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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#885503) Verfasst am: 15.12.2007, 20:08 Titel: |
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mama`s liebliing hat folgendes geschrieben: |
Überlegt WARUM das Kind schreit und sich aufführt wie Oskar, weil es so unglaublich Spaß macht
einkaufen zu gehen? Macht ihr das gerne ? Oder ist es eine nötige Pflicht ?
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Wird zwar zum Nebenthema vllt, aber ich seh das so: es ist eine nötige Pflicht, die man spaßig gestalten kann (egal jetzt ob mit oder ohne Kind).
Den regelmässigen Flirt mit der Verkäuferin wenn ich allein einkaufe meine ich jetzt nicht.
Sondern dass man durchaus auch sozusaen mit den Kindern "Event"- Einkäufe machen kann. Die wollen doch normalerweise ab einem gewissen Alter Aufgaben übernehmen und zeigen, wie groß sie schon sind, also überträgt man ihnen Aufgaben.
Das kann im Vorfeld schon geschehen, wie zum Beispiel bei kleineren Kindern : "erinner mich mal an das Dosenbrot, was wir unbedingt brauchen", und dann steht man später vorm Dosenbrotregal und fragt :
" ich glaub irgendwas fehlt uns noch"
oder mit komplexeren Aufgaben für etwas größere Kinder, bis hin dazu, dass die kleinere Einkäufe selbst übernehmen und man nur drei Schritte hinterhergeht.
Also Einkaufen kann totaler Murks sein, aber auch absolut spassig - da kann man schon ein bischen was dran drehen, glaube ich.
Ich geh jedenfalls gerne einkaufen. (Ok, wie das ohne den regelmässigenm Flirt mit besagter Verkäuferin wäre, beurteile ich jetzt mal nicht )
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AgentProvocateur registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.01.2005 Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin
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(#885504) Verfasst am: 15.12.2007, 20:08 Titel: |
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Kival hat folgendes geschrieben: | Sanne hat folgendes geschrieben: | Statt "Machtgefälle" benutzt du also ein "Verantwortungsgefälle"...? |
Nein, es gibt ein Machtgefälle, dass zur Folge hat, dass man Verantwortung trägt und dass die Kinder Recht auf Schutz gegenüber den 'Mächtigeren' haben. Recht soll schützen, keine Machtunterschiede und Gewaltausübung legitmieren - dafür bedarf es keines Rechts... - Diese Verantwortung gibt einem aber kein Recht, die Entwicklung des Kindes gegen dessen Willen zu bestimmen. Es gibt einem kein Recht auf die pädagogische Ambition, aus dem Kind das zu machen, was man gerne hätte. |
Als Eltern möchte man, dass das Kind eine gute Bildung bekommt. Man möchte vielleicht zum Beispiel auch, dass es nicht zu dick wird. Daran kann ich nichts Falsches sehen. Mit anderen Worten: es gibt mMn durchaus Dinge, die man heute für die Zukunft der Kinder regeln muss, die aber nicht dem aktuellen Willen der Kinder entsprechen.
Man kann also mMn nicht pauschal sagen, man dürfe nichts gegen den aktuellen Willen des Kindes durchsetzen. Wenn man das aber tatsächlich pauschal vertreten würde, dann müsste man konsequenterweise zum Beispiel gegen die Schulpflicht sein, denn es gibt Kinder, die mal keine Lust haben, zur Schule zu gehen. Die Schulpflicht entspricht ziemlich genau der angesprochenen "pädagogischen Ambition, aus dem Kind zu machen, was man (hier die Gesellschaft) gerne möchte". Der aktuelle Wille des Kindes spielt dabei keine Rolle. Man könnte nun natürlich behaupten, jedes "gesunde" und "normale" Kind würde immer gerne zur Schule gehen, daher sei die Schulpflicht völlig in Ordnung. Aber das stimmt meiner Erfahrung nach schlicht nicht.
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#885515) Verfasst am: 15.12.2007, 20:19 Titel: Re: Erziehung ist Erpressung |
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Valen MacLeod hat folgendes geschrieben: | Kann das sein? Was anderes tut man denn, wenn man Konsequenzen androht, wenn das Kind nicht den gefordeten Regeln nachkommt und erklären nicht hilft?
"Wenn Du nicht XYZ, dann ABC!!!" |
Erziehung ist freilich Erpressung, wenn nicht gar schwere Nötigung oder Folter! Ach was sag ich: Mord ist das! Man raubt dem Kind die Möglichkeit seinen, äh, Geist frei zu entfalten! Dem Kind wird das eigene Abbild aufgeuwzngen, das ist kaltblütigstlicher Mord! Alle Verdammten Erziehungsberechtigten sollen verdammtnochmal hängen!
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Zoff registrierter User
Anmeldungsdatum: 24.08.2006 Beiträge: 21668
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(#885522) Verfasst am: 15.12.2007, 20:25 Titel: |
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Ich habe einen solchen Streß wie oben beschrieben mit meiner Tochter nie erlebt.
Ich glaube nicht so sehr, dass das nur an der Art und Weise lag, wie wir mit ihr umgegangen sind; wir haben da wohl auch eine gehörige Portion Glück gehabt, sie war immer ein sehr vernünftiges Kind.
Allerdings habe ich auch immer versucht, ihr größtmögliche Gleichberechtigung ein zu räumen.
Will heißen: Wenn sie im Supermarkt etwas in den Einkaufswagen legen wollte, was nicht auf dem Zettel stand, haben wir das dann diskutiert. Falls wir tatsächlich keine Verwendung für das gewünschte hatten oder es uns schlicht nicht leisten konnten, so war ihr das problemlos klar zu machen. Und wenn es etwas war, dass wir zwar nicht so dringend brauchten aber noch einigermaßen vertretbar war, dann wurde es auch gekauft.
Zum Thema Erziehung im allgemeinen und der Begriffsdefinition im besonderen möchte ich sagen, dass ich durchaus der Meinung bin, dass Kinder erzogen werden müssen.
Allerdings verstehe ich unter Erziehung etwas anderes, als die von Kival angegebene Definition. Ein Kind nach den eigenen Vorstellungen "formen" zu wollen klingt in der Tat nach Misshandlung.
Ich verstehe darunter eher so etwas, was manche hier als aktive Hilfe zur Sozialisation bezeichnen würden.
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Botschafter Kosh auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 26.11.2007 Beiträge: 3972
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(#885540) Verfasst am: 15.12.2007, 20:37 Titel: Re: Erziehung ist Erpressung |
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Semnon hat folgendes geschrieben: | Valen MacLeod hat folgendes geschrieben: | Kann das sein? Was anderes tut man denn, wenn man Konsequenzen androht, wenn das Kind nicht den gefordeten Regeln nachkommt und erklären nicht hilft?
"Wenn Du nicht XYZ, dann ABC!!!" |
Erziehung ist freilich Erpressung, wenn nicht gar schwere Nötigung oder Folter! Ach was sag ich: Mord ist das! Man raubt dem Kind die Möglichkeit seinen, äh, Geist frei zu entfalten! Dem Kind wird das eigene Abbild aufgeuwzngen, das ist kaltblütigstlicher Mord! Alle Verdammten Erziehungsberechtigten sollen verdammtnochmal hängen! |
Viel schlimmer. Das Kind ist das genetische Abbild seiner Eltern und kann sich nicht dagegen wehren.
Wenn es nun lieber schwarz auf die Welt gekommen wäre, ...
es wird gezwungen weiß zu sein (alle außer M. Jackson)
es wird gezwungen intelligent zu sein (alle außer M. Jackson)
es wird zu einem Leben gezwungen den die Eltern maßgeblich vorgeben (auch M. Jackson)
mfg Kosh
Zuletzt bearbeitet von Botschafter Kosh am 15.12.2007, 23:26, insgesamt einmal bearbeitet |
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#885541) Verfasst am: 15.12.2007, 20:37 Titel: |
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mama`s liebliing hat folgendes geschrieben: | und kann dieses sogar praktisch übersetzen; bis auf das "mundzuhalten" das hättest mal bei meinem Sohn probiert und er hätte DIR die Finger abgebissen.... oder nochmehr |
Es ging auch mehr darum aufzuzeigen, dass ich Mundzuhalten und vergleichbares nicht prinzipiell aus meiner anti-pädagogischern Sichtweise heruas ablehne
Agent Provocateur hat folgendes geschrieben: | Als Eltern möchte man, dass das Kind eine gute Bildung bekommt. Man möchte vielleicht zum Beispiel auch, dass es nicht zu dick wird. Daran kann ich nichts Falsches sehen. Mit anderen Worten: es gibt mMn durchaus Dinge, die man heute für die Zukunft der Kinder regeln muss, die aber nicht dem aktuellen Willen der Kinder entsprechen. |
Warum darf man deines Erachtens die Entfaltung des Kindes so viel mehr bestimmen als von einem 18-Jährigen? Du willst doch nicht behaupten, dass es für viele Erwachsene nicht auch besser wäre, wenn man dafür sorgen würde, dass sie bessere Bildung bekämen und dass sie nicht dick wären? Alles was nennst, sind sehr gute Gründe, den Kindern Unterstützung zu leisten, ihm Angebote zu schaffen und natürlich auch, es zu überzeugen zu versuchen.
Zitat: | Man kann also mMn nicht pauschal sagen, man dürfe nichts gegen den aktuellen Willen des Kindes durchsetzen. |
Das hingegen habe ich nicht gesagt oder zumindest nicht gemeint. Natürlich darf man einiges gegen den Willen des Kindes durchsetzen, genauso wie gegenüber Erwachsenen auch.
Zitat: | Wenn man das aber tatsächlich pauschal vertreten würde, dann müsste man konsequenterweise zum Beispiel gegen die Schulpflicht sein, denn es gibt Kinder, die mal keine Lust haben, zur Schule zu gehen. |
Ich wäre auch gegen Schulpflicht, wenn es kein Elternrecht auf Erziehung gäbe. So ist durch die Schulpflicht aber eine relative Kontrolle extremer Erziehungsabsichten der Eltern möglich. Also letztlich bin ich gegen Schulpflicht, das ist zutreffend.
Zitat: | Die Schulpflicht entspricht ziemlich genau der angesprochenen "pädagogischen Ambition, aus dem Kind zu machen, was man (hier die Gesellschaft) gerne möchte". Der aktuelle Wille des Kindes spielt dabei keine Rolle. |
Ja, aber die Schulpflicht ist und wird von mir eher als Pflicht der Eltern, das Kind zur Schule gehen zu lassen verstanden. Dass es natürlich auch gegen den Willen geschieht, ist mir klar und deswegen bin ich eigentlich kein Befürworter der Schulpflicht. - Im Rahmen des sonstigen Umgangs mit den Kindern, befürworte ich sie allerdings derzeit.
Zitat: | Man könnte nun natürlich behaupten, jedes "gesunde" und "normale" Kind würde immer gerne zur Schule gehen, daher sei die Schulpflicht völlig in Ordnung. Aber das stimmt meiner Erfahrung nach schlicht nicht. |
Nein, das stimmt natürlich nicht und hat auch einiges mit den Schulen zu tun.
Zoff hat folgendes geschrieben: | Ich verstehe darunter eher so etwas, was manche hier als aktive Hilfe zur Sozialisation bezeichnen würden. |
Solange einerseits klar ist, dass das Kind sich sozialisiert und nicht sozialisiert wird und andererseits es sich um Hilfe und Unterstützung handelt, habe ich dagegen überhaupt nichts einzuwenden.
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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Zoff registrierter User
Anmeldungsdatum: 24.08.2006 Beiträge: 21668
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(#885546) Verfasst am: 15.12.2007, 20:40 Titel: |
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Kival hat folgendes geschrieben: |
Zoff hat folgendes geschrieben: | Ich verstehe darunter eher so etwas, was manche hier als aktive Hilfe zur Sozialisation bezeichnen würden. |
Solange einerseits klar ist, dass das Kind sich sozialisiert und nicht sozialisiert wird und andererseits es sich um Hilfe und Unterstützung handelt, habe ich dagegen überhaupt nichts einzuwenden. |
So hatte ich das auch gemeint.
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AgentProvocateur registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.01.2005 Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin
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(#885563) Verfasst am: 15.12.2007, 20:52 Titel: |
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Kival hat folgendes geschrieben: | Agent Provocateur hat folgendes geschrieben: | Als Eltern möchte man, dass das Kind eine gute Bildung bekommt. Man möchte vielleicht zum Beispiel auch, dass es nicht zu dick wird. Daran kann ich nichts Falsches sehen. Mit anderen Worten: es gibt mMn durchaus Dinge, die man heute für die Zukunft der Kinder regeln muss, die aber nicht dem aktuellen Willen der Kinder entsprechen. |
Warum darf man deines Erachtens die Entfaltung des Kindes so viel mehr bestimmen als von einem 18-Jährigen? Du willst doch nicht behaupten, dass es für viele Erwachsene nicht auch besser wäre, wenn man dafür sorgen würde, dass sie bessere Bildung bekämen und dass sie nicht dick wären? Alles was nennst, sind sehr gute Gründe, den Kindern Unterstützung zu leisten, ihm Angebote zu schaffen und natürlich auch, es zu überzeugen zu versuchen. |
Ah, ich glaube, hier sind wir am Kern der unterschiedlichen Auffassungen. Ich denke, dass es kleinen Kinder noch an der Fähigkeit mangelt, die Zukunft abschätzen und für die Zukunft planen zu können. Diese Fähigkeit erlangen sie immer mehr im Laufe ihrer Entwicklung. Je mehr sie für sich selber entscheiden können, um so weniger habe ich das Recht (und die Pflicht) für sie zu entscheiden. Wenn sie erwachsen sind, habe ich dieses Recht gar nicht mehr. So in etwa.
Dein Standpunkt, wenn ich das richtig verstehe, ist der: Kinder machen automatisch alles richtig. Daher muss man nie für sie entscheiden, für sie etwas regeln (eventuell gegen ihren Willen), was ihre Zukunft betrifft. Weil in Deiner Sicht automatisch alles optimal läuft, wenn man die Kinder immer selber entscheiden lässt.
Kival hat folgendes geschrieben: | Ich wäre auch gegen Schulpflicht, wenn es kein Elternrecht auf Erziehung gäbe. So ist durch die Schulpflicht aber eine relative Kontrolle extremer Erziehungsabsichten der Eltern möglich. Also letztlich bin ich gegen Schulpflicht, das ist zutreffend. |
Schulpflicht ist hier etwas OT, deswegen nur eine kleine Frage dazu: Du bist für die Schulpflicht, weil damit Eltern kontrolliert werden können? Und das findest Du wichtiger als den Willen des Kindes? Richtig?
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#885567) Verfasst am: 15.12.2007, 20:53 Titel: |
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Botschafter Kosh hat folgendes geschrieben: | Mein Buchtipp zum Thema:
Zum Glück gehts dem Sommer entgegen:
Roman von Christiane Rochefort
Von ihr stammt auch:Kinder : eine Attacke gegen jegliche Form von Erziehung. Wurde von militanten Vertretern der antiautoritären Erziehung wie eine Bibel benutzt.
mfg Kosh |
Danke für die Empfehlung aber wie heißt das zweite Buch jetzt? Und nein, eine Attacke gegen jegliche Form von Erziehung wäre auch eine Attacke gegen anti-autoritäre Erziehung.
Zur Antipädaogik einerseits maßgeblich bestimmend ist: Ekkehard von Braunmühl: Antipädagogik - Studien zur Abschaffung der Erziehung. Ein sehr spitzzüngiges Buch, für seinen polemischen Schreibstil war Braunmühl in der Folgezeit auch recht berühmt.
Vielleicht noch interessanter ist aber ein späteres Werk von ihm, in dem er auch einen Teil der antipädagogischen Bewegung kritisiert: v. Braunmühl: Der heimliche Generationenvertrag - jenseits von Pädagogik und Antipädogik. Das ist für denjenigen, der im pädagogischen Paradigma ist, vielleicht besser lesbar, da weniger radikal als das Erstwerk.
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#885579) Verfasst am: 15.12.2007, 20:59 Titel: |
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AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Ah, ich glaube, hier sind wir am Kern der unterschiedlichen Auffassungen. Ich denke, dass es kleinen Kinder noch an der Fähigkeit mangelt, die Zukunft abschätzen und für die Zukunft planen zu können. Diese Fähigkeit erlangen sie immer mehr im Laufe ihrer Entwicklung. Je mehr sie für sich selber entscheiden können, um so weniger habe ich das Recht (und die Pflicht) für sie zu entscheiden. Wenn sie erwachsen sind, habe ich dieses Recht gar nicht mehr. So in etwa. |
Könnte man sagen, dass Du bei Jugendlichen Erziehung eigentlich schon beginnst abzulehnen?
Zitat: | Dein Standpunkt, wenn ich das richtig verstehe, ist der: Kinder machen automatisch alles richtig. Daher muss man nie für sie entscheiden, für sie etwas regeln (eventuell gegen ihren Willen), was ihre Zukunft betrifft. Weil in Deiner Sicht automatisch alles optimal läuft, wenn man die Kinder immer selber entscheiden lässt. |
Nein, ich glaube, dass niemand alles richtig macht und jeder das Recht dazu hat, Fehler zu machen und sich 'falsch' zu entwickeln. Ich glaube nicht, dass Erwachsene fundamental bessere Entscheidungen treffen können.
Zitat: | Kival hat folgendes geschrieben: | Ich wäre auch gegen Schulpflicht, wenn es kein Elternrecht auf Erziehung gäbe. So ist durch die Schulpflicht aber eine relative Kontrolle extremer Erziehungsabsichten der Eltern möglich. Also letztlich bin ich gegen Schulpflicht, das ist zutreffend. |
Schulpflicht ist hier etwas OT, deswegen nur eine kleine Frage dazu: Du bist für die Schulpflicht, weil damit Eltern kontrolliert werden können? Und das findest Du wichtiger als den Willen des Kindes? Richtig? |
Nein, aber der Wille des Kindes wird schon von den Eltern bestimmt. Wir befinden uns _im_ pädagogischen Paradigma und innerhalb dessen ist Schulpflicht besser, da das Kind so der Gefahr zu einseitiger Erziehung entzogen wird. Dadurch dass hier verschiedene Konzepte häufig aufeinanderprallen wird dem Kind auch deutlich, dass es seinen Weg selber bestimmen muss.
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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Botschafter Kosh auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 26.11.2007 Beiträge: 3972
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(#885586) Verfasst am: 15.12.2007, 21:05 Titel: |
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Kival hat folgendes geschrieben: | Botschafter Kosh hat folgendes geschrieben: | Mein Buchtipp zum Thema:
Zum Glück gehts dem Sommer entgegen:
Roman von Christiane Rochefort
Von ihr stammt auch:Kinder : eine Attacke gegen jegliche Form von Erziehung. Wurde von militanten Vertretern der antiautoritären Erziehung wie eine Bibel benutzt.
mfg Kosh |
Danke für die Empfehlung aber wie heißt das zweite Buch jetzt? Und nein, eine Attacke gegen jegliche Form von Erziehung wäre auch eine Attacke gegen anti-autoritäre Erziehung.
Zur Antipädaogik einerseits maßgeblich bestimmend ist: Ekkehard von Braunmühl: Antipädagogik - Studien zur Abschaffung der Erziehung. Ein sehr spitzzüngiges Buch, für seinen polemischen Schreibstil war Braunmühl in der Folgezeit auch recht berühmt.
Vielleicht noch interessanter ist aber ein späteres Werk von ihm, in dem er auch einen Teil der antipädagogischen Bewegung kritisiert: v. Braunmühl: Der heimliche Generationenvertrag - jenseits von Pädagogik und Antipädogik. Das ist für denjenigen, der im pädagogischen Paradigma ist, vielleicht besser lesbar, da weniger radikal als das Erstwerk. |
Kinder. Trikont-Verlag, München 1977, habe ich nur in Teilen gelesen.
Gelesen habe ich "Zum Glück gehts dem Sommer entgegen" das Buch ist wirklich interessant.
Vielen Dank auch für deine Empfehlungen!
mfg Kosh
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L.E.N. im falschen Film
Anmeldungsdatum: 25.05.2004 Beiträge: 27745
Wohnort: Hamburg
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(#885606) Verfasst am: 15.12.2007, 21:23 Titel: |
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Kival hat folgendes geschrieben: | L.E.N. hat folgendes geschrieben: | richtig. aber nur so lange ein sachverhalt nicht erfasst werden kann.
gegen diesen machtunterschied kann man gegenanargumentieren wie man will - er existiert und sollte zu erziehungszwecken ge- aber nicht missbraucht werden. |
Wer Machtunterschiede gebraucht, redet dem Recht des Stärkeren ins Wort. Wir haben für Schwächere Verantwortung, aber nicht Rechte über sie. |
ich fürchte wir haben unterschiedliche vorstellungen von macht ge- und missbrauch.
ich bin der auffassung jeder mensch übt macht aus und auf jeden menschen wird von anderen menschen macht ausgeübt. das fängt bei manipulation an und hört bei gewalt auf. wenn du der meinung bist es sei möglich, keine macht auszuüben musst du mir mal verklickern wie das gehen soll.
warum man mit dem gebrauch von machtunterschieden automatisch dem recht des stärkeren das wort redet kann ich nicht nachvollziehen. sicher ist es so, das dieser machtunterschied missbraucht werden kann, aber sofern es für alle fair und transparent abläuft sehe ich keinen missbrauch!
Zitat: | Zitat: | Zitat: | Es wird keineswegs nur mit positiven Verstärken gearbeitet. |
heisst konkret? |
Strafen, Sanktionen psychischer und physischer Art werden ständige gebraucht und benutzt. Allerdings sind die Kinder heute sehr viel selbstbewusster, so dass das weitaus weniger gelingt und demzufolge auch getan wird. Es gibt natürlich seit Jahrzehnten einen Wandel hin zu weniger Erziehung, das ist zum Teil begrüßenswert, zum Teil aber auch schlecht, weil viele gleichzeitig damit die Verantwortung aufgeben. |
es wurde seit der zeit der "68er" überkompensiert ganz schlicht und ergreifend!
häufig gibt es heute in familien die situation, das laissez-fair und autoritäre erziehung eine merkwürde mischung darstellen, so dass bei sog. unerwünschtem verhalten zunächst garnicht und dann unangemessen reagiert wird.
warum weniger erziehung begrüßenswert sein soll darfst du mir auch mal erklären und dass verantwortung abgegeben wird ist natürlich richtig und einer der wichtigsten kritikpunkte gegen antipädagogik.
_________________ Ich will Gott lästern dürfen! Weg mit §166 StGB!
Zuletzt bearbeitet von L.E.N. am 15.12.2007, 21:44, insgesamt einmal bearbeitet |
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Sehwolf registrierter User
Anmeldungsdatum: 26.03.2006 Beiträge: 10077
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(#885614) Verfasst am: 15.12.2007, 21:28 Titel: |
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mama`s liebliing hat folgendes geschrieben: | Macht ihr das gerne ? Oder ist es eine nötige Pflicht ? |
Das ist mE bei uns irrelevant. Wenn sie in dieser "Stimmung" ist, ist es egal wo wir sind und was wir machen. Wie bereits gesagt: Wenn es viel schlimmer wäre, könnte ich auf die Idee kommen in diesen Momenten die Öffentlichkeit soweit möglich zu vermeiden. Da es aber so schlimm mE nicht ist mache ich mich nicht zum Sklaven von Mara Cashs und ihrer realen Widergängerinenn, die (im übrigen nur vereinzelt) an der Kasse die Nasen rümpfen.
Zitat: | Überlegt WARUM das Kind schreit und sich aufführt wie Oskar, weil es so unglaublich Spaß macht
[...]
Meinen Lösungsvorschlag, also wie ich das mit meinem Sohn gelöst hatte kann ich gerne vorstellen |
Lass hören.
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#885647) Verfasst am: 15.12.2007, 21:55 Titel: |
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L.E.N. hat folgendes geschrieben: | Kival hat folgendes geschrieben: | L.E.N. hat folgendes geschrieben: | richtig. aber nur so lange ein sachverhalt nicht erfasst werden kann.
gegen diesen machtunterschied kann man gegenanargumentieren wie man will - er existiert und sollte zu erziehungszwecken ge- aber nicht missbraucht werden. |
Wer Machtunterschiede gebraucht, redet dem Recht des Stärkeren ins Wort. Wir haben für Schwächere Verantwortung, aber nicht Rechte über sie. |
ich fürchte wir haben unterschiedliche vorstellungen von macht ge- und missbrauch.
ich bin der auffassung jeder mensch übt macht aus und auf jeden menschen wird von anderen menschen macht ausgeübt. das fängt bei manipulation an und hört bei gewalt auf. wenn du der meinung bist es sei möglich, keine macht auszuüben musst du mir mal verklickern wie das gehen soll.
warum man mit dem gebrauch von machtunterschieden automatisch dem recht des stärkeren das wort redet kann ich nicht nachvollziehen. sicher ist es so, das dieser machtunterschied missbraucht werden kann, aber sofern es für alle fair und transparent abläuft sehe ich keinen missbrauch!
Zitat: | Zitat: | Zitat: | Es wird keineswegs nur mit positiven Verstärken gearbeitet. |
heisst konkret? |
Strafen, Sanktionen psychischer und physischer Art werden ständige gebraucht und benutzt. Allerdings sind die Kinder heute sehr viel selbstbewusster, so dass das weitaus weniger gelingt und demzufolge auch getan wird. Es gibt natürlich seit Jahrzehnten einen Wandel hin zu weniger Erziehung, das ist zum Teil begrüßenswert, zum Teil aber auch schlecht, weil viele gleichzeitig damit die Verantwortung aufgeben. |
es wurde seit der zeit der "68er" überkompensiert ganz schlicht und ergreifend!
häufig gibt es heute in familien die situation, das laissez-fair und autoritäre erziehung eine merkwürde mischung darstellen, so dass bei sog. unerwünschtem verhalten zunächst garnicht und dann unangemessen reagiert wird. |
Tja, nur ist laissez-faire (mit e) eben auch Erziehung nicht nicht keine Erziehung.
Zitat: | warum weniger erziehung begrüßenswert sein soll darfst du mir auch mal erklären und dass verantwortung abgegeben wird ist natürlich richtig und einer der wichtigsten kritikpunkte gegen antipädagogik. |
Nein, das ist eben nicht Anti-Pädaogik im Allgemeinen die Verantwortung für Ins-Leben-Werfen nicht zu übernehmen. Das ist ein Teil nach v. Schönebeck, aber nicht die eigentliche Richtung nach u. a. eben v. Braunmühl.
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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L.E.N. im falschen Film
Anmeldungsdatum: 25.05.2004 Beiträge: 27745
Wohnort: Hamburg
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(#885654) Verfasst am: 15.12.2007, 22:00 Titel: |
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zum supermarkt trotzbeispiel mit 3(?)jährigem kind:
wenn ich die 10 schokoweihnachtsmänner im einkaufswagen sehe, sage ich erstmal so etwas wie "ich möchte nicht soviele weihnachtsmänner kaufen. einer kann drin bleiben, die anderen stellst du zurück."
wenn dann ein "NEIN" inkl. geschrei anfängt beginne ich neun zurück zu stellen und äussere meinen unmut über das geschrei. wenns dann nicht leiser wird frage ich, ob sie den letzten behalten will oder ob der auch zurück soll. das ist natürlich m,assive manipulation, aber ich wurde ja auch bereits vom kind massiv manipuliert bzw. hat es versucht mich zu manipulieren.
generell kann ich zu einkaufen mit kind sagen: einbeziehen wo es nur geht. auf dem weg zum einkaufen kann man sich prächtig darüber unterhalten was man alles braucht und wofür - inkl naschis!
dabei gehts nicht um belohnungsnaschkram, sondern um den selbstverständlichen alltäglichen. ich halte nix von bonbon-pädagogik auch wenn ich da manchmal schwach werde.
_________________ Ich will Gott lästern dürfen! Weg mit §166 StGB!
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AgentProvocateur registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.01.2005 Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin
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(#885709) Verfasst am: 15.12.2007, 22:57 Titel: |
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Kival hat folgendes geschrieben: | AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Ah, ich glaube, hier sind wir am Kern der unterschiedlichen Auffassungen. Ich denke, dass es kleinen Kinder noch an der Fähigkeit mangelt, die Zukunft abschätzen und für die Zukunft planen zu können. Diese Fähigkeit erlangen sie immer mehr im Laufe ihrer Entwicklung. Je mehr sie für sich selber entscheiden können, um so weniger habe ich das Recht (und die Pflicht) für sie zu entscheiden. Wenn sie erwachsen sind, habe ich dieses Recht gar nicht mehr. So in etwa. |
Könnte man sagen, dass Du bei Jugendlichen Erziehung eigentlich schon beginnst abzulehnen? |
Ich denke, dass Erziehung immer weiter abnehmen sollte, je älter die Kinder werden. Mit zunehmendem Alter können sie immer mehr Verantwortung für sich übernehmen. Dann ist es nicht mehr notwendig und mMn auch nicht richtig, ihnen diese Verantwortung abzunehmen.
Kival hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Dein Standpunkt, wenn ich das richtig verstehe, ist der: Kinder machen automatisch alles richtig. Daher muss man nie für sie entscheiden, für sie etwas regeln (eventuell gegen ihren Willen), was ihre Zukunft betrifft. Weil in Deiner Sicht automatisch alles optimal läuft, wenn man die Kinder immer selber entscheiden lässt. |
Nein, ich glaube, dass niemand alles richtig macht und jeder das Recht dazu hat, Fehler zu machen und sich 'falsch' zu entwickeln. Ich glaube nicht, dass Erwachsene fundamental bessere Entscheidungen treffen können. |
Hm, okay, ich wollte gar nicht so auf das "immer alles richtig machen" abheben. Das wird wohl in der Tat nie der Fall sein.
Ich denke aber nach wie vor, dass die erziehungsberechtigten Erwachsene einen bessere Abschätzung der Zukunft treffen können als die Kinder (wie gesagt, je nach Alter) und deshalb eine besondere Verantwortung tragen und sich diese Verantwortung in Entscheidungen niederschlagen kann, die nicht unbedingt dem aktuellen Willen des Kindes entsprechen.
Kival hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Kival hat folgendes geschrieben: | Ich wäre auch gegen Schulpflicht, wenn es kein Elternrecht auf Erziehung gäbe. So ist durch die Schulpflicht aber eine relative Kontrolle extremer Erziehungsabsichten der Eltern möglich. Also letztlich bin ich gegen Schulpflicht, das ist zutreffend. |
Schulpflicht ist hier etwas OT, deswegen nur eine kleine Frage dazu: Du bist für die Schulpflicht, weil damit Eltern kontrolliert werden können? Und das findest Du wichtiger als den Willen des Kindes? Richtig? |
Nein, aber der Wille des Kindes wird schon von den Eltern bestimmt. Wir befinden uns _im_ pädagogischen Paradigma und innerhalb dessen ist Schulpflicht besser, da das Kind so der Gefahr zu einseitiger Erziehung entzogen wird. Dadurch dass hier verschiedene Konzepte häufig aufeinanderprallen wird dem Kind auch deutlich, dass es seinen Weg selber bestimmen muss. |
Du willst sagen, Du könntest Dir andere (idealere) Eltern-Kind-Konstellationen vorstellen, in denen der Wille des Kindes nicht durch die Eltern bestimmt (beeinflusst) würde? Wenn ja: wo sollte der Wille denn herkommen? Ist denn ein Wille in deiner Sicht etwas, das von Anfang an vollständig vorhanden ist und von unfähigen Eltern sozusagen verbogen wird? So dass der ursprüngliche, "natürliche" Wille verfälscht wird? Und weil das heute der Fall ist, muss man die Kinder vor ihren unfähigen Eltern beschützen? Weil die erziehen wollen und Erziehung falsch ist? Findet eigentlich dMn in der Schule keine Erziehung statt?
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L.E.N. im falschen Film
Anmeldungsdatum: 25.05.2004 Beiträge: 27745
Wohnort: Hamburg
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(#885710) Verfasst am: 15.12.2007, 22:57 Titel: |
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Kival hat folgendes geschrieben: | L.E.N. hat folgendes geschrieben: | Kival hat folgendes geschrieben: | L.E.N. hat folgendes geschrieben: | richtig. aber nur so lange ein sachverhalt nicht erfasst werden kann.
gegen diesen machtunterschied kann man gegenanargumentieren wie man will - er existiert und sollte zu erziehungszwecken ge- aber nicht missbraucht werden. |
Wer Machtunterschiede gebraucht, redet dem Recht des Stärkeren ins Wort. Wir haben für Schwächere Verantwortung, aber nicht Rechte über sie. |
ich fürchte wir haben unterschiedliche vorstellungen von macht ge- und missbrauch.
ich bin der auffassung jeder mensch übt macht aus und auf jeden menschen wird von anderen menschen macht ausgeübt. das fängt bei manipulation an und hört bei gewalt auf. wenn du der meinung bist es sei möglich, keine macht auszuüben musst du mir mal verklickern wie das gehen soll.
warum man mit dem gebrauch von machtunterschieden automatisch dem recht des stärkeren das wort redet kann ich nicht nachvollziehen. sicher ist es so, das dieser machtunterschied missbraucht werden kann, aber sofern es für alle fair und transparent abläuft sehe ich keinen missbrauch!
Zitat: | Zitat: | Zitat: | Es wird keineswegs nur mit positiven Verstärken gearbeitet. |
heisst konkret? |
Strafen, Sanktionen psychischer und physischer Art werden ständige gebraucht und benutzt. Allerdings sind die Kinder heute sehr viel selbstbewusster, so dass das weitaus weniger gelingt und demzufolge auch getan wird. Es gibt natürlich seit Jahrzehnten einen Wandel hin zu weniger Erziehung, das ist zum Teil begrüßenswert, zum Teil aber auch schlecht, weil viele gleichzeitig damit die Verantwortung aufgeben. |
es wurde seit der zeit der "68er" überkompensiert ganz schlicht und ergreifend!
häufig gibt es heute in familien die situation, das laissez-fair und autoritäre erziehung eine merkwürde mischung darstellen, so dass bei sog. unerwünschtem verhalten zunächst garnicht und dann unangemessen reagiert wird. |
Tja, nur ist laissez-faire (mit e) eben auch Erziehung nicht nicht keine Erziehung. |
reden wir aneinander vorbei?
ich hab nicht behauptet, dass laissez-faire antipädagogik sei, habe aber das gefühl, das das was du unter antipädagogik verstehst in erster linie theorie ist, die hier nicht verwirklicht ist. stattdessen wird eben das kind so lange in ruhe gelassen bis es nicht mehr geht - eben laissez faire.
Kival hat folgendes geschrieben: | Zitat: | warum weniger erziehung begrüßenswert sein soll darfst du mir auch mal erklären und dass verantwortung abgegeben wird ist natürlich richtig und einer der wichtigsten kritikpunkte gegen antipädagogik. |
Nein, das ist eben nicht Anti-Pädaogik im Allgemeinen die Verantwortung für Ins-Leben-Werfen nicht zu übernehmen. Das ist ein Teil nach v. Schönebeck, aber nicht die eigentliche Richtung nach u. a. eben v. Braunmühl. |
ich muss mich etwas korrigieren: ziel von erziehung sollte natürlich sein, verantwortung abgeben zu können. doch damit sollte man erst beginnen, wenn diese auch vom kind/jugendlichen übernommen werden kann.
_________________ Ich will Gott lästern dürfen! Weg mit §166 StGB!
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L.E.N. im falschen Film
Anmeldungsdatum: 25.05.2004 Beiträge: 27745
Wohnort: Hamburg
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(#885713) Verfasst am: 15.12.2007, 23:00 Titel: |
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@AP:
_________________ Ich will Gott lästern dürfen! Weg mit §166 StGB!
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#885714) Verfasst am: 15.12.2007, 23:02 Titel: |
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@AP
Ich hab auf deine Strohmänner heute keinen Bock mehr. Ich klink mich erstmal aus.
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#885922) Verfasst am: 16.12.2007, 02:22 Titel: |
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Ich habe einen geilen Alternativbegriff zu "Strohmänner": "Terrakottakrieger"
wie findet ihr den?
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#885924) Verfasst am: 16.12.2007, 02:25 Titel: |
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Nicht schlecht.
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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AgentProvocateur registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.01.2005 Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin
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(#886140) Verfasst am: 16.12.2007, 15:00 Titel: |
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Kival hat folgendes geschrieben: | @AP
Ich hab auf deine Strohmänner heute keinen Bock mehr. Ich klink mich erstmal aus. |
Ich weiß zwar nicht, was genau meine Strohmänner sein sollen, aber sei's erst mal drum.
Ich habe mal ein bisschen nach Braunmühl und Antipädagogik gegoogelt, wobei mich besonders die Praxis der Antipädagogik interessiert hat. Leider gibt es dazu nur ganz wenige Informationen, man trifft nur immer auf die immer wiederkehrende Erklärung, dass Erziehung/Pädagogik abgelehnt wird, wobei jedes Mal ein mE ziemlich verzerrtes Bild von Pädagogik zugrunde gelegt wird, das dann natürlich sehr einfach angegriffen werden kann.
Eine Seite, in der es ansatzweise um die praktische Umsetzung der Antipädagogik ging, habe ich jedoch gefunden (weiß den Link aber nicht mehr). Demnach bedeutet Antipädagogik, dass Kinder immer das tun dürfen sollen, was sie gerade wollen. Zum Beispiel sind Einschränkungen beim Fernseh-/Computer-/Videospielekonsum generell falsch, jedes Kind darf also jederzeit so viel Fernsehen gucken, wie es will. Wenn man das auf andere Dinge ausdehnt (stand zwar explizit so nicht da, folgt aber für mich daraus), dann darf das Kind auch jederzeit alles essen, was es will (so die Ressourcen des Haushaltes das hergeben) und darf jederzeit auf das Zähneputzen verzichten, wenn es gerade keine Lust dazu hat. Der Gedanke, der dahinter steckt, ist der, dass das Kind automatisch weiß, was gut für es ist und wenn man dem Kind immer seinen Willen lässt, dann entwickelt sich auch automatisch alles zum Besten. (Die Freiheit des Kindes ist jedoch durch die Freiheit anderer begrenzt, so wie es bei allen Menschen auch der Fall ist, d.h. das Kind darf nicht etwas tun, was anderen schadet).
Dieser Gedanke, dass Kinder sich automatisch richtig entwickeln, wenn man sie nicht mehr einschränkt als es die defensiven Grenzen anderer erfordern, beinhaltet allerdings eine gehörige Portion Selbstimmunisierung, weil immer dann, wenn sich ein Kind nicht optimal enwickelt, behauptet wird, daran sei falsche Erziehung schuld und wenn es diese Erziehung nicht gegeben hätte, hätte sich das Kind sehr wohl optimal entwickelt. Eine Behauptung, die man nicht nachprüfen kann. Ich glaube das persönlich nicht; ich glaube, es gibt Kinder, bei denen eine antipädagogische Nicht-Erziehung eine gute Strategie sein kann und es gibt Kinder, bei denen das keine gute Strategie wäre. Es kommt mE auf den Einzelfall an.
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#886143) Verfasst am: 16.12.2007, 15:05 Titel: |
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AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Kival hat folgendes geschrieben: | @AP
Ich hab auf deine Strohmänner heute keinen Bock mehr. Ich klink mich erstmal aus. |
Ich weiß zwar nicht, was genau meine Strohmänner sein sollen, aber sei's erst mal drum.
Eine Seite, in der es ansatzweise um die praktische Umsetzung der Antipädagogik ging, habe ich jedoch gefunden (weiß den Link aber nicht mehr). Demnach bedeutet Antipädagogik, dass Kinder immer das tun dürfen sollen, was sie gerade wollen. |
Das ist zum Beispiel einer.
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AgentProvocateur registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.01.2005 Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin
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(#886151) Verfasst am: 16.12.2007, 15:09 Titel: |
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Evilbert hat folgendes geschrieben: | AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Kival hat folgendes geschrieben: | @AP
Ich hab auf deine Strohmänner heute keinen Bock mehr. Ich klink mich erstmal aus. |
Ich weiß zwar nicht, was genau meine Strohmänner sein sollen, aber sei's erst mal drum.
Eine Seite, in der es ansatzweise um die praktische Umsetzung der Antipädagogik ging, habe ich jedoch gefunden (weiß den Link aber nicht mehr). Demnach bedeutet Antipädagogik, dass Kinder immer das tun dürfen sollen, was sie gerade wollen. |
Das ist zum Beispiel einer. |
Ja, wenn Du selektiv zitierst. Ich habe mich explizit weiter unten zweimal auf die defensiven Grenzen bezogen. Dazu müsste man halt alles lesen, was ich geschrieben habe.
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#886159) Verfasst am: 16.12.2007, 15:18 Titel: |
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AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Evilbert hat folgendes geschrieben: | AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Kival hat folgendes geschrieben: | @AP
Ich hab auf deine Strohmänner heute keinen Bock mehr. Ich klink mich erstmal aus. |
Ich weiß zwar nicht, was genau meine Strohmänner sein sollen, aber sei's erst mal drum.
Eine Seite, in der es ansatzweise um die praktische Umsetzung der Antipädagogik ging, habe ich jedoch gefunden (weiß den Link aber nicht mehr). Demnach bedeutet Antipädagogik, dass Kinder immer das tun dürfen sollen, was sie gerade wollen. |
Das ist zum Beispiel einer. |
Ja, wenn Du selektiv zitierst. Ich habe mich explizit weiter unten zweimal auf die defensiven Grenzen bezogen. Dazu müsste man halt alles lesen, was ich geschrieben habe. |
Stimmt in diesem Falle, andererseits wäre es künftig zur Vermeidung dessen hilfreich, Sätze wie:
Zitat: | Demnach bedeutet Antipädagogik, dass Kinder immer das tun dürfen sollen, was sie gerade wollen | im Konjunktiv schriebest?
Die Darstellung fremder und eigener Gedankengänge muss man schon irgendwie kenntlich machen, wenn man nicht mißverstanden werden möchte.
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AgentProvocateur registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.01.2005 Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin
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(#886172) Verfasst am: 16.12.2007, 15:32 Titel: |
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Evilbert hat folgendes geschrieben: | Stimmt in diesem Falle, andererseits wäre es künftig zur Vermeidung dessen hilfreich, Sätze wie:
Zitat: | Demnach bedeutet Antipädagogik, dass Kinder immer das tun dürfen sollen, was sie gerade wollen | im Konjunktiv schriebest?
Die Darstellung fremder und eigener Gedankengänge muss man schon irgendwie kenntlich machen, wenn man nicht mißverstanden werden möchte. |
Seufz. Ich finde es in einigen Fällen (wie zum Beispiel diesem) wenig hilfreich, einzelne Sätze komplett aus dem Zusammenhang zu reißen.
Da es aber nun mal geschehen ist, möchte ich den Satz vervollständigen, so wie ich ihn im Zusammenhang gemeint habe: "Demnach bedeutet Antipädagogik, dass Kinder immer das tun dürfen sollen, was sie gerade wollen, solange das nicht die defensiven Grenzen anderer verletzt."
Wenn das immer noch ein Strohmann sein sollte, dann habe ich wohl Antipädagogik prinzipiell nicht verstanden.
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C00KIE dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 03.09.2007 Beiträge: 2160
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(#886259) Verfasst am: 16.12.2007, 17:44 Titel: |
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Zoff hat folgendes geschrieben: | Ich habe einen solchen Streß wie oben beschrieben mit meiner Tochter nie erlebt.
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ich auch nicht, möglicherweise weil ich schon mit allen Wassern gewaschen war, an erzieherischem Selbstbewusstsein zugenommen hatte ausserdem die Einkaufszeiten besser legen konnte
ich hatte meist zuhause dann den älteren Bruder, unter Stress kaufte ich nie mit ihr ein
oder es lag hauptsächlich daran dass meine Tochter sowieso eher ein Ignorant ist, oder besser ausgedrückt: " in sich ruhend " wenn sie einer unangenehmen Situation nicht entkommen kann
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C00KIE dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 03.09.2007 Beiträge: 2160
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(#886268) Verfasst am: 16.12.2007, 17:57 Titel: |
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Sehwolf hat folgendes geschrieben: | mama`s liebliing hat folgendes geschrieben: | Macht ihr das gerne ? Oder ist es eine nötige Pflicht ? |
Das ist mE bei uns irrelevant. Wenn sie in dieser "Stimmung" ist, ist es egal wo wir sind und was wir machen. Wie bereits gesagt: Wenn es viel schlimmer wäre, könnte ich auf die Idee kommen in diesen Momenten die Öffentlichkeit soweit möglich zu vermeiden. Da es aber so schlimm mE nicht ist mache ich mich nicht zum Sklaven von Mara Cashs und ihrer realen Widergängerinenn, die (im übrigen nur vereinzelt) an der Kasse die Nasen rümpfen.
Zitat: | Überlegt WARUM das Kind schreit und sich aufführt wie Oskar, weil es so unglaublich Spaß macht
[...]
Meinen Lösungsvorschlag, also wie ich das mit meinem Sohn gelöst hatte kann ich gerne vorstellen |
Lass hören. |
fein Sehwolf, du scheinst ein gelassener Mensch zu sein und wahrscheinlich ist das sogar das Beste
wenn du sozusagen gelassen darauf wartest bis sie diese "Trotzphase" hintersich gebracht hat.
Für dich und dein Kind.
Mir wäre ein solches Verhalten nicht möglich gewesen, da ich mich sofort geschämt hätte
vor den anderen Leuten, ich verfalle noch heute in eine Art Panik ( also so eine kleine "mir bricht gleich der Schweiß aus - Reaktion ) wenn ich ein Kind das ausser sich, brüllend und schreiend
in meiner Nähe habe; also in Geschäften - besser ausgedrückt.
So versuchte ich das total zu vermeiden, und ich vermied es indem ich in solchen Situation
sofort an Hundeerziehung dachte: " Du musst seine Aufmerksamkeit erlangen "
und das stimmt wirklich, nur wenn du die Aufmerksamkeit erlangst kannst du überhaupt reagieren
moment mal
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C00KIE dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 03.09.2007 Beiträge: 2160
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(#886274) Verfasst am: 16.12.2007, 18:23 Titel: |
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so, weiter gehts ( ich bin zwischendurch am Weihnachtsgebäck...im Ofen )
also Aufmerksamkeit und auch im Vorfeld eine theoretische Überlegung; insofern hat Kival recht
du kannst nicht so einfach ins Blaue hineinerziehen, einen gewissen Grundplan muss man schon haben, ansonsten re-agierst du in Extremsituationen eher so wie du selbst es erfahren und gelernt hast und das war ja allermeistens nicht gerade ideal.
Mein Plan war:
ich schreib einen Einkaufszettel, auf den ersten den ich schrieb stand:
" Du kannst mich mal, du wirst nicht gewinnen, ich bin viel stärker und klüger als du "
wir besprachen zusammen was wir einkaufen müssen
auf diesen Einkaufszettel guckte ich dann ganz oberschlau und sagte : "Milch"
wo steht die Milch? Mein Sohn saß vorne im Einkauskorb und lotste mich so durch den Laden
"Da"! Äpfel - "Da"! U.s.w. Manchmal langweilter er sich aber trotzdem, in solchen Situationen versprach ich ihm dann ein "Zuhause-Kaufladen-Spiel" Das war Klasse und zog immer
danach sah meine Küche aus wie Sau, da er mir echte Lebensmittel verkaufen durfte
Mehl, Zucker, Nudeln u.s.w. alles in so kleine Tütchen abpacken durfte
moment mal
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C00KIE dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 03.09.2007 Beiträge: 2160
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(#886309) Verfasst am: 16.12.2007, 19:29 Titel: |
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an den Süssigkeiten der Kassen kam ich auch gut vorbei, da der Kleine auch alles auf das Band legen durfte, das fanden nochnichmal die AllesundImmermeckerer unhygienisch , weil mein Sohn so hübsch und so freundlich und so geschickt war.
So und in diesem Sinne erzog ich meinen Sohn, förderte seine sowieso stark vorhandene Kreativität
alles war ein Spiel, das schönste meines Lebens.
Und jetzt noch ein Wort zu diesen "nie Schwierigkeiten gehabt, weder als Kind noch in der Pubertät"
by Mara Cash
hehe, ich hatte die auch nieeeeeeeeeeeee, natürlich nicht, mein Sohn machte nur immer alles Anders, wirklich Alles: wenn ich den auf den Arm nahm ließ er sich seitlich runterkippen, setze ich den in den Buggy bäumte er sich solange auf bis er unten am Boden mit den Füßen schreppfte, er die Windeln zog er sich regelmäßig aus, mit Spielsachen spielte er nicht, b.z.w. biß er die Räder von den Autos ab, in den Kindergarten wollte er auch nicht, in der Schule war er beliebt aber hatte schlechte Noten, in der Pubertät wurde er bei einer Demo verhaftet, u.s.w.
Meine Tochter war immer sehr vernünftig: bekam 3 Verweise die der Rektor nicht gegenzeichnete, sie fädelte eine Entlassung eines Lehrers ein und blieb einmal sitzen;
ich hatte nie Schwierigkeiten!
Weißt warum? Weil ich sie nicht als solche empfand; Kinder, die sich zwanghaft wohlverhalten, nichts wagen
nichts riskieren, nicht stark und selbstbewusst dem Leben zustreben, gerechte und dementsprechende "gesellschaftspolitische" Fehler machten
habe ich nie gewollt
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