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Müßiggang: Anthropologische Betrachtungen
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Idler
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Anmeldungsdatum: 24.11.2007
Beiträge: 246

Beitrag(#884407) Verfasst am: 14.12.2007, 14:58    Titel: Müßiggang: Anthropologische Betrachtungen Antworten mit Zitat

Müßiggang: Anthropologische Betrachtungen

War der Mensch eigentlich schon immer das Arbeitstier, das wir heute in ihm erblicken? Werfen wir einen kleinen Blick in die Geschichte des Verhältnisses von Arbeit und Freizeit und ergründen wir, ob die Vergewaltigung des Biorhythmus, die wir heute als Ideal betrachten ("flexibel sei der Mensch"), ein notwendiger Bestandteil menschlicher Existenz ist.

Werfen wir auch einen Blick über den Rand europäischer Werkbänke und Schreibtische - einen Blick vielleicht in lateinamerikanische Hängematten oder auf die fernöstliche Gelassenheit. Stellen wir uns die Frage nach dem Sinn unserer Betriebsamkeit! Gibt es vielleicht auch Formen glücklichen Lebens, ohne dem materiellen Wohlstand die Muße als Opfer darzubringen? Oder: Warum wirken bitterarme indische Bauern um so viel glücklicher als europäische Großstädter mit Eigentumswohnung und Zweitwagen?
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zelig
Kultürlich



Anmeldungsdatum: 31.03.2004
Beiträge: 25405

Beitrag(#884441) Verfasst am: 14.12.2007, 15:37    Titel: Antworten mit Zitat

Ich glaube, es spielt eine Rolle, ob jemand in der Lage ist, mit Erreichen bestimmter Ziele eine grundlegende Zufriedenheit zu erlangen, die sich von der Zufriedenheit unterscheidet, die nur von Etappe zu Etappe reicht. Zufriedenheit ist normalerweise kein statischer Zustand. Beispielsweise habe ich kürzlich erst von einem Versuch gelesen (weiß aber nicht mehr wo), nachdem ein Großteil der Befragten, vor die Wahl gestellt, lieber 50 000 pA verdienen würde, wenn alle Menschen um sie herum ebenfalls 50 000 verdienen, als 70 000, wenn die anderen 80 000 verdienen (kann mich mit den Zahlen irren). Das zeigt meines Erachtens, daß Glück eine Resultierende aus dem Vergleich des eigenen Wohlstands (oder auch anderer Größen) zum Wohlstand anderer ist.
Wer darüber erhaben ist (aber wer kann das schon von sich behaupten?), wird vielleicht ein zufriedener Müßiggänger sein können. Das könnte als eine Art Glück, als ein glücklicher Zustand, oder als glücklicher Mensch betrachtet werden.
Ein Gegenentwurf zu Camus' Sisyphus, wenn man so will. ; )
_________________
Es gibt kein richtiges Leben im falschen.
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narziss
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Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 21939

Beitrag(#884443) Verfasst am: 14.12.2007, 15:39    Titel: Antworten mit Zitat

Ich bezweifle mal, dass Inder glücklicher als Europäer sind.
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Svea
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Anmeldungsdatum: 01.09.2006
Beiträge: 1908

Beitrag(#884446) Verfasst am: 14.12.2007, 15:45    Titel: Antworten mit Zitat

zelig hat folgendes geschrieben:
Ich glaube, es spielt eine Rolle, ob jemand in der Lage ist, mit Erreichen bestimmter Ziele eine grundlegende Zufriedenheit zu erlangen, die sich von der Zufriedenheit unterscheidet, die nur von Etappe zu Etappe reicht. Zufriedenheit ist normalerweise kein statischer Zustand. Beispielsweise habe ich kürzlich erst von einem Versuch gelesen (weiß aber nicht mehr wo), nachdem ein Großteil der Befragten, vor die Wahl gestellt, lieber 50 000 pA verdienen würde, wenn alle Menschen um sie herum ebenfalls 50 000 verdienen, als 70 000, wenn die anderen 80 000 verdienen (kann mich mit den Zahlen irren). Das zeigt meines Erachtens, daß Glück eine Resultierende aus dem Vergleich des eigenen Wohlstands (oder auch anderer Größen) zum Wohlstand anderer ist.
Wer darüber erhaben ist (aber wer kann das schon von sich behaupten?), wird vielleicht ein zufriedener Müßiggänger sein können. Das könnte als eine Art Glück, als ein glücklicher Zustand, oder als glücklicher Mensch betrachtet werden.
Ein Gegenentwurf zu Camus' Sisyphus, wenn man so will. ; )


Da hast du recht, das hab ich auch schon gelesen. Es ist nicht wichtig wirklich viel zu haben, sondern mehr als die anderen zu haben.
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Idler
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Anmeldungsdatum: 24.11.2007
Beiträge: 246

Beitrag(#884448) Verfasst am: 14.12.2007, 15:48    Titel: Antworten mit Zitat

narziss hat folgendes geschrieben:
Ich bezweifle mal, dass Inder glücklicher als Europäer sind.


Sie sind es nur so lange, bis sie über die Medien vermittelt andere Maßstäbe sehen, an denen sie ihren gegenwärtigen Wohlstand messen können. Angesichts der großen Disparitäten in diesem Land muss man davon ausgehen, dass immer mehr "Arme" sich nun auch tatsächlich arm fühlen. Der Neid setzt dann einen Ehrgeiz in Gang, der die Menschen vom Land in die Städte treibt, wo sie sich abrackern und doch keinen höheren materiellen Wohlstand erreichen können. Sie leben dann in muffigen Slums statt als zufriedene Bauern auf dem Land.

PS. Bei der Migration in die Städte spielen natürlich auch andere Faktoren eine Rolle (z.B. Bevölkerungsdruck).
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Idler
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Anmeldungsdatum: 24.11.2007
Beiträge: 246

Beitrag(#884450) Verfasst am: 14.12.2007, 15:49    Titel: Antworten mit Zitat

Svea hat folgendes geschrieben:
Da hast du recht, das hab ich auch schon gelesen. Es ist nicht wichtig wirklich viel zu haben, sondern mehr als die anderen zu haben.


Ich denke, es ist so zu verstehen, dass es wichtig ist, dass alle in etwa gleich viel haben, damit die Menschen in einer Gesellschaft glücklich sind.


Zuletzt bearbeitet von Idler am 14.12.2007, 15:51, insgesamt einmal bearbeitet
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Heizölrückstoßabdämpfung
Hedonist
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Anmeldungsdatum: 26.07.2007
Beiträge: 17543
Wohnort: Stralsund

Beitrag(#884452) Verfasst am: 14.12.2007, 15:50    Titel: Antworten mit Zitat

Svea hat folgendes geschrieben:

Da hast du recht, das hab ich auch schon gelesen. Es ist nicht wichtig wirklich viel zu haben, sondern mehr als die anderen zu haben.


Wie sagte Dieter Nuhr so schön: "Den Menschen stört es überhaupt nicht bis zur Hüfte in der Scheiße zu stehen, solange neben ihm jemand ist, der bis zum Hals drinsteckt." Traurig aber wahr...
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„Wer in einem gewissen Alter nicht merkt, daß er hauptsächlich von Idioten umgeben ist, merkt es aus einem gewissen Grunde nicht.“ Curt Goetz
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Idler
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Anmeldungsdatum: 24.11.2007
Beiträge: 246

Beitrag(#884454) Verfasst am: 14.12.2007, 15:51    Titel: Antworten mit Zitat

Bei uns gilt ja für viele auch der Karrieregedanke als ein zentrales Lebensziel. Wer sich daran orientiert, wird natürlich immer nach mehr streben, ohne mit dem gegenwärtig Erreichten wirklich zufrieden zu sein.
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Sehwolf
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Anmeldungsdatum: 26.03.2006
Beiträge: 10077

Beitrag(#884484) Verfasst am: 14.12.2007, 16:21    Titel: Re: Müßiggang: Anthropologische Betrachtungen Antworten mit Zitat

Idler hat folgendes geschrieben:
Werfen wir auch einen Blick über den Rand europäischer Werkbänke und Schreibtische - einen Blick vielleicht in lateinamerikanische Hängematten oder auf die fernöstliche Gelassenheit. Stellen wir uns die Frage nach dem Sinn unserer Betriebsamkeit! Gibt es vielleicht auch Formen glücklichen Lebens, ohne dem materiellen Wohlstand die Muße als Opfer darzubringen? Oder: Warum wirken bitterarme indische Bauern um so viel glücklicher als europäische Großstädter mit Eigentumswohnung und Zweitwagen?

Da spricht aber nun wirklich der kulturpessimistische Naivling, der so ein komisches von Karl May und Co überliefertes Bild vom edlen Wilden verinnerlicht hat, welches kaum mit der Ralität zu tun haben dürfte.
Den bitterarmen indischen Bauern, der glücklicher ist als der Duchschnittseuropäer möchte ich erstmal sehen. Ich keine keinen solchen Bauer, wohl aber kenne ich einige Menschen, die in den letzen Jahren aus Indien, Pakistan, Irak, Iran, Eritrea, usw hierher geflüchtet sind. Denen geht es für hiesige Verhältnisse relativ zwar relativ beschissen, aber keiner von ihnen hat jemals mir gegenüber behauptet, es ginge ihm hier schlechter als in seiner Heimat.
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Botschafter Kosh
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Anmeldungsdatum: 26.11.2007
Beiträge: 3972

Beitrag(#884488) Verfasst am: 14.12.2007, 16:27    Titel: Antworten mit Zitat

Wer arbeitet ist nur zu faul darüber nachzudenken wie man Arbeit vermeidet.
Müßiggang und Schmarotzertum ist ist nur eine Niesche.
Diogenes konnte aus seiner Tonne zwar gut Sprüche ablassen, aber lebensfähig ist er damit nicht.
Selbstverständlich können einzelne der Gesellschaft diese Karte ausspielen (AG 2).
Wenn es aber alle machen, platzt das Spiel und es entsteht Chaos.

mfg Kosh
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Sehwolf
registrierter User



Anmeldungsdatum: 26.03.2006
Beiträge: 10077

Beitrag(#884491) Verfasst am: 14.12.2007, 16:27    Titel: Antworten mit Zitat

zelig hat folgendes geschrieben:
Beispielsweise habe ich kürzlich erst von einem Versuch gelesen (weiß aber nicht mehr wo), nachdem ein Großteil der Befragten, vor die Wahl gestellt, lieber 50 000 pA verdienen würde, wenn alle Menschen um sie herum ebenfalls 50 000 verdienen, als 70 000, wenn die anderen 80 000 verdienen (kann mich mit den Zahlen irren). Das zeigt meines Erachtens, daß Glück eine Resultierende aus dem Vergleich des eigenen Wohlstands (oder auch anderer Größen) zum Wohlstand anderer ist.


Svea hat folgendes geschrieben:
Da hast du recht, das hab ich auch schon gelesen. Es ist nicht wichtig wirklich viel zu haben, sondern mehr als die anderen zu haben.

Vielleicht fällt einem von Euch von beiden ein, wo er (sie) das gelesen hat. ich glaube das nämlich so nicht. Dutzende von Experimenten (auch kulturübergreifend) zeigen vielmehr, dass das Bedürfnis nach Ausgleich und Fairneß, das Verlangen nach Kooperation viel stärker ist als angenommen. Stärker sogar als die Versuchung sich selbst in so einem Experiment zu "bereichern".
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Idler
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Anmeldungsdatum: 24.11.2007
Beiträge: 246

Beitrag(#884510) Verfasst am: 14.12.2007, 16:45    Titel: Re: Müßiggang: Anthropologische Betrachtungen Antworten mit Zitat

Sehwolf hat folgendes geschrieben:
Da spricht aber nun wirklich der kulturpessimistische Naivling, der so ein komisches von Karl May und Co überliefertes Bild vom edlen Wilden verinnerlicht hat, welches kaum mit der Ralität zu tun haben dürfte.


Ich hoffe doch, dass die stark humoristische Ausrichtung dieser Threads deutlich wird. Dennoch bin ich auf der Suche nach dem wahren Kern solcher Gedanken. Ich habe auf zwei Reisen durch Indien Menschen kennengelernt, die mit sehr geringem Lebensstandard zufrieden sind. (Ich rede nicht von Hungerleidenden; die gibt es in Indien auch!)

Diese Leute haben gerade mal soviel gearbeitet, dass es für ihr bescheidenes Leben reichte und hatten tagsüber mehr Zeit zur Muße, für ihre Familie und für gesellige Gespräche, für gelegentliche Nickerchen, als ich in Deutschland mit meinem derzeitigen Fulltimejob. Nicht sie wurden neidisch, auf das, was ich mir leisten konnte; sondern ich auf ihre Freizeit.
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Idler
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Anmeldungsdatum: 24.11.2007
Beiträge: 246

Beitrag(#884521) Verfasst am: 14.12.2007, 16:53    Titel: Antworten mit Zitat

Botschafter Kosh hat folgendes geschrieben:
Müßiggang und Schmarotzertum ist ist nur eine Niesche.
Diogenes konnte aus seiner Tonne zwar gut Sprüche ablassen, aber lebensfähig ist er damit nicht.
Selbstverständlich können einzelne der Gesellschaft diese Karte ausspielen (AG 2).
Wenn es aber alle machen, platzt das Spiel und es entsteht Chaos.

mfg Kosh


Müßiggang sollte man nicht in einem Atemzug mit Schmarotzertum nennen. Müßiggang heißt ja nicht, nur auf der faulen Haut zu liegen. Er kann durchaus mit angenehmen Tätigkeiten verbunden sein: geistiges oder körperliches, jedenfalls schaffendes kreatives Tun. Die ideale Arbeit für einen Müßiggänger, ist eine, die ihm zugleich Freude bereitet. Ich arbeite z.B. gern als Pädagoge, aber ich arbeite nicht gern als Pädagoge unter Stress und Leistungsdruck. Darunter leidet schließlich (neben meinen Nerven) auch die Pädagogik.

Andererseits hast du recht. Wenn alle nichts machen, funktioniert der gesellschaftliche und ökonomische Gesamtzusammenhang nicht mehr. Doch wie sieht es gegenwärtig aus? Es gibt viele, die nichts machen dürfen (weil sie nicht gebracht werden), obwohl sie gerne etwas tun möchten. Und es gibt viele, die sich abrackern müssen (inkl. Überstunden), obwohl sie gerne weniger tun würden. Natürlich hat das ökonomische und rechtliche Hintergründe. Wir wollen hier aber philosophische Gedanken entfalten.
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Idler
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Anmeldungsdatum: 24.11.2007
Beiträge: 246

Beitrag(#884535) Verfasst am: 14.12.2007, 17:01    Titel: Antworten mit Zitat

Sehwolf hat folgendes geschrieben:
zelig hat folgendes geschrieben:
Beispielsweise habe ich kürzlich erst von einem Versuch gelesen (weiß aber nicht mehr wo), nachdem ein Großteil der Befragten, vor die Wahl gestellt, lieber 50 000 pA verdienen würde, wenn alle Menschen um sie herum ebenfalls 50 000 verdienen, als 70 000, wenn die anderen 80 000 verdienen (kann mich mit den Zahlen irren). Das zeigt meines Erachtens, daß Glück eine Resultierende aus dem Vergleich des eigenen Wohlstands (oder auch anderer Größen) zum Wohlstand anderer ist.


Svea hat folgendes geschrieben:
Da hast du recht, das hab ich auch schon gelesen. Es ist nicht wichtig wirklich viel zu haben, sondern mehr als die anderen zu haben.


Vielleicht fällt einem von Euch von beiden ein, wo er (sie) das gelesen hat. ich glaube das nämlich so nicht. Dutzende von Experimenten (auch kulturübergreifend) zeigen vielmehr, dass das Bedürfnis nach Ausgleich und Fairneß, das Verlangen nach Kooperation viel stärker ist als angenommen. Stärker sogar als die Versuchung sich selbst in so einem Experiment zu "bereichern".


zelig stimmt mit dir überein. Svea hatte zelig falsch gelesen.
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zelig
Kultürlich



Anmeldungsdatum: 31.03.2004
Beiträge: 25405

Beitrag(#884546) Verfasst am: 14.12.2007, 17:07    Titel: Antworten mit Zitat

Sehwolf hat folgendes geschrieben:
Stärker sogar als die Versuchung sich selbst in so einem Experiment zu "bereichern".

Hm, das geht in die falsche Richtung. In dem Versuch wurde keine Gesamtsumme vorgegeben, die die Teilnehmer hätten aufteilen müssen, kein Aushandeln oder dergleichen. Es ging um die Frage, ob der relative Wohlstand dem faktischen vorgezogen wird - auch wenn dessen Niveau unterhalb läge. Das Ergebnis war sogar eindeutig.
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Botschafter Kosh
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Anmeldungsdatum: 26.11.2007
Beiträge: 3972

Beitrag(#884548) Verfasst am: 14.12.2007, 17:10    Titel: Antworten mit Zitat

Idler hat folgendes geschrieben:
Botschafter Kosh hat folgendes geschrieben:
Müßiggang und Schmarotzertum ist ist nur eine Niesche.
Diogenes konnte aus seiner Tonne zwar gut Sprüche ablassen, aber lebensfähig ist er damit nicht.
Selbstverständlich können einzelne der Gesellschaft diese Karte ausspielen (AG 2).
Wenn es aber alle machen, platzt das Spiel und es entsteht Chaos.

mfg Kosh


Müßiggang sollte man nicht in einem Atemzug mit Schmarotzertum nennen. Müßiggang heißt ja nicht, nur auf der faulen Haut zu liegen. Er kann durchaus mit angenehmen Tätigkeiten verbunden sein: geistiges oder körperliches, jedenfalls schaffendes kreatives Tun. Die ideale Arbeit für einen Müßiggänger, ist eine, die ihm zugleich Freude bereitet. Ich arbeite z.B. gern als Pädagoge, aber ich arbeite nicht gern als Pädagoge unter Stress und Leistungsdruck. Darunter leidet schließlich (neben meinen Nerven) auch die Pädagogik.

Andererseits hast du recht. Wenn alle nichts machen, funktioniert der gesellschaftliche und ökonomische Gesamtzusammenhang nicht mehr. Doch wie sieht es gegenwärtig aus? Es gibt viele, die nichts machen dürfen (weil sie nicht gebracht werden), obwohl sie gerne etwas tun möchten. Und es gibt viele, die sich abrackern müssen (inkl. Überstunden), obwohl sie gerne weniger tun würden. Natürlich hat das ökonomische und rechtliche Hintergründe. Wir wollen hier aber philosophische Gedanken entfalten.


Damit hast du volkommen recht.
Dann ist womöglich jeder ein kleiner Müßiggänger.

mfg Kosh
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Idler
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Anmeldungsdatum: 24.11.2007
Beiträge: 246

Beitrag(#884552) Verfasst am: 14.12.2007, 17:18    Titel: Antworten mit Zitat

Botschafter Kosh hat folgendes geschrieben:
Dann ist womöglich jeder ein kleiner Müßiggänger.


Wenn das Bedürfnis des Menschen, zeitweise oder auch mal länger Nichts zu tun, tatsächlich in seiner Natur liegt, könnte man vielleicht auf den Gedanken kommen, nach einer Ethik zu suchen, die dieser Natur mehr entspricht als die gegenwärtige in den Industrienationen geltende Arbeitsethik inklusive der strengen christlichen Zeiteinteilung in Werk- und Ruhetage, inklusive der normierten Arbeitszeit (und Schulzeit).

Das sind die zwei Fragen, die hier aufgeworfen sind:

1. Wurden wir in Europa in der Vergangenheit der menschlichen Natur in dieser Hinsicht (Bedürfnis nach Müßiggang) besser gerecht? Konkret: Gibt es Hinweise und überlieferte Fakten über das Verhältnis von Arbeit und Muße in früheren Zeiten?

2. Werden andere Kulturen der menschlichen Natur in dieser Hinsicht (Bedürfnis nach Müßiggang) besser gerecht? Konkret: Was ist bekannt über das Verhältnis von Arbeit und Muße in beispielsweise Indien, Brasilien, Afrika?

Letztendlich: Ist es wirklich notwendig, den Biorhythmus des Menschen zu vergewaltigen?
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Svea
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Anmeldungsdatum: 01.09.2006
Beiträge: 1908

Beitrag(#884613) Verfasst am: 14.12.2007, 18:37    Titel: Antworten mit Zitat

Sehwolf hat folgendes geschrieben:
zelig hat folgendes geschrieben:
Beispielsweise habe ich kürzlich erst von einem Versuch gelesen (weiß aber nicht mehr wo), nachdem ein Großteil der Befragten, vor die Wahl gestellt, lieber 50 000 pA verdienen würde, wenn alle Menschen um sie herum ebenfalls 50 000 verdienen, als 70 000, wenn die anderen 80 000 verdienen (kann mich mit den Zahlen irren). Das zeigt meines Erachtens, daß Glück eine Resultierende aus dem Vergleich des eigenen Wohlstands (oder auch anderer Größen) zum Wohlstand anderer ist.


Svea hat folgendes geschrieben:
Da hast du recht, das hab ich auch schon gelesen. Es ist nicht wichtig wirklich viel zu haben, sondern mehr als die anderen zu haben.

Vielleicht fällt einem von Euch von beiden ein, wo er (sie) das gelesen hat. ich glaube das nämlich so nicht. Dutzende von Experimenten (auch kulturübergreifend) zeigen vielmehr, dass das Bedürfnis nach Ausgleich und Fairneß, das Verlangen nach Kooperation viel stärker ist als angenommen. Stärker sogar als die Versuchung sich selbst in so einem Experiment zu "bereichern".



ich glaube es stand mal in einem Artikle in der Waz, ganz sicher bin ich mir aber nicht mehr.
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Torsten
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Anmeldungsdatum: 25.09.2003
Beiträge: 3456

Beitrag(#885039) Verfasst am: 15.12.2007, 03:27    Titel: Antworten mit Zitat

Sich bspw. in einem Internetforum über Gott und die Welt auszutauschen ist Müßiggang pur. Und es steckt doch manchmal verdammt viel Arbeit drin und der Wunsch, mehr zu haben als andere. Mehr Recht z.B..

Die geäußerten Meinungen, Wünsche und Überzeugungen überschneiden sich und würden, so sie realisiert, die Meinungen, Wünsche und Überzeugungen anderer be-schneiden. Wir leben in einer Welt, in der Meinungen, Wünsche und Überzeugungen beschnitten und unterdrückt werden, genau so wie Träume realisiert.

Wodurch realisiert? Nicht weil der Wunsch schöner war als andere, die Überzeugung überzeugender oder die Meinung so großartig. Es wird realisiert durch Arbeit, die genug Geld abwirft.

Nun kann man auf dieser Basis sagen, dass eine Meinung, ein Wunsch oder eine Überzeugung, die durch die Realisierung des Traumes eines anderen beschnitten werden, als Meinung, Wunsch oder Überzeugung nichts taugen. Genau so wenig wie der Traum des einen etwas taugt. Mit einer Ausnahme.

Wer von finanzieller Unabhängigkeit träumt, der ist in seinem Traum alles andere als finanziell unabhängig. Er dient dem Mammon nicht nur mit seiner Arbeit, sondern auch mit seinen Träumen. Mit Leib und Seele.
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Valen MacLeod
Antitheist



Anmeldungsdatum: 11.12.2004
Beiträge: 6172
Wohnort: Jenseits von Eden

Beitrag(#885067) Verfasst am: 15.12.2007, 09:36    Titel: Antworten mit Zitat

Botschafter Kosh hat folgendes geschrieben:
Wer arbeitet ist nur zu faul darüber nachzudenken wie man Arbeit vermeidet.
Müßiggang und Schmarotzertum ist ist nur eine Niesche.
Diogenes konnte aus seiner Tonne zwar gut Sprüche ablassen, aber lebensfähig ist er damit nicht.
Selbstverständlich können einzelne der Gesellschaft diese Karte ausspielen (AG 2).
Wenn es aber alle machen, platzt das Spiel und es entsteht Chaos.

Was ist AG 2?

Ansonsten: Es geht darum genug zu erarbeiten, damit es zur Sicherung der eigenen Existenz reicht.
Ob das nun als Bauer geht oder als Arbeiter am Fliessband ist zweitrangig.

Nun leben wir aber in einer Region, in der diese Grundversorgung nicht immer gewährleistet war. Zum Beispiel durch schlechte Ernten. Das zwingt zur Vorratshaltung. Leider haben die meissten von uns nie gelernt, wieviel sie an Vörräten benötigen und das ein Mehr davon schädlich ist. Dadurch entstehen Gier, Neid und Missgunst.

Früher waren es Missernten, die die Menschen bedrohten. Man hatte Angst, nicht genug Getreide zu ernten, dass es über das Jahr reicht.

Heute ist es die Situation an Arbeitsmarkt. Werde ich morgen noch eine Stelle haben, die mich und meine Anghörigen ernähren kann? Der "Vorteil" des Geldes ist, dass es im Gegensatz zu verderblichen Vorräte erhalten bleibt. Drum musste man eine "künstliche Verderblichkeit", die Inflation, erfinden.

Wäre so jeder nur für sich verantwortlich, wäre das noch nicht problematisch. Das Problem entsteht mit der Erkenntnis, dass man sich ja nicht selbst ernähren muss, sondern sich ja von dem nehmen kann, was andere erarbeitet haben. Die einem machen das durch simplen Diebstahl, die anderen verdeckter und nennen es Wirtschaftssystem. Das Prinzip ist das Gleiche. Betriebswirtschaftler nennen es euphemistisch: Multiplikation der Arbeitskraft.

So oder so bleibt es das Gleiche: Diebstahl.

Idler hat folgendes geschrieben:
Letztendlich: Ist es wirklich notwendig, den Biorhythmus des Menschen zu vergewaltigen?

Zur Maximierung des Gewinn? Auf jeden Fall! Schliesslich ist es der Biorythmus der Anderen, den man vergewaltigt. Dafür gönnt man sich selber ja dann Wellnesswochenenden, weil man ja soooo gestresst ist.

Torsten hat folgendes geschrieben:
Wer von finanzieller Unabhängigkeit träumt, der ist in seinem Traum alles andere als finanziell unabhängig. Er dient dem Mammon nicht nur mit seiner Arbeit, sondern auch mit seinen Träumen. Mit Leib und Seele.

Seele gibt es nicht. Wurde erfunden um die Menschen vom Heute abzulenken und auf das Morgen zu vertrösten, damit man ihnen im Heute besser das Fell über die Ohren ziehen kann.
_________________
V.i.S.d.P.:Laird Valen MacLeod (Pseudonym!)
"... Wenn das hier das Haus Gottes ist, Junge, warum blühen hier dann keine Blumen, warum strömt dann hier kein Wasser und warum scheint dann hier die Sonne nicht, Bürschchen?!" <i>Herman van Veen</i>
Das Schlimme an meinen Katastrophenszenarien ist... dass ich damit über kurz oder lang noch immer Recht behielt.
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Torsten
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Anmeldungsdatum: 25.09.2003
Beiträge: 3456

Beitrag(#885345) Verfasst am: 15.12.2007, 18:22    Titel: Antworten mit Zitat

Valen MacLeod hat folgendes geschrieben:
Seele gibt es nicht. Wurde erfunden um die Menschen vom Heute abzulenken und auf das Morgen zu vertrösten, damit man ihnen im Heute besser das Fell über die Ohren ziehen kann.


Lies doch mal, was Du selber weiter oben geschrieben hast. Das klingt nicht nach vertrösten auf Morgen. Das klingt eher nach Sorge_vor_Morgen, in der man sich, auf der Suche nach Trost, im Heute das Fell über die Ohren ziehen lässt und dabei lernen soll, wie man sich Morgen selber häutet.

Selbstverständlich gibt es eine Seele.
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Idler
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Anmeldungsdatum: 24.11.2007
Beiträge: 246

Beitrag(#885362) Verfasst am: 15.12.2007, 18:37    Titel: Antworten mit Zitat

Torsten hat folgendes geschrieben:
Selbstverständlich gibt es eine Seele.


Als Naturalist bestreite ich das. Es sei denn, du meinst mit Seele das Bewusstsein, das vom Gehirn generiert wird. Das ist sicher ein interessantes Thema. Ich würde aber vorschlagen, die Existenz oder Nichtexistenz einer Seele in einem entsprechenden Thread zu diskutieren. Hier passt das nicht so recht rein. zwinkern


Zuletzt bearbeitet von Idler am 15.12.2007, 18:45, insgesamt einmal bearbeitet
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Botschafter Kosh
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Anmeldungsdatum: 26.11.2007
Beiträge: 3972

Beitrag(#885365) Verfasst am: 15.12.2007, 18:37    Titel: Antworten mit Zitat

Valen MacLeod hat folgendes geschrieben:
Botschafter Kosh hat folgendes geschrieben:
Wer arbeitet ist nur zu faul darüber nachzudenken wie man Arbeit vermeidet.
Müßiggang und Schmarotzertum ist ist nur eine Niesche.
Diogenes konnte aus seiner Tonne zwar gut Sprüche ablassen, aber lebensfähig ist er damit nicht.
Selbstverständlich können einzelne der Gesellschaft diese Karte ausspielen (AG 2).
Wenn es aber alle machen, platzt das Spiel und es entsteht Chaos.

Was ist AG 2?

Ansonsten: Es geht darum genug zu erarbeiten, damit es zur Sicherung der eigenen Existenz reicht.
Ob das nun als Bauer geht oder als Arbeiter am Fliessband ist zweitrangig.

Nun leben wir aber in einer Region, in der diese Grundversorgung nicht immer gewährleistet war. Zum Beispiel durch schlechte Ernten. Das zwingt zur Vorratshaltung. Leider haben die meissten von uns nie gelernt, wieviel sie an Vörräten benötigen und das ein Mehr davon schädlich ist. Dadurch entstehen Gier, Neid und Missgunst.

Früher waren es Missernten, die die Menschen bedrohten. Man hatte Angst, nicht genug Getreide zu ernten, dass es über das Jahr reicht.

Heute ist es die Situation an Arbeitsmarkt. Werde ich morgen noch eine Stelle haben, die mich und meine Anghörigen ernähren kann? Der "Vorteil" des Geldes ist, dass es im Gegensatz zu verderblichen Vorräte erhalten bleibt. Drum musste man eine "künstliche Verderblichkeit", die Inflation, erfinden.

Wäre so jeder nur für sich verantwortlich, wäre das noch nicht problematisch. Das Problem entsteht mit der Erkenntnis, dass man sich ja nicht selbst ernähren muss, sondern sich ja von dem nehmen kann, was andere erarbeitet haben. Die einem machen das durch simplen Diebstahl, die anderen verdeckter und nennen es Wirtschaftssystem. Das Prinzip ist das Gleiche. Betriebswirtschaftler nennen es euphemistisch: Multiplikation der Arbeitskraft.

So oder so bleibt es das Gleiche: Diebstahl.

Idler hat folgendes geschrieben:
Letztendlich: Ist es wirklich notwendig, den Biorhythmus des Menschen zu vergewaltigen?

Zur Maximierung des Gewinn? Auf jeden Fall! Schliesslich ist es der Biorythmus der Anderen, den man vergewaltigt. Dafür gönnt man sich selber ja dann Wellnesswochenenden, weil man ja soooo gestresst ist.

Torsten hat folgendes geschrieben:
Wer von finanzieller Unabhängigkeit träumt, der ist in seinem Traum alles andere als finanziell unabhängig. Er dient dem Mammon nicht nur mit seiner Arbeit, sondern auch mit seinen Träumen. Mit Leib und Seele.

Seele gibt es nicht. Wurde erfunden um die Menschen vom Heute abzulenken und auf das Morgen zu vertrösten, damit man ihnen im Heute besser das Fell über die Ohren ziehen kann.


AG 2 : Arbeitslosengeld 2, es sichert die Existenz ohne, dass dafür gearbeitet wird.

Mann könnte auch fragen mit welchem Recht verdient Geld Geld?

Geld ist Der Gegenwert von Arbeit und Sachleistungen, aber wieso vermehrt es sich wenn ich genug (zu viel ) davon habe und es einfach liegen lasse?

Es wird immer Leute geben die zum Arbeiten ausgenutzt werden. Die arbeiten müssen um zu leben.
Lohnabhängige.
Die Chance bei uns ist, durch (Aus)Bildung und weitere Fähigkeiten den eigenen Stellenwert zu verbessern. Mittelfristig kann man dann aus dem Teufelskreis ausbrechen oder auch nicht.


mfg Kosh
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Idler
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Anmeldungsdatum: 24.11.2007
Beiträge: 246

Beitrag(#885376) Verfasst am: 15.12.2007, 18:47    Titel: Antworten mit Zitat

Botschafter Kosh hat folgendes geschrieben:
Die Chance bei uns ist, durch (Aus)Bildung und weitere Fähigkeiten den eigenen Stellenwert zu verbessern.


Wir veredeln uns sozusagen. Wir vermehren unser Humankapital.

Humankapital - was für ein furchtbares Wort für einen Müßiggänger... Geschockt
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Botschafter Kosh
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Anmeldungsdatum: 26.11.2007
Beiträge: 3972

Beitrag(#885389) Verfasst am: 15.12.2007, 18:55    Titel: Antworten mit Zitat

Idler hat folgendes geschrieben:
Botschafter Kosh hat folgendes geschrieben:
Die Chance bei uns ist, durch (Aus)Bildung und weitere Fähigkeiten den eigenen Stellenwert zu verbessern.


Wir veredeln uns sozusagen. Wir vermehren unser Humankapital.

Humankapital - was für ein furchtbares Wort für einen Müßiggänger... Geschockt


Prostitution ist nun mal eine von den Kröten , die mann schlucken muss.

mfg Kosh
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Idler
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Anmeldungsdatum: 24.11.2007
Beiträge: 246

Beitrag(#891190) Verfasst am: 22.12.2007, 12:21    Titel: ZEIT: Entschleunigung - Interview Antworten mit Zitat

ZEIT: Entschleunigung - Fragen an den Soziologen Hartmut Rosa

Zitat:
[...]

DIE ZEIT: Die Welt beschleunigt sich mit jedem Tag. Was ist daran schlimm?

Hartmut Rosa: Beschleunigung ist nicht an und für sich schon schädlich. Unsere Verarbeitungsfähigkeit hat Grenzen, aber diese Grenzen sind elastisch. [...] Dennoch glaube ich, dass wir jetzt in den spätmodernen Gesellschaften in verschiedenen sozialen Bereichen Geschwindigkeiten erreicht haben, die schädlich für uns sind.

ZEIT: Woran erkennen wir, dass die Grenze überschritten ist?

Rosa: Das erkennt man an den Schnittstellen von Systemen. Eine Grenze ist überschritten, wenn ich zwei Prozesse, die ineinandergreifen, so beschleunige, dass der eine nicht mehr mithalten kann. [...] Das kann man auch auf Menschen übertragen: Wenn ich sie so schnell mit Innovationen bombardiere, dass sie die nicht mehr verarbeiten können, dann haben wir ein Problem.

[...]

ZEIT: Und was spricht dagegen, dass sich dieses Leben dem Wettbewerb um Konkurrenzvorteile weiter anpasst? Das hat es doch immer getan.

Rosa: Ja. Aber der flexible Mensch funktioniert nicht. Aus zwei Gründen. Wenn alle flexibel werden, haben wir keine Gesellschaft mehr. Heute haben wir flexible Eliten, die auf stabile Hintergrundbedingungen treffen. Das geht. Aber wenn alle flexibel sind, wenn alle jetten, geht nichts mehr. Dann haben wir rasenden Stillstand.

[...]

ZEIT: Askese, nicht aus Lustfeindlichkeit, sondern aus Unlust am Überfluss?

Rosa: Der kluge Hedonist kommt gar nicht umhin, an vielen Stellen in seinem Leben Konsumverzicht zu leben. Wir sind am Rande der Erschöpfung und am Rande des Sinnvollen.

[...]

Hartmut Rosa, geboren 1965, ist Professor für allgemeine und theoretische Soziologie in Jena und Gastprofessor an der New School University in New York. Im Suhrkamp Verlag erschien sein Buch »Beschleunigung. Die Veränderung der Zeitstrukturen in der Moderne«

Das Gespräch führte Iris Radisch


Quelle: http://www.zeit.de/2007/52/Interview-Rosa?page=all (DIE ZEIT, 19.12.2007 Nr. 52)
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PataPata
Agnostiker und Pataphysiker



Anmeldungsdatum: 05.11.2007
Beiträge: 2977
Wohnort: Toscana

Beitrag(#891228) Verfasst am: 22.12.2007, 12:55    Titel: Antworten mit Zitat

Botschafter Kosh hat folgendes geschrieben:
Es wird immer Leute geben die zum Arbeiten ausgenutzt werden. Die arbeiten müssen um zu leben. Lohnabhängige.

Ist eine solche Aussage im Rahmen dieses Forums angebracht? Ist das nicht gegen die Freiheit des Geistes? Ich würde vorschlagen, nur mit ganz präzisen Beweisen, einen Satz mit "Es wird immer..." zu beginnen.
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Evilbert
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Anmeldungsdatum: 16.09.2003
Beiträge: 42408

Beitrag(#891234) Verfasst am: 22.12.2007, 13:09    Titel: Antworten mit Zitat

Agnostiker hat folgendes geschrieben:
Botschafter Kosh hat folgendes geschrieben:
Es wird immer Leute geben die zum Arbeiten ausgenutzt werden. Die arbeiten müssen um zu leben. Lohnabhängige.

Ist eine solche Aussage im Rahmen dieses Forums angebracht? Ist das nicht gegen die Freiheit des Geistes? Ich würde vorschlagen, nur mit ganz präzisen Beweisen, einen Satz mit "Es wird immer..." zu beginnen.


Nein, denn "ganz präzise Beweise" gibt es gar nicht.
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PataPata
Agnostiker und Pataphysiker



Anmeldungsdatum: 05.11.2007
Beiträge: 2977
Wohnort: Toscana

Beitrag(#891257) Verfasst am: 22.12.2007, 13:40    Titel: Antworten mit Zitat

Evilbert hat folgendes geschrieben:

Nein, denn "ganz präzise Beweise" gibt es gar nicht.

Eben!
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Peter H.
dauerhaft gesperrt



Anmeldungsdatum: 24.06.2007
Beiträge: 9751

Beitrag(#891367) Verfasst am: 22.12.2007, 17:35    Titel: Antworten mit Zitat

Botschafter Kosh hat folgendes geschrieben:


AG 2 : Arbeitslosengeld 2, es sichert die Existenz ohne, dass dafür gearbeitet wird.





Alg II sichert nicht die Existenz, bescheuerter geht`s wirklich nicht!!
Auf den anderen reaktionären Blödsinn möchte ich aus Bequemlichkeit erst garnicht eingehen.
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