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Liebe als Gottesbeweis

 
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Tapuak
registrierter User



Anmeldungsdatum: 23.02.2006
Beiträge: 1264

Beitrag(#955538) Verfasst am: 15.03.2008, 12:52    Titel: Liebe als Gottesbeweis Antworten mit Zitat

Sinngemäß habe ich in Diskussionen schon mehrfach folgendes Argument gehört:

Prämisse: "Liebe ist unbeschreiblich. Dass ich meine Frau liebe, lässt sich wissenschaftlich nicht beweisen."

Schlussfolgerung: "Deshalb ist Liebe ein übernatürliches Phänomen / deshalb lässt sie sich nur im Rahmen der Theologie verstehen / deshalb gibt es Gott."

Mal abgesehen von den falschen Schlussfolgerungen (non sequitur) ist mir die Prämisse unverständlich. Natürlich lässt sich "Liebe" nicht direkt "beweisen" oder "messen", doch das ist bei unzähligen anderen theoretischen Begriffen ebenso der Fall. "Religiosität", "Nationalismus" oder "Macht" lassen sich ebenfalls nicht direkt messen. Als Wissenschaftler löst man dieses Problem, indem man die interessierenden Begriffe operationalisiert, d.h. mit empirisch beobachtbaren Phänomenen verknüpft. Dadurch werden die theoretischen Konstrukte dann messbar.

Wenn man "Liebe" wissenschaftlich messen möchte, würde man sich etwa bestimmte Verhaltensweisen oder Formen sprachlicher Äußerung überlegen und dann überprüfen, ob und in welcher Intensität diese im beobachteten Fall auftreten. Zudem dürfte es prinzipiell sogar möglich sein, bestimmte Gehirnaktivitäten zur Operationalisierung heranzuziehen.

Natürlich ist die Messung von theoretischen Konstrukten dieser Art nicht einfach, und man wird seine Forschungsstrategie immer wieder verfeinern müssen, damit man irgendwelche aufschlussreichen Ergebnisse erhält. Aber ich verstehe nicht, warum das beim Phänomen Liebe so völlig unmöglich sein soll - und warum dies gleichzeitig ein Hinweis auf irgendwelche übernatürlichen Vorgänge sein soll.

Edit: Tippfehler


Zuletzt bearbeitet von Tapuak am 15.03.2008, 14:34, insgesamt einmal bearbeitet
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astarte
Foren-Admin
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Anmeldungsdatum: 13.11.2006
Beiträge: 46545

Beitrag(#955544) Verfasst am: 15.03.2008, 13:03    Titel: Antworten mit Zitat

Verliebtheit ist schon messbar. Auch über die Liebe zwischen Partnern, die lange zusammen sind, meine ich, gibt es irgendwas, die Reaktionen auf irgendwelche Reize, Erlebnisse gleichen sich an, und das erzeugt ein "Wir-Gefühl". Irgend sowas. Weiß da jemand mehr?

Auch über Elternliebe habe ich erst was gelesen (in Psychologie heute) man hat die Reaktionen von Männern und Frauen auf Babys gemessen, sind übrigens gleich stark - daraus schließen sie, dass Väter genauso kompetente und liebevolle Bezugspersonen für Säuglinge sind, wie Mütter.

Da kommt dann aber sicher wieder der Vorwurf aus der gläubigen Ecke, man wolle Liebe auf biochemische Vorgänge reduzieren.
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Rasmus
entartet und notorisch gottlos - Ich bin Papst



Anmeldungsdatum: 20.05.2004
Beiträge: 17559

Beitrag(#955556) Verfasst am: 15.03.2008, 14:13    Titel: Re: Liebe als Gottesbeweis Antworten mit Zitat

Tapuak hat folgendes geschrieben:
Aber ich verstehe nicht, warum das beim Phänomen Liebe so völlig unmöglich sein soll -


Das musst du auch nicht verstehen, sondern dass muss derjenige belegen, der es behauptet.

Ansonsten lässt sich das gleiche Argument natürlich auch auf andere Begriffe anwenden, wie Du ja schon angedeutet hast. Ich würde es mal mit "Hass" versuchen, und dann mit "Sozialismus".

Zitat:
und warum dies gleichzeitig ein Hinweis auf irgendwelche übernatürlichen Vorgänge sein soll.


Ich kann's nicht erklären, also muss es das gewesen sein, dessen Existenz ich beweisen möchte - egal ob das nun Gott, Gespenster, Homöopathie oder Astralreisen sind.

'Wie immer, halt ...
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Sylvia Browne - Wahrsager oder Scharlatan?
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CoS
Antitheist



Anmeldungsdatum: 10.07.2005
Beiträge: 2734

Beitrag(#955569) Verfasst am: 15.03.2008, 14:57    Titel: Antworten mit Zitat

Tapuak hat folgendes geschrieben:
Natürlich lässt sich "Liebe" nicht direkt "beweisen" oder "messen"

Liebe wird gern als "Beweis" angeführt, dass es Spritualität gibt, weil Liebe wissenschaftlich nicht beweisbar wäre und damit Bereichen zugeordnet werden müsste, die sich wissenschaftlichen Betrachtungen enziehen. Da Gott ebenfalls wissenschaftlich nicht Beweisbar ist, soll dann automatisch der Beweis erbracht werden, dass es eben Dinge gibt die sich der wissenschaftlichen Beweisbarkeit entziehen, weil sie auf einer anderen Ebene ablaufen...

Rein wissenschaftlich gesprochen ist es aber unsinn, da Liebe nichts anderes als ein Gefühl ist. Gefühle sind abver letztendlich auch nichts anderes als bestimmte chemische Zustände (z.B. Hormone) im Gehirn. Somit sind auch Gefühle mehr oder weniger irdischen Ursprungs. Wären Gefühle tatsächlich wissenschaftlich nicht beweisbar oder untersuchbar, gäbe es keine Psychatrie.
_________________
"Wenn Sie mich suchen, ich halte mich in der Nähe des Wahnsinns auf, genauer gesagt auf der schmalen Linie zwischen Wahnsinn und Panik, gleich um die Ecke von Todesangst, nicht weit weg von Irrwitz und Idiotie!"
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Reza
dauerhaft gesperrt



Anmeldungsdatum: 10.09.2006
Beiträge: 4188

Beitrag(#955571) Verfasst am: 15.03.2008, 15:04    Titel: Re: Liebe als Gottesbeweis Antworten mit Zitat

Tapuak hat folgendes geschrieben:


Wenn man "Liebe" wissenschaftlich messen möchte, würde man sich etwa bestimmte Verhaltensweisen oder Formen sprachlicher Äußerung überlegen und dann überprüfen, ob und in welcher Intensität diese im beobachteten Fall auftreten.


Ich würde das nicht auf sprachliche Äußerungen beschränken, sagen kann man ja viel, ich würde ganz konkretes Handeln, Verhaltensweisen heranziehen.
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SoWhy
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Wohnort: TARDIS

Beitrag(#955643) Verfasst am: 15.03.2008, 17:38    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
102. ARGUMENT DER LIEBE
(1) Warst du jemals verliebt?
(2) [Natürlich!!]
(3) Also, was ist der Grund für Liebe? Ist das nicht Gott? Hab ich recht oder nicht?
(4) Daraus folgt, dass Gott existiert.


http://blog.sowhy.de/atheismus/300beweise Mit den Augen rollen
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44647

Beitrag(#955648) Verfasst am: 15.03.2008, 17:40    Titel: Re: Liebe als Gottesbeweis Antworten mit Zitat

Tapuak hat folgendes geschrieben:
"Dass ich meine Frau liebe, lässt sich wissenschaftlich nicht beweisen."

Doch.
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pewe
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Beiträge: 3377

Beitrag(#955677) Verfasst am: 15.03.2008, 18:15    Titel: Antworten mit Zitat

Nach soziologischer Handlungstheorie handelt es sich bei Liebe nicht um ein Gefühl, sondern um ein generalisiertes Kommunikationsmedium. Nicht nur, dass es dann möglich ist, eine Evolution der Semantik des Liebesbegriffs in Intimbeziehungen herauszuarbeiten, auch wird man feststellen, dass die "Liebe" zu Gott etwas völlig anderes meint als z.B. der Begriff "Mutterliebe".
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GermanHeretic
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Beiträge: 4932

Beitrag(#955693) Verfasst am: 15.03.2008, 18:38    Titel: Antworten mit Zitat

pewe hat folgendes geschrieben:
auch wird man feststellen, dass die "Liebe" zu Gott etwas völlig anderes meint als z.B. der Begriff "Mutterliebe".

Man könnte Beischlaf mit 60kg gehackten Keksen haben.

(Nur so 'ne Idee.)
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Pfaffenschreck
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Beitrag(#955695) Verfasst am: 15.03.2008, 18:39    Titel: Antworten mit Zitat

Der Unterschied ist doch ganz einfach: Ich liebe meine Frau. Meine Frau weiß das. Das ist es, was zählt. Ich muß niemanden davon überzeugen oder glauben machen, daß es so ist. Mit der Existenz Gottes ist das wohl etwas anderes.

Im übrigen könnte man das auch umdrehen. Ich hasse meinen Nachbarn. Ist das dann ein Argument gegen die Existenz von Göttern? Oder am Ende ein Argument für die Existenz des Teufels? Lachen
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Merkwürdig, ich kann mich nicht erinnern, jemals einer kirchlichen Vereinigung beigetreten zu sein. Und doch mußte ich erst austreten, um Nichtmitglied zu werden!
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Und jemanden, der dieses Licht löscht, den Pfarrer.
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Tarvoc
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Beiträge: 44647

Beitrag(#955701) Verfasst am: 15.03.2008, 18:47    Titel: Antworten mit Zitat

pewe hat folgendes geschrieben:
Nach soziologischer Handlungstheorie handelt es sich bei Liebe nicht um ein Gefühl, sondern um ein generalisiertes Kommunikationsmedium. Nicht nur, dass es dann möglich ist, eine Evolution der Semantik des Liebesbegriffs in Intimbeziehungen herauszuarbeiten, auch wird man feststellen, dass die "Liebe" zu Gott etwas völlig anderes meint als z.B. der Begriff "Mutterliebe".

Interessant. Kannst du dazu Literatur empfehlen?
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pewe
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Anmeldungsdatum: 20.01.2008
Beiträge: 3377

Beitrag(#955731) Verfasst am: 15.03.2008, 19:31    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
pewe hat folgendes geschrieben:
Nach soziologischer Handlungstheorie handelt es sich bei Liebe nicht um ein Gefühl, sondern um ein generalisiertes Kommunikationsmedium. Nicht nur, dass es dann möglich ist, eine Evolution der Semantik des Liebesbegriffs in Intimbeziehungen herauszuarbeiten, auch wird man feststellen, dass die "Liebe" zu Gott etwas völlig anderes meint als z.B. der Begriff "Mutterliebe".

Interessant. Kannst du dazu Literatur empfehlen?


Titel:Liebe als Passion
Autor:Niklas Luhmann
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beachbernie
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Anmeldungsdatum: 16.04.2006
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Wohnort: Haida Gwaii

Beitrag(#955809) Verfasst am: 15.03.2008, 21:30    Titel: Antworten mit Zitat

Ziemlich merkwuerdiges "Argument":

Weil es etwas gibt, was "wissenschaftlich nicht beweisbar" ist, muss folglich alles, was sich ebenfalls wissenschaftlich nicht beweisen laesst, gleichfalls existieren....Mit diesem "Gottesbeweis" hat man eine ganze Menge anderer Sachen gleich mit"bewiesen"! Z.B die Existenz von Atlantis, den Klapperstorch, den Mann im Mond, den Nikolaus, der durch den Schornstein steigt und den Knecht Ruprecht mit seiner Rute natuerlich gleich mit... Sehr glücklich

Mann-o-Mann....

Gruss, Bernie
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Chinasky
dirty ol' man



Anmeldungsdatum: 27.03.2006
Beiträge: 1264
Wohnort: Hoher Norden

Beitrag(#955834) Verfasst am: 15.03.2008, 22:11    Titel: Antworten mit Zitat

pewe hat folgendes geschrieben:

Titel:Liebe als Passion
Autor:Niklas Luhmann


Danke, Deine kurzen Anmerkungen hatten mich auch sofort zu der Frage geführt, wo man sowas man etwas ausführlicher dargestellt bekommen könnte. Hab's also gleich bei amazon bestellt.
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Still confused - but on a higher level.

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