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Peter H. dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 24.06.2007 Beiträge: 9751
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(#941010) Verfasst am: 24.02.2008, 23:09 Titel: |
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Mutter Courage, auch ein recht lohnendes Theaterstück.
Brecht besass recht viel Humor und ein gerütteltes Mass an Ironie!
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tillich (epigonal) hat Spaß
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 22316
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(#941448) Verfasst am: 25.02.2008, 14:53 Titel: |
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Xamanoth hat folgendes geschrieben: | Wenn man aber einfach billige anspielungen auf die Neuzeit (Che oder Dutschke) meint in ein Stück bringen zu müssen, nur weil es um Revolution geht, oder wenn man einfach billigsten Klamauk in Stellen bringt, die eigentlich ernst und melancholisch sind, ist das einfach doof. |
Hmm. Ich kann dein Unbehagen, wenn ich mir ein paar Sachen vorstelle, nachvollziehen, aaaber ... ich glaube, ich habe eher Probleme mit "billig" als mit "Anspielungen auf die Neuzeit" bzw. Klamauk. Will sagen: Versuche, ein Stück auch mit der heutigen Situation in Verbindung zu setzen, finde ich völlig legitim, ebenso wie Versuche, Pathos auch mal durch Klamauk zu brechen. Es sollte allerdings gut gemacht sein ... und wenn einem nix Gutes einfällt, sollte der Regisseur tatsächlich lieber "klassisch" aufführen, als "billiges" reinzupappen, nur damit auch was "Originelles" in der Aufführung ist.
Ist ähnlich wie mit Verleihbüchern: "Wagen Sie es bloß nicht, Anmerkungen reinzuschreiben - es sei denn, sie sind intelligent!" Und ebenso habe ich gegen "intelligente Anmerkungen" in Theateraufführungen nichts einzuwenden.
(Ach, und deine Abneigung gegen Brecht kann ich auch nicht teilen. Da sind gute Sachen dabei.)
_________________ "YOU HAVE TO START OUT LEARNING TO BELIEVE THE LITTLE LIES." -- "So we can believe the big ones?" -- "YES."
(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
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Peter H. dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 24.06.2007 Beiträge: 9751
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(#941788) Verfasst am: 25.02.2008, 19:21 Titel: |
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In der spätbürgerlichen Gesellschaft gibt es das absurde Theater, hierzu passt dann auch wohl der Klamauk. (sehr viel mehr scheint ja wohl nicht mehr möglich zu sein)
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Reza dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 10.09.2006 Beiträge: 4188
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(#941889) Verfasst am: 25.02.2008, 21:02 Titel: |
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Peter H. hat folgendes geschrieben: | In der spätbürgerlichen Gesellschaft gibt es das absurde Theater, hierzu passt dann auch wohl der Klamauk. (sehr viel mehr scheint ja wohl nicht mehr möglich zu sein) |
Soll das nun eine irgendwie "linke" Aussage sein?
Meine Güte!
Allerdings hat es auch Teilen der Linken schon immer daran gemangelt das Absurde in der Welt zu erkennen, geschweige denn ihre eigene Absurdität anzuerkennen.
Die kriegt man mit einfachen Merksätzen freilich nicht aus der Welt, mag man stehen, wo man will.
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Peter H. dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 24.06.2007 Beiträge: 9751
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(#941949) Verfasst am: 25.02.2008, 22:26 Titel: |
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So sei denn noch ergänzend Folgendes angemerkt: Das absurde Theater zeichnet sich dadurch aus, dass es oftmals eine ausweglose Situation darstellt. Die Verkümmerung und Destruktion menschlichen Seins wird ins Blickfeld gerückt. Dies geschieht meist parabelhaft oder abstrakt.
Alles ist mehr oder weniger sowohl geschichts, - als auch gesellschaftsentrückt. Die Sprache drückt dies in Form von Sinnentleerung aus.
Es tauchen auf Situationen wie Warten und Entfremdung, mal gegen sich selbst, mal gegenüber der Umwelt bzw. den Mitmenschen. Eine Kommunikation sucht man vergeblich.
Angst ist häufig präsent.
Da eine gesellschaftliche Veränderung von den Protagonisten weder erkannt noch angestrebt wird, verbleibt alles in einer aussichtslosen Situation, die Akteure befinden sich in einer Sackgasse, aus der sie nicht herausfinden. Eine gewisse Dekadenz überzieht das Geschehen.
Die Schöpfer des absurden Theaters vermögen uns keine Perspektive zu vermitteln, daher sind sie unbrauchbar und fruchtlos. Sie sind gewissermaßen ein Spiegelbild des Spätkapitalismus. In der Art eines Zerrspiegels präsentieren sie uns die spätbürgerliche Realität. Diese Realität hat Risse wie der Zerrspiegel auch, ohne dass dies Konsequenzen hätte.
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Critic oberflächlich
Anmeldungsdatum: 22.07.2003 Beiträge: 16365
Wohnort: Arena of Air
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(#942048) Verfasst am: 26.02.2008, 02:25 Titel: |
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Peter H. hat folgendes geschrieben: | Modernes Theater ist oftmals absurdes Theater! Sinnvolle inhaltliche Botschaften sind nicht immer erkennbar. Oft ist es ein Art Warten auf Godot! |
*blödel* Wobei mir einfällt, daß ich auch schonmal den Godot gespielt habe. Ich habe gute Kritiken gekriegt .
_________________ "Die Pentagon-Gang wird in der Liste der Terrorgruppen geführt"
Dann bin ich halt bekloppt.
"Wahrheit läßt sich nicht zeigen, nur erfinden." (Max Frisch)
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DeHerg nun schon länger Ranglos
Anmeldungsdatum: 28.04.2007 Beiträge: 6525
Wohnort: Rostock
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(#942063) Verfasst am: 26.02.2008, 04:24 Titel: |
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Peter H. hat folgendes geschrieben: |
Da eine gesellschaftliche Veränderung von den Protagonisten weder erkannt noch angestrebt wird, verbleibt alles in einer aussichtslosen Situation, die Akteure befinden sich in einer Sackgasse, aus der sie nicht herausfinden. Eine gewisse Dekadenz überzieht das Geschehen.
Die Schöpfer des absurden Theaters vermögen uns keine Perspektive zu vermitteln, daher sind sie unbrauchbar und fruchtlos. | du erwartest von Kunst tatsächlich das es dir die Lösung auch noch vorschreibt?
_________________ Haare spalten ist was für Grobmotoriker
"Leistung muss sich wieder lohnen"<--purer Sozialismus
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Peter H. dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 24.06.2007 Beiträge: 9751
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(#942091) Verfasst am: 26.02.2008, 09:53 Titel: |
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Nicht unbedingt Lösungen, wohl aber Auswege
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Telliamed registrierter User
Anmeldungsdatum: 05.03.2007 Beiträge: 5125
Wohnort: Wanderer zwischen den Welten
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(#942113) Verfasst am: 26.02.2008, 10:45 Titel: |
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@Xamanoth
Zitat: | Ich war gestern im Theater. Dantons Tod. Was persönlich mein absolutes Lieblingsstück an Literatur ist, weswegen ich sehr gespannt war. |
Die Aufführungspraxis müsste sich auf die jeweilige Stimmungslage im Land oder in der Stadt einstellen. Als 1983 "Dantons Tod" im "Deutschen Theater" in Berlin aufgeführt wurde, war der Saal rappelvoll. Ohne zusätzliche Hinweise und Aktualisierungen der Regie verstand jeder: hier geht es um das Thema "Die Revolution frisst ihre Kinder" - Wolfgang Leonhards Buch aber war in der DDR ebenso verboten wie eine öffentliche Diskussion über stalinistische Schauprozesse unmöglich. Manche wussten aus eigener Erfahrung, andere hatten gelesen, wie ein "Revolutionstribunal" in Gang kommt.
Vieles schien sich bei der Situation zu ähneln: Zu Georg Büchners Zeiten richtete man sich in Deutschland biedermeierlich-behaglich unter dem Schutz der Bajonette der Heiligen Allianz ein, während es aus Richtung Frankreich und in Polen wetterleuchtete.
Mir ist in Erinnerung geblieben, wie am Schluss die Schauspieler zu den Klängen der Marseillaise
einen schaurigen Tanz aufführten.
In der DDR waren enorme Sympathien für Frankreich vorhanden, für das Land europäischer Kultur und der Revolution, in das man nicht reisen durfte. Das französische Kulturzentrum in Ostberlin war ständig von Interessenten belagert, Sprachkurse hatten Hochkonjunktur.
Als 1973 während der X. Weltfestspiele der Jugend und Studenten die einzelnen Länderdelegationen im Stadion einzogen und sich die Franzosen den Spaß erlaubten, mit Hüpf-Sprüngen hereinzukommen und die Marseillaise erklingen ließen, sprang auf einmal das ganze Stadion auf und sang mit, obwohl der Text weitgehend unbekannt war. Honecker und Krenz mögen überrascht gewesen sein, weil der Empfang für andere Delegationen daran nicht heranreichte.
Und im November 1989 wurde Mitterrand begeistert in Leipzig empfangen, weil man aus Frankreich eine Korrektur der jetzt aufkommenden Größenwahn-Gelüste erhoffte.
Für modernes Sprech-Theater habe ich leider nicht viel übrig, bin zu sehr von der Klassik geprägt. In Erfurt und Weimar waren die Schüler der oberen Klassen jeden Monat mindestens einmal geschlossen im Sprechtheater, in der Oper oder im Konzert, auch in den Kirchen wurde Musik geboten (das Gebet relativ kurz gehalten).
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jdf MIM-104C Nikopol

Anmeldungsdatum: 30.05.2007 Beiträge: 25579
Wohnort: Nekropole E|B
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(#942115) Verfasst am: 26.02.2008, 10:50 Titel: |
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Peter H. hat folgendes geschrieben: | Nicht unbedingt Lösungen, wohl aber Auswege |
So in etwa?
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Peter H. dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 24.06.2007 Beiträge: 9751
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(#942179) Verfasst am: 26.02.2008, 12:23 Titel: |
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Nö, so mag vielleicht ein proletarisches Theater ausschauen, nicht jedoch das epische im Sinne Brechts.
Dann gibt es ja noch ein kritisch-realistisches T. im Sinne Horvaths. Erwähnenswert noch das Interventionistische dessen Exponent Erwin Piscator war.
Das Bild könnte ganz gut im repressiven Stalinismus Anwendung finden. Hat jedoch nix mit den 3 Strömungen zu tun, die ich für sinnvoll erachte.
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Ahriman Tattergreis
Anmeldungsdatum: 31.03.2006 Beiträge: 17976
Wohnort: 89250 Senden
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(#943137) Verfasst am: 27.02.2008, 19:18 Titel: |
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Das moderne Regietheater ist eine Kulturschande, wenn es sich mit den Klassikern befaßt. Hier wird das Werk zweifellos verfälscht und verunstaltet. Meiner Meinung nach sollte ein Bühnenstück weitgehend so inszeniert werden, wie es der Autor, Komponist oder Librettist sich gedacht haben. Schließlich spielt man Beethovens Sinfonien auch nicht auf Synthesizern.
Bei modernen, zeitgenössischen Stücken soll der Regisseur gern zeitgenössisch inszenieren. Dummerweise aber lebt der Autor da noch und macht Ärger - ist ja schon vorgekommen. Also geht man auf die Klassiker los, die können sich nicht mehr wehren.
Tatsache ist doch, daß man heute nicht mehr das Stück inszeniert, sondern der Regisseur inszeniert sich.
Die Folge davon ist, daß ich seit über zwanzig Jahren kein Theater mehr von innen gesehen habe. Es genügt völlig, was ich in einschlägigen Kultur-Fernsehsendungen von den Neuinszenierungen zu sehen bekomme, um mich abzuschrecken. Wenn ich mir das Bühnenbild denken soll, dann kann ich mir die Oper auch von der CD anhören. Da kriege ich sie technisch perfekt mit Künstlern, für die ich nach Salzburg oder Newyork fliegen müßte, und es hustet mir keiner in ein Diminuendo hinein. Und dann gibt es noch diese herrlichen Opernverfilmungen, von Francesco Rosi zum Beispiel: Julia Migenes als Sexbestie Carmen! Wow, das haut einen vom Sessel! Oder "Der Kaufmann von Venedig" mit Fritz Kortner, ein uralter unscharfer Schwarzweißfilm, und die damals so süße Sabine Sinjen als kluge Portia!
Bei Achim Freyers "Freischütz" in Stuttgart habe ich mich schief gelacht, aber die Inszenierung von Loriot in Ludwigsburg war um vieles besser.
Was solls, so lange sich das Publikum mit des Kaisers neuen Kleidern verscheißern läßt und statt zu pfeifen brav klatscht - na denn mal zu.
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Peter H. dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 24.06.2007 Beiträge: 9751
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(#943303) Verfasst am: 27.02.2008, 23:12 Titel: |
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Genau so ist es mit dem modernen T., sowie von dir beschrieben! Der kulturelle Verfall der spätbürgerlichen Gesellschaft wird auch am modernen Theater ersichtlich, vielleicht sogar besonders.
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Nordseekrabbe linker Autist
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 31152
Wohnort: Dresden
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(#943361) Verfasst am: 28.02.2008, 00:36 Titel: Re: Modernes Theater |
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Zoff hat folgendes geschrieben: | Xamanoth hat folgendes geschrieben: |
Was haltet ihr von modernen Aufführungen? Ich bin eher für Werktreue, was mancher langweilig findet, also klassische, historische Kostüme. Ein Büchner oder Goethe ist auch aus sich heraus ohne künstliche Modernisierung von aktuellem wert. |
Sehe ich genau so. |
Ja, bei Inszenierungen mancher Regisseure fragt man sich, was der Regisseur damit bezwecken will.
Ich habe zwar das angesprochene Werk noch nie gesehen, aber dies schon bei einigen Opernaufführungen "bemerkt".
So wurde z. B. bei einer Verdi-Oper auf der Bühne ein Fernseher hingestellt. Da fragt man sich in der Tat, was das noch mit der Intention des Autors zu tun hat. In meinen Augen gar nichts.
_________________ Autismus macht kein Urlaub.
"Seid unbequem. Seid Sand, nicht Öl im Getriebe der Welt." (Günter Eich)
"Sei Du selbst die Veränderung, die Du Dir für die Welt wünschst." (Mahatma Gandhi)
"Soldaten sind Mörder." (Kurt Tucholsky)
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Nordseekrabbe linker Autist
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 31152
Wohnort: Dresden
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(#943362) Verfasst am: 28.02.2008, 00:37 Titel: |
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AdvocatusDiaboli hat folgendes geschrieben: | Mario Hahna hat folgendes geschrieben: | KRIEG DEM TERRorIsMUS |
Bist du ein moderner Theaterautor?
Ich kann mit dem Theater eh nicht viel anfangen, bin Fernsehkind aus der Unterschicht. Was die Bürgersnobs sich in ihren Bildungshütten um die Ohren hauen, ging bisher an mir vorbei. |
Kulturbanause!
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"Soldaten sind Mörder." (Kurt Tucholsky)
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