Spenden = Diskriminierung! oder?
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#1: Spenden = Diskriminierung! oder? Autor: vrolijkeWohnort: Stuttgart BeitragVerfasst am: 06.02.2013, 11:43
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pera hat folgendes geschrieben:

Wichtiger als die Bezeichnung ist, wie wir mit ihnen umgehen, welche EInstellung wir haben.
(Ich kenne einen sehr vermögenden Menschen, der völlig unbekümmert von Negern spricht, gleichwohl aber jährlich einen (für mich) gewaltigen Betrag für diverse Projekte in Afrika spendet, das ist mir allemal lieber als ein wir-sagen-Schwarze-statt-Neger Feigenblatt.)


Der zitierter Beitrag hat mich zu diesem Threadstart angeregt.

Ich denke darüber nach, ob Spenden diskriminierend sind.
Indem ich spende, gehe ich davon aus, dass der "bespendete" auf meine Spende angewiesen ist.

Spenden können kurzfristig helfen, dass Leuten die vorübergehend Pech haben, wieder auf die Beine geholfen wird. (Ausgebrand, Plötzliche Krankheit)

Auch Menschen mit Dauerproblemen kann durch Spenden, die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben ermöglicht werden. (Behinderung, langwierige Krankheiten, psychische Probleme)

Afrika ist volller NPO-Organisationen.

Gehen wir nun davon aus, dass der "Patient" Afrika, kurzfristig auf die Beine geholfen werden sollte?
Ich habe eher den Eindruck, dass davon ausgegangen wird, dass der "Patient" ein Dauerproblem hat. Was durch Dauerspenden eher noch verstärkt wird, anstatt es zu lösen.

Ich finde Spenden diskriminierend; aber sicher bin ich mir nicht.
Vielleicht bekomme ich Klarheit, wenn man diverse Meinungen dazu hört.

#2:  Autor: Fake BeitragVerfasst am: 06.02.2013, 11:49
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Das Wort "Diskriminieren" bedeutet im Grunde nur "unterscheiden".
Ich kann nichts verwerfliches daran erkennen zu unterscheiden, wo in der Sache ein Unterschied ist.

#3:  Autor: Tarvoc BeitragVerfasst am: 06.02.2013, 11:58
    —
Fake hat folgendes geschrieben:
Ich kann nichts verwerfliches daran erkennen zu unterscheiden, wo in der Sache ein Unterschied ist.

Wie immer wenn du mal was Richtiges sagst, ist es auch diesmal wieder eine Tautologie.

#4:  Autor: vrolijkeWohnort: Stuttgart BeitragVerfasst am: 06.02.2013, 12:39
    —
Fake hat folgendes geschrieben:
Das Wort "Diskriminieren" bedeutet im Grunde nur "unterscheiden".
Ich kann nichts verwerfliches daran erkennen zu unterscheiden, wo in der Sache ein Unterschied ist.


Ach.

#5: Re: Spenden = Diskriminierung! oder? Autor: caballitoWohnort: Pet Sematary BeitragVerfasst am: 06.02.2013, 12:40
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vrolijke hat folgendes geschrieben:

Ich denke darüber nach, ob Spenden diskriminierend sind.
Indem ich spende, gehe ich davon aus, dass der "bespendete" auf meine Spende angewiesen ist.

Nicht notwendigerweise. Es kann ja durchaus sein, dass er es tatsächlich ist. Diskriminierend wird deine Spende dann, wenn er es nicht ist. Das kommt auf den Einzelfall an, aber das hast du ja selbst schon aufgedröselt.

vrolijke hat folgendes geschrieben:

Spenden können kurzfristig helfen, dass Leuten die vorübergehend Pech haben, wieder auf die Beine geholfen wird. (Ausgebrand, Plötzliche Krankheit)

Auch Menschen mit Dauerproblemen kann durch Spenden, die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben ermöglicht werden. (Behinderung, langwierige Krankheiten, psychische Probleme)

Wobei man wieder die Frage stellen könnte, ob es nicht bereits ein Problem ist, dass sie mit sowas auf auf Spenden angewiesen sind, aber das ist ein anderes Thema. Der Punkt ist, wer tatsächlich sich selber nicht helfen kann, und in dieser Situation alleingelassen wird, der ist eben wirklich auf deine Spende angewiesen - in dem Fall ist sie dann auch nicht diskriminierend.

vrolijke hat folgendes geschrieben:

Gehen wir nun davon aus, dass der "Patient" Afrika, kurzfristig auf die Beine geholfen werden sollte?
Ich habe eher den Eindruck, dass davon ausgegangen wird, dass der "Patient" ein Dauerproblem hat. Was durch Dauerspenden eher noch verstärkt wird, anstatt es zu lösen.

Hier dagegen haben wir einen Patienten, der eigentlich keiner Spende bedürfte. Weswegen diese Spende in der Tat diskriminierend ist. Aber das Problem dabei ist, wie du ja auch schon selber schreibst, weniger, dass Afrika keine Hilfe braucht, als vielmehr, dass die "Hilfe" die es bekommt, gerade nicht die ist, die es braucht, um kurzfristig wieder auf die Beine zu kommen. Dazu kommt, das das zentrale Problem Afrikas die Korruption ist, und die tatsächlich geleistete Hilfe dieses Problem vielfach nur noch verstärkt. Was nützt die edelste Spende, wenn davon statt Schulen Privatpaläste der Präsidentenfamilie gebaut werden? Andererseits ist für viele kleine Leute, die unter den Verhältnissen leiden, genau das ein Dauerproblem, dem mit Spenden entgegenzuwirken wieder sinnvoll sein kann.

#6:  Autor: Fake BeitragVerfasst am: 06.02.2013, 15:11
    —
vrolijke hat folgendes geschrieben:
Fake hat folgendes geschrieben:
Das Wort "Diskriminieren" bedeutet im Grunde nur "unterscheiden".
Ich kann nichts verwerfliches daran erkennen zu unterscheiden, wo in der Sache ein Unterschied ist.


Ach.

Selber!

#7:  Autor: vrolijkeWohnort: Stuttgart BeitragVerfasst am: 06.02.2013, 15:23
    —
Fake hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
Fake hat folgendes geschrieben:
Das Wort "Diskriminieren" bedeutet im Grunde nur "unterscheiden".
Ich kann nichts verwerfliches daran erkennen zu unterscheiden, wo in der Sache ein Unterschied ist.


Ach.

Selber!


Ich wollte eigentlich nicht um eine Wortbedeutung reden, sondern darüber, dass manche Menschen, ander Menschen als Minderwertig behandeln.

Tust Du nur so, alsob Du das nicht kapierst, oder meinst das wirklich so?

Wenn Du nur so tust, würde ich Dir raten, aufzuhören zu spammen.

Wenn Du das tatsächlich nicht begriffen haben sollte, weiß ich echt nicht, was ich Dir noch raten soll. Schulterzucken

#8:  Autor: Tarvoc BeitragVerfasst am: 06.02.2013, 15:29
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Fake hat folgendes geschrieben:
Selber!

Ach du großer Etymologe! Mal abgesehen davon, dass Etymologie zur Bestimmung und Begründung gegenwärtiger Wortbedeutung nur sehr bedingt taugt, ist damit natürlich noch gar nicht gezeigt, dass diskriminieren tatsächlich von discrimen kommt und nicht zum Beispiel vom bedeutungsmäßig vielfältigeren und zumindest z.T. näher an der heutigen Verwendung liegenden discriminare, das u.A. auch trennen, absondern, aussondern und ausgrenzen bedeuten kann (und zumindest bei den letzten beiden Bedeutungen kommen unwillkürlich genau die Assoziationen auf, die du vermeiden willst). Auch kann das Wort unterscheiden in der erkenntnistheoretischen Verwendung, auf die du in deinem Beitrag weiter oben abzieltest, im Lateinischen besser mit dem Wort discernere als mit discriminare wiedergegeben werden - ein Wort, das sich übrigens im Englischen bis heute im Wort to discern (bedeutungsmäßig praktisch unverändert: erkennen, unterscheiden, wahrnehmen) erhalten hat.

#9: Re: Spenden = Diskriminierung! oder? Autor: HatioraWohnort: Frankfurt BeitragVerfasst am: 06.02.2013, 16:20
    —
caballito hat folgendes geschrieben:

Hier dagegen haben wir einen Patienten, der eigentlich keiner Spende bedürfte. Weswegen diese Spende in der Tat diskriminierend ist. Aber das Problem dabei ist, wie du ja auch schon selber schreibst, weniger, dass Afrika keine Hilfe braucht, als vielmehr, dass die "Hilfe" die es bekommt, gerade nicht die ist, die es braucht, um kurzfristig wieder auf die Beine zu kommen. Dazu kommt, das das zentrale Problem Afrikas die Korruption ist, und die tatsächlich geleistete Hilfe dieses Problem vielfach nur noch verstärkt. Was nützt die edelste Spende, wenn davon statt Schulen Privatpaläste der Präsidentenfamilie gebaut werden? Andererseits ist für viele kleine Leute, die unter den Verhältnissen leiden, genau das ein Dauerproblem, dem mit Spenden entgegenzuwirken wieder sinnvoll sein kann.

*sign

#10:  Autor: AlchemistWohnort: Hamburg BeitragVerfasst am: 06.02.2013, 16:21
    —
vrolijke hat folgendes geschrieben:
Fake hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
Fake hat folgendes geschrieben:
Das Wort "Diskriminieren" bedeutet im Grunde nur "unterscheiden".
Ich kann nichts verwerfliches daran erkennen zu unterscheiden, wo in der Sache ein Unterschied ist.


Ach.

Selber!


Ich wollte eigentlich nicht um eine Wortbedeutung reden, sondern darüber, dass manche Menschen, ander Menschen als Minderwertig behandeln.

Tust Du nur so, alsob Du das nicht kapierst, oder meinst das wirklich so?

Wenn Du nur so tust, würde ich Dir raten, aufzuhören zu spammen.

Wenn Du das tatsächlich nicht begriffen haben sollte, weiß ich echt nicht, was ich Dir noch raten soll. Schulterzucken


Das war auch wirklich zu dämlich, das lateinische Wort zu nehmen.

edit: Ah, hat Tarvoc schon ausführlich geschrieben


Zuletzt bearbeitet von Alchemist am 06.02.2013, 16:22, insgesamt einmal bearbeitet

#11:  Autor: GnazzWohnort: am Wasser BeitragVerfasst am: 06.02.2013, 16:21
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vielleicht sind Spenden nicht diskriminierend, aber sie können kontra produktiv sein.

http://www.zeit.de/2012/14/P-Interview-Shikwati

GG

#12:  Autor: Tarvoc BeitragVerfasst am: 06.02.2013, 17:05
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Für Afrika finde ich Schuldenerlass den besseren Ansatz als Entwicklungshilfe in ihrer heutigen Form. Auch aus den Gründen, die in dem Artikel genannt werden: Dann erst können die Afrikaner selbst ihre eigenen Interessen formulieren, selbst Politik machen und selbst entscheiden, wie sie z.B. mit ihren Rohstoffen umgehen wollen. Ich vermute mal, dass sich sogar Demokratiebewegungen entwickeln können, wenn die Leute merken, dass Politik mehr sein kann als nur die Umsetzung von Forderungen globaler Institutionen. Das heißt natürlich nicht, dass es in Afrika gar nichts gäbe, das man von außen fördern könnte. Projekte zum Bau von Solaranlagen in der Sahara sind z.B. m.E. vielversprechend, obwohl man sich immer genau ansehen muss, wer jeweils mit welchen Absichten dahinter steht.

#13:  Autor: pera BeitragVerfasst am: 06.02.2013, 19:46
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Ganz grob: den Staaten in Afrika Geld in die Hand zu geben ist sinnlos, es kommt nicht dort an wo es ankommen soll. Diese Erkenntnis ist ja nicht so ganz neu. Deshalb ist die Förderung einzelner Projekte mit Beteiligung der Geldgeber das einzige Mittel. Also nicht ein paar Millionen für Wasserversorgung dem Ministerium geben, sondern in den Dörfern Brunnen oder was auch immer bauen.
Wird nicht gern gesehen. Erinnere mich an Haiti, wo den NGO's ständig Steine in den Weg gelegt wurden, weil die "Regierung" der Ansicht war, das Geld sollte man ihr geben.
Spenden finde ich nicht diskriminierend.

#14:  Autor: fwoWohnort: im Speckgürtel BeitragVerfasst am: 06.02.2013, 20:15
    —
pera hat folgendes geschrieben:
Ganz grob: den Staaten in Afrika Geld in die Hand zu geben ist sinnlos, es kommt nicht dort an wo es ankommen soll. Diese Erkenntnis ist ja nicht so ganz neu. Deshalb ist die Förderung einzelner Projekte mit Beteiligung der Geldgeber das einzige Mittel. Also nicht ein paar Millionen für Wasserversorgung dem Ministerium geben, sondern in den Dörfern Brunnen oder was auch immer bauen....

Aber auch dabei ist Zurückhaltung geboten, sosehr man auch gewillt ist, sein Gewissen zu erleichtern. Sehr häufig greift man da in Systeme ein, ohne sie vorher verstanden zu haben. Das fällt mir gerade bei deinem Beispiel ein: Die Verwüstung Afrikas am Rande des Sahel wurde durch brunnenbohrende Entwicklungshelfer beschleunigt.
Im Moment sind wir dabei, durch subventionierte Waren in Afrika lokale Wirtschaftssysteme zu zerstören usw..

Das ist keine Absage an die Entwicklungshilfe, die sowieso von den meisten Ministern bisher als Möglichkeit genutzt wurde, deutsche Industrie zu subventionieren, das ist nur der Rat zu etwas weniger Enthusiasmus und etwas mehr Vorsicht.

fwo

#15:  Autor: fwoWohnort: im Speckgürtel BeitragVerfasst am: 06.02.2013, 20:20
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Tarvoc hat folgendes geschrieben:
.... Projekte zum Bau von Solaranlagen in der Sahara sind z.B. m.E. vielversprechend, obwohl man sich immer genau ansehen muss, wer jeweils mit welchen Absichten dahinter steht.

Auch ein gern gebrachtes Beispiel. Aber, wenn ich nicht gerade eine neue Entwicklung verpennt habe, dann haben unsere Solarmodule bei den dort in der Sonne herrschenden Temperaturen einen miesen Wirkungsgrad - die Leistungsfähigkeit dieser Teile ist damit leider nicht proportional zur verfügbaren Lichtmenge.

fwo

#16:  Autor: MisterfritzWohnort: badisch sibirien BeitragVerfasst am: 06.02.2013, 20:40
    —
fwo hat folgendes geschrieben:
pera hat folgendes geschrieben:
Ganz grob: den Staaten in Afrika Geld in die Hand zu geben ist sinnlos, es kommt nicht dort an wo es ankommen soll. Diese Erkenntnis ist ja nicht so ganz neu. Deshalb ist die Förderung einzelner Projekte mit Beteiligung der Geldgeber das einzige Mittel. Also nicht ein paar Millionen für Wasserversorgung dem Ministerium geben, sondern in den Dörfern Brunnen oder was auch immer bauen....

Aber auch dabei ist Zurückhaltung geboten, sosehr man auch gewillt ist, sein Gewissen zu erleichtern. Sehr häufig greift man da in Systeme ein, ohne sie vorher verstanden zu haben. Das fällt mir gerade bei deinem Beispiel ein: Die Verwüstung Afrikas am Rande des Sahel wurde durch brunnenbohrende Entwicklungshelfer beschleunigt.
Im Moment sind wir dabei, durch subventionierte Waren in Afrika lokale Wirtschaftssysteme zu zerstören usw..

Das ist keine Absage an die Entwicklungshilfe, die sowieso von den meisten Ministern bisher als Möglichkeit genutzt wurde, deutsche Industrie zu subventionieren, das ist nur der Rat zu etwas weniger Enthusiasmus und etwas mehr Vorsicht.

fwo

genaugenommen ist auch nahrungsmittelhilfe ein fehler, denn - neben dem verkauf von nahrungsmittelüberschuss an UN und so - produziert man weitere armut.

#17:  Autor: LandeiWohnort: Sandersdorf-Brehna BeitragVerfasst am: 10.02.2013, 20:37
    —
Spenden sind in vielen Fällen kontraproduktiv, manchmal sogar katastrophal: http://www.youtube.com/watch?v=djXkFedpTrE

Ich denke, Hilfe ist nur dann langfristig erfolgreich, wenn sie auf "Augenhöhe" erfolgt. Ich spende deshalb normalerweise nicht, sondern vergebe stattdessen lieber Mikrokredite.

Ich weiß, dass das auch ein kompliziertes Thema ist, bei dem es auch Risiken gibt, deshalb habe ich damit lange gezögert. Insbesondere gab es lange keine Organisation, die meinen Vorstellungen entsprach. Z.B. gibt es einige Punkte, die mich beim recht bekannten Kiva gestört haben, etwa die Kreditbedingungen und der hohe Druck auf säumige Kreditnehmer.

Inzwischen habe ich ein wenig bei Zidisha investiert, die lange nicht perfekt sind, aber meiner Meinung nach eines der besten Konzepte haben, u.a. mit selbst ausgehandelten Zinsen. Heute habe ich gesehen, dass die allererste Rate einer Kreditnehmerin eingegangen ist, und wenn das weiter gut läuft, werde ich dort langsam aufstocken. Was mir besonders gefällt ist, dass die Kreditnehmer dort wirklich als Unternehmer gesehen werden und entsprechenden Freiraum haben. Verbesserungsbedürftig empfinde ich das Feedback, vor allem bei Zahlungsausfällen.

So überzeugt ich bin, dass Mikrokredite prinzipiell ein besserer Weg als Spenden sind, so deutlich möchte ich auf die Risiken hinweisen (wobei ich den Trend positiv einschätze). Wer sowas selbst probieren will, sollte sich vorher gründlich damit beschäftigen, und aus den Fehlern anderer lernen, bevor es unangenehme Überraschungen gibt.



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