hirnfickerei betrieben haben sollte,dann so begnadet dass er mit gewissem Recht als grösster deutscher Philosoph bezeichnet werden kann.


Größter deutscher Philosoph? NeinNein

Mit asexuell meine ich, dass er kein ausschweifendes Sexualleben hatte. Auch plädiert er nicht in seinen Werken dafür. Noch ist erkennbar, dass er uns in spezielle sex. Genüsse "hineinführt." bzw. diese uns schmackhaft macht.
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Niemand
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Anmeldungsdatum: 22.10.2007
Beiträge: 354

Beitrag(#848117) Verfasst am: 28.10.2007, 18:39    Titel: Antworten mit Zitat

Nietzsche war kein Sexualberater sondern Philosoph!
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Peter H.
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Anmeldungsdatum: 24.06.2007
Beiträge: 9751

Beitrag(#848287) Verfasst am: 28.10.2007, 21:09    Titel: Antworten mit Zitat

Niemand hat folgendes geschrieben:
Nietzsche war kein Sexualberater sondern Philosoph!



Ja sicher, aber wie man sät, so man erntet, will heißen, wer dionysische Lebensformen postuliert, der wird nach diesen gemessen.

Nun noch ein weiterer Kritikpunkt an Nietzsche: N. hat nicht die Grundfrage der Philosophie aufgeworfen und erforscht, jedenfalls nicht stringent und systematisch, so viel ich weiss. Es ist die nach dem Verhältnis von Materie, (Natur,Sein) und Bewußtsein, (Geist, Denken) von deren Beantwortung, die Teilung und Einstellung der philosophischen Anschauungen in die beiden entgegengesetzten Richtungen Materialismus und Idealismus abhängt.
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Niemand
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Anmeldungsdatum: 22.10.2007
Beiträge: 354

Beitrag(#848521) Verfasst am: 29.10.2007, 10:20    Titel: Antworten mit Zitat

Nietzsche hat sich sehr wohl mit diesem Thema beschäftigt.Da Nietzsche als Ausdrucksform den Aphorismus bevorzugt wird wohl mancher die Stringenz oder die Systematik vermissen.Aber:Wer N. wirklich gelesen hat weiss,welche Position er zu diesem Thema hat.
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Peter H.
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Anmeldungsdatum: 24.06.2007
Beiträge: 9751

Beitrag(#848566) Verfasst am: 29.10.2007, 12:16    Titel: Antworten mit Zitat

Es waren keine materialistischen Positionen!
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Zumsel
registrierter User



Anmeldungsdatum: 08.03.2005
Beiträge: 4667

Beitrag(#848587) Verfasst am: 29.10.2007, 12:45    Titel: Antworten mit Zitat

In der Geburt der Tragödie wird der Begriif dionysisch als Gegensatz zu apollinisch gebraucht. "Dionysisch" und "Apollinisch" bezeichnen zwei unterschiedliche Kulturformen, die sich in der attischen Tragödie vermählten. Das dionysische ist das rauschhafte, dass sich vor allem in Musik, Tanz und Dichtung widerspiegelt. Apollinisch dagegen sind klare Formen, Rationalität und Individualität. Wenn Nietzsche in späteren Werken das dionysische überbetont, dann wohl auch deshalb, weil er in der Moderne das apollinische als vorherrschend empfand.

Peter H. hat folgendes geschrieben:
Weder war er ein guter Ficker,


Woher weißt du das?

Peter H. hat folgendes geschrieben:
er lebte bei seiner Schwester ziemlich asexuell


Bei seiner Schwester lebte er nur die letzten, umnachteten Jahre seines Lebens. Davor pflegte er je nach Jahreszeit zwischen Italien, der Schweiz und Frankreich zu pendeln.

Peter H. hat folgendes geschrieben:
noch rühmte und verwendete er Drogen


Allerdings tat er das. Er nahm gelegentlich Opium.

Peter H. hat folgendes geschrieben:
Trance und Ekstase... "Kultur, Kultur, klassische Musik, Opern"


Nur der kleinbürgerliche Philister vermag hier wohl einen Gegensatz zu sehen.

Aber herzlichen Glückwunsch. So viele Aussagen zu tätigen und immer daneben zu hauen ist schon eine echte Kunst.
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Peter H.
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Anmeldungsdatum: 24.06.2007
Beiträge: 9751

Beitrag(#848649) Verfasst am: 29.10.2007, 13:57    Titel: Antworten mit Zitat

Zumsel hat folgendes geschrieben:

Woher weißt du das?




Biographie

hier mal ne vernünftige Kritik an Nietzsche:
http://www.trend.infopartisan.net/trd0900/t140900.htm
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CoS
Antitheist



Anmeldungsdatum: 10.07.2005
Beiträge: 2734

Beitrag(#848790) Verfasst am: 29.10.2007, 17:04    Titel: Antworten mit Zitat

Hans Joss als Grundlage für einen philosophischen Diskurs über Nietzsche heranzuziehen ist ungefähr so sinnvoll wie nen Rassisten nach den genetischen Notwenigkeiten der schwarzen Hautfarbe zu fragen.

Ich find den Text zu Nietzsche und die Zusammenfassung seiner Thesen ganz gut:
http://www.neuemoral.de/www_neuemoral_de/Philosophen/Friedrich_Nietzsche/Nietzsche_und_Moral/nietzsche_und_moral.html
_________________
"Wenn Sie mich suchen, ich halte mich in der Nähe des Wahnsinns auf, genauer gesagt auf der schmalen Linie zwischen Wahnsinn und Panik, gleich um die Ecke von Todesangst, nicht weit weg von Irrwitz und Idiotie!"
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Peter H.
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Anmeldungsdatum: 24.06.2007
Beiträge: 9751

Beitrag(#848793) Verfasst am: 29.10.2007, 17:09    Titel: Antworten mit Zitat

hier eine weitere Kritik am erzreaktionären Nietzsche, diesem Verfechter eines hypertrophierten Subjekts, dem Verfechter einer Herrenmoral, dem übersteigerten romantizistischen Ästheten, dem Gefühlskrüppel,dem bloßen Kulturkritiker, dem irrationalen Willensapostel, dem bloßen Aphorismenschreiber, dem Wortfetischisten:
http://www.philolex.de/nietzsch.htm

Was meint dionysisch: das ist eine lärmende weinselige Herde fröhlicher trunkener Menschen, die im Übermut, auf den Tischen tanzen, Stühle umwerfen, mit ihrer/ihrem Liebsten in die nächsten Büsche zum Vögeln verschwinden, die Menschen umarmen, die tanzen und singen, die der Übermut packt etc. Bei Nietzsche vorstellbar? Nie und nimmer.
Opium nahm er gelegentlich, das ist kein dionysischer Rausch, das ist was für Einzelgänger, für empfindsame gequälte Seelen. Welche Drogen passen zu Dionysos? Wein, Koks (wäre er in der Alten Welt bekannt gewesen) Kath, Steppenraute sowie div. Nachtschattengewächse.
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Hornochse
Orthographiefetischist



Anmeldungsdatum: 22.07.2007
Beiträge: 8223
Wohnort: Bundeshauptstadt

Beitrag(#848991) Verfasst am: 29.10.2007, 20:59    Titel: Antworten mit Zitat

Mit den Augen rollen
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Alles könnte anders sein - und fast nichts kann ich ändern.

- Niklas Luhmann -
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44650

Beitrag(#849001) Verfasst am: 29.10.2007, 21:06    Titel: Re: Nietzsche Antworten mit Zitat

Wolf hat folgendes geschrieben:
Beim Übermenschen handelt es sich nicht um einen 'Super'menschen sondern einen 'Hinüber'menschen. Der Übermensch steht zwischen(oder im) Widerspruch von hemmngslosen Genießen/Trieben und dummen Fasten/Keuschheit. Er hat also das 'richtige' Maß gefunden. Er ist kreativ im schaffen, wie ein Kind. Aber er schafft nichts was bleib bzw er legt keinen Wert darauf. Dem Übermenschen selbst liegt nichts daran zu bleiben. Der Übermensch ist ein fortgeschrittener Menscher, der bereits auf der anderen Seite des Ufers ist.

Tyler Durden? noc
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"Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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