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Kongolese unbeliebt
Anmeldungsdatum: 12.10.2007 Beiträge: 98
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(#954422) Verfasst am: 13.03.2008, 21:17 Titel: Konzept für Mittelmeerunion |
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Zitat: | Konzept für Mittelmeerunion
Teurer Kompromiss, neuer Ärger
Der deutsch-französische EU-Frieden ist offenbar wieder hergestellt - zu einem hohen Preis: Sarkozy und Merkel werden das Konzept für die zwischenzeitlich heftig umstrittene Mittelmeerunion auf dem EU-Gipfel präsentieren. Aber jetzt droht neuer Ärger.
Ganzer Artikel hier! |
Medial zu vernehmen waren heute verschiedene Vorteile welche sich durch solch einer Zusammenarbeit ergeben würden. Als das wären: "Man könnte doch auf diese Weise viel besser auf die Länder südlich des Mittelmeehres einwirken ... Terrorismus könnte so auch besser bekämpft werden ... Man würde verhindern, dass diese Länder in die Hände von Fundamentalisten gelangen ... Die illegale Einwanderung könnte man so auch besser stoppen ..."
Das sind wiederum nur mit Angst besetzte Vorteile, welche die Bürger nicht mit dem Herzen dabei sein lassen werden.
Der Preis ist in der Tat hoch! Man kann natürlich nur daran interessiert sein, dass sich die besagte Mittelmeerregion politisch stabilisiert. Israel/Palästina gehören ebenfalls zu dieser und hier sind meine Hoffnungen auf Stabilität durch Frieden doch sehr getrübt.
So sehr Stabilität also gewünscht ist, befürchte ich dennoch, dass mittels politischer Einflussnahme der EU auf diese Region, sich die Lage eher zum radikalen drehen würde. Marokko, Tunesien, Ägypten, neuerdings auch Lybien sind Länder in welchen ohnehin eher westlich orientierte Regime sitzen. Das Problem bei diesen ist aber, dass diese Regime nicht in der Bevölkerung (bspw. als Volkspartei) verankert sind. Sie werden von den Massen der muslimischen Menschen mit Korruption usw. in Verbindung gebracht.
_________________ "Man kann tun was man will, aber nicht wollen was man will." (A. Schopenhauer)
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ateyim registrierter User
Anmeldungsdatum: 21.05.2007 Beiträge: 3656
Wohnort: Istanbul
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(#954671) Verfasst am: 14.03.2008, 10:03 Titel: |
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Ich bin, wie ich schon oft betont habe, kein Freund eines türkischen EU-Beitritts. Aber ich finde es immer wieder faszinierend, wie Politiker manchmal die Scheinheiligkeit so mancher Argumente selbst aufdecken.
Neben Punkten wie Menschenrechten und wirtschaftliche Situation in der Türkei, die immer genannt werden, war immer zu hören:
"Kann die EU ein Land aufnehmen wollen, das direkte Grenzen zum Irak, Iran und Syrien hat?"
Zu einer Mittelmeerunion würden Frankreich, Spanien, Italien etc. sogar zusammen mit Syrien, Lıbanon, Libyen direkt an einem Tisch sitzen müssen.
Es sieht für mich aus, als ob die EU versucht, einen Weg zu finden, ihren schwindenden politischen Einfluss in der arabischen Mittelmeerregion wahren zu wollen und so könnte man auf gallante Weise auch das Thema Türkei vom Tisch haben, den sie wird bestimmt einverstanden sein, wenn man ihr statt des West-Clubs einen Ost-West-Club anbietet.
Aber wer glaubt von den Politkern wirklich, dass die EU so eine Ausbreitung des Fundamentalismus und die Einwanderung illegaler Arbeiter stoppen kann? Ist der Gedanke, dass man mit Geld alles erreichen kann, derart verblendend.
Alles, was das christliche Europa bezüglich des fundamentalen Islamismus gefaehrdeten Regionen an Geld, Aufbauhilfe, Logistik etc. zukommen liesse, könnte ein fanatischer Imam in Kairo oder Algier mit einem Wort bei einer Freitagspredigt zum Teufelswerk erklaeren und derart wunderbar Koranzitate vorbringen und den Eindruck erwecken, dass jeder, der Europas Wirken unterstüzt, kein wahrer Muslim ist.
Wo ist Israel in diesem Verbund? Glaubt man wirklich, die richtigen Argumente parat zu haben, mit denen man Israel zusammen mit den arabischen Laendern des Mittelmeers in ein Boot holen kann? Da bin ich mal gespannt, wie Sarkozy und Merkel etwas schaffen wollen, woran sich schon viele erfahrene Diplomaten die Zaehne ausgebissen haben.
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ateyim registrierter User
Anmeldungsdatum: 21.05.2007 Beiträge: 3656
Wohnort: Istanbul
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(#954735) Verfasst am: 14.03.2008, 12:30 Titel: |
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Eine Mittelmeerunion soll es werden, für die aber folgendes gelten soll:
Sarkozy: Zitat: | Sarkozy erklärte dazu, er habe von Anfang an gesagt, dass sich an der Mittelmeerunion alle interessierten Staaten beteiligen könnten.
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hugin registrierter User
Anmeldungsdatum: 10.03.2008 Beiträge: 26
Wohnort: Roth
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(#954748) Verfasst am: 14.03.2008, 12:49 Titel: |
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Was hat Deutschland in einer Mittelmeerunion zu suchen? Hab ich was verpasst?
_________________ Time is an illusion, lunchtime doubly so.
Douglas Adams
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#954759) Verfasst am: 14.03.2008, 13:05 Titel: |
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hugin hat folgendes geschrieben: | Was hat Deutschland in einer Mittelmeerunion zu suchen? Hab ich was verpasst? |
Stimmt. Haben wir die Grenzen zu Zeiten Kaiser Friedrich II. wieder?
Naja, Polen (u.v.a.m.) ist auch im Nordatlantikpakt drin.
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ateyim registrierter User
Anmeldungsdatum: 21.05.2007 Beiträge: 3656
Wohnort: Istanbul
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(#954765) Verfasst am: 14.03.2008, 13:16 Titel: |
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hugin hat folgendes geschrieben: | Was hat Deutschland in einer Mittelmeerunion zu suchen? Hab ich was verpasst? |
Man befürchtet wohl eine langfristige Spaltung der EU in ein Nord-Lager und ein Süd-Lager. Um dies zu vermeiden, sollen wohl auf Seiten der EU alle, die interessiert sind, in dieses Boot hineingelassen werden.
Bin mal gespannt wie die konkreten Vorstellungen dieses Bündnisses sind, und ob darin eine Gleichberechtigung wirklich sich widerspiegelt, oder ob es eher ein Instrument der EU im nordafrikanischen Raum und im Nahen Osten werden soll, um ihre Interessen besser vertreten zu können.
Frage mich wie erfreut die EU-Mitglieder dieses Bundes waeren, wenn eine Mehrheit im Verbund gewisse Zustaende oder Aktivitaeten der europaeischen Mitglieder kritisiert und versucht sich durch dieses Gremium einzumischen...
Könnte mir vorstellen, dass mit derselben Selbstverstaendlichkeit mit der Sarkozy u.a. gerne europaeische Interessen durch eine Mittelmeerunion vertreten wollen, eine Einmischung von der "anderen" Seite man sich verbitten würden.
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Kongolese unbeliebt
Anmeldungsdatum: 12.10.2007 Beiträge: 98
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(#955110) Verfasst am: 14.03.2008, 21:52 Titel: |
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ateyim hat folgendes geschrieben: | Ich bin, wie ich schon oft betont habe, kein Freund eines türkischen EU-Beitritts. Aber ich finde es immer wieder faszinierend, wie Politiker manchmal die Scheinheiligkeit so mancher Argumente selbst aufdecken. |
Es ist natürlich für die Türken nicht einfach. Einerseits versuchen sie seit Jahrzehnten dem Europäischen Kreis anzugehören und alles zu tun um doch kein islamischer Staat zu sein. Aber anderseits gibt es in der türkischen Bevölkerung eine starke islamische Bewegung sowie eine vom Islam geprägte Kultur.
Ich bin gegen einen Beitritt, weil die Türkei nicht nur ein Mitglied wäre sondern ein Mitglied mit einer gewichtigen Stimme wäre. Über kurz oder lang wäre die Türkei das bevölkerungsreichste Land in der EU. Kommt dazu, dass die Turkvölker bis an Chinas Grenzen reichen. Man hätte damit einen Machtfaktor in der Union der nicht zu händeln wäre.
Zitat: | Neben Punkten wie Menschenrechten und wirtschaftliche Situation in der Türkei, die immer genannt werden, war immer zu hören:
"Kann die EU ein Land aufnehmen wollen, das direkte Grenzen zum Irak, Iran und Syrien hat?" |
Das sind natürlich nur vorgeschobene Argumente, in der Hoffnung, dass die Türkei diese nie erfüllen wird. Ich denke man sollte offen erwähnen, dass unsere Kultur - trotz ausweitenden Atheismus - nach wie vor christlich geprägt ist und 70 Millionen Muslime unsere Gesellschaft spalten würde.
Zitat: | Zu einer Mittelmeerunion würden Frankreich, Spanien, Italien etc. sogar zusammen mit Syrien, Lıbanon, Libyen direkt an einem Tisch sitzen müssen.
Es sieht für mich aus, als ob die EU versucht, einen Weg zu finden, ihren schwindenden politischen Einfluss in der arabischen Mittelmeerregion wahren zu wollen und so könnte man auf gallante Weise auch das Thema Türkei vom Tisch haben, den sie wird bestimmt einverstanden sein, wenn man ihr statt des West-Clubs einen Ost-West-Club anbietet.
Aber wer glaubt von den Politkern wirklich, dass die EU so eine Ausbreitung des Fundamentalismus und die Einwanderung illegaler Arbeiter stoppen kann? Ist der Gedanke, dass man mit Geld alles erreichen kann, derart verblendend.
Alles, was das christliche Europa bezüglich des fundamentalen Islamismus gefaehrdeten Regionen an Geld, Aufbauhilfe, Logistik etc. zukommen liesse, könnte ein fanatischer Imam in Kairo oder Algier mit einem Wort bei einer Freitagspredigt zum Teufelswerk erklaeren und derart wunderbar Koranzitate vorbringen und den Eindruck erwecken, dass jeder, der Europas Wirken unterstüzt, kein wahrer Muslim ist. |
Es geht um Macht! Diese Angstmacherei von illegalen Einwanderern und Terroristen ist doch schwachsinnig. Man würde die Lage in diesen Ländern auch nicht stabilisieren sondern eher das Gegenteil bewirken. Die muslimische Wellt kann mit unseren Werten nichs anfangen. Wir sollten endlich begreifen, dass was gut für uns ist, für andere Menschen keinen Wert hat. Und falls die EU versuchen sollte in diesen Ländern noch mehr politischen Einfluss zu gewinnen, wird das von der Arabischen Bevölkerungsmehrheit nicht toleriert werden.
Zitat: | Wo ist Israel in diesem Verbund? Glaubt man wirklich, die richtigen Argumente parat zu haben, mit denen man Israel zusammen mit den arabischen Laendern des Mittelmeers in ein Boot holen kann? Da bin ich mal gespannt, wie Sarkozy und Merkel etwas schaffen wollen, woran sich schon viele erfahrene Diplomaten die Zaehne ausgebissen haben. |
Israel wird so nebenbei verschwiegen, obwohl es ebenfalls zum Mittelmeerraum gehört. Grund ist wahrscheinlich, dass die Araber nachher einen zu großen Einfluss Israels befürchten und diese Union es nicht einmal bis zu einer Totgeburt schafft.
Ich werde auch den Eindruck nicht los, dass die Mittelmeerunion ein strategisches Ziel von USA/EU ist. Einerseits würde diese Union bis in den afrikanischen Kontinet reichen und anderseits bis zu den Ölfeldern im Nahen Osten.
_________________ "Man kann tun was man will, aber nicht wollen was man will." (A. Schopenhauer)
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