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DerTorsten dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 28.10.2005 Beiträge: 2166
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(#383403) Verfasst am: 08.12.2005, 16:06 Titel: Mitleid |
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Immer, wenn uns Schreckensmeldungen erreichen, ist die Betroffenheit groß. Naturkatastrophen, Hungersnöte, zunehmende Armut, Kriege und Bürgerkriege und vieles Andere erzeugen große Betroffenheit. Das ist auch der Zeitpunkt, Mitleid einzufordern und zu demonstrieren – manchmal in tätiger Form („humanitäre Hilfe“, Spendenaktionen), meist nur in Form der Mitleidbekundung („Ach, die armen Menschen.“)
Leiden wir wirklich mit? Sicher doch, trüben diese Nachrichten doch unsere gute Laune und dämpfen unsere Freude in der Spaß- und Konsum-Gesellschaft. Was uns aber nicht daran hindert, durch unsere Lebensweise in der kapitalistischen Gesellschaft noch in dem Moment „tiefempfundenen Mitleids“ die nächsten Saatkörner für weiteres Leid zu legen. Vielleicht ist es ja nur unser – ansonsten abgeschaltetes – Gewissen, welches sich bei unmittelbarer Konfrontation regt und sowohl an unsere Schuld gemahnt als auch zum Handeln drängt – was dann unser (Mit-)Leid verursacht, welches aber, gemessen an den Schicksalen der wirklich Leidenden, eher einer Verhöhnung gleichkommt.
Durch Mitleid wird die (Selbst-)Täuschung geschaffen, man stehe auf der Seite der Leidenden und tue etwas gegen ihr Leid. Tatsächlich ist aber drauf geschissen. Wenn irgendwo auf der Erde Mensch oder Tier Leid geschieht, kann man ziemlich sicher sein, daß Menschen – verursachend oder modifizierend – ihre dreckigen (manchmal auch mitleidvollen) Pfoten im Spiel haben. Der Überfluß der Mitleidigen erzeugt Klimaveränderung und Hunger im Rahmen von komplexen Kausalbeziehungen zumindest mit. Und selbst wenn er – nachdem das Kind in den Brunnen gefallen ist – tatsächlich tätig wird, so bestenfalls bei der Linderung bereits verursachten Leids, nicht der Verhinderung von zukünftigem.
Nur wer nicht erst Mitleid zeigt, wenn Leid geschieht, sondern alle Kraft einsetzt, Leid zu verhindern, kann ernsthaft auf unsere Anerkennung und die zukünftiger Geschichtsbetrachtung hoffen. Was aber verursacht heute das Leid? Durch unvernünftige Ausbeutung fossiler Energieträger und gleichzeitige Vernichtung großer Teile der Biosphäre (z.B. Regenwälder) im Profitinteresse wurden die Klimaveränderung und daraus resultierende immer schwerere Naturereignisse zumindest mitverursacht. Profitorientierte leichtsinnige Besiedlungspolitik, Architektur und mangelnde Schutzmaßnahmen sorgen dafür, daß diese Naturereignisse zu Katastrophen für den Menschen werden. Der Kampf um Rohstoffe, Märkte und Einflußsphären – ebenfalls im Proftinteresse – führt zu weiterem Leid in Kriegen und Bürgerkriegen. Nicht zuletzt verursacht das Streben nach Maximalprofiten immer soziale Ungleichgewichte, deren Ausprägung sich zwar schon in zunehmender Armut in der BRD zeigt, aber um ein Vielfaches leidvoller die Hungernden, von sauberem Wasser Ausgeschlossenen und medizinisch Unterversorgten trifft.
Hier ist kein Mitleid gefragt, sondern zielgerichtete vernunftbasierte Bekämpfung der Ursachen und Verursacher. Mitleid ist etwas für Pfaffen und andere Humanitätsheuchler. Es ist nicht nur völlig nutzlos, sondern dient den Verursachern des Leides zur Besänftigung des eigenen Gewissens und Rechtfertigung, weiteres Leid zu verursachen. Leid kann nicht durch Mitleid aufgewogen werden, sondern nur beides gleichzeitig beseitigt.
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George auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2004 Beiträge: 4485
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(#383429) Verfasst am: 08.12.2005, 17:07 Titel: |
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Nietzsche wäre stolz auf dich ! Zumindest in seiner frühen Phase, später nicht mehr !
Wenn du Mitleid als Selbsttäuschung erlebst oder definierst ist das eine sehr oberflächlische und
theoretische definition.
Die fähigkeit sich in alles lebende einzufühlen ist etwas besonderes und ich denke keineswegs nur eine soziale errungenschaft.
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DerTorsten dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 28.10.2005 Beiträge: 2166
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(#383436) Verfasst am: 08.12.2005, 17:26 Titel: |
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George hat folgendes geschrieben: | Nietzsche wäre stolz auf dich ! Zumindest in seiner frühen Phase, später nicht mehr ! |
Nun, das wäre mir auch kein großes Lob:
wikipedia.de hat folgendes geschrieben: |
In geistiger Umnachtung (1889–1900)
Der durch die Wahnzettel an Burckhardt und ihn selbst alarmierte Overbeck brachte Nietzsche zunächst in eine Irrenanstalt in Basel. Von dort wurde der inzwischen geistig vollständig Umnachtete von seiner Mutter in die Psychiatrische Universitätsklinik in Jena unter Leitung Otto Binswangers gebracht. Ein Heilungsversuch Julius Langbehns, der von sich aus Kontakt zur Mutter aufgenommen hatte, scheiterte. 1890 durfte die Mutter ihn schließlich bei sich in Naumburg aufnehmen. |
Nietzsche hatte zwar einige recht gute Denkansätze, war aber zeitlebens nicht in der Lage, sie in ein sinnvolles Gesamtbild einzufügen. Sein späterer Nihilismus und die psychische Störung waren die logische Konsequenz.
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Effô Tisetti Königsblau bis in den Tod
Anmeldungsdatum: 18.09.2003 Beiträge: 9920
Wohnort: 75
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(#383437) Verfasst am: 08.12.2005, 17:31 Titel: |
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DerTorsten hat folgendes geschrieben: |
Nietzsche hatte zwar einige recht gute Denkansätze, war aber zeitlebens nicht in der Lage, sie in ein sinnvolles Gesamtbild einzufügen. Sein späterer Nihilismus und die psychische Störung waren die logische Konsequenz. |
"Psychische Störungen" sind darauf zurückzuführen, dass man gute Denkansätze nicht in sinnvolle Gesamtbilder einfügen kann?
Mit Bewunderung stelle ich fest, dass du nicht nur politische, sondern auch medizinische Avantgarde bist.
_________________ "Die einfache Formel: Jesus ist stärker! hilft Menschen, sich aus der Fixierung völlig irrationaler Wertesysteme zu lösen."
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Mai Freigeist
Anmeldungsdatum: 06.09.2005 Beiträge: 876
Wohnort: zu Hause
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(#383446) Verfasst am: 08.12.2005, 17:53 Titel: |
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DerTorsten hat folgendes geschrieben: | ... Mitleid ist etwas für Pfaffen und andere Humanitätsheuchler. ... |
George hat folgendes geschrieben: | Wenn du Mitleid als Selbsttäuschung erlebst oder definierst ist das eine sehr oberflächlische und theoretische definition.
Die fähigkeit sich in alles lebende einzufühlen ist etwas besonderes und ich denke keineswegs nur eine soziale errungenschaft. |
Die Milch des Mitgefühls
Zitat: | Eines Tages kam Girish gerade dazu, wie Vivekananda mit seinen Mönchen abstrakteste Philosophie erörterte. Vivekananda brach ab und sagte in einem Tone freundlichen Spotts: "Nun, Girish, habt Ihr Euch denn niemals in solche Fragen vertieft, habt Ihr Eure Tage immer nur mit Eurem Krishna und Vishnu zugebracht?"
Girish erwiderte:
"Nun, Naren [Narendra, später Vivekananda], Ihr habt doch Eure Veden und Vedantas gelesen und wieder gelesen? ..... Aber sagt mir doch, habt Ihr darin die richtigen Arzneien gegen das Ächzen und Schreien hungriger Mäuler gefunden, gegen gräuliche Sünden, gegen die zahllosen Leiden und Übel, wie man sie alle Tage sieht? Da kenne ich Hausmütter, die noch vor kurzem fünfzig Münder satt gemacht haben und seit drei Tagen nicht einmal ihre Kinder und sich selber ernähren können. Eines anderen Gattin ist von Unholden vergewaltigt und zu Tode gemartert worden. Eines anderen junge Witwe ist bei einem Versuch der Fruchtabtreibung zugrunde gegangen, weil sie Angst vor Schande hatte..... Sagt mir doch, Naren, welche Heilmittel gegen solche Nöte habt Ihr in den Veden gefunden? ....."
Im gleichen Tone bitterer Ironie fuhr Girish fort, das düstere Gemälde der Gesellschaft auszuführen. Vivekananda schwieg, tief erschüttert, und Tränen entströmten seinen Augen. Er hielt es nicht mehr aus, rang nach Atem: plötzlich stürzte er aus dem Zimmer. Da sagte Girish zu den Jüngern:
"Habt ihr gesehen, welch großes Herz euer Guru hat? Ich achte in ihm weit weniger sein Wissen und seine gewaltige Verstandeskraft als dies Herz, das über das Elend des Menschengeschlechtes weint. Wie er nur davon sprechen hörte (merket es wohl!), sind alle seine Veden und Vedantas dahingeschwunden; all das Wissen, die Gelehrsamkeit, welche er noch einen Augenblick vorher bewiesen hatte, wurden über Bord geworfen; sein ganzes Wesen füllte sich bis zum Überfließen mit der Milch des Mitgefühls für die Menschheit. Euer Swamiji ist nicht nur Jnanin und Pandit (Gelehrter) sondern Liebender Gottes und der Menschheit....."
Vivekananda trat wieder ein. Er sagte zu Saradananda - und sein Ton drang in die Seele -, sein Herz werde von Qual zerfressen beim Gedanken an die Leiden seiner Volksgenossen, und man müsse sogleich für diese Unglücklichen eine Heimstatt gründen. Und sich zu Girish wendend sagte:
"Ach Girish! Müßte ich auch tausend Geburten über mich ergehen lassen, um das Elend der Welt zu lindern - was sage ich? - um auch nur von einem Einzigen Leid fernzuhalten - ich täte es mit Freuden! ....."
Aus „Vivekananda I“ von Romain Rolland, Rotapfel Verlag, ca. 1930, Seite 109 |
_________________ Angedenken an das Eine, bleibt das Beste, was ich meine. Goethe
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Effô Tisetti Königsblau bis in den Tod
Anmeldungsdatum: 18.09.2003 Beiträge: 9920
Wohnort: 75
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Der unbekannte Gott apolitischer Atheist
Anmeldungsdatum: 24.07.2003 Beiträge: 1595
Wohnort: Das alte Europa
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(#383455) Verfasst am: 08.12.2005, 18:33 Titel: |
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DerTorsten hat folgendes geschrieben: | Nietzsche hatte zwar einige recht gute Denkansätze, war aber zeitlebens nicht in der Lage, sie in ein sinnvolles Gesamtbild einzufügen. Sein späterer Nihilismus und die psychische Störung waren die logische Konsequenz. |
Dumm nur, daß die psychische Störung physische Ursachen hatte, mit dem Denken und den Konzeptionen überhaupt nicht zu tun hatte...
_________________ "Unwissenden scheint, wer Weises sagt, nicht klug zu sein." (Euripides)
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DerTorsten dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 28.10.2005 Beiträge: 2166
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(#383492) Verfasst am: 08.12.2005, 19:17 Titel: |
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Der unbekannte Gott hat folgendes geschrieben: |
Dumm nur, daß die psychische Störung physische Ursachen hatte, mit dem Denken und den Konzeptionen überhaupt nicht zu tun hatte... |
Bekanntermaßen sind ALLE Erkrankungen, insbesondere, aber nicht nur psychische, genaugenommen biopsychosozial verursacht und führen zu biopsychosozialen Störungen. Nur ist die Wichtung der einzelnen Dimensionen sehr unterschiedlich.
Da ich Nietzsche nicht diagnostizierte und die ganze psychiatrische Diagnostik und Nomenklatur in den winzigsten Kinderschuhen steckte, maße ich mir über Nietzsches psychische und / oder körperliche Krankheit kein Urteil an. Allerdings ist bekannt, daß Überforderungen (z.B. hier, durchaus großartige Splitter in kein Gesamtbild zu bekommen) bei der Entstehung verschiedener psychischer Störungen bedeutsam sind.
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Hatuey registrierter User
Anmeldungsdatum: 26.02.2004 Beiträge: 2821
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(#383502) Verfasst am: 08.12.2005, 19:29 Titel: Re: Mitleid |
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DerTorsten hat folgendes geschrieben: |
Hier ist kein Mitleid gefragt, sondern zielgerichtete vernunftbasierte Bekämpfung der Ursachen und Verursacher. Mitleid ist etwas für Pfaffen und andere Humanitätsheuchler. Es ist nicht nur völlig nutzlos, sondern dient den Verursachern des Leides zur Besänftigung des eigenen Gewissens und Rechtfertigung, weiteres Leid zu verursachen. Leid kann nicht durch Mitleid aufgewogen werden, sondern nur beides gleichzeitig beseitigt. |
Und was genau tuen sie selber um die Ursachen zu bekämpfen? Verzichten sie selber auf etwas?
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DerTorsten dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 28.10.2005 Beiträge: 2166
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(#383516) Verfasst am: 08.12.2005, 19:43 Titel: Re: Mitleid |
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milhous hat folgendes geschrieben: |
Und was genau tuen sie selber um die Ursachen zu bekämpfen? Verzichten sie selber auf etwas? |
Sicher. Ich habe meine Fahrzeuge abgeschafft und meinen Konsum minimiert. Das hat den angenehmen Nebeneffekt, gleichzeitig noch der Profitrate der Schmarotzer zu schaden.
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Shadaik evolviert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 26377
Wohnort: MG
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(#383523) Verfasst am: 08.12.2005, 19:48 Titel: Re: Mitleid |
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DerTorsten hat folgendes geschrieben: | Immer, wenn uns Schreckensmeldungen erreichen, ist die Betroffenheit groß. |
Ich würde sagen, die Betroffenheit verhält sich kohärent zur Größe der Schlagzeile.
_________________ Fische schwimmen nur in zwei Situationen mit dem Strom: Auf der Flucht und im Tode
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DerTorsten dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 28.10.2005 Beiträge: 2166
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(#383585) Verfasst am: 08.12.2005, 20:54 Titel: Re: Mitleid |
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Shadaik hat folgendes geschrieben: |
Ich würde sagen, die Betroffenheit verhält sich kohärent zur Größe der Schlagzeile. |
Die angebliche (heimlich genüßliche und wonnevolle) Betroffenheit. Was glaubst Du, warum die BILD mit Schriftgrößen prangt, die bestenfalls geeignet sind, Schiffsnamen bei Nebel aus großer Entfernung zu lesen?
Übrigens war mein Eingangstext nicht so toll (Zeitdruck und Begeisterung sind schlechte Gefährten). Hier noch ein Versuch:
Zitat: | Mitleid
Immer, wenn uns Schreckensmeldungen über Naturkatastrophen, Hungersnöte, zunehmende Armut, Kriege und Bürgerkriege, aber auch den Unfall- oder Krebstod eines Kindes und vieles Andere erreichen, erzeugen sie große Betroffenheit. Bei den Meisten zumindest verbal. Das ist auch der Zeitpunkt, Mitleid zu zeigen und einzufordern – wer kein Mitleid hat, ist ein schlechter Mensch. Bei Manchen sieht man es in tätiger Form („humanitäre Hilfe“, Spendenaktionen), meist aber nur in Form der Mitleidsbekundung („Ach, die armen Menschen.“)
Mitleid ist eine der Fähigkeiten, die unser soziales Zusammenleben erst möglich macht. Nur, wer das Leid Anderer auch selbst emotional miterlebt, wird bereit sein, etwas dagegen zu unternehmen und gegen Ursachen und Verursacher des Leides vorzugehen. Nicht zuletzt davon zeugt auch der Spruch: „Was man mir nicht antun soll, will ich auch nicht anderen Menschen zufügen.“, der sich schon bei und selbst vor Konfuzius findet und im Deutschen als „Goldene Regel“ bekannt ist. Erst das Nachfühlen fremden Leides ermöglicht, es auf sich selbst zu beziehen und zu erkennen, daß dieses Leid vermieden werden muß – und zwar für Andere wie sich selbst.
Aber: Leiden wir wirklich mit? Sicher doch, trüben diese Nachrichten über massives fremdes Leid doch unsere gute Laune und dämpfen unsere Freude in der Spaß- und Konsum-Gesellschaft. Allerdings hat die exzessive Berichterstattung über fremdes Leid dazu geführt, daß es inzwischen von Vielen mit wonnigen Schauern genossen wird – bei Lieblingsbier und Lieblingschips. Nach außen wird nur noch pro forma die Trauermiene aufgesetzt. Kleinere Ereignisse führen zu gar keiner emotionalen Mitbeteiligung mehr.
Doch selbst wenn fremdes Leid tatsächlich Mitleid auslöst – was ist das wert? Mitleid hindert uns meist nicht daran, durch unsere übliches Verhalten noch in dem Moment, da wir es empfinden, die nächsten Saatkörner für weiteres Leid zu legen. Vielleicht regt sich ja bei unmittelbarer massiver Konfrontation nur unser – ansonsten abgeschaltetes – Gewissen, ein Teil des Unterbewußtseins, mahnt zur Erkenntnis unserer Schuld und drängt zum Handeln. Durch Mitleid wird die (Selbst-)Täuschung geschaffen, man stehe auf der Seite der Leidenden und tue damit etwas gegen ihr Leid, ohne daß man tatsächlich etwas (ausreichend wirkungsvolles) tun müßte, nämlich gegen die Ursachen des Leides.
Wenn irgendwo auf der Erde Mensch oder Tier Leid geschieht, kann man ziemlich sicher sein, daß Menschen – verursachend oder modifizierend – ihre dreckigen (manchmal auch angeblich so mitleidvollen) Pfoten im Spiel haben. Denn was verursacht – abgesehen von den nur schwer beeinflußbaren Naturgewalten – Leid? Durch unvernünftige Ausbeutung fossiler Energieträger und gleichzeitige Vernichtung großer Teile der Biosphäre (z.B. Regenwälder) im Profitinteresse wurden die Klimaveränderung und daraus resultierende immer schwerere Naturereignisse zumindest mitverursacht. Profitorientierte leichtsinnige Besiedlungspolitik und Architektur sowie mangelnde Schutzmaßnahmen sorgen dafür, daß diese Naturereignisse zu Katastrophen für den Menschen werden. Der Kampf um Rohstoffe, Märkte und Einflußsphären – ebenfalls im Proftinteresse – führt zu weiterem Leid in Kriegen und Bürgerkriegen. Nicht zuletzt verursacht das Streben nach Maximalprofiten immer soziale Ungleichgewichte, deren Ausprägung sich zwar schon in zunehmender Armut in der BRD zeigt, aber um ein Vielfaches leidvoller Diejenigen trifft, welche hungern, von sauberem Wasser ausgeschlossen sind, in erbärmlichem Wohnraum (wenn vorhanden) zusammengepfercht werden, unzureichend bekleidet und medizinisch unterversorgt sind. Die Aufzählung ist eher ein Ansatz als vollständig.
Hier ist nicht nur Mitleid gefragt, sondern zielgerichtete vernunftbasierte Bekämpfung der Ursachen und Verursacher. NUR Mitleid ist etwas für Pfaffen und andere Humanitätsheuchler. Es ist nicht nur völlig nutzlos, sondern dient den Verursachern des Leides zur Besänftigung des eigenen Gewissens und Rechtfertigung vor Anderen: „Seht, ich bin doch kein schlechter Mensch, ich habe doch Mileid!“ Leid kann nicht durch Mitleid aufgewogen werden. NUR wenn das Mitleid zu einem Handeln führt, welches nicht nur gegenwärtiges, sondern auch und vor Allem zukünftiges Leid bekämpft, ist es nützlich. Von diesem Handeln hängt ab, wieviel Leid noch Mitleid erfordern wird.
Beurteilt Menschen nicht danach, wieviel Mitleid sie bekunden, sondern wieviel Leid sie abwenden. |
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Graf Zahl untot
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 7040
Wohnort: Universum
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(#383667) Verfasst am: 08.12.2005, 23:03 Titel: |
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DerTorsten hat folgendes geschrieben: | George hat folgendes geschrieben: | Nietzsche wäre stolz auf dich ! Zumindest in seiner frühen Phase, später nicht mehr ! |
Nun, das wäre mir auch kein großes Lob:
wikipedia.de hat folgendes geschrieben: |
In geistiger Umnachtung (1889–1900)
Der durch die Wahnzettel an Burckhardt und ihn selbst alarmierte Overbeck brachte Nietzsche zunächst in eine Irrenanstalt in Basel. Von dort wurde der inzwischen geistig vollständig Umnachtete von seiner Mutter in die Psychiatrische Universitätsklinik in Jena unter Leitung Otto Binswangers gebracht. Ein Heilungsversuch Julius Langbehns, der von sich aus Kontakt zur Mutter aufgenommen hatte, scheiterte. 1890 durfte die Mutter ihn schließlich bei sich in Naumburg aufnehmen. |
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Nur weil ein großer Denker später, d.h. nach dem Verfassen seiner Werke, in die Psychiatrie eingeliefert wurde, wäre das kein Lob mehr? Dürftige Begründung...
DerTorsten hat folgendes geschrieben: |
Nietzsche hatte zwar einige recht gute Denkansätze, war aber zeitlebens nicht in der Lage, sie in ein sinnvolles Gesamtbild einzufügen. Sein späterer Nihilismus[...] |
Nietzsche war kein Nihilist, sondern das Gegenteil. Er überwand den Nihilismus!
www.nietzsche.de hat folgendes geschrieben: | War N ein Nihilist?
Das Gegenteil ist der Fall.
N erklärt (ebenso wie Karl Marx), dass der metaphysisch-religiös orientierte Mensch das Schwergewicht des Daseins ins Jenseits verlagert, dass dieses Jenseits samt dem dort thronenden Gott aber unglaubwürdig geworden ist: **"Gott ist tot". Damit sind die obersten Werte entwertet, d.h. der Mensch steht mit leeren Händen da, steht vor dem Nichts, ist also - meist ohne sich dessen bewusst zu sein - ein Nihilist.
N konstatiert und diagnostiziert also den Nihilismus als Konsequenz des bisherigen Denkens; was er als Therapie fordert, ist die Überwindung des Nihilismus durch einen "Besieger Gottes und des Nichts". |
DerTorsten hat folgendes geschrieben: |
[...] und die psychische Störung waren die logische Konsequenz. |
*aua, aua, aua, aua, aua...*
Um Deine Aussage zusammenzufassen:
Nietzsche ist Deiner Meinung nach Nihilist und wahnsinnig geworden, weil er zeitlebens nicht in der Lage war, seine Denkansätze in ein sinnvolles Gesamtbild einzufügen.
Ist das Dein Ernst?
Ich habe im Internet ja schon so einige wirre Schlußfolgerungen gelesen, aber die gehört in die Top 10 der Wirrnis.
Hier zu Nietzsches Krankheit:
www.nietzsche.de hat folgendes geschrieben: |
Demnach gibt es vom **Elternhaus her eine gewisse Vorbelastung, und Ns Psyche ist nicht frei von "schizoid-narzisstischen Beziehungsstörungen" und möglicherweise eine schizophrene Komponente. Entscheidend dürfte eine luetische Infektion in der Leipziger Studentenzeit gewesen sein, die zu schweren, oft Tage dauernden Kopfschmerzanfällen, verbunden mit Galle-Erbrechen und starken Augenschmerzen u.a. führt und N im Mai 1879 zwingt, seine Professur aufzugeben.
Zehn Jahre später mündet die Krankheit in progressive Paralyse, an der N neun Jahre später stirbt.
Der Krankheitsverlauf ist - nicht untypisch - teils von starken Gemütsschwankungen (Depressionen, Euphorien),
teils von Perioden der Remission (1886/87) gekennzeichnet. Ns **Briefe geben darüber genauesten Aufschluss,
seine Werke sind dagegen weitgehend frei davon. |
(Hervorhebung von mir)
Nietzsche unterschied übrigens zwischen Mitgefühl und Mitleid. Da ich keine Zeit für eigene Ausführungen habe (und zudem zu faul bin, zum x-ten Mal mit eigenen Worten Leute aufzuklären, die von Nietzsche keine Ahnung haben), wieder obige Seite:
www.nietzsche.de hat folgendes geschrieben: |
Persönlich ist N ein Mensch, der unter einem Übermaß von Mitleid und Mitgefühl leidet.
Er sieht jedoch das Mitleid in scharfem Kontrast zum Mitgefühl. Mitleid (das nicht auf Mitgefühl basiert), erregt
- vor allem, wo es als "Religion des Mitleids" gepredigt wird - seinen **Verdacht.
Dieses "Mitleid" ist ein christlich sanktioniertes Überlegenheitsgefühl, und die Forderung nach Mitleid eine Forderung nach dem Primat der **Moral als der zentralen Lebensaufgabe des Menschen.
Es ist verwandt mit dem **Ressentiment: ein Selbstgenuss der Schwachen, der Kranken, der "Schlechtweggekommenen" und es verrät sich durch das Fehlen von "Mitfreude".
Da N das Leiden in der Welt nicht als etwas sieht, das zu eliminieren ist oder eliminiert werden kann, sieht er im "Mitleiden" eher eine "Verdoppelung des Leids" als dessen Reduzierung. |
_________________ 42
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44649
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(#383683) Verfasst am: 08.12.2005, 23:29 Titel: |
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Graf Zahl hat folgendes geschrieben: | Nietzsche unterschied übrigens zwischen Mitgefühl und Mitleid. |
Soweit ich weiss nicht explizit. Diese Deutung liegt allerdings an einigen Stellen nahe.
Als solche stammt diese Deutung Nietzsches soweit ich weiss von Milan Kundera.
Kann mich aber auch irren und würde mich freuen, wenn jemand eine mich widerlegende Stelle aus Nietzsches Werk zitieren würde...
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Der unbekannte Gott apolitischer Atheist
Anmeldungsdatum: 24.07.2003 Beiträge: 1595
Wohnort: Das alte Europa
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(#383686) Verfasst am: 08.12.2005, 23:36 Titel: |
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Graf Zahl hat folgendes geschrieben: | ...Nietzsche... |
Du glaubst doch nicht wirklich, daß ein so festgefahrener, wirrer Mensch wie DerTorsten noch in der Lage ist, irgendetwas neues aufzunehmen, seine Meinung über irgendetwas zu revidieren? Er wird genau so weiterreden wie vorher, wird weiterhin keine Ahnung von Nietzsche haben und dessen Krankheit mit seinem Weltbild verbinden, wie es die Christen gerne tun.
Aber schön, daß es noch Menschen gibt, die Aufklärung an den Bornierten versuchen, so offenbar auch die Sinnlosigkeit dieses Unterfangens ist!
_________________ "Unwissenden scheint, wer Weises sagt, nicht klug zu sein." (Euripides)
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DerTorsten dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 28.10.2005 Beiträge: 2166
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(#383758) Verfasst am: 09.12.2005, 08:53 Titel: |
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Da nun alle Randbemerkungen in extensio breitgewalzt wurden könnten wir mal mit dem Strangthema beginnen.
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#383768) Verfasst am: 09.12.2005, 09:59 Titel: Re: Mitleid |
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DerTorsten hat folgendes geschrieben: | Hier ist kein Mitleid gefragt, sondern zielgerichtete vernunftbasierte Bekämpfung der Ursachen und Verursacher. | Das sind keine Alternativen. Ich fürchte, Dein ganzer Beitrag beruht auf diesem Missverständnis.
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DerTorsten dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 28.10.2005 Beiträge: 2166
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(#383823) Verfasst am: 09.12.2005, 12:46 Titel: Re: Mitleid |
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zelig hat folgendes geschrieben: | Das sind keine Alternativen. |
Deshalb habe ich den ganzen Artikel nochmal grundlegend umgeschrieben.
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Sanne gives peas a chance.
Anmeldungsdatum: 05.08.2003 Beiträge: 12088
Wohnort: Nordschland
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(#383846) Verfasst am: 09.12.2005, 13:31 Titel: |
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http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?p=383585#383585
DerTorsten hat folgendes geschrieben: | zelig hat folgendes geschrieben: | Das sind keine Alternativen. |
Deshalb habe ich den ganzen Artikel nochmal grundlegend umgeschrieben. |
Der zweite Text gefällt mir
_________________ Ich will das Internet doch nicht mit meinen Problemen belästigen! (Marge Simpson)
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DerTorsten dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 28.10.2005 Beiträge: 2166
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(#383889) Verfasst am: 09.12.2005, 14:37 Titel: |
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Sanne hat folgendes geschrieben: | Der zweite Text gefällt mir |
Und der erste mir selbst nicht mehr.
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George auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2004 Beiträge: 4485
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(#383944) Verfasst am: 09.12.2005, 17:30 Titel: |
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DerTorsten hat folgendes geschrieben: | Der unbekannte Gott hat folgendes geschrieben: |
Dumm nur, daß die psychische Störung physische Ursachen hatte, mit dem Denken und den Konzeptionen überhaupt nicht zu tun hatte... |
Bekanntermaßen sind ALLE Erkrankungen, insbesondere, aber nicht nur psychische, genaugenommen biopsychosozial verursacht und führen zu biopsychosozialen Störungen. Nur ist die Wichtung der einzelnen Dimensionen sehr unterschiedlich.
Da ich Nietzsche nicht diagnostizierte und die ganze psychiatrische Diagnostik und Nomenklatur in den winzigsten Kinderschuhen steckte, maße ich mir über Nietzsches psychische und / oder körperliche Krankheit kein Urteil an. Allerdings ist bekannt, daß Überforderungen (z.B. hier, durchaus großartige Splitter in kein Gesamtbild zu bekommen) bei der Entstehung verschiedener psychischer Störungen bedeutsam sind. |
Quatsch, Nietzsche hatte einfach eine verschleppte Syphillis das ist alles. Von überforderung kann bei einem solchen Genie keine rede sein. Dennoch will ich nicht abstreiten das er ein unglücklicher und von Dämonen und Emotionen gehetzter mann war. Ich bin mir aber auch sicher das er seine frühen äußerungen zum Mitleid später relativiert hätte. Er war ein von katholischen Furien gehetztes Kind das nur dank seines Intellektes einer Zukunft als Geistlicher entgehen konnte und ganz nebenbei alle damit zusammenhängenden Ethischen Konzepte relativierte.
Dennoch hätte es ihn in der Form wohl ohne Schopenhauer nicht gegeben.
Aber das ist etwas anderes , deine Ausführungen zum Mitleid sind oberflächlisch.
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DerTorsten dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 28.10.2005 Beiträge: 2166
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(#383960) Verfasst am: 09.12.2005, 18:03 Titel: |
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George hat folgendes geschrieben: |
Aber das ist etwas anderes , deine Ausführungen zum Mitleid sind oberflächlisch. |
Wie wärs mal mit SACHARGUMENTEN (falls Du weißt, was das ist)?
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CoS Antitheist
Anmeldungsdatum: 10.07.2005 Beiträge: 2734
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(#383977) Verfasst am: 09.12.2005, 18:57 Titel: Re: Mitleid |
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Shadaik hat folgendes geschrieben: | DerTorsten hat folgendes geschrieben: | Immer, wenn uns Schreckensmeldungen erreichen, ist die Betroffenheit groß. |
Ich würde sagen, die Betroffenheit verhält sich kohärent zur Größe der Schlagzeile. |
Nicht nur das - Wenn Hussein in den USA hingerichtet wird, dann wird man in der westlichen Welt kein Mitleid empfinden - Bringen islamistische "Terroristen" eine amerikanische (von mir aus auch deutsche) Geisel um, dann werden Schweigeminuten eingelegt und alle trauern.
In beiden Fällen ist aber ein Mensch durch die Hand eines anderen Menschen gestorben.
Wie man also sieht ist das "Maß" an Mitleid immer auch von der Moral bzw. vom Standpunkt abhängig. Man gibt also tatsächlich jedem Menschenleben einen Wert um den man trauert wenn er verloren geht!
_________________ "Wenn Sie mich suchen, ich halte mich in der Nähe des Wahnsinns auf, genauer gesagt auf der schmalen Linie zwischen Wahnsinn und Panik, gleich um die Ecke von Todesangst, nicht weit weg von Irrwitz und Idiotie!"
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DerTorsten dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 28.10.2005 Beiträge: 2166
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(#384661) Verfasst am: 11.12.2005, 15:35 Titel: Re: Mitleid |
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CoS hat folgendes geschrieben: |
Nicht nur das - Wenn Hussein in den USA hingerichtet wird, dann wird man in der westlichen Welt kein Mitleid empfinden - Bringen islamistische "Terroristen" eine amerikanische (von mir aus auch deutsche) Geisel um, dann werden Schweigeminuten eingelegt und alle trauern.
In beiden Fällen ist aber ein Mensch durch die Hand eines anderen Menschen gestorben. |
Und meist sinds in beiden Fällen Lakaien des Kapitals.
Innerhalb längerer Zeiträume ists egal, ob man die Imperialisten zum Freund oder zum Feind hat - je nach deren Interessenlage und der ihrer Gegner bleibt man früher oder später auf der Strecke.
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CoS Antitheist
Anmeldungsdatum: 10.07.2005 Beiträge: 2734
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(#384690) Verfasst am: 11.12.2005, 17:02 Titel: |
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Zitat: | Innerhalb längerer Zeiträume ists egal, ob man die Imperialisten zum Freund oder zum Feind hat - je nach deren Interessenlage und der ihrer Gegner bleibt man früher oder später auf der Strecke. |
Na Klasse - Gleiches kann ich dann auch über die Kommis sagen, nur sind die Gründe dann nur andere. Desweiteren - Ist ein imperialistisches Menschenleben weniger Wert? Wo fängt Imperialismus an und wo hört er auf?
_________________ "Wenn Sie mich suchen, ich halte mich in der Nähe des Wahnsinns auf, genauer gesagt auf der schmalen Linie zwischen Wahnsinn und Panik, gleich um die Ecke von Todesangst, nicht weit weg von Irrwitz und Idiotie!"
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DerTorsten dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 28.10.2005 Beiträge: 2166
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(#384697) Verfasst am: 11.12.2005, 17:23 Titel: |
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CoS hat folgendes geschrieben: | Ist ein imperialistisches Menschenleben weniger Wert? Wo fängt Imperialismus an und wo hört er auf? |
Hier muß man die Leninsche Imperialismusdefinition anführen:
Zitat: | Imperialismus, m., höchstes u. letztes Stadium d. Kapitalismus, in das er Ende des 19./Anfang des 20. Jh. eingetreten ist; d. Theorie des I. wurde von Lenin begründet u. von Stalin weiterentwickelt; ist der monopolist., verfaulende u. sterbende Kapitalismus, d. Vorabend d. Sozialist. Weltrevolution; Lenin zeigte die fünf Hauptmerkmale des I.: 1. die Konzentration d. Produktion u. d. Kapitals hat eine so hohe Entwicklungsstufe erreicht, daß sie die Monopole hervorgebracht hat; 2. es findet eine Verschmelzung von Bank- u. Industriekapital statt, auf d. Basis dieses ,,Finanzkapitals" entsteht d. Finanzoligarchie; 3- der Kapitalexport erlangt an Stelle d. Warenexports besondere Bedeutung; 4. es entstehen internat. Monopolverbände d. Kapitalisten, die d. Welt unter sich aufteilen; 5- die territoriale Aufteilung d. Erde unter die größten kapitalist. Mächte ist beendet
(Wilhelm Liebknechts Volks- Fremdwörterbuch 1953) |
Daraus wird klar, daß es hier nicht um EINZELPERSONEN, sondern um ein GESELLSCHAFTSSYSTEM um KLASSEN mit bestimmten Merkmalen geht - während die konkreten Personen austauschbar sind (weshalb auch die Vernichtung der Imperialisten als Personen nicht nur unnötig, sondern auch nutzlos ist). Wir Kommunisten wissen, daß die Gundlage des Schmarotzertums das Privateigentum an gesellschaftlichen Produktionsmitteln ist und deshalb auch nur dieses vergesellschaftet werden muß.
Selbst die Kapitalisten bleiben dadurch nicht nur (gesellschaftliche) Eigentümer, sondern ihre Eigentum vermehrt sich um dasjenige, welches vorher ihren Konkurrenten privat gehörte. Allerdings werden können sie sich nicht mehr auf der Grundlage dieses Eigentums bereichern, sondern werden - wie alle Anderen - gemäß ihre Leistung entlohnt. Und das mag dieses arbeitsscheue Pack natürlich nicht, sondern scheut kein Verbrechen, das Schmarotzertum fortzusetzen.
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pyrrhon registrierter User
Anmeldungsdatum: 22.05.2004 Beiträge: 8770
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(#384699) Verfasst am: 11.12.2005, 17:26 Titel: |
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Der unbekannte Gott hat folgendes geschrieben: | Graf Zahl hat folgendes geschrieben: | ...Nietzsche... |
Du glaubst doch nicht wirklich, daß ein so festgefahrener, wirrer Mensch wie DerTorsten noch in der Lage ist, irgendetwas neues aufzunehmen, seine Meinung über irgendetwas zu revidieren? Er wird genau so weiterreden wie vorher, wird weiterhin keine Ahnung von Nietzsche haben und dessen Krankheit mit seinem Weltbild verbinden, wie es die Christen gerne tun. |
Du hast natürlich Recht, was DerTorsten betrifft! Trotzdem finde ich es gut, dass Graf Zahl seinen Beitrag geschrieben hat, schließlich gibt es hier auch noch andere Leute und ein Publikum, für das sein Beitrag interessant ist, wenn es schon bezügl. DerTorsten zwecklos ist.
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#384701) Verfasst am: 11.12.2005, 17:30 Titel: Re: Mitleid |
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CoS hat folgendes geschrieben: | Wenn Hussein in den USA hingerichtet wird, dann wird man in der westlichen Welt kein Mitleid empfinden |
Ich habe mit jedem Mitleid, der hingerichtet wird. Die Todesstrafe ist unmenschlich. Egal was für Verbrechen jemand begangen hat. Allenfalls einen affektiven Rachemord könnte ich nachempfinden, wenn Hussein beispielsweise jemandes Kinder umgebracht hat.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Cato Der Freund der Bösen
Anmeldungsdatum: 13.08.2005 Beiträge: 970
Wohnort: Wolkenkuckucksheim
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(#384902) Verfasst am: 11.12.2005, 22:24 Titel: |
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Ein Christ der Kommunist ist geht denn das eigentlich? Für jeden echten Kommunisten ist Religion Opium des Volkes; sprich Blendwerk das von den herrschenden Klassen geschaffen einzig und allein zum Zwecke der Unterdrückung und Ausbeutung der arbeitenden Massen wurde. (Es dürfte viel Grund in dieser Deutung liegen)
Jeder der etwas anderes glaubt ist, nach dem Standpunkt der historischen Dialektik, einfach "untrue" - zumal der User eh ein Fake sein dürfte...
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44649
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(#384908) Verfasst am: 11.12.2005, 22:28 Titel: |
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Cato hat folgendes geschrieben: | - zumal der User eh ein Fake sein dürfte... |
Da muss ich dich enttäuschen. Ich kenne Torsten aus einem anderen Forum schon sehr viel länger und bin mir zu 99% sicher, dass er kein Fake ist.
Der ist m.E. leider völlig echt...
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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