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Nergal dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 11433
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(#994103) Verfasst am: 04.05.2008, 20:26 Titel: Zweifelhaft |
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Als ich noch religiös war (zum Glück ist das lange her) hatte ich ständig zweifel daran ob ich denn nun der richtigen Religion angehöre, wieso sollte ausgerechnet ich der jenigen Sekte angehören die den Volltreffer gelandet hat und das einzig richtige und wahre glaubt, nur weil man in der Mehrheit ist heißt das nicht dass man richtig liegt.
Mich wundert immer wieder dass die meisten religiösen nicht solche Zweifel haben sondern blind das glauben was man ihnen sagt obwohl bereits das vorhandensein einer zweiten Religion Zweifel wecken sollte.
Wie war das bei euch, falls ihr gläubig wart, wie habt ihr darüber gedacht?
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Entropie registrierter User
Anmeldungsdatum: 14.01.2008 Beiträge: 184
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(#994105) Verfasst am: 04.05.2008, 20:29 Titel: |
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Zweifel in der Hinsicht kamen mir im RU, als Sekten behandelt wurden und rüberkam, wer die Wahrheit gepachtet hat.
_________________ q.e.d.
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vrolijke Bekennender Pantheist

Anmeldungsdatum: 15.03.2007 Beiträge: 46732
Wohnort: Stuttgart
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(#994106) Verfasst am: 04.05.2008, 20:29 Titel: Re: Zweifelhaft |
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Nergal hat folgendes geschrieben: | Als ich noch religiös war (zum Glück ist das lange her) hatte ich ständig zweifel daran ob ich denn nun der richtigen Religion angehöre, wieso sollte ausgerechnet ich der jenigen Sekte angehören die den Volltreffer gelandet hat und das einzig richtige und wahre glaubt, nur weil man in der Mehrheit ist heißt das nicht dass man richtig liegt.
Mich wundert immer wieder dass die meisten religiösen nicht solche Zweifel haben sondern blind das glauben was man ihnen sagt obwohl bereits das vorhandensein einer zweiten Religion Zweifel wecken sollte.
Wie war das bei euch, falls ihr gläubig wart, wie habt ihr darüber gedacht? |
Das ist doch gerade der Köder bei Religionen. Die Sicherheit die einem da geboten wird.
_________________ Glück ist kein Geschenk der Götter; es ist die Frucht der inneren Einstellung.
Erich Fromm
Sich stets als unschuldiges Opfer äußerer Umstände oder anderer Menschen anzusehen ist die perfekte Strategie für lebenslanges Unglücklichsein.
Grenzen geben einem die Illusion, das Böse kommt von draußen
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astarte Foren-Admin

Anmeldungsdatum: 13.11.2006 Beiträge: 46545
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(#994107) Verfasst am: 04.05.2008, 20:33 Titel: |
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Da war ich Kind. Ich war (wir waren) eben katholisch, andere evangelisch. Das war so. Man war es halt. Als ich zu zweifeln anfing, fing ich zuerst an meiner Religion zu zweifeln an. Mir war zeitweise das Protestantische sympathisch, wegen der fehlenden Beichte, und der weiblichen Priester. Aber die Zweifel und die Ablehnung von immer mehr kirchlichem hat nie dazu gefühlt, dass ich was anderes plausibler gefunden hätte.
_________________ Tja
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Shevek ohne jeglichen Respekt vor Autoritäten
Anmeldungsdatum: 23.01.2006 Beiträge: 4289
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(#994145) Verfasst am: 04.05.2008, 21:31 Titel: |
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Ist es seine religiöse Phase, wenn ein Kind (Grundschule) sich Gedanken über Gott macht und sich fragt ob er existiert oder nicht etc.?
Ehe ich so weit war mir über andere Religionen den Kopf zu zerbrechen war die Phase überwunden.
_________________ Endlich sind die Terroristen weg,
und es herrschen Ordnung und Ruhe und Frieden,.......
.....die, die Unheil und Armut und Krankheit verbreiten,
für sie herrschen sorglose Zeiten,
da kein bisschen Sprengstoff sie daran hindert, ihre Geschafte zu betreiben...
....endlich sind die Terroristen weg,
und es herrschen Ordnung und Ruhe und Frieden.
(Jan Delay)
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Keller last neoliberal standing and car of the year 1983!
Anmeldungsdatum: 30.11.2006 Beiträge: 1411
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(#994188) Verfasst am: 04.05.2008, 22:26 Titel: Re: Zweifelhaft |
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Nergal hat folgendes geschrieben: | Als ich noch religiös war (zum Glück ist das lange her) hatte ich ständig zweifel daran ob ich denn nun der richtigen Religion angehöre, wieso sollte ausgerechnet ich der jenigen Sekte angehören die den Volltreffer gelandet hat und das einzig richtige und wahre glaubt, nur weil man in der Mehrheit ist heißt das nicht dass man richtig liegt.
Mich wundert immer wieder dass die meisten religiösen nicht solche Zweifel haben sondern blind das glauben was man ihnen sagt obwohl bereits das vorhandensein einer zweiten Religion Zweifel wecken sollte.
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nicht nur das Vorhandensein einer zweiten Religion, sondern der Umstand nur deshalb einer bestimmten Religion anzugehören, weil dies bereits die Eltern taten und man als Kind anderer Eltern, mit großer Wahrscheinlichkeit einer anderen Religion angehören würde. Konvertiten natürlich mal ausgenommen.
_________________ Voll Bart! Der Award der Deutschen Bartträger Vereinigung
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Paul Lasker Schachspieler
Anmeldungsdatum: 27.04.2008 Beiträge: 64
Wohnort: Berlin
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(#994210) Verfasst am: 04.05.2008, 22:41 Titel: Re: Zweifelhaft |
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Nergal hat folgendes geschrieben: | Wie war das bei euch, falls ihr gläubig wart, wie habt ihr darüber gedacht? |
Ist die Antwort auch erwünscht, wenn man noch gläubig ist?
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Entropie registrierter User
Anmeldungsdatum: 14.01.2008 Beiträge: 184
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(#994213) Verfasst am: 04.05.2008, 22:43 Titel: |
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dann ist sie um so interessanter!
_________________ q.e.d.
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Mo. over and out
Anmeldungsdatum: 30.11.2007 Beiträge: 12690
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(#994214) Verfasst am: 04.05.2008, 22:44 Titel: |
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Wenn man noch gläubig ist, finde ich die Antwort eigentlich noch interessanter.
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Paul Lasker Schachspieler
Anmeldungsdatum: 27.04.2008 Beiträge: 64
Wohnort: Berlin
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(#994233) Verfasst am: 04.05.2008, 23:05 Titel: |
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Ob ich 100% richtig liege? Sehr unwahrscheinlich. Ich bin aber überzeugt, daß niemand 100% richtig liegt. Aber ist das wichtig oder gar notwendig? Ich persönlich habe ein Weltbild welches auf dem Christentum basiert. Da es aber in Teilen selbstgestrickt ist kann ich nicht davon ausgehen völlig richtig zu liegen. Und nach meinem Gottesbild ist das auch nicht notwendig.
Wer blind glaubt, was ihm irgendjemand erzählt, hat es sowieso nicht verstanden. Jeder muß sich schon selbst seine Gedanken machen. Viele tun das nicht. Das ist bedauerlich und führt dann zu so einem Ausfluß wie Kreationismus.
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Entropie registrierter User
Anmeldungsdatum: 14.01.2008 Beiträge: 184
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(#994240) Verfasst am: 04.05.2008, 23:19 Titel: |
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Was sind deine Gedanken zu der Sache, neugierig bin ich jetzt schon.
Siehst Du dein Gottesbild nur mehr als Metapher/Bild ?
Was gibt dir dein Gottesbild, wenn es nicht die Sicherheit ist, die scheinbar andere (streng) gläubige aus dem Glauben schöpfen ?
_________________ q.e.d.
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beachbernie male Person of Age and without Color
Anmeldungsdatum: 16.04.2006 Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii
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(#994285) Verfasst am: 05.05.2008, 00:17 Titel: Re: Zweifelhaft |
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Nergal hat folgendes geschrieben: | Als ich noch religiös war (zum Glück ist das lange her) hatte ich ständig zweifel daran ob ich denn nun der richtigen Religion angehöre, wieso sollte ausgerechnet ich der jenigen Sekte angehören die den Volltreffer gelandet hat und das einzig richtige und wahre glaubt, nur weil man in der Mehrheit ist heißt das nicht dass man richtig liegt.
Mich wundert immer wieder dass die meisten religiösen nicht solche Zweifel haben sondern blind das glauben was man ihnen sagt obwohl bereits das vorhandensein einer zweiten Religion Zweifel wecken sollte.
Wie war das bei euch, falls ihr gläubig wart, wie habt ihr darüber gedacht? |
Ich denke, dass da ein sehr menschliches Beduerfnis dahinter steckt, sich als was ganz Besonderes zu fuehlen. Es schmeichelt dem Ego ungemein, sich als Teil der "einzig wahren Religion" zu fuehlen. Das macht einen anderen Leuten irgendwo ueberlegen, wenigstens so rein gefuehlsmaessig. Das ist im Grunde genommen auch nix anderes, als wenn sich Leute als dem "besten Volk der Welt" zugehoerig fuehlen oder glauben im "besten Land der Welt" zu wohnen. In den meisten Faellen ist das eine so zufaellig wie das andere und wer sich auf sowas was einbildet, der beweist im Grunde genommen damit nur wie borniert und dumm er ist....
Da ich nie religioes war und auch in der Schule gefehlt hatte, als dort der Patriotismus verteilt wurde, war ich eigentlich schon immer immun gegen solche Anwandlungen...
Gruss, Bernie
_________________ Defund the gender police!!
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Nergal dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 11433
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(#994288) Verfasst am: 05.05.2008, 00:19 Titel: |
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Bernie, immun gegen Alles
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beachbernie male Person of Age and without Color
Anmeldungsdatum: 16.04.2006 Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii
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(#994298) Verfasst am: 05.05.2008, 00:29 Titel: |
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Nergal hat folgendes geschrieben: | Bernie, immun gegen Alles |
Nicht gegen alles, aber gegen so manches...
_________________ Defund the gender police!!
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Komodo Maggots!
Anmeldungsdatum: 27.05.2005 Beiträge: 4588
Wohnort: 2Fort
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(#994418) Verfasst am: 05.05.2008, 07:33 Titel: Re: Zweifelhaft |
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Nergal hat folgendes geschrieben: | Wie war das bei euch, falls ihr gläubig wart, wie habt ihr darüber gedacht? | Da alle Religionen frei erfunden waren, spielten deren Weltbilder keine Rolle. So nach dem Motto, was wissen denn schon Menschen, die Wale für Fische und Fledermäuse für Vögel halten?
Ich habe meine Vorstellung von Gott selbst entwickelt, er war ein metaphysiasches "Ding", dass den Urknall ausgelöst und villeicht Einfluss auf die Evolution hatte. Es war egal, woran die Menschen glauben, Gott mischt sich offensichtlich nicht ein.
Wenn ich mir damals schon so klar gewesen wäre, dass Religionen unnötig sind, wäre ich wohl früher Atheist geworden. Aber so ist das halt, mit der Naivität. Dass jemand die Bibel wörtlich nehmen könnte, hielt ich für unmöglich, so doof kann doch niemans sein...
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Sanne gives peas a chance.
Anmeldungsdatum: 05.08.2003 Beiträge: 12088
Wohnort: Nordschland
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(#994440) Verfasst am: 05.05.2008, 08:33 Titel: |
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Als ich gläubig war, hielt ich mich an Apostel Paulus: "Drum prüfet alles und das Gute behaltet". Ich (genau wie alle anderen in der Religionsgemeinschaft) war also ständig nach Verbesserung bestrebt und nach mehr Erkenntnis und nach neuen Erkenntnissen. Daß diese nur in einem bestimmten Bereich gesucht wurden, ist eine andere Geschichte... Viele Dinge/ Ansichten/ Umgebungen waren verpönt, und das Vermeiden von diesen verbotenen, unreinen, gottesfernen Sachen machte einen großen Teil des Gemeinschaftsgefühls aus.
Zweifeln war teilweise auch verboten. Es gab eine gute und eine schlechte Art zu zweifeln. Man sollte zweifeln und dennoch glauben. Wirklich zweifeln, also in der Art, daß man vom Glauben abfallen könnte, galt als dämonisch belastet. Oder es handelte sich um eine Glaubens-Prüfung, durch die man von Gott geführt wurde (Gott läßt es ja manchmal zu, daß man vom teufel versucht wird, so wie bei Hiob oder bei Jesus in der Wüste...)
_________________ Ich will das Internet doch nicht mit meinen Problemen belästigen! (Marge Simpson)
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Paul Lasker Schachspieler
Anmeldungsdatum: 27.04.2008 Beiträge: 64
Wohnort: Berlin
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(#994452) Verfasst am: 05.05.2008, 09:12 Titel: |
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Entropie hat folgendes geschrieben: | Was sind deine Gedanken zu der Sache, neugierig bin ich jetzt schon.
Siehst Du dein Gottesbild nur mehr als Metapher/Bild ?
Was gibt dir dein Gottesbild, wenn es nicht die Sicherheit ist, die scheinbar andere (streng) gläubige aus dem Glauben schöpfen ? |
Ich finde Hoffnung viel wichtiger als Sicherheit. Die gibt es sowieso nicht. Es mag ja sein, daß viele Gläubige sich die einreden. Aber geben tut es die nicht.
Für mich ist Gott vor allem gerecht. Ich glaube er ist objektiv gerecht. Etwas was Menschen nicht sein können. Was es auf der Erde daher nicht geben kann. Daraus folgt für mich zwangsläufig, daß die Wahl der "richtigen" Religion keine überragende Rolle spielt. Denn irgendwelche religiöse Regeln werden ihn kaum interessieren. Ob z.B. Schweinefleisch auf dem Speisezettel stand, ist ihm sicherlich schnurz.
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astarte Foren-Admin

Anmeldungsdatum: 13.11.2006 Beiträge: 46545
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(#994454) Verfasst am: 05.05.2008, 09:16 Titel: |
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Paul Lasker hat folgendes geschrieben: | Entropie hat folgendes geschrieben: | Was sind deine Gedanken zu der Sache, neugierig bin ich jetzt schon.
Siehst Du dein Gottesbild nur mehr als Metapher/Bild ?
Was gibt dir dein Gottesbild, wenn es nicht die Sicherheit ist, die scheinbar andere (streng) gläubige aus dem Glauben schöpfen ? |
Ich finde Hoffnung viel wichtiger als Sicherheit. Die gibt es sowieso nicht. Es mag ja sein, daß viele Gläubige sich die einreden. Aber geben tut es die nicht.
Für mich ist Gott vor allem gerecht. Ich glaube er ist objektiv gerecht. Etwas was Menschen nicht sein können. Was es auf der Erde daher nicht geben kann. Daraus folgt für mich zwangsläufig, daß die Wahl der "richtigen" Religion keine überragende Rolle spielt. Denn irgendwelche religiöse Regeln werden ihn kaum interessieren. Ob z.B. Schweinefleisch auf dem Speisezettel stand, ist ihm sicherlich schnurz. |
Ist Gott auf der Erde gerecht? Greift er hier ein? Oder erwartest du die Gerechtigkeit im Jenseits?
_________________ Tja
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Paul Lasker Schachspieler
Anmeldungsdatum: 27.04.2008 Beiträge: 64
Wohnort: Berlin
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(#994511) Verfasst am: 05.05.2008, 11:43 Titel: |
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astarte hat folgendes geschrieben: | Ist Gott auf der Erde gerecht? |
Schwierige Frage. In seinem Sinne wohl ja. Allerdings...
Zitat: | Greift er hier ein? |
da ich hier stark zu einem "Nein" oder bestenfalls zu einem "sehr wenig" tendiere, ist die erste Frage wohl am besten mit einem klaren JEIN zu beantworten.
Zitat: | Oder erwartest du die Gerechtigkeit im Jenseits? |
Das doch mal auf alle Fälle. Was das Jenseits ansonsten auch immer bringen mag, wie es auch immer sein mag. (An eine wie auch immer geartete Hölle kann ich aus diesem Grund übrigens keinesfalls glauben. )
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astarte Foren-Admin

Anmeldungsdatum: 13.11.2006 Beiträge: 46545
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(#994515) Verfasst am: 05.05.2008, 11:56 Titel: |
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Ah, hm. Danke Paul Lasker.
Kommt mir alles sehr bekannt vor. Mir stellte sich als nächstes die Frage: wenn Gott also nicht eingreift (also zB Flutwellen, Krankheiten usw keine Strafe sind), wenn es keine Hölle gibt (vielleicht, weil es für Fehlverhalten Gründe und Ursachen geben kann, weil das mit der Schuld und der Sünde auch net so recht stimmt?) , wenn es später mal Gerechtigkeit gibt, wenn die Religion und die einzelnen (zum Teil für mich bereits blödsinnigen) religiösen Vorschriften gar nicht so wichtig sind, sondern, dass man sich anständig zueinander und zur Welt verhält, tut was man halt kann - was macht es dann überhaupt noch für einen Unterschied ob man an einen Gott glaubt, oder nicht?
Nur der Glauben an ein Leben nach dem Tod, oder? Und die Gerechtigkeit dann.
_________________ Tja
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Paul Lasker Schachspieler
Anmeldungsdatum: 27.04.2008 Beiträge: 64
Wohnort: Berlin
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(#994537) Verfasst am: 05.05.2008, 12:39 Titel: |
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astarte hat folgendes geschrieben: | Ah, hm. Danke Paul Lasker. |
Bitte, gern geschehen!
Zitat: | Kommt mir alles sehr bekannt vor. |
Woher?
Zitat: | Mir stellte sich als nächstes die Frage: wenn Gott also nicht eingreift (also zB Flutwellen, Krankheiten usw keine Strafe sind), wenn es keine Hölle gibt (vielleicht, weil es für Fehlverhalten Gründe und Ursachen geben kann, weil das mit der Schuld und der Sünde auch net so recht stimmt?) , wenn es später mal Gerechtigkeit gibt, wenn die Religion und die einzelnen (zum Teil für mich bereits blödsinnigen) religiösen Vorschriften gar nicht so wichtig sind, sondern, dass man sich anständig zueinander und zur Welt verhält, tut was man halt kann - was macht es dann überhaupt noch für einen Unterschied ob man an einen Gott glaubt, oder nicht?
Nur der Glauben an ein Leben nach dem Tod, oder? Und die Gerechtigkeit dann. |
Ich glaube hier muß ich erst noch mal konkretisieren, was ich mit der Negation der Hölle meinte. Ich meinte damit nicht, daß es nur noch das Jenseits gibt, welches für alle gleich ist. Im Gegenteil, dies würde ja der Vorstellung von Gerechtigkeit diametral entgegen stehen. Was ich ablehne ist das Konstrukt Himmel<--->Hölle. Denn das würde die Menschen in nur zwei Gruppen teilen. Und das wäre alles andere als gerecht. Aber selbstredend wird Fehlverhalten seine Konsequenzen haben. Mir hat vor fast drei Jahrzehnten mein damaliger Religionslehrer mal sein Bild des Jenseits erläutert. Er ging von einer Art Kugel aus mit Gott im Zentrum. Und die "Guten" bekommen einen Platz nahe am Zentrum als Belohnung. Die "Bösen" hingegen kommen weit weg an den Rand der Kugel. Das ist jetzt zwar nicht unbedingt mein Bild, zeigt aber vielleicht was ich meine.
Ob es einen großen Unterschied macht, ob man an Gott glaubt oder nicht? Eher nicht. Ich halte das Verhalten des Einzelnen für wichtig. Ein Atheist der "anständig" lebt, ist nicht besser oder schlechter als der Gläubige, der genau so lebt. Es ist für den Einzelnen ein Unterschied. Wie er sich dabei fühlt.
Und der Glaube an das "Danach" ist natürlich elementar. Das zieht sich ja absolut durch die Menschheitsgeschichte. Nicht umsonst ist der Totenkult etwas, was den Menschen vom Tier unterschiedet.
Zitat repariert - astarte
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Mo. over and out
Anmeldungsdatum: 30.11.2007 Beiträge: 12690
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(#994540) Verfasst am: 05.05.2008, 12:49 Titel: |
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Auf meinem "Weg zum Unglauben" kam ich auch irgendwann zu dem Schluss, dass es Gott nicht interessiert ob man an ihn glaubt, sondern nur, wie man lebt. Wenn aber Gott nicht ins Weltgeschehen eingreift und ihn der Glaube der Menschen nicht interessiert, erst recht nicht religiöse Regeln, dann hat man schon einen ziemlich eigenschaftslosen, "untätigen" Gott.
Was ist das für eine jenseitige Gerechtigkeit (ohne Hölle o.ä.)? Ich kann mir da grad gar nichts drunter vorstellen.
Ups, zu spät, Frage schon beantwortet.
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Mo. over and out
Anmeldungsdatum: 30.11.2007 Beiträge: 12690
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(#994544) Verfasst am: 05.05.2008, 12:55 Titel: |
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Das erinnert mich aber daran, dass ich auch nie die Vorstellung einer Hölle hatte. Man lehrte mich nicht die Hölle, sondern die Gottferne. Die "Strafe" bestünde darin, dass man auf ewig entfernt von Gott wäre, sich aber ewig nach dessen Nähe sehnen würde.
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astarte Foren-Admin

Anmeldungsdatum: 13.11.2006 Beiträge: 46545
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(#994546) Verfasst am: 05.05.2008, 12:57 Titel: |
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Paul Lasker hat folgendes geschrieben: |
Zitat: | Kommt mir alles sehr bekannt vor. |
Woher? |
Da war ich auch mal.
Paul Lasker hat folgendes geschrieben: | Ich glaube hier muß ich erst noch mal konkretisieren, was ich mit der Negation der Hölle meinte. Ich meinte damit nicht, daß es nur noch das Jenseits gibt, welches für alle gleich ist. Im Gegenteil, dies würde ja der Vorstellung von Gerechtigkeit diametral entgegen stehen. Was ich ablehne ist das Konstrukt Himmel<--->Hölle. Denn das würde die Menschen in nur zwei Gruppen teilen. Und das wäre alles andere als gerecht. Aber selbstredend wird Fehlverhalten seine Konsequenzen haben. Mir hat vor fast drei Jahrzehnten mein damaliger Religionslehrer mal sein Bild des Jenseits erläutert. Er ging von einer Art Kugel aus mit Gott im Zentrum. Und die "Guten" bekommen einen Platz nahe am Zentrum als Belohnung. Die "Bösen" hingegen kommen weit weg an den Rand der Kugel. Das ist jetzt zwar nicht unbedingt mein Bild, zeigt aber vielleicht was ich meine.
Ob es einen großen Unterschied macht, ob man an Gott glaubt oder nicht? Eher nicht. Ich halte das Verhalten des Einzelnen für wichtig. Ein Atheist der "anständig" lebt, ist nicht besser oder schlechter als der Gläubige, der genau so lebt. Es ist für den Einzelnen ein Unterschied. Wie er sich dabei fühlt.
Und der Glaube an das "Danach" ist natürlich elementar. Das zieht sich ja absolut durch die Menschheitsgeschichte. Nicht umsonst ist der Totenkult etwas, was den Menschen vom Tier unterschiedet. |
Naja, da bastelt sich der Nicht-mehr-so-an-offizielle-Auslegungen-Gläubige halt, was ihm gefällt. Die Frage ist aber, ob es nur eine Hoffnung ist, an die man sich klammert, also ein Trostpflästerchen, weil man nicht ertragen kann, dass da nichts mehr kommt. Was macht dich denn glauben, dass es ein Jenseits gibt? Wo ist der Sitz deines Selbst, das überlebt? Wie kann deine Persönlichkeit sein, ohne die Struktur, in der alles gespeichert ist, vernetzt, verglichen, bewertet usw? Das Gehirn nämlich?
_________________ Tja
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Paul Lasker Schachspieler
Anmeldungsdatum: 27.04.2008 Beiträge: 64
Wohnort: Berlin
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(#994706) Verfasst am: 05.05.2008, 19:16 Titel: |
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astarte hat folgendes geschrieben: | Naja, da bastelt sich der Nicht-mehr-so-an-offizielle-Auslegungen-Gläubige halt, was ihm gefällt. |
Ist es nicht besser selber zu "basteln" als es andere tun zu lassen? Warum soll ich mir irgendwas von einem Pfarrer, Imam oder Guru basteln lassen?
Zitat: | Die Frage ist aber, ob es nur eine Hoffnung ist, an die man sich klammert, also ein Trostpflästerchen, weil man nicht ertragen kann, dass da nichts mehr kommt. Was macht dich denn glauben, dass es ein Jenseits gibt? Wo ist der Sitz deines Selbst, das überlebt? Wie kann deine Persönlichkeit sein, ohne die Struktur, in der alles gespeichert ist, vernetzt, verglichen, bewertet usw? Das Gehirn nämlich? |
Da kommt man zu der Frage, wie etwas immaterielles existieren kann. Klare Antwort: Ich weiß es nicht. Aber das muß ich ja auch nicht. Es gibt viele wesentlich intelligentere Menschen als ich, welche sich in der Vergangenheit darüber Gedanken gemacht haben. Und offensichtlich auch nicht so richtig weit gekommen sind. Ich werde es ja erleben. Vielleicht.
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AXO nach unbekannt auf unbestimmte Zeit verzogen
Anmeldungsdatum: 05.02.2007 Beiträge: 10129
Wohnort: Thüringen
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(#994798) Verfasst am: 05.05.2008, 21:55 Titel: Re: Zweifelhaft |
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Nergal hat folgendes geschrieben: |
Wie war das bei euch, falls ihr gläubig wart, wie habt ihr darüber gedacht? |
Ich war nie gläubig - aber als ich die "Chance" verstreichen lassen hab es zu werden war mir auch gleichzeitig
bewußt, dasses in den verschiedenen Religionen - pauschal betrachtet - kaum Unterschiede gibt.
Von daher isses m.E. letztlich die Entscheidung ob man überhaupt was zum Festhalten benötigt oder nicht.
Ich hab mich dafür entschieden mich weiter wie bisher an mir selbst festzuhalten,
würde aber wenn ich "müßte" Budhismus wählen bzw. Zen (wobei ich letzeres eigentlich kaum noch als
Relgion sehe) Budhismus basiert nicht auf Unterwerfung bzw. Zen auf Unterwerfung unter sich selbst.
Und wenn ich manchmal meine, das mein Lebensstil meinem Leben nicht zuträglich ist, dann versuche
ich schon dann und wann die Zen-Konsequenz recht radikal anzuwenden. Is aber m.E. nur ne Stütze
man selbst zu bleiben (bzw. - für viele - eventuell zu werden).
round about seh ich also keine Religion die hilft anständig durchs Leben zu kommen als falsch an.
A-Religöse denen nichts besseres einfällt als unständig ihr Leben verstreichen zu lassen sind mir da sehr viel unsympatischer.
Kurz - so mancher scheint auch heute noch nen Gott zu benötigen vor dem er ausreichend Respekt hat,
weil er ihn vor sich selbst nicht haben kann
(ob vielleicht deshalb mal wer Götter und Religionen erfunden hat? Weil die Menschen vor sich selbst so wenig Respekt zu haben in der Lage sind?)
_________________ Augen auf dann kann nichts passieren
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tillich (epigonal) hat Spaß
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 22286
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(#994805) Verfasst am: 05.05.2008, 22:06 Titel: |
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Paul Lasker hat folgendes geschrieben: | Ob ich 100% richtig liege? Sehr unwahrscheinlich. Ich bin aber überzeugt, daß niemand 100% richtig liegt. Aber ist das wichtig oder gar notwendig? Ich persönlich habe ein Weltbild welches auf dem Christentum basiert. Da es aber in Teilen selbstgestrickt ist kann ich nicht davon ausgehen völlig richtig zu liegen. Und nach meinem Gottesbild ist das auch nicht notwendig.
Wer blind glaubt, was ihm irgendjemand erzählt, hat es sowieso nicht verstanden. Jeder muß sich schon selbst seine Gedanken machen. Viele tun das nicht. Das ist bedauerlich und führt dann zu so einem Ausfluß wie Kreationismus. |
Das kann ich im Wesentlichen so unterschreiben.
Wenn ich an die Ausgangsfrage eine verwandte Frage anschließen darf, die mir da kommt:
Die meisten Anwesenden scheinen sich ja mit ihrer derzeitigen - atheistischen - Weltanschauung ziemlich sicher zu sein, richtig zu liegen; zumindest wurde ja noch gar nicht angesprochen, dass man auch eine reziproke Frage stellen könnte.
Deswegen: Ist diese Sicherheit, die ich wahrzunehmen meine, da, und woher kommt sie?
_________________ "YOU HAVE TO START OUT LEARNING TO BELIEVE THE LITTLE LIES." -- "So we can believe the big ones?" -- "YES."
(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
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durial gesperrt
Anmeldungsdatum: 16.12.2006 Beiträge: 1211
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(#994817) Verfasst am: 05.05.2008, 22:23 Titel: |
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Ich war besessen von der Suche nach DER EINEN WAHRHEIT, sah diese aber in den verschiedenen Religionen in lediglich verschiedener Form verkörpert, tendierte manchmal aber tatsächlich dazu, eine bestimmte Religion als die EINE anzusehen, dann wieder sah ich den Okkultismus als DAS Destilat schlechthin an usw.
Was mich als allererstes von Religion überhaupt abrücken ließ, waren aber eben diese "Schafherden", mit denen ich bei jeder sich bietenden Gelegenheit in Konflikt geriet, bis mir dann eben aufging: Diese Schafherdenmentalität, das IST Religion.
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rk72 gesperrt
Anmeldungsdatum: 09.04.2008 Beiträge: 2462
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(#994829) Verfasst am: 05.05.2008, 22:35 Titel: Re: Zweifelhaft |
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Nergal hat folgendes geschrieben: | Als ich noch religiös war |
Ich glaube nicht, daß du je religös warst, denn
Zitat: | wieso sollte ausgerechnet ich der jenigen Sekte angehören die den Volltreffer gelandet hat |
Wenn du religös gewesen wärst, dann hättest du dich nicht gefragt wieso du einer Sekte angehörst.
durial hat folgendes geschrieben: | Ich war besessen von der Suche nach DER EINEN WAHRHEIT, sah diese aber in den verschiedenen Religionen in lediglich verschiedener Form verkörpert, tendierte manchmal aber tatsächlich dazu, eine bestimmte Religion als die EINE anzusehen, dann wieder sah ich den Okkultismus als DAS Destilat schlechthin an usw. |
Das heißt wahrscheinlich, daß Atheismus für dich auch nur eine Phase auf der Suche nach der einen Wahrheit ist. Früher oder Später wirst du wahrscheinlich wieder deine Weltanschauung ändern.
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Nergal dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 11433
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(#994833) Verfasst am: 05.05.2008, 22:40 Titel: |
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Zitat: | Wenn du religös gewesen wärst, dann hättest du dich nicht gefragt wieso du einer Sekte angehörst. |
Das würde ich heute so ausdrücken, nicht damals!
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