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Soll lebenslang ein Leben lang sein?
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rotwang
Kreator des Homunculus



Anmeldungsdatum: 24.03.2006
Beiträge: 2887
Wohnort: Bochum

Beitrag(#874182) Verfasst am: 02.12.2007, 00:49    Titel: Antworten mit Zitat

Sehwolf hat folgendes geschrieben:
Was du hier "forderst" ist die Frage ob darüber hinaus weitere Verstösse dagegen notwendig/vertretbar sind.


Zugegeben.

Sehwolf hat folgendes geschrieben:
Mhh. MAn ist ein TV unbedingtes Mittel um am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu könne. Einige von uns verzichten bewusst darauf, weil sie der Ansicht sind, diesen Verzciht durch andere Medien kompensieren zu können. Diese Leistung kann man mE von einem durchschnittlichen Starftäter nicht erwarten.


Man kann es also von einem Straftäter nicht erwarten statt die Glotze anzuschmeissen mal die Zeitung zu lesen? Und warum ist ein TV heutzutage ein unbedingtes Mittel um am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können? Ja doch nur, weil wir es täglich dazu stilisieren. Bevor ein TV Massenware wurde, gab es auch gesellschaftliches Leben (evtl. sogar ein viel sozialeres gesellschaftliches Leben).

Sehwolf hat folgendes geschrieben:
Eigentlich ist deine Frage aber eine andere: Ist ein TV-Gerät ein Luxus? Ist es Luxus, wenn Inhaftierte Zugang zu Sportgeräten, -Anlagen haben.


Richtig. Entscheidend ist also die Definition von "Luxus". Einen Fernseher oder die Möglichkeit zu täglichem Sport in einem Studio mit Geräten zu haben - das sind keine notwendigen Grundbedürfnisse, das ist Luxus. Alleine die Tatsache das heutzutage ein Fernseher als Existenzminimum gilt ist doch schon krank. Das sind Ansprüche, die anthropologisch gar nicht mehr zu erklären sind, sondern nur noch Ausgeburten einer haben-wollen-Gesellschaft sind. Und das sage ich nicht auf Grund irgendwelcher konservativen Gefühlsduselei, sondern lediglich als Kritiker an der Stellung des Fernsehers gegenüber "klassischen" Freizeitbeschäftigungen.

Reza hat folgendes geschrieben:
rotwang hat folgendes geschrieben:


Es muss ja einen Grund geben, warum sich einige Menschen im Gefängnis besser zurecht finden als in der Welt draußen und deshalb den Großteil ihres Lebens hinter Gittern verbringen.

Ist Dir eigentlich bewusst, dass es auch Menschen gibt, die sich z.B. innerhalb einer S/M-Beziehung freiwillig versklaven lassen? Ich will damit jetzt keine Aussage über irgendjemanden treffen, ich will es nur anmerken als Hinweis darauf, dass man den Anteil an Personen, die sich mit solchen Situationen arrangieren können auch nicht unterschätzen sollte.


Du willst damit aber nicht sagen, dass ein großer Teil der Mehrfachtäter, das aus (unterbewussten?)Spass am versklavt sein macht?


Hätte ich das sagen wollen, hätte ich mir die Bemerkung
Zitat:
Ich will damit jetzt keine Aussage über irgendjemanden treffen


erspart.

Reza hat folgendes geschrieben:
Ich würde ja eher vermuten, das ist schlicht Blödheit und gar nicht nachdenken, kombiniert mit dem Größenwahn nicht erwischt zu werden.


Somit säßen also nur größenwahnsinnige Dummköpfe häufiger als einmal im Knast?

Reza hat folgendes geschrieben:

Ich bin sicher, die Gruppe derer, die ein Verbrechen samt Knasttraining plant, ist verschwindend gering.


Das mag sein. Aber selbst wenn nur einer unter hunderttausend so einer wäre, dann wäre seine Gleichbehandlung unfair gegenüber den anderen. Denn er würde - im Gegensatz zu den anderen - den Strafaspekt nicht erleiden.

Reza hat folgendes geschrieben:
Für manche ist Struktur im Tag, und sich im Prinzip um nichts selber kümmern, vielleicht auch nicht unangenehm, das kann schon sein, aber ob das so viele sind, dass man sozusagen "verschärfte Haft" einführen muss, das glaube ich nicht.


s.o.

Rasmus hat folgendes geschrieben:
rotwang hat folgendes geschrieben:
Für die Freizeitgestaltung bedarf es weder eines Fernsehers, noch eines Sportplatzes - das haben die Menschen über Jahrtausende hinweg bewiesen.


Sport und Fernsehen sind aber doch wesentliche Bestandteile der normalen Freizietbeschäftigung, oder?


Bestandteile ja, leider. Wesentliche? Ich hoffe nicht! Zumindest bezogen auf das Fernsehen.

Rasmus hat folgendes geschrieben:
Ja, man könnte auch gleich alle erschießen - aber damit verlassen wir dann glaube ich den Ursprung des Threads endgültig.


Äh, ja.. Mit den Augen rollen

Rasmus hat folgendes geschrieben:
Auch das ist übrigens alles keine "Belohnung", sondern schlichtweg notwendig. Wie sollte man es anders organisieren?


Das sind ja nun auch Notwendigkeiten die ich nicht ausschließe (irgendwo weiter oben schrib ich ja auch was von einer warmen Schlafstätte und über das Essen habe ich ja auch keine weiteren Äußerungen gemacht).

Rasmus hat folgendes geschrieben:
Zitat:
Wie gesagt: Ich sage ja nicht, dass jemand ins Gefängnis geht um dort etwas zu gewinnen.


Genau das impliziert aber doch der Begriff "Belohnung", oder?


Wer nimmt denn meiner Meinung nach die vermeintliche Belohnung als Belohnung war? Richtig: Ich bzw. der außenstehende Mediennutzer.
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rotwang
Kreator des Homunculus



Anmeldungsdatum: 24.03.2006
Beiträge: 2887
Wohnort: Bochum

Beitrag(#874191) Verfasst am: 02.12.2007, 00:56    Titel: Antworten mit Zitat

Mario Hahna hat folgendes geschrieben:
Rotwang, es wäre sinnvoll wenn du erstmal sagen würdest, was für dich Sinn und Zweck von staatlichen Sanktionen ist.


Der Schutz der Bevölkerung als auch der eigenen Person, teilweise die Flucht vor der Lösung der verbrechensauslösenden Probleme und die Rache (z.B. wenn jemand aus Armut heraus einen Diebstahl begeht, dann wird er dafür bestraft, obwohl der eigentliche Auslöser des Verbrechens die Armut schaffende Situation ist), die Befriedigung des gesellschaftlichen Wunsches nach Rache bzw. Vergeltung für ein Verbrechen mittels Bestrafung des Täters, sowie die Abschreckung von Nachahmern (auch wenn ich das für sinnlos halte).
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Reza
dauerhaft gesperrt



Anmeldungsdatum: 10.09.2006
Beiträge: 4188

Beitrag(#874228) Verfasst am: 02.12.2007, 01:57    Titel: Antworten mit Zitat

[quote="rotwang" postid=874182]
Reza hat folgendes geschrieben:
rotwang hat folgendes geschrieben:


Es muss ja einen Grund geben, warum sich einige Menschen im Gefängnis besser zurecht finden als in der Welt draußen und deshalb den Großteil ihres Lebens hinter Gittern verbringen.

Ist Dir eigentlich bewusst, dass es auch Menschen gibt, die sich z.B. innerhalb einer S/M-Beziehung freiwillig versklaven lassen? Ich will damit jetzt keine Aussage über irgendjemanden treffen, ich will es nur anmerken als Hinweis darauf, dass man den Anteil an Personen, die sich mit solchen Situationen arrangieren können auch nicht unterschätzen sollte.


Du willst damit aber nicht sagen, dass ein großer Teil der Mehrfachtäter, das aus (unterbewussten?)Spass am versklavt sein macht?


Hätte ich das sagen wollen, hätte ich mir die Bemerkung
Zitat:
Ich will damit jetzt keine Aussage über irgendjemanden treffen erspart.


Na, im Hinterkopf hast du das aber, sonst würdest du S/M ja gar nicht erwähnen, und wenn es 3% wären, wäre es auch nicht erwähnenswert.


Reza hat folgendes geschrieben:
Ich würde ja eher vermuten, das ist schlicht Blödheit und gar nicht nachdenken, kombiniert mit dem Größenwahn nicht erwischt zu werden.


Zitat:

Somit säßen also nur größenwahnsinnige Dummköpfe häufiger als einmal im Knast?


Ja, oder arme Schweine, denen nichts anderes einfällt, oder denen tatsächlich sonst nichts bleibt, z.b. Beschaffungskriminalität, damit sind die Knäste ja wirklich gut voll.

Im Prinzip sind die Knäste doch voll von Eigentumsdelikten und Kleinkramsachen, Gewaltverbrechen sind ja sehr gesunken.

Und auf Eigentumsdelikte stehen im Verhältnis immer noch weitaus höhere Strafen als auf Körperverletzung, selbst mit Langzeitfolgen oder gar Tod.



Reza hat folgendes geschrieben:

Ich bin sicher, die Gruppe derer, die ein Verbrechen samt Knasttraining plant, ist verschwindend gering.


Zitat:

Das mag sein. Aber selbst wenn nur einer unter hunderttausend so einer wäre, dann wäre seine Gleichbehandlung unfair gegenüber den anderen. Denn er würde - im Gegensatz zu den anderen - den Strafaspekt nicht erleiden.


So, und wenn ich nun einen absichtlich umgebracht hätte, und für mich die die Todesstrafe weniger dramatisch wäre, als auch "nur" 15 Jahre?

Was ist dann mit der Gleichbehandlung, dann werde ich übemäßig bestraft.
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Sehwolf
registrierter User



Anmeldungsdatum: 26.03.2006
Beiträge: 10077

Beitrag(#874232) Verfasst am: 02.12.2007, 02:15    Titel: Antworten mit Zitat

rotwang hat folgendes geschrieben:
Richtig. Entscheidend ist also die Definition von "Luxus". Einen Fernseher oder die Möglichkeit zu täglichem Sport in einem Studio mit Geräten zu haben - das sind keine notwendigen Grundbedürfnisse, das ist Luxus. Alleine die Tatsache das heutzutage ein Fernseher als Existenzminimum gilt ist doch schon krank. Das sind Ansprüche, die anthropologisch gar nicht mehr zu erklären sind, sondern nur noch Ausgeburten einer haben-wollen-Gesellschaft sind. Und das sage ich nicht auf Grund irgendwelcher konservativen Gefühlsduselei, sondern lediglich als Kritiker an der Stellung des Fernsehers gegenüber "klassischen" Freizeitbeschäftigungen.

1. In der JVA gibt es aber nun mal nicht so schrecklich viel an Freizeitangebot. Ein TV ist da schon ne gute Wahl mM. Wer mal ne Woche im Krankenbett gelegen hat, weiss dass man kaum längere zeit nur lesen kann. Ausserdem ist es auch egal welche Alternativen der Straftäter hat, letztlich dient alle Aktivitäten nur einem Zweck: (Frei-)zeit verbringen.

2. Für die Definition von Luxus würde ich zB die Regelungen von den Sozialämtern aus der Zeit vor Hartz4 vorschlagen. MEn gab es mehrere Prozesse, bei denen von Gerichts wegen festgestellt wurde, dass Sozialämter den Bedürftigen ein Gerät subventionieren müssen, mit genau der Begründung, die ich oben schon geliefert hatte: Unbedingte Voraussetzung zur Teilnahme am gesellschaftlichen Leben.

3. In dem Zusammenhang hier halte ich eine Grundsatzdebatte über die gesellschaftlichen Auswirkungen von TV-Konsum für unangemessene Nebelkerzenwerferei.
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Sehwolf
registrierter User



Anmeldungsdatum: 26.03.2006
Beiträge: 10077

Beitrag(#874234) Verfasst am: 02.12.2007, 02:18    Titel: Antworten mit Zitat

rotwang hat folgendes geschrieben:
Mario Hahna hat folgendes geschrieben:
Rotwang, es wäre sinnvoll wenn du erstmal sagen würdest, was für dich Sinn und Zweck von staatlichen Sanktionen ist.


Der Schutz der Bevölkerung als auch der eigenen Person, teilweise die Flucht vor der Lösung der verbrechensauslösenden Probleme und die Rache (z.B. wenn jemand aus Armut heraus einen Diebstahl begeht, dann wird er dafür bestraft, obwohl der eigentliche Auslöser des Verbrechens die Armut schaffende Situation ist), die Befriedigung des gesellschaftlichen Wunsches nach Rache bzw. Vergeltung für ein Verbrechen mittels Bestrafung des Täters, sowie die Abschreckung von Nachahmern (auch wenn ich das für sinnlos halte).

mmm, weiss nicht ob MH damit zufrieden ist. Mir drängt sich spontan die Frage auf, wie du mit dieser Begründung (noch) schlechtere Haftbedingungen rechtfertigen willst.
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Critic
oberflächlich



Anmeldungsdatum: 22.07.2003
Beiträge: 16338
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Beitrag(#874237) Verfasst am: 02.12.2007, 02:31    Titel: Antworten mit Zitat

[Drei Gedanken dazu Am Kopf kratzen:]

1. Zur Dauer: Befragt man Langzeithäftlinge, dann hört man von diesen, daß sich ab einer gewissen Dauer der Strafe kein weiterer Effekt im Sinne von "Strafleiden" o.ä. ergibt. Straftäter haben natürlich auch ein gewisses Eigeninteresse. Allerdings wird man sich auf die Dauer wohl schon soweit adaptieren, daß der Knast als gewöhnlich erscheint und keinen nennenswerten psychischen Druck mehr darstellt.

Man hört ansonsten auch, daß die meisten Personen, die einen Mord begehen, dies in einer Ausnahmesituation tun, die nicht wieder in ihrem Leben vorkommen wird. In dem Falle ist das Motiv "Schutz der Gesellschaft vor weiteren Taten" kaum anwendbar. Entsprechend sollte also schon differenziert werden, wer wie lange einzusitzen hat, auch unter Mördern.

2. Zu den Bedingungen: In den letzten Jahren haben sich Forderungen nach immer härteren Strafen und immer härterer Behandlung sicherlich auch ausgewirkt. Es scheint eine Tendenz dahin zu geben, die Insassen auch wirklich 23 Stunden am Tag in dieser Abstellkammer einzuschließen. Da man kaum 23 Stunden am Tag fernsehen oder schlafen kann, dürfte immer noch genug Zeit bleiben, um sich mal mit dem auseinanderzusetzen, dessentwegen man da im Knast sitzt.

3. Zu der Form der Bestrafung bzw. der Resozialisierung: Der Psychologe Prescott ist der Meinung, daß Verbrecher deshalb zu Verbrechern werden, weil sie nichts mit normalen sozialen Beziehungen anfangen könnten. Ihnen müßte also erst einmal beigebracht werden, normale Emotionen zu entwickeln und zu kommunizieren, inklusive auch der Sexualität. Gefängnisse stellen die denkbar schlechteste Umgebung dafür dar.
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"Die Pentagon-Gang wird in der Liste der Terrorgruppen geführt"

Dann bin ich halt bekloppt. Mit den Augen rollen

"Wahrheit läßt sich nicht zeigen, nur erfinden." (Max Frisch)
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rotwang
Kreator des Homunculus



Anmeldungsdatum: 24.03.2006
Beiträge: 2887
Wohnort: Bochum

Beitrag(#874238) Verfasst am: 02.12.2007, 02:32    Titel: Antworten mit Zitat

Reza hat folgendes geschrieben:

Na, im Hinterkopf hast du das aber, sonst würdest du S/M ja gar nicht erwähnen, und wenn es 3% wären, wäre es auch nicht erwähnenswert.


Im Hinterkopf habe ich nur die Überlegung, dass man nicht unbedingt immer Freiheit als ein Ideal oder unverzichtbares Gut aller Menschen annehmen soll. Grundsätzlich sollte das nur darauf hinweisen, dass sich Menschen auch willentlich mit dem Gedanken der Gefangenschaft anfreunden können. Diese Anmerkung urteilt aber nicht über Dauer-Knast-Bewohner, sondern soll lediglich das Spektrum der Einstellung zur Gefangenschaft verdeutlichen, dass nämlich eben von der Panik beim bloßen Gedanken an Einschränkung der Freiheit bis hin zur freiwilligen Aufgabe seiner Freiheit eine enorme Bandbreite aufweist.

Reza hat folgendes geschrieben:

Zitat:

Somit säßen also nur größenwahnsinnige Dummköpfe häufiger als einmal im Knast?


Ja, oder arme Schweine, denen nichts anderes einfällt, oder denen tatsächlich sonst nichts bleibt, z.b. Beschaffungskriminalität, damit sind die Knäste ja wirklich gut voll.


Da stellt sich dann natürlich die Frage nach dem warum: Warum hat bei denen jedwede Form der Resozialisierungsmaßnahme versagt?

Reza hat folgendes geschrieben:
Im Prinzip sind die Knäste doch voll von Eigentumsdelikten und Kleinkramsachen, Gewaltverbrechen sind ja sehr gesunken.

Und auf Eigentumsdelikte stehen im Verhältnis immer noch weitaus höhere Strafen als auf Körperverletzung, selbst mit Langzeitfolgen oder gar Tod.


was sicherlich auch diskussionswürdig ist.



Reza hat folgendes geschrieben:
Reza hat folgendes geschrieben:

Ich bin sicher, die Gruppe derer, die ein Verbrechen samt Knasttraining plant, ist verschwindend gering.


Zitat:

Das mag sein. Aber selbst wenn nur einer unter hunderttausend so einer wäre, dann wäre seine Gleichbehandlung unfair gegenüber den anderen. Denn er würde - im Gegensatz zu den anderen - den Strafaspekt nicht erleiden.


So, und wenn ich nun einen absichtlich umgebracht hätte, und für mich die die Todesstrafe weniger dramatisch wäre, als auch "nur" 15 Jahre?


Dazu werde ich mich nicht äußern, denn für mich persönlich ist tatsächlich die Todesstrafe [ohne langjähriges Warten in der Todeszelle] weniger dramatisch, da sie mir jedwede Möglichkeit nimmt, mich auf lange Zeit hin mit meiner Tat auseinander setzen zu müssen. Ich töte, zahle den Preis dafür und das wars dann. Keinerlei zermaternde Selbstreflexion nach Jahren der Gefangenschaft, keine Möglichkeit am Ende der Haft den Angehörigen vielleicht irgendwann mal gegenüber stehen zu müssen. Es gäbe einen berechenbaren Preis ohne die Unberechenbarkeit der Erinnerung (die ja durch den Umstand der Haft nicht so leicht verdrängt werden kann). Aber das ist eine persönliche Meinung und meine Abneigung gegen die Todesstrafe resultiert auch nicht daraus, sondern aus der Unlogik einen Mord mit einem unbestraften und legalisierten Mord zu vergelten.

Sehwolf hat folgendes geschrieben:
mmm, weiss nicht ob MH damit zufrieden ist. Mir drängt sich spontan die Frage auf, wie du mit dieser Begründung (noch) schlechtere Haftbedingungen rechtfertigen willst.


Die einzige sinnvolle Möglichkeit wäre folgende: es gibt durch gegenwärtige Haftbedingungen nur eine teilweise Befriedigung des gesellschaftlichen Wunsches nach Rache bzw. Vergeltung. Die Befriedigung eines kollektiven Gerechtigkeitsempfindens wäre noch ein weiterer Sinn, der mir gerade eingefallen ist.

Was mir der Thread zumindest bis jetzt gebracht hat ist die Erkenntnis, dass ich manchmal zu deutlich in archaischen Rache-Schemata denke.
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Zuletzt bearbeitet von rotwang am 02.12.2007, 02:45, insgesamt einmal bearbeitet
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rotwang
Kreator des Homunculus



Anmeldungsdatum: 24.03.2006
Beiträge: 2887
Wohnort: Bochum

Beitrag(#874243) Verfasst am: 02.12.2007, 02:42    Titel: Antworten mit Zitat

Sehwolf hat folgendes geschrieben:

1. In der JVA gibt es aber nun mal nicht so schrecklich viel an Freizeitangebot. Ein TV ist da schon ne gute Wahl mM. Wer mal ne Woche im Krankenbett gelegen hat, weiss dass man kaum längere zeit nur lesen kann.


Erwartet ja auch niemand. Aber vor 50 Jahren musste man im Krankenbett auch ohne Fernseher auskommen und diesen jetzt zum unersetzbaren Objekt zu erklären, nur weil wir uns gerne berieseln lassen, dass finde ich auch nicht okay. Selbst im Krankenbett kann man z.B. Karten spielen. Das fördert soziale Kontakte und fordert das Hirn weit mehr als ein TV.

Sehwolf hat folgendes geschrieben:
Ausserdem ist es auch egal welche Alternativen der Straftäter hat, letztlich dient alle Aktivitäten nur einem Zweck: (Frei-)zeit verbringen.


Das stimmt.

Sehwolf hat folgendes geschrieben:
Für die Definition von Luxus würde ich zB die Regelungen von den Sozialämtern aus der Zeit vor Hartz4 vorschlagen. MEn gab es mehrere Prozesse, bei denen von Gerichts wegen festgestellt wurde, dass Sozialämter den Bedürftigen ein Gerät subventionieren müssen, mit genau der Begründung, die ich oben schon geliefert hatte: Unbedingte Voraussetzung zur Teilnahme am gesellschaftlichen Leben.


Was eine absurde Posse ist. Aber das auszudiskutieren, dazu fehlt es mir heute an Kondition. zwinkern

Sehwolf hat folgendes geschrieben:
In dem Zusammenhang hier halte ich eine Grundsatzdebatte über die gesellschaftlichen Auswirkungen von TV-Konsum für unangemessene Nebelkerzenwerferei.


Das stimmt natürlich. Deshalb beende ich das auch mal.
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Kival
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Anmeldungsdatum: 14.11.2006
Beiträge: 24071

Beitrag(#874272) Verfasst am: 02.12.2007, 09:07    Titel: Antworten mit Zitat

Sehwolf hat folgendes geschrieben:

Natürlich ist das Einsperren ein Verstoss gegen die Menschenwürde, wäre sie es nicht, hätte sie kaum Strafcharakter.


Würde das Einsperren als Verstoß gegen die Menschenwürde angesehen, müsste das BVerfG diese verbieten. Die Menschenwürde ist unantastbar

Zitat:
Mhh. MAn ist ein TV unbedingtes Mittel um am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu könne. Einige von uns verzichten bewusst darauf, weil sie der Ansicht sind, diesen Verzciht durch andere Medien kompensieren zu können. Diese Leistung kann man mE von einem durchschnittlichen Starftäter nicht erwarten. Eigentlich ist deine Frage aber eine andere: Ist ein TV-Gerät ein Luxus? Ist es Luxus, wenn Inhaftierte Zugang zu Sportgeräten, -Anlagen haben. Möglicherweise wäre es das, wenn es ein Angebot im Übermaß gäbee. Ich gebe hier allerdings Mario Hahna recht. Wenn in Medien von Hotelähnlichen Anlagen berichtet wird, mit TV auf dem Zimmer und Sportanalge, wie Schwimmbad usw, dann wird hier willentlich der Vergleich mit einer Luxus-Ferienanlage suggeriert. Das ist aber völlig hahnebüchen, da braucht man nichtmal in so eine Anstalt hineinzugehen, es reicht schon sie von außen anzusehen.


Es geht noch weiter, jeder Strafvollzug, der nicht Resozialisierung zum Ziel hat, ist grundgesetzwidrig - So wird hoffentlich das neue Strafvollzugsgesetz Hamburgs von Karlsruhe gekippt werden, denn in diesem steht nicht mehr die Resozialisierung im Vordergrund.

Was als Grundsatz eines Strafvollzugs zu sehen ist, findet man im alten Strafvollzugsgesetz:

§ 2 StVollZG
Aufgaben des Vollzuges

Im Vollzug der Freiheitsstrafe soll der Gefangene fähig werden, künftig in sozialer Verantwortung ein Leben ohne Straftaten zu führen (Vollzugsziel). Der Vollzug der Freiheitsstrafe dient auch dem Schutz der Allgemeinheit vor weiteren Straftaten.


Man muss dabei beachten, dass der Strafvollzug nach der Föderalismusreform in den Händen der Länder liegt. Allerdings sollte davon auszugehen sein, dass der BVerfG Gesetze kippt, die in den allgemeinen Richtlinien dem alten StVollZG nicht meh entsprechen.

rotwang hat folgendes geschrieben:
Der Schutz der Bevölkerung als auch der eigenen Person, teilweise die Flucht vor der Lösung der verbrechensauslösenden Probleme und die Rache (z.B. wenn jemand aus Armut heraus einen Diebstahl begeht, dann wird er dafür bestraft, obwohl der eigentliche Auslöser des Verbrechens die Armut schaffende Situation ist), die Befriedigung des gesellschaftlichen Wunsches nach Rache bzw. Vergeltung für ein Verbrechen mittels Bestrafung des Täters, sowie die Abschreckung von Nachahmern (auch wenn ich das für sinnlos halte).


Nach Ansicht des BVerfG ist das nicht mit dem Grundgesetz vereinbar, siehe z. B.

Entscheidung des BVerfG vom 11.03.1998
AZ: 2 BvR 441/90

Leitsätze hat folgendes geschrieben:
1. Das Grundgesetz verpflichtet den Gesetzgeber, ein wirksames Konzept der Resozialisierung zu entwickeln und den Strafvollzug darauf aufzubauen. Dabei ist ihm ein weiter Gestaltungsraum eröffnet.

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Kival
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Anmeldungsdatum: 14.11.2006
Beiträge: 24071

Beitrag(#874281) Verfasst am: 02.12.2007, 10:04    Titel: Antworten mit Zitat

Hier gibts mehr über das Hamurger Strafvollzugsgesetz:

http://fhh.hamburg.de/stadt/Aktuell/behoerden/justizbehoerde/rechte-spalte/StrVzG.html

Zypries zum Gesetzesentwurf:

http://www.welt.de/hamburg/article1217887/Bundesjustizministerin_kritisiert_Strafvollzugsgesetz.html

Dass die Sicherheit der Bürger nur durch Resozialisierung der Täter zu gewährleisten ist, ist m. W. eine Vorgabe des BVerfGH, da finde ich aber grad nicht, wo das gleich stand.
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AXO
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Anmeldungsdatum: 05.02.2007
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Wohnort: Thüringen

Beitrag(#874370) Verfasst am: 02.12.2007, 12:40    Titel: Antworten mit Zitat

Jolesch hat folgendes geschrieben:


Ich bin kein Freund von Vergeltung, aber einer von Konsequenzen. Und eine Gesellschaft sollte bestimmen wer Rechte und Pflichten nützen kann und wer nicht. Bei so massiven Regelverstössen wie Mord wäre ein "Du darfst bei uns nicht mehr mitspielen" angebracht.


So sehe ich das ebenfalls.

im Gegensatz zu allen anderen Verbrechensfolgen ist schließlich TOD nicht heilbar.
Von daher sollte das potentielle Opfer mit den höchstmöglichen Konsequenzen vor dieser
Folge geschützt werden.
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Mario Hahna
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Anmeldungsdatum: 04.04.2005
Beiträge: 9607
Wohnort: München

Beitrag(#874413) Verfasst am: 02.12.2007, 13:13    Titel: Antworten mit Zitat

rotwang hat folgendes geschrieben:
Mario Hahna hat folgendes geschrieben:
Rotwang, es wäre sinnvoll wenn du erstmal sagen würdest, was für dich Sinn und Zweck von staatlichen Sanktionen ist.


Der Schutz der Bevölkerung als auch der eigenen Person, teilweise die Flucht vor der Lösung der verbrechensauslösenden Probleme und die Rache (z.B. wenn jemand aus Armut heraus einen Diebstahl begeht, dann wird er dafür bestraft, obwohl der eigentliche Auslöser des Verbrechens die Armut schaffende Situation ist), die Befriedigung des gesellschaftlichen Wunsches nach Rache bzw. Vergeltung für ein Verbrechen mittels Bestrafung des Täters, sowie die Abschreckung von Nachahmern (auch wenn ich das für sinnlos halte).


Ich gehe zunächst nicht auf die von Kival angesprochenen verfassungsrechtlichen Probleme ein, da mich deine Meinung interessiert.
Du hast bereits gesagt, dass von diesen Strafzwecken allein der der Rache eine Verschlechterung der Verhältnisse im Strafvollzug rechtfertigen könnte.
Wie sinnvoll hälst du den Strafzweck Rache, wenn man ihn so versteht? Ist dir bekannt, warum im deutschen Strafrecht nach wie vor absolute Straftheorien Einfluss haben?
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rotwang
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Beitrag(#874469) Verfasst am: 02.12.2007, 14:05    Titel: Antworten mit Zitat

Mario Hahna hat folgendes geschrieben:

Ich gehe zunächst nicht auf die von Kival angesprochenen verfassungsrechtlichen Probleme ein


Verfassung hin oder her - Strafe ist immer Rache. Nur weil man sich innerhalb eines minimalen Konsens darauf einigt, dass man eine Gefängnisstrafe als nicht die Würde angreifend definiert, bedeutet das auch längst noch nicht, dass dem dann auch so ist.

Mario Hahna hat folgendes geschrieben:
Du hast bereits gesagt, dass von diesen Strafzwecken allein der der Rache eine Verschlechterung der Verhältnisse im Strafvollzug rechtfertigen könnte.
Wie sinnvoll hälst du den Strafzweck Rache, wenn man ihn so versteht?


Das ist die Frage. Innerhalb der Befriedigung eines gesellschaftlichen Wunsches nach Rache und Gerechtigkeit für recht sinnvoll. Innerhalb eines Strafsystems, das auf Archaismen verzichtet für nicht sinnvoll. Allerdings wäre letzteres System auch eines ohne Haft und würde eher in die Richtung der von Critic angesprochenen Sichtweise Prescotts tendieren.

Ist dir bekannt, warum im deutschen Strafrecht nach wie vor absolute Straftheorien Einfluss haben? [/quote]
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Kival
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Anmeldungsdatum: 14.11.2006
Beiträge: 24071

Beitrag(#874873) Verfasst am: 02.12.2007, 22:41    Titel: Antworten mit Zitat

Mario Hahna hat folgendes geschrieben:
rotwang hat folgendes geschrieben:
Mario Hahna hat folgendes geschrieben:
Rotwang, es wäre sinnvoll wenn du erstmal sagen würdest, was für dich Sinn und Zweck von staatlichen Sanktionen ist.


Der Schutz der Bevölkerung als auch der eigenen Person, teilweise die Flucht vor der Lösung der verbrechensauslösenden Probleme und die Rache (z.B. wenn jemand aus Armut heraus einen Diebstahl begeht, dann wird er dafür bestraft, obwohl der eigentliche Auslöser des Verbrechens die Armut schaffende Situation ist), die Befriedigung des gesellschaftlichen Wunsches nach Rache bzw. Vergeltung für ein Verbrechen mittels Bestrafung des Täters, sowie die Abschreckung von Nachahmern (auch wenn ich das für sinnlos halte).


Ich gehe zunächst nicht auf die von Kival angesprochenen verfassungsrechtlichen Probleme ein, da mich deine Meinung interessiert.


Soll ich den Aspekt (Hamburger) Strafvollzugsgesetz abtrennen?
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