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Arbeitsmoral vs. Zahlungsmoral

 
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CoS
Antitheist



Anmeldungsdatum: 10.07.2005
Beiträge: 2734

Beitrag(#993251) Verfasst am: 03.05.2008, 00:28    Titel: Arbeitsmoral vs. Zahlungsmoral Antworten mit Zitat

Ich habe mal eine Frage. Eine Freundin von mir arbeitet als Verkäuferin in einem Getränkemarkt einer großen, bekannten Handelskette. Sie ist dort als 6 Stunden Kraft angestellt, arbeitet aber täglich 10 Stunden. Die 4 "Überstunden" täglich kriegt sie weder bezahlt, noch dürfen sie abgefeiert werden.

In Sonderfällen, zum Beispeil wenn der Marktleiter mal ein bisschen "umräumen" will muss sie auch Sonntags ohne Bezahlung bis zu 10 Stunden arbeiten gehen.

Da nun einige Mitarbeiterinnen, meiner Meinung nach zurecht sauer sind, ist doch der nette Marktleiter sehr nachsichtig und zwingt die Angestellten Sonntags, natürlich unbezahlt zu einer "Arbeitsmoral fördernden" Schulung.

Achja sie wird übrigens von Haus aus schon unter Tarif bezahlt...

Frage ist jetzt - Darf der Arbeitgeber sie Sonntags unbezahlt auf die Schulung schicken? Darf der Arbeitgeber sie Sonntags unbezahlt auf arbeit schicken? Sind die 4 unbezahlten Überstunden, ohne Möglichkeit der Abfeierung legitim?

Welche Schritte kann sie unternehmen, um möglichst gefahrlos (zweck Kündigung/Mopping) zu ihrem Recht zu kommen? Gibts da sowas wie nen Mieterschutzbund für Mieter auch für Angestellte? In einer Gewerkschaft ist meine Freundin nicht.

Ich war schon immer selbständig, habe keine Angstellten und solche Sachen noch nicht durch. Ich bin mir nur relativ sicher, dass es nicht ganz legitim sein kann, wenn sie 40% ihres Tages für lau arbeiten geht...

Bitte um alle möglichen Tipps, auch gern Aufklärung zur Rechtslage usw. Ich danke Euch schonmal im vorraus!
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"Wenn Sie mich suchen, ich halte mich in der Nähe des Wahnsinns auf, genauer gesagt auf der schmalen Linie zwischen Wahnsinn und Panik, gleich um die Ecke von Todesangst, nicht weit weg von Irrwitz und Idiotie!"
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27os
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Anmeldungsdatum: 08.01.2008
Beiträge: 374

Beitrag(#993284) Verfasst am: 03.05.2008, 01:20    Titel: Antworten mit Zitat

Diese Behandlung der Arbeitnehmer ist im Einzelhandel mittlerweile so üblich bzw. gibt es noch schlimmere Zustände. In einer Lidl-Filiale hatte der Marktleiter die Angestellten nach Feierabend auch zur Weiterarbeit "gebeten" und sogar die Tür verschlossen. Ein Student, der dort Aushilfe war, hat die Polizei rufen müssen.

Die Strategie der Arbeitgeber kalkuliert die Angst der Angestellten um den Arbeitsplatz mit ein. Sie planen von vornherein mit Rechtsbruch, Psychoterror, Bespitzelung und Bedrohung, und pressen so die meiste Arbeitskraft aus den Kolleginnen und Kollegen. Wenn es einer wirklich mal schafft, sein Recht mit konventionellen Mitteln durchzusetzen, dann nur auf Kosten des Arbeitsplatzes. Die nächste erpressbare Arbeitskraft schreibt gerade ihre Bewerbung und ist froh, erstmal irgendeinen Job zu haben.

M.a.W. Deine Freundin kommt auf den juristischen Wegen nicht zum Ziel, ohne gemobbt zu werden und den Job zu verlieren.

In einer Situation, aus der man nicht fliehen kann und in der die eine Seite von vornherein Rechtsbruch begeht, und damit auch davonkommt, helfen nur ähnliche Mittel, den Verantwortlichen dazu zu bringen, das Recht einzuhalten.
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CoS
Antitheist



Anmeldungsdatum: 10.07.2005
Beiträge: 2734

Beitrag(#993287) Verfasst am: 03.05.2008, 01:30    Titel: Antworten mit Zitat

Das ist grenzt ja schon an Sklaverei! Da geh ich erst n halbes Jahr für die Steuer arbeiten und das andere halbe arbeite ich dann für lau.

Es kann doch nicht sein, dass das der Standart in Deutschland ist. Warum lassen sich die Leute sowas gefallen?

Ist das wirklich so krass in DE?
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Zoff
registrierter User



Anmeldungsdatum: 24.08.2006
Beiträge: 21668

Beitrag(#993288) Verfasst am: 03.05.2008, 01:49    Titel: Antworten mit Zitat

Ich bin kein Jurist, aber das klingt alles ziemlich illegal.
Deine Freundin könnte wohl klagen, würde aber wohl auch ihre Anstellung verlieren. Damit rechnen diese Typen.
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jdf
MIM-104C Nikopol
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Anmeldungsdatum: 30.05.2007
Beiträge: 25579
Wohnort: Nekropole E|B

Beitrag(#993289) Verfasst am: 03.05.2008, 01:58    Titel: Antworten mit Zitat

Man kann ja auch mal wieder in der Zeit nachlesen, wie sowas läuft (hier beim Brötchenhersteller):

http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?t=22928
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DeHerg
nun schon länger Ranglos



Anmeldungsdatum: 28.04.2007
Beiträge: 6525
Wohnort: Rostock

Beitrag(#993290) Verfasst am: 03.05.2008, 02:03    Titel: Antworten mit Zitat

vielleicht ist es möglich so etwas Anonym der Gewerbeaufsicht zu melden, so das diese dort vermehrt Kontrollen durchführen(wenn ich mich recht erinnere ist es deren Job solche Zustände zu unterbinden).
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CoS
Antitheist



Anmeldungsdatum: 10.07.2005
Beiträge: 2734

Beitrag(#993292) Verfasst am: 03.05.2008, 02:20    Titel: Antworten mit Zitat

DeHerg hat folgendes geschrieben:
vielleicht ist es möglich so etwas Anonym der Gewerbeaufsicht zu melden, so das diese dort vermehrt Kontrollen durchführen(wenn ich mich recht erinnere ist es deren Job solche Zustände zu unterbinden).

Gute Idee. Mir wärs ja schon fast egal ob sie am Ende kündigt oder den Job verliert. Sie ist eh schon total fertig. Arbeitslosengeld würde sie auch bekommen. Das Arbeitsamt zahlt in solchen Fällen, eine Kollegin hatte schon gekündigt!

Blos wenn sie schon ihren Job verliert, dann sollen die auf jeden Fall ihr Fett weg bekommen!

Die Zustände heutzutage sind ech katasrophal. Kleinunternehmer sind froh, wenn sie sich nen Angestellten leisten können und die großen Ketten betreiben pure Sklavenhaltung!
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44684

Beitrag(#993310) Verfasst am: 03.05.2008, 10:07    Titel: Antworten mit Zitat

Das scheint mir ziemlich stark ein gesamtgesellschaftliches Problem zu sein. Ich meine, natürlich bestehen da ganz gewaltige Probleme vor Ort, aber z.B. die Angst vor Arbeitslosigkeit hat gesamtgesellschaftliche Ursachen. Ich kann dir natürlich nicht sagen, was deine Freundin gegen die Umstände, denen sie ausgesetzt ist, tun kann. Denn ich bin ihnen ja nicht ausgesetzt und kann daher auch nur wenig bis nichts über sie sagen. Was wir tun können, sind zweierlei Dinge. Das erste, bestimmt auch wichtig, ist, dass wir uns politisch engagieren, um die Politik unseres Landes wieder sozialer zu gestalten bzw. Druck auf unsere Regierungen auszuüben, solche Missstände zu beseitigen. Der zweite, noch viel wichtigere Punkt ist: Man muss die Dinge öffentlich beim Namen nennen. Man muss also benennen, was da genau wo wie durch wen warum abläuft. Man muss also das Geheime ans Tageslicht befördern. So gesehen ist dieser Thread hier auch schonmal sowas wie ein Anfang.
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I.R
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Anmeldungsdatum: 08.10.2006
Beiträge: 9142

Beitrag(#993316) Verfasst am: 03.05.2008, 10:22    Titel: Antworten mit Zitat

CoS hat folgendes geschrieben:
DeHerg hat folgendes geschrieben:
vielleicht ist es möglich so etwas Anonym der Gewerbeaufsicht zu melden, so das diese dort vermehrt Kontrollen durchführen(wenn ich mich recht erinnere ist es deren Job solche Zustände zu unterbinden).

Gute Idee. Mir wärs ja schon fast egal ob sie am Ende kündigt oder den Job verliert. Sie ist eh schon total fertig. Arbeitslosengeld würde sie auch bekommen. Das Arbeitsamt zahlt in solchen Fällen, eine Kollegin hatte schon gekündigt!

Jepp.
Hatte neulich bei einer Bekannten einen ähnlich gelagerten Fall. Der Chef machte ihr die Arbeit systematisch zur Hölle, sie ielt lange durch und signalisierte, ihre Arbeit ordnungsgemäss zu erledigen, Mobbing zu ignorieren und ungesetzliches nicht zu tolerieren. Damit wiederum kan der GF nicht klar -> Kündigung, Klage, Abfindung, Arbeitslosigkeit, neuer Job, geringere Arbeitszeit und bessere Bezahlung. Manchmal hält man an dem, was man hat, zu lange fest aus Angst, nicht zu wissen, was man bekommen kann.
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HomoCarnula
Brezokoff



Anmeldungsdatum: 08.02.2008
Beiträge: 665
Wohnort: Berlin

Beitrag(#993344) Verfasst am: 03.05.2008, 11:34    Titel: Antworten mit Zitat

Jap, solche Geschichten kenn ich auch aus Callcentern. Das Problem ist auch, dass die Leute die vor in einem anderen CC gearbeitet haben, und dann zu uns in die Firma kommen, so verschreckt sind teilweise, dass sie schon anfangen zu weinen, wenn man einfach nur nachfragt, ob sie sich nicht gut fühlen weil sie anscheinend grad an einer Grippe sterben o.ä.
Da denken die Leute dann sie bekommen gleich die Kündigung. Geschockt Ich möcht nicht wissen was die alles so erlebt haben.
leider lassen die menschen für immer weniger geld immer mehr mit sich machen.
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AlexJ
Supermarktoverlord



Anmeldungsdatum: 11.04.2008
Beiträge: 2353
Wohnort: Köln

Beitrag(#993366) Verfasst am: 03.05.2008, 12:40    Titel: Antworten mit Zitat

Ich würde der betroffenen Dame zwei dinge Raten.
Erstens die suche nach einem neuen Job. Das kann man auch aus einer laufenden Beschäftigung und macht unabhängig vom Betrieb.
Zweitens das Aufsuchen eines Anwalts der sich auf Arbeitsrecht Spezialisiert hat und bereits Erfahrung mit solchen Fällen gesammelt hat, am besten einer der schon beide Seiten(AN und AG) vertreten hat. Sich von dem Beraten lassen und einen Plan entwickeln.
Viele machen den Fehler, dass sie so lange warten bis ihnen die Kündigung eingereicht wird und dann erst klagen. Vor Gericht stehen sie dann Schlecht dar weil ihnen Rache vor geworfen wird. Arbeitskollegen sind häufig selber nicht bereit Auszusagen da sie Angst haben selber ihre Stelle zu verlieren. Ohne gute Beweise und Zeugen enden solche Fälle meist mit einem Vergleich, welcher auch Mager ausfällt weil man selten mehr als einen kleinen Teil der Überstunden nachweisen kann.

Wenn man sich aber vorher schon um Beweise nicht nur für sich selbst sondern auch für andere Arbeitnehmer sorgt, dann sieht die Sache schon ganz anders aus. Das ist zwar mit einigem Aufwand verbunden, lohnt sich aber da man beim Schadensersatz gut da steht.

P.S. falls sie nicht Rechtsschutz versichert ist lohnt sich dort vielleicht eine Investition. Kann man sich bestimmt mal drüber informieren.

MfG
AlexJ.
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DeHerg
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Anmeldungsdatum: 28.04.2007
Beiträge: 6525
Wohnort: Rostock

Beitrag(#993394) Verfasst am: 03.05.2008, 14:04    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Das scheint mir ziemlich stark ein gesamtgesellschaftliches Problem zu sein. Ich meine, natürlich bestehen da ganz gewaltige Probleme vor Ort, aber z.B. die Angst vor Arbeitslosigkeit hat gesamtgesellschaftliche Ursachen. Ich kann dir natürlich nicht sagen, was deine Freundin gegen die Umstände, denen sie ausgesetzt ist, tun kann. Denn ich bin ihnen ja nicht ausgesetzt und kann daher auch nur wenig bis nichts über sie sagen. Was wir tun können, sind zweierlei Dinge. Das erste, bestimmt auch wichtig, ist, dass wir uns politisch engagieren, um die Politik unseres Landes wieder sozialer zu gestalten bzw. Druck auf unsere Regierungen auszuüben, solche Missstände zu beseitigen. Der zweite, noch viel wichtigere Punkt ist: Man muss die Dinge öffentlich beim Namen nennen. Man muss also benennen, was da genau wo wie durch wen warum abläuft. Man muss also das Geheime ans Tageslicht befördern. So gesehen ist dieser Thread hier auch schonmal sowas wie ein Anfang.
und was mir noch wichtig erscheint: man muss dringenst das Image von Arbeitslosen aufbessern. In manchen Dingen werden diese ja geradezu wie aussätzige behandelt.(die alte Mär vom Arbeitsfaulen Schmarotzer als den Blödsinn darstellen der sie ist)
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44684

Beitrag(#993425) Verfasst am: 03.05.2008, 15:20    Titel: Antworten mit Zitat

DeHerg hat folgendes geschrieben:
und was mir noch wichtig erscheint: man muss dringenst das Image von Arbeitslosen aufbessern.

Vielleicht sollten wir uns ohnehin die politische Semantik, die uns durch die politischen und sozialen Eliten und ihre Rhetoriken quasi enteignet wurde, sozusagen wieder aneignen und unseren Lebenswirklichkeiten und Bedürfnissen anpassen. Wir könnten uns z.B. entscheiden, von Einkommenslosen zu sprechen statt von Arbeitslosen. Zumal längst nicht jeder, der als einkommenslos gemeldet ist, nicht zumindest in irgendeinem Sinne arbeitet. Das sieht so aus, als würde man einfach nur letztlich beliebige Zeichen gegeneinander austauschen. Aber so einfach ist es nicht. Es hat zum Beispiel völlig andere Implikationen, wenn man sagt, man will die Einkommenslosigkeit bekämpfen, als wenn man sagt, man wolle die Arbeitslosigkeit bekämpfen. Die Wiederaneignung der politischen Semantik kann also durchaus ein Akt der Subversion sein.
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CoS
Antitheist



Anmeldungsdatum: 10.07.2005
Beiträge: 2734

Beitrag(#993446) Verfasst am: 03.05.2008, 16:11    Titel: Antworten mit Zitat

Wir wollen und wünschen viel, leider ist wohl der großteil der Bevölkerung viel zu Konverativ und Fortschrittsfeindlich, dass es unmgöglich erscheint irgendwelche Veränderungen zu bewirken. Woher kommt denn das Bild vom arbeitslosen Schmarotzer? In den Medien wirds ja geradezu propagiert, während wir dann in den Werbepausen daran erinnert werden, dass wir nicht vergessen sollen unser (nicht vorhandenes) Geld weiter auszugeben.

Wer bei Aldi einkauft ist geizig und wer arbeitslos ist, ist nur zu Faul. Man würde wohl nie zugeben, dass wir die Misstände erstens genau diesen Meinungen verdanken und zweitens, dass das System zwangsläufig dazu führt, dass zwischen reich und arm eine immer größer werdende Lücke klafft!

Nein der Wirtschaft geht es nicht schlecht, wer keinen Job hat ist nur zu faul und wer (mit welche Begründung auch immer) seinen Job kündigt, bekundet auch nur seine Faulheit...
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satsche
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Beitrag(#993513) Verfasst am: 03.05.2008, 18:38    Titel: Antworten mit Zitat

Seit wann macht deine Freundin diesen Job?

Noch gibt es in Deutschland ein gültiges Arbeitsrecht und Arbeitsgerichte.

Auch ohne schriftlichen Arbeitsvertrag sind gewisse Arbeitnehmerrechte einklagbar, auch Aushilfskräfte können z.B.: Urlaub, bezahlten Urlaub wohlgemerkt, einklagen.

Gewerkschaften haben auch fähige Fachjuristen, die sich mit solchen Machenschaften oft schon bestens auskennen, vielleicht mit bestimmten Firmen und Branchen einschlägige Erfahrungen haben.

Nach drei Monaten Mitgliedschaft kann man juristische Hilfe in Anspruch nehmen, Kündigungsschutzklage einreichen und ggf eine Abfindung einklagen.
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Keiner hat das Recht zu gehorchen. Hannah A.
Das, was lebt, ist etwas anderes als das, was denkt. G. Benn
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DeHerg
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Anmeldungsdatum: 28.04.2007
Beiträge: 6525
Wohnort: Rostock

Beitrag(#993543) Verfasst am: 03.05.2008, 20:12    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
DeHerg hat folgendes geschrieben:
und was mir noch wichtig erscheint: man muss dringenst das Image von Arbeitslosen aufbessern.

Vielleicht sollten wir uns ohnehin die politische Semantik, die uns durch die politischen und sozialen Eliten und ihre Rhetoriken quasi enteignet wurde, sozusagen wieder aneignen und unseren Lebenswirklichkeiten und Bedürfnissen anpassen. Wir könnten uns z.B. entscheiden, von Einkommenslosen zu sprechen statt von Arbeitslosen. Zumal längst nicht jeder, der als einkommenslos gemeldet ist, nicht zumindest in irgendeinem Sinne arbeitet. Das sieht so aus, als würde man einfach nur letztlich beliebige Zeichen gegeneinander austauschen. Aber so einfach ist es nicht. Es hat zum Beispiel völlig andere Implikationen, wenn man sagt, man will die Einkommenslosigkeit bekämpfen, als wenn man sagt, man wolle die Arbeitslosigkeit bekämpfen. Die Wiederaneignung der politischen Semantik kann also durchaus ein Akt der Subversion sein.
nur wie? Semantik lebt von der häufigen Wiederholung. D.h. es werden entweder sehr viele oder sehr große Multiplikatoren(oder beides) benötigt(also viele Mitstreiter oder sehr Medienwirksame) und ich sehe nicht das uns dies zur Verfügung steht.

PS:Einkommenslos triff die Situation ebenfalls nicht(da ja dort von staatlicher Seite ein Einkommen gestellt wird)
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DeHerg
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Beiträge: 6525
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Beitrag(#993548) Verfasst am: 03.05.2008, 20:17    Titel: Antworten mit Zitat

CoS hat folgendes geschrieben:
Nein der Wirtschaft geht es nicht schlecht, wer keinen Job hat ist nur zu faul und wer (mit welche Begründung auch immer) seinen Job kündigt, bekundet auch nur seine Faulheit...
Besonders da diese Meinungen ja (ua) die Ursache des gesellschaftlichen Ausschlusses sind, der einen Großteil der Angst vor der Erwerbsarbeitslosigkeit begründet, und solche illegalen Erpressungen überhaupt erst möglich macht.
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Tarvoc
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Beiträge: 44684

Beitrag(#993793) Verfasst am: 04.05.2008, 02:05    Titel: Antworten mit Zitat

DeHerg hat folgendes geschrieben:
Semantik lebt von der häufigen Wiederholung.

Dann wiederhole häufig. (Komisch. Immer wenn ich hier zu solchen Themen schreibe, verlangt man von mir, die Welt aus den Angeln zu heben.)
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DeHerg
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Anmeldungsdatum: 28.04.2007
Beiträge: 6525
Wohnort: Rostock

Beitrag(#993798) Verfasst am: 04.05.2008, 02:40    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
(Komisch. Immer wenn ich hier zu solchen Themen schreibe, verlangt man von mir, die Welt aus den Angeln zu heben.)
nun wenn du eine Forderung in den Raum stellst(auch wenn diese nur die Folgerungen aus anderen Forderungen sind) sind Nachfragen über die Möglichkeiten der Umsetzung doch legitim. Das du allein die Umsetzung bewerkstelligen sollst war ja gar nicht gefordert.
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atheist666
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Anmeldungsdatum: 17.02.2007
Beiträge: 8494

Beitrag(#993800) Verfasst am: 04.05.2008, 03:36    Titel: Antworten mit Zitat

Überstunden
Soweit ich das jetzt sehe hat die Bekannte von CoS schlechte Karten; besser wäre es zur Gewerkschaft Ver.di zu gehen und sich dort noch einmal zu erkundigen.

Arbeitsrecht
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Rasmus
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Anmeldungsdatum: 20.05.2004
Beiträge: 17559

Beitrag(#993815) Verfasst am: 04.05.2008, 08:18    Titel: Antworten mit Zitat

atheist666 hat folgendes geschrieben:
Überstunden
Soweit ich das jetzt sehe hat die Bekannte von CoS schlechte Karten; besser wäre es zur Gewerkschaft Ver.di zu gehen und sich dort noch einmal zu erkundigen.


Man darf nicht beliebig viele Überstunden anordnen, und schon gar nicht regelmäßig.

Hier steht etwas mehr, u.a. auch daß eine pauschale Abgeltung aller Überstunden nicht rechtskräftig ist - allerdings ohne, daß da entsprechende Urteile oder Gesetze zu genannt werden.
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Peter H.
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Anmeldungsdatum: 24.06.2007
Beiträge: 9751

Beitrag(#993847) Verfasst am: 04.05.2008, 11:13    Titel: Antworten mit Zitat

Beliebige Überstunden wohl nicht, aber eine begrenzte Anzahl eben schon, was aus dem Link zu entnehmen ist.
Es ist ein ausgesprochenes Unglück, wenn es in einem Betrieb keinen Betriebsrat gibt. Vermute mal, das ist bei der o.g. Verkäuferin wohl der Fall, oder täusche ich mich da?
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44684

Beitrag(#993898) Verfasst am: 04.05.2008, 12:15    Titel: Antworten mit Zitat

DeHerg hat folgendes geschrieben:
Nun, wenn du eine Forderung in den Raum stellst, sind Nachfragen über die Möglichkeiten der Umsetzung doch legitim.

Die Frage ist nur: Was war eigentlich meine Forderung? Meine Forderung, oder sagen wir besser mein Vorschlag war nicht mehr und nicht weniger, als dass du dir als Individuum überlegen könntest, ob und wie du mal deine (eigene) Sprechweise änderst. Genau das heißt: Wiederaneignung der Semantik. Wenn du das für unmöglich hältst, musst du es ja nicht versuchen. Davon, dass du gezielt die Sprechweise anderer Leute oder gar der ganzen Gesellschaft ändern sollst, habe ich nicht gesprochen.
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beachbernie
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Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii

Beitrag(#994256) Verfasst am: 04.05.2008, 23:48    Titel: Antworten mit Zitat

CoS hat folgendes geschrieben:
Das ist grenzt ja schon an Sklaverei! Da geh ich erst n halbes Jahr für die Steuer arbeiten und das andere halbe arbeite ich dann für lau.

Es kann doch nicht sein, dass das der Standart in Deutschland ist. Warum lassen sich die Leute sowas gefallen?

Ist das wirklich so krass in DE?


Falsch CoS!

Das grenzt nicht bloss an Sklaverei, sondern das ist Sklaverei...Wenn man eingesperrt wird, damit man unbezahlt weiterarbeitet, kann von Lohnarbeit eigentlich keine Rede mehr sein... Mit den Augen rollen

Gruss, Bernie
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atheist666
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Anmeldungsdatum: 17.02.2007
Beiträge: 8494

Beitrag(#994979) Verfasst am: 06.05.2008, 07:30    Titel: Antworten mit Zitat

beachbernie hat folgendes geschrieben:
CoS hat folgendes geschrieben:
Das ist grenzt ja schon an Sklaverei! Da geh ich erst n halbes Jahr für die Steuer arbeiten und das andere halbe arbeite ich dann für lau.

Es kann doch nicht sein, dass das der Standart in Deutschland ist. Warum lassen sich die Leute sowas gefallen?

Ist das wirklich so krass in DE?


Falsch CoS!

Das grenzt nicht bloss an Sklaverei, sondern das ist Sklaverei...Wenn man eingesperrt wird, damit man unbezahlt weiterarbeitet, kann von Lohnarbeit eigentlich keine Rede mehr sein... Mit den Augen rollen

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Man nennt sowas im Deutschen Freiheitsberaubung !
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Malone
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Anmeldungsdatum: 02.09.2004
Beiträge: 5269

Beitrag(#994999) Verfasst am: 06.05.2008, 09:01    Titel: Antworten mit Zitat

1. alles protokollieren
2. in Gewerkschaft eintreten
3. Zeugen und Verbündete suchen
4. nach einem Monat alle rechtlichen Möglichkeiten (die Gewerkschaft klärt darüber auf und führt sie durch) ausschöpfen
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Paradox
nicht mehr da



Anmeldungsdatum: 21.03.2007
Beiträge: 418
Wohnort: Köln

Beitrag(#995012) Verfasst am: 06.05.2008, 09:35    Titel: Antworten mit Zitat

DeHerg hat folgendes geschrieben:
man muss dringenst das Image von Arbeitslosen aufbessern. In manchen Dingen werden diese ja geradezu wie aussätzige behandelt.(die alte Mär vom Arbeitsfaulen Schmarotzer als den Blödsinn darstellen der sie ist)


Dieses Thema liegt mir auch am Herzen. Ich hab es selbst ein paar Jahre mitgemacht und fand es so schlimm, dass ich jetzt sogar bereit bin, für ca 1300 Euronen im Monat netto zwischen 12 und 15 Stunden zu schuften, nur um nicht wieder in die Harz4- Mühle zu geraten.

Es sollte jedem eigentlich klar sein, dass er, wenn er sich über angebliche Sozialschmarotzer aufregt und mehr Kontrolle und Druck und weniger Geld für Arbeitslose fordert, damit nur sich selbst unter Druck setzt, weil: Je mieser es den Arbeitslosen geht, desto miesere Bedingungen müssen auch diejenigen in Kauf nehmen, deren Job noch nicht wegrationalisiert oder ins Ausland verlagert worden ist.
Wenn man also glaubt, man hätte mehr Geld in der Tasche, wenn die Sozialausgaben sinken, weil Harz4- Opfer unter Druck kommen, so is das ein Irrtum.

Einen grossen Anteil am schlechten Image der Arbeitslosen hat die Bildzeitung. Da ist eine richtige Kampagne gegen Arbeitslose gelaufen. Man sollte dieses Mistblatt eigentlich wegen Volksverhetzung verklagen, aber das geht ja nur, wenn es irgendwie um rechtsradikale Inhalte geht.
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