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Freigeisterhaus -> Kultur und Gesellschaft

#31:  Autor: TelliamedWohnort: Wanderer zwischen den Welten BeitragVerfasst am: 03.12.2012, 10:52
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fwo hat folgendes geschrieben:

Was man praktisch jahr nich mehr hehrrt, sind de Teene außm Osten. De janzen Flichtlige sind inswischen ousjestorbn.

fwo


Ich höre hier einen 1917 geborenen Hochschullehrer aus "Könichsberch", ein Original sonder Güte, über dessen Geiz und finanzielle Abhängigkeit von seiner Frau zahlreiche Anekdoten im Umlauf waren.
(Bei einer Solidaritätsaktion des gesamten Instituts wurde er von der allgemeinen Begeisterung erfasst und rief aus: "Ich jebe alles, was ich hab!" Anschließend zählte man aus: 67 Pfennig)

Mein Betreuer kam ebenfalls aus Ostpreußen, aus Osterode. Der war vom Jahrgang 1926, von Dialekt jedoch keine Spur, man hätte ihm nicht angemerkt, woher er kommt.

Meine Tonfärbung passt sich der Gegend an, in der ich mich längere Zeit aufhalte: Thüringen, Sachsen (meine Eltern waren Sachsen), und mittlerweile macht man mich darauf aufmerksam, dass da Berliner Töne vorkommen. Bis 1991 hatte ich in Ostberlin gewohnt, wo das Berlinern noch gewöhnlich war.
Mein damaliger Chef einmal zu mir: "Sach ma, haste keen'n Friseur? Warum erzähl'ste mir das?"

#32:  Autor: TelliamedWohnort: Wanderer zwischen den Welten BeitragVerfasst am: 03.12.2012, 11:03
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Das Erstaunliche am Russischen ist, dass in diesem größten Land der Welt die Leute alle gleichermaßen zu verstehen sind, auch wenn sie aus 'zigtausend Kilometer entfernten Gegenden kommen.
Die Leningrader/Petersburger betonen etwas mehr das "A", die Moskauer das "O", aber zu verstehen sind sie alle. Die Sibirier sprechen oft ungeheuer langsam, so eine Art Flachland-Schweizer oder -Tiroler, wobei man aufpassen muss, wann der Satz zu Ende ist, damit man nicht schon zu einem fortgeschrittenen Zeitpunkt unterbricht.

Je weiter man sich der Ukraine nähert, um so deutlicher wird in der Aussprache das "H" anstelle des "G" spürbar. Im großrussischen Alphabet gibt es kein "H".
Inzwischen hat sich dort anstelle des "grosse deutsche Dichter Genrich Gejne" immer mehr "grosse deutsche Dichter Chejnrich Chejne" durchgesetzt.

#33:  Autor: Murphy BeitragVerfasst am: 03.12.2012, 11:33
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Telliamed hat folgendes geschrieben:
Inzwischen hat sich dort anstelle des "grosse deutsche Dichter Genrich Gejne" immer mehr "grosse deutsche Dichter Chejnrich Chejne" durchgesetzt.


Das erinnert mich an eine Anekdote aus den Prager Jugendjahren in den Erinnerungen des Fritz Mauthner. Passt denk ich ganz gut hier rein:

Zitat:
Tschechisch verstanden sie alle, darin hätten wir vielleicht Fortschritte machen können. Darüber hinaus wurde uns nichts geboten. Mit gutem Bedacht schreibe ich es hin, und man wird es schon der Beobachtungsgabe eines lernbegierigen siebzehnjährigen Knaben (so alt war ich fast, als ich das Piaristengymnasium verließ) glauben müssen: die uns fünf Jahre lang im Lateinischen unterrichten sollten, verstanden kein Latein, die uns drei Jahre griechischen Unterricht gaben, verstanden kein Griechisch ; ebenso stand es um Geschichte und Mathematik ; und die uns in der deutschen Sprache unterrichteten, konnten deutsch nicht einmal richtig sprechen, geschweige denn, daß sie sich jemals wissenschaftlich mit der deutschen Sprache beschäftigt hätten. Der Dicke mit dem gemeinen Knechtsgesicht war, wenn ich nicht irre, durch volle vier Jahre unser Ordinarius. Nachdem er uns die lateinischen Paradigmen eingepaukt und eingeschopf beutelt hatte, war er mit seinem Latein eigentlich zu Ende ; denn als wir dann lateinische Stücke zu lesen anfingen, präparierte er sich auf die meisten Stunden genau so mit Eselsbrücken vor, wie wir; wir sahen den "Freund" (ich glaube, diese vortrefflichen Einpaukhefte sind immer noch im Gebrauch) unter dem Schulbuche auf seinem Kathederpult liegen;
entdeckte er so einen „Freund" in einer [4 49] der Schulbänke, so gab es natürlich erst recht kräftige Püffe. Er muß ungewöhnlich unbegabt gewesen sein, da er das Pensum im Laufe der Jahre nicht auswendig gelernt hatte. Gott mag dem bösen Dicken verzeihen, was er beim lateinischen Unterricht an uns gesündigt hat ; aber auch Gott, wenn es anders immer noch einen alten deutschen Gott gibt, kann ihm seinen deutschen Unterricht nicht verzeihen. Es ist mir unvergeßlich, wie wir einmal Goethes ,, Fischer*' aufzusagen hatten, und wie unser Botokude das Gedicht erst erklärte und dann in seinem entsetzlichen Deutsch so vordeklamierte, wie er es von uns hören wollte. Es wäre ein zu grober Posseneffekt, wollte ich das ganze Gedicht in seiner Aussprache hersetzen. Nur eine Stelle kann ich ihm nicht schenken. Einer von uns, ein prächtiger Egerländer, hatte richtig gesprochen: 'Halb zog sie ihn, halb sank er hin.' Der böse Knecht schlug mit der geballten Faust auf den Tisch und wetterte:
"Hob ich dir g'sagt, das is Geggensatz. Halb zock sie ihn, halb sonk'r hien."
Und der arme Egerländer, wenn er nicht durchfallen wollte, mußte den 'Geggensatz' so betonen. Auf diese Weise erhielten wir eine Vorstellung von dem Wohlklang Goethescher Verse.

#34:  Autor: boomkleverWohnort: Stuttgart BeitragVerfasst am: 17.02.2013, 18:40
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Was für ein wunderschöner Dialekt: http://www.youtube.com/watch?v=D9iBLNzJ4q4 Ich liebe es...

#35:  Autor: katholischWohnort: Marktl BeitragVerfasst am: 25.02.2013, 17:18
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Waschmaschine hat da einen interessanten Link reingestellt....
Waschmaschine777 hat folgendes geschrieben:
katholisch hat folgendes geschrieben:
beefy hat folgendes geschrieben:
katholisch hat folgendes geschrieben:
Schwoamsuppen mit hoadigem Sterz



Klingt für mich eher nach was zum Einreiben als nach was zum Essen.



also, Schwammsuppe mit ...hoadigem Sterz - das könnte ich jetzt gar nicht übersetzen. Das heißt einfach so. Gibt auch ein türkischen Sterz...und einen Nußsterz....und einen Frühstückssterz (oder auch Frühstückstommerl genannt...); ist supper gut -eine richtige Fastenspeise sozusagen.


http://www.mundart.vulkanland.at/de/steirische-mundarten/letter_B.html

Zitat:
Buchweizensterz , Sterz aus Heidenmehl, welcher mit viel Fett zubereitet wird


Weiter verbreitet ist der "Hoadnsterz". Das hört sich eher nach Krankheit oder Verletzung an.

#36:  Autor: katholischWohnort: Marktl BeitragVerfasst am: 25.02.2013, 17:22
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man achte besonders auf den 'hoatigen Sterz' den 'Heidensterz'.....der dort zum Frühstück oder auch zum Mittagessen einvernommen wird....

#37:  Autor: fwoWohnort: im Speckgürtel BeitragVerfasst am: 25.02.2013, 17:55
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Telliamed hat folgendes geschrieben:
fwo hat folgendes geschrieben:

Was man praktisch jahr nich mehr hehrrt, sind de Teene außm Osten. De janzen Flichtlige sind inswischen ousjestorbn.

fwo


Ich höre hier einen 1917 geborenen Hochschullehrer aus "Könichsberch", ein Original sonder Güte, über dessen Geiz und finanzielle Abhängigkeit von seiner Frau zahlreiche Anekdoten im Umlauf waren.
(Bei einer Solidaritätsaktion des gesamten Instituts wurde er von der allgemeinen Begeisterung erfasst und rief aus: "Ich jebe alles, was ich hab!" Anschließend zählte man aus: 67 Pfennig)....

Lachen Das erinnert mich an die chute Housfrouw, die einen Venktiener (Landstreicher) zum Essen einlädt:
"Äßen se, Manche, äßn se, äßn se, äßn se sech richtich satt. Und wenn se's janze halbe Äi ouffäßn."

(Die Lautschrift ist hier sehr schwer zu verstehen, wenn man den Dialekt nicht kennt. Deshalb in der Übersetzung:
"Essen Sie, guter Mann essen Sie, essen Sie, essen Sie sich richtig satt. Und wenn sie das ganze halbe Ei aufessen")

fwo

#38:  Autor: vrolijkeWohnort: Stuttgart BeitragVerfasst am: 08.12.2018, 13:03
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Winfried Kretschmann setzt sich für den Schutz von Dialekten ein.

Zitat:
Die mannigfaltigen Dialekte in Deutschland sollten nach Auffassung von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) den gleichen Schutz wie gefährdete Flora und Fauna genießen.


Zitat:
Er selbst sei dankbar für seinen schwäbischen Dialekt, der eine Neigung zum Urtümlichen und Anarchischen zeige.


Wo bleibt da die "Anarchie", wenn man anfängt, die Dialekte zu regulieren und zu kanalisieren?

Entweder, der Dialekt wird gesprochen und lebt, oder der Gebrauch bleibt auf der Strecke, und er stirbt.

#39:  Autor: lucWohnort: Nice. Paris. Köln BeitragVerfasst am: 08.12.2018, 14:19
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Ich wüsste nicht , was an den Dialekten schön ist. Oft artet es in Tierlaute aus. Das Schlimmste, das ich bis jetzt gehört habe, ist Sächsisch aber Bayrisch, Kölsch, Badisch, Schwäbisch, Hessisch können sehr unangenehm werden. Es kann sein , dass Dialekte interessante Redewendungen benutzen, aber das kann man auch in der Hochsprache ausdrücken.

#40:  Autor: Zumsel BeitragVerfasst am: 08.12.2018, 15:11
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vrolijke hat folgendes geschrieben:
Winfried Kretschmann setzt sich für den Schutz von Dialekten ein.

Zitat:
Die mannigfaltigen Dialekte in Deutschland sollten nach Auffassung von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) den gleichen Schutz wie gefährdete Flora und Fauna genießen.


Zitat:
Er selbst sei dankbar für seinen schwäbischen Dialekt, der eine Neigung zum Urtümlichen und Anarchischen zeige.


Wo bleibt da die "Anarchie", wenn man anfängt, die Dialekte zu regulieren und zu kanalisieren?


Ja, da quatscht Kretschmann halt einfach mal wieder nicht nur dummes, sondern nachgerade absurdes Zeug. Dient aber ja vermutlich eh nur dem Zweck, sich als volkstümlicher und heimatverbundener Politiker mit "Bodenhaftung" zu inszenieren.

#41:  Autor: BravopunkWohnort: Woanders BeitragVerfasst am: 08.12.2018, 15:38
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Ich mag Dialekte. Besonders den sächsischen. Ich liebe es...

Bringt Farbe ins Spiel und Humor. Smilie Als Deutscher muss man sich ja von allen Seiten anhören, man hätte keinen, auch wenn's nicht stimmt. Traurig Da haben Dialekte eine aufklärerische Funktion. Sehr glücklich

#42:  Autor: vrolijkeWohnort: Stuttgart BeitragVerfasst am: 08.12.2018, 15:59
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Zumsel hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
Winfried Kretschmann setzt sich für den Schutz von Dialekten ein.

Zitat:
Die mannigfaltigen Dialekte in Deutschland sollten nach Auffassung von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) den gleichen Schutz wie gefährdete Flora und Fauna genießen.


Zitat:
Er selbst sei dankbar für seinen schwäbischen Dialekt, der eine Neigung zum Urtümlichen und Anarchischen zeige.


Wo bleibt da die "Anarchie", wenn man anfängt, die Dialekte zu regulieren und zu kanalisieren?


Ja, da quatscht Kretschmann halt einfach mal wieder nicht nur dummes, sondern nachgerade absurdes Zeug. Dient aber ja vermutlich eh nur dem Zweck, sich als volkstümlicher und heimatverbundener Politiker mit "Bodenhaftung" zu inszenieren.

Exakt so ist es.

#43:  Autor: Samson83 BeitragVerfasst am: 08.12.2018, 16:03
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- Berlin
- Ruhrpott
- Kölsch
- sauerländer platt

#44:  Autor: astarte BeitragVerfasst am: 08.12.2018, 16:59
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Manche Dialekte sind ganz nett, oder eignen sich für speziellen Humor, wie zB der Wiener Dialekt für den trockenen dortigen Humor.

Aber wenn man mal einen Hubert Aiwanger reden hört, werden einem doch die Nachteile von Dialekt schlagartig klar oder?

#45:  Autor: astarte BeitragVerfasst am: 08.12.2018, 17:00
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vrolijke hat folgendes geschrieben:

Wo bleibt da die "Anarchie", wenn man anfängt, die Dialekte zu regulieren und zu kanalisieren?

Entweder, der Dialekt wird gesprochen und lebt, oder der Gebrauch bleibt auf der Strecke, und er stirbt.

So isses

#46:  Autor: tillich (epigonal) BeitragVerfasst am: 08.12.2018, 19:32
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vrolijke hat folgendes geschrieben:
Wo bleibt da die "Anarchie", wenn man anfängt, die Dialekte zu regulieren und zu kanalisieren?

Entweder, der Dialekt wird gesprochen und lebt, oder der Gebrauch bleibt auf der Strecke, und er stirbt.

Schutz muss ja nicht Regulierung und Kanalisieren heißen. Es kann ja auch einfach bedeuten, dem Dialekt Raum zu lassen. ZB wurde ja in vielen Schulen der Dialekt geradezu verboten. Das muss ja nicht sein, sondern man kann den Erwerb des Standards ohne Verbot des Dialekts machen. Oder sanfte Förderung im Kulturbereich. Usw. Und solche Sachen find ich gut, denn für mich haben solche regionalen Besonderheiten fast per se was Schönes und auch Erhaltenswertes.

#47:  Autor: vrolijkeWohnort: Stuttgart BeitragVerfasst am: 08.12.2018, 19:49
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tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
Wo bleibt da die "Anarchie", wenn man anfängt, die Dialekte zu regulieren und zu kanalisieren?

Entweder, der Dialekt wird gesprochen und lebt, oder der Gebrauch bleibt auf der Strecke, und er stirbt.

Schutz muss ja nicht Regulierung und Kanalisieren heißen. Es kann ja auch einfach bedeuten, dem Dialekt Raum zu lassen. ZB wurde ja in vielen Schulen der Dialekt geradezu verboten.
Im Unterricht hat es auch nichts verloren finde ich. Das es auf dem Schulhof verboten wurde, kann ich mir nicht vorstellen.

#48:  Autor: beachbernieWohnort: Haida Gwaii BeitragVerfasst am: 08.12.2018, 20:24
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tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
Wo bleibt da die "Anarchie", wenn man anfängt, die Dialekte zu regulieren und zu kanalisieren?

Entweder, der Dialekt wird gesprochen und lebt, oder der Gebrauch bleibt auf der Strecke, und er stirbt.

Schutz muss ja nicht Regulierung und Kanalisieren heißen. Es kann ja auch einfach bedeuten, dem Dialekt Raum zu lassen. ZB wurde ja in vielen Schulen der Dialekt geradezu verboten. Das muss ja nicht sein, sondern man kann den Erwerb des Standards ohne Verbot des Dialekts machen. Oder sanfte Förderung im Kulturbereich. Usw. Und solche Sachen find ich gut, denn für mich haben solche regionalen Besonderheiten fast per se was Schönes und auch Erhaltenswertes.



Das kommt meiner eigenen Auffassung zum Thema am naechsten.

#49:  Autor: tillich (epigonal) BeitragVerfasst am: 08.12.2018, 21:22
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vrolijke hat folgendes geschrieben:
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
Wo bleibt da die "Anarchie", wenn man anfängt, die Dialekte zu regulieren und zu kanalisieren?

Entweder, der Dialekt wird gesprochen und lebt, oder der Gebrauch bleibt auf der Strecke, und er stirbt.

Schutz muss ja nicht Regulierung und Kanalisieren heißen. Es kann ja auch einfach bedeuten, dem Dialekt Raum zu lassen. ZB wurde ja in vielen Schulen der Dialekt geradezu verboten.
Im Unterricht hat es auch nichts verloren finde ich. Das es auf dem Schulhof verboten wurde, kann ich mir nicht vorstellen.

Warum nicht? Auch im Unterricht gibt es ja verschiedene Situationen: Formelle Situationen der Wissenspräsentation (Referate, Lehrererläuterungen, vorgelesene Informationstexte), bei der Bildungssprache angemessen ist; Kommunikation über den konkreten Unterrichtsstoff, bei der Bildungssprache oft sinnvoll ist, aber nicht zwingend; Kommunikation über das Unterrichtsgeschehen, bei der das nur begrenzt so ist ("Murat, lies du mal weiter"); und schließlich Dinge, die zwar im Unterricht stattfinden, aber gar nichts damit zu tun haben ("Mach mal das Fenster auf"), und bei denen die Sprachlage völlig egal ist.

Hier verschiedene Sprachlagen zuzulassen finde ich nicht nur nicht schädlich, sondern konnte zum Auseinanderhalten der Situationen sogar nützlich sein: Oha, dr Herr Lehrer schwätzt uff eenmal nach dr Schrift, jetzetle gehts wieder um dr Sach. Bei den Schweizern funktioniert das mW gut.

#50:  Autor: beachbernieWohnort: Haida Gwaii BeitragVerfasst am: 08.12.2018, 21:33
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tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
Wo bleibt da die "Anarchie", wenn man anfängt, die Dialekte zu regulieren und zu kanalisieren?

Entweder, der Dialekt wird gesprochen und lebt, oder der Gebrauch bleibt auf der Strecke, und er stirbt.

Schutz muss ja nicht Regulierung und Kanalisieren heißen. Es kann ja auch einfach bedeuten, dem Dialekt Raum zu lassen. ZB wurde ja in vielen Schulen der Dialekt geradezu verboten.
Im Unterricht hat es auch nichts verloren finde ich. Das es auf dem Schulhof verboten wurde, kann ich mir nicht vorstellen.

Warum nicht? Auch im Unterricht gibt es ja verschiedene Situationen: Formelle Situationen der Wissenspräsentation (Referate, Lehrererläuterungen, vorgelesene Informationstexte), bei der Bildungssprache angemessen ist; Kommunikation über den konkreten Unterrichtsstoff, bei der Bildungssprache oft sinnvoll ist, aber nicht zwingend; Kommunikation über das Unterrichtsgeschehen, bei der das nur begrenzt so ist ("Murat, lies du mal weiter"); und schließlich Dinge, die zwar im Unterricht stattfinden, aber gar nichts damit zu tun haben ("Mach mal das Fenster auf"), und bei denen die Sprachlage völlig egal ist.

Hier verschiedene Sprachlagen zuzulassen finde ich nicht nur nicht schädlich, sondern konnte zum Auseinanderhalten der Situationen sogar nützlich sein: Oha, dr Herr Lehrer schwätzt uff eenmal nach dr Schrift, jetzetle gehts wieder um dr Sach. Bei den Schweizern funktioniert das mW gut.



So ganz unrecht hat vroljike hier nicht. Auch wenn Dialekt so im Unterricht stattfindet wie Du es zulassen wuerdest, koennte dies ausgrenzende Effekte gegenueber aus anderen Teilen Deutschlands oder dem Ausland zugezogenen Schülern haben.

Klar wird sich ein solcher Gebrauch des Dialektes im Unterricht nicht ganz vermeiden lassen, es reicht allerdings voellig aus, wenn das nur stillschweigend toleriert wird und nicht ausdruecklich erlaubt. So hat der Lehrer notfalls Handhabe dies zu unterbinden, wenn es zu Ausgrenzung anderer Schüler führt oder gar von vornherein in ausgrenzender Absicht geschieht.


Eine ganz andere Sache waere es, wenn es im Deutschunterricht auch mal einen Block in Dialekt gäbe, schon um zu zeigen, dass sich die deutsche Sprache nicht auf Hochdeutsch reduzieren laesst und um Dialekt am Leben zu erhalten.

#51:  Autor: vrolijkeWohnort: Stuttgart BeitragVerfasst am: 08.12.2018, 21:42
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tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
Wo bleibt da die "Anarchie", wenn man anfängt, die Dialekte zu regulieren und zu kanalisieren?

Entweder, der Dialekt wird gesprochen und lebt, oder der Gebrauch bleibt auf der Strecke, und er stirbt.

Schutz muss ja nicht Regulierung und Kanalisieren heißen. Es kann ja auch einfach bedeuten, dem Dialekt Raum zu lassen. ZB wurde ja in vielen Schulen der Dialekt geradezu verboten.
Im Unterricht hat es auch nichts verloren finde ich. Das es auf dem Schulhof verboten wurde, kann ich mir nicht vorstellen.

Warum nicht? Auch im Unterricht gibt es ja verschiedene Situationen: Formelle Situationen der Wissenspräsentation (Referate, Lehrererläuterungen, vorgelesene Informationstexte), bei der Bildungssprache angemessen ist; Kommunikation über den konkreten Unterrichtsstoff, bei der Bildungssprache oft sinnvoll ist, aber nicht zwingend; Kommunikation über das Unterrichtsgeschehen, bei der das nur begrenzt so ist ("Murat, lies du mal weiter"); und schließlich Dinge, die zwar im Unterricht stattfinden, aber gar nichts damit zu tun haben ("Mach mal das Fenster auf"), und bei denen die Sprachlage völlig egal ist.

Hier verschiedene Sprachlagen zuzulassen finde ich nicht nur nicht schädlich, sondern konnte zum Auseinanderhalten der Situationen sogar nützlich sein: Oha, dr Herr Lehrer schwätzt uff eenmal nach dr Schrift, jetzetle gehts wieder um dr Sach. Bei den Schweizern funktioniert das mW gut.

Ich sagte: "im Unterricht hat es nichts verloren".
Wenn jemand im Unterricht sagt: "kann mal einer das Fenster aufmachen. Ich finde es zu warm hier drinnen", kann er das auch in Dialekt machen. Das hat mit dem unterricht nichts zu tun.
Die Schweiz ist mir alles andere als Vorbild. Die sind ja direkt Stolz, wenn man sie nicht versteht. Mit den Augen rollen



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