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Forscher widerlegen Willensfreiheit
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Myron
Metaphysischer Materialist



Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3537

Beitrag(#992015) Verfasst am: 01.05.2008, 01:39    Titel: Antworten mit Zitat

Es gibt einen schönen Spruch von Isaac Bashevis Singer:

"We have to believe in free will. We’ve got no choice."

"Wir müssen an den freien Willen glauben. Wir haben keine Wahl."


zwinkern
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Heiner
Grundrechte-Fan



Anmeldungsdatum: 29.05.2006
Beiträge: 1217

Beitrag(#992202) Verfasst am: 01.05.2008, 12:20    Titel: Re: Determinismuslehre und Prävention im "Dritten Reich" Antworten mit Zitat

Skeptiker hat folgendes geschrieben:

Du solltest Dich vielleicht besser mal mit diesem Text auseinander setzen. Ich wollte damit zeigen, wohin es führt, wenn der Staat sich den mathematisch-physikalischen oder auch biologistischen Unsinn zu eigen macht und danach seine Justiz ausrichtet. Da kommt es halt mal eben zur Vernichtung "ewig Unverbesserlicher" oder so. Oder man erstellt auf der Basis des physikalischen Determinismus Gutachten und Prognosen für "Schwerzerziehbare" oder möglicher Terroristen. Weisst schon, Guantanamo ist erst ein Anfang. Und zurück in die Geschichte geht's immer leichter als nach vorne.


Wissenschaftlicher Determinismus geht nicht von der Annahme "ewig Unverbesserlicher" aus. Deine hysterische Furcht davor, die wissenschaftliche Fundierung des Strafrechts könne zur "Ausrottung Unverbesserlicher" führen, ist unbegründet.

Übrigens witzig, dass du gerade Guantanamo nennst: Bush ist überzeugter Christ und glaubt als solcher an den freien Willen. Wenn ich deiner Argumentationslinie praktizierte, würde ich sage: Siehst du, dahin führt die Annahme eines freien Willens, man endet schließlich auf Guantanamo.

Zitat:

Nicolai tut das, was in seiner Zeit gerade angesagt war als Begründung für den deterministisch handelnden Staats- und "Volk"feind. Er nahm die Biologie. Im Mittelalter nahm man Geister und Dämonen und sprach von "Besessenheit" statt "Determinismus". Von der Struktur her ist das identisch. Und da hilft es auch nichts, dass man heute die Physik nimmt.

Unwissenschaftlich und reaktionär ist all dies in jedem dieser Fälle.


Im Mittelalter glaubte man an den freien Willen und brachte Straftäter aufs Schafott.

Die pseudowissenschaftliche Position Nicolais stimmt in keiner Weise mit dem wissenschaftlichen Determinismus überein. "Von der Struktur" ist da gar nix identisch. Bitte setze dich erst einmal mit der Position deines "Gegners" gründlich auseinander, bevor du diffamierst.

Zitat:
Nazi Nicolai spricht auch von "Abschreckung". Und rate mal, was das ist.


Abschreckung macht nicht den Kern des Präventionsgedankens aus. Nicolai möchte nicht Straftaten vorbeugen, sondern Straftäter ausrotten, weil er halt ein dummer Nazi ist (aber mit Sicherheit kein wissenschaftlicher Determinist).

Zitat:
Wie gesagt, er spricht von Abschreckung und dem "Schutz der "Volkes". Auch hier im Forum las ich davon, dass nicht Strafe, sondern dieser "Schutz" von wasauchimmer im Vordergrund stehen sollte.


Hier haben User Schutzhaft gefordert?

Zitat:
Und was verstehst Du unter "auf Besserung des Täters hinwirken"? Was sollen denn das für "determinierende Umstände" sein, die in Deinen Besserungsanstalten hersgestellt werden sollen? Sag' doch gleich "Teufelsaustreibung".


Hältst du Straftätertherapie für Teufelsaustreibung?

Der Kern des Präventionsgedankens ist für mich, solche sozialen Umstände zu schaffen, dass kriminelles Verhalten erst gar nicht entsteht. Ich bin, gut deterministisch, der Meinung, dass man bei entsprechenden sozialen Bemühungen Kriminalität auf nahezu Null "herunterfahren" könnte (ist aber politisch nicht gewollt).

Zitat:
Die fehlende Ehre ist gemäß dem Biologisten Nicolai angeboren und damit determiniert. Der "geborene Verbrecher" ist nur ein anderes Wort für "physikalisch determinierter Verbrecher".

Schlimm ist nicht der Begriff der Schuld, sondern die Begriffe der "determinierten Schuld", z.B. in Form der "angeborenen Schuld".

Skeptiker


Die angeborene Ehrlosigkeit bei Nicolai ist sowas wie die Erbschuld bei den Katholiken.
Dass solche mythologischen Konstrukte nichts mit wissenschaftlichem Determinismus zu tun haben, darauf wurde genügend hingewiesen.
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Argáiþ
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Anmeldungsdatum: 27.01.2007
Beiträge: 12486

Beitrag(#992209) Verfasst am: 01.05.2008, 12:36    Titel: Re: Determinismuslehre und Prävention im "Dritten Reich" Antworten mit Zitat

Heiner hat folgendes geschrieben:


Im Mittelalter glaubte man an den freien Willen und brachte Straftäter aufs Schafott.



Viel zu einfach, eigentlich geradezu platt. "Im Mittelalter glaubte man..." Mit den Augen rollen Hauptsache das atheistische Wunderargument hebt sich glanzvoll von finsteren Zeiten ab...
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kolja
der Typ im Maschinenraum
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Anmeldungsdatum: 02.12.2004
Beiträge: 16631
Wohnort: NRW

Beitrag(#992220) Verfasst am: 01.05.2008, 12:53    Titel: Antworten mit Zitat

Ich halte es aber für durchaus zutreffend, dass der Glaube an FW und Schuld archaiche Rachereflexe begünstigt. Umgekehrt scheint ein tieferes Verständnis für die Ursachen von Straftaten selbst bei Opfern die Verarbeitung des erlittenen Verbrechens zu erleichtern.
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step
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22767
Wohnort: Germering

Beitrag(#992223) Verfasst am: 01.05.2008, 12:57    Titel: Antworten mit Zitat

Agnostiker hat folgendes geschrieben:
Angesichts der Systemkomplexität und der flexiblen Formbarkeit des menschlichen Gehirnes ist es wahrscheinlich, dass der Mensch einen (im Sinne von Peter Bieri) bedingt freien Willen besitzt.

Welcher war jetzt nochmal der BFW im Sinne von Peter Bieri? War das der mit echten Möglichkeiten oder der, der nur ein anderes Wort für determinierte Bewertung und Präferenzen ist?

Und wie hast Du die Wahrscheinlichkeit berechnet?

Agnostiker hat folgendes geschrieben:
... Den Anteil Freiheit sehe ich darin, dass der Mensch sich (seine Urteilsfähigkeit) im Laufe seines Lebens ständig bewusst selbst formt.

Wobei "der Mensch formt sich selbst" ein intuitionistischer Ausdruck ist für "der Mensch wird durch determinierte, teilweise selbstorganisierende Abläufe geformt, teilweise begleitet von einem personalen Bewußtsein".

Mad Magic hat folgendes geschrieben:
Solange wir nicht wissen, was Bewusstsein denn tatsächlich ist, wie es entsteht und funktioniert, sind Behauptungen über seine Funktionalitäten und ihm innewohnenden Eigenschaften vielfach nach wie vor Spekulation.

Das gilt allerdings nicht für Aussagen, die auch ohne Verständnis des Bewußtseins, rein auf der Basis gut belegter Wissenschaften getroffen werden können, etwa der komplett kausale Ablauf, die Abwesenheit echter Möglichkeiten usw.

Mad Magic hat folgendes geschrieben:
Wie kann (nicht nur menschliche) Kreativität existieren, wenn da eine grundsätzliche Unfreiheit, eine absolute Determination die Wirklichkeit dominierte? Unterliegen denn selbst meine Gedanken stetig einem "allgegenwärtigen Zwang"? Sicherlich nicht!

Das ist wieder mal rein intuitionistisch argumentiert. Die "grundsätzliche Unfreiheit" steht in keinerlei Gegensatz zur Entstehung von Kreativität.

wikipedia hat folgendes geschrieben:
Kreativität im weitesten Sinn beruht auf der Fähigkeit des menschlichen Gehirns, die Lücke zwischen nicht sinnvoll miteinander verbundenen oder logisch aufeinander bezogenen Gegebenheiten durch Schaffung von Sinnbezügen mittels freier Assoziation mit bereits Bekanntem und spielerischer Theoriebildung (Phantasie) auszufüllen.

Nehmen wir z.B. die "spielerische Theoriebildung". Ein komplett determiniertes neuronales Netzwerk kann sehrwohl zu Simulationen, Lernen usw. fähig sein.

Mad Magic hat folgendes geschrieben:
Ein schönes Beispiel finde ich hierzu, wenn ich mir betrachte wie "ich", bzw. eine Facette meines Bewusstseins regelmäßig "austickt" und mal eben "macht was es will". Wer kennt sie nicht, all die wunderbaren nächtlichen Träume, in denen Naturgesetze oft keine Rolle spielen. Auch wenn diese Träume nicht "real" sind, stellen sie doch auch einen Teil der Wirklichkeit dar, ach ihr wisst schon was ich meine...

Klar. Die Möglichkeiten, die wir uns vorstellen, sind nicht unbedingt physikalisch. Im Wachzustand werden die allzu unphysikalischen Möglichkeiten meist verworfen. Die meisten Menschen glauben fälschlicherweise, daß die übrigbleibenden Möglichkeiten (also die, von denen wir nicht wissen, daß sie im EInzelfall unphysikalisch sind) real zur Auswahl stehen.

Mad Magic hat folgendes geschrieben:
Hej, aber das sind doch "meine" Träume und verschiedentlich, ist es mir sogar innerhalb des Traums bewusst, dass "ich" träume und weiter noch, "ich" kann den Traum dann auch noch beeinflussen, bin sozusagen Verursacher und gleichzeitig Betrachter und evtl. "Betroffener" meines Traums. Also für mich ist das schon irgendwie frei. Ach wenn der Traum und mein "Einfluss" darauf eine Illusion wäre, wer außer mir sollte Verursacher dieser Illusion sein Am Kopf kratzen

Dieses "Verursachertum" ist aber bei Licht betrachtet nur eine Setzung. Ebenso kannst Du sagen, der Herd verursache das Kochen des Wassers - wer sonst? Und auch für den Herd gilt: Würde der Herd sich anders verhalten, also etwa ausbleiben, würde das Wasser nicht heiß werden. Der wesentliche Unteschied ist, daß DU ein intelligenter Herd bist, dessen Regelkreise komplexer ind, der die Zukunft (auch unrelistische) simulieren und gegen Interessen abgleichen kann, der sich ein Modell von sich selbst hat usw. - und aufgrund dieser Komplexität und Reflexivität, kombiniert mit offensichtlichem Unwissen über die Zukunft, hältst DU Dich für "irgendwie frei".
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PataPata
Agnostiker und Pataphysiker



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Beitrag(#992228) Verfasst am: 01.05.2008, 13:15    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Und wie hast Du die Wahrscheinlichkeit berechnet?
Gar nicht! Man weiss einfach zu wenig darüber, also ist der Spekulation freier Lauf gewährt!
Zitat:
Wobei "der Mensch formt sich selbst" ein intuitionistischer Ausdruck ist für "der Mensch wird durch determinierte, teilweise selbstorganisierende Abläufe geformt, teilweise begleitet von einem personalen Bewußtsein".
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step
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Wohnort: Germering

Beitrag(#992231) Verfasst am: 01.05.2008, 13:18    Titel: Antworten mit Zitat

Agnostiker hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Und wie hast Du die Wahrscheinlichkeit berechnet?
Gar nicht! Man weiss einfach zu wenig darüber, also ist der Spekulation freier Lauf gewährt!

Dann ist es aber nicht wahrscheinlich.

Agnostiker hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Wobei "der Mensch formt sich selbst" ein intuitionistischer Ausdruck ist für "der Mensch wird durch determinierte, teilweise selbstorganisierende Abläufe geformt, teilweise begleitet von einem personalen Bewußtsein".
Tönt gut! Besonders die "selbstorganisierenden Abläufe"!

Die Bezeichnung "frei" ist dann aber ziemlich irreführend. Man könnte höchstens sagen "im Moment der Handlungssteuerung relativ frei von Einflüssen außerhalb des Körpers" oder so.
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Argáiþ
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Beitrag(#992233) Verfasst am: 01.05.2008, 13:22    Titel: Antworten mit Zitat

kolja hat folgendes geschrieben:
Ich halte es aber für durchaus zutreffend, dass der Glaube an FW und Schuld archaiche Rachereflexe begünstigt. Umgekehrt scheint ein tieferes Verständnis für die Ursachen von Straftaten selbst bei Opfern die Verarbeitung des erlittenen Verbrechens zu erleichtern.


Ich mach mich mal wieder unbeliebt: Da reicht doch schon, dass man das Zustandekommen der Straftat ein Stück weit rekapituliert, man braucht dazu keine Gewissheit um eine heissgeliebte Abstraktion, wie dem unfreien Willen. Selbst kleine Kinder wissen, dass der Pappa Stress hat, wenn er mal wieder rumschreiht, etc. Es wird ständig versichert, es gäbe keine belangvolle Auffassung von einem freien Willen, die es wert wäre so bezeichnet zu werden, d.h. es wird propagiert, es existieren natürlich auch weder Schuld, noch Person, noch irgend eine Konstante des sozialen Lebens, weil das ja auf "archaischen" und "ecclesiastischen" Seifenblasen und Zauberei per Def. zu beruhen hat. Das ist sehr verdächtig, sich als eine Neigung herauszustellen, die Realität, wie sie ist, als eine Illusion zu "entlerven" um sich erleichtert zurücklehnen zu können, denn alles, zeigt die Wissenschaft, sieht in Wirklichkeit ganz anders aus, auch wenn euch noch so sehr im realen Leben der Arsch getreten wird. So steht man über allem und braucht sich vor nichts wirklich zu fürchten. Ein Stück weit funktioniert das sicher, aber es ist doch letztlich unumgänglich, sich der Wirklichkeit zu stellen und in dieser wird ein quasi freier Wille und werden Personen für uns, die wir auch als Analytiker Personen sind, undurchschaubar simuliert, folglich zur Realität Schulterzucken
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PataPata
Agnostiker und Pataphysiker



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Beitrag(#992244) Verfasst am: 01.05.2008, 13:36    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Dann ist es aber nicht wahrscheinlich.
Jetzt frage ich aber Dich, wie Du die Wahrscheinlichkeit berechnet hast?

Vielleicht ist ja der freie Wille nur eine Illusion, aber eine starke. So wie die Zeit ja eine Illusion sein soll, aber eine starke (Julian Barbour, "The End of Time"). Und die Zeit nimmt man trotzdem sehr ernst...
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Argáiþ
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Beiträge: 12486

Beitrag(#992259) Verfasst am: 01.05.2008, 14:00    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Agnostiker hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Und wie hast Du die Wahrscheinlichkeit berechnet?
Gar nicht! Man weiss einfach zu wenig darüber, also ist der Spekulation freier Lauf gewährt!

Dann ist es aber nicht wahrscheinlich.

Agnostiker hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Wobei "der Mensch formt sich selbst" ein intuitionistischer Ausdruck ist für "der Mensch wird durch determinierte, teilweise selbstorganisierende Abläufe geformt, teilweise begleitet von einem personalen Bewußtsein".
Tönt gut! Besonders die "selbstorganisierenden Abläufe"!

Die Bezeichnung "frei" ist dann aber ziemlich irreführend. Man könnte höchstens sagen "im Moment der Handlungssteuerung relativ frei von Einflüssen außerhalb des Körpers" oder so.


das ist Quatsch. Es existiert keine historische Forderung nach einer Zwangsabsurdität des Begriffes "Freiheit".
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step
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Beiträge: 22767
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Beitrag(#992268) Verfasst am: 01.05.2008, 14:25    Titel: Antworten mit Zitat

Argaith hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
... Die Bezeichnung "frei" ist dann aber ziemlich irreführend. Man könnte höchstens sagen "im Moment der Handlungssteuerung relativ frei von Einflüssen außerhalb des Körpers" oder so.

das ist Quatsch. Es existiert keine historische Forderung nach einer Zwangsabsurdität des Begriffes "Freiheit".

das ist zusammenhangslos. Es existiert keine Behauptung einer historischen Forderung nach einer Zwangsabsurdität des Begriffes "Freiheit".
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Argáiþ
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Beitrag(#992271) Verfasst am: 01.05.2008, 14:30    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Die Bezeichnung "frei" ist dann aber ziemlich irreführend. Man könnte höchstens sagen "im Moment der Handlungssteuerung relativ frei von Einflüssen außerhalb des Körpers" oder so.


naja, das soll doch wohl universell auf Freiheitsbehauptungen eingehen oder etwa nur auf spezielle...?

"der Mensch formt sich selbst" ist ein starker Freiheitsbegriff.
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step
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Beiträge: 22767
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Beitrag(#992279) Verfasst am: 01.05.2008, 14:40    Titel: Antworten mit Zitat

Argaith hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Die Bezeichnung "frei" ist dann aber ziemlich irreführend. Man könnte höchstens sagen "im Moment der Handlungssteuerung relativ frei von Einflüssen außerhalb des Körpers" oder so.
naja, das soll doch wohl universell auf Freiheitsbehauptungen eingehen oder etwa nur auf spezielle...?

Vertehe leider nicht, was Du ausdrücken willst. Natürlich sollte man bei "frei" immer sagen wovon frei, insofern ist es hier schon eine spezielle Situation.

Argaith hat folgendes geschrieben:
"der Mensch formt sich selbst" ist ein starker Freiheitsbegriff.

Nein. Der Satz sagt nur aus, daß die effektive Funktion des Systems "Mensch" sich zeitlich verändert durch Vorgänge innerhalb des Systems. Oder so ähnlich.
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Beitrag(#992296) Verfasst am: 01.05.2008, 15:15    Titel: Antworten mit Zitat

Ok, du ordnest das anders zu als ich.

Wolltest du nicht explizieren, dass die selbstbestimmte, interessengesteurte Entwicklung einer Person fälschlich als Freiheit gesehen wird? Ich weiss es nicht, aber ich schreibe jetzt mal eine Was-Wäre-Wenn-Du-Antwort und dann kannst du dir ja überlegen, ob das deine Ansichten tangiert und in wiefern, gleichzeitig wird deutlicher was ich meine.

Du kennst ja eigentlich meine Meinung dazu, nehme ich an? Es ist mir nach wie vor unverständlich, wieso angeblich eine solche Übermacht von unphysikalischen, ja sogar semantisch unlogischen Freiheitsvorstellungen ausgehen soll. ME werden diese mit generellen religiösen Schwafelattacken verwechselt, die nichts anderes bewirken sollen, als Kritikimmunität.

Ein Begriff von Freiheit, der impliziert, man müsse zu physikalisch Unmöglichem oder zu unlogischem Handeln fähig sein, entspricht quasi der Vorstellung von einer göttlichen Allmacht. Ich finde es natürlich und wirklich auch am weitesten verbreitet (neben der judeochristlichen Sündenvorstellung, die aus noch vielen anderen Gründen absurd ist und mE ein anderes Schlachtfeld ist), dass Freiheit in der Regel so zu verstehen ist, dass man keine Not empfindet, sich aus Zwängen zu befreihen und subjektiv ungezwungen zwischen mehreren (Möglichkeiten) Zukunftssimulationen/Schätzungen zu entscheiden, also einfach gemäß dem Willen (du würdest sagen "gemäß den Präferenzen") zu handeln. Unfreiheit kann nicht sinnvoll so verstanden werden, dass sie durch physikalische Rahmenbedingungen gestellt ist. Wir sind natürlich nicht frei aus eigener Kraft zu fliegen oder unsere Körper zu verwandeln, siehe Allmachtsbegriff. Freiheit, wie Unfreiheit kann sich doch nur auf das beziehen, was auch physikalisch möglich und entscheidungstechnisch logisch ist. Wenn ich eine technische Lösung habe, die mir dazu verhilft zu fliegen, dann bin ich frei zu fliegen, vorher nicht und dann kann ich mich auch fragen, ob ich es versuchen soll zu fliegen oder nicht und wiederrum bin ich aber daraufhin natürlich nicht frei von den rahmengebenden Prämissen, die für diese Entscheidung eine Rolle spielen. Somit ist Freiheit natürlich eine Wahl zwischen begrenzt präzise abgeschätzten Konsequenzen.

Nun stellen aber viele diesen mir als naheligend und absolut vorherrschend erscheinenden Freiheitsbegriff als 'unwürdig' dar, als solcher durchzugehen, was absurd ist. Es ist unlogisch zu behaupten, eine unlogische Aussage könne ein als sinnvoll beurteilbarer Begriff für irgendwas angenommen werden. Diesen Fehler kann man niemanden unterjubeln, der ihn nicht explizit begeht, aber gerade da ist es auch zweifelhaft, ob sich sojemand semantisch konsistent um eine mit Freiheit assoziierbare Begriffschöpfung bemüht.
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step
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22767
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Beitrag(#992303) Verfasst am: 01.05.2008, 15:42    Titel: Antworten mit Zitat

Argaith hat folgendes geschrieben:
Du kennst ja eigentlich meine Meinung dazu, nehme ich an? Es ist mir nach wie vor unverständlich, wieso angeblich eine solche Übermacht von unphysikalischen, ja sogar semantisch unlogischen Freiheitsvorstellungen ausgehen soll.

Weil sie nie drüber nachdenken, sich mit Physik nicht auskennen und sich durch ihre primäre Intuition täuschen lassen. Sie verwechseln Unwissen mit Freiheitsgraden, vorgestellte Möglichkeiten mit echten Möglichkeiten, Geist mit Materie usw.

Argaith hat folgendes geschrieben:
ME werden diese mit generellen religiösen Schwafelattacken verwechselt, die nichts anderes bewirken sollen, als Kritikimmunität.

Ich bemühe mich, FW-Kritik nicht mit Glaubenskritik zu vermischen.

Argaith hat folgendes geschrieben:
Ich finde es natürlich und wirklich auch am weitesten verbreitet, ... dass Freiheit in der Regel so zu verstehen ist, dass man keine Not empfindet, sich aus Zwängen zu befreihen und subjektiv ungezwungen zwischen mehreren (Möglichkeiten) Zukunftssimulationen/Schätzungen zu entscheiden, also einfach gemäß dem Willen (du würdest sagen "gemäß den Präferenzen") zu handeln.

Das ist aber ganau, was ich sage: Man ist eben nur subjektiv frei. Objektiv ist man determininiert. Deswegen sprechen manche von einer "Illusion", weil man das oft tut, wenn subjektive und objektive Einschätzung nicht übereinstimmen.

Argaith hat folgendes geschrieben:
Unfreiheit kann nicht sinnvoll so verstanden werden, dass sie durch physikalische Rahmenbedingungen gestellt ist.

Doch: Wenn die physikalischen Rahmenbedingeungen den Verlauf nicht nur eingrenzen, sondern komplett bestimmen, ist der Ausdruck "Unfreiheit" zumindest objektiv angebracht.

Argaith hat folgendes geschrieben:
... Somit ist Freiheit natürlich eine Wahl zwischen begrenzt präzise abgeschätzten Konsequenzen.

Und handelt es sich jetzt dE nur um die Wahl zwischen Abschätzungen oder existieren wirklich Freiheitsgrade?

Argaith hat folgendes geschrieben:
Nun stellen aber viele diesen mir als naheligend und absolut vorherrschend erscheinenden Freiheitsbegriff als 'unwürdig' dar, als solcher durchzugehen, was absurd ist.

Ja, weil sie eben nur subjektiv als solche empfunden wird. Wie auch bestimmte Vorstellungen von der Identität und Kontinuität der Person.
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Anmeldungsdatum: 27.01.2007
Beiträge: 12486

Beitrag(#992311) Verfasst am: 01.05.2008, 16:24    Titel: Antworten mit Zitat

@step,

Zitat:
Weil sie nie drüber nachdenken, sich mit Physik nicht auskennen und sich durch ihre primäre Intuition täuschen lassen. Sie verwechseln Unwissen mit Freiheitsgraden, vorgestellte Möglichkeiten mit echten Möglichkeiten, Geist mit Materie usw.



Zitat:
Und handelt es sich jetzt dE nur um die Wahl zwischen Abschätzungen oder existieren wirklich Freiheitsgrade?


Eine Vermutung, das ich das als echte Freiheitsgrade, d.h. sicher mögliche Realitäten, ansehen könnte, würde doch eigentlich schon meine Verwendung von "...begrenzt präzise..." verbieten.

In der Einsicht darum, dass es sich um eine Zukunftssimulation handelt, an der man sich in seinem Handeln orientiert, liegt die Objektivität, die du meinst und im Unwissen über das letztendliche Resultat des Handels und in der Notwendigkeit trotzdem entscheiden zu müssen, liegt die Subjektivität (Zumindest aber in sofern, dass absolute Erkenntnis unmöglich ist, ist die Einsicht besagter Objektivität ebenfalls 'nur' ein Mittel der Zukunftsabschätzung aber das sage ich nur der Vollständigkeit halber).

Ein Freiheitsbegriff kann sich aber gar nicht auf den übergeordnet-objektiven Bezugsrahmen beziehen (klingt wie eine notorische Wiederholung, sorry): In der Physik ist doch überhaupt kein Platz für die Anwendung eines Begriffes wie Freiheit oder Unfreiheit (ich meine nicht im Sinne von Freiheitsgraden, die eben keinen ethisch relevanten Freiheitsbegriff schneiden). Insbesondere hat die oben genannte Objektivität nur dann einen Einfluss auf ethische Fragen, wenn sie es ermöglicht, eine klar abweichende Konsequenz gegenüber der subjektiven Möglichkeitssimulation darzulegen. Alltagbezogen übersetzen wir das mit "Vernunft", wir handeln vernünftig, wenn wir weit vorausblickend handeln und unvernünftig wenn wir kurzsichtig handeln. Das Wissen um die Determiniertheit von Handlungen wird es aber niemals ermöglichen die Zukunft wirklich vorherzusehen. In soweit dies bereits angenähert wird, wird es doch als Beitrag zur Vernunft in die Welt des subjektiven Ichs hinzuaddiert. Die Implikation vernünftigen und unvernünftigen Handels deckt doch bereits die ethische Relevanz der Determiniertheit so weit wie es geht ab.


step hat folgendes geschrieben:
Argaith hat folgendes geschrieben:

Unfreiheit kann nicht sinnvoll so verstanden werden, dass sie durch physikalische Rahmenbedingungen gestellt ist.


Doch: Wenn die physikalischen Rahmenbedingeungen den Verlauf nicht nur eingrenzen, sondern komplett bestimmen, ist der Ausdruck "Unfreiheit" zumindest objektiv angebracht.


Ich muss erneut widersprechen: Sobald Unfreiheit so verstanden wird, kann es überhaupt keine gleichgestellte Bedeutung von Freiheit geben. Unfreiheit als Abwesenheit einer Freiheit aufzufassen, die es per Definition nicht geben kann, ist nicht sinnvoll. Es besteht hier keinerlei Dualismus oder Negationsmöglichkeit.

Argaith hat folgendes geschrieben:
Nun stellen aber viele diesen mir als naheligend und absolut vorherrschend erscheinenden Freiheitsbegriff als 'unwürdig' dar, als solcher durchzugehen, was absurd ist.


step hat folgendes geschrieben:
Ja, weil sie eben nur subjektiv als solche empfunden wird. Wie auch bestimmte Vorstellungen von der Identität und Kontinuität der Person.


Der Bezugsrahmen, den du für den Freiheitsbegriff setzt und als objektiv ansiehst (was er auch ist, unabhängig davon, ob er als Bezugsrahmen für Freiheit gültig ist), ist hier aber unbrauchbar. Du sagst eigentlich nur, dass Freiheit früher unphysikalisch als eine Art Wunder verstanden wurde und diese Zeiten nun vorbei seien. Das setzt aber voraus, dass das Freiheitsverständnis, dass du wiederlegen willst, hinreichend weit verbreitet ist. Ich meine, dass es zumindest nicht so weit verbreitet ist, dass man es irgendwo im Rahmen objektiver ethischer Diskussionen ausmachen könnte. Das es heute immer noch Ansätze eines Gewohnheitsrechts gibt, ist eine andere Sache. Eine Einschränkung der ethisch aus Freiheit folgenden Verantwortung ist wie gesagt durch die Anerkennung vorhersagefähiger Modelle vielfältiger Art schon gesichert: Wir nennen es "vernünftig" , u.a. möglichst viele Faktoren bei einem Urteil zu berücksichtigen.
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Skeptiker
"I can't breathe!"



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Wohnort: 129 Goosebumpsville

Beitrag(#992317) Verfasst am: 01.05.2008, 16:35    Titel: Besserungs- und Zuchtanstalten Antworten mit Zitat

Heiner hat folgendes geschrieben:
Skeptiker hat folgendes geschrieben:

Du solltest Dich vielleicht besser mal mit diesem Text auseinander setzen. Ich wollte damit zeigen, wohin es führt, wenn der Staat sich den mathematisch-physikalischen oder auch biologistischen Unsinn zu eigen macht und danach seine Justiz ausrichtet. Da kommt es halt mal eben zur Vernichtung "ewig Unverbesserlicher" oder so. Oder man erstellt auf der Basis des physikalischen Determinismus Gutachten und Prognosen für "Schwerzerziehbare" oder möglicher Terroristen. Weisst schon, Guantanamo ist erst ein Anfang. Und zurück in die Geschichte geht's immer leichter als nach vorne.


Wissenschaftlicher Determinismus ...


Du meinst pseudowissenschaftlichen Reduktionismus.

Heiner hat folgendes geschrieben:
... geht nicht von der Annahme "ewig Unverbesserlicher" aus.


Es ist aber interessant, wie euereiner schon bald zum Thema "Strafrecht" und "Prävention" übergeht. Das gibt zu denken.

Ich frage mich, wieso von euereiner nicht gewisse Kriminelle in den Konzern- und Staatsetagen thematisiert werden.

Heiner hat folgendes geschrieben:
Deine hysterische Furcht davor, die wissenschaftliche Fundierung des Strafrechts könne zur "Ausrottung Unverbesserlicher" führen, ist unbegründet.


Also, wenn ich schon lese, dass Leute "umdeteminiert" werden sollen, dann frage ich mich schon von wem und zu wessen Zweck. Computer programmiert man um. Menschen ticken anders. Es sind lebende, entscheidungsfähige und erkentnnisfähige Systeme.

Heiner hat folgendes geschrieben:
Übrigens witzig, dass du gerade Guantanamo nennst: Bush ist überzeugter Christ und glaubt als solcher an den freien Willen. Wenn ich deiner Argumentationslinie praktizierte, würde ich sage: Siehst du, dahin führt die Annahme eines freien Willens, man endet schließlich auf Guantanamo.


Bush glaubt als Christ an einen freien Willen? Weil er "das Böse" ausrotten will? Ja, ist denn Guantanamo eine Therapiestation? Wusste ich jetzt gar nicht.

Heiner hat folgendes geschrieben:
Skeptiker hat folgendes geschrieben:
Nicolai tut das, was in seiner Zeit gerade angesagt war als Begründung für den deterministisch handelnden Staats- und "Volk"feind. Er nahm die Biologie. Im Mittelalter nahm man Geister und Dämonen und sprach von "Besessenheit" statt "Determinismus". Von der Struktur her ist das identisch. Und da hilft es auch nichts, dass man heute die Physik nimmt. Unwissenschaftlich und reaktionär ist all dies in jedem dieser Fälle.


Im Mittelalter glaubte man an den freien Willen und brachte Straftäter aufs Schafott.


Wer wurde denn im Mittelalter und im Faschismus als "Straftäter" angesehen? Das waren doch Leute, die sich gegen "Gott", König und Führer und die ganze "heilige" Ordnung aufgelehnt haben.

Und sie wurden als unheilbar böse betrachtet und als solche ausgemerzt.

Du musst verstehen: Das Prinzip des Besessenseins vom Bösen bedeutet implizit die Annahme einer inneren Determiniertheit.

Heiner hat folgendes geschrieben:
Die pseudowissenschaftliche Position Nicolais stimmt in keiner Weise mit dem wissenschaftlichen Determinismus überein. "Von der Struktur" ist da gar nix identisch. Bitte setze dich erst einmal mit der Position deines "Gegners" gründlich auseinander, bevor du diffamierst.


Die Faschisten setzen eine bestimmte christlich-philosophische Tradition des Abendlandes fort. Das zeigt sich z.B. bei Nicolai.

Es zeigt sich aber auch bei anderen abendländischen determninistischen Denktraditionen, wenn auch etwas verdünnter. Der physikalische Determinismus ist eine reine Philosophie, keine Wissenschaft. Und diese Philosophie hat eben jene gezeigte Tradition seit Augustinus.

Heiner hat folgendes geschrieben:
Skeptiker hat folgendes geschrieben:
Nazi Nicolai spricht auch von "Abschreckung". Und rate mal, was das ist.


Abschreckung macht nicht den Kern des Präventionsgedankens aus. Nicolai möchte nicht Straftaten vorbeugen, sondern Straftäter ausrotten, weil er halt ein dummer Nazi ist (aber mit Sicherheit kein wissenschaftlicher Determinist).


Abschreckung ist sehr wohl Prävention. Zwar nicht die einzig mögliche, aber Prävention. Was denn sonst?

Heiner hat folgendes geschrieben:
Skeptiker hat folgendes geschrieben:
Wie gesagt, er spricht von Abschreckung und dem "Schutz der "Volkes". Auch hier im Forum las ich davon, dass nicht Strafe, sondern dieser "Schutz" von wasauchimmer im Vordergrund stehen sollte.


Hier haben User Schutzhaft gefordert?


Ich meine schon.

Heiner hat folgendes geschrieben:
Der Kern des Präventionsgedankens ist für mich, solche sozialen Umstände zu schaffen, dass kriminelles Verhalten erst gar nicht entsteht. Ich bin, gut deterministisch, der Meinung, dass man bei entsprechenden sozialen Bemühungen Kriminalität auf nahezu Null "herunterfahren" könnte (ist aber politisch nicht gewollt).


Du meinst Verhältnisprävention durch eine soziale Politik? Da bin ich einverstanden.

Aber was ist der Überfall einer Bank gegen die Gründung einer Bank?

Wer geht gegen die Kriminellen an den Schalthebeln der Macht vor? Die sind irgendwie falsch determiniert, um mal mit Deinen Begriffen zu sprechen. zwinkern

Skeptiker
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Agnost
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Beitrag(#992335) Verfasst am: 01.05.2008, 17:38    Titel: Re: Besserungs- und Zuchtanstalten Antworten mit Zitat

Skeptiker hat folgendes geschrieben:



Heiner hat folgendes geschrieben:
Übrigens witzig, dass du gerade Guantanamo nennst: Bush ist überzeugter Christ und glaubt als solcher an den freien Willen. Wenn ich deiner Argumentationslinie praktizierte, würde ich sage: Siehst du, dahin führt die Annahme eines freien Willens, man endet schließlich auf Guantanamo.


Bush glaubt als Christ an einen freien Willen? Weil er "das Böse" ausrotten will? Ja, ist denn Guantanamo eine Therapiestation? Wusste ich jetzt gar nicht.



Skeptiker


Heiner, ist Bush Katholik?

Das man als Christ nicht an den freien Willen glauben muss, habe ich dir anhand der Calvinisten wohl bestens nachgewiesen.

Der einzige Grund, warum du so fest an deinem Glauben festhängst, ist die Ablehnung eines anderen Glauben, das katholische Christentum.

Welche determinierende Wellenfunktion auf welche
Weise eine andere Wellenfuktion so harmonisierend "zureiten" kann, dass diese Determination, die ja eine strenge ist, einbricht, das musst du mir erklären.

Wie wird die alte Determination überschrieben?


Wie macht das der Determinator der Jetztzeit?

Ist das eine Art von Intelligent Design im hier und heute?

Agnost
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Heiner
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Beitrag(#992341) Verfasst am: 01.05.2008, 17:52    Titel: Re: gegen die feindliche Übernahme durch das mechanistische Weltbild Antworten mit Zitat

Skeptiker hat folgendes geschrieben:


Ein Blinder sieht nicht den Weg, der neu angelegt wurde.

Trotzdem gibt es eine zusätzliche objektive Wahlmöglichkeit.


Für den Blinden besteht diese Wahlmöglichkeit aber "objektiv" nicht.

Zitat:
Erkennen und Wollen sind zweierlei. Da sind wir uns einig.

Das Erkennen kann aber das Wollen beeinflussen (und umgekehrt).


Es ist ja vielleicht ein Fortschritt, wenn wir die Unterscheidung zwischen Erkennen und Wollen als Konsens festhalten können.

Erkennen und Wollen auseinanderzuhalten ist gleichbedeutend damit, zwischen bloß simulierten Wahlmöglichkeiten und der in einer konkreten Situation tatsächlich realisierbaren Handlungsmöglichkeit zu unterscheiden.

Zitat:
Es ist aber ein Unsinn diese Zusammenhänge, Wechselbeziehungen und subjektiven Bestrebungen physikalisch beschreiben zu wollen. Wer das versucht, ist unredlich.

Skeptiker


Wie soll ich diese Zusammenhänge "redlicherweise" sonst beschreiben? Supernaturalistisch?
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step
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Beitrag(#992355) Verfasst am: 01.05.2008, 18:40    Titel: Antworten mit Zitat

@Argaith:

Dann sind wir uns also immerhin inzwischen einig in bezug auf den folgenden Punkt:

- es existieren bei einer normalen Entscheidung keine objektiven Möglichkeiten / wirklichen Freiheitsgrade

Argaith hat folgendes geschrieben:
Insbesondere hat die oben genannte Objektivität nur dann einen Einfluss auf ethische Fragen, wenn sie es ermöglicht, eine klar abweichende Konsequenz gegenüber der subjektiven Möglichkeitssimulation darzulegen.

Generell hat kein modellierender Ansatz, auch nicht der von Dir und anderen propagierte subjektivistische, intuitive Ansatz, Einfluß auf ethische Fragen.

Dennoch sind die sich aus den Ansätzen ergebenden Unterschiede interessant. Einige wurden hier ja schon thematisiert. Sie eignen sich selbstverständlich nicht, ein Ethik abzuleiten, denn dazu muß man Ziele benennen (mit oder ohne FW). Sie eignen sich aber immerhin, um bestimmte zuvor gültige Folgerungen und Denkmodelle zu widerlegen.

Argaith hat folgendes geschrieben:
Das Wissen um die Determiniertheit von Handlungen wird es aber niemals ermöglichen die Zukunft wirklich vorherzusehen.

Es trägt ein Stück bei zu einer besseren Theorie über die Funktionsweise von Menschen.

Argaith hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Argaith hat folgendes geschrieben:
Unfreiheit kann nicht sinnvoll so verstanden werden, dass sie durch physikalische Rahmenbedingungen gestellt ist.
Doch: Wenn die physikalischen Rahmenbedingeungen den Verlauf nicht nur eingrenzen, sondern komplett bestimmen, ist der Ausdruck "Unfreiheit" zumindest objektiv angebracht.
Ich muss erneut widersprechen: Sobald Unfreiheit so verstanden wird, kann es überhaupt keine gleichgestellte Bedeutung von Freiheit geben. Unfreiheit als Abwesenheit einer Freiheit aufzufassen, die es per Definition nicht geben kann, ist nicht sinnvoll.

Das ist falsch, da es diese Freiheit nicht etwa p.d. nicht geben kann. Es könnte sie geben, aber "unsere" Physik erlaubt es nicht.
Du versuchst hier übrigens sozusagen mein eigenes physikalisches Argument gegen mich zu verwenden, nach dem Motto: "Da Freiheit physikalisch unmöglich ist, muß etwas anderes als Freiheit bezeichnet werden, sonst wäre es unfair, da es ja sonst überhaupt keine Freiheit gäbe."

Du kannst diesen Fehler vielleicht eher bemerken, indem Du statt "Freiheit" irgendetwas anderes einsetzt, über desssen Existenz und Definition gestritten wird, z.B. "Übernatürliches" oder "Jenseitigkeit". Deine Aussage würde dann z.B. so lauten:

"Sobald Natürlichkeit so verstanden wird, kann es überhaupt keine gleichgestellte Bedeutung von Übernatürlichkeit geben. Natürlichkeit als Abwesenheit einer Übernatürlichkeit aufzufassen, die es per Definition nicht geben kann, ist nicht sinnvoll."

Argaith hat folgendes geschrieben:
Du sagst eigentlich nur, dass Freiheit früher unphysikalisch als eine Art Wunder verstanden wurde und diese Zeiten nun vorbei seien. Das setzt aber voraus, dass das Freiheitsverständnis, dass du wiederlegen willst, hinreichend weit verbreitet ist. Ich meine, dass es zumindest nicht so weit verbreitet ist, dass man es irgendwo im Rahmen objektiver ethischer Diskussionen ausmachen könnte.

Dann frag doch mal ein paar x-beliebige Normalos in Deiner Umgebung, ob sie den FW so verstehen, daß man echte Möglichkeiten habe, oder daß der Ablauf (inkl. Entscheidung) determiniert ist. Oder frag, ob der Täter hätte anders handeln können.
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Beitrag(#992357) Verfasst am: 01.05.2008, 18:47    Titel: Re: Besserungs- und Zuchtanstalten Antworten mit Zitat

Agnost hat folgendes geschrieben:
Welche determinierende Wellenfunktion auf welche Weise eine andere Wellenfuktion so harmonisierend "zureiten" kann, dass diese Determination, die ja eine strenge ist, einbricht, das musst du mir erklären. Wie wird die alte Determination überschrieben

Nix wird überschrieben. Du hast keine Ahnung, was eine Wellenfunktion ist, oder? Am besten wäre, Du würdest mal ein paar Jahre Physik lernen, wenn Du bei sowas mitreden willst.

Aber ich gebe mir noch mal Mühe und erkläre es Dir anhand einer Analogie. Aber komm mir nicht nachher und erzähl mir, die Analogie sei nicht komplex genug. Sie ist nämlich nur deshalb so einfach, weil Du sie sonst nicht kapierst.

Stell Dir ein Pendel vor, das gerade nach links ausschlägt. Böses Pendel! Es wird aber durch die Schwerkraft zugeritten und tatsächlich - jetzt schlägt es nach rechts aus! Preisfrage: Wie zum Teufel ist nur die alte Determination überschrieben worden?
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Beitrag(#992375) Verfasst am: 01.05.2008, 19:29    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:


Dann sind wir uns also immerhin inzwischen einig in bezug auf den folgenden Punkt:

- es existieren bei einer normalen Entscheidung keine objektiven Möglichkeiten / wirklichen Freiheitsgrade



Darüber sind wir uns nicht erst seit heute einig, ich habe das niemals anders gesehen. Wenn du anderes behauptest, dann belege es.

Zitat:

Generell hat kein modellierender Ansatz, auch nicht der von Dir und anderen propagierte subjektivistische, intuitive Ansatz, Einfluß auf ethische Fragen.


Na immerhin ein Anfang. Dann sind wir uns darüber also inzwischen einig.

Zitat:
Dennoch sind die sich aus den Ansätzen ergebenden Unterschiede interessant. Einige wurden hier ja schon thematisiert. Sie eignen sich selbstverständlich nicht, ein Ethik abzuleiten, denn dazu muß man Ziele benennen (mit oder ohne FW). Sie eignen sich aber immerhin, um bestimmte zuvor gültige Folgerungen und Denkmodelle zu widerlegen.


Das ist, was mich betrifft, eigentlich schon lange ad acta gelegt worden. Daraus gibt es nichts mehr herauszuholen.

Zitat:
Es trägt ein Stück bei zu einer besseren Theorie über die Funktionsweise von Menschen.


Ein kleines, ja.

Zitat:
Ich muss erneut widersprechen: Sobald Unfreiheit so verstanden wird, kann es überhaupt keine gleichgestellte Bedeutung von Freiheit geben. Unfreiheit als Abwesenheit einer Freiheit aufzufassen, die es per Definition nicht geben kann, ist nicht sinnvoll
step hat folgendes geschrieben:

Das ist falsch, da es diese Freiheit nicht etwa p.d. nicht geben kann. Es könnte sie geben, aber "unsere" Physik erlaubt es nicht.


Ich denke, dass du dich langsam der Klärung deines Denkfehlers näherst: Es ist völlig sinnlos zB beim Verlauf einer Bahnkurve von Freiheit oder Unfreiheit zu sprechen. Eine objektive Freiheit für eine Probemasse einem anderen Weg, als dem physikalisch möglichen zu folgen, besteht natürlich nicht. Freiheit kann nur und ausschließlich in expliziter Bezugnahme auf die Subjektivität als sinnvoller Begriff verwendet werden. Dies charakterisiert meine Denke auch nicht als subjektivistisch oder intuitiv, sie ist strikt logisch. Es steckt keinerlei subjektiver Eindruck oder Intuition dahinter, wenn ich sage, dass Freiheit grundsätzlich auf die Eigenwahrnehmung eines Subjekts und dessen begrenzte Fähigkeit zu beziehen ist, die Zukunft vorauszuberechnen. Genau wie du will ich daraus auch keine Ethik ableiten, es geht mir lediglich um eine meiner Meinung nach wichtige Begriffsklärung. Das du das für dich als Schlagwort wirkende Wort "subjektiv" intuitiv auf seinen Anwender beziehst, sobald dieses auftaucht, bekräftigt mich in meiner Annahme, dass du hier noch Schwächen hast und also ein Erklärungsbedarf besteht.

Zitat:
Du versuchst hier übrigens sozusagen mein eigenes physikalisches Argument gegen mich zu verwenden, nach dem Motto: "Da Freiheit physikalisch unmöglich ist, muß etwas anderes als Freiheit bezeichnet werden, sonst wäre es unfair, da es ja sonst überhaupt keine Freiheit gäbe."

Du kannst diesen Fehler vielleicht eher bemerken, indem Du statt "Freiheit" irgendetwas anderes einsetzt, über desssen Existenz und Definition gestritten wird, z.B. "Übernatürliches" oder "Jenseitigkeit". Deine Aussage würde dann z.B. so lauten:

"Sobald Natürlichkeit so verstanden wird, kann es überhaupt keine gleichgestellte Bedeutung von Übernatürlichkeit geben. Natürlichkeit als Abwesenheit einer Übernatürlichkeit aufzufassen, die es per Definition nicht geben kann, ist nicht sinnvoll."


Hier wird nochmal deutlich, dass das Wort "subjektiv" für dich eine Art Platzhalter für eine Kategorie von Ettiketten des Anweders steht.

Eine Austauschbarkeit mit "Übernatürlich" besteht hier freilich nicht, da es dazu keinen relevanten Begriffskontext ausserhalb der Physik gibt. Du kannst nachvollziehen was ich meine, wenn du dich auf deine üblichen Termini besinnst und "subjektiv" einfach durch "auf die personale Illusion bezogen" ersetzt. Das sich dadurch keine direkten ethischen Implikationen ergeben, haben wir ja schon oben geklärt.


Zitat:
Dann frag doch mal ein paar x-beliebige Normalos in Deiner Umgebung, ob sie den FW so verstehen, daß man echte Möglichkeiten habe, oder daß der Ablauf (inkl. Entscheidung) determiniert ist. Oder frag, ob der Täter hätte anders handeln können.


Wenn ich sie so frage, würden viele sicher stutzig werden und achselzuckend "ja, sicher" antworten, selbst wenn es sich um erklärte Atheisten handelte.
Wenn ich die Frage aber so formuliere, dass deutlich wird, dass ich mich nicht auf subjektive Wahlmöglichkeiten beziehe (was du hier in dem Adjektiv "echte (Wahlmöglichkeiten)" cachierst), sondern auf das Kausalitätsprinzip, dann sicherlich nicht. Vermutlich beruhte da deine bisherige Suche nach Unsinnigkeiten auf mangelhaft formulierten Fragen.
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step
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Beitrag(#992407) Verfasst am: 01.05.2008, 20:35    Titel: Antworten mit Zitat

Argaith hat folgendes geschrieben:
Argaith hat folgendes geschrieben:
Sobald Unfreiheit so verstanden wird, kann es überhaupt keine gleichgestellte Bedeutung von Freiheit geben. Unfreiheit als Abwesenheit einer Freiheit aufzufassen, die es per Definition nicht geben kann, ist nicht sinnvoll
step hat folgendes geschrieben:

Das ist falsch, da es diese Freiheit nicht etwa p.d. nicht geben kann. Es könnte sie geben, aber "unsere" Physik erlaubt es nicht.

Ich denke, dass du dich langsam der Klärung deines Denkfehlers näherst: Es ist völlig sinnlos zB beim Verlauf einer Bahnkurve von Freiheit oder Unfreiheit zu sprechen. Eine objektive Freiheit für eine Probemasse einem anderen Weg, als dem physikalisch möglichen zu folgen, besteht natürlich nicht.

Ganz schön frech. Deine Behauptung war nicht, daß es keinen Sinn mache, weil es physikalisch nicht gegeben sei (worüber man diskutieren könnte), sondern weil es sie "per Definition" nicht geben könne. Und das war nun mal falsch.

Argaith hat folgendes geschrieben:
Freiheit kann nur und ausschließlich in expliziter Bezugnahme auf die Subjektivität als sinnvoller Begriff verwendet werden. Dies charakterisiert meine Denke auch nicht als subjektivistisch oder intuitiv, sie ist strikt logisch. Es steckt keinerlei subjektiver Eindruck oder Intuition dahinter, wenn ich sage, dass Freiheit grundsätzlich auf die Eigenwahrnehmung eines Subjekts und dessen begrenzte Fähigkeit zu beziehen ist, die Zukunft vorauszuberechnen.

Mit der "strikten Logik" ist es wohl nicht weit her: Nicht Deine (korrekte) Zustimmung, daß Freiheit nur subjektiv empfunden wird, ist subjektivistisch, sondern Deine Haltung, einen solchen Freiheitsbegiff gegen die Tatsache der objektiven Unfreiheit für einen Beleg von "Willensfreiheit" zu gebrauchen.

Argaith hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Du versuchst hier übrigens sozusagen mein eigenes physikalisches Argument gegen mich zu verwenden, nach dem Motto: "Da Freiheit physikalisch unmöglich ist, muß etwas anderes als Freiheit bezeichnet werden, sonst wäre es unfair, da es ja sonst überhaupt keine Freiheit gäbe."

Du kannst diesen Fehler vielleicht eher bemerken, indem Du statt "Freiheit" irgendetwas anderes einsetzt, über desssen Existenz und Definition gestritten wird, z.B. "Übernatürliches" oder "Jenseitigkeit". Deine Aussage würde dann z.B. so lauten:

"Sobald Natürlichkeit so verstanden wird, kann es überhaupt keine gleichgestellte Bedeutung von Übernatürlichkeit geben. Natürlichkeit als Abwesenheit einer Übernatürlichkeit aufzufassen, die es per Definition nicht geben kann, ist nicht sinnvoll."

Eine Austauschbarkeit mit "Übernatürlich" besteht hier freilich nicht, da es dazu keinen relevanten Begriffskontext ausserhalb der Physik gibt.

Wie bitte? Aber sicher gibt es den! Die ganze Theologie und Esoterik hat dazu einen Riesen-Begriffskontext außerhalb der Physik aufgebaut. Und der ist aus ihrer Sicht ebenso relevant wie die Freiheit des Willens für deren Verfechter.

Argaith hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Dann frag doch mal ein paar x-beliebige Normalos in Deiner Umgebung, ob sie den FW so verstehen, daß man echte Möglichkeiten habe, oder daß der Ablauf (inkl. Entscheidung) determiniert ist. Oder frag, ob der Täter hätte anders handeln können.

Wenn ich sie so frage, würden viele sicher stutzig werden und achselzuckend "ja, sicher" antworten, selbst wenn es sich um erklärte Atheisten handelte.

Eben.

Argaith hat folgendes geschrieben:
Wenn ich die Frage aber so formuliere, dass deutlich wird, dass ich mich nicht auf subjektive Wahlmöglichkeiten beziehe (was du hier in dem Adjektiv "echte (Wahlmöglichkeiten)" cachierst), ...

Häh? Gerade Du beziehst Dich doch auf nur subjektive Wahlmöglichkeiten. Und mit den "echten" meine ich natürlich die (nicht vorhandenen) objektiven.
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Beiträge: 12486

Beitrag(#992432) Verfasst am: 01.05.2008, 21:20    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Ganz schön frech.


Du meinst, wenn ich deine arroganten Anspielungen mit äußerster Zurückhaltung beantworte, dann ist das 'frech'? Was bin ich, ein zwölfjähriger Schuljunge? Bin ich persönlich geworden oder du? Lass das bitte, ich sag's noch im Guten.

Zitat:
Deine Behauptung war nicht, daß es keinen Sinn mache, weil es physikalisch nicht gegeben sei (worüber man diskutieren könnte), sondern weil es sie "per Definition" nicht geben könne. Und das war nun mal falsch.


Nein, das habe ich nicht behauptet. Ich sagte, dass du den Begriff Freiheit so nicht verwenden kannst. Deine Außschließung der Existenz einer epiphänomenalen Freiheit durch 'physikalische' Argumente ist nur dann gültig, wenn sie per Definition erfolgt. Wenn diese Freiheit möglich wäre, wäre die Naturgesetzlichkeit durchbrochen. Du folgerst aber deine Ausschließung lediglich aus der Konsistenz der Physik.

Zitat:
Mit der "strikten Logik" ist es wohl nicht weit her:


Das ist zwar eine Unverschämtheit, aber eine determinierte.

Zitat:
Nicht Deine (korrekte) Zustimmung, daß Freiheit nur subjektiv empfunden wird, ist subjektivistisch, sondern Deine Haltung, einen solchen Freiheitsbegiff gegen die Tatsache der objektiven Unfreiheit für einen Beleg von "Willensfreiheit" zu gebrauchen.


Nein. Zum Einen versuche ich das überhaupt nicht zu belegen (wo sollte ich das getan haben und weshalb sollte ich dann immerzu bekräftigen, dass ich eine der Logik wiedersprechende Freiheitsvorstellung natürlich für falsch halte? Das ist Unsinn, du scheinst dich einfach nicht konzentriert zu haben), zum Anderen geht es mir nicht um irgend eine Gegendarstellung, sondern nur darum, dass du den Begriff "Unfreiheit" falsch verwendest! Der Begriff ergibt vor diesem Kontext keinen Sinn! Damit soll gesagt sein, dass deine ganzen Bemühungen, darauf etwas aufzubauen für die Katz' sind und wo ist da für dich das Problem, wenn du ohnehin keine Möglichkeit zu sehen scheinst, Konsequenzen für die Ethik daraus zu ziehen? Wenn du über die Unsinnigkeit von Traditionalismus und Gewohnheitsrecht schreiben willst, wieso hältst du dich dann mit diesem Firlefanz auf?

Zitat:
Wie bitte? Aber sicher gibt es den! Die ganze Theologie und Esoterik hat dazu einen Riesen-Begriffskontext außerhalb der Physik aufgebaut. Und der ist aus ihrer Sicht ebenso relevant wie die Freiheit des Willens für deren Verfechter.


Dem stimme ich zu, ich dachte aber, es sei klar, dass ich diesen Aufbau für keinen
Zitat:
relevanten
halte. Dann sage ich das jetzt halt nochmal ausdrücklich: Die vernünftigen (Ockham) Argumente dazu rühren aus der Physik her und laufen ausschließlich auf eine Widerlegung jeglicher Übernatürlichkeiten hinaus. Jetzt wirst du sicher wieder so tun, als habe ich das gerade eben erst von dir gelernt. Wenn es dir so viel bedeutet, im Glauben zu sein, mich zu erziehen, dann viel Spass damit. Ich muss dich aber davor warnen, dass ich da in Zukunft mit weiteren "Frechheiten" daherkommen werde Mit den Augen rollen

Zitat:
Häh? Gerade Du beziehst Dich doch auf nur subjektive Wahlmöglichkeiten. Und mit den "echten" meine ich natürlich die (nicht vorhandenen) objektiven


Und nochmal: Ich stelle subjektive Wahlmöglichkeiten NICHT als Gegenposition zum FW-Ausschluss durch die Physik dar, sondern stelle sie als den EINZIGEN Kontext dar, in dem SINNVOLL von Freiheit gesprochen werden kann. Wenn man die Frage so formuliert, dass keinerlei Zweifel über die Bedeutung von FW besteht und diese Besagt, dass der FW für die physikalische Echtheit unterschiedlicher Wahlmöglichkeiten steht, dann würde kaum jemand den ich kenne behaupten, er/sie habe einen FW in diesem Sinne. Ich auch nicht.

Vielleicht erinnerst du dich an zahlreiche jüngere (zwar eher unauffällige) Streitereien darüber zwischen mir und Er_Win. Woher nimmst du dir das Recht nun zu behaupten, mein Versuch der Begriffsklärung lasse auf metaphysisches Geschwurbel pro physikalischem FW schließen?
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kolja
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Beitrag(#992440) Verfasst am: 01.05.2008, 21:30    Titel: Antworten mit Zitat

Argaith hat folgendes geschrieben:
Wenn man die Frage so formuliert, dass keinerlei Zweifel über die Bedeutung von FW besteht und diese Besagt, dass der FW für die physikalische Echtheit unterschiedlicher Wahlmöglichkeiten steht, dann würde kaum jemand den ich kenne behaupten, er/sie habe einen FW in diesem Sinne.

Äh ... liest Du eigentlich diesen Thread hier?
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step
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Beitrag(#992455) Verfasst am: 01.05.2008, 21:49    Titel: Antworten mit Zitat

Argaith hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Wie bitte? Aber sicher gibt es den! Die ganze Theologie und Esoterik hat dazu einen Riesen-Begriffskontext außerhalb der Physik aufgebaut. Und der ist aus ihrer Sicht ebenso relevant wie die Freiheit des Willens für deren Verfechter.
Dem stimme ich zu, ich dachte aber, es sei klar, dass ich diesen Aufbau für keinen
Zitat:
relevanten
halte.

Ja und? Die Gläubigen halten diesen Kontext aber keineswegs für irrelevant, im Gegenteil.

Argaith hat folgendes geschrieben:
Wenn man die Frage so formuliert, dass ... der FW für die physikalische Echtheit unterschiedlicher Wahlmöglichkeiten steht, dann würde kaum jemand den ich kenne behaupten, er/sie habe einen FW in diesem Sinne.

Die meisten hier sind aber der Meinung, daß die Mehrheit es doch behaupten würde.
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Beitrag(#992655) Verfasst am: 02.05.2008, 09:11    Titel: Antworten mit Zitat

ja und die meisten sind auch total überrascht, das elektrotechnische Meßverfahren schneller ansprechen, als die biochemischen neuronalen Verknüpfungen - die es uns "merken lassen".

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Beiträge: 25405

Beitrag(#992670) Verfasst am: 02.05.2008, 09:26    Titel: Antworten mit Zitat

Ich wundere mich über die diskursive Blindheit, die im Verantwortungsprinzip einzig noch die Legitimierung von Strafe erkennen kann. Aber nicht den Mechanismus, der Bestrafung seinerseits unter einen Legitimationsdruck stellt - in unserem Rechtswesen darf prinzipiell niemand ohne ein ordentliches und nachvollziehbares Verfahren abgeurteilt werden. Nicht nur Invididuen, sondern beispielsweise auch juristische Instanzen verantworten also ihre Entscheidungen.
Dieser nüchternen Einschätzung, nach der das Verantwortungsprinzip zunächst mal einfach einen Gegenentwurf zur Willkür darstellt, welcher bestimmten diskursiven -letztlich also aufklärerischen- Regeln unterworfen ist, und einen unglaublichen zivilisatorischen Fortschritt gegenüber einem simplen Reiz-Reaktions-Schema darstellt, mag wohl leider niemand folgen.
Das Festhalten an diesem Verantwortungungs + Legitimations-Prinzip halte ich unter der Voraussetzung, daß wir einen Konsens darin haben, nachdem wir Willkür (gleichgültig ob technokratisch, machtbasiert oder sonstwie) ablehnen, für unverzichtbar.

Daher nochmal meine Fragestellung im Sinne praktischer Ethik (auch wenn sie bereits apodiktisch abgelehnt wurde): Wie sähe denn eigentlich eine brauchbare Alternative zum Verantwortungsprinzip aus?
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PataPata
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Anmeldungsdatum: 05.11.2007
Beiträge: 2977
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Beitrag(#992697) Verfasst am: 02.05.2008, 10:03    Titel: Antworten mit Zitat

Robbe Piere hat folgendes geschrieben:
ja und die meisten sind auch total überrascht, das elektrotechnische Meßverfahren schneller ansprechen, als die biochemischen neuronalen Verknüpfungen - die es uns "merken lassen".

Mit den Augen rollen

Was hat das mit dem Thema "neurobiologische Versuche" und "freier Wille" zu tun? Das müsstest Du mir schon noch genauer ausformulieren...
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Er_Win
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Anmeldungsdatum: 31.01.2008
Beiträge: 4482

Beitrag(#992714) Verfasst am: 02.05.2008, 10:23    Titel: Antworten mit Zitat

Argaith hat folgendes geschrieben:
Vielleicht erinnerst du dich an zahlreiche jüngere (zwar eher unauffällige) Streitereien darüber zwischen mir und Er_Win. ...

welche meinst du - ich erinnere mich an keine ?!

Und so ganz klar wird mir deine Darstellung auch nicht. Inwieweit sind die subjektiven Wahlmöglichkeiten (die klarerweise auch physikalisch schon im Hirn repräsentiert sind) dann nicht "echt", soferne den (vorgestellten) Wahlmöglichkeiten kein "physikalisches Hindernis" bei der Transferierung/Umsetzung in die Tat entgegensteht.

Zitat:

Wie sähe denn eigentlich eine brauchbare Alternative zum Verantwortungsprinzip aus?

diese Frage habe ich sinngemäß auch schon mal gestellt und sie wurde mit Ignoranz seitens der (F)W-"Gegner" belohnt zwinkern

Erwin
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