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Forscher widerlegen Willensfreiheit
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Wolf
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Anmeldungsdatum: 23.08.2004
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Beitrag(#988955) Verfasst am: 26.04.2008, 23:15    Titel: Antworten mit Zitat

Mad Magic hat folgendes geschrieben:

Aber, wo liegt eigentlich der Sinn festzustellen, ob das frei oder unfrei war?

Das kann Konsequenzen für das Schuldprinzip haben. Zudem ist es ansich schon interessant, wenn auch nicht mehr so wie einst für mich.
_________________
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Agnost
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Anmeldungsdatum: 12.11.2006
Beiträge: 5618

Beitrag(#988956) Verfasst am: 26.04.2008, 23:18    Titel: Antworten mit Zitat

Mad Magic hat folgendes geschrieben:
Ich habe den ganzen Kram jetzt wieder mal durchgelesen...

Eines steht fest, wenn ich vor einer roten Ampel stehe, gehe ich mal drüber, mal nicht. Wenn das kein freier Wille ist, solls mir egal sein ob es den gibt oder nicht....

Aber, wo liegt eigentlich der Sinn festzustellen, ob das frei oder unfrei war?


Es gibt die Dimension der juristischen Verantwortlichkeit.

Wie du weisst, kann ein Gesetzesverstoss unter Alkoholeinfluss zu einer Strafminderung führen.

Wenn wir nun aber alle total determiniert wären, könnte man Strafen im traditionellen Sinne gar nicht rechtfertigen.

Man müsste also andere Gründe finden, warum man gewisse Verhaltensweisen "sanktioniert".

Agnost
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Mad Magic
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Anmeldungsdatum: 08.09.2007
Beiträge: 2172

Beitrag(#988963) Verfasst am: 26.04.2008, 23:21    Titel: Antworten mit Zitat

Wolf hat folgendes geschrieben:
Mad Magic hat folgendes geschrieben:

Aber, wo liegt eigentlich der Sinn festzustellen, ob das frei oder unfrei war?

Das kann Konsequenzen für das Schuldprinzip haben. Zudem ist es ansich schon interessant, wenn auch nicht mehr so wie einst für mich.

Dort wo's angebracht ist, gibt es schon lange Konsequenzen für die "Form der Sühne"...
Meinst Du etwa, wir sollten das Straf- und Strafprozessrecht reformieren?
Interessant... hmmm... ja, wenn es eine eindeutige, nicht widerlegbare Aussage darüber gäbe zwinkern
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Wolf
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Anmeldungsdatum: 23.08.2004
Beiträge: 16610
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Beitrag(#988972) Verfasst am: 26.04.2008, 23:26    Titel: Antworten mit Zitat

Mad Magic hat folgendes geschrieben:
Wolf hat folgendes geschrieben:
Mad Magic hat folgendes geschrieben:

Aber, wo liegt eigentlich der Sinn festzustellen, ob das frei oder unfrei war?

Das kann Konsequenzen für das Schuldprinzip haben. Zudem ist es ansich schon interessant, wenn auch nicht mehr so wie einst für mich.

Dort wo's angebracht ist, gibt es schon lange Konsequenzen für die "Form der Sühne"...
Häh?
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Wolf
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Anmeldungsdatum: 23.08.2004
Beiträge: 16610
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Beitrag(#988989) Verfasst am: 26.04.2008, 23:52    Titel: Antworten mit Zitat

Agnost darf ich einmal zusammenfassen:
Dein bedingt freier Wille ist nicht zufällig und nicht determiniert. Bedingt ist er, weil du nur zwischen verschieden physikalischen Möglichkeiten(mehr als eine) auswählen kannst.
Daraus, dass du dir vorstellen kannst anders gehandelt haben zu können und daraus, dass du in sehr ähnlichen Situationen verschieden gehandelt hast, schließt du auf einen bedingt freien Willen.

Ist dies soweit korrekt?
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Roter Ballon
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Anmeldungsdatum: 22.12.2006
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Beitrag(#989001) Verfasst am: 27.04.2008, 00:13    Titel: Antworten mit Zitat

zelig hat folgendes geschrieben:
Lamarck hat folgendes geschrieben:
Hi,

es ist unumgänglich, hier zunächst zu definieren, was unter einem freien Willen verstanden werden soll. [...]

"Definieren", sowas kann ich nicht. Anstattdessen ein Annäherungsversuch.
Wir sind dann berechtigt von der Existenz eines freien Willen zu sprechen, wenn ein System gegenüber einem anderen System autonom ist. Das System Mensch ist gegenüber anderen Systemen autonom, weil es unter den Systemen, die wir kennen, das am wenigsten spezialisierte System darstellt. Seine Existenz ist weniger als andere Systeme an bestimmte Systeme gebunden. Und voraussichtlich wird sich mit zunehmendem Wissen und zunehmender Fertigkeit seine Autonomie erhöhen.
Daher können wir sagen: Das Subsystem Mensch ist gegenüber allen anderen anderen uns bekannten Subsystemen potentiell frei. Es besitzt gegenüber jenen einen freien Willen.

Die Gegenüberstellung des Subsystems Mensch gegen ein wie auch immer gedachtes Gesamtsystem halte ich zunehmend für einen Kategorienfehler. Es ist unsinnig, ein Gesamtsystem incl grundlegender Größen wie Raum, Zeit und Kausalität zu projizieren, das sämtliche Zustände des Seins beinhaltet um anhand dieser Projektion die Determiniertheit aller Zustände des Subsystems Mensch zu beweisen.

Um sauber argumentieren zu können, müssen wir zwischen Gegenüberstellungen von Systemen gleicher und unterschiedlicher Klassen differenzieren. Im ersten Fall ist Autonomie gegeben. Der zweite Fall stellt einen Kategorienfehler dar.


jepp, ich finde auch,
es ist zunehmend DADA bei der Frage nach einem Persönlichkeitsmerkmal wie Wille, ausgerechnet von einem Physiker eine konkrete Antwortmöglichkeit zu erwarten.

edit:
Auf den Arm nehmen das muß noch gesagt sein:
„Unser Kopf ist rund, damit das Denken seine Richtung ändern kann.“ (Francis Picabia, 1879–1953)
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Agnost
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Anmeldungsdatum: 12.11.2006
Beiträge: 5618

Beitrag(#989003) Verfasst am: 27.04.2008, 00:19    Titel: Antworten mit Zitat

Wolf hat folgendes geschrieben:
Agnost darf ich einmal zusammenfassen:
Dein bedingt freier Wille ist nicht zufällig und nicht determiniert. Bedingt ist er, weil du nur zwischen verschieden physikalischen Möglichkeiten(mehr als eine) auswählen kannst.
Daraus, dass du dir vorstellen kannst anders gehandelt haben zu können und daraus, dass du in sehr ähnlichen Situationen verschieden gehandelt hast, schließt du auf einen bedingt freien Willen.

Ist dies soweit korrekt?


Ja, so kann man das zusammenfassen, wobei ich schon sagen würde, dass er sehr weitgehend "vorbestimmt" ist.

Ich könnte meine Skibindung auch so einstellen, dass sie gar nicht aufspringen könnte.
Dann müsste sie "brechen". In einer solchen Situation war ich zum Glück noch nie.

Was physikalisch nicht geht und sei es nur, weil es für mich nicht geht (weil nicht gut genug trainiert), kann ich mir zwar "tag-träumen" aber nicht realisieren.
Wurde ich eine solche Tagtraum-Unmöglichkeit versuchen, wäre ich unfrei in meiner Entscheidung, denn etwas zu wollen, was man nicht kann, ist für mich wahnhaft und somit determiniert.

Meistens reimen wir uns im Nachhinein eine Wahl zusammen, wo wir einfach nur spontan einer Präferenz gefolgt sind.
Das bestreite ich gar nicht.
Aber nur weil wir das öfters tun, als eine bewusste Wahl zu treffen, kann man meines Erachtens nicht ausschliessen, dass eine bedingt Freie Wahl nicht erfolgen kann.

Agnost
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Mad Magic
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Anmeldungsdatum: 08.09.2007
Beiträge: 2172

Beitrag(#989012) Verfasst am: 27.04.2008, 01:01    Titel: Antworten mit Zitat

Wolf hat folgendes geschrieben:
Mad Magic hat folgendes geschrieben:
Wolf hat folgendes geschrieben:
Mad Magic hat folgendes geschrieben:

Aber, wo liegt eigentlich der Sinn festzustellen, ob das frei oder unfrei war?

Das kann Konsequenzen für das Schuldprinzip haben. Zudem ist es ansich schon interessant, wenn auch nicht mehr so wie einst für mich.

Dort wo's angebracht ist, gibt es schon lange Konsequenzen für die "Form der Sühne"...
Häh?
Sorry, aber ich dachte Du könntest dem folgen. Wir haben doch in der Tat zahlreiche strafmildernde Umstände? Eine "Tat im Affekt" ist doch "einigermaßen willenlos"?
Dann gibt es ja auch etliche andere Psychotaten..., nun ja jedenfalls meinte ich das Schuldprinzip sei einigermaßen sinnvoll differenziert Mit den Augen rollen
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Agnost
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Anmeldungsdatum: 12.11.2006
Beiträge: 5618

Beitrag(#989018) Verfasst am: 27.04.2008, 01:24    Titel: Antworten mit Zitat

Mad Magic hat folgendes geschrieben:
Wolf hat folgendes geschrieben:
Mad Magic hat folgendes geschrieben:
Wolf hat folgendes geschrieben:
Mad Magic hat folgendes geschrieben:

Aber, wo liegt eigentlich der Sinn festzustellen, ob das frei oder unfrei war?

Das kann Konsequenzen für das Schuldprinzip haben. Zudem ist es ansich schon interessant, wenn auch nicht mehr so wie einst für mich.

Dort wo's angebracht ist, gibt es schon lange Konsequenzen für die "Form der Sühne"...
Häh?
Sorry, aber ich dachte Du könntest dem folgen. Wir haben doch in der Tat zahlreiche strafmildernde Umstände? Eine "Tat im Affekt" ist doch "einigermaßen willenlos"?
Dann gibt es ja auch etliche andere Psychotaten..., nun ja jedenfalls meinte ich das Schuldprinzip sei einigermaßen sinnvoll differenziert Mit den Augen rollen


Wenn wir alle streng Determiniert wären, gibt es keine Schuld nicht.
Strafen wären sinnlos.

Man würde Sanktionen aus Schutzgründen und Erziehungsgründen fällen, aber nicht mehr strafen.

Ich strafe auch keine Katze, wenn sie einen Vogel frisst, obwohl belegt ist, dass einige Hauskatzen Vögel ihrer "Leute" im Haus/Wohnung ihrer "Leute" nicht fressen.

Agnost
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Mad Magic
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Anmeldungsdatum: 08.09.2007
Beiträge: 2172

Beitrag(#989024) Verfasst am: 27.04.2008, 01:32    Titel: Antworten mit Zitat

Agnost hat folgendes geschrieben:
Mad Magic hat folgendes geschrieben:
Wolf hat folgendes geschrieben:
Mad Magic hat folgendes geschrieben:
Wolf hat folgendes geschrieben:
Mad Magic hat folgendes geschrieben:

Aber, wo liegt eigentlich der Sinn festzustellen, ob das frei oder unfrei war?

Das kann Konsequenzen für das Schuldprinzip haben. Zudem ist es ansich schon interessant, wenn auch nicht mehr so wie einst für mich.

Dort wo's angebracht ist, gibt es schon lange Konsequenzen für die "Form der Sühne"...
Häh?
Sorry, aber ich dachte Du könntest dem folgen. Wir haben doch in der Tat zahlreiche strafmildernde Umstände? Eine "Tat im Affekt" ist doch "einigermaßen willenlos"?
Dann gibt es ja auch etliche andere Psychotaten..., nun ja jedenfalls meinte ich das Schuldprinzip sei einigermaßen sinnvoll differenziert Mit den Augen rollen


Wenn wir alle streng Determiniert wären, gibt es keine Schuld nicht.
Strafen wären sinnlos.

Man würde Sanktionen aus Schutzgründen und Erziehungsgründen fällen, aber nicht mehr strafen.

Ich strafe auch keine Katze, wenn sie einen Vogel frisst, obwohl belegt ist, dass einige Hauskatzen Vögel ihrer "Leute" im Haus/Wohnung ihrer "Leute" nicht fressen.

Agnost

Nunja, "Strafen" im Sinne von Konsequenzen wären keineswegs sinnlos. Wenn ich einem Kinderschänder den Pippimann abschneide oder den Mörder hinrichte, haben die keine Chance mehr auf ihre "Straftaten"...
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atheist666
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Anmeldungsdatum: 17.02.2007
Beiträge: 8494

Beitrag(#989038) Verfasst am: 27.04.2008, 03:00    Titel: Antworten mit Zitat

Mad Magic hat folgendes geschrieben:
Agnost hat folgendes geschrieben:
Mad Magic hat folgendes geschrieben:
Wolf hat folgendes geschrieben:
Mad Magic hat folgendes geschrieben:
Wolf hat folgendes geschrieben:
Mad Magic hat folgendes geschrieben:

Aber, wo liegt eigentlich der Sinn festzustellen, ob das frei oder unfrei war?

Das kann Konsequenzen für das Schuldprinzip haben. Zudem ist es ansich schon interessant, wenn auch nicht mehr so wie einst für mich.

Dort wo's angebracht ist, gibt es schon lange Konsequenzen für die "Form der Sühne"...
Häh?
Sorry, aber ich dachte Du könntest dem folgen. Wir haben doch in der Tat zahlreiche strafmildernde Umstände? Eine "Tat im Affekt" ist doch "einigermaßen willenlos"?
Dann gibt es ja auch etliche andere Psychotaten..., nun ja jedenfalls meinte ich das Schuldprinzip sei einigermaßen sinnvoll differenziert Mit den Augen rollen


Wenn wir alle streng Determiniert wären, gibt es keine Schuld nicht.
Strafen wären sinnlos.

Man würde Sanktionen aus Schutzgründen und Erziehungsgründen fällen, aber nicht mehr strafen.

Ich strafe auch keine Katze, wenn sie einen Vogel frisst, obwohl belegt ist, dass einige Hauskatzen Vögel ihrer "Leute" im Haus/Wohnung ihrer "Leute" nicht fressen.

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Nunja, "Strafen" im Sinne von Konsequenzen wären keineswegs sinnlos. Wenn ich einem Kinderschänder den Pippimann abschneide oder den Mörder hinrichte, haben die keine Chance mehr auf ihre "Straftaten"...


Wie bitte Frage
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Agnost
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Anmeldungsdatum: 12.11.2006
Beiträge: 5618

Beitrag(#989046) Verfasst am: 27.04.2008, 03:24    Titel: Antworten mit Zitat

atheist666 hat folgendes geschrieben:
Mad Magic hat folgendes geschrieben:
Agnost hat folgendes geschrieben:
Mad Magic hat folgendes geschrieben:
Wolf hat folgendes geschrieben:
Mad Magic hat folgendes geschrieben:
Wolf hat folgendes geschrieben:
Mad Magic hat folgendes geschrieben:

Aber, wo liegt eigentlich der Sinn festzustellen, ob das frei oder unfrei war?

Das kann Konsequenzen für das Schuldprinzip haben. Zudem ist es ansich schon interessant, wenn auch nicht mehr so wie einst für mich.

Dort wo's angebracht ist, gibt es schon lange Konsequenzen für die "Form der Sühne"...
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Wenn wir alle streng Determiniert wären, gibt es keine Schuld nicht.
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Wie bitte Frage


Vergessen wir den Troll, der ist ja echt zu langweillig.

Agnost
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atheist666
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Anmeldungsdatum: 17.02.2007
Beiträge: 8494

Beitrag(#989048) Verfasst am: 27.04.2008, 03:28    Titel: Antworten mit Zitat

Agnost hat folgendes geschrieben:
atheist666 hat folgendes geschrieben:
Mad Magic hat folgendes geschrieben:
Agnost hat folgendes geschrieben:
Mad Magic hat folgendes geschrieben:
Wolf hat folgendes geschrieben:
Mad Magic hat folgendes geschrieben:
Wolf hat folgendes geschrieben:
Mad Magic hat folgendes geschrieben:

Aber, wo liegt eigentlich der Sinn festzustellen, ob das frei oder unfrei war?

Das kann Konsequenzen für das Schuldprinzip haben. Zudem ist es ansich schon interessant, wenn auch nicht mehr so wie einst für mich.

Dort wo's angebracht ist, gibt es schon lange Konsequenzen für die "Form der Sühne"...
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Sorry, aber ich dachte Du könntest dem folgen. Wir haben doch in der Tat zahlreiche strafmildernde Umstände? Eine "Tat im Affekt" ist doch "einigermaßen willenlos"?
Dann gibt es ja auch etliche andere Psychotaten..., nun ja jedenfalls meinte ich das Schuldprinzip sei einigermaßen sinnvoll differenziert Mit den Augen rollen


Wenn wir alle streng Determiniert wären, gibt es keine Schuld nicht.
Strafen wären sinnlos.

Man würde Sanktionen aus Schutzgründen und Erziehungsgründen fällen, aber nicht mehr strafen.

Ich strafe auch keine Katze, wenn sie einen Vogel frisst, obwohl belegt ist, dass einige Hauskatzen Vögel ihrer "Leute" im Haus/Wohnung ihrer "Leute" nicht fressen.

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Nunja, "Strafen" im Sinne von Konsequenzen wären keineswegs sinnlos. Wenn ich einem Kinderschänder den Pippimann abschneide oder den Mörder hinrichte, haben die keine Chance mehr auf ihre "Straftaten"...


Wie bitte Frage


Vergessen wir den Troll, der ist ja echt zu langweillig.

Agnost


Recht haste (war jetzt Hessisch zwinkern ).
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Wolf
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Anmeldungsdatum: 23.08.2004
Beiträge: 16610
Wohnort: Zuhause

Beitrag(#989085) Verfasst am: 27.04.2008, 09:57    Titel: Antworten mit Zitat

Mad Magic hat folgendes geschrieben:
Sorry, aber ich dachte Du könntest dem folgen. Wir haben doch in der Tat zahlreiche strafmildernde Umstände? Eine "Tat im Affekt" ist doch "einigermaßen willenlos"?
Dann gibt es ja auch etliche andere Psychotaten..., nun ja jedenfalls meinte ich das Schuldprinzip sei einigermaßen sinnvoll differenziert Mit den Augen rollen

Du konntest mir nicht folgen.
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Heiner
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Anmeldungsdatum: 29.05.2006
Beiträge: 1217

Beitrag(#989090) Verfasst am: 27.04.2008, 10:21    Titel: Antworten mit Zitat

Agnost hat folgendes geschrieben:

Ja, so kann man das zusammenfassen, wobei ich schon sagen würde, dass er sehr weitgehend "vorbestimmt" ist.

Ich könnte meine Skibindung auch so einstellen, dass sie gar nicht aufspringen könnte.
Dann müsste sie "brechen". In einer solchen Situation war ich zum Glück noch nie.

Was physikalisch nicht geht und sei es nur, weil es für mich nicht geht (weil nicht gut genug trainiert), kann ich mir zwar "tag-träumen" aber nicht realisieren.


Dir ist aber klar, dass die Bedingtheit des Willens, wie du sie beschreibst, in keiner Weise mit
der Auffassung Bieris übereinstimmt? Dein Hinweis, dass der Wille dadurch eingeschränkt ist, dass bestimmte Wahlmöglichkeiten aus physikalischen Gründen ausscheiden, ist trivial.

Schau mal, wie Bieri die Bedingtheit des FW sieht:

Zitat:
Dass er unter exakt denselben inneren und äußeren Bedingungen ganz unterschiedliche Wege nehmen könnte. Dass er in jedem Moment sein müsste wie ein unbewegter Beweger. Gesagt zu bekommen, dass es tausend Dinge im Gehirn gibt, von denen der Wille abhängt, ist dann ein Schock.

Doch einen in diesem Sinne freien Willen kann sich niemand wünschen,


Laut Bieri kann der Wille unter exakt denselben Bedingungen nicht unterschiedliche Wege (1) nehmen, daher ist er "bedingt".

Frage an dich: Stimmst du dem zu?

Edit: (1) nicht unterschiedliche Wege muss es natürlich heißen


Zuletzt bearbeitet von Heiner am 27.04.2008, 11:48, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Heiner
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Anmeldungsdatum: 29.05.2006
Beiträge: 1217

Beitrag(#989092) Verfasst am: 27.04.2008, 10:27    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Wenn wir alle streng Determiniert wären, gibt es keine Schuld nicht.
Strafen wären sinnlos.

Man würde Sanktionen aus Schutzgründen und Erziehungsgründen fällen, aber nicht mehr strafen.


Das ist richtig. Und aus dem Grund diskutieren fortschrittliche Juristen auch über eine Abschaffung des herkömmlichen Strafrechts.
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Skeptiker
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Wohnort: 129 Goosebumpsville

Beitrag(#989100) Verfasst am: 27.04.2008, 10:50    Titel: gegen die feindliche Übernahme durch das mechanistische Weltbild Antworten mit Zitat

Wolf hat folgendes geschrieben:
Mad Magic hat folgendes geschrieben:

Aber, wo liegt eigentlich der Sinn festzustellen, ob das frei oder unfrei war?

Das kann Konsequenzen für das Schuldprinzip haben. Zudem ist es ansich schon interessant, wenn auch nicht mehr so wie einst für mich.


In der Tat verteidigen viele die Willensfreiheit mit dem Bezug auf Kant, was ja wiederum auch Bedeutung für die Menschenrechte hat. Kant hat seinen kategorishen Imperativ auf die menschliche Freiheit gegründet.

Aber es gibt noch einen weiteren Aspekt für die Erkenntnistheorie:

Wenn aus einem vorgestellten Möglichkeitsspektrum nur eine einzige Möglichkeit real, das heisst zu verwirklchen ist, dann handelt es sich bei den aneren nicht verwirklichbaren Möglichketen auch nicht um reale Möglichkeiten, welche erkannt werden, sondern bloß um vorgestellte, also fantasierte Möglichkeiten.

Anders formuliert: Der Mensch meint nur, erkennen zu können. In wirklichkeit wäre die menschliche Erkenntnis keine Erkennntis, sondern nur Fantasie.

Und daraus wiederum folgt drittens, dass der Mensch seine Welt nicht frei gestalten kann.

Zum Beispiel gibt es bei der Wahl zwischen Atomkraft und Solarenergie gemäß dem unfreien Willen gar keine Wahl. Sondern eine von beiden Möglichkeiten ist ja nur Fantasie.

Offenbar ist das Quatsch. Denn selbstverständlich sind sowohl Atomeneergie als auch Solarenergie reale Optionen und nicht nur Produkte der Fantasie.

Oder anders gesagt: Der Mensch stellt sich zwar verschiedene Möglichkeiten vor, aber nicht nur deshalb, weil seine Fantasie, seinen Ideen und seine Kreativität so überschießend sind, sondern weil der Mensch erkennen kann.

Zusätzlich kann der Mensch zwischen Fantasie und realen Möglichkeiten unterscheiden. Auch einige Tiere habe diese Fähigkeien mehr oder minder, wenn auch im gerigneren Grade, aber die Evolution hat dies langsam und dann sprunghaft erzeugt.

Überhaupt ist es verkehrt, in einem mechanistisch-physikalischen Reduktioinimsus im Verein mit rückständigen Philosophien a là Schopenhauer, Entscheidungen bloß als Ereignisse oder Bewegungen zu bzeeichnen. Dies sind sie auch. Aber eben nicht nur.

Sondern Entscheidungen sind Teil eines Such- und Optimierungsstrebens analog zum Evolutionsprozess selbst, aber auch zu anderen komplexen Systemen.

Keine dieser Systeme steht im Widerspruch zu "der" Physik, wohl aber zu größenwahnsinnigen und dummen Interpretationen derselben. Wie wir wissen gibt es allein schon bei der Interpetation der Quanteneffekte mindestens drei verschiedene Interpretationen diverser Fraktionen von Physikern.

Und eine unitäre Entwicklung der Raumzeit ist mir auch noch nicht untergekommen. Quantenmechanik und Relativitätstheorie sind bis heute nicht vereinbar. Von anderen Systemtheorien auf den Ebenen Biologie, Gesellschaft, usw. ganz zu schweigen.

Ein weitere Punkt ist der - und darüber sollte man mal nachdenken - dass subjektive Entscheidungen nicht immer so sehr für eine Option getroffen werden, sondern oft gegen bestimmte Optionen, wobei der akzeptable Optionen-"Rest" dann der ist, aus dem beliebig ausgewählt werden könnte ohne das optimale Ziel zu verfehlen.

Ein guter Komponist geht ja auch so vor. Es werden nach den ersten Skizzen ungeeignete, nicht passende Sentenzen gestrichen und erst nach dieser "Selbstzensur" das Stück fertig gestellt ...-

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Skeptiker
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Beitrag(#989101) Verfasst am: 27.04.2008, 10:52    Titel: gegen die feindliche Übernahme durch das mechanistische Weltbild Antworten mit Zitat

Doppelposting gelöscht

Zuletzt bearbeitet von Skeptiker am 28.04.2008, 13:12, insgesamt einmal bearbeitet
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step
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Beitrag(#989109) Verfasst am: 27.04.2008, 11:03    Titel: Antworten mit Zitat

Agnost hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Agnost hat folgendes geschrieben:
Die Unitarität der Zeitentwicklung wird sicher durch keine der letztlich vorgenommenen Entscheidungen verletzt.

Richtig. Nur durch die jeweils anderen Entscheidungen. Manchmal merkt man das, nämlich wenn die Entscheidung (Präferenz) nicht realisiert wird.

Wenn ich mit einem Ski trotzdem auf dem Hintern lande, was natürlich sehr realistisch ist, hat sich mein heroischer Wille gegen die Determination letztlich nicht durchsetzen lassen, aber ich habe dann trotzallem nicht die "Textilbremse" gewählt. Ich bin einfach ungewollt auf die Schnauze gefallen. Das ist der Preis, der heroischen Willensentfaltung.

Aber überleg doch mal, was Du hier eigentlich beschreibst: Du präferierst den "heroischen" Weg (weil die Situation es eben so determiniert), und egal ob Du Dein Ziel erreichst oder nicht, im Nachhinein kannst Du Deine Präferenzen bewerten und bist stolz auf Deine "heroische" Präferenz. An keiner Stelle besteht irgendeine Notwendigkeit für echte Möglichkeiten, das alles ist also als Beleg für eine echte Freiheit ungeeignet.
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Beitrag(#989116) Verfasst am: 27.04.2008, 11:12    Titel: Antworten mit Zitat

Heiner hat folgendes geschrieben:
Agnost hat folgendes geschrieben:

Ja, so kann man das zusammenfassen, wobei ich schon sagen würde, dass er sehr weitgehend "vorbestimmt" ist.

Ich könnte meine Skibindung auch so einstellen, dass sie gar nicht aufspringen könnte.
Dann müsste sie "brechen". In einer solchen Situation war ich zum Glück noch nie.

Was physikalisch nicht geht und sei es nur, weil es für mich nicht geht (weil nicht gut genug trainiert), kann ich mir zwar "tag-träumen" aber nicht realisieren.


Dir ist aber klar, dass die Bedingtheit des Willens, wie du sie beschreibst, in keiner Weise mit
der Auffassung Bieris übereinstimmt? Dein Hinweis, dass der Wille dadurch eingeschränkt ist, dass bestimmte Wahlmöglichkeiten aus physikalischen Gründen ausscheiden, ist trivial.

Schau mal, wie Bieri die Bedingtheit des FW sieht:

Zitat:
Dass er unter exakt denselben inneren und äußeren Bedingungen ganz unterschiedliche Wege nehmen könnte. Dass er in jedem Moment sein müsste wie ein unbewegter Beweger. Gesagt zu bekommen, dass es tausend Dinge im Gehirn gibt, von denen der Wille abhängt, ist dann ein Schock.

Doch einen in diesem Sinne freien Willen kann sich niemand wünschen,


Laut Bieri kann der Wille unter exakt denselben Bedingungen nicht denselben Weg nehmen, daher ist er "bedingt".

Frage an dich: Stimmst du dem zu?


1. kein hirn ist in der zeit eingefroren!
2. niemand kommt mit nem ausgewachsenem unveränderlich verdrahtetem hirn auf die welt!
3. welcher spacko meint eigentlich er wäre allein auf der welt ohne mit ihr interagieren zu müssen?

es herrschen also niemals nicht exakt dieselben Bedingungen - die Rückschlüsse beziehen sich alle auf die Momente des einen Messzeitpunktes an dem eingetreten ist, was gemessen werden wollte.

Da keiner den FW sucht, wie soll er den dann finden?
Oder meinen die Forscher, da passiert dann was außergewöhnliches und der Typ FW kommt mal auf nen Kaffee vorbei zum plauschen?

Woher nehmen Forscher also ihre Gewissheit, das ihr tun nicht dem Wünschen des eigenen Wollens unterworfen ist?
Denn das man tut was man will ist offensichtlich, sogar die Hirnforscher tun was sie sich vorgenommen haben - wer denn sonst als das eigene Selbst kann tun was man will?

Die Trennung des Wollens vom Selbstbewusstsein ist hochgradig paranoid.
Denn wenn das Eintritt was gewollt wurde, wieso sollte es dann nicht genau das sein was man selbst gewollt hat? das gilt dito für jedes Experiment das gemacht wird.
Die Wünsche die man hat orientieren sich eben doch am Selbstbild
Das Selbstbild generiert sich aus sozialer Interaktion mit anderen.
Die Anderen sind eben gar ned so verschieden, wenn also alle das gleiche wollen dann ist das nicht determiniert, sondern Normalität.

Der FW kann eben nicht und niemals aus dem Selbstbewusstsein extrapoliert werden, ebenso wenig wie das Selbstbewusstsein aus dem Hirn herausgelöst werden könnte.
Man bedenke das es Bewußtseinstörungen wie Autismus gewesen sind, die den Forschern erst ein Fenster zum Hirnmechnismus geöffnet haben.
Also von einer kaputten Uhr auf die Feinmechnik derselben zu schliessen ist bissie grobmotorisch.

Knackwürstel und Leberkäs eben.
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Heiner
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Anmeldungsdatum: 29.05.2006
Beiträge: 1217

Beitrag(#989127) Verfasst am: 27.04.2008, 11:27    Titel: Re: gegen die feindliche Übernahme durch das mechanistische Weltbild Antworten mit Zitat

Skeptiker hat folgendes geschrieben:
Anders formuliert: Der Mensch meint nur, erkennen zu können. In wirklichkeit wäre die menschliche Erkenntnis keine Erkennntis, sondern nur Fantasie.

Und daraus wiederum folgt drittens, dass der Mensch seine Welt nicht frei gestalten kann.

Zum Beispiel gibt es bei der Wahl zwischen Atomkraft und Solarenergie gemäß dem unfreien Willen gar keine Wahl. Sondern eine von beiden Möglichkeiten ist ja nur Fantasie.

Offenbar ist das Quatsch. Denn selbstverständlich sind sowohl Atomeneergie als auch Solarenergie reale Optionen und nicht nur Produkte der Fantasie.



Du dramatisierst maßlos und begehst dabei diverse Ebenenfehler.

Wenn reale Optionen ausgeschlossen werden, bezieht sich das auf die Frage, ob in ein und derselben Enstcheidungssituation zu einem bestimmten Zeitpunkt X der Wille frei ist, den Weg a oder b zu gehen. Dies ist auszuschließen.

Angenommen, der Wille ist in der konktreten Entscheidungssituation dazu determiniert, den Weg a zu gehen. Dies bedeutet nicht, dass er langfristig nicht auch den Weg b gehen kann.

So blödsinnig das Atomenergie-Beispiel ist, da es sich hier nicht um individuelle Entscheidungen Einzelner handelt, sei es dennoch mal aufgegriffen.
Angenommen, eine Person soll sich zu einem bestimmten Zeitpunkt für oder gegen Atomenergie entscheiden. Sie entscheidet sich aufgrund der ihr bekannten Argumente für Atomenergie.
Wir können sagen, dass der Wille dazu determiniert war.
Weiter angenommen, die Person wird im weiteren Verlauf mit neuen Argumenten konfrontiert.
Dies verändert die Ausgangsbedingungen für die Willensentscheidung.
Diese neuen Argumente stellen wiederum - gehirnphysiologisch gesehen - neue neuronale Erregungsmuster dar, die den Entscheidungsprozess beeinflussen. Je nach Ausgangslage entscheidet sich die Person jetzt möglicherweise gegen Atomenergie.
Man sieht, dass die Preisgabe des freien Willens nicht heißt, dass der Wille ein für alle Mal auf eine Option festgelegt ist.

Siehe hierzu auch das Interview von Wolf Singer, der sehr gut darstellt, wie solche Entscheidungsprozesse laufen, die erst nach a zu gehen scheinen, und dann doch die Richtung nach b einschlagen. Das ist auch ohne freien Willen möglich.


http://www.3sat.de/mediathek/mediathek.php?obj=8032&mode=play


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Beitrag(#989128) Verfasst am: 27.04.2008, 11:27    Titel: Re: gegen die feindliche Übernahme durch das mechanistische Weltbild Antworten mit Zitat

Skeptiker hat folgendes geschrieben:
Zum Beispiel gibt es bei der Wahl zwischen Atomkraft und Solarenergie gemäß dem unfreien Willen gar keine Wahl. Sondern eine von beiden Möglichkeiten ist ja nur Fantasie.

Offenbar ist das Quatsch. Denn selbstverständlich sind sowohl Atomeneergie als auch Solarenergie reale Optionen und nicht nur Produkte der Fantasie.

"Offenbar", "selbstverständlich" - merkst Du eigentlich nicht, wie dünn Deine Argumentation ist? Was wurde in der Geschichte der Philosophie nicht alles schon als "offenbar" und "selbtverständlich" angesehen.

Skeptiker hat folgendes geschrieben:
... kann der Mensch zwischen Fantasie und realen Möglichkeiten unterscheiden. Auch einige Tiere habe diese Fähigkeien mehr oder minder, wenn auch im gerigneren Grade ...

Wir können genau dann unterscheiden, wenn wir die Zukunft "berechnen" können. Oft können wir das nicht, und dann erscheinen uns mehrere Varianten physikalisch möglich.

Skeptiker hat folgendes geschrieben:
Überhaupt ist es verkehrt, in einem mechanistisch-physikalischen Reduktioinimsus im Verein mit rückständigen Philosophien a là Schopenhauer, ...

Vielleicht lieber im Verein mit noch viel rücktändigeren Philosophen wie etwa denen, die den Freien Willen erfunden haben? Zum Beispiel Thomas von Aquin oder Ockham: "Wilhelm von Ockham schließlich stellt fest, dass die Freiheit nicht durch ein Vernunftargument zu beweisen sei, aber auf Grund der Innenerfahrung feststehe." http://de.wikipedia.org/wiki/Freier_Wille/Geschichte

Skeptiker hat folgendes geschrieben:
Wie wir wissen gibt es allein schon bei der Interpetation der Quanteneffekte mindestens drei verschiedene Interpretationen diverser Fraktionen von Physikern. ... Quantenmechanik und Relativitätstheorie sind bis heute nicht vereinbar.

Alles irrelevant im Bereich des Gehirns. Dort herrschen physikalisch wohlbekannte Verhältnisse, die genannten Theorien sind dort auf viele Nachommastellen gültig und die bestgeprüften Theorien überhaupt, die die Menschen bisher gefunden haben. Deshalb kann die Physik zwar nicht das Bewußtsein erklären, wohl aber diverse intuitionistische Ansätze ausschließen.

Skeptiker hat folgendes geschrieben:
Ein weitere Punkt ist der - und darüber sollte man mal nachdenken - dass subjektive Entscheidungen nicht immer so sehr für eine Option getroffen werden, sondern oft gegen bestimmte Optionen, wobei der akzeptable Optionen-"Rest" dann der ist, aus dem beliebig ausgewählt werden könnte ohne das optimale Ziel zu verfehlen.

Und was hat das jetzt wieder mit unserem Thema zu tun? Diese Optionen existieren ja zur Zeit der Präferenzbildung nur als Simulationen im Gehirn des Probanden.

Skeptiker hat folgendes geschrieben:
Ein guter Komponist geht ja auch so vor. Es werden nach den ersten Skizzen ungeeignete, nicht passende Sentenzen gestrichen und erst nach dieser "Selbstzensur" das Stück fertig gestellt ...-

Das ist jetzt ein sog. Kategorienfehler. Die Analogie besteht höchsten darin, daß irgendwo irgendetwas weggenommen wird. Die "Sentenzen" (meinst Du vielleicht "Sequenzen"?) existieren real, und die Grundgesamtheit möglicher Sequenzkombinationen in der Komposition ist nicht vergleichbar mit einer mglw. von Dir behaupteten Gesamtheit realer Möglichkeiten in einer einzigen Situation.
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Beitrag(#989155) Verfasst am: 27.04.2008, 12:21    Titel: Antworten mit Zitat

Robbe Piere hat folgendes geschrieben:

es herrschen also niemals nicht exakt dieselben Bedingungen - die Rückschlüsse beziehen sich alle auf die Momente des einen Messzeitpunktes an dem eingetreten ist, was gemessen werden wollte.


Man kann sich - wenn nicht an exakt, dann doch an annähernd - "gleiche Bedingungen" bspw. durch Zwillingsstudien herantasten.

Untersucht man das Verhalten von eineiigen Zwillingen (die Studien beziehen sich allerdings auf getrennt voneinander aufgewachsene Zwillinge, was die "gleichen Bedinungen" noch einmal mindert), stellt man auffällige Gemeinsamkeiten in den Entscheidungen der Personen fest.
Da wurde zum gleichen Zeitpunkt geheiratet, würden ähnliche Berufswege, ähnliche Hobbys gewählt etc. Diese Gemeinsamkeiten sind so, dass sie eine Signifiganz aufweisen und über Zufälligkeiten hinausweisen. Wie lässt sich das mit dem (absolut) "freien Willen" vereinbaren?

Vielleicht kann dies als empirische Verdeutlichung der Tatsache dienen, dass "das Gehirn die Entscheidungen trifft". Menschen mit sehr ähnlichen Gehirnen neigen dazu, sehr ähnliche Entscheidungen zu treffen.
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Beitrag(#989217) Verfasst am: 27.04.2008, 14:22    Titel: Antworten mit Zitat

Fassen wir doch noch einmal zusammen, um was es in der Diskussion um den freien Willen eigentlich geht und welche unterschiedlichen Standpunkte es dabei gibt.

Es geht mE nicht um eine abgehobene Diskussion über Worte, was sie bedeuten und ob man dieses Wort wirklich für jenes verwenden darf oder nicht oder doch, was nur ein uninteressante Glasperlenspiel wäre.

Es geht vielmehr um die Frage, ob man Menschen in einer naturgesetzlich ablaufenden Welt als moralisch verantwortlich für ihre Handlungen ansehen kann oder nicht.

Hierzu gibt es grob gesagt 3 Positionen:

1. Der harte Inkompatibilist -> meint, dass die Welt naturgesetzlich sei und dies eine moralische Verantwortung ausschließen würde, weil für Letzteres "echte Möglichkeiten" (= jemand müsse fähig sein, in ein und derselben Situation Unterschiedliches zu tun) unabdingbar seien

2. Der Libertarier (bzw. der weiche Inkompatibilist) -> hält ebenso wie der harte Inkompatibilist "echte Möglichkeiten" für Verantwortlichkeit notwendig, hält aber anders als dieser einen freien Willen, der für moralische Verantwortlichkeit Voraussetzung ist, für vorhanden. Der Libertarier muss dazu letztlich nicht naturgesetzlich ablaufende Vorgänge annehmen (oder, anders gesagt, Vorgänge, von denen wir bisher nicht den Hauch einer Ahnung haben).

3. Der Kompatibilist -> der meint, dass für Freiheit und Verantwortlichkeit keineswegs "echte Möglichkeiten" notwendig seien, dass im Gegenteil, wenn jemand in ein und derselben Situation immer anders handeln würde, dies eher gegen verantwortliches Handeln sprechen würde.

Nehmen wir mal ein Beispiel für eine Argumentation eines harten Inkompatibilisten:

Definition:

Harter Inkompatibilist hat folgendes geschrieben:
Hard Incompatibilism is the view that we lack the kind of free will that could make us truly deserving of blame or praise for our actions.

Argumentation:

Harter Inkompatibilist hat folgendes geschrieben:
1. Some form of scientific naturalism (deterministic or indeterministic) is true.
2. The truth of some type of scientific naturalism entails that all actions we perform are the result of processes that trace back to factors beyond our control.
3. If an act is the result of processes that trace back to factors beyond the agent’s control, then the agent does not deserve blame or praise for that act. (The Transfer of Non-Responsibility (TNR) Principle.)
4. Therefore no one can deserve praise or blame for any action whatsoever.

Unterschiedliche Standpunkte:

Harter Inkompatibilist hat folgendes geschrieben:
Since most philosophers accept scientific naturalism of some sort, the debate focuses on premises (2) and (3). ‘Event-causal’ libertarians reject premise (2), arguing that physical indeterminism does grant us the type of control that can ground robust (desert-entailing) moral responsibility. Compatibilists typically reject premise (3), offering counterexamples to the ‘transfer of non-responsibility’ (TNR) principle.

Also:

- Libertarier widersprechen Punkt 2
- Kompatibilisten widersprechen Punkt 3

Punkt 3 bedeutet, dass es ohne Letztverantwortlichkeit überhaupt keine Verantwortlichkeit geben könne. Das wird im Weiteren nicht begründet, sondern lediglich als "allgemein intuitiv plausibel" hingestellt. Mir erscheint das aber leider überhaupt nicht plausibel.

Ein extrem großes Problem der harten Inkompatibilisten ist aus meiner Sicht der Einwand der Libertarier, dass, wenn man die Notwendigkeit der "echten Möglichkeiten" für eine moralische Verantwortung als notwendig ansieht und man als harter Inkompatibilist meint, solche "echten Möglichkeiten" gäbe es nicht, daraus automatisch folgt, dass es überhaupt keine moralisch falschen oder richtigen Handlungen geben kann. Das wird im Link oben auch behandelt (das Haji-Argument). Ich halte dieses Argument für ziemlich einleuchtend und sehe kein qualifiziertes Argument dagegen.


Zuletzt bearbeitet von AgentProvocateur am 27.04.2008, 15:01, insgesamt einmal bearbeitet
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Beitrag(#989234) Verfasst am: 27.04.2008, 15:01    Titel: Antworten mit Zitat

Heiner hat folgendes geschrieben:
Robbe Piere hat folgendes geschrieben:

es herrschen also niemals nicht exakt dieselben Bedingungen - die Rückschlüsse beziehen sich alle auf die Momente des einen Messzeitpunktes an dem eingetreten ist, was gemessen werden wollte.


Man kann sich - wenn nicht an exakt, dann doch an annähernd - "gleiche Bedingungen" bspw. durch Zwillingsstudien herantasten.

Untersucht man das Verhalten von eineiigen Zwillingen (die Studien beziehen sich allerdings auf getrennt voneinander aufgewachsene Zwillinge, was die "gleichen Bedinungen" noch einmal mindert), stellt man auffällige Gemeinsamkeiten in den Entscheidungen der Personen fest.
Da wurde zum gleichen Zeitpunkt geheiratet, würden ähnliche Berufswege, ähnliche Hobbys gewählt etc. Diese Gemeinsamkeiten sind so, dass sie eine Signifiganz aufweisen und über Zufälligkeiten hinausweisen. Wie lässt sich das mit dem (absolut) "freien Willen" vereinbaren?

Vielleicht kann dies als empirische Verdeutlichung der Tatsache dienen, dass "das Gehirn die Entscheidungen trifft". Menschen mit sehr ähnlichen Gehirnen neigen dazu, sehr ähnliche Entscheidungen zu treffen.


meine empirischen Hausaufgaben hab ich zwar schon so ca. 10 jahre nimmi machen müssen, aber ich erinner mich beispielsweise noch an:

Bei der Matched Pairs Technik (Matched Pairs Analyse) handelt es sich um ein statistisches Verfahren in der Medizin, bei dem jedem Patienten eine weitere Kontrollperson zugeordnet wird, die in möglichst vielen Einflussfaktoren (z. B. Alter, Geschlecht) mit dem Patienten übereinstimmt.

Unter statistischen Zwillingen versteht man in der empirischen Sozialwissenschaft Personen, bei denen bestimmte (meistens soziodemographische) Merkmale gleich sind. Kommt es für die Bildung von Vergleichsgruppen beispielsweise auf Geschlecht, Bildung und Beruf an, dann sind zwei weibliche Busfahrer mit Abitur statistische Zwillinge. Statistische Zwillinge werden auch für die Egalisierung von Experimentalgruppen bei psychologischen und sozialwissenschaftlichen Experimenten eingesetzt ("Matched Pairs").
Innerhalb der Datenfusion bei der Mediaplanung, in der Datensätze aus verschiedenen Erhebungen fusioniert werden, erfolgt eine Verknüpfung über sogenannte "Statistische Zwillinge". Bindeglieder sind zum Beispiel das allgemeine Mediennutzungsverhalten, Haushaltsausstattung, das Freizeitverhalten oder auch soziodemographische Daten.


Unabhängigkeitstest
Siehe auch: Vierfeldertest
Man betrachtet zwei statistische Merkmale x und y, die beliebig skaliert sein können. Man interessiert sich dafür, ob die Merkmale stochastisch unabhängig sind. Es wird die Nullhypothese
Ho: Das Merkmal x ist vom Merkmal y stochastisch unabhängig.
aufgestellt.


jetzt meine Frage:
wenn es sogar Prüfverfahren gibt die die Unabhängigkeit von Ereignissen bestimmen können ...
wie könnt ihr dann von einem grundlegenden Determinismus ausgehen.

Ob man einen Zusammenhang sieht oder ned, ist am Ende der Willkür des Forschers überlassen.
Oder sind es doch seine Fähigkeiten die ihn die Relationen setzen lassen.
Aber auch das sind dann erworbene Fähigkeiten die qualitativ nicht erfassbar sind.
Es besteht zudem ein Unterschied zwischen Untersuchungen auf individuller und psychischer und sozialer Ebene ... und deren mathematisch-physikalische skalierbaren Größen.

Wenn ich bsw eine Untersuchung machen würde, würde ich auch den nicht skalierbaren - weil rein ideel existierenden Begriff FW verwenden sondern mir ein Maß der Willensstärke basteln:
von 0 wenig Willensstark = deterministisch veranlagt
bis 10 = sehr Willensstark = stark individuell selbstbestimmt.

Die Qualität meiner Untersuchung ist dabei von dem quantifizierbaren Größen meines Modells determiniert.
Und ned der Determinismus bestimmend für die Datenqualität.

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Heiner
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Beitrag(#989241) Verfasst am: 27.04.2008, 15:09    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:

Ein extrem großes Problem der harten Inkompatibilisten ist aus meiner Sicht der Einwand der Libertarier, dass, wenn man die Notwendigkeit der "echten Möglichkeiten" für eine moralische Verantwortung als notwendig ansieht und man als harter Inkompatibilist meint, solche "echten Möglichkeiten" gäbe es nicht, daraus automatisch folgt, dass es überhaupt keine moralisch falschen oder richtigen Handlungen geben kann. Das wird im Link oben auch behandelt (das Haji-Argument). Ich halte dieses Argument für ziemlich einleuchtend und sehe kein qualifiziertes Argument dagegen.


Verstehe ich nicht, kannst du das Haji-Argument mal näher erläutern?
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Beitrag(#989263) Verfasst am: 27.04.2008, 16:05    Titel: Antworten mit Zitat

Heiner hat folgendes geschrieben:
Verstehe ich nicht, kannst du das Haji-Argument mal näher erläutern?

Wieso soll ich hier alles vorkauen? Ich habe doch den Link dazu gegeben, reicht das etwa nicht? Kannst Du nicht selber klicken und lesen?

Aber ausnahmsweise: das Argument lautet wie folgt:

1. Agent S ist dann und nur dann moralisch verpflichtet, A zu tun (bzw. A nicht zu tun), wenn es moralisch falsch für S ist, A nicht zu tun (bzw. A zu tun).

2. Agent S hat nur dann die moralische Verpflichtung, A zu tun (nicht zu tun), wenn er die echte Möglichkeit dazu hat, A zu tun bzw. nicht zu tun.

3. Daher ist es nur dann moralisch falsch von S, A zu tun (nicht zu tun), wenn er die echte Möglichkeit hat, A zu tun (nicht zu tun).

4. Wenn die Welt streng naturgesetzlich abläuft, dann hat S keine echte Möglichkeit, anders zu handeln, als er tatsächlich handelt.

5. Daher kann es in einer naturgesetzlichen Welt keine falschen Handlungen geben.
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Beitrag(#989266) Verfasst am: 27.04.2008, 16:32    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Es geht vielmehr um die Frage, ob man Menschen in einer naturgesetzlich ablaufenden Welt als moralisch verantwortlich für ihre Handlungen ansehen kann oder nicht.

Das ist eine Verkürzung, mit der Du eine wesentliche Ebenen in dieser Debatte ausblendest. Diese "moralische Verantwortlichkeit" ist für viele Menschen eine Art "moralisches Naturgesetz", bzw. sie sind intuitiv der Meinung, dass die "moralische Verantwortlichkeit" aus der Selbstbestimmtheit von Handlungen automatisch folgt, unabhängig davon, wie Selbstbestimmtheit im Einzelnen definiert wird. In Wirklichkeit handelt es sich aber um eine normative Setzung. Klar kann man diese Setzung vornehmen, wenn man das will, sie ist aber nicht ohne zusätzliche Prämissen aus der wie-auch-immer-definierten Selbstbestimmtheit herleitbar. Man müsste sie also begründen, und zwar bitte nicht durch Appelle an die Intuition, sondern rational, z.B. indem man angibt, welchen Nutzen diese Setzung haben soll.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ein extrem großes Problem der harten Inkompatibilisten ist aus meiner Sicht der Einwand der Libertarier, dass, wenn man die Notwendigkeit der "echten Möglichkeiten" für eine moralische Verantwortung als notwendig ansieht und man als harter Inkompatibilist meint, solche "echten Möglichkeiten" gäbe es nicht, daraus automatisch folgt, dass es überhaupt keine moralisch falschen oder richtigen Handlungen geben kann.

Die Argumentation ist zirkulär, weil die Notwendigkeit von "echten Möglichkeiten" in die Definition von "moralisch falsch/richtig" bereits hineingesteckt wird. Ansonsten verharrt auch dieses Argument auf der intuitionistischen Ebene, weil nicht geklärt wird, was mit "moralischer Verantwortung" und "moralisch falsch/richtig" eigentlich gemeint sein könnte.
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Beitrag(#989276) Verfasst am: 27.04.2008, 17:02    Titel: Antworten mit Zitat

@AP: Ich finde Deine Zusammenfasung im wesentlichen OK, mich stört nur eins:

Mir bleibt ja nur der harte Inkompatibilismus da ich die libertaristische Position aus physikalischen Gründen ablehnen muß und die kompatibilistische aus meiner Sicht Unfreiheit beschreibt. Soweit OK. Aber Punkt (3.) (niemand verdient Lob oder Tadel) ist nicht unbedingt die Position des Inkompatibilisten, obwohl dieser Eindruck erweckt wird. Ein Inkompatibilist könnte Lob und Tadel, oder generell die Zuweisung von Verantwortung, aus anderen Gründen (als dem der absoluten moralischen Verdientheit) für zweckdienlich halten. Ich habe hier schon oft vorgeschlagen, wie ein Konzept der Verantwortung aus deterministische Sicht aussehen könnte:

Die Gemeinschaft weist dem Einzelnen Verantwortung (= Rechte, Pflichten) zu, wenn man es für wahrscheinlich hält, daß er sich im Sinne der Allgemeinheit verhält.

(3.) ist daher aus meiner Sicht ein Strohmann, zumindest in bezug auf einige der Deterministen, zum Beispiel kolja und mich, denn man kann sehrwohl ein mit dem Determinismus vereinbares Konzept der Verantwortung angeben.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ein extrem großes Problem der harten Inkompatibilisten ist aus meiner Sicht der Einwand der Libertarier, dass, wenn man die Notwendigkeit der "echten Möglichkeiten" für eine moralische Verantwortung als notwendig ansieht und man als harter Inkompatibilist meint, solche "echten Möglichkeiten" gäbe es nicht, daraus automatisch folgt, dass es überhaupt keine moralisch falschen oder richtigen Handlungen geben kann. Das wird im Link oben auch behandelt (das Haji-Argument). Ich halte dieses Argument für ziemlich einleuchtend und sehe kein qualifiziertes Argument dagegen.

Es folgt in der Tat aus der Abwesenheit echter Möglichkeiten, daß es überhaupt keine absolut(!) moralisch falschen oder richtigen Handlungen geben kann. Denn gäbe es ein natürliches Sollen, so hätte dieses aufgrund der Determination keinen oder aber einen trivialen Anspruch auf Realisierung.

Aber wieso brauche ich ein Argument dagegen? Wieso soll es denn nicht so sein? Wieso muß es ein natürliches (oder gottgegebenes) Sollen geben? Es ist wieder dasselbe wie oben bei (3.): Natürlich kann auch der Determinist eine Moral und Gut/Böse definieren, aber eben nur in bezug auf ein selbstgesetztes Ziel.

Es ist dieser letztliche moralische Relativismus, de vielen Kompatibilsiten Angst macht.
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Beitrag(#989277) Verfasst am: 27.04.2008, 17:03    Titel: Antworten mit Zitat

Heiner hat folgendes geschrieben:

Schau mal, wie Bieri die Bedingtheit des FW sieht:

Zitat:
Dass er unter exakt denselben inneren und äußeren Bedingungen ganz unterschiedliche Wege nehmen könnte. Dass er in jedem Moment sein müsste wie ein unbewegter Beweger. Gesagt zu bekommen, dass es tausend Dinge im Gehirn gibt, von denen der Wille abhängt, ist dann ein Schock.

Doch einen in diesem Sinne freien Willen kann sich niemand wünschen,


Laut Bieri kann der Wille unter exakt denselben Bedingungen nicht unterschiedliche Wege nehmen, daher ist er "bedingt".

Frage an dich: Stimmst du dem zu?




Heiner lies doch deine Zitatenpatchwork nochmals.

Weisst du, wenn Bieri seine Gedanken zum Freien Willen auf 2-3 Zeilen hätte eindampfen können, hätte der Mercier mehr Zeit gehabt einen weiteren Bestseller zu schreiben.

Also liess du zuerst das Buch, bevor du voluntaristisch versuchst es auf 2-3 montierte Zeilen runterzudampfen.

Bieri ist ein Schweizer der in Deutschland lebt und wirkt, ich bin ein Deutscher, der in der Schweiz lebt und wirkt, also in gewisser Weise sind wir "verquer", aber vielleicht determiniert es mich, schweizerische Texte ein bisschen besser zu verstehen, denn wie schreibt Bieri oben "von mir gefettet, vergrössert und gefärbt":

Ganz

Mein Skibindungsmodell ist so gewählt, dass Textilbremse und auf einem Ski den Schwung stehen, keine ganz unterschiedlichen Handlungen sind.

Genauso sind die beiden Handlungsoptionen bei der roten Ampel ohne Verkehr nicht ganz unterschiedlich.

Agnost
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