Länderbericht Polen

[györgy]

Polen gilt als das katholischste Land Europas - ca. 95% der Bevölkerung sind formal Mitglied in der katholischen Kirche, um die 50% gelten als praktizierende Katholiken.
Der Einfluss der rk Kirche auf Gesellschaft und Politik ist groß. Der Dorfpfaffe ist in "guter alter Tradition" oft der mächtigste Mann im Ort.
Dementsprechend schwierig gestaltet sich die Situation für Nicht- oder Andersgläubige.

In loser Folge möchte ich in diesem Thread polnische Presseartikel, Erfahrungsberichte (z. B. Einträge in einschlägigen polnischen Internetforen) etc. zum Thema vorstellen.

PS: Ziel des Threads ist es nicht, Stereotype über Polen zu verbreiten, sondern mit Informationen an Gleichgesinnte in den Nachbarländern die fortschrittlichen Kräfte in Polen, die gegen klerikale Bevormundung kämpfen, zu unterstützen.

[györgy]

Hier ein Artikel, der am 11. November 2007 in der katholischen Wochenzeitschrift "Gość Niedzielny" erschienen ist.

Kontext zum Thema: Der formale Kirchenaustritt gestaltet sich in Polen schwieriger als in Deutschland. Und das liegt nicht nur am größeren gesellschaftlichen Druck. In Polen gibt es keine Kirchensteuer. Der Austritt kann also nicht "auf dem Amt" erklärt werden, sondern muss gegenüber dem Probst der Gemeinde erfolgen. Schikanen von Seiten der Kleriker sind dabei keine Seltenheit: Probst für den Austrittswilligen nicht anzutreffen - Erklärung, dass ein Austritt nicht möglich sei, etc.
In letzter Zeit hat die Zahl der Austritte wahrnehmbar zugenommen. Sowohl weltliche, als auch katholische Medien berichten inzwischen über das Thema.

Artikel Teil 1

Jenseits der Kirchentür

Immer mehr Polen treten formal aus der Kirche aus, alarmierte schon vor einem Jahr eine Zeitung. Weiter hieß es, dass die Apostaten bereits ihr eigenes Logo und einen Versandhandel mit einschlägigen Utensilien hätten. Der Akt der Apostasie ist jedoch kein Witz. Er ist ein Verbrechen.

Apostasie kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Abweichung“, „Abfall“, „Aufruhr“. Seit den Anfängen des Christentums gehört sie zu den schwersten innerkirchlichen Straftaten. Und obwohl es schien, dass man die Kirche in dieser Frage nach 2000 Jahren kaum schocken könnte, zeigte es sich, dass man es doch kann. Die höchsten kirchlichen Würdenträger geben zu, dass die so genannte Apostasie auf Wunsch eine neuartige Erscheinung ist.

Fortsetzung folgt...

Quelle:
http://goscniedzielny.wiara.pl/index.php?grupa=6&cr=0&kolej=0&art=1194465369&dzi=1104785534&katg=

[györgy]

Ein Lehrer kann kein Nichtgläubiger sein

Der Direktor einer Schule im Dorf Kroczewo (Masuren) hing im Lehrerzimmer eine Bekanntmachung auf, in dem er im Namen des örtlichen Probst, namentlich Lehrer dazu aufforderte, den Altar zu Frohleichnam zu schmücken – informiert „Gazeta Wyborcza“. Natürlich betrifft dieser Fall nur eine Schule einer kleineren Ortschaft, dennoch ist er symptomatisch.

Der Altar soll heute einige Dutzend Meter von der Schule entfernt aufgebaut werden. Die betreffenden Lehrer sollen einen Teppich auslegen, ein Bild aufstellen und das Ganze mit jungen Weidenzweigen schmücken.
Ich war geschockt, als ich das gelesen haben. Ich bin gläubig, aber niemand hat das Recht von mir solche Dinge zu verlangen, empört sich eine der aufgezählten Lehrerinnen.

Ich kann dabei nichts Schlechtes erkennen. Das ist unsere lokale Tradition. Zudem hat uns der Probst von der Kanzel aus dazu aufgerufen, den Altar vorzubereiten. Dies konnten wir nicht ablehnen, erklärt Teresa Załęska, die stellvertretende Direktorin der Schule.
Und wenn einer der Lehrer nicht gläubig ist, fragte eine Journalistin von „GW“. Solch eine Möglichkeit gibt es nicht. Die Schule trägt doch schließlich den Namen „Johannes Paul II“, versichert Załęska.

Die Vorbereitung des Altars wurde vom Priester Dr. Marek Zawadzki von der Pfarrei Johannes des Täufers angeordnet. Ich bin der Probst, also habe ich mir gewünscht, dass ein Altar von den Lehrern vorbereitet wird. Und ich werde es nicht erlauben, dass eine Minderheit, die ohne Gott lebt, mir sagt, was ich zu tun hätte. Ich werde herausfinden, welche der Lehrerinnen mich denunziert hat. Ich werde sie sicherlich bestrafen. Ich habe die geistliche Gewalt über dieses Dorf. Das [die Strafe] wird mit Sicherheit etwas im Stil von Exkommunikation werden., sagte er der „Gazeta“.

Quelle:
http://www.apostazja.info/index.php?option=com_frontpage&Itemid=1&limit=7&limitstart=7

Korrektur: Rechtschreibung/Grammatik

[tara]

[tara]

[györgy]

[quote="tara" postid=880144]
Die 95% sagt nicht sehr viel über die Verhaltensweisen der Bevölkerung, vielmehr über den Einfluß der KK. Selbst in kommunistischen Zeiten, war es sehr unüblich und verpönnt, ein Kind nicht taufen zu lassen. Getauft=Mitglied der KK. Dazu kommt, daß als nicht getauft, hätte man sich in Vedacht gebracht ein Kommunist zu sein. Alles andere war weitgehend unbekannt.

Deshalb ist es immer wichtig, die Zahl der tatsächlich praktizierenden Gläubigen zu erwähnen.

[Jade]

[Chinasky]

Daumen hoch für das generelle Projekt, uns hier über Polen zu informieren. Da ich zu Polen und dem Thema Polen+Glaube/Klerikalismus noch überhaupt keine Meinung habe, werde ich erstmal still mitlesen, aber schon mal ein aufmunterndes Dankeschön vorwegschieben!
_________________
Still confused - but on a higher level.

Mein Zeugs auf deviantart

[tara]

[györgy]

[tara]

Ein kleiner Auzug aus dem PO Programm:
Partia sprzeciwia się zrównaniu w prawie związków par osób tej samej płci z małżeństwami[1]. Ponadto PO przeciwna jest legalizacji eutanazji, zmianom w prawie dotyczącym przerywania ciąży i legalizacji tzw. "miękkich narkotyków", a także planom przywrócenia kary śmierci. W Deklaracji Ideowej PO z 21 grudnia 2001[2] członkowie PO ustalili, że "fundamentem cywilizacji Zachodu jest Dekalog", łamanie praw w nim zawartych jest "pozbawianiem godności i praw innych osób", rolą państwa jest niepozwalanie na to.

Die Partei ist gegen die Gleichtellung gleichgeschlechtlicher Paarbeziehungen mit den Ehen*. Außerdem PO ist gegen die Eutanasie, Änderungen in Abortionsgesetzgebung und Legalisation sg. weicher Drogen, sowie gegen die Pläne zur Rückeiführung der Todesstrafe. In der Ideologischen Deklaration PO vom21 Dezember 2001 haben die PO Mitglieder beschlossen, daß " Dekalog das Fundament der westlichen Zivilisation ist" und das Brechen der in ihm enthaltenen Rechte," ein Entzug der Würde und der Rechte anderer Personen ist".Rolle des Staates ist es, es nicht zuzulassen.

*Im Grundgesetz der Republik Polen ist die Ehe ganz klar als eine Verbindung zwischen Mann Und Frau definiert.
--