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Epitaph Schlechtmensch
Anmeldungsdatum: 28.06.2006 Beiträge: 216
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(#543835) Verfasst am: 16.08.2006, 00:16 Titel: Frage zu Hypothesen und Theorien |
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Ich blicke momentan nicht ganz durch.
So weit ich das verstanden habe, stellt man aufgrund von Beobachtungen eine Vermutung, sprich eine Hypothese auf, die widerlegbar sein muss.
Daraus entsteht eine Theorie (ist das dann schon die sogenannte "Wahrheit"?), wenn die Hypothese bewiesen ist.
Gibt es wissenschaftliche Regelungen oder Bestimmungen für Theorien ect?
Gibt es zu dem Thema empfehlenswerte Bücher?
Beruht die Wissenschaft nicht doch auch auf Glauben? (Muss ich sagen: "Ich glaube an die Naturgesetze" oder reicht "die Naturgesetze" stimmen)
Ich blicke momentan nicht ganz durch.
So weit ich das verstanden habe, stellt man aufgrund von Beobachtungen eine Vermutung, sprich eine Hypothese auf, die widerlegbar sein muss.
Daraus entsteht eine Theorie (ist das dann schon die sogenannte "Wahrheit"?), wenn die Hypothese bewiesen ist.
Gibt es wissenschaftliche Regelungen oder Bestimmungen für Theorien ect?
Gibt es zu dem Thema empfehlenswerte Bücher?
Beruht die Wissenschaft nicht doch auch auf Glauben? (Muss ich sagen: "Ich glaube an die Naturgesetze" oder reicht "die Naturgesetze" stimmen)
Nennt man das Ganze dann die "Wissenschaftstheorie" aus der Philosophie?
_________________ Sick Natur.
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kolja der Typ im Maschinenraum

Anmeldungsdatum: 02.12.2004 Beiträge: 16631
Wohnort: NRW
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(#543843) Verfasst am: 16.08.2006, 00:26 Titel: |
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Eine Hypothese ist eher eine vorläufige Annahme.
Eine Theorie ist handfester, daraus müssen sich konkrete, falsifizierbare Aussagen ableiten lassen. Die Theorie wird bewährter und verlässlicher, je mehr Beobachtungen mit ihr übereinstimmen, sie kann aber niemals bewiesen werden, weil man niemals sicher sein kann, ob man nicht doch irgendwann eine Beobachtung machen wird, die der Theorie widerspricht.
Man muss weder an Naturgesetze noch an eine reale Welt glauben, um die die wissenschaftliche Methode anzuwenden, die funktioniert auch so.
Nachzulesen bei Popper (hat man mir erzählt).
_________________ Hard work often pays off after time, but laziness always pays off now.
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satsche registrierter User
Anmeldungsdatum: 30.07.2006 Beiträge: 2091
Wohnort: Südhessen
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(#543860) Verfasst am: 16.08.2006, 01:00 Titel: |
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WARUM gibt es Sex?
_________________ Keiner hat das Recht zu gehorchen. Hannah A.
Das, was lebt, ist etwas anderes als das, was denkt. G. Benn
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Berglichter Highscorer
Anmeldungsdatum: 26.06.2006 Beiträge: 454
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(#543863) Verfasst am: 16.08.2006, 01:13 Titel: |
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Jede Theorie bleibt immer nur Hypothese, da wie Kolja schon ganz richtig sagte diese niemals bewiesen werden kann. Ein einziges wiederholbares Experiment, das der Theorie zuwiderläuft und diese geht hops, muß modifiziert oder ganz verworfen werden.
Evtl. stimmt die Theorie für weite Bereiche dann immer noch ungefähr, aber eben nicht ganz genau und wird auch weiterhin benutzt, weil sie womöglich für viele Fälle einfacher zu händeln ist als die Nachfolgetheorie.
Insofern "glaubt" auch der Wissenschaftler nur an seine Theorien und physikalischen Gesetze. Nur glaubt er eben immer an das, was sich am besten mit der Wirklichkeit deckt - nachprüfbar durch eine Vielzahl von Experimenten. Das ist das vernünftigste was ein Mensch tun kann - mehr geht nicht.
_________________ Man soll nicht Religion sagen wo man Politik meint.
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Kramer postvisuell
Anmeldungsdatum: 01.08.2003 Beiträge: 30878
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(#543894) Verfasst am: 16.08.2006, 02:28 Titel: |
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Berglichter hat folgendes geschrieben: | Jede Theorie bleibt immer nur Hypothese, da wie Kolja schon ganz richtig sagte diese niemals bewiesen werden kann. |
Nein, eine Theorie ist meist ein zusammenhängendes System aus vielen Hypothesen. Um es einfach zu halten: Die Evolutionstheorie beinhaltet die Hypothesen, dass man 1.) über genetische Nachweise herausfinden kann, dass es eine kontinuierliche Entwicklung der Arten gab und 2.) dass man diese Kontinuität anhand von Fossilienfunden und deren Fundort nachweisen kann. Das sind nur zwei Bausteine, die ich auch sehr vereinfacht dargestellt habe. Es ist durchaus denkbar, dass sich eine der Hypothesen, auf der die ET basiert im nachhinein als falsch oder teilweise falsch erweist, ohne dass die gesamte Theorie verworfen werden muss. Wenn sich z.B. herausstellt, dass eine Hypothese über ein Missing Link zwischen Sauriern und Vögeln falsch ist, ist damit noch nicht die gesamte ET widerlegt.
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El Schwalmo Naturalistischer Ignostiker
Anmeldungsdatum: 06.11.2003 Beiträge: 9073
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(#543956) Verfasst am: 16.08.2006, 09:13 Titel: Re: Frage zu Hypothesen und Theorien |
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Epitaph hat folgendes geschrieben: | So weit ich das verstanden habe, stellt man aufgrund von Beobachtungen eine Vermutung, sprich eine Hypothese auf, die widerlegbar sein muss. |
genauer: man stellt eine Hypothese auf, die die Beobachtungen _erklären_ soll.
Epitaph hat folgendes geschrieben: | Daraus entsteht eine Theorie (ist das dann schon die sogenannte "Wahrheit"?), wenn die Hypothese bewiesen ist. |
Das ist eine unter vielen Wissenschaftlern übliche Definition: eine 'Theorie' ist eine bestätigte Hypothese. Diese Definition ist aber in der Wissenschaftstheorie nicht üblich.
Epitaph hat folgendes geschrieben: | Gibt es wissenschaftliche Regelungen oder Bestimmungen für Theorien ect? |
Leider nein. Eine 'Theorie' ist meist ein Bündel von getesteten Hypothesen, die zusammen einen Sachverhalt beschreiben. Selbst wenn eine davon widerlegt wird, bedeutet das noch lange nicht, dass die gesamte Theorie scheitert. Streng genommen kann man Theorien gar nicht widerlegen, man kann nur daraus prüfbare Aussagen ableiten, die man testet. Was dann letztendlich scheitert ist eine komplexe Frage.
Über Theorien stehen dann Weltbilder (AKA Paradigmen), die gar nicht mehr im strengen Sinne testbar sind.
Epitaph hat folgendes geschrieben: | Gibt es zu dem Thema empfehlenswerte Bücher? |
Ich denke, in
Mahner, M.; Bunge, M. (2000) 'Philosophische Grundlagen der Biologie' Berlin; mult., Springer
findest Du alles, was Du zu diesem Thema wissen möchtest, und dazu noch viele Quellenangaben, falls Dir das nicht reicht.
Epitaph hat folgendes geschrieben: | Beruht die Wissenschaft nicht doch auch auf Glauben? (Muss ich sagen: "Ich glaube an die Naturgesetze" oder reicht "die Naturgesetze" stimmen) |
Es gibt keine voraussetzungslose Erkenntnis. Schon die absolute Basis des naturwissenschaftlichen Weltibilds, die Annahme einer von uns unabhängig existierenden Materie, lässt sich nicht streng beweisen. Daher spricht man vom _hypothetischen_ Naturalismus. Diese Annahme (Du kannst auch 'Glaube' dazu sagen) hat sich aber als so erfolgreich erwiesen, dass jemand, der das ablehnt, beweispflichtig wird. Er hat dann einen _anderen_ Glauben, den er rechtfertigen mus.
Die Frage nach dem ontischen Status der Naturgesetze ist äußerst schwierig. Eine Argumentationsschiene ist, zu sagen, dass es diese 'gibt' und wir 'entdecken' sie, eine andere, dass wir sie _konstruieren_, um die Natur zu beschreiben. Im zweiten Fall würden die Gesetze 'passen' in dem Sinn, dass sie das 'Sein des Seienden' so beschreiben, dass wir keine Widersprüche finden, im anderen Fall würden sie 'stimmen'.
Ein Vergleich mag das veranschaulichen. Ein Blinder geht durch einen Wald. Sein 'Naturgesetz' wäre ein Weg durch selbigen, bei dem er an keinen Baum stößt. Ein 'passender' Weg wäre dann einer, der durch den Wald führt. Ein 'stimmender' Weg wäre ein Weg, der irgendwie 'ausgezeichnet' ist, beispielsweise der beste, der bequemste, der kürzeste etc.
Epitaph hat folgendes geschrieben: | Nennt man das Ganze dann die "Wissenschaftstheorie" aus der Philosophie? |
Jein. Wissenschaftstheorie ist eigentlich eine Art 'Gebrauchsanweisung' für Naturwissenschaftler, in etwa wie die Grammatik für einen Muttersprachler: man beachtet sie nicht, weil man sich verständigen kann. Die Regeln braucht man nur, wenn es Probleme gibt. Es ist kein Zufall, dass die moderne Wissenschaftstheorie im Zusammenhang mit der modernen Physik entstand, denn sie zeigte, dass man mit den vorhandenen Konzepten ('absoluter Raum', 'absolute Zeit', Kausalität) die Ergebnisse von Experimenten nicht mehr beschreiben konnte...
Es gibt eine noch 'höhere Analyseebene', das ist dann die Wissenschafts_philosphie_, die dann die Grundlagen der Wissenschaftst_theorie_ zu klären versucht. Das ist aber noch 'abgehobener'.
Jetzt klarer? Frag einfach nach, wenn etwas unklar ist.
_________________ Ein seliges und unvergängliches Wesen (die Gottheit) trägt weder selbst Mühsal, noch belädt es ein anderes Wesen damit. Darum kennt es weder Zorn noch Wohlwollen. Dergleichen gibt es nur bei einem schwachen Wesen. (Epikur)
Der Christengott ist immens schwach!
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#543969) Verfasst am: 16.08.2006, 09:40 Titel: Re: Frage zu Hypothesen und Theorien |
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El Schwalmo hat folgendes geschrieben: | Epitaph hat folgendes geschrieben: | Daraus entsteht eine Theorie (ist das dann schon die sogenannte "Wahrheit"?), wenn die Hypothese bewiesen ist. |
Das ist eine unter vielen Wissenschaftlern übliche Definition: eine 'Theorie' ist eine bestätigte Hypothese. Diese Definition ist aber in der Wissenschaftstheorie nicht üblich. |
Eine Anmerkung. Theorien sind mehr oder weniger nützlich. Aussagen aber sind entweder wahr oder falsch. Stimmt das?
El Schwalmo hat folgendes geschrieben: | Die Frage nach dem ontischen Status der Naturgesetze ist äußerst schwierig. |
Genau über dieses Thema hätte ich gerne einen Literatur-Tip. Egal von wem.
_________________ Es gibt kein richtiges Leben im falschen.
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El Schwalmo Naturalistischer Ignostiker
Anmeldungsdatum: 06.11.2003 Beiträge: 9073
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(#543983) Verfasst am: 16.08.2006, 09:50 Titel: Re: Frage zu Hypothesen und Theorien |
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zelig hat folgendes geschrieben: | El Schwalmo hat folgendes geschrieben: | Epitaph hat folgendes geschrieben: | Daraus entsteht eine Theorie (ist das dann schon die sogenannte "Wahrheit"?), wenn die Hypothese bewiesen ist. |
Das ist eine unter vielen Wissenschaftlern übliche Definition: eine 'Theorie' ist eine bestätigte Hypothese. Diese Definition ist aber in der Wissenschaftstheorie nicht üblich. |
Eine Anmerkung. Theorien sind mehr oder weniger nützlich. Aussagen aber sind entweder wahr oder falsch. Stimmt das? |
ich denke schon. Eine Aussage ist üblicherweise als ein Satz definiert, dem ein Wahrheitswert zukommt. Theorien sind mindestens nützlich, sonst würde sie niemand vertreten.
El Schwalmo hat folgendes geschrieben: | Die Frage nach dem ontischen Status der Naturgesetze ist äußerst schwierig. |
Genau über dieses Thema hätte ich gerne einen Literatur-Tip. Egal von wem.[/quote]
Hmmmm, schwer zu sagen, nicht mein Gebiet (und, ehrlich gesagt, ich habe schon viele Menschen gefragt, die wenigsten verstanden überhaupt, wo das Problem liegt). Auf der allgemeinen Ebene scheint mir Vollmer ganz interessante Ansätze zu dieser Frage zu geben:
Vollmer, G. (1985) 'Was können wir wissen? Band 1. Die Natur der Erkenntnis. Beiträge zur Evolutionären Erkenntnistheorie' Stuttgart, S. Hirzel
Vollmer, G. (1993) 'Wissenschaftstheorie im Einsatz. Beiträge zu einer selbstkritischen Wissenschaftsphilosophie' Stuttgart, Hirzel
Vollmer, G. (1987) 'Evolutionäre Erkenntnistheorie. Angeborene Erkenntnisstrukturen im Kontext von Biologie, Psychologie, Linguistik, Philosophie und Wissenschaftstheorie. 4. durchgesehene Auflage' Stuttgart, S. Hirzel
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Der Christengott ist immens schwach!
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#543993) Verfasst am: 16.08.2006, 10:04 Titel: |
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Lustig. Genau über Vollmer sitze ich gerade. Vielleicht sollte ich geduldiger sein. Was den "ontischen Status von Naturgesetzen" betrifft, so beschäftigt mich das doch ziemlich. Genau wie eine andere Frage, die ich anscheinend nicht treffend formulieren kann (vielleicht ein Hinweis auf Denkfehler meinerseits). Jedenfalls finde ich sie nicht befriedigend thematisiert. Vielleicht kommt das ja noch, ebenfalls bei Vollmer.
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kolja der Typ im Maschinenraum

Anmeldungsdatum: 02.12.2004 Beiträge: 16631
Wohnort: NRW
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(#544041) Verfasst am: 16.08.2006, 11:36 Titel: |
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zelig hat folgendes geschrieben: | Lustig. Genau über Vollmer sitze ich gerade. |
Jo, ich auch. Den ersten Band hab' ich schon geschafft.
_________________ Hard work often pays off after time, but laziness always pays off now.
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#544545) Verfasst am: 16.08.2006, 21:44 Titel: Re: Frage zu Hypothesen und Theorien |
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zelig hat folgendes geschrieben: | El Schwalmo hat folgendes geschrieben: | Epitaph hat folgendes geschrieben: | Daraus entsteht eine Theorie (ist das dann schon die sogenannte "Wahrheit"?), wenn die Hypothese bewiesen ist. | Das ist eine unter vielen Wissenschaftlern übliche Definition: eine 'Theorie' ist eine bestätigte Hypothese. Diese Definition ist aber in der Wissenschaftstheorie nicht üblich. | Eine Anmerkung. Theorien sind mehr oder weniger nützlich. Aussagen aber sind entweder wahr oder falsch. Stimmt das? |
Nur Aussagen in formalen Systemen (z.B. der Mathematik) sind entweder wahr oder falsch. Aussagen über die sichtbare Welt sind zwar falsifizierbar, aber letztlich immer mit hypothetischem Vorbehalt. Theorien sind in der Tat mehr oder weniger nützlich, und ebenfalls falsifizierbar. Deswegen gibt es auch keinen prinzipiellen Unterschied zwischen Theorien, Hypothesen und Aussagen über die Welt.
zelig hat folgendes geschrieben: | El Schwalmo hat folgendes geschrieben: | Die Frage nach dem ontischen Status der Naturgesetze ist äußerst schwierig. | Genau über dieses Thema hätte ich gerne einen Literatur-Tip. Egal von wem. |
Ich bin zwar kein Literaturtip, aber doch mein Senf: Uns bekannte Naturgesetze sind Theorien, also mehr oder weniger nützliche Modelle für Voraussagen / Berechnungen. Die vermutete (hypothetische) Realität dahinter (die von ihnen modelliert wird) hat keinen ontischen Status, sondern diese Vermutung ist ebenfalls wieder eine (uns meist trivial erscheinende) Theorie.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Katatonia ...the quiet cold of late november
Anmeldungsdatum: 05.04.2005 Beiträge: 826
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(#544648) Verfasst am: 17.08.2006, 00:07 Titel: Re: Frage zu Hypothesen und Theorien |
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step hat folgendes geschrieben: |
zelig hat folgendes geschrieben: | El Schwalmo hat folgendes geschrieben: | Die Frage nach dem ontischen Status der Naturgesetze ist äußerst schwierig. | Genau über dieses Thema hätte ich gerne einen Literatur-Tip. Egal von wem. |
Ich bin zwar kein Literaturtip, aber doch mein Senf: Uns bekannte Naturgesetze sind Theorien, also mehr oder weniger nützliche Modelle für Voraussagen / Berechnungen. Die vermutete (hypothetische) Realität dahinter (die von ihnen modelliert wird) hat keinen ontischen Status, sondern diese Vermutung ist ebenfalls wieder eine (uns meist trivial erscheinende) Theorie. |
Kann diese Theorie falsifiziert werden?
_________________ Faulheit: der Hang zur Ruhe ohne vorhergehende Arbeit. (Kant)
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#544727) Verfasst am: 17.08.2006, 08:52 Titel: Re: Frage zu Hypothesen und Theorien |
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Katatonia hat folgendes geschrieben: | step hat folgendes geschrieben: |
zelig hat folgendes geschrieben: | El Schwalmo hat folgendes geschrieben: | Die Frage nach dem ontischen Status der Naturgesetze ist äußerst schwierig. | Genau über dieses Thema hätte ich gerne einen Literatur-Tip. Egal von wem. |
Ich bin zwar kein Literaturtip, aber doch mein Senf: Uns bekannte Naturgesetze sind Theorien, also mehr oder weniger nützliche Modelle für Voraussagen / Berechnungen. Die vermutete (hypothetische) Realität dahinter (die von ihnen modelliert wird) hat keinen ontischen Status, sondern diese Vermutung ist ebenfalls wieder eine (uns meist trivial erscheinende) Theorie. |
Kann diese Theorie falsifiziert werden? |
Der Zweite Teil zumindest.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Darwin Upheaval Evo-Devo-Darwinist & Wissenschaftskommunikator
Anmeldungsdatum: 23.01.2004 Beiträge: 5491
Wohnort: Tief im Süden
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(#544735) Verfasst am: 17.08.2006, 09:23 Titel: Re: Frage zu Hypothesen und Theorien |
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Epitaph hat folgendes geschrieben: | Ich blicke momentan nicht ganz durch.
So weit ich das verstanden habe, stellt man aufgrund von Beobachtungen eine Vermutung, sprich eine Hypothese auf, die widerlegbar sein muss.
Daraus entsteht eine Theorie (ist das dann schon die sogenannte "Wahrheit"?), wenn die Hypothese bewiesen ist.
Gibt es wissenschaftliche Regelungen oder Bestimmungen für Theorien ect? |
Der Status einer Theorie oder Hypothese hängt nicht vom Grad ihrer Bestätigung ab, sondern von ihrer logischen Struktur:
Zitat: | Eine Theorie ist nicht etwa eine einzelne Hypothese, sondern ein System logisch miteinander in Beziehung stehender Aussagen (Hypothesen), das einen bestimmten Gegenstandbereich beschreibt bzw. erklärt. Ein solches Aussagensystem besteht aus einer Menge von Grundaussagen und aus einer (prinzipiell unendlichen) Menge von Aussagen, die logisch aus den Grundaussagen folgen. Diese Grundaussagen heißen Axiome oder Postulate. Die logisch daraus abgeleiteten Aussagen sind die Theoreme (deren Herleitung bewiesen werden muß) und die Korollarien (die ohne Beweis unmittelbar daraus folgen). Jede Aussage in einer Theorie ist also entweder ein Postulat oder eine Folgerung. |
Mahner, M. (2000): [NR Stichwort] Theorie. Naturwissenschaftliche Rundschau 53(3), 157-158.
_________________ "Science is a candle in the dark." - Carl Sagan
www.ag-evolutionsbiologie.de
www.facebook.com/AGEvolutionsbiologie
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Katatonia ...the quiet cold of late november
Anmeldungsdatum: 05.04.2005 Beiträge: 826
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(#545176) Verfasst am: 17.08.2006, 18:04 Titel: Re: Frage zu Hypothesen und Theorien |
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step hat folgendes geschrieben: | Katatonia hat folgendes geschrieben: | step hat folgendes geschrieben: |
zelig hat folgendes geschrieben: | El Schwalmo hat folgendes geschrieben: | Die Frage nach dem ontischen Status der Naturgesetze ist äußerst schwierig. | Genau über dieses Thema hätte ich gerne einen Literatur-Tip. Egal von wem. |
Ich bin zwar kein Literaturtip, aber doch mein Senf: Uns bekannte Naturgesetze sind Theorien, also mehr oder weniger nützliche Modelle für Voraussagen / Berechnungen. Die vermutete (hypothetische) Realität dahinter (die von ihnen modelliert wird) hat keinen ontischen Status, sondern diese Vermutung ist ebenfalls wieder eine (uns meist trivial erscheinende) Theorie. |
Kann diese Theorie falsifiziert werden? |
Der Zweite Teil zumindest. |
Wodurch z.B.?
_________________ Faulheit: der Hang zur Ruhe ohne vorhergehende Arbeit. (Kant)
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Darwin Upheaval Evo-Devo-Darwinist & Wissenschaftskommunikator
Anmeldungsdatum: 23.01.2004 Beiträge: 5491
Wohnort: Tief im Süden
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(#545188) Verfasst am: 17.08.2006, 18:25 Titel: Re: Frage zu Hypothesen und Theorien |
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step hat folgendes geschrieben: |
zelig hat folgendes geschrieben: | El Schwalmo hat folgendes geschrieben: | Die Frage nach dem ontischen Status der Naturgesetze ist äußerst schwierig. | Genau über dieses Thema hätte ich gerne einen Literatur-Tip. Egal von wem. |
Ich bin zwar kein Literaturtip, aber doch mein Senf: Uns bekannte Naturgesetze sind Theorien, also mehr oder weniger nützliche Modelle für Voraussagen / Berechnungen. |
Sind Naturgesetze nicht eher gemessene Parameter als Theorien? Gibt es eine "Theorie der Lichtgeschwindigkeit"?
step hat folgendes geschrieben: | Die vermutete (hypothetische) Realität dahinter (die von ihnen modelliert wird) hat keinen ontischen Status |
Ups...
Step hat folgendes geschrieben: | sondern diese Vermutung ist ebenfalls wieder eine (uns meist trivial erscheinende) Theorie. |
So sehe ich das auch. Wenn man so will: eine ontologische Theorie
_________________ "Science is a candle in the dark." - Carl Sagan
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Berglichter Highscorer
Anmeldungsdatum: 26.06.2006 Beiträge: 454
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(#545222) Verfasst am: 17.08.2006, 18:51 Titel: Re: Frage zu Hypothesen und Theorien |
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Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben: | Sind Naturgesetze nicht eher gemessene Parameter als Theorien? Gibt es eine "Theorie der Lichtgeschwindigkeit"? |
Klaro: die Theorie klärt was du unter Licht/Lichtgeschwindigkeit genau verstehen willst, warum diese in verschiedenen Medien unterschiedlich groß ist, warum es die größtmögliche Geschwindigkeit ist (Relativitätstheorie und der der ganze Klimmbimm) und durch Messungen kommst du dann an die Parameter, wobei die Vakuum-Lichtgeschwindigkeit ja eigentlich definiert und nicht gemessen wird.
Durch Messungen kommst du den Naturgesetzen ja erst auf die Schliche. Ab und an fällt dabei auch eine Naturkonstante an. Aber ein Naturgesetz ist kein Parameter. Gleichung gleich Wert, das ergibt ja keinen Sinn.
_________________ Man soll nicht Religion sagen wo man Politik meint.
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#545264) Verfasst am: 17.08.2006, 19:27 Titel: Re: Frage zu Hypothesen und Theorien |
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Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben: | step hat folgendes geschrieben: | Uns bekannte Naturgesetze sind Theorien, also mehr oder weniger nützliche Modelle für Voraussagen / Berechnungen. | Sind Naturgesetze nicht eher gemessene Parameter als Theorien? Gibt es eine "Theorie der Lichtgeschwindigkeit"? |
Ich würde sagen jein und ja. Die Feststellung, daß Licht sich in allen Bezugssystemen mit der Geschwindigkeit c=... bewegt, ist eine - wenn auch nicht sehr umgreifende - Theorie. Sie hat allerdings (auf den ersten Blick) nur einen kleinen Erklärungswert. Die Einsteinschen Feldgleichungen (samt Deutung) hingegen sind eine umfassendere Theorie und enthalten unter anderem c als metrischen Parameter.
Unsere AUsdrucksweise ist halt nicht wirklich streng.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#545269) Verfasst am: 17.08.2006, 19:38 Titel: Re: Frage zu Hypothesen und Theorien |
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Katatonia hat folgendes geschrieben: | step hat folgendes geschrieben: | Katatonia hat folgendes geschrieben: | step hat folgendes geschrieben: | Uns bekannte Naturgesetze sind Theorien, also mehr oder weniger nützliche Modelle für Voraussagen / Berechnungen. Die vermutete (hypothetische) Realität dahinter (die von ihnen modelliert wird) hat keinen ontischen Status, sondern diese Vermutung ist ebenfalls wieder eine (uns meist trivial erscheinende) Theorie. | Kann diese Theorie falsifiziert werden? | Der Zweite Teil zumindest. | Wodurch z.B.? |
Nun, Falsifikation ist ja der empirische Widerspruch zu einer Voraussage der Theorie. In diesem Fall also:
Wenn wir plötzlich feststellen würden, daß die wahrgenommene "Realität" sich nicht mehr real verhält, also z.B. daß sie nicht mehr modellierbar ist, daß bisher verläßliche Naturgesetze plötzlich nur noch manchmal funktionieren, dann müßten wir schließen, daß unsere Methode (hypothetischer Realismus, die Bißfestigkeit der Welt sozusagen) nicht mehr funktioniert, daß das ihr zugrundeliegende Modell einen grundlegenden Fehler beinhaltet.
Ich gebe allerdings zu, daß in einem solchen Falle der Grat sehr schmal ist, ab dem wir überhaupt nichts mehr sagen könnten.
edit:
Oder meinstest Du die Theorie, daß die "Realität" keinen ontischen Status hat, also kein Ding an sich sei? Das scheint mir nicht falisfizierbar, weil "Ding an sich" nicht hinreichend definiert (definierbar) ist.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Katatonia ...the quiet cold of late november
Anmeldungsdatum: 05.04.2005 Beiträge: 826
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(#545576) Verfasst am: 18.08.2006, 00:39 Titel: Re: Frage zu Hypothesen und Theorien |
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step hat folgendes geschrieben: | Katatonia hat folgendes geschrieben: | step hat folgendes geschrieben: | Katatonia hat folgendes geschrieben: | step hat folgendes geschrieben: | Uns bekannte Naturgesetze sind Theorien, also mehr oder weniger nützliche Modelle für Voraussagen / Berechnungen. Die vermutete (hypothetische) Realität dahinter (die von ihnen modelliert wird) hat keinen ontischen Status, sondern diese Vermutung ist ebenfalls wieder eine (uns meist trivial erscheinende) Theorie. | Kann diese Theorie falsifiziert werden? | Der Zweite Teil zumindest. | Wodurch z.B.? |
Nun, Falsifikation ist ja der empirische Widerspruch zu einer Voraussage der Theorie. In diesem Fall also:
Wenn wir plötzlich feststellen würden, daß die wahrgenommene "Realität" sich nicht mehr real verhält, also z.B. daß sie nicht mehr modellierbar ist, daß bisher verläßliche Naturgesetze plötzlich nur noch manchmal funktionieren, dann müßten wir schließen, daß unsere Methode (hypothetischer Realismus, die Bißfestigkeit der Welt sozusagen) nicht mehr funktioniert, daß das ihr zugrundeliegende Modell einen grundlegenden Fehler beinhaltet. |
D.h. mit (der hypothetischen) "Realität" meinst du eigentlich nicht mehr als die Regelhaftigkeit der Wahrnehmungen?
_________________ Faulheit: der Hang zur Ruhe ohne vorhergehende Arbeit. (Kant)
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