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Wolf registrierter User
Anmeldungsdatum: 23.08.2004 Beiträge: 16610
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(#857089) Verfasst am: 10.11.2007, 15:41 Titel: |
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Sokrateer hat folgendes geschrieben: |
Du kannst auch ein unäres Zahlensystem nehmen, also zum Beispiel Stricherllisten. | Erstens es gibt weit mehr Objekte als nur Zahlen. Zweitens Buchstaben sind nicht die mathematischen Objekte.[/quote]
Bleiben wir mal Zahlen. Du behauptest ja schon, dass man die "Vier" nicht in der freien Wildbahn sehen könne, "Wachstum", "Kraft", "Masse" usw. aber schon.[/quote]Das sollte ich mal klarstellen:
Kraft, Wachstum usw sehe ich nie eigenständig(wenn du so willst in freier Wildbahn). Die Zahl Vier existiert aber eigenständig in der Mathematik völlig losgelöst von einem Apfel. Zitat: |
Über Intervalle, Topologien und sonstwas können wir uns dann immer noch unterhalten. Aber eine prinzipielle Trennung der Mathematik von den Naturwissenschaften muss auch für die Zahlen gelten.
| Klar.
Zahlen sind wie alle anderen Objekte allein durch den Formalismus gegeben. Zitat: |
Wolf hat folgendes geschrieben: |
Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Sokrateer hat folgendes geschrieben: |
Du kannst dich natürlich auch in eine platonische Ideenlehre zurückziehen. Aber dann frage ich mich, warum diese nur für die Mathematik, nicht aber sonstige Sprache oder Wissenschaft gelten solle. | Ich spreche mathematischen Objekten keine reale Existenz(bis auf Idee in unseren Köpfen) zu, also bin ich mit Ideenlehre wohl falsch. |
Und das gilt nicht für "Kraft", "Wachstum", "Masse"? | Nein. Ohne Kraft kann ich nix bewegen,
ohne Vektorraum kann ich auch gut leben. |
Das soll deine Begründung für die unterschiedliche Behandlung dieser Begriffe und anderer wie "Zahl" sein? | Nein. Das ist bloß ein Reim. Zitat: |
Wenn du per Kraft etwas bewegen willst, dann gehst du davon aus, dass sich Kraftvektoren gemäß der Regeln eines Vektorraums addieren. | Wenn ich die Kraft berechnen will mach ich das in dem ich sie mit Kraftvektoren modelliere. Übrigens kann ich dafür nicht irgendeine Vektorraumaddition nehmen. Zitat: |
Kannst du ohne Quantitäten leben? Ohne Zellteilung durch die aus einer Zelle zwei werden? Das ist praktisch der Kern des biologischen Lebens. | Ich kann ohne die math. Objekte leben. Zitat: |
Wolf hat folgendes geschrieben: |
Zitat: |
Wie gesagt, wenn du Platoniker wärst, dann wäre das ja verständlicher. Aber diese Sonderbetrachtung der Mathematik halte ich für unbegründet.
| Ich halte es für unbegründet rein formalen Objekten eine reale Existenz zu geben. |
Dh. Mathematik existiert nicht? Oder hat Mathematik eine irreale Existenz?
| Die formalen Objekte existieren, innerhalb des Formalismus, nicht mehr nicht weniger. Zitat: |
Wolf hat folgendes geschrieben: | Zitat: |
Und wie tut sie das? Mit Mathematik, weil man gewisse Aspekte der Welt auch nicht anders beschreiben kann. Damit korrespondiert die Mathematik mit der Welt. Sie beschreibt sie also. | Die Mathematik selbst kennt die Welt nicht. Mit Hilfe der Mathematik beschreibst du die Welt, indem du die mathische Objekte mit Teilen der Welt identifiziert. |
Ist es nicht genau das, was das Kennen der Welt ausmacht? Nämlich eine Beschreibung zu haben, die im Zusammenhang mit der Welt steht?
z.B.: "Sokrateer ist ein Mensch".
| Die Objekte sind eben mehr als bloße Beschreibung der Wirklichkeit. Es sind eigenständige Objekte innerhalb des Formalismus. Zitat: |
Und hier werden sprachliche Objekte mit der Welt identifiziert. Man kann aber auch Sokrateer∈Mensch schreiben.
Wolf hat folgendes geschrieben: |
Zitat: |
Der Vergleich hinkt nicht, da Mathematik eine Sprache ist und da man auch mit Mathematik über Mathematik sprechen kann. | Mathematik ist mehr als nur eine Sprache. |
Unter Mathematik versteht man eine Sprache plus der Aussagen, die mit dieser Sprache gemacht wurden. Das ist vergleichbar, wie wenn man zum Deutschen sowohl die Sprache mit Wortschatz, Grammatik usw. als auch die Werke von Göthe zählt.
| So wie hat Goethe aufgrund weniger Axiomen und Definition denn gefolgert? Zitat: |
Wolf hat folgendes geschrieben: |
Zitat: |
Offenbar funktioniert es mit ganz kleinen Schritten. Nicht stetig, aber fast. (jetzt mal nur die Zellmembran betrachtet)
| Und beide Zellen haben nachher das selbe Volumen wie dier ursprüngliche Zelle?
Hat sich das Volumen also verdoppelt?(mit Volumen ist der Rauminhalt nicht das Hohlvolumen gemeint.) |
Soweit ich weiß schon. Das Material kommt aus der Umgebung und kann man für den Vorgang vernachlässigen. | Das Material für die zwei Kugeln stammt aber ausschließlich aus der ersten Kugel. Es scheint als hätte sich das Material verdoppelt. Zitat: |
Überhaupt könnte man den gesamten Wachstumsprozess des Menschen topologisch auffassen. Letzlich sind wir alle ein Doughnut, wenn man so will.
| Auf welcher Menge ist der Mensch eine Topologie? Zitat: |
Wolf hat folgendes geschrieben: |
Zitat: |
Kugeln sind jedenfalls Realität. Und zwei davon sowieso. | Ich nenne eine ganze Menge Sachen Kugeln. So ist zum Beispiel das Quadrat [-1,1]x[-1,1] die Einheitskugel bezüglich der Supremumsnorm im R² eine Kugel. Der Begriff Kugel und auch Kreis ist überladen. Einmal die Kugel der Realität und das entsprechende math. Modell, einmal für höhere Dimensionen, einmal bezüglich der Norm, oder auch ein Pfad wo Anfangs und Endknoten gleich sind.
Was man so alles abstrahieren kann. |
Zur Definition einer Kugel gehört meiner Meinung nach auch die Spezifikation einer metrischen Norm. Wenn man die Norm ändert, dann bekommt man was anderes.
| Ja und? Es gibt auch andere Normen als die euklidische, welche eine Metrik erzeugen.  Zitat: |
Warum die Mathematiker hier zur Bezeichnung auf den Spezielfall der Kugel zurückgreifen, erschließt sich mir nicht. "Einheitsraum" oder sowas wäre sinnvoller. | Weil es sich bei der eukl. Norm quasi um eine anschauliche Kugel handelt. Zitat: |
Wolf hat folgendes geschrieben: | Zitat: |
Um zählen zu können braucht man unterscheidbare Elemente. Die kann man aus den reellen Zahlen herausgreifen. Z.b. alle natürlichen Zahlen. Oder alle Vielfachen von Pi. Und sobald man das kann, ergibt die Null einen Sinn. | Dazu brauch ich keine Zahlen.
Ich kann es jeder Menge mit min 2 (verschiedene) Elemente verschiedene Elemente auswählen. Insbesondere auch aus den natürlichen Zahlen. Wenn du aber aus den natürlichen Zahlen auswählst erhältst du nie eine Null. Und einen Sinn macht sie auch noch nicht. Erst wenn du eine Verknüpfung hast und eine Gruppe erreichen willst brauchst du ein neutrales Element(welches du meinetwegen 0 nennst.) |
Mit anderen Worten, sobald man addieren will, ist eine 0 brauchbar. Siehe mein Beispiel mit den Körben und Äpfeln. | Ja aber diese 0 ist nicht unbedingt die Zahl 0.  Zitat: |
Wolf hat folgendes geschrieben: | Zitat: |
Nicht im geometrischen Sinne. Aber konzeptionell kann man sich eine Abbildung einer Funktion so vorstellen. Funktionen werden sogar nicht selten so veranschaulicht, nämlich mit Pfeilen, die von Definitionsmengen in Bildmengen weisen. Und nicht zuletzt deshalb verwendet man einen Pfeil in der Schreibweise. Glaubst du etwa, dass das Zufall wäre. Warum weist der Pfeil nicht von der Bildmenge in die Definitionmenge? Weil eine Abbildung eben konzeptionell eine Richtung hat. | Gut wenn du es nicht verstehen willst. Welche Richtung hat denn jetzt sin x ? |
Hier hast du ein Beispiel für eine Veranschaulichung einer Abbildung mittels Pfeilen:
| Tzz. Wo ist da die Richtung vom 0Vektor aus? Zitat: |
Wolf hat folgendes geschrieben: |
Zitat: |
Leider kann man hier im FGH nicht zeichnen, sonst würde ich das veranschaulichen.
| Leider. Würde mich nämlich interesserien. Das Problem ist eine Funktion ist in der Regel kein Punkt zu dem man einen Pfeil vom Nullpunkt machen kann. |
Man kann Funktionen per Funktionskombination kombinieren, so wie man Vektoren addieren kann.
| Funktionen können ja Vektoren sein(Eben im genannten Beispiel). Das impliziert das eine Addition zwischen Funktionen gibt die wieder zu einer Funktion führt. Das impliziert aber keine Richtung. Zitat: |
Wolf hat folgendes geschrieben: |
Zitat: |
Die Vektorraumstrukturen der Algebra sagen primär überhaupt nichts über Geometrie aus.
Ich kenn' mich schon aus, zumindestens kannte ich mich mal aus, glaube mir.
| Sagen sie jetzt was über die Geometrie aus oder nicht? |
Sie abstrahieren unter anderem Eigenschaften der Geometrie. |
Was verstehst du unter einer geometrischen Eigenschaft?
_________________ Trish:(
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#857415) Verfasst am: 11.11.2007, 11:01 Titel: |
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Wolf hat folgendes geschrieben: | @Semnon weißt du eigentlich ob die indiskrete Topologie eigentlich eine Anwendung hat?
Sie zu konstruieren ist ja recht naheliegend, deswegen vermute ich dass sie nicht aufgrund einer physikalischen Frage konstruiert wurde. Weißt du näheres? |
Die Physik oder die Naturanschauung ist seit 1900 etwa kein Motivator und Initiator mehr für die Mathematik, die sich jedenfalls mittlerweile völlig eigenständig weiter entwickelt udn zwar in jeder Hinsicht. Indiskrete Topologie ist da ein Sandkorn an einem Strand von Beispielen, aber mir fällt spontan keine direkt Anwendung dafür ein, was aber nichts heisst.
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#857416) Verfasst am: 11.11.2007, 11:05 Titel: |
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Sokrateer hat folgendes geschrieben: |
Bleiben wir mal Zahlen. Du behauptest ja schon, dass man die "Vier" nicht in der freien Wildbahn sehen könne, "Wachstum", "Kraft", "Masse" usw. aber schon.
Über Intervalle, Topologien und sonstwas können wir uns dann immer noch unterhalten. Aber eine prinzipielle Trennung der Mathematik von den Naturwissenschaften muss auch für die Zahlen gelten.
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Die Mathematik könnte von irgendwelchen Ausserirdischen theoretisch als unabhängig gesehen werden, das menschliche Denken funktioniert aber in weiten Teilen assoziativ, bzw. Beruht auf Beobachtung und Nachahmung. Das dadurch externe Motivatoren zur Entstehung von Abstraktionsideen wirksam sind, ist nur irrtümlich ein Anzeichen für die Einheit von Naturanschauung und Mathematik. Wenn man es ganz streng sieht, ist die math. Abstraktion der Wahrnehmung ebenso eine evolutionär entstandene Einbildung, wie etwa das Verständnis von Kausalität.
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#857460) Verfasst am: 11.11.2007, 13:11 Titel: |
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Semnon hat folgendes geschrieben: | Die Mathematik könnte von irgendwelchen Ausserirdischen theoretisch als unabhängig gesehen werden ... |
Das ist zwar richtig, gilt aber ebenso für die Physik.
Semnon hat folgendes geschrieben: | ... das menschliche Denken funktioniert aber in weiten Teilen assoziativ, bzw. Beruht auf Beobachtung und Nachahmung. Das dadurch externe Motivatoren zur Entstehung von Abstraktionsideen wirksam sind, ist nur irrtümlich ein Anzeichen für die Einheit von Naturanschauung und Mathematik. Wenn man es ganz streng sieht, ist die math. Abstraktion der Wahrnehmung ebenso eine evolutionär entstandene Einbildung, wie etwa das Verständnis von Kausalität. |
Willst Du damit etwa implizieren, daß Außerirdische andere physikalische Gesetze finden würden? Sicher unterliegen viele Theorien oder intuitive Prototheorien mesokosmischen Einschränkungen. Die naturwissenschaftliche Methode führt jedoch zu Theorien, die auch andere intelligente Wesen in vergleibarem physikalischen Umfeld finden würden.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#857468) Verfasst am: 11.11.2007, 13:25 Titel: |
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step hat folgendes geschrieben: |
Willst Du damit etwa implizieren, daß Außerirdische andere physikalische Gesetze finden würden? Sicher unterliegen viele Theorien oder intuitive Prototheorien mesokosmischen Einschränkungen. Die naturwissenschaftliche Methode führt jedoch zu Theorien, die auch andere intelligente Wesen in vergleibarem physikalischen Umfeld finden würden. |
Nicht doch. Ich halte es lediglich für zumindest offen, ob Mathematik (anähernd ähnlich zu Hegels Drei-Welten-Philosophie) stets auf Naturbeobachtung angewiesen ist. Immerhin ist es ja auch eine Streitfrage, ob Mathematik nicht gänzlich auf Formallogik zurückführbar ist. Es könnte daher sein, dass eine aufgrund andersartiger Selektionsdrücke evolvierte, intelligente Spezies nicht auf dieselben Zugänge zur Mathematik angewiesen ist, wie der Mensch es ist, bzw war. Die Fortentwicklung der Mathematik ist heutzutage weitgehend unabhängig von Naturanschauung zu sehen, aber damit ist nicht gesagt, dass es nicht nach wie vor wesentliche Motivatoren dazu gibt. Für den Menschen erscheint mir diese Entkopplung daher in Bezug auf die Suche nach Problemlösungskonzepten nicht zu vervollständigen und aufgrund der 'Natur des Denkens' nur durch kulturelle Fortentwicklung möglich.
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#857471) Verfasst am: 11.11.2007, 13:35 Titel: |
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step hat folgendes geschrieben: | Semnon hat folgendes geschrieben: | Die Mathematik könnte von irgendwelchen Ausserirdischen theoretisch als unabhängig gesehen werden ... |
Das ist zwar richtig, gilt aber ebenso für die Physik.
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Physik ist eigentlich nur die Anwendung der Mathematik auf die Wahrnehmung als abstrahierendes Mittel. Sobald man die Möglichkeit, sich sozusagen "Welten denken zu können", ausser acht lässt, kann man die Physik als Induktion im Rahmen von Definitionssätzen sehen, aber das ist Mathematik würde ich sagen.
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Peter H. dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 24.06.2007 Beiträge: 9751
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(#857521) Verfasst am: 11.11.2007, 15:17 Titel: |
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Semnon hat folgendes geschrieben: |
Physik ist eigentlich nur die Anwendung der Mathematik auf die Wahrnehmung als abstrahierendes Mittel. Sobald man die Möglichkeit, sich sozusagen "Welten denken zu können", ausser acht lässt, kann man die Physik als Induktion im Rahmen von Definitionssätzen sehen, aber das ist Mathematik würde ich sagen. |
Und was ist mit Capra und dessen Vorstellung von Physik. ("das Tao der Physik")
Was verstehst Du unter Hegels 3-Welten? (sagt mir nix)
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pyrrhon registrierter User
Anmeldungsdatum: 22.05.2004 Beiträge: 8770
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(#857532) Verfasst am: 11.11.2007, 15:40 Titel: |
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Peter H. hat folgendes geschrieben: | Und was ist mit Capra und dessen Vorstellung von Physik. ("das Tao der Physik") |
Was auch immer das ist, Physik ist es jedenfalls nicht.
Peter H. hat folgendes geschrieben: | Was verstehst Du unter Hegels 3-Welten? (sagt mir nix) |
Vielleicht hat er Popper und Hegel miteinander verwechselt.
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#857550) Verfasst am: 11.11.2007, 15:57 Titel: |
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Semnon hat folgendes geschrieben: | step hat folgendes geschrieben: | Willst Du damit etwa implizieren, daß Außerirdische andere physikalische Gesetze finden würden? Sicher unterliegen viele Theorien oder intuitive Prototheorien mesokosmischen Einschränkungen. Die naturwissenschaftliche Methode führt jedoch zu Theorien, die auch andere intelligente Wesen in vergleibarem physikalischen Umfeld finden würden. | Nicht doch. Ich halte es lediglich für zumindest offen, ob Mathematik (anähernd ähnlich zu Hegels Drei-Welten-Philosophie) stets auf Naturbeobachtung angewiesen ist. |
Aha. Dann haben wir also folgende Aussagen von Sokrateer, mir und Dir, die sich nicht widersprechen:
- Die ersten mathematischen Schritte waren Abstraktionen aus Naturbeobachtung.
- Ist erst einmal durch Abstraktion ein formales System entstanden, können weitere Sätze in diesem formalen System losgelöst von der Natur betrachtet werden. Es können sogar Erweiterungen des formalen Systems selbst erfunden werden.
- Die heutige Mathematik besteht zu einem großen Teil aus lezterem. Aber auch heute noch wird die Mathematik durch die Naturwissenschaft oder sogar durch die Technik befruchtet, etwa bei speziellen Algebren, die man für die Stringtheorie braucht, in der Numerik oder der Kryptologie.
- Sowohl die Mathematik als auch die Physik würde von Außerirdischen wohl äquivalent formuliert.
Falls das unstrittig ist, verstehe ich die Aufregung in diesem thread nicht.
Semnon hat folgendes geschrieben: | Immerhin ist es ja auch eine Streitfrage, ob Mathematik nicht gänzlich auf Formallogik zurückführbar ist. |
Das hat aber hier im thread keiner behauptet, oder? Und selbst wenn es so wäre, würde sich die Frage anschließen, woher wir unsere formallogisachen Fähigkeiten beziehen.
Semnon hat folgendes geschrieben: | Es könnte daher sein, dass eine aufgrund andersartiger Selektionsdrücke evolvierte, intelligente Spezies nicht auf dieselben Zugänge zur Mathematik angewiesen ist, wie der Mensch es ist, bzw war. |
Das mag sein, aber auch sie wären auf Zugänge angewiesen. Da sie p.d. evolvierten, mußten sie wohl auch zuerst weniger abstrakte Modelle ausbilden, z.B. Wahrnehmungen, und erst später sehr abstrakte formallogische Systeme. Zumindest dann, wenn sie aus der physikalischen Welt evolviert und nicht "fertig intelligent programmiert" sind.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#857554) Verfasst am: 11.11.2007, 16:01 Titel: |
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pyrrhon hat folgendes geschrieben: | Peter H. hat folgendes geschrieben: | Und was ist mit Capra und dessen Vorstellung von Physik. ("das Tao der Physik") | Was auch immer das ist, Physik ist es jedenfalls nicht. |
Es ist Populärphysik (mit Hang zur Esoterik) für die Sturm- und Drangperiode.
pyrrhon hat folgendes geschrieben: | Peter H. hat folgendes geschrieben: | Was verstehst Du unter Hegels 3-Welten? (sagt mir nix) |
Vielleicht hat er Popper und Hegel miteinander verwechselt. |
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Peter H. dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 24.06.2007 Beiträge: 9751
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(#857569) Verfasst am: 11.11.2007, 16:25 Titel: |
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step hat folgendes geschrieben: |
Es ist Populärphysik (mit Hang zur Esoterik) für die Sturm- und Drangperiode.
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Aber bringt uns denn nicht die Schrödingersche Katze, sowie der Doppelcharakter des Lichtes u.a., nicht zwangsläufig auf neue Gedanken? Es stimmt einfach nicht, dass Physik nur eine bloße "umgesetzte" Mathematik ist. Die Philosophie gehört u.a. eben auch dazu, bzw. "fließt" in sie (P.) ein.
Es ist nun mal so, dass beim "Betreten" diffiziler, komplizierter Sachverhalte, auch in der Physik, sich mehrere sogenannte Schulen bilden, da Grauzonen entstehen, eine gewisse Unschärfe(Relation) sich einstellt, weil nicht mehr so richtig (be)greifbar.
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#857590) Verfasst am: 11.11.2007, 16:48 Titel: |
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Peter H. hat folgendes geschrieben: | Aber bringt uns denn nicht die Schrödingersche Katze, sowie der Doppelcharakter des Lichtes u.a., nicht zwangsläufig auf neue Gedanken? |
Ja klar, wem sagst Du das?
Peter H. hat folgendes geschrieben: | Es stimmt einfach nicht, dass Physik nur eine bloße "umgesetzte" Mathematik ist. |
Stimmt, Physik ist zuallerst mal Naturmodellierung.
Peter H. hat folgendes geschrieben: | Die Philosophie gehört u.a. eben auch dazu, bzw. "fließt" in sie (P.) ein. |
Nein, das sehe ich nicht. Umgekehrt eher, die Naturwissenschaft revolutioniert die Philosophie. Die Zeiten, in denen Philosophie Erkenntnisse hervorbringt, sind lange vorbei. Heute erhalten wir neue Erkenntnisse nicht mehr durch Introspektion, sondern durch Naturwissenschaft.
Peter H. hat folgendes geschrieben: | Es ist nun mal so, dass beim "Betreten" diffiziler, komplizierter Sachverhalte, auch in der Physik, sich mehrere sogenannte Schulen bilden, da Grauzonen entstehen, eine gewisse Unschärfe(Relation) sich einstellt, weil nicht mehr so richtig (be)greifbar. |
Ja, es gibt Grauzonen am jeweiligen Erkenntnishorizont. Aber das gibt sich oft mit der Zeit.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#857601) Verfasst am: 11.11.2007, 16:59 Titel: |
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step hat folgendes geschrieben: |
Falls das unstrittig ist, verstehe ich die Aufregung in diesem thread nicht.
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Die Ursache dieser Streitereien lagen in meiner Übellaunigkeit und in Sokrateers Unart, Sachthemem so einzusetzen und zu diskutieren, dass es einem nur noch auf die Nerven geht. Desweiteren gab es im Verlauf einige Nebenschauplätze, in denen Sokrateer immer wieder fragwürdig und unpointiert schreibt. Diese wenig zielstrebigen Diskussionsverläufe sind immer Anzeichen dafür, dass es gar nicht mehr um die Sache geht, sondern um gegenseitiges Angiften.
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Peter H. dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 24.06.2007 Beiträge: 9751
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(#857607) Verfasst am: 11.11.2007, 17:12 Titel: |
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Die Philosophie dient als Krücke und ggf. Vehikel für noch nicht verstandene bzw. "angedachte" Modelle bzw. Hypothesen. Es gibt ja so "Mancherlei", grade im kosmologischen Bereich, wo wir auf Mutmaßungen und Konstruktionen angewiesen sind, da unser naturwissenschaftlicher Kenntnisstand z.Z. eben noch nicht ausreichend genug ist, um "Alles und Jenes" ausreichend erklären zu können.
Selbstverständlich wird auch in Zukunft die Naturwissenschaft nicht Alles dieser Welt erklären können.
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#857610) Verfasst am: 11.11.2007, 17:13 Titel: |
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step hat folgendes geschrieben: |
Das mag sein, aber auch sie wären auf Zugänge angewiesen. Da sie p.d. evolvierten... |
Richtig, solche Intelligenzen müssten bezüglich bestimmter Aspekte schon fertig sein, aber ich finde das nicht unmöglich. Die Mathematik ist nicht unendlich entwickelbar. Irgendwann gibt es keine wesentlichen Neuerungen mehr. Es könnte doch etwas entstehen, was z.. wie ein Computer funktioniert und die ganze Formallogik und Mathematik einfach drin hat, ohne das entwickeln zu müssen.
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#857612) Verfasst am: 11.11.2007, 17:15 Titel: |
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Peter H. hat folgendes geschrieben: | Die Philosophie dient als Krücke und ggf. Vehikel für noch nicht verstandene bzw. "angedachte" Modelle bzw. Hypothesen. Es gibt ja so "Mancherlei", grade im kosmologischen Bereich, wo wir auf Mutmaßungen und Konstruktionen angewiesen sind, da unser naturwissenschaftlicher Kenntnisstand z.Z. eben noch nicht ausreichend genug ist, um "Alles und Jenes" ausreichend erklären zu können.
Selbstverständlich wird auch in Zukunft die Naturwissenschaft nicht Alles dieser Welt erklären können. |
Philosophie gilt heutzutage doch eigentlich als Sprachkritik wofür sie auch unersetzlich ist. Solange sich an der fundamentalen Denkfähigkeit des Menschen nichts ändert, muss Philosophie sogar betrieben werden. Das kann man dann mehr oder weniger professionell tun.
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#857645) Verfasst am: 11.11.2007, 17:54 Titel: |
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Semnon hat folgendes geschrieben: | step hat folgendes geschrieben: | Das mag sein, aber auch sie wären auf Zugänge angewiesen. Da sie p.d. evolvierten... | Richtig, solche Intelligenzen müssten bezüglich bestimmter Aspekte schon fertig sein, aber ich finde das nicht unmöglich. Die Mathematik ist nicht unendlich entwickelbar. Irgendwann gibt es keine wesentlichen Neuerungen mehr. Es könnte doch etwas entstehen, was z.. wie ein Computer funktioniert und die ganze Formallogik und Mathematik einfach drin hat, ohne das entwickeln zu müssen. |
Ich könnte mir vorstellen, daß so etwas gebaut würde und dann weiterevolviert, aber nicht, daß es auf einem Planeten einfach so entsteht, ohne zuvor Stadien primitiverer Abstraktion durchlaufen zu haben.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#857651) Verfasst am: 11.11.2007, 18:06 Titel: |
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Ich versuche da nicht meine Phantasie zu bemühen und sehe da auch wenig Chancen. Aber allein schon unsere Fixiertheit auf symbolische Schreibweisen (bzw überhaupt Gedächtnisstützen zu benötigen), räumliche Veranschaulichungen und unsere assoziative Denkweise und das, was man 'Intuition' nennt, erscheint mir zugleich wesentliche Grundlage des Denkens zu sein, als auch eine evolutionäre Ausprägung von vielleicht sehr vielen anderen möglichen zu sein. Es ist also sicher einfacher zu sagen, es gäbe eine andersartige Hinentwicklung, als überhaupt keine. Der Hauptgrund, weshalb ich das nicht für unmöglich halte ist der, dass Naturwissenschaften, also Erkenntnisgewinn über die Welt, mit der man interagiert, selbst dann noch voranschreiten kann und wird, wenn die Entwicklung der Mathematik quasi abgeschlossen ist. Es muss sich ja noch nicht einmal um ein bewußtes Wesen handeln, sondern vielleicht um eine Art natürlich entstandenen Computer (oder eine KI, die gebaut worden ist... wo ist der prinzipielle Unterschied?), der gar nicht begreift, was er macht, sondern sich nur stur adaptiert. Ist wirkliche Erkenntnis überhaupt vonnöten, um sich vielleicht sogar noch weit weit besser als wir über algorithmische Schritte anpassen zu können? Vielleicht ist uns die Naturwissenschaftlichkeit nur aufgezwungen?
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#857712) Verfasst am: 11.11.2007, 18:55 Titel: |
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Meinst Du damit, daß physikalische (oder andere hypothetisch reale) Zusammenhänge uU prinzipiell besser als durch formale Simulatoren (Formelgleichungen) ausdrückbar sind?
Diese Intelligenzen müßten ja auch ihre Voraussagen über das Verhalten der Welt optimieren, also dieses Verhalten simulieren bzw. berechnen. Welche numerische Methode usw. sie im Einzelnen verwenden, hängt sicher von ihrer kulturellen Historie, ihrer Hardware usw. ab, aber ich denke man kann plausibel begründen, warum z.B. eine symbolische Schreibweise mit einfachen Zusammenhängen geeignet ist.
So legt mE der Vorgang der Wahrnehmung und Mustererkennung (eine notwendige Bedingung für die Modellierung der Welt) nahe, oder erzwingt sogar, eine im weitesten Sinne symbolische Repräsentation. Einfache Operatoren folgen aus sehr grundlegenden Gruppensymmetrien, darum werden sie auch nicht herumkommen.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Sokrateer souverän
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 11649
Wohnort: Wien
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(#857718) Verfasst am: 11.11.2007, 19:02 Titel: |
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Semnon hat folgendes geschrieben: | Die Ursache dieser Streitereien lagen in meiner Übellaunigkeit und in Sokrateers Unart, Sachthemem so einzusetzen und zu diskutieren, dass es einem nur noch auf die Nerven geht. Desweiteren gab es im Verlauf einige Nebenschauplätze, in denen Sokrateer immer wieder fragwürdig und unpointiert schreibt. |
Das lag daran, dass ich müde war und diese Nebenschauplätze meinem Gefühl nach von Wolf aufgemacht wurden und meiner Meinung nach irgendwie überflüssig waren, da sich ja schon bei der schnöden "Zahl" alles scheidet.
Was Außerirdische angeht und ob diese die Mathematik ohne Naturbeobachtung angeht, bin ich skeptisch. Es gibt ja immer noch Introspektion.
Und auch die Axiomensysteme sind weniger weltabgewandt, als das oft dargestellt wird. Z.B.: die Peano-Axiome oder die für Mengen.
Ungefähr:
0 ist eine natürliche Zahl
Jede natürliche Zahl hat genau einen Nachfolger, der auch eine natürliche Zahl ist
usw.
Das sah mir schon immer eher wie eine exakte Beschreibung aus, nicht anders als beispielsweise eine grobe Beschreibung der Zelle und ihrer Funktion:
Die Zelle ist durch eine semipermeable Membran abgegrenzt. Sie enthält einen Zellkern, usw.
Nun könnte es beispielsweise sein, dass es auf anderen Planeten Lebewesen gibt, die nicht kohlenstoffbasiert sind und dass diese ebenfalls aus solchen Zellen bestehen. Bedeutet das nun, dass man die Beschreibung der biologischen Zelle als Axiomensystem auffassen kann, das nur rein zufällig auch in der Natur beobachtbar ist?
Allerdings wäre es durchaus plausibel, dass Außerirdische beispielsweise die reellen Zahlen zuerst entdecken könnten, falls sie beispielsweise intuitiv nur Volumina oder Größen erkennen. Z.b. statt drei Äpfeln sehen sie Äpfel mit einem Gesamtvolumen von 1,2 dm². Diese Außerirdischen müssten sich dann vielleicht erst mühsam zu den natürlichen Zahlen vorarbeiten.
Es gäbe auch irdische Beispiele. Menschen und Hunde verstehen Vektoren intuitiv. Andere Tiere, wie Katzen, aber nicht.
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Sokrateer souverän
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 11649
Wohnort: Wien
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(#857723) Verfasst am: 11.11.2007, 19:06 Titel: |
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step hat folgendes geschrieben: | Diese Intelligenzen müßten ja auch ihre Voraussagen über das Verhalten der Welt optimieren, also dieses Verhalten simulieren bzw. berechnen. Welche numerische Methode usw. sie im Einzelnen verwenden, hängt sicher von ihrer kulturellen Historie, ihrer Hardware usw. ab, aber ich denke man kann plausibel begründen, warum z.B. eine symbolische Schreibweise mit einfachen Zusammenhängen geeignet ist.
So legt mE der Vorgang der Wahrnehmung und Mustererkennung (eine notwendige Bedingung für die Modellierung der Welt) nahe, oder erzwingt sogar, eine im weitesten Sinne symbolische Repräsentation. Einfache Operatoren folgen aus sehr grundlegenden Gruppensymmetrien, darum werden sie auch nicht herumkommen. |
Aber genau diese einfache Wahrnehmung erfolgt im menschlichen Gehirn nicht mittels einer symbolischen Repräsentation.
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step registriert
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(#857727) Verfasst am: 11.11.2007, 19:13 Titel: |
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Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Aber genau diese einfache Wahrnehmung erfolgt im menschlichen Gehirn nicht mittels einer symbolischen Repräsentation. |
Muß nochmal bei nachlesen, aber in irgendeinem Neurologiebuch wurden nach meiner Erinnerung Reiz-Reaktionsschemen oder auch die Zuordnung von Wahrnehmungen zu abgespeicherten Mustern als Vorform einer symbolischen Darstellung beschrieben.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#857730) Verfasst am: 11.11.2007, 19:21 Titel: |
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step hat folgendes geschrieben: | Meinst Du damit, daß physikalische (oder andere hypothetisch reale) Zusammenhänge uU prinzipiell besser als durch formale Simulatoren (Formelgleichungen) ausdrückbar sind? |
"Prinzipiell" passt in diesen Zusammenhang mE nicht so gut und ich sehe dazu auch keinen Diskussionsanlass. Im Grunde meine ich nur, dass "Erkenntnisgewinn", sofern man davon überhaupt sprechen kann, evtl. kein Muss ist, um uns in unserer Anpassungsfähigkeit zu übertrumpfen.
Wie Sokrater schon sagte, funktionieren gewisse arithmetische Grundfertigkeiten ohne symbolische Schreibweise. Formalisierung ist doch nur notwendig, weil wir bewußte Wesen mit zu begrenzter Rechenkapazität sind. Man muss Kopfrechenaufgaben zB nicht im Gedanken symbolisieren, um sie zu lösen, nun stell dir eine Intelligenz vor, die selbst komplexeste Aufgaben ebenso halb-bewußt löst - oder eben gar nicht bewußt löst - wie wir einfache Rechnungen. Wenn es um Problemlösungen geht, wird Formalisierung sozusagen von 'der Evolution' auch nicht benötigt, wie die ganzen anderen Tierarten beweisen. Das, woran ich dachte, kann freilich keine klassische Intelligenz sein und sie würde mathematisierung nicht bewußt als lediglich aus unserer Sicht existierenden Zwischenschritt zur Problemlösung betreiben, bzw. dies 'vorgaukeln'. Soetwas existiert doch auch: Denk zB an Bienen, die, ohne zu kapieren was sie machen, durch genetisch imprägniertes 'Wissen' relativ präzise Richtungen 'berechnen', d.h. irgendwie algorithmisch bestimmen und sie verwenden für ihren Wabenbau das Fünfeck als bestmögliche Flächennutzung, ohne dass sie um diesen Umstand wissen oder irgendwelche Formalismen benötigen.
Zitat: | Diese Intelligenzen müßten ja auch ihre Voraussagen über das Verhalten der Welt optimieren, also dieses Verhalten simulieren bzw. berechnen. Welche numerische Methode usw. sie im Einzelnen verwenden, hängt sicher von ihrer kulturellen Historie, ihrer Hardware usw. ab, aber ich denke man kann plausibel begründen, warum z.B. eine symbolische Schreibweise mit einfachen Zusammenhängen geeignet ist. |
Geeignet freilich, ich gehe aber noch nichteinmal davon aus, dass ein Bewußtsein und folglich etwas, das man 'Kultur' nennen kann die Voraussetzung ist.
Zitat: | So legt mE der Vorgang der Wahrnehmung und Mustererkennung (eine notwendige Bedingung für die Modellierung der Welt) nahe, oder erzwingt sogar, eine im weitesten Sinne symbolische Repräsentation. Einfache Operatoren folgen aus sehr grundlegenden Gruppensymmetrien, darum werden sie auch nicht herumkommen. |
Wenn man von zu uns ähnlicher Intelligenz und einem Bewußtsein aus geht ist das höchstwahrscheinlich zwingend, sonst aber nicht und ein gelöstes Problem ist ein gelöstes Problem, ob dabei Erkenntnis beteiligt war oder nicht.
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#857735) Verfasst am: 11.11.2007, 19:34 Titel: |
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Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Bedeutet das nun, dass man die Beschreibung der biologischen Zelle als Axiomensystem auffassen kann, das nur rein zufällig auch in der Natur beobachtbar ist?
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Ich vermute, dass man Problemlösung im allgemeinst denkbaren Sinne nicht mit Formalisierung und dem Betreiben von Naturwissenschaft gleichsetzen kann. Es könnte natürlich sein, dass wir da einen überlegenen Standpunkt haben. Das Ganze ist ein bischen schwierig sprachlich zu erfassen, da es im Grunde vollkommen kontrastlose Begriffsreduktion ist.
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#857736) Verfasst am: 11.11.2007, 19:38 Titel: |
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Sokrateer hat folgendes geschrieben: |
Nun könnte es beispielsweise sein, dass es auf anderen Planeten Lebewesen gibt, die nicht kohlenstoffbasiert sind und dass diese ebenfalls aus solchen Zellen bestehen. Bedeutet das nun, dass man die Beschreibung der biologischen Zelle als Axiomensystem auffassen kann, das nur rein zufällig auch in der Natur beobachtbar ist?
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Deswegen bringe ich ET doch überhaupt hier rein.
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Sokrateer souverän
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 11649
Wohnort: Wien
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(#857750) Verfasst am: 11.11.2007, 20:26 Titel: |
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step hat folgendes geschrieben: | Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Aber genau diese einfache Wahrnehmung erfolgt im menschlichen Gehirn nicht mittels einer symbolischen Repräsentation. |
Muß nochmal bei nachlesen, aber in irgendeinem Neurologiebuch wurden nach meiner Erinnerung Reiz-Reaktionsschemen oder auch die Zuordnung von Wahrnehmungen zu abgespeicherten Mustern als Vorform einer symbolischen Darstellung beschrieben. |
http://de.wikipedia.org/wiki/Großmutterneuron
Es ist klar, dass wir auch Symbole verarbeiten können und dass das Gehirn das leisten muss. Aber unmittelbar arbeitet das Gehirn eher statistisch, subsymbolisch.
Irgendwo in dem Gehirn jedes Kindes steckt ja auch ein Verständnis für newtonsche Mechanik und Geometrie drin. Aber das bedeutet nicht, dass das Kind irgendwelche Bahngleichungen mit Variablen und Funktionen im Gehirn gespeichert hat, sondern, dass ein Kollektiv von Neuronen die Wurfparabel des Balls, den es fangen will, approximiert.
Worauf Semnon vielleicht hinaus wollte, ist, dass ein Wesen, das ein in dieser Hinsicht viel leisungsfähigeres Gehirn hätte, gar nicht die Notwendigkeit hätte, sich auf symbolischer Ebene mit diesen Problemen zu befassen.
Vielleicht erlernen wir Menschen ja nur deshalb die Symbolverarbeitung, weil wir sie für die Sprache benötigen, weil wir eine soziale Tierart sind. Und das erlaubte uns beispielsweise Physik noch mal unabhängig von unserer Intuition auf dem holprigen symbolischen Weg zu entdecken und somit unser intuitives Verständnis in manchen Bereichen weit zu übertreffen.
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#857752) Verfasst am: 11.11.2007, 20:29 Titel: |
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JA, worauf sollte ich sonst hinaus wollen? Das sagte ich doch eindeutig ?!
Selbst wenn Kopfrechnen und Bahnkurven-Approximieen eine Vorstufe von symbolischer Rechnung ist, wäre immer noch eine hochleistungsfähige Pseduointelligenz denkbar, wie sie zB bei Bienenkolonieen als Vorstufe vorkommt.
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#857753) Verfasst am: 11.11.2007, 20:31 Titel: |
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Semnon hat folgendes geschrieben: | step hat folgendes geschrieben: | Meinst Du damit, daß physikalische (oder andere hypothetisch reale) Zusammenhänge uU prinzipiell besser als durch formale Simulatoren (Formelgleichungen) ausdrückbar sind? | ... Im Grunde meine ich nur, dass "Erkenntnisgewinn", sofern man davon überhaupt sprechen kann, evtl. kein Muss ist, um uns in unserer Anpassungsfähigkeit zu übertrumpfen. |
OK, Du meinst also, ein erfolgreiches Überleben in einer ökologischen Nische erfordert beispielsweise nicht, daß die Art über den Urknall oder über Hopf-Algebren forscht. Da stimme ich natürlich zu. Ich hatte angenommen, es gehe um die Frage, ob alle Arten, die versuchen, die Welt möglichst gut zu erklären, auf äquivalente Theorien stoßen und diese symbolisch repräsentieren.
Semnon hat folgendes geschrieben: | Man muss Kopfrechenaufgaben zB nicht im Gedanken symbolisieren, um sie zu lösen, ... |
Das liegt doch daran, daß wir die Ergebnisse in fertigen Gedächtnistabellen vorrätig haben.
Semnon hat folgendes geschrieben: | ... nun stell dir eine Intelligenz vor, die selbst komplexeste Aufgaben ebenso halb-bewußt löst - oder eben gar nicht bewußt löst - wie wir einfache Rechnungen. |
Ich kann mir vorstellen, daß ein intelligentes Wesen mehr Wissen abgespreichert hat und daher weniger berechnen muß. Aber was ändert das? Könnten wir beispielsweie unseren Kindern die Ergebnisse der Planetenbahnen, viele Integrale und Logarhithmen usw. einspeichern, dann bräuchten sie natürlich die entsprechenden Formeln nicht mehr. Aber wie oben gesagt, daß hilft nur bei dem Wissen, das in der entprechenden Nische unbedingt benötigt wird.
Semnon hat folgendes geschrieben: | Wenn es um Problemlösungen geht, wird Formalisierung sozusagen von 'der Evolution' auch nicht benötigt, wie die ganzen anderen Tierarten beweisen. |
Richtig, aber deswegen werden diese Tiere die Sonnenfinsternis auch nicht erklären können, sondern sie nur überleben.
Semnon hat folgendes geschrieben: | Das, woran ich dachte, kann freilich keine klassische Intelligenz sein und sie würde mathematisierung nicht bewußt als lediglich aus unserer Sicht existierenden Zwischenschritt zur Problemlösung betreiben, bzw. dies 'vorgaukeln'. Soetwas existiert doch auch: Denk zB an Bienen, die, ohne zu kapieren was sie machen, durch genetisch imprägniertes 'Wissen' relativ präzise Richtungen 'berechnen', d.h. irgendwie algorithmisch bestimmen und sie verwenden für ihren Wabenbau das Fünfeck als bestmögliche Flächennutzung, ohne dass sie um diesen Umstand wissen oder irgendwelche Formalismen benötigen. |
Ja klar, Bewußtsein ist für die Berechnung nicht notwendig. Aber wie gesagt, das kann ich mir nur als Anpassung an direkt wirkende Reize vorstellen. Und es ist fest verdrahtet, also wenn die Sonne plötzlich ihre Frequenz ändert, kann das eine entsprechende Theorie abbilden, die Bienen aber nicht.
Semnon hat folgendes geschrieben: | ich gehe aber noch nichteinmal davon aus, dass ein Bewußtsein und folglich etwas, das man 'Kultur' nennen kann die Voraussetzung ist. |
Bewußtsein - insbesondere im menschlich personalen Sinne - nehme ich auch nicht als Voraussetzung für Intelligenz an.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Sokrateer souverän
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 11649
Wohnort: Wien
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(#857758) Verfasst am: 11.11.2007, 20:41 Titel: |
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step hat folgendes geschrieben: |
Semnon hat folgendes geschrieben: | Man muss Kopfrechenaufgaben zB nicht im Gedanken symbolisieren, um sie zu lösen, ... |
Das liegt doch daran, daß wir die Ergebnisse in fertigen Gedächtnistabellen vorrätig haben. |
Das war auch ein schlechtes Beispiel. Es gibt aber auch diese Zahlengenies, die erstaunliche Rechnungen blitzschnell durchführen können.
Ich glaube, dass wir Volumina intuitiv abschätzen können. Z.B. "Geht die Schüssel über, wenn ich noch ein Glas Wasser hineinschütte?"
step hat folgendes geschrieben: |
Semnon hat folgendes geschrieben: | Wenn es um Problemlösungen geht, wird Formalisierung sozusagen von 'der Evolution' auch nicht benötigt, wie die ganzen anderen Tierarten beweisen. |
Richtig, aber deswegen werden diese Tiere die Sonnenfinsternis auch nicht erklären können, sondern sie nur überleben. |
Ich verstehe diesen Einwand nicht ganz. Aber wenn ein Tier erkennen kann, dass, wenn sich ein anderes Tier hinter einen Baum begibt, es sich weiterhin hinter dem Baum befindet, ohne weiterhin sichtbar zu sein, dann ist die Sonnenfinsternis auch prinzipiell begreifbar.
Stell dir vor du könntest die Mondbahn intuitiv vorausberechnen und hättest eine sehr exakte innere Uhr. Dann könntest du die Position des Mondes abschätzen, auch wenn er gar nicht sichtbar ist. Und du könntest abschätzen, wann sich die Bahnen von Sonne und Mond kreuzen. Solch eine Fähigkeit könnte evolutionär aus anderen Gründen entstehen. Mögicherweise sind manche Tiere sogar dazu fähig.
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#857759) Verfasst am: 11.11.2007, 20:42 Titel: |
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@step:
ich meinte nicht 'nur' überleben (wobei es schon bestreitbar, bzw diskutierbar ist, ob es letztlich eine andere Tätigkeit geben soll als das, auch für den Menschen), sondern dachte eigentlich schon, dass ein nicht-bewußtes Wesen, dass sich keine Fragen stellt und keine Neugier hat, theoretisch das gleiche leisten kann, wie der Mensch udn mehr. Es kann doch aus irgendwelchen Gründen notwendig sein, zB Sonnenfinsternisse vorherzuberechnen, um das irgendwie als Anpassung an irgend einen Selektionsdruck zu nutzen, ohne zu begreifen was das überhaupt soll oder das Sonne und Mond eigenständige Objekte sind oder was weiss ich. So eine Intelligenz muss nicht völlig passiv sein, es könnte auch die Frage 'wie mache ich das besser' durch irgend ein 'Programm' ersetzt vorliegen. Wenn das möglich ist, könnte sozusagen das 'Nebenprodukt' der Erkenntnis, die Vorausberechnung, sogar über das erkenntnisgebundene diesbezügliche Vermögen des Menschen hinaus wachsen. Es könnte zB auch die Raumkrümmuing in der Nähe schwerer Massen irgendwie adaptativ erfasst werden, ohne dass so ein Vieh eine Vorstellung von Masse und dergleichen hat.
Edit: Bleibt die Frage, ob unsere ganzen 'Vorstellungen' überhaupt etwas wert sind und ob wir nicht selbst sowieso schon das machen, was ich oben beschrieben habe, wenn Erkenntnis eine Illusion ist
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