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sünnerklaas Mietzekatzenkater - treibt den Kessel
Anmeldungsdatum: 30.09.2006 Beiträge: 11051
Wohnort: Da, wo noch Ruhe ist
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(#994500) Verfasst am: 05.05.2008, 11:25 Titel: Lustiges bayerisches Kasperletheater |
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In Bayern herrscht Weltuntergangsstimmung, denn der CSU drohen bei der anstehenden Landtagswahl nicht nur erdrutschartige Verluste - nein, es droht eine historische Wahlniederlage: der Verlust derabsoluten Mehrheit. Allein deshalb findet das lustige bayerische Kasperletheater seine Fortsetzung. Die Personen: Erwin Huber gibt den Kasperle, Günter Beckstein den Seppel und Horst Seehofer die Gute Oma, und der Wähler gibt den König, der am Ende der Geschichte den Protagonisten des Stücks die goldene Ananas oder die beleidigte Leberwurst überreicht.
Doch schauen wir nach Bayern: Nach dem Transrapid-Deseaster, dem unfreiwilligen Abgang von Stoiber Ede (er baut inzwischen bergmännisch Bürokratie in Brüssel, ab), der Stümperei beim Rauchverbot, für das niemand mehr verantwortlich sein will, den Milliardenverlusten bei der Bayern-LB, von denen der Finanzminister angeblich nichts gewusst hat, dem Theater bei der Findung eines neuen Parteivorsitzenden, diversen Schlammschlachten über Dinge, die nun wirklich egal sind und politisch keine Rolle spielen hat man es jetzt endlich geschafft, in Bayern die Leute ordentlich so gegen sich aufzubringen, dass viele ganz einfach die Nase von der CSU voll zu haben scheinen.
Angesichts dieser Entwicklung ist ganz offensichtlich in der Spitze der CSU Panik ausgebrochen. Natürlich kann man nicht für Mindestlöhne sein, von denen Menschen leben können, würde dies doch insbesondere die Klientel, die wirtschafts (neo-)liberal tickt, gesellschaftlich aber äußerst konservativ denkt und handelt, verprellen. Auf diesen Zug kann man nicht aufspringen, würde man da doch intern in den Geruch des Linksradikalismus geraten.
Zudem ist es schwierig geworden, die Stammtische in den Wirtshäusern zu erreichen, denn diese Leute sitzen jetzt zu Hause oder in flugs zu Raucherclubs umetikettierten ehemaligen Gaststätten und sind nicht mehr gut auf die CSU zu sprechen. Die Landwirte erreicht man auch nicht mehr, fragen die sich doch, wie extrem steigende Lebensmittelpreise zustande kommen, wird ihnen doch für ihre Produkte immer weniger von den Abnehmern gezahlt, da bei denen inzwischen das Big-Zocker-Business Einzug gehalten hat. Über den Pfarrer geht's am Wahlsonntag auch nicht mehr, denn der hütet sich inzwischen, irgendwelche Wahlempfehlungen abzugeben. Kurz: es macht sich absolute Ratlosigkeit breit.
Aus diesem Grunde hat man nun in München die Notbremse gezogen und mal ein so richtig gutes Wahlversprechen abgegeben: man will kleine und mittlere Einkommen steuerlich massiv entlasten. Dumm nur, dass der Finanzspezialist Erwin Huber da die Rechnung ohne den Wirt - und ganz besonders mit den Koalitionspartnern in Berlin - gemacht hat. Sowohl mit der SPD, als auch mit der Schwesterpartei CDU ist so etwas nicht zu machen, weil eine solche Steuerentlastung nicht gegenzufinanzieren ist und vermutlich auch den bayerischen Landesh Hushalt extrem überstrapazieren würde, musste man doch erst unlängst Milliarden in irgendwelche Bankinstitute pumpen, die auf Grund von verantwortungsloser Zockerei mit faulen amerikanischen Hypothekenkrediten nicht nur in eine dramatische Schieflage gerieten, sondern fast vor dem Ruin standen. Dass man zudem in den vergangenen Jahren massivst von oben nacht unten verteilt hat und bei hohen Einkommen massive Steuererleichterungen durchgedrückt hat, wird unter den Teppich gekehrt.
Nun stehen der Parteivorsitzende Huber und der bayerische Ministerpräsident Beckstein vor riesengroßen Problemen. Gerne würden sie ja alles auf den Stoiber Edmund abwälzen - der kann von nix mehr zurücktreten und würde eigentlich einen fabelhaften Sündenbock hergeben - bestes Kasperletheater also. Gäbe es da nicht ein kleines Problem: Beide waren Mitglieder im Kabinett Stoiber und sind für einen guten Teil der Dinge, die jetzt so völlig in die Hose gegangen sind, mit verantwortlich. Und dann gibt es da noch jemanden, der sich inzwischen richtig ins Fäustchen lacht: der gute Horst Seehofer, den man mit Müh und Not aus Bayern ferngehalten hat und der sich wohl gute Chancen ausrechnen kann, nach den zu erwartenden erdrutschartigen Verlusten der CSU bei der kommenden Landtagswahl als Ministerpräsident und Parteivorsitzender in München zu sitzen. Dass die Posten von Huber und Beckstein im Falle eines Wahlergebnisses von 50% minus x zur Disposition stehen, ist jetzt bereits zu erkennen. Und die Messer werden hinter den Kulissen mit Sicherheit schon gewetzt.
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Tassilo Deaktiviert
Anmeldungsdatum: 17.05.2004 Beiträge: 7361
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(#994513) Verfasst am: 05.05.2008, 11:50 Titel: Re: Lustiges bayerisches Kasperletheater |
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sünnerklaas hat folgendes geschrieben: | In Bayern herrscht Weltuntergangsstimmung, denn der CSU drohen bei der anstehenden Landtagswahl nicht nur erdrutschartige Verluste - nein, es droht eine historische Wahlniederlage: der Verlust derabsoluten Mehrheit. |
Historisch ist das aber nicht. Es ist nur schon lange her.
z.B:
1950: CSU 27,4 % SPD 28,0 % BP 17,9 %
1966: CSU 48,1 % SPD 35,8 %
Seit 1970 erhielt die CSU bei jeder Wahl mehr als 50 % der Stimmen.
Alle Wahlergebnisse finden sich hier.
http://www.bayern.landtag.de/pdf_internet/Gesamtwahl2003.pdf
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sünnerklaas Mietzekatzenkater - treibt den Kessel
Anmeldungsdatum: 30.09.2006 Beiträge: 11051
Wohnort: Da, wo noch Ruhe ist
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(#994548) Verfasst am: 05.05.2008, 13:01 Titel: Re: Lustiges bayerisches Kasperletheater |
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...das ist aber alles immerhin fast 40 Jahre - also ein gutes halbes Jahrhundert her, als die CSU noch einen Koalitionspartner brauchte...
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Tassilo Deaktiviert
Anmeldungsdatum: 17.05.2004 Beiträge: 7361
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(#994555) Verfasst am: 05.05.2008, 13:10 Titel: Re: Lustiges bayerisches Kasperletheater |
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sünnerklaas hat folgendes geschrieben: | ...das ist aber alles immerhin fast 40 Jahre - also ein gutes halbes Jahrhundert her |
Mathe ist wohl nicht Deine Stärke.
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27os auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 08.01.2008 Beiträge: 374
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(#994574) Verfasst am: 05.05.2008, 14:21 Titel: Re: Lustiges bayerisches Kasperletheater |
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sünnerklaas hat folgendes geschrieben: | In Bayern herrscht Weltuntergangsstimmung, denn der CSU drohen bei der anstehenden Landtagswahl nicht nur erdrutschartige Verluste - nein, es droht eine historische Wahlniederlage: der Verlust derabsoluten Mehrheit. Allein deshalb findet das lustige bayerische Kasperletheater seine Fortsetzung. Die Personen: Erwin Huber gibt den Kasperle, Günter Beckstein den Seppel und Horst Seehofer die Gute Oma, und der Wähler gibt den König, der am Ende der Geschichte den Protagonisten des Stücks die goldene Ananas oder die beleidigte Leberwurst überreicht.
Doch schauen wir nach Bayern: Nach dem Transrapid-Deseaster, dem unfreiwilligen Abgang von Stoiber Ede (er baut inzwischen bergmännisch Bürokratie in Brüssel, ab), der Stümperei beim Rauchverbot, für das niemand mehr verantwortlich sein will, den Milliardenverlusten bei der Bayern-LB, von denen der Finanzminister angeblich nichts gewusst hat, dem Theater bei der Findung eines neuen Parteivorsitzenden, diversen Schlammschlachten über Dinge, die nun wirklich egal sind und politisch keine Rolle spielen hat man es jetzt endlich geschafft, in Bayern die Leute ordentlich so gegen sich aufzubringen, dass viele ganz einfach die Nase von der CSU voll zu haben scheinen.
Angesichts dieser Entwicklung ist ganz offensichtlich in der Spitze der CSU Panik ausgebrochen. Natürlich kann man nicht für Mindestlöhne sein, von denen Menschen leben können, würde dies doch insbesondere die Klientel, die wirtschafts (neo-)liberal tickt, gesellschaftlich aber äußerst konservativ denkt und handelt, verprellen. Auf diesen Zug kann man nicht aufspringen, würde man da doch intern in den Geruch des Linksradikalismus geraten.
Zudem ist es schwierig geworden, die Stammtische in den Wirtshäusern zu erreichen, denn diese Leute sitzen jetzt zu Hause oder in flugs zu Raucherclubs umetikettierten ehemaligen Gaststätten und sind nicht mehr gut auf die CSU zu sprechen. Die Landwirte erreicht man auch nicht mehr, fragen die sich doch, wie extrem steigende Lebensmittelpreise zustande kommen, wird ihnen doch für ihre Produkte immer weniger von den Abnehmern gezahlt, da bei denen inzwischen das Big-Zocker-Business Einzug gehalten hat. Über den Pfarrer geht's am Wahlsonntag auch nicht mehr, denn der hütet sich inzwischen, irgendwelche Wahlempfehlungen abzugeben. Kurz: es macht sich absolute Ratlosigkeit breit.
Aus diesem Grunde hat man nun in München die Notbremse gezogen und mal ein so richtig gutes Wahlversprechen abgegeben: man will kleine und mittlere Einkommen steuerlich massiv entlasten. Dumm nur, dass der Finanzspezialist Erwin Huber da die Rechnung ohne den Wirt - und ganz besonders mit den Koalitionspartnern in Berlin - gemacht hat. Sowohl mit der SPD, als auch mit der Schwesterpartei CDU ist so etwas nicht zu machen, weil eine solche Steuerentlastung nicht gegenzufinanzieren ist und vermutlich auch den bayerischen Landesh Hushalt extrem überstrapazieren würde, musste man doch erst unlängst Milliarden in irgendwelche Bankinstitute pumpen, die auf Grund von verantwortungsloser Zockerei mit faulen amerikanischen Hypothekenkrediten nicht nur in eine dramatische Schieflage gerieten, sondern fast vor dem Ruin standen. Dass man zudem in den vergangenen Jahren massivst von oben nacht unten verteilt hat und bei hohen Einkommen massive Steuererleichterungen durchgedrückt hat, wird unter den Teppich gekehrt.
Nun stehen der Parteivorsitzende Huber und der bayerische Ministerpräsident Beckstein vor riesengroßen Problemen. Gerne würden sie ja alles auf den Stoiber Edmund abwälzen - der kann von nix mehr zurücktreten und würde eigentlich einen fabelhaften Sündenbock hergeben - bestes Kasperletheater also. Gäbe es da nicht ein kleines Problem: Beide waren Mitglieder im Kabinett Stoiber und sind für einen guten Teil der Dinge, die jetzt so völlig in die Hose gegangen sind, mit verantwortlich. Und dann gibt es da noch jemanden, der sich inzwischen richtig ins Fäustchen lacht: der gute Horst Seehofer, den man mit Müh und Not aus Bayern ferngehalten hat und der sich wohl gute Chancen ausrechnen kann, nach den zu erwartenden erdrutschartigen Verlusten der CSU bei der kommenden Landtagswahl als Ministerpräsident und Parteivorsitzender in München zu sitzen. Dass die Posten von Huber und Beckstein im Falle eines Wahlergebnisses von 50% minus x zur Disposition stehen, ist jetzt bereits zu erkennen. Und die Messer werden hinter den Kulissen mit Sicherheit schon gewetzt. |
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