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Kleine Einführung in den Naturalismus
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Myron
Mereoplethyntikologe



Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3638

Beitrag(#945693) Verfasst am: 02.03.2008, 18:49    Titel: Re: Kleine Einführung in den Naturalismus Antworten mit Zitat

Idler hat folgendes geschrieben:
Ich habe eine kleine Homepage gestartet, die mit kurzen Texten in den philosophischen Naturalismus einführen soll. Auf der Seite finden sich kurze Übersetzungen der "Lehren des Naturalismus" des amerikansichen Center for Naturalism.


Ein Hauptproblem des Naturalismus ist seine Definition:

Der Naturalismus besteht in der Ansicht, dass alles natürlich ist, d.h. dass nichts nichtnatürlich/übernatürlich ist.

Doch was bedeuten die Begriffe "Natürlichkeit" und entsprechenderweise "Übernatürlichkeit" überhaupt? Diese Frage ist schwerer zu beantworten, als man zunächst denken möchte.

Siehe dazu die ausgezeichneten Texte von Richard Carrier und von Keith Augustine (Englisch kannst Du ja offensichtlich):

* http://richardcarrier.blogspot.com/2007/01/defining-supernatural.html

* http://www.infidels.org/library/modern/keith_augustine/thesis.html

Siehe generell auch:

* http://plato.stanford.edu/entries/naturalism

* http://www.iep.utm.edu/n/naturali.htm

* http://www.newadvent.org/cathen/10713a.htm
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Rene Hartmann
Säkular? Na klar!



Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 1404
Wohnort: Rhein-Main

Beitrag(#945715) Verfasst am: 02.03.2008, 20:04    Titel: Antworten mit Zitat

edderkopp hat folgendes geschrieben:
Ich war zu faul, um viel davon zu lesen zwinkern aber vom Design sieht es sehr gut und schlicht aus. Der Text Frame könnte ein bisschen grösser sein.


Ich drück's mal drastischer aus: Ein Design, das auf diese Weise Platz verschwendet und den User bei Texten zum Scrollen nötigt, die an sich ins Browserfenster passen, macht mich kirre. Von einem längeren Verweilen hält mich das auf jeden Fall ab, selbst wenn ich die Inhalte interessant finde.
_________________
"Es kommt darauf an, zur Gruppe der Individualisten zu gehören"
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Myron
Mereoplethyntikologe



Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3638

Beitrag(#945809) Verfasst am: 02.03.2008, 23:18    Titel: Antworten mit Zitat

chiring hat folgendes geschrieben:
"Naturalismus" als atheistischer Etikettenschwindel.
Was ist da "naturalistisch" als definitorischer Unterschied zum Atheismus?


Der Atheismus lehnt nur den Glauben an eine bestimmte Art von unkörperlichen Geistern ab, nämlich Götter, während der Naturalismus den Glauben an jedwede Art von körperlos-stofflosen Wesen mit geistig-seelischen Eigenschaften ablehnt:
Alle Dinge mit psychischen Eigenschaften sind physische Dinge.
(Dieser Standpunkt nennt sich "materialistischer/physikalistischer Substanzmonismus" und ist ein wesentlicher Teil des Naturalismus.)
Das heißt, der Naturalist verwirft den Glauben an (substanzielle) Geister (Götter, Engel, Dämonen und andere Gespenster), Seelen und immaterielle Personen.
Kurzum, er glaubt nicht nur nicht an Götter, sondern an überhaupt keine übernatürlichen Wesen.

chiring hat folgendes geschrieben:

Eine Argumentation an der Natur kann ich nicht erkennen, eher eine bloß materialistische Ansicht der Dinge.


Das Materielle/Physische ist die Grundlage, der Träger der Natur, wovon alles Natürliche abhängt.

Es geht hier in der Tat um den materialistischen Naturalismus.


Zuletzt bearbeitet von Myron am 03.03.2008, 00:02, insgesamt einmal bearbeitet
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Myron
Mereoplethyntikologe



Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3638

Beitrag(#945829) Verfasst am: 02.03.2008, 23:35    Titel: Antworten mit Zitat

L.E.N. hat folgendes geschrieben:

nö. wenn man "gott" mit übernatürlichem wesen gleichsetzt und den osterhasen als solches sieht glauben atheisten auch nicht an osterhasen und genausowenig an seelenwanderung


Gott ist bzw. wäre zwar ein übernatürliches Wesen, wohl das übernatürliche Wesen schlechthin, aber "Gott" ist nicht gleichbedeutend mit "übernatürliches Wesen".

(Ich denke übrigens, dass der Naturalist nicht deshalb nicht an den Osterhasen [die Osterhasen?] glaubt, weil es sich dabei um ein übernatürliches Wesen handelt, sondern einfach, weil es keinen Grund gibt, an die Existenz eierlegender und eierbringender Hasen zu glauben. Da es bekanntlich eierlegende Säugetiere gibt, wäre an einem solchen Hasen eigentlich nichts übernatürlich. Der Osterhase würde lediglich zu einer außergewöhnlichen, aber natürlichen Hasenart gehören. [Ein eierlegender Hase müsste innerlich freilich anders beschaffen sein als die Hasen, die wir kennen.])
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Idler
auf eigenen Wunsch deaktiviert



Anmeldungsdatum: 24.11.2007
Beiträge: 246

Beitrag(#946027) Verfasst am: 03.03.2008, 11:09    Titel: Antworten mit Zitat

Das Center for Naturalism verknüpft mit dem Naturalismus auch ethische Überlegungen ("Connection - Compassion - Control") und solche Sachen wie Spiritualität. Ich gebe zu, dass ich mich damit mehr anfreunden kann, als andere. Naturalisten können ja gänzlich unterschiedliche ethische Auffassungen vertreten, weil wir aus der Natur streng genommen keine Werte ableiten können. Insofern können die Texte, die ich übersetze und die Gedanken, die zusätzlich formuliere, keine Alleinvertretung für den Naturalismus beanspruchen. Ich werde - wenn ich die Seite überarbeite und erweitere - auch darauf hinweisen.


Myron, vielen Dank für deine Anregungen. In Zuge der Erweiterung der Seite werde ich sie aufgreifen.
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Myron
Mereoplethyntikologe



Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3638

Beitrag(#946163) Verfasst am: 03.03.2008, 16:33    Titel: Antworten mit Zitat

Idler hat folgendes geschrieben:
Naturalisten können ja gänzlich unterschiedliche ethische Auffassungen vertreten, weil wir aus der Natur streng genommen keine Werte ableiten können. Insofern können die Texte, die ich übersetze und die Gedanken, die zusätzlich formuliere, keine Alleinvertretung für den Naturalismus beanspruchen. Ich werde - wenn ich die Seite überarbeite und erweitere - auch darauf hinweisen.


Metaphysisch lässt sich der (materialistische) Naturalismus hinreichend klar fassen (wenn man sich darum bemüht); doch ein einheitliches ethisches System des Naturalismus gibt es nicht.
Der Naturalismus ist grundsätzlich mit jeder säkularen Ethik vereinbar, hinter der nicht die theistische Gottesbefehls-Ethik steht, welche in einem naturtranszendenten Gott die Quelle aller Moral sieht.

Zur Bezeichnung "Moralischer Naturalismus" siehe:
http://plato.stanford.edu/entries/naturalism-moral

"While 'moral naturalism' is sometimes used to refer to any approach to metaethics intended to cohere with naturalism in metaphysics more generally, the label is more usually reserved for naturalistic forms of moral realism according to which there are objective moral facts and properties and these moral facts and properties are natural facts and properties.
(...) There is a broad sense of 'moral naturalism' whereby a moral naturalist is someone who believes an adequate philosophical account of morality can be given in terms entirely consistent with a naturalistic position in philosophical inquiry more generally. According to such broad metaphysical naturalism, all facts are natural facts. Natural facts are understood to be facts about the natural world, facts of the sort in which the natural sciences trade.
(...)
The ambition of moral naturalism in this broad sense is well described by Simon Blackburn (1984, 182):

'To ask no more of the world than we already know is there—the ordinary features of things on the basis of which we make decisions about them, like or dislike them, fear them and avoid them, desire them and seek them out. It asks no more than this: a natural world, and patterns of reaction to it.'

More recently (Blackburn 1998, 49) he elaborates:

'The problem is one of finding room for ethics, or placing ethics within the disenchanted, non-ethical order which we inhabit, and of which we are a part.'

Naturalism in this sense is opposed by those who reject a parsimonious naturalistic metaphysics and stand willing to allow a domain of nonnatural or supernatural facts to play an essential role in our understanding of morality. This broad moral naturalism is nonetheless very general and encompasses a highly diverse family of metaethical views, including expressivist, constructivist, error theoretic and relativist understandings. But in a narrower sense 'moral naturalism' often picks out a far more specific sort of view that stands in contrast to all these variously 'anti-realist' views, in holding that there are objective moral facts and properties and that these facts and properties are natural facts and properties."


Ein metaphysischer Naturalist ist also ein moralischer/ethischer Naturalist im weiteren (metaethischen) Sinn, aber er muss kein moralischer/ethischer Naturalist im engeren Sinn sein; denn er kann das Vorhandensein objektiver moralischer Tatsachen verneinen. Und wenn es überhaupt keine ethischen Tatsachen gibt, dann gibt es selbstredend auch keine natürlichen ethischen Tatsachen.
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Telliamed
registrierter User



Anmeldungsdatum: 05.03.2007
Beiträge: 5125
Wohnort: Wanderer zwischen den Welten

Beitrag(#946590) Verfasst am: 04.03.2008, 11:03    Titel: Antworten mit Zitat

@ Idler
Zitat:
Es wäre interessant, hier Daten zu haben. In meinem Umfeld (im Osten) gibt es viele Menschen, die aufgrund ihrer Sozialisation nicht religiös sind. Diese Leute halten Gott für ein "Hirngespinst". Einige von denen pflegen aber einen gewissen Aberglauben ("Freitag der 13.", Sternzeichen und Horoskope etc.).


In den 70 Jahren Sowjetunion ist der orthodoxe Glaube an den Rand gedrängt worden. Selbst wenn man Meldungen glaubt, die bezeugen, dass nach 1991 die Kirchen wieder rappelvoll waren, weil der Wegfall des Marxismus-Leninismus nach anderem "Spirituellem" dürsten liess:

Die überwiegende Mehrzahl der Russen dürften "Naturalisten" in dem Sinne sein, dass sie der jahrzehntelang eingetrichterten Materie-Definition folgen ("Materie - alles, was außerhalb unseres Bewusstseins existiert"; ist prinzipiell erkennbar). Eine dem Westen vergleichbare Vorstellung eines persönlichen Gottes dürfte sich jedoch auch nach 1991 nicht ausgebreitet haben.
Dann aber ist die überwiegende Mehrzahl der Russen stockabergläubisch. Auch gute Genossen verbargen ein Kreuz oder anderes Amulett auf der Brust, es gibt die "rote Ecke", der Kult um Bilder und Fahnen war umgedrehter Ikonenkult, man verabschiedet sich nicht über der Türschwelle - es kommt eine stattliche Sammlung von Aberglauben zusammen. Angesichts des immer wieder erduldeten Leids, der Witterungsunbilden und von Menschen verursachten Katastrophen, der Willkür und Rechtlosigkeit, bot der von den meisten geteilte Aberglaube einen gewissen Schutz und ist ein Bestandteil des berühmten russischen "Fatalismus".

Es wird davon gesprochen, dass die "Christianisierung" auch nach mehr als tausend Jahren nicht konsequent erfolgte, sondern sich die heidnischen Bräuche über die Jahrhunderte herübergerettet haben. Die helfenden Heiligen waren die guten alten Wald-, Wiesen- und Flussgötter, behängt mit einem christlichen Mäntelchen.
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