Arcor-Youporn-Zensur, Sperre umgehen, Frage der Provider-Haftung

[tribun]

Rückblick:

Mitte September sperrte das Telekommunikationsunternehmen Arcor für ein paar Tage mehrere Pornoseiten, die gegen das deutsche Jugendschutzgesetz verstoßen. Anlaß war eine Antrag des deutschen Porno-Anbieters Kirchberg Logistik, der sich mit der Altersprüfung an das deutsche Jugendschutzgesetz hält. Es gab damals keine gerichtliche Anordnung zu der Zensur. Arcor handelte im Gegensatz zu anderen Providern, denen ebenfalls der Antrag zuging, im vorauseilenden Gehorsam.
Nach ein paar Tagen gab Arcor aufgrund von Kundenprotesten und aufgrund der Kollateralschäden (unbeabsichtigt wurden durch die IP-Sperre auch viele normale Seiten gesperrt) die Sperre wieder auf.
Die Kunden formulierten oft die Position, dass sie nur volljährig einen Arcor-Vertrag abschließen konnten, und deshalb selber entscheiden wollen, welche Seiten sie besuchen. Und dass die Verantwortung für eine etwaige Nutzung des Anschlusses durch Minderjährige bei ihnen liege.
Es wurde insgesamt als eine nicht hinnehmbare Zensur und als ein Grund für eine außerordentliche Kündigung verstanden.

[url] http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,506143,00.html [/url]


Aktuell:

Jetzt hat der deutsche Porno-Anbieter Kirchberg Abmahnungen an deutsche Provider geschickt: Sie sollen den Konkurrenten Youporn sperren, der wegen fehlender Altersprüfung gegen das deutsche Jugendschutzgesetz verstößt. Auch Arcor hat so eine Abmahnung bekommen, aber merkwürdiger als einziger Provider wurde Arcor bisher von einem Gericht durch eine einstweilige Verfügung zur Sperrung gezwungen.
Arcor ist dem nachgekommen und kann nun in einer richtigen Verhandlung ein Urteil herbeiführen.
Arcor-Kunden können Youporn jetzt nicht mehr ohne Umgehung der Sperre erreichen.

[url] http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,512460,00.html [/url]


Ich bin ein Gegner von Zensur im Internet und prinzipiell von Zensur und gebe im folgenden die Möglichkeit bekannt, wie die Sperre bisweilen umgangen werden kann:

Es handelt sich nicht um eine Sperre per IP, sondern um eine bisweilen leicht zu umgehende Sperre per [url] http://de.wikipedia.org/wiki/Domain_Name_System [/url] (DNS)

Den verwendeten DNS-Server kann man in den Betriebssystemen Windows Vista und Windows XP, (vermutlich auch in den meisten anderen Betriebssystemen) ändern:

Im Startmenü "Systemsteuerung" anklicken
"Netzwerk und Internet" anklicken
"Internetoptionen" anklicken
Bei der oberen Auswahl "Verbindungen" anklicken
Button "Einstellungen" anklicken
Button "Eigenschaften" anklicken
Bei der oberen Auswahl "Netzwerk" anklicken

Bei Windows XP: "Internetprotokoll (TCP/IP)" aufrufen / Bei Windows Vista " Internetprotokoll Version 4 (TCP/IPv4)" aufrufen
(durch Doppelklick oder mit einfachem Klick markieren und "Eigenschaften" klicken)

Das Fenster zur Einstellung müsste jetzt erscheinen:
Statt "DNS-Serveradresse automatisch beziehen" "Folgende DNS-Serveradressen verwenden" auswählen und zu verwendende DNS-Serveradressen eintragen:

Zum Beispiel von freeDNS:

Bevorzugt: 208.67.222.222
Alternativ: 208.67.220.220

Ein besonderes Vergnügen dürfte es allerdings sein, die DNS des Vatikan zu verwenden, um als Arcor-Kunde auf die Pornoseite zu gelangen:

Bevorzugt: 212.77.0.2

(Porno-Zensur-Umgehung mit freundlicher Unterstützung der Katholischen Kirche)

"OK" klicken
(Internetverbindung gegebenenfalls trennen und wieder einwählen, um Änderungen wirksam werden zu lassen)

Ausblick:
Es bleibt abzuwarten, was in den nächsten Wochen in dieser Sache passiert. Es geht darum, ob Internetprovider für die bereitgestellten Inhalte mithaften, oder wie bisher grundsätzlich gedacht nur die Technik bereitstellen, und keine Verantwortung für die Inhalte haben.

Entweder dies ist ein Einzelfall und wird nach einem gegenteiligen Gerichtsurteil wieder zurückgenommen, oder die Haltung der Gerichte setzt sich in weiteren Urteilen fort, nach denen dann auch andere Anbieter zu solchen Sperrungen gezwungen werden.

Im letzteren Fall könnte das der Anfang von Internet-Zensur wie in den bisher dafür berüchtigten Staaten sein.

Und das wäre absolut nicht zu begrüßen.

Es ist zu hoffen, dass dieser Tendenz entgegengewirkt wird, und dass es nicht so weit kommt.

[Greasel]

Der zunehmend lockere Umgang gerade der jungen Generation mit dem Thema Sex bereitet paradoxer Weise gerade der Pornoindustrie grosse Sorgen. Wie soll man mehr oder wenig aufwendig produzierte Mainstreampornos verkaufen, wenn mittlerweile jeder zweite sechzehnjährige seine per 5 Megapixelhandy erstellten sexuellen Eskapaden in Tauschbörsen oder DDL Boards kostenlos zur Verfügung stellt. Mal ganz abgesehen von den massenhaft produzierten Amateur-Billig-Pornos die den Markt überschwemmen..

Wenn dann auch noch völlig unpraktikable Altersverifikationssysteme a la Postident dazukommen hat man als deutscher Inlandsanbieter natürlich das Nachsehen.

Des Weiteren zeigt diese Arcor - Youporn Geschichte, dass offensichtlich keiner der Beteiligten eine Ahnung hat, was im Internet so abgeht. Massenweise unkontrollierte Sexforen aller coleur mit millionen von gut sortierten downloadlinks zu One-Click-Hostern, den allerneusten Paysite Passwortlisten und jeder Menge Spoofs (tar=ref ). Und jetzt soll ein deutscher Provider per DNS block eine zweitklassige Streampornseite mit minderwertigem Content sperren. Ja ne, is klar.

Gruß

[Henry Kane]

Da wäre es ja fast praktischer, das gesamte Internet zu sperren und einzelne Seiten erst nach intensiver Einzelfallprüfung freizugeben. Es gibt ja nicht nur massenhaft Pornoseiten, sondern auch etliche Seiten mit anderen fragwürdigen Inhalten. Allerdings hätte es auch Vorteile, wenn die Provider für die Inhalte haftbar gemacht werden können. Virus runtergeladen? Versehentlich ein Abo abgeschlossen? Kein Problem, der Provider ist Schuld. Spammails im Postfach? Klarer Fall, der Mail Anbieter wird verklagt, was stellt der sowas auch durch? Die Tochter hat die Gilmore Girls verpasst und deswegen die nächtliche Wiederholung auf Video aufgezeichnet...inklusive der Werbung für dralle Blondinen am Telefon? Ab vor den Kadi mit dem Sender. Der Sohn hat mit seinen Freunden Gullydeckel von der Autobahnbrücke geworfen? Sofort Schadenersatz vom Straßenbauamt verlangen.
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Wenn man bedenkt, dass man mit dem Strom auch ein Waffeleisen betreiben könnte...

[Valen MacLeod]

[Stefan]

[satsche]

Die Gazetten meldeten aber teilweise auch: Es geht nicht um Zensur, sondern schlicht um Konkurrenz.
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Keiner hat das Recht zu gehorchen. Hannah A.
Das, was lebt, ist etwas anderes als das, was denkt. G. Benn

[Rasmus]

[Valen MacLeod]

Welche Zensur ist schlimmer, die aus politischen oder die aus wirtschaftlichen Gründen?
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V.i.S.d.P.:Laird Valen MacLeod (Pseudonym!)
"... Wenn das hier das Haus Gottes ist, Junge, warum blühen hier dann keine Blumen, warum strömt dann hier kein Wasser und warum scheint dann hier die Sonne nicht, Bürschchen?!" <i>Herman van Veen</i>
Das Schlimme an meinen Katastrophenszenarien ist... dass ich damit über kurz oder lang noch immer Recht behielt.

[Henry Kane]

Gibt's da überhaupt einen Unterschied?
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Wenn man bedenkt, dass man mit dem Strom auch ein Waffeleisen betreiben könnte...

[Rasmus]

[Gustav Aermel]

@tribun

Ist Youporn eigentlich zu empfehlen?

Ist es eigentlich kostenpflichtig?

[Henry Kane]

Mich würde viel eher interessieren welchen Zulauf die Seite hat seit sie überall mit Berichten über ihren baldigen Block "beworben" wird. Könnte gut sein, daß sich die klagende Konkurrenz da selbst in die Klöten tritt.
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Wenn man bedenkt, dass man mit dem Strom auch ein Waffeleisen betreiben könnte...

[tribun]

[Spartacus Leto]

[Gustav Aermel]

[Spartacus Leto]

[Gustav Aermel]

[d3mon]

[Gustav Aermel]

[tribun]

[Gustav Aermel]

[Valen MacLeod]

[tribun]

[Valen MacLeod]

[Gustav Aermel]

[d3mon]

[tribun]

[Greasel]

---> http://www.google.com/intl/en/

Wenns denn unbeding google sein muss, dann behebt dieser Link das Zensurproblem.

[Valen MacLeod]

[Yamato]