Skeptiker hat folgendes geschrieben: | ... am 1. August 1914 hat Deutschland dem Zarenreich erst mal den Krieg erklärt und rund zwei Wochen später griffen zwei russische Armeen Gebiete Ostpreußens an.
Doch dieser Angriff war zuvor bewusst provoziert und auch herbei gesehnt worden. Der deutsche Imperialismus, der nach dem Verlust der alten Kolonien neue Kolonien im Osten anstrebte und die Grenzen Russlands bis auf Moskau zurück werfen wollte, hatte den Russen eine Falle gestellt - und auch insbesondere der SPD, welche nämlich aufgrund der propagandistischen Ausschlachtung des russischen Aufmarsches für die Kriegskredite stimmte und damit den Beginn des 1. Weltkrieges durch Deutschland mit unterstützte.
Zitat: | Die Frage eines Krieges gegen Russland spielte in den Kalkulationen der zivilen Reichsleitung aus außen- und innenpolitischen Gründen eine weit größere Rolle als in den Überlegungen der auf Frankreich fixierten Militärs, die zuletzt sogar von einer Kriegserklärung an Russland abrieten.
Abgesehen von dem Umstand, dass der Kreis um Bethmann Hollweg ohnehin Russland für die größere Bedrohung der deutschen Machtstellung in Europa hielt, kam es dem Reichskanzler in der Julikrise vor allem auf eine diplomatisch tragfähige Absicherung des offensiven deutschen Vorgehens im Westen und die Erschwerung, günstigstenfalls die Verhinderung eines britischen Kriegseintritts an.
Dazu aber musste Russland in die Position des Angreifers manövriert werden, der Krieg also „aus dem Osten“ kommen, wie der Kanzler schon am 8. Juli gegenüber Kurt Riezler anmerkte. Gottlieb von Jagow umriss die Logik, die am 1. August 1914 – nachdem die russische Regierung zwar mobilisiert, der deutschen aber „nicht den Gefallen getan hatte, den Krieg zu beginnen“ – zur deutschen Kriegserklärung an Russland führte, 1926 in einem Schreiben an einen Mitarbeiter des Reichsarchivs folgendermaßen:
„Die Aufgabe der Politischen Leitung bestand demnach darin, dieses kriegerische Vorgehen einzuleiten und zu rechtfertigen, und zwar in einer Form, die uns als die 'Angegriffenen' erscheinen lassen konnte, der Angreifer war Russland. Mit Frankreich hatten wir keinen Streit. (...) Mit Belgien lag aber gar kein Konflikt vor, die beabsichtigte Neutralitätsverletzung dieses Landes ließ sich nur durch den Krieg mit Frankreich, und dieser wiederum nur durch den Krieg mit Russland motivieren. Das Vorgehen Russlands war also die Basis, auf der allein das Vorgehen – auch nach Westen – zu begründen war. (...) Der Einmarsch in Belgien ließ sich nur durch den Krieg mit Frankreich, dieser nur durch den Krieg mit Russland rechtfertigen. War kein Krieg mit Russland, so bestand überhaupt kein Anlass für uns zum Kriege im Westen.“
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Ostfront_(Erster_Weltkrieg)&oldid=154029261
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(...)
Die Sehnsüchte des deutschen Imperialismus in Richtung Osten sind übrigens nicht erst 1914 entstanden, sondern bereits Ende des 19. Jahrhunderts:
Zitat: | Bereits am 10. Dezember 1887 hatte ein junger Diplomat, kein anderer als der damals in St. Petersburg als Botschaftsrat amtierende spätere Staatssekretär und Reichskanzler Bernhard von Bülow, in einem Bericht an das Auswärtige Amt folgende Gedanken formuliert:
»Wir müssen eventuell dem Russen so viel Blut abzapfen, daß derselbe sich nicht erleichtert fühlt, sondern 25 Jahre außerstande ist, auf den Beinen zu stehen. Wir müssen die wirtschaftlichen Hilfsquellen Rußlands für lange hinaus durch Verwüstung seiner Schwarzerd-Gouvernements, Bombardierung seiner Küstenstädte, möglichste Zerstörung seiner Industrie und seines Handels zuschütten. Wir müßten endlich Rußland von jenen beiden Meeren, der Ostsee und dem Schwarzen Meer, abdrängen, auf denen seine Weltstellung beruht.«
Und 1897 schrieb Paul Rohrbach, einer der führenden außenpolitischen Publizisten seiner Zeit, in seinem Artikel »Durch die Ukraine« leitmotivisch:
»Wenn der Tag kommt, wo Rußland das Schicksal herausfordert, dann, ja dann könnte Rußland zertrümmert werden. Wer Kiew hat, kann Rußland zwingen!«
http://www.ag-friedensforschung.de/themen/1wk/ukraine.html
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"Wer Kiew hat, kann Rußland zwingen!" - Klingt merkwürdig aktuell. |
Klingt aktuell, ist aber 125 bzw. 135 Jahre alt. Deswegen schrieb ich, dass der deutsche Griff nach Osten, nach Russland schon vor rund 130 Jahren begonnen hat.
In zwei Weltkriegen wurde dann versucht, Russland zu vernichten. (...)
Auch jetzt wieder wird Kiew massiv aufgerüstet, denn dann kann man Russland zwingen. |