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Hatte Nietzsche und seine Auffassungen auch positive Seiten?
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44651

Beitrag(#888844) Verfasst am: 19.12.2007, 18:24    Titel: Re: Religionskritik sieht anders aus. Antworten mit Zitat

Skeptiker hat folgendes geschrieben:
Nein nein. Das ging ihm garantiert am Arsch vorbei. Wahrscheinlich ebenso wie einigen seinen merkwürdigen Anhänger.

Weisst du... wenn es so sein sollte, dass man tatsächlich, so wie es bei dir der Fall ist, nach so sechs bis sieben großen Dosen "Aufklärung und Wissenschaft" nicht einmal mehr in der Lage ist, jemanden wie Nietzsche auch nur zu verstehen, dann ist das vielleicht auch besser so. Und dabei bin ich noch nicht einmal Nietzsche-Anhänger - in weiten Teilen sogar ganz im Gegenteil. Aber im Gegensatz zu dem, was du oftmals (zum Beispiel hier in diesem Thread) so verzapfst, ist er wenigstens nicht langweilig. Lachen

Der Kern deines Vorwurfs gegen Nietzsche ist, dass er nicht in deine Kategorien passt, nicht deinem Ideal entspricht. Da sag' ich doch mit bierernster Miene: Nein, wie furchtbar! Lachen Naja, schon der Titel dieses Threads ist arg kurios... also wieso sollte es dann nicht genauso kurios weitergehen hier? Mir gefällt sowas ja durchaus. Cool
Vielleicht tut ein gewisser Grad an Absurdität der Diskussion um Nietzsche sogar mal ganz gut. Insofern tun du und Peter H. ja vielleicht genau das Richtige. zwinkern

Ich vermute jedenfalls, kein Nietzsche-Anhänger, der auch nur im Ansatz alle Murmeln beisammen hat, wird jemals hier im Thread zur Titelfrage Stellung nehmen...
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"Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Skeptiker
"I can't breathe!"



Anmeldungsdatum: 14.01.2005
Beiträge: 16834
Wohnort: 129 Goosebumpsville

Beitrag(#888895) Verfasst am: 19.12.2007, 19:10    Titel: Aus dem Land des Lächelns Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Skeptiker hat folgendes geschrieben:
Nein nein. Das ging ihm garantiert am Arsch vorbei. Wahrscheinlich ebenso wie einigen seinen merkwürdigen Anhänger.

Weisst du... wenn es so sein sollte, dass man tatsächlich, so wie es bei dir der Fall ist, nach so sechs bis sieben großen Dosen "Aufklärung und Wissenschaft" nicht einmal mehr in der Lage ist, jemanden wie Nietzsche auch nur zu verstehen, dann ist das vielleicht auch besser so. Und dabei bin ich noch nicht einmal Nietzsche-Anhänger - in weiten Teilen sogar ganz im Gegenteil. Aber im Gegensatz zu dem, was du oftmals (zum Beispiel hier in diesem Thread) so verzapfst, ist er wenigstens nicht langweilig. Lachen

Der Kern deines Vorwurfs gegen Nietzsche ist, dass er nicht in deine Kategorien passt, nicht deinem Ideal entspricht. Da sag' ich doch mit bierernster Miene: Nein, wie furchtbar! Lachen Naja, schon der Titel dieses Threads ist arg kurios... also wieso sollte es dann nicht genauso kurios weitergehen hier? Mir gefällt sowas ja durchaus. Cool
Vielleicht tut ein gewisser Grad an Absurdität der Diskussion um Nietzsche sogar mal ganz gut. Insofern tun du und Peter H. ja vielleicht genau das Richtige. zwinkern

Ich vermute jedenfalls, kein Nietzsche-Anhänger, der auch nur im Ansatz alle Murmeln beisammen hat, wird jemals hier im Thread zur Titelfrage Stellung nehmen...


Immer wieder danke für die vielen wahllos daher gestreuten smilies.

Und wenn schon keine Aussage, dann wenigstens ein paar verkniffene Lächel-Versuche von deinereiner.

Sich darüber freuend: - Skeptiker Winken
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K.I.Z - Frieden

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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44651

Beitrag(#888911) Verfasst am: 19.12.2007, 19:28    Titel: Re: Aus dem Land des Lächelns Antworten mit Zitat

Skeptiker hat folgendes geschrieben:
Und wenn schon keine Aussage [...]

Wieso auch? Die Titelfrage des Threads kannst du dir offenkundig genau so gut auch selbst beantworten. Dazu bin ich weder nötig, noch hätte ich sonst irgendeine Art von Einfluss auf das Ergebnis. Von daher könnt ihr beide hier gerne weiter euren Ego-Trip fahren. Mehr als ein solcher wird dieser Thread hier sowieso nicht werden. Lachen
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Skeptiker
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Anmeldungsdatum: 14.01.2005
Beiträge: 16834
Wohnort: 129 Goosebumpsville

Beitrag(#888989) Verfasst am: 19.12.2007, 20:33    Titel: Re: Aus dem Land des Lächelns Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Skeptiker hat folgendes geschrieben:
Und wenn schon keine Aussage [...]

Wieso auch? Die Titelfrage des Threads kannst du dir offenkundig genau so gut auch selbst beantworten. Dazu bin ich weder nötig, noch hätte ich sonst irgendeine Art von Einfluss auf das Ergebnis. Von daher könnt ihr beide hier gerne weiter euren Ego-Trip fahren. Mehr als ein solcher wird dieser Thread hier sowieso nicht werden. Lachen


Erstens: Ein Ergebnis gibt es bereits im folgenden thread:

http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?t=10775

Und zweitens: Es geht nicht nur um Ergebnisse, sondern auch um den Weg dorthin. Und der führt in einem Diskussionsforum nun mal über das Beantworten von Fragen. Wenn sich jeder seine Fragen selbst beantwortet, geht die Debatte flöten. Offenbar fühlst du dich bei diesem Thema wohler, wenn es so ist.

Drittens: Es geht hier nicht um Peter H. oder den Skeptiker, sondern um einen maßlos überschätzten und fehleingeschätzten altdeutschen Philosophen.

Da raunt und druckst man als Nicht-Nietzscheaner (- denn Nietzscheaner gibs ja gaar nich! -) dann lieber mal ein bisschen herum, nach dem Motto: Hach, der Nietzsche, der ist ja so geheimnisvoll, tiefsinnig und nur Eingeweihten zugänglich.

Einer öffentlichen Diskussion scheinen du und deinesgleichen nicht gewachsen zu sein.

Und das ist ja auch immerhin eine interessante Erkenntnis.

Sozusagen die ewige Wiederkehr des Gleichen bei euch ...- Mit den Augen rollen

findet: - Skeptiker
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44651

Beitrag(#889027) Verfasst am: 19.12.2007, 20:52    Titel: Re: Aus dem Land des Lächelns Antworten mit Zitat

Skeptiker hat folgendes geschrieben:
Erstens: Ein Ergebnis gibt es bereits im folgenden Thread.

Na großartig. Warum postest du dann überhaupt noch in diesem Thread? Du hättest auch einfach von Anfang an auf den anderen Thread verlinken können. Mit den Augen rollen

Skeptiker hat folgendes geschrieben:
Und zweitens: Es geht nicht nur um Ergebnisse, sondern auch um den Weg dorthin.

Wow, cool. Auf welcher Seite deines Spruchbüchleins hast du das denn gefunden? Lachen

Skeptiker hat folgendes geschrieben:
Wenn sich jeder seine Fragen selbst beantwortet, geht die Debatte flöten. Offenbar fühlst du dich bei diesem Thema wohler, wenn es so ist.

Ach, Quatsch. Meine Aussage war, dass es hier keine Debatte gibt und geben wird, egal was ich tue oder nicht tue. Und ob mir das gefällt, ist irrelevant.

Skeptiker hat folgendes geschrieben:
Da raunt und druckst man als Nicht-Nietzscheaner (- denn Nietzscheaner gibs ja gaar nich! [...]

Keine Ahnung, ob es Nietzscheaner gibt oder nicht. Und ich muss ehrlich sagen, dass es mir auch völlig sonstwo vorbeigeht.

Skeptiker hat folgendes geschrieben:
Einer öffentlichen Diskussion scheinen du und deinesgleichen nicht gewachsen zu sein.

Ich weiss nicht, wer "ich und meinesgleichen" sein sollen. Ehrlich gesagt ist es mir auch reichlich egal. Und eine "Debatte" findet hier ohnehin nicht statt. Von mir persönlich kannst du ohnehin halten, was immer du willst, und die Ansicht, meine Postings würden Übertragungen bzw. Fortsetzungen auf irgendwelche Nietzsche-Leser oder Nietzsche-Anhänger zulassen, stört mich ebenfalls nun wirklich in keinster Weise. Von mir aus kannst du von allem Beliebigen auf Nietzsches Anhänger schließen, du glaubst gar nicht, wie latte mir das ist. Obgleich mir deine inhaltlich so ziemlich jenseits jeglicher Realität liegende Rhetorik zeigt, dass ich mit meiner These, es würde sich hier um einen reinen Ego-Trip von dir und Peter H. handeln, voll ins Schwarze getroffen habe. "Ich und meinesgleichen", zu geil - und "meinesgleichen" sollen dann wahrscheinlich irgendwelche "Nietzscheaner" sein. Ich meine, nicht dass mich solche Identifizierungen irgendwie stören würden. Es stört mich ja auch nicht, wenn mich irgendwer als Evangelikalen oder als Scientologen oder als sonst irgendwas bezeichnet und ausgehend von meinem Verhalten irgendwelche Übertragungen auf entsprechende Leute vornimmt. Ich ziehe daraus höchstens Rückschlüsse auf den Geisteszustand desjenigen, der so verfährt - und auf Zustand und Zweck des jeweiligen Threads. Lachen
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44651

Beitrag(#890068) Verfasst am: 20.12.2007, 21:40    Titel: Re: Hatte Nietzsche und seine Auffassungen auch positive Seiten? Antworten mit Zitat

Hatte(n) Nietzsche und seine Auffassungen auch positive Seiten?

Ich habe bereits geschrieben, dass ich der Ansicht bin, dass eine Debatte hier in diesem Thread nicht zustande kommen wird. Ich habe mich daher gerade eben spontan entschieden, einmal eine andere Diskursform zu eröffnen, nämlich die des persönlichen Narrativs. Das heißt, ich werde zunächst einmal ein Bisschen was erzählen.

Zuerst einmal erzähle ich ein wenig von mir selbst: Wie ich schon sagte, sehe ich mich selbst in der Tat nicht mehr als Nietzscheaner, und wie mich irgendjemand anders diesbezüglich einschätzt, ist mir wirklich ziemlich gleichgültig. Allerdings war ich mal Nietzscheaner. Genauer gesagt hat mir Nietzsche nicht nur über eine psychisch ziemlich schwere Zeit geholfen, sondern er hat mich auch davor bewahrt, geistig in evangelikale Gefilde abzugleiten. In der Zeit, bevor ich auf Nietzsche traf, war ich nämlich in der Tat sehr christlich-religiös. Das war noch lange, bevor ich in dieses Forum kam, vielleicht zwei Jahre oder noch länger vorher. Nietzsche war vielleicht nicht der einzige Einfluss, aber doch einer der Einflüsse, die mich völlig von diesem Trip abbrachten. Und dafür bin ich ihm in gewisser Weise und trotz allem bis heute verbunden. Natürlich war ich damals noch sehr jung (ich muss so sechzehn oder siebzehn gewesen sein) und habe inzwischen mehr von und über Nietzsche gelernt, sodass ich vieles wieder relativieren musste. Heute sehe ich mich nicht mehr als Nietzscheaner. Und wie gesagt: Es steht euch frei, mich diesbezüglich anders einzuschätzen, nur ist mir das ziemlich latte.

Hatte(n) Nietzsche und seine Auffassungen auch positive Seiten? Das ist die Frage, die hier zum Diskurs stehen soll. Fragt sich da nicht zuerst: Positiv in welcher Hinsicht? Ich habe bereits geschrieben, dass ich der Ansicht bin, dass man Nietzsche nicht verstehen kann, solange man ihn nur sub specie Marx lesen kann. Das heißt nicht einmal, dass ich grundsätzlich etwas dagegen hätte, Nietzsche sub specie Marx zu lesen. Immerhin würde ich mich selbst in gewissem Sinne als Marxisten bezeichnen.

Gibt es nun etwas, das Nietzsche mir gegeben hat, und das ich bis heute behalten habe? Wenn ich schon so gefragt werde, würde ich sagen, dass sein Perspektivismus in mir die tiefe Einsicht hervorgebracht hat, dass die Dinge fast niemals nur aus einer Perspektive zu betrachten sind, sondern dass es fast immer mehrere Sichtweisen gibt (und natürlich hat Nietzsche selbst oft genug Dinge, die ihm unangenehm waren, einfach ausgeblendet, aber darauf kommt es erst einmal nicht an). Um das auf die Titelfrage zu übertragen: Ob Nietzsche auch positive Seiten hatte, hängt auch davon ab, wie man ihn liest. Hat man bereits ein vorgefertigtes Set an Werten, Kriterien und Kategorien, denen ein Autor gefälligst zu entsprechen hat? Vielleicht hat man das immer. Aber es ist dann vielleicht schwierig, Nietzsche zu verstehen. Die Art, wie Nietzsche hier teilweise auf ideologische Kategorien reduziert wird, zeigt auch, wie vernebelt der Blick diesbezüglich bereits ist. Wobei das kein Phänomen ist, das Nietzsche-Gegner allein betreffen würde: Nietzsche-Fans sind sehr oft ähnlich verblendet. Naja, dass man so mit ihm umgehen würde, hat er sogar selbst bereits prophezeiht.

Mit der Zeit habe ich dazugelernt, von und über Nietzsche, und ich bin heute kein Nietzscheaner mehr. Allerdings ist mir bewusst, dass man Nietzsche auf sehr viele verschiedene Weisen und unter sehr vielen verschiedenen Gesichtspunkten lesen kann und sein Werk sehr vielschichtig ist. Die von Skeptiker immer wieder getätigte Aussage, Nietzsches Werk sei "eigentlich" sehr einheitlich und natürlich auch "nur" auf eine mögliche Weise zu lesen, ist aus meiner Sicht dabei lediglich eine Strategie, um seinen eigenen egozentrisch-selbstdarstellerisch-ideologisch motivierten Feldzug zu rechtfertigen. Das heißt nicht, dass die These, es gäbe so etwas wie einen "roten Faden" in Nietzsches Lebenswerk, nicht diskutierenswert sei (denn ich bin im Gegenteil sogar der Ansicht, dass das in gewisser Weise der Fall ist). Aber nicht, wenn das so aufgezogen wird, dass es letztlich nur als Aufhänger für eine persönliche intellektuelle Vendetta dient. Nicht, dass ich etwas dagegen hätte, wenn jemand meint, im Sinne der "Aufklärung" oder aus sonst irgendwelchen Gründen Nietzsche-Bashing betreiben zu müssen, aber ich persönlich halte so eine Diskursform insgesamt schlichtweg für hirnlos.

Ich schrieb, dass man Nietzsche nicht verstehen könnte, solange man ihn nur sub specie Marx lesen kann. Allerdings ist auch das Umgekehrte der Fall, und das hat gewisse Gründe. Aus meiner Sicht sind Marx und Nietzsche, obwohl sehr verschieden, zwei Ausnahmedenker des neunzehnten Jahrhunderts (und es gibt aus meiner Sicht noch einen Dritten, aber den möchte ich hier aus gewissen Gründen außen vor lassen - wer mich kennt, weiss aber zumindest, dass es nicht Hegel ist). Es ist m.E. auch kein Zufall, dass sie diejenigen beiden Denker des neunzehnten Jahrhunderts waren, die das zwanzigste Jahrhundert am wesentlichsten denkerisch und gesellschaftlich vorprägen sollten. Marx und Nietzsche - in gewisser Weise bilden sie eine fast manichäische Dualität: Marx ist das Licht, Nietzsche die Dunkelheit - aber wie so oft können die Gegensätze unter bestimmten Umständen verwischen oder sich sogar völlig umkehren. Gerade bei solchen Dualismen ist das ja keine Seltenheit. zwinkern Und natürlich bin ich anderen Charakterisierungsvorschlägen gegenüber nach wie vor offen. Ich persönlich stehe, falls man das so sagen kann, derzeit doch eher auf der Seite von Marx und nicht auf der von Nietzsche. Ich habe meine Gründe dafür (und mein Glaube, dass die marxschen Analysen der bürgerlich-kapitalistischen Ökonomie und Gesellschaft weitestgehend in die richtige Richtung weisen, ist nur einer dieser Gründe). Dennoch finde ich orthodox-marxistisches Nietzsche-Bashing nach wie vor ungefähr genauso lächerlich wie unreflektierten Nietzsche-Kult. Davon abgesehen ist es doch eine Kuriosität, dass aus dem 19. Jahrhundert gerade diese beiden sehr extremen und sehr gegenteiligen Denker für das 20. Jahrhundert, zweifellos ein Jahrhundert der Extreme und Gegensätze, prägend waren. Ich für meinen Teil glaube, dass es für diese Dualität und auch für den Einfluss der beiden historische und auch philosophiehistorische Gründe gibt, aber das würde zumindest hier in diesem Thread dann doch zu weit führen.

Die Frage, ob Nietzsche und seine Auffassung auch positive Seiten hatten, ist damit natürlich immer noch nicht beantwortet. Wie also wäre sie zu beantworten? Es scheint sehr darauf anzukommen, was für ein "Satz-Universum" diese Frage aufspannt - also auch und insbesondere, wen sie als ihren Sender und ihren Empfänger bestimmt bzw. zu bestimmen sucht. Darum glaube ich, dass um diese Frage in diesem Thread in der Tat keine Debatte aufkommen wird. Und daher habe ich für dieses Posting andere Formen gewählt: narrative, essayistische, aber natürlich auch ein wenig polemische Formen. Ob das etwas nützt, wird sich zeigen.

Jedenfalls hoffe ich, dass Skeptiker und Peter H. nicht die einzigen sein werden, die diesen Beitrag zur Kenntnis nehmen. Ich denke, ihre Reaktion auf meinen Text ist in etwa abzusehen. Wenn es jedoch auch nur einen Forenuser hier gibt, der diesen Beitrag mit Interesse, Offenheit, oder sogar einem gewissen Verständnis für das, was ich sagen will, lesen kann und dem er Freude bereitet oder den er zum Fragen stellen anregen kann, dann wäre das Ziel dieses Beitrags erfüllt. Smilie
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Wolf
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Wohnort: Zuhause

Beitrag(#890098) Verfasst am: 20.12.2007, 22:31    Titel: Re: Hatte Nietzsche und seine Auffassungen auch positive Seiten? Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:

Jedenfalls hoffe ich, dass Skeptiker und Peter H. nicht die einzigen sein werden, die diesen Beitrag zur Kenntnis nehmen.

Sie sind nicht die einzigen.
Das war der längste Beitrag, den ich seit langem gelesen habe und es hat sich gelohnt:
Daumen hoch!
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Trish:(
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Tarvoc
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Beitrag(#890101) Verfasst am: 20.12.2007, 22:34    Titel: Re: Hatte Nietzsche und seine Auffassungen auch positive Seiten? Antworten mit Zitat

Wolf hat folgendes geschrieben:
Das war der längste Beitrag, den ich seit langem gelesen habe und es hat sich gelohnt: Daumen hoch!

Vielen Dank. Sehr glücklich
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pyrrhon
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Beiträge: 8770

Beitrag(#890115) Verfasst am: 20.12.2007, 22:55    Titel: Re: Hatte Nietzsche und seine Auffassungen auch positive Seiten? Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Jedenfalls hoffe ich, dass Skeptiker und Peter H. nicht die einzigen sein werden, die diesen Beitrag zur Kenntnis nehmen.

Lachen

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Ich denke, ihre Reaktion auf meinen Text ist in etwa abzusehen.

Sehe ich genauso.

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Wenn es jedoch auch nur einen Forenuser hier gibt, der diesen Beitrag mit Interesse, Offenheit, oder sogar einem gewissen Verständnis für das, was ich sagen will, lesen kann und dem er Freude bereitet oder den er zum Fragen stellen anregen kann, dann wäre das Ziel dieses Beitrags erfüllt. Smilie

Das Ziel Deines Beitrags ist erfüllt. Toller und lesenswerter Beitrag!
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
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Beitrag(#890122) Verfasst am: 20.12.2007, 23:04    Titel: Re: Hatte Nietzsche und seine Auffassungen auch positive Seiten? Antworten mit Zitat

pyrrhon hat folgendes geschrieben:
Das Ziel Deines Beitrags ist erfüllt. Toller und lesenswerter Beitrag!

Auch an dich vielen Dank. Sehr glücklich
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Kival
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Beitrag(#890346) Verfasst am: 21.12.2007, 03:53    Titel: Antworten mit Zitat

Ja, sehr interessant. Smilie
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atheist666
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Anmeldungsdatum: 17.02.2007
Beiträge: 8494

Beitrag(#890347) Verfasst am: 21.12.2007, 03:56    Titel: Antworten mit Zitat

Mal sehen, wann der erste Thread hier auftaucht: Hatte Hitler auch seine guten Seiten Mit den Augen rollen
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Yamato
Teeist



Anmeldungsdatum: 21.08.2004
Beiträge: 4548
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Beitrag(#890511) Verfasst am: 21.12.2007, 12:34    Titel: Antworten mit Zitat

Autobahn!!!
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Zumsel
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Anmeldungsdatum: 08.03.2005
Beiträge: 4667

Beitrag(#890518) Verfasst am: 21.12.2007, 12:39    Titel: Re: Hatte Nietzsche und seine Auffassungen auch positive Seiten? Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Ich habe bereits geschrieben, dass ich der Ansicht bin, dass man Nietzsche nicht verstehen kann, solange man ihn nur sub specie Marx lesen kann. Das heißt nicht einmal, dass ich grundsätzlich etwas dagegen hätte, Nietzsche sub specie Marx zu lesen.


Im Rahmen seiner Kritik der christlichen Moral ist es natürlich nicht verwunderlich, dass Nietzsche auch Tendenzen auseinander nahm, die sich in der marxistischen Ideologie wiederfinden. Das gilt etwa für seinen Widerwillen gegen die Verkleinerung des Lebens und die Banalisierung der Kultur durch die Proklamierung allgemeiner Mittelmäßigkeit, wie er etwa in Zarathustras Schreckensvision des "letzten Menschen" zum Ausdruck kommt. In Nietzsche allerdings einen Vordenker des Kapitalismus und Imperialismus zu sehen, wie das einige hier tun, ist geradezu grotesk. Es sei denn, man kennt und akzeptiert keine andere Philosophie bzw. Religion als die des dialektischen Materialismus. Aber unter solchen Voraussetzungen ist eh jede Diskussion überflüssig.

Wenn es einen roten Faden in Nietzsches Schriften gibt, ist es die Verachtung des "Herdentieres Mensch" und der Wille zur Selbsterkenntnis. Daher hätte er auch hiermit:

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Natürlich war ich damals noch sehr jung (ich muss so sechzehn oder siebzehn gewesen sein) und habe inzwischen mehr von und über Nietzsche gelernt, sodass ich vieles wieder relativieren musste. Heute sehe ich mich nicht mehr als Nietzscheaner.


kaum ein Problem gehabt. Man lese dazu nur mal die letzten Abschnitte des ersten Zarathustra-Teiles:

"Allein gehe ich nun, meine Jünger! Auch ihr geht nun davon und allein! So will ich es.

Wahrlich, ich rathe euch: geht fort von mir und wehrt euch gegen Zarathustra! Und besser noch: schämt euch seiner! Vielleicht betrog er euch.

Der Mensch der Erkenntniss muss nicht nur seine Feinde lieben, sondern auch seine Freunde hassen können.

Man vergilt einem Lehrer schlecht, wenn man immer nur der Schüler bleibt. Und warum wollt ihr nicht an meinem Kranze rupfen?

Ihr verehrt mich; aber wie, wenn eure Verehrung eines Tages umfällt? Hütet euch, dass euch nicht eine Bildsäule erschlage!

Ihr sagt, ihr glaubt an Zarathustra? Aber was liegt an Zarathustra! Ihr seid meine Gläubigen: aber was liegt an allen Gläubigen!

Ihr hattet euch noch nicht gesucht: da fandet ihr mich. So thun alle Gläubigen; darum ist es so wenig mit allem Glauben.

Nun heisse ich euch, mich verlieren und euch finden; und erst, wenn ihr mich Alle verleugnet habt, will ich euch wiederkehren."

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Marx ist das Licht, Nietzsche die Dunkelheit - aber wie so oft können die Gegensätze unter bestimmten Umständen verwischen oder sich sogar völlig umkehren.


Das verstehe ich nicht. Kannst du das näher ausführen?
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44651

Beitrag(#890527) Verfasst am: 21.12.2007, 12:49    Titel: Re: Hatte Nietzsche und seine Auffassungen auch positive Seiten? Antworten mit Zitat

Zumsel hat folgendes geschrieben:
Das verstehe ich nicht. Kannst du das näher ausführen?

Naja, diese Passage habe ich mehr oder weniger aus einer spontanen Intuition heraus geschrieben. So auf die Schnelle finde ich jetzt wohl keine guten Worte dafür.

Wie ich schon schrieb, halte ich Nietzsche und Marx für die beiden Denker des 19. Jahrhunderts, die die Gesellschaft des 20. Jahrhunderts am maßgeblichsten vorgeprägt haben, beide sowohl zum Guten als auch zum Schlechten. Ausgerechnet Marx als das Licht und Nietzsche als die Dunkelheit zu bezeichnen war ein intuitiver Einfall. Vielleicht hat er auch mit meiner derzeitigen Selbstpositionierung zu tun, ich weiss es nicht. Dass sich diese Gegensätze, falls es denn welche sind, nur allzu leicht in ihrer Polarität umkehren, sieht man daran, wie sich ein gewisser Marxismus z.B. auf Peter H. auswirkt. So gesehen könnte da ein gewisser Nietzscheanismus vielleicht sogar heilsam sein.
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Hornochse
Orthographiefetischist



Anmeldungsdatum: 22.07.2007
Beiträge: 8223
Wohnort: Bundeshauptstadt

Beitrag(#890626) Verfasst am: 21.12.2007, 15:14    Titel: Antworten mit Zitat

@Tarvoc: Vielen Dank für deinen Beitrag; ich freute mich wirklich, hier einmal wieder etwas derart reflektiertes und durchdachtes zu lesen.

Auch bei mir war es Nietzsches Perspektivismus, in enger Verbindung mit seiner Moralkritik, der mich davor bewahrte, in einer pathologischen Haltung zu verhaften - ich war nämlich auf dem besten Wege, ein eiserner Moralist (wenn auch kein christlicher) zu werden; und als solcher ist es anfangs nicht leicht, sich mit Nietzsche auseinanderzusetzen.
Doch wenn man noch empfänglich für Argumente ist und auch gewillt, sich diesen zu stellen, kann diese Lektüre durchaus etwas heilsames haben.

Was, vor allem, mir von Nietzsche bis heute geblieben ist, lässt sich in einem Halbsatz zusammenfassen:

Zitat:
[...]alles Unbedingte gehört in die Pathologie.

Jenseits von Gut und Böse; Sprüche und Zwischenspiele, 154

Und eben dieser Halbsatz muss, zwecks eine reflektierten Lektüre, ebenso auf Nietzsche selbst übertragen werden. Ansonsten läuft man umso mehr Gefahr, dieser, Nietzsches Werken zweifellos anhaftenden, Tendenz zur Polarisation zu verfallen und sich entweder blind verführen zu lassen oder den Blick abzuwenden, ohne das Wesentliche gesehen zu haben.

Um auf den Begriff "Nietzscheaner" zu sprechen zu kommen, ist Zumsels Zitat das wohl aufschlussreichste: Dem unpathologischen Nietzsche ist es nicht daran gelegen, willenlose Jünger zu finden - im Gegenteil: Was hier (und auch an anderen Stellen) gefordert wird, ist die kritische Distanz zu ihm - die er selbst am Ende verlor.
Ich würde sogar soweit gehen, zu behaupten, die Selbstbezeichnung "Nietzscheaner" wäre für Nietzsche selbst ein Synonym für Dummkopf gewesen.

Und insofern ist die Ausgangsfrage dieses Threads ebenso ungeeignet für eine Diskussion, wie es die Bezeichnung "Nietzscheaner" für eine Positionierung ist.
_________________
Alles könnte anders sein - und fast nichts kann ich ändern.

- Niklas Luhmann -
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44651

Beitrag(#890718) Verfasst am: 21.12.2007, 16:54    Titel: Antworten mit Zitat

Hornochse hat folgendes geschrieben:
Was, vor allem, mir von Nietzsche bis heute geblieben ist, lässt sich in einem Halbsatz zusammenfassen:
Zitat:
[...]alles Unbedingte gehört in die Pathologie.

Jenseits von Gut und Böse; Sprüche und Zwischenspiele, 154


Daumen hoch!
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Johnnyboy
Stück Scheiße



Anmeldungsdatum: 26.06.2005
Beiträge: 2562
Wohnort: Babylon

Beitrag(#890724) Verfasst am: 21.12.2007, 17:04    Titel: Antworten mit Zitat

Yamato hat folgendes geschrieben:
Autobahn!!!


Also das geht mal gar nicht! Mr. Green
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