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Die Personalie Erika Steinbach...
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Religionskritik-Wiesbaden
homo est creator Dei



Anmeldungsdatum: 04.11.2008
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Beitrag(#1432141) Verfasst am: 15.02.2010, 14:59    Titel: Historiker Hans-Ulrich Wehler im Kölner Stadtanzeiger zu Steinbach Antworten mit Zitat

Der Historiker Hans-Ulrich Wehler zum Rücktritt von Erika Steinbach

Quelle: Kölner Stadtanzeiger vom 11.02.2010, Interview von Michael Hesse

Das ist eine Kapitulation vor Steinbach


Zitat:
Köln - Herr Wehler, ist die Entscheidung gut für den politischen Streit, aber schlecht für die Sache?

HANS-ULRICH WEHLER: Es ist kein Kompromiss, sondern eine Kapitulation vor Frau Steinbach und den Vertriebenenfunktionären. Frau Steinbach ist zwar nun nicht mehr in dem Gremium, insofern kann dies Guido Westerwelle als einen Erfolg rühmen. Dafür wurde die Anzahl der Vertreter der Vertriebenenverbände erhöht und zudem auf etwas sehr Wichtiges verzichtet, nämlich dass die Bundesregierung sofort ein Veto gegen Personen einlegen kann, die sie nicht in dem Gremium wünscht.

Warum ist das so wichtig?

WEHLER: Es ist deshalb wichtig, weil sich im Kreis der Vertriebenenverbände traditioneller Weise oft umstrittene Persönlichkeiten bewegen. Man kann es daran ablesen, dass Frau Steinbach es nicht fertig gebracht hat, ein Forschungsprojekt zu unterstützen, das die Führungsgruppe der Vertriebenenverbände untersuchen sollte. Man hätte dabei davon ausgehen müssen, dass etwa zwei Drittel der führenden Vertriebenenfunktionäre sich im sogenannten Dritten Reich prominent exponiert hatten. Nach 1945 sind sie in den Vertriebenen-Verbänden in Spitzenpositionen gerückt, weil sie zum Teil in den 20er und 30er Jahren in den radikalen politischen Verbänden oder der NSDAP eine Rolle gespielt haben.

Eine Aufarbeitung wäre wichtig?

WEHLER: Es wäre als ein Akt der Selbstreinigung unbedingt nötig gewesen. Das Münchner Institut für Zeitgeschichte hätte mit einem hohen Maß an Objektivität diese Aufgabe übernehmen können. Das hätte die Bundesregierung als Bedingung stellen sollen.

Warum sorgt die Stiftung für solche Aufregung?

WEHLER: Es geht darum, dass die Massenvertreibung von etwa 14 Millionen Deutschen oder Deutsch sprechenden aus Ostdeutschland oder Osteuropa ein beispielloser Vorgang im Gefolge eines großen Krieges gewesen ist. Die Bundesrepublik war außerordentlich klug, dass sie diese offene Wunde der Vertreibung nicht berührt hat. Dann wäre nämlich etwas entstanden wie ein Opferkult. In diesem Sinne wurde die Täterrolle der Deutschen diskutiert und nicht diejenige, in der Deutsche Opfer des Krieges gewesen sind. In dem Augenblick, in dem man ein Vertriebenenzentrum einrichtet, rückt diese Frage des Opferkults unweigerlich in den Vordergrund.

Wie groß werden die Aufgaben für das Gremium sein?

WEHLER: Auf das Leitungsgremium warten schwierige Entscheidungen der konzeptionellen Ausgestaltung. Man kann erstens die Vertreibung der Deutschen ganz in den Mittelpunkt stellen, wie es die Vertriebenenverbände wollen. Dann ist man allerdings auch gezwungen, den nationalsozialistischen Anteil, nämlich die barbarischen Bevölkerungsverschiebungen, die erst den Gegenschlag der deutschen Vertreibungen ausgelöst haben, ausführlich mitzubehandeln. Als Historiker würde man indes den zweiten Gesichtspunkt unterstützen, nämlich dass Vertreibungen ein internationales Phänomen des 20. Jahrhunderts sind. Das freilich würde das Schicksal der deutschen Vertriebenen relativieren.

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Nikolaus
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Anmeldungsdatum: 04.12.2009
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Beitrag(#1432189) Verfasst am: 15.02.2010, 16:22    Titel: Re: Historiker Hans-Ulrich Wehler im Kölner Stadtanzeiger zu Steinbach Antworten mit Zitat

Religionskritik-Wiesbaden hat folgendes geschrieben:
Das ist eine Kapitulation vor Steinbach


Ist diese Frau und sind die Vertriebenenfunktionäre wirklich so mächtig und einflussreich, dass die Regierung vor ihnen kapitulieren muss? Es ist zumindest auffällig, dass diese Frau Mitglied der gleichen Glaubensgemeinschaft ist wie manche Verlagsgröße in Deutschland: Springer, Bauer. Die kennen auch höhere Ziele, als die Steigerung des Ertragswinkels. Aber es geht immer um Macht und Einfluss. In dem Fall für ihre Kirche.

Lutherisch-Berlin

Zitat:
Lutherische Kirchengemeinden um 1926

Da sich die weitaus meisten und auch größten Gemeinde der Altlutheraner jenseits der Oder/Neiße befanden, finden sich nach dem 2. Weltkrieg dort nur noch wenige Spuren der Altlutheraner. Manche Kirche, mancher Friedhof oder manches Pfarrhaus sind aber stehen geblieben. Heute feiern Christen anderer Konfessionen in den lutherischen Kirchen ihre Gottesdienste. Die Evangelisch-Lutherische (altlutherische) Kirche im Westen hat sich 1972 mit anderen lutherischen Bekenntniskirchen zur Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche zusammengeschlossen.

Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Preußen gliederte sich 1926 in 8 Diözesen. Die polnischen bzw. russischen Namen werden zu gegebener Zeit weiter ergänzt, sofern sich die Orte in Polen oder Russland befinden.


"Werden zu gegebener Zeit weiter ergänzt." Und wer sind denn die "Christen anderer Konfessionen", die da feiern? Katholiken.

http://www.polen-news.de/puw/puw78-09.html
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Religionskritik-Wiesbaden
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Anmeldungsdatum: 04.11.2008
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Beitrag(#1432258) Verfasst am: 15.02.2010, 17:40    Titel: Antworten mit Zitat

@Nikolaus
Daumen hoch!
Supper, themenbezogene Links außerhalb der Wikipedia werden leider immer seltener.

Kristina Schröder (ehedem Köhler) ist auch Mitglied bei dem Sondereinsatzkommando der Protestanten SELK und sieh tritt auch gemeinsam mit der E. Steinbach auf Veranstaltungen vor Vertriebenen auf.


rika Steinbach spricht zu Vertriebenenverband Wiesbadens // Kristina Köhler und CDU-Wiesbaden luden Vertriebene zur Diskussion ein


in einem meiner vorherigen Beiträge unter diesem Topic habe ich dazu ausführlicher berichtet.

http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?p=1413311#1413311

Steinbach verließ im Übrigen die Landeskirche Hessen-Nassau 2003, weil diese unter anderem auch sich liberal zu Homoehen gibt. Die SELK sieht ihr Verhältnis zu Homoehen anders.
Ein paar Jahre später macht sich Stimmung gegen die nationalistische Kaczka-Regierung in Polen, damals regierten PIS und die nationalistische und teilweise rechtsextremististische Liga Polski Rodzin (polnische Familienpartei), da aus den Reihen der Regierung massiv gegen Homosexuelle gehetzt wurde. Für Steinbach ging es dabei nicht um die Rechte der Homosexuellen, sondern war es war einzig ein Mittel, um etwas gegen Polen zu unternehmen.

Ich selbst war bis vor einem 1/2 Jahr davon überzeugt, dass die Steinbach und ihr Verband nur noch einen geringen Einfluss auf die Politik haben. Da habe ich mich leider sehr getäuscht. Traurig

Weiterhin viel Erfolg beim Nachspüren zur SELK
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grass_thierse_kasparek
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Beitrag(#1435621) Verfasst am: 22.02.2010, 19:00    Titel: Sollte jeder für sich selbst entscheiden Antworten mit Zitat

Noseman hat folgendes geschrieben:

Bei mir war es ja im Endeffekt auch so. Und ohne Vertreibung wäre mein Vater ja auch nicht ins später reiche Westdeutschland gekommen, hätte nicht so gut verdient und würde heute keine gute Rente bekommen. Er ist bestimmt ganz froh drüber Lachen


Naja, bevor z.B. Pommern an Polen ging, war der Landstrich ziemlich wohlhabend. Und damit meine ich nicht nur die Junker. Natürlich waren die Polen selber Spielball der Mächtigen und wären vermutlich ebenfalls lieber in ihrer angestammten Heimat weiter östlich geblieben.

Ich finde, man sollte es jedem selber überlassen, ob er friedlich der alten Heimat seiner Familie nachtrauert. Ohne Revanchismus - der wäre in der Tat nicht zeitgemäß. Einfach aus Respekt den Altvorderen gegenüber.
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Religionskritik-Wiesbaden
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Beitrag(#1436294) Verfasst am: 23.02.2010, 22:12    Titel: Mythos vom guten Junker Antworten mit Zitat

grass_thierse_kasparek hat folgendes geschrieben:
Noseman hat folgendes geschrieben:

Bei mir war es ja im Endeffekt auch so. Und ohne Vertreibung wäre mein Vater ja auch nicht ins später reiche Westdeutschland gekommen, hätte nicht so gut verdient und würde heute keine gute Rente bekommen. Er ist bestimmt ganz froh drüber Lachen


Naja, bevor z.B. Pommern an Polen ging, war der Landstrich ziemlich wohlhabend. Und damit meine ich nicht nur die Junker. Natürlich waren die Polen selber Spielball der Mächtigen und wären vermutlich ebenfalls lieber in ihrer angestammten Heimat weiter östlich geblieben.
(hervorgehoben durch mich)

Die ostelbischen Junker und auch der Landstrich Pommern waren ziemlich heruntergewirtschaftet, und zwar schon vor dem 1 WK oder dem späteren polnischen Korridor nach dem Versailler Frieden.

Kann man u.a. auch bei Max Weber nachlesen.

Entwickelungstendenzen in der Lage der ostelbischen Landarbeiter


Später mussten die ostelbischen Junker mit Hilfe des Osthilfeprogramms während der Weimarer Republik gepeppelt werden. Gedankt haben diese ihr von der Republik subventioniertes Leben durch stete Republikfeindlichkeit und strammen wählen der antisemitischen DNVP.

Hier was literarisches von Joseph Roth, aus dem berühmten, ja leider schon fast prophetischen Spinnennetz von 1923:
Quelle: Projekt Gutenberg

Kapitel 9

Zitat:
Theodor bereitete die Befreiung eines Untersuchungsgefangenen vor. Er fuhr nach Leipzig. Einer der Aufseher war Wachtmeister in Theodors Kompanie gewesen. Ihn wollte er für die Organisation gewinnen. Er teilte nach München gute Fortschritte mit. Und erhielt den Besuch eines Mannes mit dem schriftlichen Befehl, heute noch, spätestens morgen, auf das Gut Lukscha in Pommern mit fünfzig Männern abzureisen.


und nun aus Kapitel 10, zum Freiherr:

Zitat:
Einmal kam der Freiherr aufs Feld. Er war gut gelaunt. Er lud den Untersuchungsrichter ein. Er lud auch Theodor und die fünfzig ein. Er sprach mit Theodor. Schimpfte auf die Arbeiter. Sie waren Polacken. Kein Tropfen deutschen Blutes. Juden verführten sie. In dieser Gegend lebten überhaupt Juden, Polacken, rotes Gesindel. Es war zum Niederknallen.

Niederknallen sollte man sie. ....


Wenn Du denkst, das ist nur Literatur, mmh, dann recherchiere in den Bibliotheken zu Junkern, DNVP, Antisemitismus und, und, und. Dass die Flüchtlinge und Vertriebenen ihre Heimat schönreden ist ja wahrscheinlich natürlich, aber irgendwann sollte man als Nachgeborene eben das Erzählte der Vorfahren hinterfragen und selber nachrecherchieren.
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grass_thierse_kasparek
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Beitrag(#1436352) Verfasst am: 23.02.2010, 23:36    Titel: Mythos vom guten Westdeutschen Antworten mit Zitat

@ Religionskritik Wiesbaden

vielen Dank nach Wiesbaden. Jetzt sehe ich klarer.

Einfach mal eine abweichende Meinung so stehen lassen, ist nahezu ein Ding der Unmöglichkeit, stimmt´s ?
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Religionskritik-Wiesbaden
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Beitrag(#1436392) Verfasst am: 24.02.2010, 00:32    Titel: Re: Mythos vom guten Westdeutschen Antworten mit Zitat

Ich kann gegensätzliche Meinungen auch stehen lassen, lasse sie sogar häufig stehen, aber Behauptungen wie die Deine stören mich entschieden, weil sie Geschichtsbilder transportieren, die einfach nicht [und hier steht bewußt nicht das Wort *mehr*, denn sonst würde ja wohl daraus folgen, ich würde nur aus PC posten] haltbar sind. Ein Meister dieser merkwürdigen Kontruktionen von Geschichte liefert ja der Herr Knopp vom ZDF.

Und wenn Du Deinen Beitrag betitelst "Mythos vom guten Westdeutschen" frage ich mich, wie Du auf diesen Titel kommst. In keinem meiner Beiträge wirst Du etwas finden, was auch nur entfernt dazu geeignet wäre, diesen Mythos zu konstruieren.
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grass_thierse_kasparek
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Beitrag(#1436418) Verfasst am: 24.02.2010, 01:22    Titel: Das Recht auf eine subjektive Meinung Antworten mit Zitat

@ Religionskritik Wiesbaden

Du störst Dich an meiner Formulierung "Naja, bevor z.B. Pommern an Polen ging, war der Landstrich ziemlich wohlhabend. Und damit meine ich nicht nur die Junker. "

Und ich stimme Dir zu, dass man da auch eine Behauptung draus lesen kann, falls man nicht grundsätzlich davon ausgeht, dass es sich bei Kommentaren in einem Internetforum um subjektive Meinungen ohne absoluten Wahrheitsanspruch handelt.

Die Eindrücke von Pommern habe ich aus den persönlichen Gesprächen mit Zeitzeugen gewonnen, deshalb haben sie für mich einen hohen Stellenwert. Ich habe kein Problem damit, dass andere dies gänzlich anders sehen aufgrund eigener Erfahrungen oder aufgrund der Lektüre einiger zweifellos untadeliger Bücher.

Aber ich bleibe dabei, nicht über Menschen urteilen zu wollen, die den unfreiwilligen Wegzug ihrer Vorfahren subjektiv als Defizit erleben. Das überlasse ich lieber den Ströbeles, Ypsilantis und Käßmanns in diesem Land - die können das viel besser als ich ...
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fwo
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Beitrag(#1436431) Verfasst am: 24.02.2010, 01:53    Titel: Re: Mythos vom guten Westdeutschen Antworten mit Zitat

grass_thierse_kasparek hat folgendes geschrieben:
.....
Einfach mal eine abweichende Meinung so stehen lassen, ist nahezu ein Ding der Unmöglichkeit, stimmt´s ?

grass_thierse_kasparek hat folgendes geschrieben:
.....
Du störst Dich an meiner Formulierung "Naja, bevor z.B. Pommern an Polen ging, war der Landstrich ziemlich wohlhabend. Und damit meine ich nicht nur die Junker. "

Und ich stimme Dir zu, dass man da auch eine Behauptung draus lesen kann, falls man nicht grundsätzlich davon ausgeht, dass es sich bei Kommentaren in einem Internetforum um subjektive Meinungen ohne absoluten Wahrheitsanspruch handelt......

Eine Behauptung ist es allemal, auch wenn Du jetzt versuchst, sie mit "subjektiv" und "ohne absoluten Wahrheitsanspruch" zu relativieren - es ist wohl auch nicht ganz weltfremd, davon auszugehen, dass Du sie für wahr hältst, wenn Du sie hier aufstellst.

Und Du stellst sie hier in einem Diskussionsforum auf, anstatt auf einer eigenen Homepage, um dich dann zu wundern, dass jemand der anderer Meinung ist, das nicht einfach stehen lässt? Eigenartig.

Was die Zeitzeugen angeht, sind die grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen, das habe ich nicht gelesen, ich bin alt genug, um hauptsächlich unter Zeitzeugen des Nationalsozialismus aufgewachsen zu sein - mein Vater war Jahrgang 1916, meine Mutter Jahrgang 1920. Um das jedoch nicht zu persöhnlich zu färben:
Wiki>Zeitzeuge hat folgendes geschrieben:
Lutz Niethammer und Harald Welzer haben auf die Schwierigkeiten der Methode mündlicher autobiografischer Erzählungen für die historische Rekonstruktion besonders hingewiesen. Das Selbstbild älterer Zeitzeugen beeinflusst die Erinnerung so stark, dass sie objektiv Falsches selbst glauben. Zeitzeugen nutzen die Kommunikationsmöglichkeit eines Gespräches gerne für Nebenabsichten aus, geschickte Zeitzeugen bauen ihren einstudierten Text zu einer Botschaft für die Späteren um. Sowohl ehemalige KZ-Häftlinge als auch Weltkriegsteilnehmer müssen sehr kritisch wahrgenommen werden. Vor allem Schüler sind damit häufig überfordert, gerade weil der „authentische“ Zeuge sie besonders beeindruckt.


Erinnerungen sind kein einfacher Zugriff auf vorhandene Daten, sondern werden in ihren Einzelheiten erst während des Zugiffs erzeugt und dabei neu "zurückgeschrieben", deshalb können sie sich auch verändern, ohne dass der Erinnernde selbst das bewusst beinflusst.

fwo
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Religionskritik-Wiesbaden
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Beitrag(#1436439) Verfasst am: 24.02.2010, 02:46    Titel: Erinnerung Antworten mit Zitat

@Grass_thierse_Kasparek
Im FGH gibt es fast nur subjektive Meinungen und Meinungen wie die Deine von mir kritisierte verstossen weder gegen irgendwelche FGH Richtlinien noch gegen die FDGO. Aber wenn man eine Meinung wie die zu Pommern äußert, ist es auch möglich, dass diese Meinung von jemanden kritisiert wird. So ist das Leben.

Bezüglich der Basis Deines Pommernargumentes, die vielen subjektiven Gespräche. Jipp, das kann ich auch bestätigen. Ich habe auch schon mit vielen Vertriebenen Gesprochen und diese Verklärung der Heimat erlebt. Weiter oben schrieb ich ja auch, dass das anscheinend natürlich ist. Es ist zugegeben etwas, was ich auch emotional nicht nachvollziehen kann, weil ich ja meine Heimat noch habe. Die verloren ja nicht nur ihre Heimat für einen Moment, sondern konnten über viele Jahrzehnte hinweg ihre Heimatstädte und Dörfer nicht mehr sehen; anders als etwa Kriegsflüchtlinge, die meist nach einigen Jahren wieder zurück in ihre Heimat können.

Die Realität dieser von den Vertriebenen gezeichneten Heimat sah in den meisten Fällen ganz anders aus, als diese es sich jetzt erinnern.
Selbiges gibt es natürlich auch bei den polnischen Vertriebenen aus den sogenannten Kresy - Gebieten.

Es würde mich aber noch interessieren wie alt diese Zeitzeugen waren, die Du befragt hast. Das heißt, lebten die im Pommern der 20er oder 30er Jahre als Erwachsene oder als Kinder dort, kurz, erlebten sie die Heimat als großen Spielplatz und erinnern heute sowohl den "Spielplatz" als auch die weitergegebene Erinnerung ihrer Eltern, die dann zu der ihren wurde. Bei meinen Zeitzeugen wäre das nämlich so.

Bezüglich Deiner Kritik an den besagten Politikern, sofern es eine war,
wenn Politiker so reden wie der Herr Schily bei der Landsmannschaft der Schlesier haben sie hoffentlich Deine Zustimmung, in ca. min 5:40:

Anne Will Flucht und Vertreibung

Denn die Ursachen von Flucht und Vertreibungen liegen nun mal in erster Linie in der Expansionspolitik des III-Reiches begründet. Die organisierten Vertriebenen im BdV wehren sich leider allzuhäufig gegen diese Tatsache.
Schon mal eine gute Nacht

Gerade noch nacheditiert, weil ich den thread von FWO verpennt habe.
nochmal hinzugefügt:
Dem zuvor Geschriebenen von fwo zustimmend.
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fwo
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Beitrag(#1436445) Verfasst am: 24.02.2010, 04:23    Titel: Re: Erinnerung Antworten mit Zitat

Religionskritik-Wiesbaden hat folgendes geschrieben:
....
Denn die Ursachen von Flucht und Vertreibungen liegen nun mal in erster Linie in der Expansionspolitik des III-Reiches begründet. Die organisierten Vertriebenen im BdV wehren sich leider allzuhäufig gegen diese Tatsache.....

Es ist wohl wahr, dass es diese Vertreibung ohne den genauso schwachsinnigen wie verbrecherischen Expansionsversuch der Nazis nicht gegeben hätte. Das erklärt allerdings nicht, mit welchem Recht die Bevölkerung des verbliebenen Restdeutschlands es für selbstverständlich hält, dass die Folgen des Nationalsozialismus wesentlich von einer geografisch definierten Gruppe getragen wurden, deren Beitrag zu diesem Wahnsinn nicht höher war, als der der glücklichen westlicher Wohnenden.

Es hat doch den Herrn Willumeit aus Kehnichsbarch nicht etwa getroffen, weil er ein Nazi war, oder weil die Nazis Schweine waren, sondern den Herrn Willumeit hat es getroffen, weil er das Pech hatte, soweit im Osten zu wohnen, wo jetzt die Polen (auch unfreiwillig) hinsollten, weil als Sieger die Russen nun expandierten.

Genauso wie es den Herrn Martens aus Kiel nicht etwa deshalb nicht erwischt hat, weil er im Widerstand war oder der Nationalsozialismus im Westen freundlicher gewesen wäre - Es hat Herrn Martens deshalb nicht erwischt, weil er einfach zu weit im Westen gewohnt hat, als dass diese Völkerwanderung im Osten größere Unbill über ihn gebracht hätte, als Herrn Willumeit als neuen Nachbarn anerkennen zu müssen.

Es ist weder selbstverständlich noch logisch, diejenigen, die für den Wahnsinn einer Politik zu zahlen haben, ausgerechnet geografisch zu definieren, und die, denen das passiert ist, haben ein Recht, darüber zu trauern - und der größte Teil von denen wollte (die meisten sind eh schon tot) eigentlich schon lange nicht mehr, als dass dieses Unrecht, dass ihnen widerfahren ist, als solches anerkannt wird.

Wobei ich - als Sohn eines Vertriebenen erlaube ich mir da eine eigene Meinung - dieses Unrecht eher als ein innerdeutsches Problem sehe als ein internationales mit den Menschen, die heute in den ehemals deutschen Gebieten sitzen. Und ich komme nicht umhin, dieses Unrecht auch gleich zu relativieren: Es war zwar mehr eine politische Leistung als eine menschliche (die Flüchtlinge aus dem Osten bekamen es im Westen von der eingeborenen Bevölkerung noch jahrelang zu spüren, dass sie nicht sonderlich willkommen waren), doch insgesamt ist die historische Leistung der Eingliederung der Vertriebenen unübersehbar und ziemlich einsam.

Und das alles hat mit Zeitzeugen oder den zwangsläufigen Defiziten ihrer Erinnerung herzlich wenig zu tun. Genausowenig wie mit wunderschönen Geschichten von "Polacken" verachtenden Freiherrn, die allerdings transportieren, dass den Vertriebenen schon Recht geschehen sei und damit implizieren, dass auch den Glücklichen im Westen das selbe Recht geschehen sei und so durch die Hintertüre tatsächlich soetwas wie den Mythos vom guten Westdeutschen entstehen lassen.

fwo
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grass_thierse_kasparek
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Beitrag(#1436528) Verfasst am: 24.02.2010, 12:48    Titel: Eigene Meinungen im Freigeisterhaus Antworten mit Zitat

@ Religionskritik-Wiesbaden
... Danke für den ARD-Link. Frau Künast hätte ich obiger Politikeraufzählung locker noch hinzufügen können. zwinkern
"wenn Politiker so reden wie der Herr Schily bei der Landsmannschaft der Schlesier haben sie hoffentlich Deine Zustimmung"
- wenn ich auf diese Frage mit 'Ja' antworte, bestehe ich hoffentlich Deinen Gesinnungstest ...

@ fwo
... kann mich Deinen Ausführungen voll anschließen.


Zuletzt bearbeitet von grass_thierse_kasparek am 24.02.2010, 16:49, insgesamt einmal bearbeitet
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vrolijke
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Beitrag(#1436530) Verfasst am: 24.02.2010, 12:58    Titel: Antworten mit Zitat

@fwo:
Als auf beide Seiten "Nichtbetroffene", bilde ich mir ein, objektiv urteilen zu können.
Auch im Westen gabs viele Leute die alles verloren hatten.
Korrigiere mich bitte, wenns nicht stimmt, aber bekamen Vertriebene keine staatliche Finanzhilfen für den Wiederanfang?
Ich habe das so erzählen hören. Das setzt natürlich Neid frei.
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fwo
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Anmeldungsdatum: 05.02.2008
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Beitrag(#1436556) Verfasst am: 24.02.2010, 14:16    Titel: Antworten mit Zitat

vrolijke hat folgendes geschrieben:
@fwo:
Als auf beide Seiten "Nichtbetroffene", bilde ich mir ein, objektiv urteilen zu können.
Auch im Westen gabs viele Leute die alles verloren hatten.
Korrigiere mich bitte, wenns nicht stimmt, aber bekamen Vertriebene keine staatliche Finanzhilfen für den Wiederanfang?
Ich habe das so erzählen hören. Das setzt natürlich Neid frei.

Ja, es gab den sogenannten Lastenausgleich. Das war allerdings nichts zum Neidischwerden. Und sehr viele hatten halt außer riesigen Ländereien im Osten auch eine "chute Herrschaft" - d.h. waren Dienstleute ohne großen eigenen Besitz.

Um das Gefühl dieser Flüchtlinge wiederzugeben, reicht eine Anekdote:

Ich bin Anfang der 80er mit Rucksack zu Fuß durch Schleswig-Holstein gewandert. Mitten auf dem flachen Land am Anfang eines kleinen Dorfes fragte ich eine alte Frau nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Ihre Antwort kam in breitem Ostpreussisch - ihren nachfolgenden Auskünften nach war sie mit Sicherheit nicht zu Besuch, sondern höchstwahrscheinlich seit Kriegsende im Dorf.
Ihre Antwort begann: "Nej junger Mann, da dirfense mich nich frachen, ich bin nich von da. Da jehn se man zum Birjermejster, der wohnt da ...."

In diesem Klima ansonsten sehr freundlicher Menschen (ich habe dann beim Bürgermeister übernachtet und mich mit dem länger unterhalten) hatten der alten Frau 35 Jahre nicht gereicht, um in diesem Dorf heimisch zu werden.

Und natürlich haben auch im Westen genügend Menschen Hab und Gut verloren - aber dabei gleichzeitig ihre Heimat behalten. Ich habe jahrelang in Hamburg in einer Siedlung gelebt, die kurz nach dem Krieg gebaut worden ist. Die Nachbarschaften waren aber zum Teil erheblich älter - das waren Genossenschaftshäuser und die alten Leute, die da wohnten, hatten z.T. auch vorher in dieser Straße gewohnt.

Ich will aber hier gar kein großes Lied zum deutschen Flüchtlingsleid singen - dass ich mich nicht dazu zähle, sagt eigentlich alles, das war mehr ein Thema meines Vaters, der aber auch nicht viel geklagt hat, es war nur ein Teil seiner Identität.

Allerdings finde ich es infam, beim Thema deutscher Flüchtlinge so eine (von mir aus wahre) Geschichte mit irgendeinem östlichen Fiesling zu bringen, der Polen gehasst hat und Juden denunziert oder was weiß ich was - mit dem gedachten oder gar ausgesprochenen Hintergrund, dass es da schließlich nicht die Falschen getroffen hätte. Denn damit wird eine besondere Schuld der Flüchtlinge konstruiert, die es so nicht gegeben hat.

Sie haben allerdings nach dem Krieg einen riesigen politischen Fehler gemacht, indem sie gerade ihren braunen Abschaum, den es natürlich auch unter ihnen gegeben hat, in Führungspositionen ihres Vereins setzten.

fwo
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Beitrag(#1436595) Verfasst am: 24.02.2010, 15:54    Titel: Zu Kynast bei Anne Will Antworten mit Zitat

grass_thierse_kasparek hat folgendes geschrieben:
@ Religionskritik-Wiesbaden
... Danke für den ARD-Link. Frau Künast hätte ich obiger Politikeraufzählung locker noch hinzufügen können. zwinkern
"wenn Politiker so reden wie der Herr Schily bei der Landsmannschaft der Schlesier haben sie hoffentlich Deine Zustimmung"
- wenn auf diese Frage mit 'Ja' antworte, bestehe ich hoffentlich Deinen Gesinnungstest ...


Ja, die Künast war schlecht vorbereitet und argumentierte häufiger daneben, insbesondere als es um die Rolle Erika Steinbachs zur Preußischen Treuhand ging. Arnulf Baring ist aber ebenfalls ein Totalausfall, den als Zeithistoriker zu diesem Thema einzuladen ist schon merkwürdig.
Künast hat wenigstens im Zweiten Youtube Part den Alternativvorschlag mal wieder ins Gedächtnisgerufen, denn von polnischer als auch von tschechischer Seite bot man an, dieses Zentrum gegen Vertreibungen gemeinsam an einem Ort aufzubauen, wo die Vertreibungen auch stattfanden, Breslau sprach Frau Kynast an, ich kann mich noch andere Vorschläge wie Görlitz / Zgorzelec und Nysa erinnern. Aber wie gesagt, die Kynast mit ihren abwertenden Grimassen wenn der andere seine Meinung kundtut, war ebenfalls ein Totalausfall.

Re Politikeraufzählung:
Bezüglich Ypsilanti, dass man die noch außerhalb Hessens wahrnimmt wundert mich zwinkern
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Beitrag(#1436626) Verfasst am: 24.02.2010, 16:53    Titel: Re: Erinnerung Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
Religionskritik-Wiesbaden hat folgendes geschrieben:
....
Denn die Ursachen von Flucht und Vertreibungen liegen nun mal in erster Linie in der Expansionspolitik des III-Reiches begründet. Die organisierten Vertriebenen im BdV wehren sich leider allzuhäufig gegen diese Tatsache.....

Es ist wohl wahr, dass es diese Vertreibung ohne den genauso schwachsinnigen wie verbrecherischen Expansionsversuch der Nazis nicht gegeben hätte. Das erklärt allerdings nicht, mit welchem Recht die Bevölkerung des verbliebenen Restdeutschlands es für selbstverständlich hält, dass die Folgen des Nationalsozialismus wesentlich von einer geografisch definierten Gruppe getragen wurden, deren Beitrag zu diesem Wahnsinn nicht höher war, als der der glücklichen westlicher Wohnenden.


Da hast Du mich offensichtlich in meinen letzten Beiträgen falsch verstanden.

Ich stimme Dir zu, dass der Beitrag der glücklich westlich Wohnenden zum Nationalsozialismus vergleichbar hoch war. Das Thema dieser Diskussion ist aber nicht die Diskussion der Gesamtverantwortung für das III – Reich, sondern Erika Steinbach, die Politik des BdV, etc. Da ist es nun mal so, dass das Hauptaugenmerk auf die Argumentation der Vertriebenenverbände gerichtet ist.
Wäre das Thema „Wie sieht es aus, mit der Verstrickung in das Naziregime vor Ort“ könnte ich ebenfalls genügend Beispiele aus meiner Stadt Wiesbaden, die stark braun war und die in der Nachkriegszeit einen OB hatte, Erich Mix, der während des III Reiches auch schon OB war und natürlich NSDAP-Mitglied, u.a. zur Zeit, als bei uns die Synagoge in der Pogromnacht abgefackelt wurde. Oder die Ausbeutung der Zwangsarbeiter, das kleine Konzentrationslager „unter den Eichen“, etc., etc. Aber wie gesagt, das ist hier eigentlich nicht das Thema.

fwo hat folgendes geschrieben:

Es hat doch den Herrn Willumeit aus Kehnichsbarch nicht etwa getroffen, weil er ein Nazi war, oder weil die Nazis Schweine waren, sondern den Herrn Willumeit hat es getroffen, weil er das Pech hatte, soweit im Osten zu wohnen, wo jetzt die Polen (auch unfreiwillig) hinsollten, weil als Sieger die Russen nun expandierten.

Genauso wie es den Herrn Martens aus Kiel nicht etwa deshalb nicht erwischt hat, weil er im Widerstand war oder der Nationalsozialismus im Westen freundlicher gewesen wäre - Es hat Herrn Martens deshalb nicht erwischt, weil er einfach zu weit im Westen gewohnt hat, als dass diese Völkerwanderung im Osten größere Unbill über ihn gebracht hätte, als Herrn Willumeit als neuen Nachbarn anerkennen zu müssen.


Sehe ich auch so. Nun ist das mit der Mikrogeschichte so eine Sache. Wenn ich mir die Schicksale einzelner anschaue, erscheint die Gesamtgeschichte häufig in einem anderen Lichte. Jemand wie Du, FWO, kannst diese meist eigenartigen und scheinbar widersprüchlichen Geschichten noch richtig einordnen. Viele der jetzt Heranwachsenden sehen im Guido Knopp TV nur noch die Zeitzeugen, die zu der Zeit des Krieges 6 oder 10 Jahre waren, oder wie die Frau Steinbach 2!!! Und bekommen von denen dann das erinnerte Bild an einen Osten, wie er sich nun mal historisch nicht war, wie er aber in diesen Köpfen nun an die nächste Generation weitergegeben wird.

Achso: Ein Beispiel für die Mikroebene habe ich auch schon geliefert:
http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?p=1425876#1425876

fwo hat folgendes geschrieben:

Es ist weder selbstverständlich noch logisch, diejenigen, die für den Wahnsinn einer Politik zu zahlen haben, ausgerechnet geografisch zu definieren, und die, denen das passiert ist, haben ein Recht, darüber zu trauern - und der größte Teil von denen wollte (die meisten sind eh schon tot) eigentlich schon lange nicht mehr, als dass dieses Unrecht, dass ihnen widerfahren ist, als solches anerkannt wird.


Für den Trauerwunsch habe ich Verständnis. Ich wehre mich aber entschieden gegen eine Vereinnahmung dieses Themas von interessierter Seite, welche dies dann so verknappt: „Auch die Deutschen waren Opfer“. Mit dieser Verknappung findet eine gefährliche Gleichsetzung der Opfer des II WKs statt. Gefährlich, weil hier dann häufig die Ursachen für den Bombenkrieg (Dresden, Köln, Hamburg, etc.) und die Vertreibung, nämlich der Vernichtungskrieg der Nazis im Osten, die Plünderungszüge durch Frankreich, das Massenmorden auf dem Balkan, verdrängt werden.

Das Vertreibung unrecht ist, bestätige ich Dir gerne, die Hauptursache für dieses Unrecht liegen aber nun mal in der Expansionspolitik des III Reiches, aber das siehst Du ja auch so, wenn ich Dich richtig verstanden habe.
Hauptursache. Andere kleinere Ursachen sind ja auch bekannt, wie etwa die Minderheitensituation im Polen der Zwischenkriegszeit, wie auch in der Tschechoslowakei oder anderen Staaten, die sich nach 1918 gegründet haben, nicht immer die beste war. Da gab es auch schon Übergriffe auf Deutsche, Diskriminierungen, etc. Diese Diskriminierungen werden von Erika Steinbach und anderen Vertretern des BdVs immer als Argumentation für die Orientierung vieler Ostdeutsche zum Nationalsozialismus gewertet. Der schwarze Peter wird also wieder den Polen, Tschechen, etc. zugespielt. Von polnischer Seite wird beispielsweise diesbezüglich immer auf die Germanisierungspraktiken in Preußen vor dem I WK hingewiesen. Und so reiben sich die beiden Seiten bis in die dunkelsten Vergangenheiten auf. Derartige Diskussionen, drängen aber die Hauptursache soweit zurück, das sie nicht mehr in der Öffentlichkeit und im Guido Knopp TV erscheint.

fwo hat folgendes geschrieben:

Wobei ich - als Sohn eines Vertriebenen erlaube ich mir da eine eigene Meinung - dieses Unrecht eher als ein innerdeutsches Problem sehe als ein internationales mit den Menschen, die heute in den ehemals deutschen Gebieten sitzen. Und ich komme nicht umhin, dieses Unrecht auch gleich zu relativieren: Es war zwar mehr eine politische Leistung als eine menschliche (die Flüchtlinge aus dem Osten bekamen es im Westen von der eingeborenen Bevölkerung noch jahrelang zu spüren, dass sie nicht sonderlich willkommen waren), doch insgesamt ist die historische Leistung der Eingliederung der Vertriebenen unübersehbar und ziemlich einsam.


Sehe ich ähnlich. Daher: statt eines zentralen Ortes der Erinnerung an Flucht und Vertreibung, ist es meiner Meinung nach sinnvoller, sich vor Ort mit der Geschichte der Flüchtlinge und Vertriebenen, der Integration und Diskriminierungen, etc zu beschäftigen. Hier gilt es tatsächlich noch viel bei uns aufzuarbeiten.

fwo hat folgendes geschrieben:

Und das alles hat mit Zeitzeugen oder den zwangsläufigen Defiziten ihrer Erinnerung herzlich wenig zu tun. Genausowenig wie mit wunderschönen Geschichten von "Polacken" verachtenden Freiherrn, die allerdings transportieren, dass den Vertriebenen schon Recht geschehen sei und damit implizieren, dass auch den Glücklichen im Westen das selbe Recht geschehen sei und so durch die Hintertüre tatsächlich soetwas wie den Mythos vom guten Westdeutschen entstehen lassen.


Mein Beispiel aus der Literatur sollte lediglich, wie ja auch deutlich in der Überschrift gemacht, gegen den immer wieder anzutreffenden Mythos vom guten Junker ankämpfen. Es sollte keineswegs transportieren, das es den Vertriebenen recht geschehe, was sie erlebt haben. Grass_Thierse_Kasparek hatte ja auch in seinem Thread nicht vom guten Junker gesprochen, sondern vielmehr diesen als gut wirtschaftenden beschrieben. Dem setzte ich die schlechte wirtschaftliche Situtation in den von Kasparek angesprochenen Gebieten entgegen sowie daran anschließend, auf die umstrittene Rolle der Junker im ausgehenden 19. Jahrhundert bis zur Mitte des 20. Jahrhundert hinzuweisen.

Vieles aber in der jetzigen Diskussion um Flucht und Vertreibung hat mit Zeitzeugen und deren Erinnerungen zu tun. Es ist heute eine ganz anderer Generation, als wie in den 80ern, die sich ihrer Flucht und Vertreibung erinnert. Viele dieser waren Kinder oder junge Heranwachsende, als sie dies erlebten. Wenn eine Zeitzeugin in dem Guido Knopp Film:
Die große Flucht – Festung Breslau, gerade mal 6 Jahre ist, als sie Breslau verlassen musste, dann hat sie natürlich nicht mehr erlebt, als 1938 die Synagoge in Breslau brannte, als Hitler triumphfahl 1936 in Breslau begrüßt wurde, oder die vielen anderen Dinge, die sich in Breslau ereignet haben, die Verfolgungen der politischen und religiösen Minderheiten, etc, etc, kurz all das, was sich auch in Wiesbaden oder anderen westdeutschen Städten ebenfalls abspielte. Selbstverständlich erwähnt der Film auch die Verbrechen von Wehrmacht und NS-Führung, wenn es um die Breslauer Zivilbevölkerung geht. Diese wurde ja bekanntlich mehr oder weniger als Geisel betrachtet um die Stadt Breslau als Festung zu halten. Darum diese erste Fluchtkatastrophe, die viel zu später und überhaupt nicht durchgeplante Evakuierung der Stadt im Januar 45, eine Flucht nur mit Mantel und losem Schuhwerk bei –15 Grad, auf der Tausende verstorben sind. Erwähnung finden dann auch die Massenvergewaltigung von Deutschen Frauen von Seiten der erobernden Roten Armee. Ehe ich mich aber weiter in diesem Film und der Knoppschen Machart von diesen Filmen verliere, was ein anderer Thread wäre.
Kurz:
Diese ganze Dokumentationsmaschinerie mit Zeitzeugen konstruiert ein höchst fragwürdiges Geschichtsbild, wie ich denke, denn die Menschen, welche die Vorgeschichte vom 2 WK noch bewusst erlebt haben, stirbt gerade rapide weg. Wir, Du noch viel mehr als ich, haben beide noch das Glück gehabt, Zeitzeugen zu erleben, die unmittelbar von dieser Zeit berichten konnten. Die heute Heranwachsenden haben dieses Glück nicht mehr. In die Schulklassen kommen wahrscheinlich heute schon mehr ältere Menschen, die von ihren Erlebnissen während eines Luftangriffes berichten, als Menschen, die ein Konzentrationslager erlitten haben.
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Beitrag(#1436627) Verfasst am: 24.02.2010, 16:55    Titel: Re: Zu Kynast bei Anne Will Antworten mit Zitat

Religionskritik-Wiesbaden hat folgendes geschrieben:

Bezüglich Ypsilanti, dass man die noch außerhalb Hessens wahrnimmt wundert mich zwinkern


Ich befürchte diesbezüglich ein baldiges bundespolitisches Comeback. Allerdings würde ich mich sehr freuen, wenn Du mit Deiner Einschätzung über die Bedeutung dieser Politikerin langfristig Recht behieltest. zwinkern
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Beitrag(#1436637) Verfasst am: 24.02.2010, 17:35    Titel: Studie über Nazis in der BdV - Führung Antworten mit Zitat

Die FAZ zu einer Studie über die Nazis bei den ehemaligen Spitzenfunktionären des BdVs, die einfach nicht erscheinen will.

Quelle: FAZ, vom 20.02.2010

Bis zur Harmlosigkeit verstrickt

Zitat:
20. Februar 2010 Erika Steinbach hat dem Bund der Vertriebenen (BdV) Transparenz und Offenheit verschrieben. Seit 2007 bemüht sie sich, die Anfangsjahre ihres Verbandes zu erhellen. Denn unter den Gründern der Zentralvertretung aller Landsmannschaften der Vertriebenen waren einige, die über ihr Vorleben in den dreißiger und vierziger Jahren geschwiegen haben, oft bis zum Tod. Öffentlich bekannt waren Vorwürfe, die seit den fünfziger Jahren die DDR gegen angebliche „Revanchisten“ erhob. Sie betrafen Mitläufertum in der NS-Zeit ebenso wie mögliche Verstrickungen in Kriegsverbrechen. So wurde dem ersten BdV-Präsidenten Hans Krüger seine Beteiligung als Richter (in Parteiuniform) an einem Sondergericht in Konitz im heutigen Polen zur Last gelegt. Krüger, der den BdV bis 1963 führte und danach bis 1964 Vertriebenenminister war, sollte demnach als überzeugter Nationalsozialist an Todesurteilen mitgewirkt haben, was er jedoch bestritt. Seinem Rücktritt als Minister folgten lange Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Bonn, die nach seinem Tod 1971 eingestellt wurden.[......]
Text: F.A.Z.


Vollzitat gekürzt - astarte
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Beitrag(#1436646) Verfasst am: 24.02.2010, 18:11    Titel: Re: Studie über Nazis in der BdV - Führung Antworten mit Zitat

Religionskritik-Wiesbaden hat folgendes geschrieben:
Die FAZ zu einer Studie über die Nazis bei den ehemaligen Spitzenfunktionären des BdVs, die einfach nicht erscheinen will.

Quelle: FAZ, vom 20.02.2010

Bis zur Harmlosigkeit verstrickt

Zitat:
20. Februar 2010 Erika Steinbach hat dem Bund der Vertriebenen (BdV) Transparenz und Offenheit verschrieben. Seit 2007 bemüht sie sich, die Anfangsjahre ihres Verbandes zu erhellen. Denn unter den Gründern der Zentralvertretung aller Landsmannschaften der Vertriebenen waren einige, die über ihr Vorleben in den dreißiger und vierziger Jahren geschwiegen haben, oft bis zum Tod. Öffentlich bekannt waren Vorwürfe, die seit den fünfziger Jahren die DDR gegen angebliche „Revanchisten“ erhob. Sie betrafen Mitläufertum in der NS-Zeit ebenso wie mögliche Verstrickungen in Kriegsverbrechen. So wurde dem ersten BdV-Präsidenten Hans Krüger seine Beteiligung als Richter (in Parteiuniform) an einem Sondergericht in Konitz im heutigen Polen zur Last gelegt. Krüger, der den BdV bis 1963 führte und danach bis 1964 Vertriebenenminister war, sollte demnach als überzeugter Nationalsozialist an Todesurteilen mitgewirkt haben, was er jedoch bestritt. Seinem Rücktritt als Minister folgten lange Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Bonn, die nach seinem Tod 1971 eingestellt wurden.[......]
Text: F.A.Z.


Vollzitat gekürzt - astarte


@Religionskritik-Wiesbaden, die Quelle und Verlinkung und ein kurzer Textauschnitt sollte reichen. Bitte keine Vollzitate posten.
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Beitrag(#1436650) Verfasst am: 24.02.2010, 18:14    Titel: Antworten mit Zitat

@Astarte,
Sorry, war mir unbekannt. Verlegen
Gruß
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Beitrag(#1436651) Verfasst am: 24.02.2010, 18:22    Titel: Antworten mit Zitat

Religionskritik-Wiesbaden hat folgendes geschrieben:
@Astarte,
Sorry, war mir unbekannt. Verlegen
Gruß

Ok. ^^
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Beitrag(#1436712) Verfasst am: 24.02.2010, 20:38    Titel: Erika Steinbach im Videochat Antworten mit Zitat

Erika Steinbach stand im Videochat der Tagesschau am 22.11 Rede und Antwort.
Der Videochat beleutet die Figur Steinbach, für die Ehrenamt nur mit "Gotteslohn" honoriert wird, ganz gut.

Quelle: http://www.tagesschau.de/interaktiv/chat/chatprotokoll528.html

Zwischen Minute 14 und 16 geht es dann auch um die NS Vergangenheit von BdV Funktionären:


Zitat:

User Gotthold fragt: Unternimmt der BdV derzeit Anstrengungen, seine eigene Geschichte und die seiner Funktionäre aufzuarbeiten und zu publizieren?


Steinbach antwortet dann später, das es ehemalige Nationalsozialisten in ganz Deutschland gegeben hätte, das es zwar auch das ein oder andere Mitglied der NSDAP im Verband gab um dann später zu sagen:
Zitat:
Wir haben mehr Widerstandskämpfer in unserem Verband, als das wir Nationalsozialisten haben


Als Beispiel nennt sie Herbert Hupka ("Schlesien bleibt unser"), der ob seiner jüdischen Mutter als wehruntüchtig eingestuft wurde.

Den BdV als einen Hort von Widerstandskämpfern einzustufen, zumal sie eine recht eigenwillige Definition von Widerstandskämpfer zu haben scheint, ist schon sehr denkwürdig.

Später empfiehlt sie dann auch noch den anderen Medien, eine so hervorragende Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit, wie es der BdV geleistet hat.
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Beitrag(#1515810) Verfasst am: 09.08.2010, 17:50    Titel: 60. Jahre Charta der Heimatvertriebenen Antworten mit Zitat

60. Jahre Charta der Heimatvertriebenen


Die Charta der deutschen Heimatvertriebenen feierte am 05. August ihren 60. Geburtstag. Da die Charta aber ein papiernes Dokument ist, übernimmt die Feier die Chefvertriebene Erika Steinbach. Dumm nur, wenn andere dem Besatzungssoldatenkind Erika in die Suppe spucken, und an der vom BDV immer herausgestellten Sonderposition der Charta herummäkeln.

Erika Steinbach im
D-Radio Interview vom 07.08

Zitat:
1950 - der Krieg war schon fünf Jahre zu Ende. Den Westdeutschen und denen in Mitteldeutschland ging es schon wesentlich besser, aber die Vertriebenen waren die Entwurzelten. Und da sage ich meinem Stiefgroßvater, der im Dritten Reich in einem KZ mehrfach gesessen hat, weil er politisch nicht die Meinung vertreten hat. Der hatte 1950 eine riesige Wohnung, obwohl Berlin sehr zerstört war, das heißt also: Die, die Verfolgte gewesen sind im Nationalsozialismus, die waren in dieser Situation dann auch materiell besser dran als die Vertriebenen.


Ich erinnere mich aber noch gut an die Diskussionen, das nämlich Gruppen, die Verfolgte des NS-Regimes waren, wie etwa die Homosexuellen oder gar die Deserteure oft erst Jahrzehnte nach dem Krieg eine Entschädigung erhielten, wenn überhaupt. Während die Vertriebenen schon seit den Mitte 50er Jahren den Lastenausgleich (LAA) erhielten. Dieser war zwar keine Entschädigung von 1:1, konnte es natürlich auch nicht sein, ermöglichte aber dann zumindest eine kleine Starthilfe.
Ach ja, Desserteure würde das Besatzungssoldatenkind wahrscheinlich nicht gerne entschädigt wissen. Der Soldat, der Aufrecht das Massenmordregime bis zum Untergang verteidigte gilt bei manchen immer noch mehr als der, der sich dem Mordregime unter Einsatz seines Lebens verweigerte.

Und nicht zu vergessen die bis heute noch nicht Entschädigten Zwangssterilisierten,
siehe hierzu den folgenden Artikel im RBB mit Video:
Vergessene NS-Opfer – Zwangssterilisierte kämpfen um ihr Recht

Doch der alberne Tanz der ‚Chefvertriebenen’ weiter geht. Hier ihre Einlassungen, wo sie die Wurzeln der Vertreibung sieht, wie immer bemüht sie dabei den schon in der Grube befindlichen SPD-ler Peter Glotz, man will ja als BDV-Funktionär noch den Anschein der Überparteilichkeit wahren.

Zitat:
Ohne den Nationalsozialismus hätte es eine Vertreibung nicht geben können. Wenn Sie Peter Glotz hören, der die Vertreibung der Sudetendeutschen in seinem Buch beschrieben hat, der sagte ganz nachdrücklich: Ich beginne bei dem Thema Vertreibung nicht mit dem Jahr 1945, ich beginne auch nicht mit dem Jahre 1938, ich beginne nicht 1918, sondern, sagt Peter Glotz, ich beginne 1848, da, wo die Nationalismen sich in Europa herauskristallisierten, wo völkisches Denken Boden gewann, wo am Ende jede Volksgruppe gegen jede Volksgruppe sich in Stellung gebracht hat. Die Wurzeln dieser ethnischen Gedankenwelt, die liegen sehr viel früher. Nur: Ohne den Nationalsozialismus hätte es die Vertreibung nicht geben können.


Womit sie dann die Ereignisse von 1945 von denen von 1938 und 1939 schön getrennt hat und noch einen viel größeren Bogen der Erklärung spannt, als dies jene tun, die immer so auf den Versailles-Vertrag schimpfen. Am Ende waren dann doch alle in Europa schuld, und die Vertriebenen nur Opfer. Da änderte dann auch der letzte Satz nichts, das es ohne den Nationalsozialismus die Vertreibung gar nicht gegeben hätte, schließlich sieht sie ja die Wurzeln woanders.

Wohlgemerkt, die NS-Vergangenheit des BDV wartet immer noch einer sachlichen und nicht vereinsinternen Aufarbeitung.

Zum Glück gibt es auch das ‚andere’ Deutschland,
hier der Kommentar aus der Braunschweiger Zeitung zum 60. Jahrestag der Charta der Heimatvertriebenen:

Zitat:
Und der BdV? Er bezeichnete auch gestern wieder seine "Charta der deutschen Heimatvertriebenen", deren Verkündung sich zum 60. Mal jährte, bei einem Festakt als Dokument für die friedliche Entwicklung in Europa.

Friedlich? In der Charta heißt es: "Wir verzichten auf Rache und Vergeltung." Die Vertriebenen maßen sich demnach an, ein Naturrecht auf Vergeltung zu besitzen. Sie bezeichnen sich als "die vom Leid dieser Zeit am schwersten Betroffenen". Vergebens sucht man nach einem Satz, der die Verbrechen der Nazis verurteilt.

Verständigung und Versöhnung sehen anders aus. Der BdV hat gestern wieder einmal eine Gelegenheit verpasst, in der Gegenwart anzukommen.

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Religionskritik-Wiesbaden
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Beitrag(#1536805) Verfasst am: 09.09.2010, 07:47    Titel: Steinbach provoziert Eklat in der Union Antworten mit Zitat

SPON, 09.09.2010

Steinbach provoziert Eklat in der Union
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Alchemist
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Beitrag(#1536807) Verfasst am: 09.09.2010, 07:50    Titel: Re: Steinbach provoziert Eklat in der Union Antworten mit Zitat

Religionskritik-Wiesbaden hat folgendes geschrieben:
SPON, 09.09.2010

Steinbach provoziert Eklat in der Union


Meine Fresse, dass es immer noch Leute gibt, die 65 Jahre nach Kriegsende immer noch versuche die Geschichte zu verklären... Mit den Augen rollen
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Effô Tisetti
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Beitrag(#1536838) Verfasst am: 09.09.2010, 10:00    Titel: Antworten mit Zitat

Ich verstehe die Aufregung nicht. Es muss doch wohl in Deutschland noch möglich sein, die historischen Fakten zu benennen: Es ist eindeutig, dass die polnische Regierung bereits im April(!) 1939 drei Ponyhöfe an die deutsche Grenze verlegt hatte. Von hier sollte die Kavallerie in einem Blitzritt bis ins Ruhrgebiet vorstoßen, um auslandspolnische Gebiete zurück in die Republik zu holen. Es sind zudem bereits 2003 Unterlagen im Posener Stadtarchiv aufgetaucht, nach denen der Pilot der polnischen Luftwaffe mit seinem hölzernen Doppeldecker Castrop-Rauxel im September 39 mit Krakauern bombardieren solle. Frau Steinbach hat also die historischen Fakten völlig korrekt benannt. So was muss man sagen dürfen.
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Effô Tisetti
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Beitrag(#1536988) Verfasst am: 09.09.2010, 16:16    Titel: Antworten mit Zitat

Umstrittenes Zitat: Unionsfraktion plant Redeverbot für Steinbach
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Ralf Rudolfy
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Beitrag(#1537243) Verfasst am: 10.09.2010, 10:38    Titel: Re: Steinbach provoziert Eklat in der Union Antworten mit Zitat

Religionskritik-Wiesbaden hat folgendes geschrieben:
SPON, 09.09.2010

Steinbach provoziert Eklat in der Union


Zitat:
Sie legte demnach allerdings Wert darauf, dass sie damit die Kriegsschuld Deutschlands nicht habe bestreiten wollen.


Schade, daß sie nicht gesagt hat, was sie stattdessen damit sagen wollte.
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Ralf Rudolfy
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Beitrag(#1541302) Verfasst am: 17.09.2010, 08:38    Titel: Antworten mit Zitat

Finde ich echt gut, wie zielstrebig diese Canaille an ihre eigenen Kaltstellung arbeitet.
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Religionskritik-Wiesbaden
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Beitrag(#1541324) Verfasst am: 17.09.2010, 09:32    Titel: Brieffreundschaft nach dem Verständnis Steinbachs Antworten mit Zitat

Warum kritisiert Frau Steinbach Bartoszewski?

Darum:

Zitat:
Im ARD-Morgenmagazin hatte sie dem Deutschland-Beauftragten der polnischen Regierung und früheren Außenminister seines Landes, Wladyslaw Bartoszewski, einen "schlechten Charakter" unterstellt. Trotz vieler Briefe habe ihr Bartoszewski nie geantwortet.
(fett von mir)

Quelle: Freie Welt, vom 17.09.2010

Die Frau denkt tatsächlich, das Barto, neben seinen anderen Aktivitäten auch noch Zeit hat, Briefe an Sie zu beantworten. Barto weiß sehr gut, seine Zeit sinnvoller zu gestalten.
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