bruno5551 registrierter User
Anmeldungsdatum: 19.11.2006 Beiträge: 76
Wohnort: Erde - leider
|
(#891477) Verfasst am: 22.12.2007, 23:02 Titel: |
|
|
Bynaus hat folgendes geschrieben: | @Raphael:
Zitat: | Und was meint Dein großer islamischer Führer mit seiner Forderung, den Israelis in Europa oder Nordamerika einen Staat zu gründen? |
Er ist nicht "mein" "grosser" islamischer "Führer". Nichts von dem. Ich verteidige ihn auch nicht. Ich sage bloss, dass wenn man mehr aus seinen Reden liest als die Schnipsel, die sich die Zeitungen gerne herauspicken, weil sich so eine gute Story machen lässt, dann sieht man, dass das oft nicht so gemeint ist wies gebracht wird. Was die Sache mit Europa / Nordamerika angeht, sagt Ahmadineschad sinngemäss: "Wenn die Europäer ein schlechtes Gewissen haben wegen dem, was sie den Juden angetan haben - warum gründen sie den Judenstaat dann nicht in Europa / Amerika? Warum muss ein anderes Volk (die Palästinenser) darunter leiden"?
@Konstrukt:
Zitat: | Die Geschichte Israels fängt nämlich mitnichten erst nach dem 2.Weltkrieg an. |
Das ist mir sehr wohl bekannt. Irgendwelche Ansprüche geltend zu machen, bloss weil man vor einigen Tausend Jahren da gelebt hat und einem der vorherige Kolonialstaat versprochen hat, in diesem Gebiet eine "nationale Heimstätte" zu gründen, finde ich aberwitzig. Menschen sind weltweit immer wieder migriert, es ist nicht so, dass die Juden damit allein wären. Wenn jede jemals vertriebene Bevölkerungsgruppe ihre Ansprüche von vor 1000 Jahren gelten machen dürfte - wo kämen wir dann hin? Das internationale Recht schiebt solchen Ansprüchen einen klaren Riegel (wenn auch willkürlich - aber irgendwo muss man ja ansetzen): Wer ein Gebiet 100 Jahre besitzt, dem gehört es (Grundlage des 99-jährigen Pachtvertrags, der dazu führte, dass Hong Kong und Macao an China zurück gegeben wurden).
@Sokrateer:
Zitat: | Das ist eine inkorrekte und total verzerrte Darstellung von etwa 70 Jahren Geschichte bis zum Sechstagekrieg 1967. |
Warum?
Zitat: | Lügst du, oder bist du nie auf die Idee gekommen, dich mich der Geschichte Israels zu befassen? |
Weder noch. Ich bin mir sehr wohl bewusst, dass hier die Empfindlichkeiten tief liegen, mit all der braunen Holocaustleugner-Scheisse, die immer wieder mal hochschwappt. Trotzdem, ich sehe nicht ein, warum man nicht versuchen dürfte, den Israel-Palästina-Konflikt objektiv zu betrachten, also so, als gehe es um irgend einen beliebigen Konflikt irgendwo auf der Welt zwischen irgendwelchen Bevölkerungsgruppen. Nur ein gerechter Friede wird die Situation in Israel-Palästina lösen können, und um zu erkennen, was der gerechte Friede ist, muss man alle selbstauferlegten ideologischen Scheuklappen ablegen.
Ich bin, muss ich anfügen, überhaupt kein Israelfeind. Israel ist die einzige freiheitliche Demokratie in dieser Region, die Israelis, die ich kennengelernt habe, sind offene, interessierte und sehr westliche Menschen. Ich würde ihnen einen Frieden wirklich gönnen. Sie können aber nun mal nichts dafür, dass sie in diesem Kolonialstaat zur Welt gekommen sind (gilt vorwiegend für die jüngere Generation), und es stellt sich die Frage: wie kommen wir von hier aus weiter? Wie kommen wir zu einer Lösung, die für beide Seiten akzeptabel ist? Wie Olmert sagte, wenn Israel versucht, die Palästinenser zu integrieren, wird es seine Identität (und damit vermutlich auch seine Stabilität, seinen gesellschaftlichen Frieden und womöglich auch seine Demokratie) verlieren. Natürlich wäre es wünschenswert, eine Demokratie für alle Bewohner der Region zu gestalten, aber diese kann nicht mehr dezidiert jüdisch sein - wenn das jedoch für die Israelis ein zwingendes Element ihres Staates, ihrer Identität ist, dann ist das einfach keine Option.
@nochmals Konstrukt:
Zitat: | Auch vergisst er dabei zu erwähnen warum dieser Staat mit Zustimmung und Resulotionen der UNO überhaupt wieder gegründet wurde. Die Frage der Grenzen und der Verstöße Israels gegen wiederum andere UNO-Resolutionen mag eine andere sein, die Frage der generellen Existenzberechtigung erschließt sich aber sehr wohl aus der Geschichte, nicht zuletzt der Geschichte des Holocaust. |
Es stimmt, dass eine Mehrheit der UNO für den Teilungsplan (Arabischer Staat, Jüdischer Staat, Jerusalem unter internationaler Verwaltung) gestimmt hat. Die Abstimmung geschah 33 Ja : 13 Nein, bei 10 Enthaltungen. Aber kein einziger arabischer Staat stimmte der Gründung zu - was dann direkt zum ersten Krieg führt.
Israels Existenzberechtigung ist völlig gegeben, sobald sie sich mit mit den vormaligen Einwohnern einvernehmlich arrangiert haben.
Wie sich die Gründung Israels auf fremdem, bewohntem (!) Territorium durch den Holocaust rechtfertigt, sehe ich allerdings nicht so ganz. Wie kann ein Massenmord an einer Volksgruppe, ganz generell gesprochen (könnte sich also auch auf, sagen wir, irgend eine Bevölkerungsgruppe in Afrika beziehen), die gewaltsame Installation eines Staates für diese Volksgruppe in einem Territorium rechtfertigen, in dem sie seit Jahrtausenden nicht mehr gelebt hat? |
Danke für diesen Text.
Die Geschichte Israel/Palästina ist wohl ein weiteres Beispiel der Geschichte dafür, wie Reich und Arm schon seit Jahrtausenden miteinander umgehen.
|
|
Uriziel Herpiderpi
Anmeldungsdatum: 22.12.2007 Beiträge: 1728
|
(#892125) Verfasst am: 23.12.2007, 23:39 Titel: |
|
|
pjakobs hat folgendes geschrieben: |
Mit Deinem Argument wäre auch die Unterdrückung der Kurden in der Türkei prima zu rechtfertigen, denn wer möchte schon mit der PKK unter einem Dach leben?
pj |
Guter Konter,
"aber"...
Es geht nicht gleich immer darum, das man für "Unterdrückung" ist, nur weil man im Staat mit der grösseren, militärischen Macht/Technologie ist.
Also ich möchte auch nicht mit Menschen zusammenleben, die Bomben bauen und Leute damit zerreissen, wenn ihnen mal etwas nicht passt...
Egal ob PKK oder Hisbollah oder Hamas oder sonstwer.
Manchmal ist die notfalls mit Gewalt gesicherte "Auseinanderhaltung" der Völker und Gesellschaften gar nicht so schlecht...
|
|