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Tiere, Spezieismus und Behinderte
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step
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22782
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Beitrag(#886073) Verfasst am: 16.12.2007, 13:36    Titel: Re: Tiere, Spezieismus und Behinderte Antworten mit Zitat

Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben:
Nun, ich kann ja das Interesse haben, daß Tiere oder Menschen meinen ethischen Grundsätzen gemäß behandelt werden. Das erfordert bei Nutztieren eine Abwägung, da es einen Kompromiß mit dem Interesse an ihrer Nutzung erfodert. Ohne Nutzung würde sich die Frage gar nicht stellen; die Tiere sind da, weil man sie nutzen will. Diese Kausalität entfällt bei einem Behinderten.

Aha. Nun steht aber hinter dem Zweck der Aufzucht eines Nutztieres ein allgemeineres Ziel / Interesse, etwa Ernährungsoptimierung oder letztlich i.w.S. überlebensökonomisches Interesse. Auf dieser Begründungsebene treffen wir die Behinderten, Komapatienten usw. wieder (soziale Kosten). Daher benötigt man meines Erachtens ein Argument, daß direkter mit der Funktionsweise von Ethik korreliert, und das ich oben zu geben versucht habe.
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Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Deus ex Machina
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Anmeldungsdatum: 14.03.2006
Beiträge: 789

Beitrag(#886103) Verfasst am: 16.12.2007, 14:19    Titel: Antworten mit Zitat

Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben:
Kival hat folgendes geschrieben:
Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben:
Bynaus hat folgendes geschrieben:
Speziesismus ist genauso gaga wie Rassismus.

Ist es nicht. Es ist legitim, Unterschiedliches unterschiedlich zu behandeln.


Und was ist der relevante Unterschied?

Bewußtsein, Empfindungs- und Reflexionsvermögen. z.B.


Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben:
Ein Schwein z.B. hat artspezifische Bedürfnisse, die in einer verantwortungsbewußten Tierhaltung zu berücksichtigen sind. Es hat aber keine Idee von einem selbstbestimmten Leben, die mit Umstand, als Wurst zu enden, in Konflikt geraten könnte.



Ich teile Deine Ansicht, aber ist Deine Argumentation nicht gerade eine nicht-speziesistische? Speziesistisch wäre ein Standpunkt, der Menschen ohne weitere Begründung, alleine eben auf Grund ihrer Zugehörigkeit zu unserer Art mehr Rechte zubilligt als anderen Tieren. Da Du aber mit tatsächlichen Unterschieden (ob man diese für relevant genug hält, um eine Tötung von nicht-menschlichen Tieren für den Nahrungserwerb verantworten zu können, ist eine andere Frage) argumentierst, ist Dein Standpunkt eben nicht speziesistisch, wenn ich das richtig verstanden habe.
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AgentProvocateur
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Anmeldungsdatum: 09.01.2005
Beiträge: 7851
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Beitrag(#886106) Verfasst am: 16.12.2007, 14:24    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
- Rationale Ethik ist geleitet von reflektierten konsenten Interessen. Ich kann daher idZ nur solche Argumente ernstnehmen, die auf dem Vorschlag eines solchen Interesses beruhen.

- Der Vergleich von Schlachttieren mit geistig Schwerbehinderten, Komapatienten usw. ist mE nicht statthaft, weil unser Interesse, letztere gut zu behandeln, aus der Möglichkeit erwächst, daß wir selbst oder Menschen, die uns interessieren, in eine ähnliche Lage kommen könnten. Dieses Argument gilt naturgemäß nicht für Embryonen.

Gegen diese Argumentation habe ich mehrere Einwände:

1. Du scheinst zu implizieren, dass ein direktes egoistisches Interesse (ich könnte selber in die Situation kommen) höher zu bewerten sei als ein Interesse, das durch Empathie begründet ist, aber nicht diesen direkten Bezug zu einem selber hat (man kann selber nicht mehr in die Situation kommen). Ist mir aber nicht einsichtig, wieso sich daraus eine Höherbewertung des Interesses ergeben sollte.

2. Genau genommen kann man nicht in die Situation eines von Geburt an stark geistig Behinderten kommen.

3. Bei einer sehr starken Verletzung des Gehirnes durch einen Unfall/eine Krankheit kann man in Extremfällen davon ausgehen, dass es keine reflektierten Interessen dieses Betroffenen mehr gibt und nicht mehr geben wird. Wieso würdest Du in einem solchen Falle eine Verwertung von Dir als Nahrung ablehnen?
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step
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22782
Wohnort: Germering

Beitrag(#886135) Verfasst am: 16.12.2007, 14:51    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
- Rationale Ethik ist geleitet von reflektierten konsenten Interessen. Ich kann daher idZ nur solche Argumente ernstnehmen, die auf dem Vorschlag eines solchen Interesses beruhen.

- Der Vergleich von Schlachttieren mit geistig Schwerbehinderten, Komapatienten usw. ist mE nicht statthaft, weil unser Interesse, letztere gut zu behandeln, aus der Möglichkeit erwächst, daß wir selbst oder Menschen, die uns interessieren, in eine ähnliche Lage kommen könnten. Dieses Argument gilt naturgemäß nicht für Embryonen.

Gegen diese Argumentation habe ich mehrere Einwände:

1. Du scheinst zu implizieren, dass ein direktes egoistisches Interesse (ich könnte selber in die Situation kommen) höher zu bewerten sei als ein Interesse, das durch Empathie begründet ist, aber nicht diesen direkten Bezug zu einem selber hat (man kann selber nicht mehr in die Situation kommen). Ist mir aber nicht einsichtig, wieso sich daraus eine Höherbewertung des Interesses ergeben sollte.

Das verstehe ich nicht. Wenn wir Empathie für als unseren gemeinsamen Interesen dienlich halten (und das tue ich), ist sie ebenso zu berücksichtigen. Eine Form der Empathie, die nicht auf direkte oder indirekte Interesen zurückgeführt werden kann, kann ich mir im Moment kaum vorstellen. Wenn zum Beispiel jemand empathisch auf einen Tiefkomapatienten reagiert, dann bedeutet das für mich:
- entweder er hofft auf dessen Wiedererwachen
- oder er glaubt, jener fühle / wünsche etwas und leide, falls man ihn "abschaltet"
- oder er wünscht sich für sich selbst ein Weitervegetieren in einem solchen Falle
- oder ...
Empathie ist also oft unreflektiertes Interesse und kann auf wahren oder falschen Annahmen basieren, die selbst wiederum nicht unbedingt reflektiert sind. In einer rationalen Ethik kann man argumentieren, daß auch unreflektierte Empathie eine Rolle spielen darf (wenn auch keine normative). In diesem Fall würde das z.B. bedeuten, daß eine unreflektierte und auf falschen Annahmen basierende Empathie mit einem Komapatienten dem empathischen Angehörigen das Recht gibt, den Kompatienten weitervegetieren zu lassen, aber sie begründet kein Recht auf ein Verbot des Abschaltens in anderen Fällen.

Vielleicht verstehe ich aber auch Deinen Einwand nicht richtig.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
2. Genau genommen kann man nicht in die Situation eines von Geburt an stark geistig Behinderten kommen.

Richtig, hier war meine Aufzählung etwas ungenau. In diesem Fall wäre dann aus meiner Sicht die Frage entscheidend, ob er Interessen / Bewußtsein hat und ob jemand Interesse an ihm hat, z.B. seine Eltern.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
3. Bei einer sehr starken Verletzung des Gehirnes durch einen Unfall/eine Krankheit kann man in Extremfällen davon ausgehen, dass es keine reflektierten Interessen dieses Betroffenen mehr gibt und nicht mehr geben wird. Wieso würdest Du in einem solchen Falle eine Verwertung von Dir als Nahrung ablehnen?

Ich könnte mir eine Reihe von möglichen Gründen vorstellen:
- es ist verboten
- viele Menschen oder sogar der Betroffene selbst (Patientenverfügung) möchten nicht, das dies in einem solchen Falle geschieht
- ich hätte zwar keine ethischen Bedenken, aber vegetativen Ekel
- schmeckt nicht
- ...
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Shadaik
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Beitrag(#886167) Verfasst am: 16.12.2007, 15:27    Titel: Re: Tiere, Spezieismus und Behinderte Antworten mit Zitat

Zoff hat folgendes geschrieben:
Nergal hat folgendes geschrieben:
(..)denn es werden sich immer benachteiligte Menschen finden die bei div. Deffinitionen näher bei Tieren liegen.


Nein.
Oder anders: Derartige Definitionen sind falsch.

Nein, aber dermaßen unmoralisch, dass sie nicht vertretbar sind.
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Fische schwimmen nur in zwei Situationen mit dem Strom: Auf der Flucht und im Tode
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Zumsel
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Anmeldungsdatum: 08.03.2005
Beiträge: 4667

Beitrag(#886187) Verfasst am: 16.12.2007, 15:45    Titel: Re: Tiere, Spezieismus und Behinderte Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Da widerspreche ich. Mit Deiner Argumentation könnte man Behinderte schlechter behandeln als Nutztiere, wenn man nur gewähreistet, daß man möglichst wenig Kontakt mit ihnen hat.


Ja, könnte man. Heute hingegen genießen Behinderte dieselben Grundrechte wie alle Menschen. Im Gegensatz zu vergangenen Zeiten können wir auch viele unproduktive gesellschaftliche Außenseiter mit "durchfüttern" und unseren altruistischen Regungen mehr nachgeben. Dass sich das nun auch auf Tiere auszudenen scheint, ist das Resultat weiterer Wohlstandssteigerung. Die Tierrechtsbewegung ist meiner Meinung nach eine bizarre Übertreibung der Gleichheitsidee.
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AgentProvocateur
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Anmeldungsdatum: 09.01.2005
Beiträge: 7851
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Beitrag(#886193) Verfasst am: 16.12.2007, 15:51    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
- Rationale Ethik ist geleitet von reflektierten konsenten Interessen. Ich kann daher idZ nur solche Argumente ernstnehmen, die auf dem Vorschlag eines solchen Interesses beruhen.

- Der Vergleich von Schlachttieren mit geistig Schwerbehinderten, Komapatienten usw. ist mE nicht statthaft, weil unser Interesse, letztere gut zu behandeln, aus der Möglichkeit erwächst, daß wir selbst oder Menschen, die uns interessieren, in eine ähnliche Lage kommen könnten. Dieses Argument gilt naturgemäß nicht für Embryonen.

Gegen diese Argumentation habe ich mehrere Einwände:

1. Du scheinst zu implizieren, dass ein direktes egoistisches Interesse (ich könnte selber in die Situation kommen) höher zu bewerten sei als ein Interesse, das durch Empathie begründet ist, aber nicht diesen direkten Bezug zu einem selber hat (man kann selber nicht mehr in die Situation kommen). Ist mir aber nicht einsichtig, wieso sich daraus eine Höherbewertung des Interesses ergeben sollte.

Das verstehe ich nicht. [...] Vielleicht verstehe ich aber auch Deinen Einwand nicht richtig.

Ich will es mal anders versuchen: für Dich scheint ein Interesse von besonderem Gewicht zu sein, wenn es "direkt egoistisch" begründet werden kann, wenn man also deswegen einem Anderen etwas Gutes will, weil man selber vielleicht irgendwann in die gleiche Situation kommen könnte. Das will mir aber nicht einleuchten, mMn ist ein "selbstloses Interesse" (ich will, dass der andere keine Schmerzen/kein Leid erfährt, auch wenn ich nicht befürchte, mal in die gleiche Situation zu kommen) nicht weniger zu berücksichtigen als das obige "direkt egoistische" Interesse.

Im folgenden argumentierst Du aber auch etwas anders, nicht mehr so, wie ich Dein obiges Argument verstanden habe, daher möchte ich den Einwand auch nicht gegen Deine sonstige Argumentation setzen. Es ging mir nur darum, dass mir das ursprüngliche Argument "weil uns ein (aus unserer Sicht ablehnenswertes) A auch passieren könnte, haben wir eine größere Berechtigung, A auch für Dritte abzulehnen, als wenn wir nie in die Situation A kommen könnten" nicht einleuchtet.

step hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
3. Bei einer sehr starken Verletzung des Gehirnes durch einen Unfall/eine Krankheit kann man in Extremfällen davon ausgehen, dass es keine reflektierten Interessen dieses Betroffenen mehr gibt und nicht mehr geben wird. Wieso würdest Du in einem solchen Falle eine Verwertung von Dir als Nahrung ablehnen?

Ich könnte mir eine Reihe von möglichen Gründen vorstellen:
- es ist verboten
- viele Menschen oder sogar der Betroffene selbst (Patientenverfügung) möchten nicht, das dies in einem solchen Falle geschieht
- ich hätte zwar keine ethischen Bedenken, aber vegetativen Ekel
- schmeckt nicht
- ...

Punkt 1 ist kein Argument, auf Punkt 2 können wir uns für konkrete Personen einigen, die eine solche Verfügung erstellt haben (bleiben aber die, die das nicht getan haben), die anderen beiden Punkte beschreiben nur, warum Du persönlich keine Menschen essen würdest.
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step
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22782
Wohnort: Germering

Beitrag(#886200) Verfasst am: 16.12.2007, 15:58    Titel: Re: Tiere, Spezieismus und Behinderte Antworten mit Zitat

Zumsel hat folgendes geschrieben:
Heute hingegen genießen Behinderte dieselben Grundrechte wie alle Menschen. Im Gegensatz zu vergangenen Zeiten können wir auch viele unproduktive gesellschaftliche Außenseiter mit "durchfüttern" und unseren altruistischen Regungen mehr nachgeben. Dass sich das nun auch auf Tiere auszudenen scheint, ist das Resultat weiterer Wohlstandssteigerung. Die Tierrechtsbewegung ist meiner Meinung nach eine bizarre Übertreibung der Gleichheitsidee.

Ich stimme zu, daß die ökonomischen Wohlstandsverhältnisse in der 1.Welt die ethischen Normen in Richtung Sozialfürsorge verschoben haben. Aber was ist Deine Begründung, daß Dir die Fürsorge für stark Behinderte weniger bizarr erscheint als die für Tiere?
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Valen MacLeod
Antitheist



Anmeldungsdatum: 11.12.2004
Beiträge: 6172
Wohnort: Jenseits von Eden

Beitrag(#886241) Verfasst am: 16.12.2007, 17:20    Titel: Re: Tiere, Spezieismus und Behinderte Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben:
Nun, ich kann ja das Interesse haben, daß Tiere oder Menschen meinen ethischen Grundsätzen gemäß behandelt werden. Das erfordert bei Nutztieren eine Abwägung, da es einen Kompromiß mit dem Interesse an ihrer Nutzung erfodert. Ohne Nutzung würde sich die Frage gar nicht stellen; die Tiere sind da, weil man sie nutzen will. Diese Kausalität entfällt bei einem Behinderten.

Aha. Nun steht aber hinter dem Zweck der Aufzucht eines Nutztieres ein allgemeineres Ziel / Interesse, etwa Ernährungsoptimierung oder letztlich i.w.S. überlebensökonomisches Interesse. Auf dieser Begründungsebene treffen wir die Behinderten, Komapatienten usw. wieder (soziale Kosten). Daher benötigt man meines Erachtens ein Argument, daß direkter mit der Funktionsweise von Ethik korreliert, und das ich oben zu geben versucht habe.


Sorry, aber Behinderte und chronisch Kranke (nicht erwerbsfähige) werden doch nur deshalb unterstützt und am Leben erhalten, weil man fürchtet einmal selbst in diese Lage zu kommen und dann nicht euthanasiert werden möchte. Das ist eine ganz andere Motivation, denn die, Nutztiere zu halten. Es besteht zwar eine Gewinnerwartung, aber keine konkret kalkulierbare.
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"... Wenn das hier das Haus Gottes ist, Junge, warum blühen hier dann keine Blumen, warum strömt dann hier kein Wasser und warum scheint dann hier die Sonne nicht, Bürschchen?!" <i>Herman van Veen</i>
Das Schlimme an meinen Katastrophenszenarien ist... dass ich damit über kurz oder lang noch immer Recht behielt.
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step
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22782
Wohnort: Germering

Beitrag(#886262) Verfasst am: 16.12.2007, 17:46    Titel: Re: Tiere, Spezieismus und Behinderte Antworten mit Zitat

Valen MacLeod hat folgendes geschrieben:
Das ist eine ganz andere Motivation, denn die, Nutztiere zu halten. Es besteht zwar eine Gewinnerwartung, aber keine konkret kalkulierbare.

Von den anderen nicht beseitigt zu werden, wenn man verletzt oder krank ist, ist doch wohl eine recht konkrete Gewinnerwartung!
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Argáiþ
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Anmeldungsdatum: 27.01.2007
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Beitrag(#886273) Verfasst am: 16.12.2007, 18:14    Titel: Antworten mit Zitat

@Step: Wie stellst du dir die Unabhängigkeit der Sätze vor, die eine rationale Ethik enthalten würde? Eine rationale Ethik würde nach meinem Verständnis eigentlich nur induktive Herleitung von Normen betreiben, die aber auf Prämissen beruhen, die selbst größtenteils durch Empathie u.ä. begründet sind. Der durch den Lebenserhaltungstrieb erzeugte Wunsch nach körperlicher Unversehrtheit ist auch nicht unbedingt von rationalerer Natur als Vergeltungsbedürfnis zB.
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Argáiþ
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Anmeldungsdatum: 27.01.2007
Beiträge: 12486

Beitrag(#886275) Verfasst am: 16.12.2007, 18:32    Titel: Re: Tiere, Spezieismus und Behinderte Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:

Ich stimme zu, daß die ökonomischen Wohlstandsverhältnisse in der 1.Welt die ethischen Normen in Richtung Sozialfürsorge verschoben haben. Aber was ist Deine Begründung, daß Dir die Fürsorge für stark Behinderte weniger bizarr erscheint als die für Tiere?


Wenn du das durch Interesse begründen willst, dann sollte das mE schon vollständig vorliegen, da es nicht reichen würde darauf hinzuweisen, dass es eine von Empfindung entkoppelte Ethik geben könnte.

Ich glaube, was du dazu meintest war: Es gibt zB einem behinderten Kind Nahestehende, die ein Interesse an der Unversehrtheit des Kindes haben, folglich ist diese normativ bindend.

Entschuldige, wenn das falsch oder unvollständig ist, aber wenn das so ungefähr hinkommt, dann frage ich natürlich, wieso dieses Eigeninteresse in irgend einer Form von herkömmlichem 'moralischen Empfinden' zu unterscheiden ist. Du rückst das so natürlich in eine sprachliche Distanz, aber hinter "Eigeninteresse" verbirgt sich doch eigentlich nur dieser empathische Schmerzimpuls, der bei den Eltern angesichts des möglichen Todes des Kindes entsteht... oder auch nicht. ME sieht die Gesellschaft das einfach im Durchschnitt als unerträglich an, weil die Vorstellung des Kindsmordes nicht weiter reflektierte empathische Stressreaktionen auslöst und damit hat es sich doch eigentlich. Welche Substrukturen können denn etwahige gesellschaftliche Interessensäußerungen haben, die vom Obengenannten essentiell zu unterscheiden sind?


Zuletzt bearbeitet von Argáiþ am 16.12.2007, 18:44, insgesamt 3-mal bearbeitet
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Algol
Katholik, saugverwirrte schleichende Scharia



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Beitrag(#886278) Verfasst am: 16.12.2007, 18:40    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
- Eine ethisch noch unbedenklichere Variante würde ich befürworten, z.B. die industrielle Produktion von tierischem Fleisch anstelle von kompletten Tieren.

Weshalb nicht gleich Menschenfleisch?
Herz, Leber, Nieren, Lungen, Muskelfleisch usw. würden gegessen und bei Bedarf könnte sich die Transplantationsmedizin hemmungslos, kostengünstig und ethisch unproblematisch bedienen. zwinkern
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Leben kann tödlich sein
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step
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22782
Wohnort: Germering

Beitrag(#886294) Verfasst am: 16.12.2007, 19:01    Titel: Antworten mit Zitat

Algol hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
- Eine ethisch noch unbedenklichere Variante würde ich befürworten, z.B. die industrielle Produktion von tierischem Fleisch anstelle von kompletten Tieren.

Weshalb nicht gleich Menschenfleisch?
Herz, Leber, Nieren, Lungen, Muskelfleisch usw. würden gegessen und bei Bedarf könnte sich die Transplantationsmedizin hemmungslos, kostengünstig und ethisch unproblematisch bedienen. zwinkern

Ja, da wäre prinzipiell nichts gegen einzuwenden, auch wenn ich die Verbindung von Essen und Transplantation nicht sehe, und einen Vorteil gegenüber Nutztierfleisch sehe ich auch nicht.
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Xamanoth
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Anmeldungsdatum: 07.04.2006
Beiträge: 7962

Beitrag(#886298) Verfasst am: 16.12.2007, 19:12    Titel: Antworten mit Zitat

Bei sollchen Diskussionen denke ich oft, dass es relativ klar ist zu definieren, wie eine rationale Ethik aufgebaut sein sollten - eben auf Basis von gerechter Interessenabwägung.

Was ist nicht ganz begreife ist, wieso das Individuum (nicht der Staat) einer rationalen Ethik folgen sollte, und nicht allein seinen Willen,sein Gewissen, sein Mitleid als Maßstab aller Moral sehen sollte.

Bezüglich des Themas hier: Ich bin Speziezist, weil ich es sein will. Weil ich Fleisch verzehren will. Das hat mit rationaler Interessenabwägung nichts zu tun. Dennoch ist mir nicht klar, wieso ich das anders sehen sollte. Ebensowenig, wie einem Katholiken bspw. zu entgegnen ist, der sien Urteil auch nicht auf Basis rationaler Interessanabwägung fällt, sondern weil er bspw einen frühembryp als vollwertigen Menschen sehen will, weil er außereheliche Erotik geächtet sehen will. Sogar bezüglich radikalten Fundamentalisten gewaltbereiter Art bin ich der Ansicht, das man sie nur bekämpfen, aber unmöglich widerlegen können wird.
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step
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22782
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Beitrag(#886299) Verfasst am: 16.12.2007, 19:13    Titel: Re: Tiere, Spezieismus und Behinderte Antworten mit Zitat

Semnon hat folgendes geschrieben:
Ich glaube, was du dazu meintest war: Es gibt zB einem behinderten Kind Nahestehende, die ein Interesse an der Unversehrtheit des Kindes haben, folglich ist diese normativ bindend.

Ja, so ungefähr. Zumindest zählt das Interesse dieser Nahestehenden.

Semnon hat folgendes geschrieben:
... dann frage ich natürlich, wieso dieses Eigeninteresse in irgend einer Form von herkömmlichem 'moralischen Empfinden' zu unterscheiden ist.

Weil es primär kein moralisches Empfinden wäre, sondern Interessen. Unreflektierte Moral tendiert dazu, sich zu Gesetzen und Tabus zu verselbständigen.

Semnon hat folgendes geschrieben:
Du rückst das so natürlich in eine sprachliche Distanz, aber hinter "Eigeninteresse" verbirgt sich doch eigentlich nur dieser empathische Schmerzimpuls, der bei den Eltern angesichts des möglichen Todes des Kindes entsteht... oder auch nicht.

Das mag in vielen Fällen so sein, aber den Unterschied bemerkt man, wenn man versucht, Normen (für alle verbindlich) daraus abzuleiten: Jemand, der gegen Abtreibung oder Sterbehilfe ist, könnte anderen dies nicht mehr vorschreiben. Der "Legitimitätsstreifen" zwischen "nicht dürfen" und "nicht müssen" würde (im allgemeinen) breiter, ohne die zentrale Regelfunktion der Ethik ganz ufzugeben.

Semnon hat folgendes geschrieben:
ME sieht die Gesellschaft das einfach im Durchschnitt als unerträglich an, weil die Vorstellung des Kindsmordes nicht weiter reflektierte empathische Stressreaktionen auslöst und damit hat es sich doch eigentlich.

Ja, natürlich funktioniert mein Modell nur in einer Gesellschaft, die sich auf eine Reflektion ihrer Normen und Gefühle einläßt. Andererseits zeigt die Geschichte der Kulturen, daß die Menschen sehr verschiedene ethische Systeme ausbilden können, die sie jeweils als normal, andere jedoch als widerlich empfinden.

Semnon hat folgendes geschrieben:
Welche Substrukturen können denn etwahige gesellschaftliche Interessensäußerungen haben, die vom Obengenannten essentiell zu unterscheiden sind?

Die Frage verstehe ich nicht.
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step
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Beitrag(#886302) Verfasst am: 16.12.2007, 19:17    Titel: Antworten mit Zitat

Xamanoth hat folgendes geschrieben:
Was ist nicht ganz begreife ist, wieso das Individuum (nicht der Staat) einer rationalen Ethik folgen sollte, und nicht allein seinen Willen,sein Gewissen, sein Mitleid als Maßstab aller Moral sehen sollte.

Wenn Du bekennst oder demonstrierst, daß Du Dich nur Deinen Interessen und Normen verpflichtet fühlst, verlierst Du u.U. Verläßlichkeitspunkte bei den anderen, zumindest wenn Deine Ansichten strk abweichen. Wenn die Gesellschaft einen ethischen Konsens hat, wird sie zudem das Gewissen des Individuums auf diese Normen prägen.
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Xamanoth
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Beiträge: 7962

Beitrag(#886305) Verfasst am: 16.12.2007, 19:21    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Xamanoth hat folgendes geschrieben:
Was ist nicht ganz begreife ist, wieso das Individuum (nicht der Staat) einer rationalen Ethik folgen sollte, und nicht allein seinen Willen,sein Gewissen, sein Mitleid als Maßstab aller Moral sehen sollte.

Wenn Du bekennst oder demonstrierst, daß Du Dich nur Deinen Interessen und Normen verpflichtet fühlst, verlierst Du u.U. Verläßlichkeitspunkte bei den anderen, zumindest wenn Deine Ansichten strk abweichen. Wenn die Gesellschaft einen ethischen Konsens hat, wird sie zudem das Gewissen des Individuums auf diese Normen prägen.

Oder umgekehrt - indem bspw Speziezismus nicht als Irrweg sondern als selbstverständlichkeit propagiert wird.
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Beitrag(#886307) Verfasst am: 16.12.2007, 19:25    Titel: Antworten mit Zitat

Xamanoth hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Xamanoth hat folgendes geschrieben:
Was ist nicht ganz begreife ist, wieso das Individuum (nicht der Staat) einer rationalen Ethik folgen sollte, und nicht allein seinen Willen,sein Gewissen, sein Mitleid als Maßstab aller Moral sehen sollte.

Wenn Du bekennst oder demonstrierst, daß Du Dich nur Deinen Interessen und Normen verpflichtet fühlst, verlierst Du u.U. Verläßlichkeitspunkte bei den anderen, zumindest wenn Deine Ansichten strk abweichen. Wenn die Gesellschaft einen ethischen Konsens hat, wird sie zudem das Gewissen des Individuums auf diese Normen prägen.

Oder umgekehrt - indem bspw Speziezismus nicht als Irrweg sondern als selbstverständlichkeit propagiert wird.

Klar. Wenn sich alle einig sind, daß das Überleben der menschlichen Art das höchste Ziel ist, steht dem Speziezismus ethisch nichts im Wege.
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zelig
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Beitrag(#886311) Verfasst am: 16.12.2007, 19:31    Titel: Antworten mit Zitat

"Speziismus" ist ein Kampfbegriff, der die Positionen diskreditieren soll, die zunächst mal normativ dem menschlichen Individuum besondere Rechte einräumen. Diese Rechte jedoch wurden (übrigens noch längst nicht ausreichend) als Ergebnis eines langen historischen Binnen-Prozesses gegen die vermeintliche Natur- (oder Gott-) gegebene Verfügungsgewalt der Mächtigen auf das Individuum formuliert und behauptet.
Daß dies ein dieskreditierender Begriff ist, wurde in diesem Thread bereits durch die Gleichsetzung mit Rassismus gezeigt. Die Gleichsetzung von humanistischen Positionen mit Rassismus geht dann nach hinten los, wenn sie mit der Aufforderung nach Abbau von Menschrechten einhergeht. Ich verstehe nicht, warum man eigentlich nicht für die Ausweitung von Tierrechten eintreten kann, ohne die Rechte der Menschen unberührt zu lassen.
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Anmeldungsdatum: 27.01.2007
Beiträge: 12486

Beitrag(#886314) Verfasst am: 16.12.2007, 19:34    Titel: Antworten mit Zitat

zelig hat folgendes geschrieben:
Ich verstehe nicht, warum man eigentlich nicht für die Ausweitung von Tierrechten eintreten kann, ohne die Rechte der Menschen unberührt zu lassen.


Das ist etwas, das man im FGH tatsächlich häufiger als selten angedeutet sieht. Ich wanke da stehts zwischen Belustigung und Besorgnis, letztlich halte ich das aber für mehr oder weniger subtile Provokationsversuche.
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step
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Beitrag(#886317) Verfasst am: 16.12.2007, 19:41    Titel: Antworten mit Zitat

zelig hat folgendes geschrieben:
Ich verstehe nicht, warum man eigentlich nicht für die Ausweitung von Tierrechten eintreten kann, ohne die Rechte der Menschen unberührt zu lassen.

Eine einfache Antwort wäre hier: weil Ausweitung von Tierrechten die EInschränkung der Rechte von Menschen bedeutet, z.B. ein Verbot der Massentierhaltung.

Falls Du "Menschenrechte" und nicht einfach Rechte der Menschen meinst: Der Grund liegt darin, daß rationaler gepolte Menschen gern Vergleiche ziehen und moralische Dilemmta aufzeigen, um diskursiv haltbare Positionen von reinen Tabus trennen zu können.
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zelig
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Beitrag(#886321) Verfasst am: 16.12.2007, 19:52    Titel: Antworten mit Zitat

Ein Argument, warum ich <s>kein</s> ein "Speziiest" bin, ist der Umstand, daß ohne ihn keine ethischen Subjekte, noch ethische Objekte existieren. Wer also aus tierethischen Überlegungen diesen kategorischen Unterschied negiert, führt mE seinen Standpunkt ad absurdum: Warum soll das Tier Mensch sich selbst und anderen Tierarten gegenüber anders verhalten, als beispielsweise die Schlupfwespe?

edit: Kleiner, feiner Fehler editiert. ; )
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Es gibt kein richtiges Leben im falschen.
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Nergal
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
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Beitrag(#886328) Verfasst am: 16.12.2007, 20:03    Titel: Antworten mit Zitat

Mit den hier gegebenen Antworten bin ich nicht besonders zufrieden!
Der Spezieismus ist natürlich nicht mit dem Rassismus gleichzusetzen da es tatsächlich Unterschiede in der Wertigkeit gibt, das kann man nicht leugnen.
Auch ist die Idee mit der besser behandlung von Behinderten nur aus dem Grund weil man selber in diese lage kommen kann nicht besonders ausgereift weil dies in vielen Fällen einfach nicht zutrifft und es auch rein egoistisch ist und auf egoismus sollte man ethik nicht aufbauen weil dann keine Gleichheit herrscht.
Der Spezieismus ist nicht weiter problematisch so wir Tieren spezielle Artenrechte zubilligen, denn natürlich behandelt man einen Angehörigen seiner Art besser als andere Lebewesen, problematisch wird es wenn wir irgendwo im All auf Lebewesen stoßen sollten die uns ähnlicher sind als der Zwergschimpanse.
Man kann also entweder sagen es ist unethisch Tiere zu essen, oder man ist Spezieist.
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Argáiþ
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Anmeldungsdatum: 27.01.2007
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Beitrag(#886332) Verfasst am: 16.12.2007, 20:06    Titel: Re: Tiere, Spezieismus und Behinderte Antworten mit Zitat

@step:

Für mich liegt da die Notwendigkeit zur sprachlichen Klärung vor und ich komme da auch nicht ohne Beispiele deinerseits aus, wenn es darum geht einzuschätzen, in wievielen Fällen zB der Unterschied zwischen deiner Version rationaler Ethik und 'meiner' Version erheblich ist.

Ich will eigentlich nur wissen, wieso man überhaupt von 'rationaler Ethik' oder gar 'wissenschaftlicher Ethik' sprechen kann, wenn Ethik eigentlich versucht unter den möglichen Positionen, extreme ausgenommen, durch Moderation einen Konsens herzuleiten, wobei natürlich Logik, eine Rolle spielt, weshalb ich 'meine' Version auch ebenfalls für eine rationale Ethik halte, wohl ähnlich wie Xamanoth das ausdrückt.

Im Folgenden...

Zitat:
Weil es primär kein moralisches Empfinden wäre, sondern Interessen. Unreflektierte Moral tendiert dazu, sich zu Gesetzen und Tabus zu verselbständigen.


kristallisiert sich dann für mich heruas, dass es sich mE tatsächlich überwiegend um eine sprachliche Komplikation handelt, denn es geht mir, wie dir, eigentlich auch nur um die Qualität, d.h. die Angepasstheit und Funktionalität der Ethik, an moderne Zustände.

Wenn man zB primitivistische Tabus von Urvölkern oder ähnliches bereits als Vorform von Ethik auffasst, kommt man zu einem Begriff von Ethik, der Ethik eben als ganz einfach unterschiedlich modern, bzw unterschiedlich gut angepasst beschreibt. D.h. es werden aus emotionalen und empathischen Motiven, wie oben erwähnt, durch Moderation Konsense gefunden, die auf eine "Glücksoptimierung" hinauslaufen. Nichtdestoweniger sind diese Resultate eines moralischen Diskurses auf 'primitiven' Schmerzimpulsen, wie oben beim Kindsmord, aufgebaut. Da also im Kern dessen letztlich ein 'Irrationanlismus' steht (wobei ich stark bezweifle, dass es technisch gesehen ein solcher ist), habe ich Schwierigkeiten mit dem Begriff 'rationale' Ethik an sich, da sich das mE wie gesagt eher auf die Methode des Findens von 'Endresultaten' einer Ethik bezieht.

Eine Ethik, bzw eine Moral (aufgefasst als primitive Version von Ethik), die zB zu dem Ergebnis kommt, dass Sünder zu steinigen seien, kann natürlich leicht und mit großer Berechtigung als Traditionalismus aufgefasst werden, der letztlich nur eine geringfügige Einschränkung primitivster, willkürlicher Gewalt bedeutet, die Heute nicht mehr zeitgemäß ist. Der Schritt, der dann zu einer rationalen Ethik in deinem Sinne führt, ist zwar für mich nachvollziehbar (es geht dir um eine liberale Rationalisierung von Handlungsanweisungen unter dem Primat der Leidminimierung), ercheint mir das aber einfach nicht klar von Archaismen abtrennbar, wenn man von der weit aus durchdachteren Argumentation und überhaupt dem Vorhandensein von Liberalität absieht.

Natürlich würde ich Ethik nicht gerade deswegen anders als du begreifen wollen, weil mir irgendwelche Archaismen am Herzen liegen, ich sehe nur nicht, wo die letztendliche Abkopplung von der Basis evolutionär entstanenen Verhaltens stattfinden soll. Es fehlt der Aha-Effekt, was natürlich auch an mir liegen kann.

step hat folgendes geschrieben:


Semnon hat folgendes geschrieben:
Welche Substrukturen können denn etwahige gesellschaftliche Interessensäußerungen haben, die vom Obengenannten essentiell zu unterscheiden sind?

Die Frage verstehe ich nicht.



Interessensäußerungen sind die Basis von der ethisches Handeln abgeleitet werden soll. Wenn diese Interessensäußerungen in ihrer Eigenart, als Wünsche des Menschen sage ich mal, eben nicht von Reizreaktionsmustern zu unterscheiden sind, die durch Schmerzempfinden gelenkt werden, dann ist diese, von dir als 'rational' bezeichnete Ethik nur im oben hoffentlich ausreichend dargelegten Sinn rational, nicht aber in dem Sinn, dass sie nicht mehr an Emotionen gekoppelt ist, bzw aus diesen resultiert. Wäre dies der Fall, so müssten diese Interessensäußerungen doch eine andersartige Zusammensetzung aufweisen, als das übliche Berücksichtigen menschlicher Bedürfnisse durch ethische Norm, also eine andere innere Struktur aufweisen, als zB die Basis der Begründung eines Gesetzes, die den Schmerz berücksichtigt, den Eltern angesichts des Todes ihrer Kinder beispielsweise empfinden, bzw die (mittlere) Erwartungshaltung der Gesellschaft, dass dies idR der Fall sei. Ich muss leider wieder für eine Weile unterbrechen, werde das aber ganz sicher wieder aufgreifen.
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Valen MacLeod
Antitheist



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Wohnort: Jenseits von Eden

Beitrag(#886348) Verfasst am: 16.12.2007, 20:24    Titel: Re: Tiere, Spezieismus und Behinderte Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Valen MacLeod hat folgendes geschrieben:
Das ist eine ganz andere Motivation, denn die, Nutztiere zu halten. Es besteht zwar eine Gewinnerwartung, aber keine konkret kalkulierbare.

Von den anderen nicht beseitigt zu werden, wenn man verletzt oder krank ist, ist doch wohl eine recht konkrete Gewinnerwartung!

Frühling pflanzen. Herbst +300% ernten. DAS ist konkret. Alles andere ist diffus.
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Algol
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Beitrag(#886379) Verfasst am: 16.12.2007, 21:17    Titel: Antworten mit Zitat

zelig hat folgendes geschrieben:
Ein Argument, warum ich <s>kein</s> ein "Speziiest" bin, ist der Umstand, daß ohne ihn keine ethischen Subjekte, noch ethische Objekte existieren. Wer also aus tierethischen Überlegungen diesen kategorischen Unterschied negiert, führt mE seinen Standpunkt ad absurdum: Warum soll das Tier Mensch sich selbst und anderen Tierarten gegenüber anders verhalten, als beispielsweise die Schlupfwespe?

Der Mensch verhält sich gegenüber anderen Tieren eben genau wie die Schlupfwespe: Einige Arten quält er bis aufs Blut (zB Käfighaltung von Hühnern), beutet sie aus und verspeist sie.
Gegenüber seiner eigenen Art verhält er sich jedoch nicht wie die Schlupfwespe, die ihre Artgenossen eben nicht quält, ausbeutet oder aufißt.

Homo hominem lupus, der Mensch ist dem Menschen ein Wolf - weshalb sollte er also andere Arten besser behandeln, als die eigene?
Unser Umgang mit Tieren spiegelt unseren Umgang mit Menschen und umgekehrt.
Wir quälen Tiere, ohne Not, genau so, wie wir Menschen ohne Not quälen.

"Wir" bedeutet, die gesamte westliche Zivilisation.
Es hat andere Kulturen gegeben, die mit ihren Mitmenschen und Mitlebewesen weitaus pfleglicher umgingen, weshalb sie auch vom westlichen Menschenwolf direkt oder indirekt ausgerottet wurden oder werden.

Ethikdiskussionen halte ich für überflüssig, da sich, wie man sieht immer der brutalste und egoistischste Menschenschlag durchsetzt (aktuell: USA).
Der Mensch könnte, bei der heutigen Technisierung, leicht mit 1-2 Stunden täglicher Arbeit auskommen, um die Grundbedürfnisse nach Nahrung, Wohnung und sozialen Kontakten zu erfüllen.
Doch die Nutznießer wecken immer wieder neue Bedürfnisse und damit weitere Möglichkeiten zur Ausbeutung der Mitmenschen.

(Spenderblut wurde zum Beispiel entgegen den Vorschriften nicht entsprechend getestet und behandelt, das Resultat waren Tausende infizierter Bluter und bei OPs infizierter Menschen.
Die Einsparung betrug wahrscheinlich ca. 25 Cent, also nicht einmal 1% vom VK, und die Schuldigen wurden, wenn ich mich recht erinnere, damals zu Bewährungsstrafen verurteilt.)
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Leben kann tödlich sein
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unchrist
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Beitrag(#886390) Verfasst am: 16.12.2007, 21:43    Titel: Antworten mit Zitat

Nergal hat folgendes geschrieben:
Mit den hier gegebenen Antworten bin ich nicht besonders zufrieden!

Suchst du nach einer speziellen Antwort?
Zitat:

Der Spezieismus ist natürlich nicht mit dem Rassismus gleichzusetzen da es tatsächlich Unterschiede in der Wertigkeit gibt, das kann man nicht leugnen.


Es geht wie ich finde nicht um Wertigkeit. Ich würde mich jetzt nicht hinsetzten und eine Tabelle aufstellen, in der die Tiere nach ihrer Wertigkeit sortiert sind.
Ich würde aber sagen, dass der Mensch Pflanzen und Tiere isst, so wie ein Wolf auch Smilie

Zitat:
Auch ist die Idee mit der besser behandlung von Behinderten nur aus dem Grund weil man selber in diese lage kommen kann nicht besonders ausgereift weil dies in vielen Fällen einfach nicht zutrifft und es auch rein egoistisch ist und auf egoismus sollte man ethik nicht aufbauen weil dann keine Gleichheit herrscht.


Also erstens muss man das nicht gleich auf sich selbst beziehen. Es könnte zum Beispiel deinen Eltern oder deinen Freunden passieren. Oder einfach Menschen, die du magst.
Im Übrigen hat der Mensch es im Laufe der Evolution gemerkt, dass weder purer Egoismus noch purer Altruismus nützt. Jeder will natürlich das beste für sich und das kann man am besten mit bedingtem Altruismus erreichen.

Zitat:

Der Spezieismus ist nicht weiter problematisch so wir Tieren spezielle Artenrechte zubilligen, denn natürlich behandelt man einen Angehörigen seiner Art besser als andere Lebewesen...


Nein, so "natürlich" ist es leider nicht. Viele Menschen kaufen Weihnachtsgeschenke ihren Hunden und Katzen, statt das Geld zum Beispiel zu spenden.

Zitat:

...problematisch wird es wenn wir irgendwo im All auf Lebewesen stoßen sollten die uns ähnlicher sind als der Zwergschimpanse.


aha, und dann?Ich verstehe nicht worauf du hinaus willst.

Zitat:

Man kann also entweder sagen es ist unethisch Tiere zu essen, oder man ist Spezieist.


Das habe ich schon öfter gehört. Stimme dem aber nach wie vor nicht zu.
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Zumsel
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Anmeldungsdatum: 08.03.2005
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Beitrag(#886781) Verfasst am: 17.12.2007, 11:42    Titel: Re: Tiere, Spezieismus und Behinderte Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Aber was ist Deine Begründung, daß Dir die Fürsorge für stark Behinderte weniger bizarr erscheint als die für Tiere?


Nicht die Fürsorge im Einzelfall, sondern das Bestreben, Tieren prinzipiell dieselben Rechte zuzugestehen. Du redest von "stark Behinderten". Aber die Definition was das ist, ist willkürlich und kann von jedem anders interpretiert werden. Eine verbindliche Festlegung, die von allen anerkannt wird und Mißbrauch ausschließt, dürfte nahezu unmöglich sein. Die Definition "Mensch" ist dagegen eindeutig und einleuchtend. Grundlegende ethische Prämissen können eben nicht jeden Einzelfall abdecken.

Ich will damit übrigens durchaus nicht irgendwelche Einzelfalldiskussionen abwürgen, sondern nur eine Antwort im Sinne deiner Frage geben.


Semnon hat folgendes geschrieben:
Wenn man zB primitivistische Tabus von Urvölkern oder ähnliches bereits als Vorform von Ethik auffasst, kommt man zu einem Begriff von Ethik, der Ethik eben als ganz einfach unterschiedlich modern, bzw unterschiedlich gut angepasst beschreibt. D.h. es werden aus emotionalen und empathischen Motiven, wie oben erwähnt, durch Moderation Konsense gefunden, die auf eine "Glücksoptimierung" hinauslaufen. Nichtdestoweniger sind diese Resultate eines moralischen Diskurses auf 'primitiven' Schmerzimpulsen, wie oben beim Kindsmord, aufgebaut. Da also im Kern dessen letztlich ein 'Irrationanlismus' steht (wobei ich stark bezweifle, dass es technisch gesehen ein solcher ist), habe ich Schwierigkeiten mit dem Begriff 'rationale' Ethik an sich, da sich das mE wie gesagt eher auf die Methode des Findens von 'Endresultaten' einer Ethik bezieht.


Glaub ich nicht, dass das so simpel vonstatten geht. Abgesehen davon, dass ich bezweifle, dass die Mehrheit der Menschen in ihrem konkreten Handeln tatsächlich irgendeinem abstrakten "Glück" entgegenstrebt, halte ich es für unmöglich, quasie per Deduktion, eine Wertesystem auf seine ausschlaggebenden Urinstinkte zu reduzieren und deren Befriedigung mit wissenschaftlich-technischen Hilfsmitteln entsprechend zu optimieren. Ganz einfach deshalb, weil eine Kultur sich gerade durch die Art des Umgangs mit diesen Trieben auszeichnet und von anderen abhebt. Die Kultivierungsweise der Instinkte ist das, was eine Kultur zu dem macht, was sie ist. Sie ist selbst ein Zweck, der nicht einfach durch irgendwelche evolutionsbiologischen Spekulationen verschwindet. Natürlich können solche Reflexionen die Sicht auf bestimmte Kultivierungsarten beeinflussen, sie zu ersetzen vermögen sie aber nicht. Und ich halte das auch nicht für wünschenswert. Zudem spiegelt so ein Wertsesystem ja die unterschiedlichsten, sich gegenseitig widersprechenden Wünsche und Gefühle wieder. Das alles adäquat zu entflechten erscheint mir aussichtslos.
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Zoff
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Beitrag(#886828) Verfasst am: 17.12.2007, 13:23    Titel: Antworten mit Zitat

Sehr schöner Artikel zum Thema auf dem Block von Tobias Kaufmann:

Essen für den Holocaust
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