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War Karl May ein Glaubenskämpfer?
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AdvocatusDiaboli
Öffentlicher Mobber



Anmeldungsdatum: 12.08.2003
Beiträge: 26397
Wohnort: München

Beitrag(#983982) Verfasst am: 19.04.2008, 00:55    Titel: War Karl May ein Glaubenskämpfer? Antworten mit Zitat

Wie Karl May alias Kara Ben Nemsi in seinen Orient-Romanen zum Glaubenskämpfer wurde

Zeit hat folgendes geschrieben:
Karl May wollte nicht nur unterhalten. Er glaubte immer, eine Mission zu haben. Besonders deutlich wird das in den orientalischen Geschichten, in Büchern wie Durch die Wüste oder Von Bagdad bis Stambul. Hier heißt der Erzähler und Held nicht Old Shatterhand, sondern meist Kara Ben Nemsi: Karl, der Sohn der Deutschen. Liest man diese Romane heute, da der Krieg gegen den Terrorismus zum Krieg der Kulturen zu eskalieren droht, dann entdeckt man in ihnen einen frühen Streiter für die christliche Welt. Neben der vergleichsweise differenziert inszenierten Konfrontation zwischen guten und bösen Indianern, zwischen guten und bösen Weißen in den Wildwestgeschichten verläuft hier die Hauptfront seines ideologisch so symptomatischen Werkes.

_________________
Triggerwarnung: Der toxische Addi hat gepostet. Oh, zu spät, Sie haben das schon gelesen.
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Agnost
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Anmeldungsdatum: 12.11.2006
Beiträge: 5618

Beitrag(#983983) Verfasst am: 19.04.2008, 01:06    Titel: Antworten mit Zitat

In den Sechs Büchern welche die ganze Geschichte abbilden, gibt es auch viele gute Muslime.

Ich konnte nur die Bamberger Ausgabe lesen, die ja eh als massiv "lektoriert" gilt.

Kara Ben Nemsi ist übrigens die selbe Person wie Old Shatterhand.

Agnost
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Tassilo
Deaktiviert



Anmeldungsdatum: 17.05.2004
Beiträge: 7361

Beitrag(#984108) Verfasst am: 19.04.2008, 11:27    Titel: Antworten mit Zitat

Auch als Old Shatterhand missioniert er gewaltig.
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L.E.N.
im falschen Film



Anmeldungsdatum: 25.05.2004
Beiträge: 27745
Wohnort: Hamburg

Beitrag(#984112) Verfasst am: 19.04.2008, 11:46    Titel: Antworten mit Zitat

das ging mir schon als 8-jähriger auf die nerven. habs aber als zeitgenössisch ertragen. Smilie
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Ich will Gott lästern dürfen! Weg mit §166 StGB!
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Critic
oberflächlich



Anmeldungsdatum: 22.07.2003
Beiträge: 16338
Wohnort: Arena of Air

Beitrag(#984822) Verfasst am: 20.04.2008, 01:40    Titel: Antworten mit Zitat

Meine Mutter meinte neulich - als mal wieder die üblichen Verdächtigen ("Winnetou I-III") wiederholt wurden -, daß dem etwas fehle, der Karl May nicht gelesen habe. Sie hat natürlich positive Erinnerungen daran. Als damals die Kinofilme neu herauskamen, ging ihr Vater natürlich mit ihr dahin. Er hat sich die Zeit genommen, dafür seine Arbeit, die er zum Teil zuhause verrichten konnte, unterbrochen. (Und als sie zurückwaren, hat er sich in der Küche wieder an seine Listen gesetzt und weitergerechnet.) Und ich vermeine mich auch dunkel erinnern zu können, daß May nicht nur Romane geschrieben hat.
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"Die Pentagon-Gang wird in der Liste der Terrorgruppen geführt"

Dann bin ich halt bekloppt. Mit den Augen rollen

"Wahrheit läßt sich nicht zeigen, nur erfinden." (Max Frisch)
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Kival
Profeminist Ghost



Anmeldungsdatum: 14.11.2006
Beiträge: 24071

Beitrag(#984829) Verfasst am: 20.04.2008, 01:49    Titel: Antworten mit Zitat

http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_May#Sonstige_Werke hat folgendes geschrieben:
Des Weiteren gehören zu den sonstigen Werken Belehrendes (Geographische Predigten (1875-76)), Gedichte (Himmelsgedanken (1900)), Essays (z. B. Briefe über Kunst (1906-07)), ein Drama (Babel und Bibel (1906)), autobiographische Texte (Mein Leben und Streben (1910), Meine Beichte), verschiedene Prozess- und Verteidigungsschriften sowie einige Kompositionen (z. B. Ave Maria und Vergiss mich nicht, gesammelt in Ernste Klänge (1898)).

Nach Mays Tod erfolgten Veröffentlichungen aus seinem Nachlass: Fragmente von Erzählungen und Dramen, Gedichte, sein Bibliotheksverzeichnis und vor allem Briefe.

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"A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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Agnost
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Anmeldungsdatum: 12.11.2006
Beiträge: 5618

Beitrag(#984830) Verfasst am: 20.04.2008, 01:55    Titel: Antworten mit Zitat

Tassilo hat folgendes geschrieben:
Auch als Old Shatterhand missioniert er gewaltig.


Man lese nur Old Surehand 1, Old Surehand 2 und Satan und Ischariot.

Aber Karl May als fantastischer Realist in der Tradition von E.T.A . Hoffmann ist auch schudig an Johannes Mario Simmel.

Was man diesem Scharlatan nicht vorwerfen kann, ist das er ein schlechter Landkartenleser war.

Wer Karl May gelesen hat, der weiss immerhin wo der Yellowstone-River der Pecos und der Shatt al Arab liegt.

Der Mann war ein ziemlich guter Lügner.

Agnost
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Kival
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Anmeldungsdatum: 14.11.2006
Beiträge: 24071

Beitrag(#984836) Verfasst am: 20.04.2008, 02:10    Titel: Antworten mit Zitat

Agnost hat folgendes geschrieben:
Tassilo hat folgendes geschrieben:
Auch als Old Shatterhand missioniert er gewaltig.


Man lese nur Old Surehand 1, Old Surehand 2 und Satan und Ischariot.


Habe ich. Als gewaltig missionierend empfinde ich die Werke aber nicht. Sie sind christlich geprägt, ok, aber wo geht das über eine für die Zeit normale Mass an Christlichkeit hinaus? Mir sind hier ja eher die orientalischen Werke verdächtig, eine stärkere religiöse Prägung zu haben. Dass er aber ein Glaubenskämpfer war, erscheint mir eine zu starke Behauptung in dem Sinne, als er hier die Muslime als besonders niederträchtig beschreiben würde oder hier reine Schwarz-Weiß-Malerei betrieben hätte.

Natürlich - das muss man zugeben - sind Mays Werke christlich gefärbt und er wirbt auch für ein Christentum, wie er es versteht. Aber dass er hier gegen andere Weltanschauungen kämpft, vermag ich nicht zu erkennen.

Zitat:
Aber Karl May als fantastischer Realist in der Tradition von E.T.A . Hoffmann ist auch schudig an Johannes Mario Simmel.


Was hat E.T.A Hoffmann denn mit fantastischem Realismus zu tun? Oder fasst Du diesen Begriff sehr weit?

Zitat:
Was man diesem Scharlatan nicht vorwerfen kann, ist das er ein schlechter Landkartenleser war.

Wer Karl May gelesen hat, der weiss immerhin wo der Yellowstone-River der Pecos und der Shatt al Arab liegt.

Der Mann war ein ziemlich guter Lügner.


Natürlich waren seine Geschichten zum Großteil erfunden, wenn er auch tatsächlich einen teil der Orte besucht hat. Ich meine mich zu erinnern, dass er die Geschichten später als "symbolische Wahrheit" bezeichnete.
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Agnost
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Anmeldungsdatum: 12.11.2006
Beiträge: 5618

Beitrag(#984844) Verfasst am: 20.04.2008, 02:29    Titel: Antworten mit Zitat

E.T.A. Hoffmann war der Dichter des fantastischen Realismus.

Ich finde nicht, dass er in der "Durch die Wüste" und den nachfolgenden 5 Bänden sehr Islamfeindlich war.

Viele seiner Mitstreiter sind Muslime, die er sehr postiv zeichnet.

Und Hadschi Halef Omar ist einfach eine Sam Hawkins Figur, die in ihrer Naivität nicht für den Muslim steht, sondern einfach der wohlwollende Tor darstellt, der den an und für sich fehlbaren Helden in Kalamittäten stürtzt aus denen er sich befreien muss.
Aber wenn es drau an kommt, hat der Tor sein Herz am rechten Fleck und bewährt sich doch immer als guter Freund.

Viele Orte hat er, so glaub ich, erst später besucht, aber er hat sein Kartenstudium ziemlich ernst genommen.

Die allermeisten Bäche, Flüsse, Seen, Hügel. Berge umd Städte in seinem Romanen gibt es genauso wie bei Simmel-

Agnost
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Kival
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Anmeldungsdatum: 14.11.2006
Beiträge: 24071

Beitrag(#984845) Verfasst am: 20.04.2008, 02:36    Titel: Antworten mit Zitat

Agnost hat folgendes geschrieben:
E.T.A. Hoffmann war der Dichter des fantastischen Realismus.


Bei einer entsprechenden Definition: Ja, aber May nicht. Bei Karl May gibt es erfundene, aber prinzipiell nicht völlig unmögliche Geschehnisse, während Hoffmanns Geschichten Grenzen überschreiten eben in das fantastische, irreale. Er ist ja auch der Romantik zuzuordnen, May m. E. nicht. Wo siehst Du bei May fantastische Elemente?

Zitat:
Ich finde nicht, dass er in der "Durch die Wüste" und den nachfolgenden 5 Bänden sehr Islamfeindlich war.


Ich eben auch nicht. Auch bei dem Rest kann ich Dir nur zustimmen.

Zitat:
Viele Orte hat er, so glaub ich, erst später besucht, aber er hat sein Kartenstudium ziemlich ernst genommen.

Die allermeisten Bäche, Flüsse, Seen, Hügel. Berge umd Städte in seinem Romanen gibt es genauso wie bei Simmel-t


Ja, ich weiß. Wer ist eigentlich Simmel? Da kenne ich nur einen Soziologen, den wirste wohl kaum meinen.
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Agnost
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Anmeldungsdatum: 12.11.2006
Beiträge: 5618

Beitrag(#984851) Verfasst am: 20.04.2008, 02:52    Titel: Antworten mit Zitat

Ich meine Johannes Mario Simmel, den Autor von "Es muss nicht immer Kaviar sein."

Andere Romane waren "Und Jimmy ging zum Regenbogen", und "Mich wundert, warum ich so traurig bin."

Das sind nur zwei weitere.

Der Literat Zwerenz hat irgendwann in den späten 80ern im Spiegel eine Rehabilitation auf ihn geschrieben.

In einem Lassiter Western wurde er auch mal Johann Marius Simpel genannt.

Johannes Mario Simmel war der Konsalik für Linksliberale und meine Schwester hat ihm die Haare gewaschen und geschnitten, als er in Zug lebte.

Cannes sieht genau so aus, wie er es in seinen Romanen beschrieben hat.

E.T.A. Hoffmann ist natürlich auch ein Romantiker, aber seine Kenntnis über das was er schrieb, hatte eben auch Hand und Fuss.

Karl May sollte endlich aus den Klauen seiner Nachlassverwalter entrissen werden.

Der letzte Verlag, der letztlich nach 33 Ausgaben an den "Deutschtümelnden Mayisten" gescheitert ist, war der Haffmanns Verlag Zürich.

Karl May konnte spannend schreiben.

Agnost
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Kival
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Anmeldungsdatum: 14.11.2006
Beiträge: 24071

Beitrag(#984853) Verfasst am: 20.04.2008, 03:11    Titel: Antworten mit Zitat

Agnost hat folgendes geschrieben:
E.T.A. Hoffmann ist natürlich auch ein Romantiker, aber seine Kenntnis über das was er schrieb, hatte eben auch Hand und Fuss.


Ja, aber dennoch verstehe ich nicht, wie Du darin fantastischen Realismus siehst... was verstehst Du unter fantastischem Realismus?
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Nordseekrabbe
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Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 31152
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Beitrag(#984856) Verfasst am: 20.04.2008, 03:59    Titel: Antworten mit Zitat

Ich bin mit Karl May aufgewachsen, vor allem mit den Filmen und den Karl-May-Festspielen von Bad Segeberg.

Mir ist wurscht, ob er nun als christlicher Missionar gilt oder nicht; er kann mit seinen Werken auch heute noch ein Millionenpublikum unterhalten, und er konnte, obwohl er niemals im Wilden Westen der USA gewesen ist, die Zustände dort als einziger so derart treffen, wie er es eben in seinen Winnetou-und Old Shatterhand-Romanen tat.

Das hat mM nach vor ihm, während ihm und nach ihm weltweit kein anderer Autor gekonnt.
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Agnost
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Anmeldungsdatum: 12.11.2006
Beiträge: 5618

Beitrag(#984875) Verfasst am: 20.04.2008, 08:43    Titel: Antworten mit Zitat

Kival hat folgendes geschrieben:
Agnost hat folgendes geschrieben:
E.T.A. Hoffmann ist natürlich auch ein Romantiker, aber seine Kenntnis über das was er schrieb, hatte eben auch Hand und Fuss.


Ja, aber dennoch verstehe ich nicht, wie Du darin fantastischen Realismus siehst... was verstehst Du unter fantastischem Realismus?


Also der Begriff kommt ja aus der Malerei, auf die Literatur angewendet steht er für mich für eine "realistische Möblierung" fantastischer Inhalte.

Agnost
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Sermon
panta rhei



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 18430
Wohnort: Sine Nomine

Beitrag(#984877) Verfasst am: 20.04.2008, 08:50    Titel: Re: War Karl May ein Glaubenskämpfer? Antworten mit Zitat

AdvocatusDiaboli hat folgendes geschrieben:
Wie Karl May alias Kara Ben Nemsi in seinen Orient-Romanen zum Glaubenskämpfer wurde


Luetkehaus begeht zwar keine offensichtlichen Fehler in seiner Darstellung - wie sonst leider Etliche, die ueber Karl May schreiben - er ist aber sichtlich kein wirklicher Kenner des Themas. Das zeigt sich schon daran, dasz er lediglich eine aeltere Arbeit zum Thema May und Religion erwaehnt, obgleich es inzwischen dazu durchaus mehr Literatur gibt. (Sehr empfehlenswert: Hans-Rüdiger Schwabe: Karl Mays Atheisten. in: Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 2005, S. 105-163.) Auch differenziert er nicht ausreichend zwischen der Perzeption von klischeehaften Quellen (Orientalismus, Antisemitismus, Rassismus usw.), der Bestaetigung von Erwartungshaltungen katholischer Verlage und deren Leserschaft (die Boesen sind dann oft gar nicht Muslime, sondern die nichtkatholischen Christen im Osmanischen Reich (Griechen, Armenier); ganz boese sind immer protestantische Missionare!) und dem, was man als tatsaechliche persoenliche Haltung Mays gesichert ausmachen kann. Von den religionskritischen Anfaengen Mays (Ange et Diable) und seiner darauffolgenden antikatholischen Kulturkampfphase (Szepter und Hammer) hat Luetkehaus offenbar auch noch nichts vernommen. Und auch jene May'schen Marienkalendergeschichten, die im Wilden Westen spielen, transportieren einen kruden Moralismus. Voellig fehlt eine Einordnung Mays in die ideologischen Kaempfe seiner Zeit. Der Protestant May arbeitete fuer etliche katholische Verlage. Ausgerechnet aus dem reformkatholischen Lager wurde May spaeter angegriffen (wegen seiner Identitaetbehauptung mit OS/KBN, wegen angeblicher Unsittlichkeit seiner Kolportageromane, wegen seiner kriminellen Vergangenheit). Etliche der Ultramontanisten hingegen sahen in May weiterhin den nuetzlichen Autor. May war nur das Mittel der Reformer, die Ultramontanisten zu treffen. (May hat nichts davon begriffen, sondern ausgerechnet seine linkskatholischen Kritiker als vermeintliche Papisten karikiert! Siehe dazu Hainer Plaul: Literatur und Politik. Karl May im Urteil der zeitgenössischen Publizistik. in: Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 1978, S.174-255. Mays synkretistisches Spaetwerk ist ohne die Aegyptenwelle in der damaligen Kunst, ohne die Lichtsymbolik, ohne die elitistische Gipfelstuermerei im Fin de Siècle gar nicht zu erklaeren.

Wer sich ueber Karl May informieren will, hat es inzwischen sehr leicht. Auf der Webseite der Karl-May - Gesellschaft sind zahlreiche originale Texte von und etliche Sekundaertexte ueber May abgelegt. Ein Groszteil der zu Lebzeiten erschienen Werke (also vor der unseligen Bearbeitsungsphase des Karl May Verlages) sind inzwischen in der Digitalen Bibliothek vorhanden, die bei Zweitausendeins zum Spottpreis zu bekommen ist.

Aus den Buchhandlungen ist Karl May als Kinder- und Jugendliteratur weitgehend verschwunden, nachdem die Rechte seit 1982 frei sind und die Billigverlage seinerzeit mit Ausgaben den Markt ueberschwemmten. Bei Ebay sind neuere May-Ausgaben wohlfeil - natuerlich nicht die Ausgaben zu Lebzeiten, fuer die extrem hohe Sammlerpreise verlangt werden! Der Karl May Verlag hat sich in den letzten Jahren daher darauf spezialisiert, eher die Fangemeinde mit nicht gerade preiswerten Sekundaermaterialien und seltenen Ausgaben zu bedienen.

Aktuell ist in den Medien, dasz der Schachgroszmeister Lothar Schmid, der aus der Karl May Verlagsdynastie stammt, den May Nachlasz als Privatbesitz veraeuszern moechte. Seine Preisvorstellungen liegen bei 15 Millionen Euro und das Land Sachsen hat sich bislang zu einem Angebot von 3,5 Millionen Euro hinreiszen lassen. Kenner halten selbst das noch fuer voellig ueberteuert. Wie aus dem von May verfuegten gemeinnuetzigen Stiftungsnachlasz ueberhaupt ein Privatbesitz wurde, waere eine bestimmt spannende Geschichte.
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"Der Typ hat halt so seine Marotten" (Sermon über Sermon) Der Typ hat so seine Macken
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Mario Hahna
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Anmeldungsdatum: 04.04.2005
Beiträge: 9607
Wohnort: München

Beitrag(#984958) Verfasst am: 20.04.2008, 11:38    Titel: Antworten mit Zitat

Ich leide jetzt an akutem Niveauschock.
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Wer nichts weiß, glaubt alles.
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Peter H.
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Anmeldungsdatum: 24.06.2007
Beiträge: 9751

Beitrag(#984968) Verfasst am: 20.04.2008, 12:04    Titel: Antworten mit Zitat

Folgende Kritik an K.M.

1. übersteigertes Heldentum Einzelner
2. unglaubliche Geschehnisse, die es so nicht gibt/geben kann
3. Moralismus/ Dichotomie - Gutewicht-Bösewicht, falsches Menschenbild
4. Bedienung von Klischees
5. Christenkultus
6. Deutschtümelei
7. Sentimentalismus
8. Phantastereien
9. Männerkultus
10. Schwülstigkeit, übersteigerte Darstellungen
11. versteckte Homosexualität statt offenes Bekenntnis oder falls dies nicht möglich ist, Umgehung dieses Bereiches
12. Eskapismus als Selbstzweck, zumindest als Tendenz
13. falsches Bild über die einzelnen Ethnien, partiell falsche Angaben über Natur und Länder
14. übersteigerte Dramatik
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Sermon
panta rhei



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 18430
Wohnort: Sine Nomine

Beitrag(#984997) Verfasst am: 20.04.2008, 12:40    Titel: Antworten mit Zitat

Peter H. hat folgendes geschrieben:
Folgende Kritik an K.M.

[...]
11. versteckte Homosexualität statt offenes Bekenntnis oder falls dies nicht möglich ist, Umgehung dieses Bereiches
[...]


Dieses Geruecht basiert auf Arno Schmidt - der Homosexualitaet fuer einen ernsthaften Vorwurf hielt und gleichzeitig in seinem Sitarabuch behauptete, etliche Landschaftschilderungen Mays seien die Topographie eines auf dem Ruecken liegenden weiblichen Koerpers, wenn der Held einem Flusz folgend in eine sich immer mehr verengende Spalte geraet, an deren Ende ihn ein Waeldchen mit Hoehle erwartet und in der Ferne locken zwei Huegel.

Homosexuelle Handlungen sind im Leben Mays nicht nachgewiesen. Seine Haftzeiten im Maennerknast sind Anlasz fuer Spekulationen.

May war als alter Mann zeitweise mit dem bekennend schwulen Maler Sascha Schneider befreundet, der fuer eine Ausgabe der Buecher im Fehsenfeldverlag symbolische Titelbilder als Auftrag erstellte. In der Villa Shatterhand hing im Wohnzimmer ein groszes von Schneider erstelltes Gemaelde. In Winnetou IV hat May jedoch den monumentalistischen Kunstbegriff Schneiders deutlich angegriffen. Die Sascha-Schneider-Ausgabe war seinerzeit kommerziell ein ziemlicher Flop und erst in unserer Zeit wird sie unter Sammlern sehr teuer gehandelt.

Ja, in Mays Romanen kuessen sich gelegentlich befreundete Maenner auf die Wange und die Beschreibung von Winnetou bietet Anlasz fuer Spekulationen.

Arno Schmidt trug verschiedene Indizien zusammen. Am ehesten nachvollziehbar fuer den "Vorwurf" Arno Schmidts, in Mays Werk "schwule es", ist aber eine Erzaehlung am Ende von Winnetou II. Dort gibt es zwischen Old Shatterhand und dem Knaben Harry einige recht befremdliche Dialoge. Ursache ist jedoch die Zweitverwertungsarbeitsweise von Karl May. Er hat eine fruehe Erzaehlung (Ein Oelbrand; spaeter: Old Firehand), in der ein noch namenloser Trapper sich in eine huebsche Maid verguckt, fuer die spaetere Buchausgabe neu verwendet, aber hoechst unzureichend umgearbeitet. Der in Winnetou II. firmierende Held Old Shatterhand durfte aus diversen Gruenden keine Liebesaffaire mehr haben, also wurde aus der jungen Lady Ellen der Knabe Harry. Leider hat May uebersehen, dasz etliche Dialoge ploetzlich sehr seltsam wirkten und vergessen, diese auch zu ueberarbeiten.
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Agnost
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Anmeldungsdatum: 12.11.2006
Beiträge: 5618

Beitrag(#985133) Verfasst am: 20.04.2008, 16:14    Titel: Antworten mit Zitat

Peter H. hat folgendes geschrieben:

6. Deutschtümelei


Die meisten von uns sind wohl alle mit den "lektorierten" Ausgaben gross geworden, die im Sinne des "Germanentum" zugespitzt wurden.

Das Karl May eher ein Volksfrömmler war als ein laizistischer Pfaffe irgend einer christlichen Richtung, ist für mich aus den mir bekannten Büchern nach zu empfinden.

Andererseit ist die Lektüre bei mir 30 Jahre Vergangenheit.

Agnost
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Sermon
panta rhei



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 18430
Wohnort: Sine Nomine

Beitrag(#985173) Verfasst am: 20.04.2008, 17:54    Titel: Antworten mit Zitat

Agnost hat folgendes geschrieben:
Peter H. hat folgendes geschrieben:

6. Deutschtümelei


Die meisten von uns sind wohl alle mit den "lektorierten" Ausgaben gross geworden, die im Sinne des "Germanentum" zugespitzt wurden.


Das ist nicht ganz richtig.

Nur einge Texte wurden nach 1933 im Sinne des neuen Regimes nach "Rassekriterien" seitens des Karl May Verlages ueberarbeitet. Besonders krass geschah dies bei der Neuausgabe von 'Winnetou IV' unter dem Titel 'Winnetous Erben'. Der Bearbeiter Otto Eicke hatte sich dem neuen Regime ideologisch zugewendet. Andere Teile des Spaetwerkes wurden im Dritten Reich jedoch gar nicht erst wieder aufgelegt, da ihre pazifistische Ausrichtung nicht erwuenscht war.

Die Deutschtuemelei findet sich jedoch bereits im Originalwerk. Da wimmelt es von Romanfiguren deutscher Herkunft, welche Vertreter eines 'deutschen Wesens' sind: gemuetvoll, ehrlich, fleiszig, sauber, bieder, glaeubig, hilfsbereit, gelegentlich sangsfreudig usw. Sie alle bilden einen Kontrast zu den goldgierig-materialistischen, raenkevollen, kalt-rationalistischen, egoistischen Vertretern anderer euopaeischer 'Nationalcharaktere'. May ist damit Teil einer kulturkonservativen ideologischen Stroemung im Kaiserreich, welche den Imperialismus der fortgeschritteneren Konkurenz wortreich beklagt, damit aber die eigene Interessenpolitik als Humanitaet gegenueber den 'Unterentwickelten' verbraemt.

May selbst war sich teilweise der sozialpsychologischen Funktion der eigenen Literaturproduktion durchaus bewuszt. Er schieb 1904 unter Pseudonym: "Die auf die Seite Geschobenen [...] sie wollen wenigstens lesen, dasz das Glueck, nach dem sie sich vergeblich sehnen, wirklich vorhanden ist. Das Leben bietet ihnen nur Arbeit, Muehe und Plage, weiter nichts. Die hoeheren Gueter, die sie frueher besaszen, die hat man ihnen genommen. Der Glaube ist weg. Das Gottvertrauen verschwand. [...] Es gibt ueberhaupt kein Glueck, weder oben im Himmel noch unten auf Erden. Oder dennoch? Waere es moeglich? Die Seele haelt noch einen Rest von Hoffnung fest. Da kommt der Kolporteur. Er sagt: 'Ja, es gibt ein Glueck [...]. Ich binge es Dir. Hier, lies!'"
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Ahriman
Tattergreis



Anmeldungsdatum: 31.03.2006
Beiträge: 17976
Wohnort: 89250 Senden

Beitrag(#985201) Verfasst am: 20.04.2008, 18:26    Titel: Antworten mit Zitat

Ich war in Kindheit und Jugend auch begeisterter Karl-May-Leser. Heute stört mich sein Mangel an Humor. Ist euch nicht aufgefallen, daß er laufend "Behindertenwitze" gemacht hat? Wenn es bei ihm lustig werden sollte, hat er irgendeinen komischen Kauz mit einer Macke auf seine Bühne gestellt. Sam Hawkens, die Tante Droll, Pitt Holbers, der englische Lord als verhinderter Archäologe, der Doktor Parmesan, der allen Leuten Arme und Beine amputieren will, Kapitän Turnerstick, der so blöd ist, daß er glaubt, er könne chinesisch sprechen, der dicke verfressene Holländer im "Blauroten Methusalem" - und so immer weiter. Richtigen Witz und Humor sucht man bei ihm vergebens.
Der Verdacht, daß er schwul war, kam mir auch schon, als er in einem seiner Bücher (weiß nicht mehr wo) von der Schönheit eines edlen Indianerjünglings erzählte. Da fiel mir auch wieder eine Szene aus Old Surehand ein, wo er zusammen mit Winnetou, Old Wabble und Old Surehand über die Prärie reitet, und die drei Helden hatten meterlanges Haar, daß da fröhlich wehte.
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Evilbert
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Anmeldungsdatum: 16.09.2003
Beiträge: 42408

Beitrag(#985207) Verfasst am: 20.04.2008, 18:40    Titel: Antworten mit Zitat

Ahriman hat folgendes geschrieben:
Ist euch nicht aufgefallen, daß er laufend "Behindertenwitze" gemacht hat? Wenn es bei ihm lustig werden sollte, hat er irgendeinen komischen Kauz mit einer Macke auf seine Bühne gestellt.


Gerade das war aber seinerzeit wohl schon ein erheblicher moralischer Fortschritt. Weil wir genau diese Typen ja allesamt lieben ohne Ende!

Denn sie zeigen uns, dass jeder Mensch liebenswert ist oder sein kann. Vergleiche mal dagegen zum Beispiel die fiesen, kalten berechnenden Schurken, die eigentlich physisch und geistig oft ziemlich perfekt wirken.

Heute würde man das wohl nicht mehr so machen, aber ich finde genau das eigentlich ziemlich oK.

edit: will sagen, das das bestimmt nicht böse gemeint ist. Zumal May ja selber gewisse gesundheitliche Probleme schon als Kind hatte.

Also den Vorwurf, dass er sich über Behinderte intentional abwertend äußert kann man so nicht gelten lassen; im Gegenteil.
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Botschafter Kosh
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Anmeldungsdatum: 26.11.2007
Beiträge: 3972

Beitrag(#985236) Verfasst am: 20.04.2008, 19:07    Titel: Antworten mit Zitat

Peter H. hat folgendes geschrieben:
Folgende Kritik an K.M.

1. übersteigertes Heldentum Einzelner
2. unglaubliche Geschehnisse, die es so nicht gibt/geben kann
3. Moralismus/ Dichotomie - Gutewicht-Bösewicht, falsches Menschenbild
4. Bedienung von Klischees
5. Christenkultus
6. Deutschtümelei
7. Sentimentalismus
8. Phantastereien
9. Männerkultus
10. Schwülstigkeit, übersteigerte Darstellungen
11. versteckte Homosexualität statt offenes Bekenntnis oder falls dies nicht möglich ist, Umgehung dieses Bereiches
12. Eskapismus als Selbstzweck, zumindest als Tendenz
13. falsches Bild über die einzelnen Ethnien, partiell falsche Angaben über Natur und Länder
14. übersteigerte Dramatik


14 Rezepte für gute Unterhaltungsliteratur.

mfg Kosh
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Sermon
panta rhei



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Beitrag(#985247) Verfasst am: 20.04.2008, 19:24    Titel: Antworten mit Zitat

Evilbert hat folgendes geschrieben:
Also den Vorwurf, dass er sich über Behinderte intentional abwertend äußert kann man so nicht gelten lassen; im Gegenteil.


Damit der Held umso strahlender glaenzen kann, braucht er Begleiter, deren Macken seine Perfektion unterstreichen.

Welcher Art sind die Macken?

Am haeufigsten zeichnet sich so eine positive Nebenfigur durch sprachliche Eigentuemlichkeiten aus (der Held spricht natuerlich alle Sprachen dieser Welt!) - einige verwenden auch bei den unpassendsten Gelegenheiten eine stereotype Redewendung, andere begehen notorisch immer denselben sprachlichen Fehler, einige wenige Reden fast in einer Kunstsprache und halten sich irrtuemlich dabei noch fuer Sprachgenies! Kapitaen Turnerstick aus dem 'Blauroten Metusalem' wurde ja bereits erwaehnt. Noch eigentuemlicher sind einige Nebenfiguren im der Jugenderzaehlung 'Die Sklavenkarawane'.

Eine andere beliebte Macke sind Eigentuemlichkeiten in der Bekleidung (und die spaeteren Verfilmungen haben die May'schen Romanfigurenbeschreibungen diesbezueglich fast voellig ignoriert!). Droll kleidet sich wie ein Transvestit, redet mit Fistelstimme und ist doch ein tuechtiger Detektiv. Der notorische englische Lord kommt graukariert daher.

Einige Nebenfiguren leiden an grotesker Selbstueberschaetzung. So sind die falschen Wissensaeuszerungen des Hobble Frank in den Jugendromanen ein didaktisches Mittel, gymnasiales Wissen abzupruefen.

Koerperliche Eigentuemlichkeiten kommen bei den positiven Romanfiguren weit seltener vor. Der Lord Lindsay hat an der Nase die Narbe einer Aleppo-Beule und der Hobble Frank hinkt, schaft es aber durch Pfiffigkeit den besten Laeufer eines Indianerstammes im Wettlauf um das Leben zu besiegen. Der Juggle Fred ist bucklig, aber ein wackerer Kerl.

Die Formulierung, May mache Witze auf Kosten von Behinderten, halte ich so fuer nicht triftig.

Bedenklich ist bei May m.E. eher etwas anderes, naemlich seine Charakterdeutung insbesondere von Schurken ueber physiognomische Beschreibung mit Tierreichsanalogien - nur uebertroffen von jenen Ausnahmeschurken, bei denen gerade deren Schoenheit etwas Luziferisches hat.
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Xamanoth
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Beitrag(#985253) Verfasst am: 20.04.2008, 19:34    Titel: Antworten mit Zitat

Sermon hat folgendes geschrieben:
Ausnahmeschurken, bei denen gerade deren Schoenheit etwas Luziferisches hat.

Welche sollen das denn sein? Mir fällt aus den Westernromanen kein Schurke ein, der als besonders schön beschrieben wird.
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Evilbert
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Beitrag(#985255) Verfasst am: 20.04.2008, 19:36    Titel: Antworten mit Zitat

Xamanoth hat folgendes geschrieben:
Westernromanen



Wir reden hier ja auch von Karl May und nicht von "Westernromanen". Teufel
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Sermon
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Beitrag(#985257) Verfasst am: 20.04.2008, 19:39    Titel: Antworten mit Zitat

Ich rege an, sich nicht zu allen moeglichen Aspekten zum Thema Karl May zu verzetteln, sondern zum Ausgangspunkt zurueckzukehren: Karl May als missionarischer Autor.
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panta rhei



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Beitrag(#985267) Verfasst am: 20.04.2008, 19:52    Titel: Antworten mit Zitat

Xamanoth hat folgendes geschrieben:
Sermon hat folgendes geschrieben:
Ausnahmeschurken, bei denen gerade deren Schoenheit etwas Luziferisches hat.

Welche sollen das denn sein? Mir fällt aus den Westernromanen kein Schurke ein, der als besonders schön beschrieben wird.


Dir ist womoeglich der Moerder Harry Melton in 'Satan und Ischariot' entgangen, dem Old Shatterhand in Guayamas begegnet.

Zitat:
Der Mormone hatte sich noch nicht entfernt. Er saß an einem Tische und schien mein Erscheinen abgewartet zu haben, denn ich sah, daß er mich scharf beobachtete. Ich ließ ihn nicht sehen, daß ich dasselbe auch mit ihm that, doch wurde es mir geradezu schwer, das Auge von ihm zu wenden; er war eine interessante, ja eine hochinteressante Persönlichkeit.
Seine wohlgebaute Gestalt war gut und sorgfältig gekleidet und sein Gesicht vollständig glatt rasirt. Aber was für ein Gesicht war das! Sobald ich es erblickte, fielen mir jene eigenartigen Züge ein, welche der geniale Stift Gustave Dorés dem Teufel verliehen hat. Die Aehnlichkeit war so groß, daß man hätte meinen mögen, der Mormone habe Doré zu dieser Zeichnung gesessen. Er konnte nicht viel über vierzig Jahre alt sein. Um seine hohe, breite Stirne rollten sich tiefschwarze Locken, welche hinten fast bis auf die Schulter niederwallten; es war wirklich ein prächtiges Haar. Die großen, nachtdunklen Augen besaßen jenen mandelförmigen Schnitt, den die Natur ausschließlich für die Schönheiten des Orientes bestimmt zu haben scheint. Die Nase war leicht gebogen und nicht zu scharf; die zitternde Bewegung ihrer hellrosagefärbten Flügel ließ auf ein kräftiges Temperament schließen. Der Mund glich fast einem Frauenmunde, war aber doch nicht weibisch oder weichlich geformt; die etwas abwärtsgebogenen Spitzen desselben ließen vielmehr auf einen energischen Willen schließen. Das Kinn war zart und doch zugleich kräftig gebaut, wie man es nur bei Personen findet, deren Geist den tierischen Trieben überlegen ist und sie so vollständig zu beherrschen vermag, daß andere das Vorhandensein derselben gar nicht ahnen. Jeder einzelne Teil dieses Kopfes, dieses Gesichtes war schön zu nennen, aber nur schön, vollkommen für sich, denn in ihrer Gesamtheit fehlte diesen Teilen die Harmonie. Wo aber die Harmonie fehlt, da kann von Schönheit nicht die Rede sein. Ich kann nicht sagen, ob es anderen ebenso wie mir ergangen wäre, ich fühlte mich abgestoßen. Die Vereinigung einzelner schöner Formen zu einem Ganzen, dem der Ein- oder Gleichklang fehlte, machte auf mich den Eindruck des Widerwärtigen, der Häßlichkeit. Dazu kam noch eins. Die Aehnlichkeit mit dem Doréschen Bilde war mir sofort aufgefallen; je öfter ich den Mann ansah, desto deutlicher fühlte ich, daß sein Gesicht einem andern glich, welches ich schon einmal irgendwo und irgendwann und zwar unter Umständen gesehen hatte, welche keineswegs als Empfehlung für dasselbe genommen werden konnten. Ich sann und sann, vermochte aber weder über den Ort und die Zeit noch über die Person, welcher dieses Gesicht angehörte, in Klarheit zu kommen. Auch im Verlaufe der nächsten Tage, während welcher ich den Mormonen regelmäßig des Morgens und des Abends zu sehen bekam, war es mir unmöglich, mich zu besinnen, obgleich ich je länger desto mehr zu der Ueberzeugung gelangte, daß ich ganz gewiß einem ihm sehr ähnlichen Menschen begegnet war, der sich entweder gegen mich selbst oder gegen eine mir befreundete Person feindlich verhalten hatte.
So oft Harry Melton mich sah, maß er mich mit scharfen Augen, und obgleich in seinen Blicken nur der Ausdruck der Neugierde zu liegen schien, war es mir doch, als ob dies nur deshalb der Fall sei, weil er sich geflissentlich bemühte, mir nicht zu zeigen, daß ich keinen angenehmen Eindruck auf ihn machte. Dieser Eindruck war freilich ein gegenseitiger.


[Karl Mays Werke: Satan und Ischariot I. Karl Mays Werke, S. 23-25)]
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Derrick
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Beitrag(#985328) Verfasst am: 20.04.2008, 21:29    Titel: Antworten mit Zitat

Kürzlich habe ich nochmal die Bücher von Karl May über den Mahdi gelesen.
Ich finde, dass sie schon von einem gewissen weissen bzw. europäischen Chauvinismus gekennzeichnet sind. Zwar werden die afrikanischen oder arabischen Gefährten durchaus positiv dargestellt sind, allerdings auch immer als wild, ungebildet und rückständig.
Für den Zeitgeist des 19./20. Jahrhunderts in Europa ist dies aber keine Überraschung. Man fühlt sich bei ihm oft an "The White Man's Burden" erinnert, da auch hier der weisse Mann den Wilden erst Kultur vermitteln muss.
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Peter H.
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Beitrag(#985335) Verfasst am: 20.04.2008, 21:36    Titel: Antworten mit Zitat

Die Figur Santers ( Frage) wäre in dem Zusammenhang noch abzuklären. (taucht bei den Winnetou-Bd. auf)
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