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L.E.N. im falschen Film
Anmeldungsdatum: 25.05.2004 Beiträge: 27745
Wohnort: Hamburg
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(#985338) Verfasst am: 20.04.2008, 21:39 Titel: |
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Peter H. hat folgendes geschrieben: | Die Figur Santers ( ) wäre in dem Zusammenhang noch abzuklären. (taucht bei den Winnetou-Bd. auf) |
Santer? kommt nicht gerade besonders sympathisch rüber.
_________________ Ich will Gott lästern dürfen! Weg mit §166 StGB!
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#985377) Verfasst am: 20.04.2008, 22:23 Titel: |
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L.E.N. hat folgendes geschrieben: | Peter H. hat folgendes geschrieben: | Die Figur Santers ( ) wäre in dem Zusammenhang noch abzuklären. (taucht bei den Winnetou-Bd. auf) |
Santer? kommt nicht gerade besonders sympathisch rüber. |
Musste Bully gucken, dann passt das schon.
Sermon weghören, ich weiss das ist Blasphemie.
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pewe auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 20.01.2008 Beiträge: 3377
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(#985381) Verfasst am: 20.04.2008, 22:26 Titel: |
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Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben: | Ich bin mit Karl May aufgewachsen, vor allem mit den Filmen und den Karl-May-Festspielen von Bad Segeberg.
Mir ist wurscht, ob er nun als christlicher Missionar gilt oder nicht; er kann mit seinen Werken auch heute noch ein Millionenpublikum unterhalten, und er konnte, obwohl er niemals im Wilden Westen der USA gewesen ist, die Zustände dort als einziger so derart treffen, wie er es eben in seinen Winnetou-und Old Shatterhand-Romanen tat.
Das hat mM nach vor ihm, während ihm und nach ihm weltweit kein anderer Autor gekonnt. |
Allerdings scheint Karl May für ein Bild der nordamerikanischen Indianer verantwortlich, das mit der Wirklichkeit wenig zu tun hatte. Wer Old Shatterhand und Winnetou im Original kennenlernen möchte, sollte die Aufzeichnungen "Reise in das innere Nordamerika" von Maximilian von Wied lesen, die Karl May wahrscheinlich als Vorlage dienten.
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#985389) Verfasst am: 20.04.2008, 22:35 Titel: |
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pewe hat folgendes geschrieben: |
Allerdings scheint Karl May für ein Bild der nordamerikanischen Indianer verantwortlich, das mit der Wirklichkeit wenig zu tun hatte. |
Wo gibt es denn da _ein_ Bild der nordamerikanischen Indianer? Also mir erscheinen die individuell ziemlich verschieden...
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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Agnost dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 12.11.2006 Beiträge: 5618
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(#985397) Verfasst am: 20.04.2008, 22:43 Titel: |
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Kival hat folgendes geschrieben: | pewe hat folgendes geschrieben: |
Allerdings scheint Karl May für ein Bild der nordamerikanischen Indianer verantwortlich, das mit der Wirklichkeit wenig zu tun hatte. |
Wo gibt es denn da _ein_ Bild der nordamerikanischen Indianer? Also mir erscheinen die individuell ziemlich verschieden... |
Das er sich Cochise als Winnetou-Vorbild genommen hat, aber aus ihm einen Mescalero machte, damit er ihn näher an die Comanchen und Kiowas und in den Bereich des Eisenbahnbaus rücken konnte, war einer seiner "fantastischen" Realismen.
Wie er, der lange gar nicht über das Geld für eine USA Reise verfügte ein realistisches Bild der Indianer gehabt haben soll, ist mir schleierhaft.
Der hat einfach gerne grosse Geschichten geschrieben und das Material war der
"erfundene Reiseroman".
Agnost
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#985398) Verfasst am: 20.04.2008, 22:44 Titel: |
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Agnost hat folgendes geschrieben: | Kival hat folgendes geschrieben: | pewe hat folgendes geschrieben: |
Allerdings scheint Karl May für ein Bild der nordamerikanischen Indianer verantwortlich, das mit der Wirklichkeit wenig zu tun hatte. |
Wo gibt es denn da _ein_ Bild der nordamerikanischen Indianer? Also mir erscheinen die individuell ziemlich verschieden... |
Das er sich Cochise als Winnetou-Vorbild genommen hat, aber aus ihm einen Mescalero machte, damit er ihn näher an die Comanchen und Kiowas und in den Bereich des Eisenbahnbaus rücken konnte, war einer seiner "fantastischen" Realismen. |
Wenn man's so nennen will.
Zitat: | Wie er, der lange gar nicht über das Geld für eine USA Reise verfügte ein realistisches Bild der Indianer gehabt haben soll, ist mir schleierhaft. |
Habe nie behauptet, dass er ein realistisches Bild der Indianer gehabt hat. Er hat aber davon abgesehen, sie einseitig zu dämonisieren...
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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pewe auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 20.01.2008 Beiträge: 3377
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(#985402) Verfasst am: 20.04.2008, 22:46 Titel: |
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Kival hat folgendes geschrieben: | pewe hat folgendes geschrieben: |
Allerdings scheint Karl May für ein Bild der nordamerikanischen Indianer verantwortlich, das mit der Wirklichkeit wenig zu tun hatte. |
Wo gibt es denn da _ein_ Bild der nordamerikanischen Indianer? Also mir erscheinen die individuell ziemlich verschieden... |
Aber du denkst doch auch eher zuerst an einen Prärie und Plain Indianer und nicht an einen Bodenbauern? Oder denke an die Verwendung des Totempfahls bei Karl May, was mit der Wirklichkeit nichts zu tun hatte.
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#985407) Verfasst am: 20.04.2008, 22:48 Titel: |
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Agnost hat folgendes geschrieben: | Wie er, der lange gar nicht über das Geld für eine USA Reise verfügte ein realistisches Bild der Indianer gehabt haben soll, ist mir schleierhaft. |
Inhaltlich magst Du ja weitgehend recht haben mit dem was Du wohl meinst, aber Deine Formulierung ist, rein politisch gesehen, grauenhaft.
Stephen Hawking war übrigens auch noch nie in der Zukunft
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#985408) Verfasst am: 20.04.2008, 22:48 Titel: |
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pewe hat folgendes geschrieben: | Aber du denkst doch auch eher zuerst an einen Prärie und Plain Indianer und nicht an einen Bodenbauern? |
Hm, ich denke an beides
Zitat: | Oder denke an die Verwendung des Totempfahls bei Karl May, was mit der Wirklichkeit nichts zu tun hatte. |
Ok, da ist es definitiv so.
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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beachbernie male Person of Age and without Color
Anmeldungsdatum: 16.04.2006 Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii
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(#985412) Verfasst am: 20.04.2008, 22:52 Titel: |
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pewe hat folgendes geschrieben: | Kival hat folgendes geschrieben: | pewe hat folgendes geschrieben: |
Allerdings scheint Karl May für ein Bild der nordamerikanischen Indianer verantwortlich, das mit der Wirklichkeit wenig zu tun hatte. |
Wo gibt es denn da _ein_ Bild der nordamerikanischen Indianer? Also mir erscheinen die individuell ziemlich verschieden... |
Aber du denkst doch auch eher zuerst an einen Prärie und Plain Indianer und nicht an einen Bodenbauern? Oder denke an die Verwendung des Totempfahls bei Karl May, was mit der Wirklichkeit nichts zu tun hatte. |
Das finde ich eigentlich als einen der witzigsten Aspekte bei Karl Mays Fantasy. Man muss sich das mal auf der Zunge zergehen lassen. Nomadische Indianer schleifen staendig Riesenkawenzmaenner von Pfaehlen durch die weite Praerie, zum ausschliesslichen Zweck daran Gefangene zu foltern...
Wer sowas glaubt, dem kann man alles erzaehlen....
Gruss, Bernie
_________________ Defund the gender police!!
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Agnost dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 12.11.2006 Beiträge: 5618
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(#985413) Verfasst am: 20.04.2008, 22:54 Titel: |
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Evilbert hat folgendes geschrieben: | Agnost hat folgendes geschrieben: | Wie er, der lange gar nicht über das Geld für eine USA Reise verfügte ein realistisches Bild der Indianer gehabt haben soll, ist mir schleierhaft. |
Inhaltlich magst Du ja weitgehend recht haben mit dem was Du wohl meinst, aber Deine Formulierung ist, rein politisch gesehen, grauenhaft.
Stephen Hawking war übrigens auch noch nie in der Zukunft |
Dann geh ich mal in mich
Agnost
Die Mescaleros lebten ja quasi angrenzend zu den Plains- und Prairie-Indianer.
Dann gab es auch die Kiowa-Apachen, die ganz klar als Plains-Jäger lebten.
Im übrigen waren die Apachen eher Vieh-Halb-Nomaden und ihre Sprachgruppen-Verwandten die Navahos als Bauern.
Agnost
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#985418) Verfasst am: 20.04.2008, 23:03 Titel: |
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Meiner Erinnerung nach wurden die Mescaleros aber doch auch bei May nicht als Nomadenvolk beschrieben?
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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pewe auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 20.01.2008 Beiträge: 3377
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(#985421) Verfasst am: 20.04.2008, 23:11 Titel: |
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beachbernie hat folgendes geschrieben: | Das finde ich eigentlich als einen der witzigsten Aspekte bei Karl Mays Fantasy. Man muss sich das mal auf der Zunge zergehen lassen. Nomadische Indianer schleifen staendig Riesenkawenzmaenner von Pfaehlen durch die weite Praerie, zum ausschliesslichen Zweck daran Gefangene zu foltern...
Wer sowas glaubt, dem kann man alles erzaehlen....
Gruss, Bernie |
Das ist aber noch harmlos, verglichen mit dem Unsinn den ein Carlos Castaneda erzählte, der ja auch noch einen Doktortitel für seine Storys erhielt. Und das vor 40 Jahren.
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beachbernie male Person of Age and without Color
Anmeldungsdatum: 16.04.2006 Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii
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(#985422) Verfasst am: 20.04.2008, 23:12 Titel: |
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Kival hat folgendes geschrieben: | Meiner Erinnerung nach wurden die Mescaleros aber doch auch bei May nicht als Nomadenvolk beschrieben? |
Auch die Praeriestaemme haben bei Karl May "Marterpfaehle". Einfach mal Old Shatterhand fragen. Der wurde ja schliesslich an einige davon drangebunden...
Gruss, Bernie
_________________ Defund the gender police!!
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beachbernie male Person of Age and without Color
Anmeldungsdatum: 16.04.2006 Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii
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(#985424) Verfasst am: 20.04.2008, 23:13 Titel: |
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pewe hat folgendes geschrieben: | beachbernie hat folgendes geschrieben: | Das finde ich eigentlich als einen der witzigsten Aspekte bei Karl Mays Fantasy. Man muss sich das mal auf der Zunge zergehen lassen. Nomadische Indianer schleifen staendig Riesenkawenzmaenner von Pfaehlen durch die weite Praerie, zum ausschliesslichen Zweck daran Gefangene zu foltern...
Wer sowas glaubt, dem kann man alles erzaehlen....
Gruss, Bernie |
Das ist aber noch harmlos, verglichen mit dem Unsinn den ein Carlos Castaneda erzählte, der ja auch noch einen Doktortitel für seine Storys erhielt. Und das vor 40 Jahren. |
Der ist entschuldigt! Der war schliesslich staendig zugedroehnt...
_________________ Defund the gender police!!
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Agnost dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 12.11.2006 Beiträge: 5618
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(#985427) Verfasst am: 20.04.2008, 23:16 Titel: |
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Kival hat folgendes geschrieben: | Meiner Erinnerung nach wurden die Mescaleros aber doch auch bei May nicht als Nomadenvolk beschrieben? |
Nein sie lebten bei ihm ja in Pueblos.
Womit die Mescaleros ihr Geld verdienten wird nicht so klar. Und warum ihr Häuptling in ganz Nordameika westlich des Mississippi von der Mexikanischen Grenze bis hoch an die kanadische Grenze unterwegs war ist auch schleierhaft.
Lustig auch, wie oft Karl May seinen Helden Old Shatterhand durch die LLanos Estacados von Norden nach Süden reiten liess, wenn doch der Pecos-River als Reiseroute für ihn viel naheliegender war.
Agnost
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Agnost dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 12.11.2006 Beiträge: 5618
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(#985428) Verfasst am: 20.04.2008, 23:18 Titel: |
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beachbernie hat folgendes geschrieben: | Kival hat folgendes geschrieben: | Meiner Erinnerung nach wurden die Mescaleros aber doch auch bei May nicht als Nomadenvolk beschrieben? |
Auch die Praeriestaemme haben bei Karl May "Marterpfaehle". Einfach mal Old Shatterhand fragen. Der wurde ja schliesslich an einige davon drangebunden...
Gruss, Bernie |
Das sind ja auch keine Totempfähle.
Als Marterpfahl reicht ja eine Tipistange.
Und am Marterpfahl war er bei den Mescaleros.
Agnost
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Sermon panta rhei
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 18430
Wohnort: Sine Nomine
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(#985512) Verfasst am: 21.04.2008, 07:28 Titel: |
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pewe hat folgendes geschrieben: | Allerdings scheint Karl May für ein Bild der nordamerikanischen Indianer verantwortlich, das mit der Wirklichkeit wenig zu tun hatte. Wer Old Shatterhand und Winnetou im Original kennenlernen möchte, sollte die Aufzeichnungen "Reise in das innere Nordamerika" von Maximilian von Wied lesen, die Karl May wahrscheinlich als Vorlage dienten. |
Mays Indianerbild ist seinen Quellen geschuldet. Diese stammen oft noch aus dem 18. Jahrhundert bzw. aus den Anfaengen des 19. Jahrhunderts und schildern Staemme im Nordosten der USA. Dementsprechend wenig haben Mays Darstellungen von Indinern in den 1860ern oder 70ern im "Wilden Westen" mit den dortigen realen Native Americans zu tun.
Mays Indianerbild ist auch nicht starr, sondern veraendert sich. Der Urwinnetou ist noch ein recht "wilder" Indianer mit blutiger Skalpierpraktik. Von dort ist es bei May ein langer Weg bis zu einer Darstellung der Winnetoufigur als Idealmensch, der sich fast wortlos mit Old Shatterhand versteht. Am Ende gibt May eine ziemlich absonderliche Vision, es gaebe die Aufgabe, einen germanisch-indianischen "Edelmenschen" herauszubilden, der den "Yankeetypus" verdraengen werde. Dasz May ausgerechnet nach seiner ersten Amerikareise am Ende seines Lebens zu so einer wirklichkeitsfremden Vorstellung kam, zeigt, wie sehr er Gefangener der eigenen Traumwelten war, deren eine - immer wieder repetierte - Urszene die Befreiung des Gefangenen ist. Diese lange Zeit in Gestalt des literarischen Realismus umgesetzt zu haben, war eine Ursache der Leserfaszination. Das ambitioniertere allegorische Spaetwerk hingegen, in dem May sich zum Verkuender von Menschheitsbotschaften aufschwingt, kam schon beim zeitgenoessischen Lesepublikum nicht an.
_________________ "Der Typ hat halt so seine Marotten" (Sermon über Sermon)
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Peter H. dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 24.06.2007 Beiträge: 9751
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(#985579) Verfasst am: 21.04.2008, 11:54 Titel: |
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Es gibt nicht "die Indianer", schon daran kränkeln mays Berichte, da fast gar keine einteilung vornimmt. (Sprachgruppen, Nomaden-Sesshafte, Maisbauern, Viehzüchter, Eichelsammler etc.)
Überhaupt, nen "edlen Wilden", a la Lederstrumpf, der K.M. u.a. als Blaupause diente, gab`s nie.
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Agnost dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 12.11.2006 Beiträge: 5618
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(#985599) Verfasst am: 21.04.2008, 12:38 Titel: |
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Wenn sich Scharlatanerie im fantastischen Feld der Kunst realisiert, dann kann das schöne "Nutzlosigkeiten" mit sich bringen.
Der Nationalchauvinismus in Karl Mays Trivialliteratur war nicht schlimmer als der Nationalchauvinismus in der Trivialliteratur anderer Länder zu dieser Zeit.
Und bei aller Christ-Tümelei in seinem Werk, gibt es immer genügend "gute" in seinen Büchern, die schon "gut" waren bevor sein Held sie mit dem Christentum überhaupt bekannt machte.
Das es bei Winnetou nicht reichte, dass ein erster Deutscher "Klekhi Petra" die Mescaleros schon richtig "zivilisierte" hatte ja damit zu tun, dass Karl May diese schöne Rolle für sein Traum-Alter Ego reserviert hatte.
Old Shatterhand und Kara ben Nemsi, dass darf man nie vergessen, das war er selbst in seiner fantastischen Realisierung.
So wollte er, Karl May selbst, gerne sein.
Agnost
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Sermon panta rhei
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 18430
Wohnort: Sine Nomine
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(#985640) Verfasst am: 21.04.2008, 14:27 Titel: |
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Agnost hat folgendes geschrieben: | Das es bei Winnetou nicht reichte, dass ein erster Deutscher "Klekhi Petra" die Mescaleros schon richtig "zivilisierte" hatte ja damit zu tun, dass Karl May diese schöne Rolle für sein Traum-Alter Ego reserviert hatte. |
Die politische Pointe mit der Romanfigur Klekhi-Petra ist eine andere. Der soll ein reuiger und fromm gewordener 48er Revolutionaer sein, der an den Mescaleros "wiedergutmacht", was er in Deutschland gotteslaesterlich "angerichtet" haben soll.
Zitat: | Old Shatterhand und Kara ben Nemsi, dass darf man nie vergessen, das war er selbst in seiner fantastischen Realisierung.
So wollte er, Karl May selbst, gerne sein. |
CLAUS ROXIN
»Dr. Karl May, genannt Old Shatterhand« ·
Zum Bild Karl Mays in der Epoche seiner späten Reiseerzählungen
_________________ "Der Typ hat halt so seine Marotten" (Sermon über Sermon)
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Mario Hahna aktiviert
Anmeldungsdatum: 04.04.2005 Beiträge: 9607
Wohnort: München
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(#985658) Verfasst am: 21.04.2008, 15:22 Titel: |
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Danke für den Link.
_________________ Wer nichts weiß, glaubt alles.
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#985700) Verfasst am: 21.04.2008, 17:16 Titel: |
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Peter H. hat folgendes geschrieben: | Es gibt nicht "die Indianer", schon daran kränkeln mays Berichte, da fast gar keine einteilung vornimmt. (Sprachgruppen, Nomaden-Sesshafte, Maisbauern, Viehzüchter, Eichelsammler etc.) |
Klar unterscheidet er unter den Indianern.
Im Lederstrumpf gibt es übrigens ein anderes Indianerbild als bei May.
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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Peter H. dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 24.06.2007 Beiträge: 9751
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(#985769) Verfasst am: 21.04.2008, 18:26 Titel: |
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Kival hat folgendes geschrieben: |
Klar unterscheidet er unter den Indianern.
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Aber recht oberflächlich. Von Ökonomie verstand er eh nix. Darüberhianus meinte der gute Mann, dass bei "den" Indianern die Frauen ganz weit unten ständen. Da hatte er sich aber geschnitten, denn das war nämlich nur sehr bedingt so. "es ist nur eine squaw", wie er so oft meinte.
Hier noch ein Hinweis zu Wiki. Im dortigen Artikel hebt die Enzyklpädie hervor, dass May ein Rassist war. So verunglimpfte ein mehrere Rassen und Völker, u.a. Schwarze und Juden!!
http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_May
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Ahriman Tattergreis
Anmeldungsdatum: 31.03.2006 Beiträge: 17976
Wohnort: 89250 Senden
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(#986826) Verfasst am: 23.04.2008, 08:51 Titel: |
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Kival hat folgendes geschrieben: | Im Lederstrumpf gibt es übrigens ein anderes Indianerbild als bei May. |
Ja, da sind sie alle hackelblöd. Hast du mal Mark Twains Kritik des Lederstrumpf gelesen? Er hat J.F. Cooper förmlich zerfetzt.
Welch krasse Unterschiede es im Bild des "Indianers" gibt zeigt sich in Gwen Bristows sehr lesenswertem Roman "Kalifornische Sinfonie". Da wird eine Begegnung mit den "Digger-Indianern" geschildert. Die sind so eine Art Stinktiere, ausgerüstet mit vergifteten Pfeilen.
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Peter H. dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 24.06.2007 Beiträge: 9751
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(#986866) Verfasst am: 23.04.2008, 11:27 Titel: |
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May ging auch so verzerrend vor. Da gab es die edlen Apachen und, wenn ich mich nicht täusche, die niederträchtigen Komantschen. (Pferdediebe) K.M. sah einige Symptome - falsche und ein paar zutreffende - und bildete danach sein "Urteil." Ursachenforschung betrieb er nicht. Er hörte also "die Glocken läuten", ohne zu wissen wo sie denn eigentlich hängen.
Noch ein kleiner Abstecher zur Politik. In seinem Roman "Benito Juarez" hegte er volle Sympathien für Kaiser Maximilian. Auf recht rührselige Weise bringt er das zum Ausdruck, etwa in der Art, dass er idessen Schicksal bedauern lässt. ("der arme Maximilian) Dieser Maximilian war doch aber nix anderes als ein schäbiger Kolonialherr.
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#986923) Verfasst am: 23.04.2008, 12:48 Titel: |
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Peter H. hat folgendes geschrieben: | May ging auch so verzerrend vor. Da gab es die edlen Apachen und, wenn ich mich nicht täusche, die niederträchtigen Komantschen. (Pferdediebe) K.M. sah einige Symptome - falsche und ein paar zutreffende - und bildete danach sein "Urteil." Ursachenforschung betrieb er nicht. Er hörte also "die Glocken läuten", ohne zu wissen wo sie denn eigentlich hängen.
Noch ein kleiner Abstecher zur Politik. In seinem Roman "Benito Juarez" hegte er volle Sympathien für Kaiser Maximilian. Auf recht rührselige Weise bringt er das zum Ausdruck, etwa in der Art, dass er idessen Schicksal bedauern lässt. ("der arme Maximilian) Dieser Maximilian war doch aber nix anderes als ein schäbiger Kolonialherr. |
winnetou I hat folgendes geschrieben: | »Sie haben sich des Mörders angenommen und kommen hierher, um uns zu überfallen! Ist das nicht Grund genug für uns, sie ohne Schonung zu behandeln?«
»Nein, es ist kein Grund, wenigstens für mich nicht. Es tut mir leid, zu hören, daß mein Bruder Winnetou in den Fehler fallen will, welcher die Ursache zum Untergange aller roten Nationen ist.«
»Welchen Fehler meint Old Shatterhand?«
»Den, daß die Indsmen sich gegenseitig zerfleischen, anstatt einander gegen den allgemeinen Feind beizustehen. Erlaube mir, recht aufrichtig zu dir zu reden! Wer meinst du wohl, wer im allgemeinen listiger und klüger ist, der rote Mann oder das Bleichgesicht?«
»Das Bleichgesicht. Ich sage dies, weil es die Wahrheit ist. Die Weißen haben mehr Kenntnisse und Geschicklichkeiten als wir; sie sind uns fast in allem überlegen.«
»Das ist richtig; wir sind euch überlegen. Du aber bist kein gewöhnlicher Indianer. Der große Geist hat dir Gaben verliehen, welche auch unter den Weißen nur selten einer besitzt,
und darum möchte ich haben, daß du anders denkst als ein gewöhnlicher roter Mann. Dein Verstand ist scharf, und dein Blick reicht weit, viel, viel weiter als das körperliche und geistige Auge eines gewöhnlichen Kriegers. Wie oft ist der Tomahawk des Kampfes unter euch ausgegraben! Du mußt einsehen, daß dies ein fortgesetzter, gräßlicher Selbstmord ist, den der rote Mann an sich selbst begeht, und wer in derselben Weise handelt, nimmt an diesem Selbstmorde teil. Intschu tschuna und Nscho-tschi sind getötet worden, nicht von roten, sondern von weißen Männern; einer der Mörder hat sich zu den Kiowas geflüchtet und sie beredet, euch zu überfallen; das ist wohl Grund, sie hier zu erwarten und mit ihnen zu kämpfen, rechtfertigt es aber nicht, sie wie gefangene, tolle Hunde niederzuschießen. Sie sind rote Brüder von dir, bedenke das wohl!« |
May weist dem weissen Manne die Rolle des Erziehers zu. Ist er ein schlechtes Vorbild, dann werden die Indianer böse wie die Kiowas, ist er ein gutes Vorbild, wie Klekih-petra, dann werden sie edel wie Winnetou.
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Mario Hahna aktiviert
Anmeldungsdatum: 04.04.2005 Beiträge: 9607
Wohnort: München
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(#986951) Verfasst am: 23.04.2008, 13:18 Titel: |
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Ach, das erinnert mich so an früher
Hab den ganzen Scheiß gelesen, alles
Als Kind hab ich mich immer geärgert dass "die Indianer" die paar anlandenden Europäer nicht einfach platt machten bevor es zu spät war...
_________________ Wer nichts weiß, glaubt alles.
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Sermon panta rhei
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 18430
Wohnort: Sine Nomine
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(#987114) Verfasst am: 23.04.2008, 16:49 Titel: |
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Peter H. hat folgendes geschrieben: | Noch ein kleiner Abstecher zur Politik. In seinem Roman "Benito Juarez" hegte er volle Sympathien für Kaiser Maximilian. |
Das ist eindeutig falsch.
Im Kolportageroman "Das Waldröschen", wovon 'Benito Juarez' eine durch den Karl May Verlag posthum deutlich bearbeitete Auskopplung ist, nimmt May eindeutig Partei fuer Juarez. Das Bedauern Richtung des aus Oesterreich stammenden Kaisers Maximilian wendet sich gegen dessen Hinrichtung. Etliche deutsche Romanhelden sind sogar bei May Teil der Armee des Juarez bzw. arbeiten fuer diesen als Agenten, begleiten Waffenlieferungen an die Aufstaendischen usw.. Die deutschen Helden verdanken uebrigens der Unterstuetzung des Juarez einiges bei der Aufklaerung der Cortejo-Verschwoerung gegen die edlen Rodrigandas, um welche sich der Roman u.a. dreht.
Die projuaristische Einstellung wiederholt sich im Roman "Der Scout" welche die Grundlage fuer die erste Erzaehlung in Winnetou II bildet und wo Old Shatterhand und Winnetou sich sofort darin einig sind, dasz Juarez der legitime Praesident ist, der aktive Unterstuetzung verdient. Winnetou ist sogar in geheimer Mission fuer Juarez unterwegs.
In einigen zeitgenoessischen Quellen duerfte deutlich geworden sein, dasz Juarez ein Parteigaenger der Liberalen war und die positionierten sich in Mexiko Mitte des 19. Jahrhunderts deutlich antiklerikal. Die rkK als groeszter Landbesitzer Mexikos war ein veritabler politischer Machtfaktor.
Diese politische Ebene hat May fuer das deutsche Lesepublikum der Kulturkampfzeit im Kaiserreich deutlich entpolitisiert umgearbeitet: da tauchen dann boese Jesuiten auf, deren geistliches Amt nur eine Fassade fuer Schurkerei und Verschwoerung ist. Und deren Bestreben ist es bei May u.a., nachdem die Niederlage der Kaiserlichen im mexikanischen Buergerkrieg doch unabwendlich ist, Maximilians Flucht durch fingierte prokaiserliche Aufstandsmeldungen zu hintertreiben, damit der so getaeuschte Kaiser die ueberfaellige Flucht verschiebt und so in die Haende der Juaristen faellt und diese sich durch dessen erwartbare Hinsichtung politisch diskreditieren. Das ist natuerlich frei erfunden, soll aber die deutsche Leserschaft mit der Hinrichtung des Oesterreichers Maximilians dahingehend versoehnen, dasz an Juarez kein Makel der Verantwortung dafuer bleibt. Das wirkt aus heutiger Sicht ziemlich moralisierend und verquer, zeigt aber eindeutig, dasz May projuaristisch schreibt - in dem Sinne, wie er dies fuer das das deutsche Publikum fuer passend erachtete.
_________________ "Der Typ hat halt so seine Marotten" (Sermon über Sermon)
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beachbernie male Person of Age and without Color
Anmeldungsdatum: 16.04.2006 Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii
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(#987256) Verfasst am: 23.04.2008, 20:36 Titel: |
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Peter H. hat folgendes geschrieben: | May ging auch so verzerrend vor. Da gab es die edlen Apachen und, wenn ich mich nicht täusche, die niederträchtigen Komantschen. (Pferdediebe) K.M. sah einige Symptome - falsche und ein paar zutreffende - und bildete danach sein "Urteil." Ursachenforschung betrieb er nicht. Er hörte also "die Glocken läuten", ohne zu wissen wo sie denn eigentlich hängen.
Noch ein kleiner Abstecher zur Politik. In seinem Roman "Benito Juarez" hegte er volle Sympathien für Kaiser Maximilian. Auf recht rührselige Weise bringt er das zum Ausdruck, etwa in der Art, dass er idessen Schicksal bedauern lässt. ("der arme Maximilian) Dieser Maximilian war doch aber nix anderes als ein schäbiger Kolonialherr. |
Hoch lebe der Schwarz-Weiss-Film!
Karl May war eben kein tiefschuerfender Denker, sondern er hat ganz einfach bloss Trivialliteratur am Fliessband produziert. Voellig losgeloest von aller historischer Realitaet fabulierte er munter drauflos um seine Lieblingsklischees in staendiger Wiederholung an den Mann zu bringen. Im wahren Leben eigentlich nichts weiter als ein Hochstapler, der auch oefter mal in den Knast einfuhr, fand er auch beim Schreiben nichts weiter dabei seine Leser pausenlos anzuluegen. Er gab naemlich tatsaechlich vor, autobiographische Literatur zu schreiben und hatte sogar selbstgebastelte Ausfuehrungen vieler Waffen, die er in seinen Buechern beschrieb, bei sich zuhause um zu "beweisen", dass er die beschriebenen Abenteuer wirklich selber erlebt hatte.
Karl May war die Biedermeierversion der spaeteren Aerzteromane, Groschenwestern und anderer Schundliteratur. Es ist mir eigentlich unbegreiflich, was in diesen Schund von manchen Leuten so alles reininterpretiert wird. Fuer mich ist das Verfallsdatum dieser Massenware schon lange abgelaufen und ich denke, dass Karl May nach der kurzen Bluete, als die Billigproduzenten von Buechern das Zeug tonnenweise beim Discounter verhoekerten, recht schnell wieder verdientermassen in Vergessenheit geraten wird.
Gruss, Bernie
_________________ Defund the gender police!!
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