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Modernes Theater
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Xamanoth
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Anmeldungsdatum: 07.04.2006
Beiträge: 7962

Beitrag(#940538) Verfasst am: 23.02.2008, 23:45    Titel: Modernes Theater Antworten mit Zitat

Ich war gestern im Theater. Dantons Tod. Was persönlich mein absolutes Lieblingsstück an Literatur ist, weswegen ich sehr gespannt war.

Jedoch war ich entsetzt. Einige stellen waren ja gut gemacht, das die Plätze rings um die Bühne waren, und das man bei den parlamentarischen Debatten das Gefühlt hatte, diretk angesprochen zu werden, z.B. wo St Just einen Zuschauer anbrüllt "Sind sie auch gegen uns?'".

Interessant auch der Gedanke, das Stück umgekehrt chronologisch aufzuführen - also mit der letzten Szene, der Hinrichtung Dantons zu beginnen.

Das man bei einem Stück das aus so vielen Personen besteht, die nur in einer kurzen Szene auftreten, einfach mehrere Leute von dem selben Schauspieler spielen lässt, ist auch legitim.

Aber wieso:
- muss Robbespiere nach seiner tollen Rede "Venceremos - viva la revolution" rufen?
- Wieso muß Danton mittendring Zettel an die Zuschauer verteilen mit der Aussage "meldet euch bei mir - Georg.Danton@web.de?
- Wieso muß Danton in einer Liebesszene sagen "und jetzt gibt dir onkel danton noch einen Sabberschmatz", worauf er dem Mädchen Wasser ins Gesicht kippt, was eindeutig ein Anpissen darstellen soll?
- Wieso muß sich ein Schauspieler auf die Bühne stellen und rufen "ihr seid zu spät - Szene freies weld, nr 15?
- Wieso müssen Robbespierre und Danton mit Spielzeugpistolen aufeinander schießen?

Was haltet ihr von modernen Aufführungen? Ich bin eher für Werktreue, was mancher langweilig findet, also klassische, historische Kostüme. Ein Büchner oder Goethe ist auch aus sich heraus ohne künstliche Modernisierung von aktuellem wert.
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Zoff
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Anmeldungsdatum: 24.08.2006
Beiträge: 21668

Beitrag(#940542) Verfasst am: 23.02.2008, 23:50    Titel: Re: Modernes Theater Antworten mit Zitat

Xamanoth hat folgendes geschrieben:

Was haltet ihr von modernen Aufführungen? Ich bin eher für Werktreue, was mancher langweilig findet, also klassische, historische Kostüme. Ein Büchner oder Goethe ist auch aus sich heraus ohne künstliche Modernisierung von aktuellem wert.


Sehe ich genau so.
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Mario Hahna
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Anmeldungsdatum: 04.04.2005
Beiträge: 9607
Wohnort: München

Beitrag(#940543) Verfasst am: 23.02.2008, 23:50    Titel: Antworten mit Zitat

KRIEG DEM TERRorIsMUS
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Wer nichts weiß, glaubt alles.
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AdvocatusDiaboli
Öffentlicher Mobber



Anmeldungsdatum: 12.08.2003
Beiträge: 26397
Wohnort: München

Beitrag(#940547) Verfasst am: 23.02.2008, 23:59    Titel: Antworten mit Zitat

Mario Hahna hat folgendes geschrieben:
KRIEG DEM TERRorIsMUS


Bist du ein moderner Theaterautor?

Ich kann mit dem Theater eh nicht viel anfangen, bin Fernsehkind aus der Unterschicht. Was die Bürgersnobs sich in ihren Bildungshütten um die Ohren hauen, ging bisher an mir vorbei.
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Triggerwarnung: Der toxische Addi hat gepostet. Oh, zu spät, Sie haben das schon gelesen.
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Xamanoth
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Anmeldungsdatum: 07.04.2006
Beiträge: 7962

Beitrag(#940550) Verfasst am: 24.02.2008, 00:04    Titel: Antworten mit Zitat

Mario Hahna hat folgendes geschrieben:
KRIEG DEM TERRorIsMUS


Wer mir in den Arm fällt, während ich ein Geschoß führe, ist so, wie der, welcher das seinige gegen mich richtet.

Ihr sagt: Recht auf Selbstbestimmung, Recht auf Privatssphäre, Rechte für Migranten, Kriminelle, Terroristen.

Ich sage, Recht der Sicherheit, der Freiheit, dem Wohlstand. Und da grenzt linksliberales Gutmenschentum an Beihilfe zum Terror.

Werte ohne Recht sind ohne Substanz, Rechte ohne Werte sind ohne Sinn.

EURE WORTE RIECHEN NACH LEiICHEN!
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Der Spielverderber
..etwas verwirrt



Anmeldungsdatum: 22.07.2005
Beiträge: 1294

Beitrag(#940554) Verfasst am: 24.02.2008, 00:06    Titel: Antworten mit Zitat

Quatsch, Theater lebt indem es auf die Zeit reagiert und auch die Stücke wurden ja nicht zum Selbstzweck geschrieben. Historische Kostüme müssen dabei nicht im Sinne des Autors sein, die wollten damals schon mehr als nur eine nette Geschichte erzählen, sondern dem Publikum etwas vermitteln, darum gehts und das muss auch das Theater machen.
Da kann eine "Modernisierung" durchaus Sinn machen während originaltreue das Stück eher entstellt.
(im genannten Fall kann man sich darüber streiten, zugegeben^^)
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Iä! Iä! Allahu fhtagn!
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Zoff
registrierter User



Anmeldungsdatum: 24.08.2006
Beiträge: 21668

Beitrag(#940555) Verfasst am: 24.02.2008, 00:08    Titel: Antworten mit Zitat

AdvocatusDiaboli hat folgendes geschrieben:

Ich kann mit dem Theater eh nicht viel anfangen, bin Fernsehkind aus der Unterschicht. Was die Bürgersnobs sich in ihren Bildungshütten um die Ohren hauen, ging bisher an mir vorbei.


Ich gehe ganz gerne ins Theater, schon weil so ein live Erlebniss um Längen besser ist, als alles, was man auf einem Monitor sieht.
Was bitte hat das denn mit Snobismus zu tun?
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Xamanoth
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Anmeldungsdatum: 07.04.2006
Beiträge: 7962

Beitrag(#940559) Verfasst am: 24.02.2008, 00:16    Titel: Antworten mit Zitat

Der Spielverderber hat folgendes geschrieben:
Quatsch, Theater lebt indem es auf die Zeit reagiert und auch die Stücke wurden ja nicht zum Selbstzweck geschrieben. Historische Kostüme müssen dabei nicht im Sinne des Autors sein, die wollten damals schon mehr als nur eine nette Geschichte erzählen, sondern dem Publikum etwas vermitteln, darum gehts und das muss auch das Theater machen.

Kostüme an sich sind nicht das Problem. Wenn man aber einfach billige anspielungen auf die Neuzeit (Che oder Dutschke) meint in ein Stück bringen zu müssen, nur weil es um Revolution geht, oder wenn man einfach billigsten Klamauk in Stellen bringt, die eigentlich ernst und melancholisch sind, ist das einfach doof.


Zitat:
Da kann eine "Modernisierung" durchaus Sinn machen während originaltreue das Stück eher entstellt.
(im genannten Fall kann man sich darüber streiten, zugegeben^^)

So weit ich weiß war es im Theater bis zum Aufkommen des so genannten "epischen Theaters" durchaus üblich, klassische Kostüme zu tragen.
Büchner war zwar in vieler Hinsicht ein Modernist, aber diesbezüglich... naja.
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Der Spielverderber
..etwas verwirrt



Anmeldungsdatum: 22.07.2005
Beiträge: 1294

Beitrag(#940561) Verfasst am: 24.02.2008, 00:24    Titel: Antworten mit Zitat

Xamanoth hat folgendes geschrieben:
Der Spielverderber hat folgendes geschrieben:
Quatsch, Theater lebt indem es auf die Zeit reagiert und auch die Stücke wurden ja nicht zum Selbstzweck geschrieben. Historische Kostüme müssen dabei nicht im Sinne des Autors sein, die wollten damals schon mehr als nur eine nette Geschichte erzählen, sondern dem Publikum etwas vermitteln, darum gehts und das muss auch das Theater machen.

Kostüme an sich sind nicht das Problem. Wenn man aber einfach billige anspielungen auf die Neuzeit (Che oder Dutschke) meint in ein Stück bringen zu müssen, nur weil es um Revolution geht, oder wenn man einfach billigsten Klamauk in Stellen bringt, die eigentlich ernst und melancholisch sind, ist das einfach doof.


Zitat:
Da kann eine "Modernisierung" durchaus Sinn machen während originaltreue das Stück eher entstellt.
(im genannten Fall kann man sich darüber streiten, zugegeben^^)

So weit ich weiß war es im Theater bis zum Aufkommen des so genannten "epischen Theaters" durchaus üblich, klassische Kostüme zu tragen.
Büchner war zwar in vieler Hinsicht ein Modernist, aber diesbezüglich... naja.

Volle zustimmung!
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AdvocatusDiaboli
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Anmeldungsdatum: 12.08.2003
Beiträge: 26397
Wohnort: München

Beitrag(#940564) Verfasst am: 24.02.2008, 00:38    Titel: Antworten mit Zitat

Zoff hat folgendes geschrieben:
AdvocatusDiaboli hat folgendes geschrieben:

Ich kann mit dem Theater eh nicht viel anfangen, bin Fernsehkind aus der Unterschicht. Was die Bürgersnobs sich in ihren Bildungshütten um die Ohren hauen, ging bisher an mir vorbei.


Ich gehe ganz gerne ins Theater, schon weil so ein live Erlebniss um Längen besser ist, als alles, was man auf einem Monitor sieht.
Was bitte hat das denn mit Snobismus zu tun?


Naja, die Bezeichnung "Snobs" ist ein bisserl frech zwinkern Theater sind ein Ort sozialer Distinktion. Wer ins Theater geht, hebt sich bewußt oder unbewußt ab von der breiten Masse, die keinen Bezug zur Kunstform Theater hat - Theater werden mit höherer Bildung und einem feineren, besseren Lebensstil assoziiert. Theatergänger erzielen dadurch einen Gewinn an sozialem Status. Je moderner und avantgardistischer das Theater, umso stärker ist die Abgrenzung zu fernsehmedial geprägten Milieus. Zu Shakespeares Zeiten war das noch ganz anders, da ging Hinz und Kunz ins Theater und entsprechend derb war das Publikum. Im 18./19. Jahrhundert, mit Aufkommen des Bildungsbürgertums, wurden die Theater zunehmend elitärer und verschlossen sich dem einfachen Volk.
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jdf
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Anmeldungsdatum: 30.05.2007
Beiträge: 25579
Wohnort: Nekropole E|B

Beitrag(#940585) Verfasst am: 24.02.2008, 01:52    Titel: Antworten mit Zitat

Ich muss gestehen, dass ich mit dem modernen Theater auch so meine Schwierigkeiten habe. Genauer: Ich habe Schwierigkeiten mit der Dekonstruktion von Stücken, mit der Aneinanderreihung von einzelnen Szene, die (zwar wohl nur scheinbar) nichts miteinander zu tun haben. Mit Aufführungen von Klassikern, die man nur versteht, wenn man den Klassiker kennt, weil sie bis zur Unkenntlichkeit zerfetzt sind. Wobei der Dekonstruktivismus inzwischen afaik nicht mehr so angesagt ist.

Wichtig sind heutige Autoren, heutige Stücke, denke ich. Die sind wohl aber kaum allzu zugkräftig, um die Theater voll zu kriegen. (Ich muss auch gestehen, dass ich kein Theatergänger mehr bin.)

Gut, viele alte Stücke sind "aktueller denn je", wie die Kritik es gern formuliert, trotzdem mag ich es, wenn ich so etwas wie Handlung oder Sinn erkennen kann, wenn ich verstehe, was auf der Bühne passiert. Wobei ich den Wert zB des Absurden oder des Komplexen hier nicht in Abrede stellen will. Kasperletheater muss es nun auch nicht sein. zwinkern
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pewe
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Anmeldungsdatum: 20.01.2008
Beiträge: 3377

Beitrag(#940587) Verfasst am: 24.02.2008, 01:56    Titel: Antworten mit Zitat

AdvocatusDiaboli hat folgendes geschrieben:
Zoff hat folgendes geschrieben:
AdvocatusDiaboli hat folgendes geschrieben:

Ich kann mit dem Theater eh nicht viel anfangen, bin Fernsehkind aus der Unterschicht. Was die Bürgersnobs sich in ihren Bildungshütten um die Ohren hauen, ging bisher an mir vorbei.


Ich gehe ganz gerne ins Theater, schon weil so ein live Erlebniss um Längen besser ist, als alles, was man auf einem Monitor sieht.
Was bitte hat das denn mit Snobismus zu tun?


Naja, die Bezeichnung "Snobs" ist ein bisserl frech zwinkern Theater sind ein Ort sozialer Distinktion. Wer ins Theater geht, hebt sich bewußt oder unbewußt ab von der breiten Masse, die keinen Bezug zur Kunstform Theater hat - Theater werden mit höherer Bildung und einem feineren, besseren Lebensstil assoziiert. Theatergänger erzielen dadurch einen Gewinn an sozialem Status. Je moderner und avantgardistischer das Theater, umso stärker ist die Abgrenzung zu fernsehmedial geprägten Milieus. Zu Shakespeares Zeiten war das noch ganz anders, da ging Hinz und Kunz ins Theater und entsprechend derb war das Publikum. Im 18./19. Jahrhundert, mit Aufkommen des Bildungsbürgertums, wurden die Theater zunehmend elitärer und verschlossen sich dem einfachen Volk.


Ich denke das dürfte für die 60er Jahre zutreffen.
Wenn ich mir die Eintrittspreise anschaue, ist es sogar billiger in die Oper zu gehen, als ins Kino. (z.B. Opernhaus Kassel 8 -30€)
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Zoff
registrierter User



Anmeldungsdatum: 24.08.2006
Beiträge: 21668

Beitrag(#940589) Verfasst am: 24.02.2008, 02:08    Titel: Antworten mit Zitat

AdvocatusDiaboli hat folgendes geschrieben:

Naja, die Bezeichnung "Snobs" ist ein bisserl frech zwinkern Theater sind ein Ort sozialer Distinktion. Wer ins Theater geht, hebt sich bewußt oder unbewußt ab von der breiten Masse, die keinen Bezug zur Kunstform Theater hat - Theater werden mit höherer Bildung und einem feineren, besseren Lebensstil assoziiert. Theatergänger erzielen dadurch einen Gewinn an sozialem Status. Je moderner und avantgardistischer das Theater, umso stärker ist die Abgrenzung zu fernsehmedial geprägten Milieus. Zu Shakespeares Zeiten war das noch ganz anders, da ging Hinz und Kunz ins Theater und entsprechend derb war das Publikum. Im 18./19. Jahrhundert, mit Aufkommen des Bildungsbürgertums, wurden die Theater zunehmend elitärer und verschlossen sich dem einfachen Volk.


Inwiefern erziele ich den einen höheren sozialen Status, wenn ich ins Theater gehe? Wer sieht's denn und wen interessiert's?
Und teurer als Kino ist es ja auch nicht.
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Jolesch
Freund des kleineren Übels



Anmeldungsdatum: 11.07.2004
Beiträge: 7390
Wohnort: Omicron Persei VIII

Beitrag(#940620) Verfasst am: 24.02.2008, 09:16    Titel: Antworten mit Zitat

Xamanoth hat folgendes geschrieben:
Der Spielverderber hat folgendes geschrieben:
Quatsch, Theater lebt indem es auf die Zeit reagiert und auch die Stücke wurden ja nicht zum Selbstzweck geschrieben. Historische Kostüme müssen dabei nicht im Sinne des Autors sein, die wollten damals schon mehr als nur eine nette Geschichte erzählen, sondern dem Publikum etwas vermitteln, darum gehts und das muss auch das Theater machen.

Kostüme an sich sind nicht das Problem. Wenn man aber einfach billige anspielungen auf die Neuzeit (Che oder Dutschke) meint in ein Stück bringen zu müssen, nur weil es um Revolution geht, oder wenn man einfach billigsten Klamauk in Stellen bringt, die eigentlich ernst und melancholisch sind, ist das einfach doof.


Oft scheint mir, dass Regisseure, die zu untalentiert sind um ein eigenes taugliches Stück zu schreiben, sich gerne am Werk anderer vergehen. Unvergessen ist mir eine Inszenierung von Schillers "Die Räuber", in der die Räuber Neonazis sind, die dann von einem Polizeihubschrauber gejagt werden...
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Storm by Tim Minchin
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Jolesch
Freund des kleineren Übels



Anmeldungsdatum: 11.07.2004
Beiträge: 7390
Wohnort: Omicron Persei VIII

Beitrag(#940621) Verfasst am: 24.02.2008, 09:18    Titel: Antworten mit Zitat

Zoff hat folgendes geschrieben:
AdvocatusDiaboli hat folgendes geschrieben:

Naja, die Bezeichnung "Snobs" ist ein bisserl frech zwinkern Theater sind ein Ort sozialer Distinktion. Wer ins Theater geht, hebt sich bewußt oder unbewußt ab von der breiten Masse, die keinen Bezug zur Kunstform Theater hat - Theater werden mit höherer Bildung und einem feineren, besseren Lebensstil assoziiert. Theatergänger erzielen dadurch einen Gewinn an sozialem Status. Je moderner und avantgardistischer das Theater, umso stärker ist die Abgrenzung zu fernsehmedial geprägten Milieus. Zu Shakespeares Zeiten war das noch ganz anders, da ging Hinz und Kunz ins Theater und entsprechend derb war das Publikum. Im 18./19. Jahrhundert, mit Aufkommen des Bildungsbürgertums, wurden die Theater zunehmend elitärer und verschlossen sich dem einfachen Volk.


Inwiefern erziele ich den einen höheren sozialen Status, wenn ich ins Theater gehe? Wer sieht's denn und wen interessiert's?
Und teurer als Kino ist es ja auch nicht.


Red dich nicht raus, gebildeter Bürger, du! Du konsumierst Kultur! und verstehst einen Teil davon auch noch! Damit spukst du dem Proletariat ins Gesicht! Entweder du setzt dich sofort vor den Fernseher und schaust 3 Stunden DSDS oder du wirst nach der Revolution als intellektuelles Schwein an die Wand gestellt! komm her kleiner
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Storm by Tim Minchin
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Zumsel
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Anmeldungsdatum: 08.03.2005
Beiträge: 4667

Beitrag(#940688) Verfasst am: 24.02.2008, 13:52    Titel: Antworten mit Zitat

Zoff hat folgendes geschrieben:
AdvocatusDiaboli hat folgendes geschrieben:

Naja, die Bezeichnung "Snobs" ist ein bisserl frech ;) Theater sind ein Ort sozialer Distinktion. Wer ins Theater geht, hebt sich bewußt oder unbewußt ab von der breiten Masse, die keinen Bezug zur Kunstform Theater hat - Theater werden mit höherer Bildung und einem feineren, besseren Lebensstil assoziiert. Theatergänger erzielen dadurch einen Gewinn an sozialem Status. Je moderner und avantgardistischer das Theater, umso stärker ist die Abgrenzung zu fernsehmedial geprägten Milieus. Zu Shakespeares Zeiten war das noch ganz anders, da ging Hinz und Kunz ins Theater und entsprechend derb war das Publikum. Im 18./19. Jahrhundert, mit Aufkommen des Bildungsbürgertums, wurden die Theater zunehmend elitärer und verschlossen sich dem einfachen Volk.


Inwiefern erziele ich den einen höheren sozialen Status, wenn ich ins Theater gehe? Wer sieht's denn und wen interessiert's?
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Auf dem Weg zur Oper traf ich neulich einen Bekannten, der, als ich ihm mein Fahrziel nannte, völlig irritert fragte: "Wie? Alleine? Und in Freizeitklamotten?" Der wollte auch kaum glauben, dass sich auf den billigen Plätzen durchaus Studenten finden lassen, die einfach nur der Musik wegen ins Opernhaus kommen und anschließend nicht etwa zum Hummeressen gehen, sondern in der nächsten Kneipe ein Bier trinken.
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Reza
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Anmeldungsdatum: 10.09.2006
Beiträge: 4188

Beitrag(#940732) Verfasst am: 24.02.2008, 15:23    Titel: Antworten mit Zitat

jdf hat folgendes geschrieben:
Kasperletheater muss es nun auch nicht sein. zwinkern


Das ist es, wenn es schlecht gemacht ist.
Dabei kommt es aber nicht darauf an, ob es sich um Klassiker oder neue Stücke handelt, verhunzen kann man alles.

Ich habe "Lysistrata" als Bauernschwank gesehen, obwohl das Stück von Text und ablauf her kaum modernisiert war, und die Dreigroschenoper italienisch schallend.
Da kann es einen freilich gruseln, aber schlechte RegisseurInnen, oder auch nur mal völlig danebenhauen, oder eben keine passenden Leute an kleinen Bühnen, das sagt ja nichts über das Theater an sich aus.

Die Zeit der großen Experimente ist ja ohnehin längst vorbei, klassische Stücke ganz klasisch sieht man auch genug, Opern sowieso.

Die meisten Häuser pflegen vorwiegend das Standardrepertoire und wagen sich aus Finanzgründen nicht oft an Neues, weil sie halt davon ausgehen, dass dafür das Publikum fehlt, und sie mittlerweile kostendeckend arbeiten müssen.

Es gehen halt mehr Ältere hin, als ganz Junge.
Um die Jungen davon zu überzeugen, dass Theater, gar die Oper recht kurzweilig und unterhaltsam sein kann, dafür muss man schon mehr tun als das meist getan wurde, die letzten Jahrzehnte.

Gibt es sowas wie "Theater der Jugend" eigentlich noch überall?
Das waren billige Abos, die über die Schule verkauft wurden.
Die haben wir recht fleissig in Anspruch genommen, allerdings, nicht nur, weil wir so kulturbeflissen waren, sondern weil wir da auch hin durften, und danach dann auch mal in die Kneipe, bis 22.00 Uhr, schon unter 16, Alkohol haben wir übrigens immer gekriegt, ohne jedes Problem, allerdings, so wahnsinnig viel kann man in einer oder max. zwei Stunden ja auch nicht saufen, wenn man sich auf Wein oder Bier beschränkt.

Wir mussten die Gelegenheiten nutzen, wir hatten ja sonst nichts Auf den Arm nehmen
So einfach ist es heute nicht mehr, die Jugend an die "höhere Kultur" heranzuführen. Saufgelage
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Peter H.
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Anmeldungsdatum: 24.06.2007
Beiträge: 9751

Beitrag(#940833) Verfasst am: 24.02.2008, 19:24    Titel: Antworten mit Zitat

Modernes Theater ist oftmals absurdes Theater! Sinnvolle inhaltliche Botschaften sind nicht immer erkennbar. Oft ist es ein Art Warten auf Godot! Lachen
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AdvocatusDiaboli
Öffentlicher Mobber



Anmeldungsdatum: 12.08.2003
Beiträge: 26397
Wohnort: München

Beitrag(#940841) Verfasst am: 24.02.2008, 19:36    Titel: Antworten mit Zitat

Jolesch hat folgendes geschrieben:
Zoff hat folgendes geschrieben:
AdvocatusDiaboli hat folgendes geschrieben:

Naja, die Bezeichnung "Snobs" ist ein bisserl frech zwinkern Theater sind ein Ort sozialer Distinktion. Wer ins Theater geht, hebt sich bewußt oder unbewußt ab von der breiten Masse, die keinen Bezug zur Kunstform Theater hat - Theater werden mit höherer Bildung und einem feineren, besseren Lebensstil assoziiert. Theatergänger erzielen dadurch einen Gewinn an sozialem Status. Je moderner und avantgardistischer das Theater, umso stärker ist die Abgrenzung zu fernsehmedial geprägten Milieus. Zu Shakespeares Zeiten war das noch ganz anders, da ging Hinz und Kunz ins Theater und entsprechend derb war das Publikum. Im 18./19. Jahrhundert, mit Aufkommen des Bildungsbürgertums, wurden die Theater zunehmend elitärer und verschlossen sich dem einfachen Volk.


Inwiefern erziele ich den einen höheren sozialen Status, wenn ich ins Theater gehe? Wer sieht's denn und wen interessiert's?
Und teurer als Kino ist es ja auch nicht.


Red dich nicht raus, gebildeter Bürger, du! Du konsumierst Kultur! und verstehst einen Teil davon auch noch! Damit spukst du dem Proletariat ins Gesicht! Entweder du setzt dich sofort vor den Fernseher und schaust 3 Stunden DSDS oder du wirst nach der Revolution als intellektuelles Schwein an die Wand gestellt! komm her kleiner


Nicht doch. Das Proletariat sitzt bald in den Theatern und die Bürger müssen zur Strafe das anschauen, was sie dem Proletariat jahrzehntelang vorgesetzt haben... zwinkern
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Porphyroeides
Schatten



Anmeldungsdatum: 21.02.2008
Beiträge: 2022
Wohnort: Heidelberg

Beitrag(#940909) Verfasst am: 24.02.2008, 21:18    Titel: Antworten mit Zitat

Nun, in jeder Aufführung eines Theaterstücks steckt immer eine gewisse Interpretation durch Regisseur und auch Schauspieler; wenn das Stück modernisiert wurde, ist dies natürlich besonders deutlich. Aber ich würde nicht pauschal zustimmen, dass solche Inszenierungen grundsätzlich "schlechter" als möglichst werkgetreue sind. Es gibt zweifelsfrei auch absolut uninspirierte klassische Aufführungen, das ist nicht unbedingt ausschlaggebend für die Qualität.

Es kommt aufs Gesamtbild an. Eine einzelne Szene, die man unpassend umgesetzt findet, wird man leicht finden, aber es kommt darauf an, ob es wirklich im Ganzen "verschandelt" ist. So z.B. finde ich den Einbau von Klamauk an einzelnen Stellen ertragbar, solange es nicht das komplette Stück zerstört (d.h. zu penetrant, zu oft auftaucht).

jdf hat folgendes geschrieben:
Ich habe Schwierigkeiten mit der Dekonstruktion von Stücken, mit der Aneinanderreihung von einzelnen Szene, die (zwar wohl nur scheinbar) nichts miteinander zu tun haben. Mit Aufführungen von Klassikern, die man nur versteht, wenn man den Klassiker kennt, weil sie bis zur Unkenntlichkeit zerfetzt sind.

Allerdings muss ich dem insoweit zustimmen, als dass ein modernisiertes Stück mitunter recht schwer einzuschätzen ist, wenn man das Original nicht kennt - das ist mir z.B. mal bei den "Räubern" so passiert. Kennt man es jedoch, finde ich es interessanter, eine modernisierte Variante zu sehen, vor allem, wenn sie gelungen ist.

Billige Anspielungen auf die Neuzeit stören mich auch (bei den "Räubern" waren es bei mir Anspielungen auf Hartz IV, keine Neonazis), aber die Beispiele aus dem ersten Beitrag sehe ich nicht so kritisch, wobei ich allerdings zugeben muss, dass Stück nicht zu kennen. Sonst würde ich es vielleicht etwas anders bewerten.
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Peter H.
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Anmeldungsdatum: 24.06.2007
Beiträge: 9751

Beitrag(#940921) Verfasst am: 24.02.2008, 21:31    Titel: Antworten mit Zitat

Das epische Theater gilt es zu reaktivieren!!
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Surata
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Anmeldungsdatum: 29.03.2005
Beiträge: 17383

Beitrag(#940922) Verfasst am: 24.02.2008, 21:32    Titel: Antworten mit Zitat

Peter H. hat folgendes geschrieben:
Das epische Theater gilt es zu reaktivieren!!


Das gibt es noch, nennt sich heute nur supercouple.
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Peter H.
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Anmeldungsdatum: 24.06.2007
Beiträge: 9751

Beitrag(#940925) Verfasst am: 24.02.2008, 21:35    Titel: Antworten mit Zitat

Im Sinne Brechts? Und wie ist es überhaupt gewichtet? Wohl eher ein Schattendasein?!
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Surata
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Anmeldungsdatum: 29.03.2005
Beiträge: 17383

Beitrag(#940931) Verfasst am: 24.02.2008, 21:36    Titel: Antworten mit Zitat

Peter H. hat folgendes geschrieben:
Im Sinne Brechts? Und wie ist es überhaupt gewichtet? Wohl eher ein Schattendasein?!


Sehr im Sinne Brechts. "Brechts ned auseinander, bevor ihr ned an Vertrag mit der Boulevardpresse über die Preise der Fotos in der Tasche habts".
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Zoff
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Anmeldungsdatum: 24.08.2006
Beiträge: 21668

Beitrag(#940934) Verfasst am: 24.02.2008, 21:39    Titel: Antworten mit Zitat

Surata hat folgendes geschrieben:
Peter H. hat folgendes geschrieben:
Im Sinne Brechts? Und wie ist es überhaupt gewichtet? Wohl eher ein Schattendasein?!


Sehr im Sinne Brechts. "Brechts ned auseinander, bevor ihr ned an Vertrag mit der Boulevardpresse über die Preise der Fotos in der Tasche habts".
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Xamanoth
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Anmeldungsdatum: 07.04.2006
Beiträge: 7962

Beitrag(#940940) Verfasst am: 24.02.2008, 21:50    Titel: Antworten mit Zitat

Peter H. hat folgendes geschrieben:
Das epische Theater gilt es zu reaktivieren!!

Langweilig.
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Peter H.
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Anmeldungsdatum: 24.06.2007
Beiträge: 9751

Beitrag(#940970) Verfasst am: 24.02.2008, 22:19    Titel: Antworten mit Zitat

Xamanoth hat folgendes geschrieben:

Langweilig.


Theater sollte mehr als bloße Zerstreuung oder Erbauung sein, es dient vielmehr zur Aufklärung, so wie es auch einst z.B. Lessing, Goethe, Schiller u.a. beabsichtigten.
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Beiträge: 7962

Beitrag(#940995) Verfasst am: 24.02.2008, 22:47    Titel: Antworten mit Zitat

Peter H. hat folgendes geschrieben:
Xamanoth hat folgendes geschrieben:

Langweilig.


Theater sollte mehr als bloße Zerstreuung oder Erbauung sein, es dient vielmehr zur Aufklärung, so wie es auch einst z.B. Lessing, Goethe, Schiller u.a. beabsichtigten.

Ja. Und Lessing Goethe, Schiller Shakespear und auch Büchner schaffen es trotzdem mitzureißen und Spannung aufbringen zu haben, strotzen vor Sprachwitz und Geist, während Brecht von wenigen Ausnahmen abgesehen schlicht langweilig und ininteressant ist.
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Peter H.
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Beiträge: 9751

Beitrag(#940998) Verfasst am: 24.02.2008, 22:52    Titel: Antworten mit Zitat

Was soll z.B. an der Dreigroschenoper langweilig sein?
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Xamanoth
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Anmeldungsdatum: 07.04.2006
Beiträge: 7962

Beitrag(#941003) Verfasst am: 24.02.2008, 23:00    Titel: Antworten mit Zitat

Peter H. hat folgendes geschrieben:
Was soll z.B. an der Dreigroschenoper langweilig sein?

Ich sagte doch bis auf Ausnahmen. Interessant bei Brecht sind:
- Baal
- die Dreigroschenoper
- Galileo
- Das Verhör des Lukullus

Den anderen Werken (und ich habe alle Dramen mindestens angelesen) habe ich nichts abgewinnen können.
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