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Dauerwerbesendung für's Religiöse im WDR5
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Chinasky
dirty ol' man



Anmeldungsdatum: 27.03.2006
Beiträge: 1264
Wohnort: Hoher Norden

Beitrag(#557249) Verfasst am: 03.09.2006, 09:03    Titel: Dauerwerbesendung für's Religiöse im WDR5 Antworten mit Zitat

Unter der Rubrik "Gottes Bilder - warum wir glauben" sollen nun Religiösität, Gott und Glauben für drei Monate verstärkt im öffentlich-rechtlichen Sender WDR5 thematisiert werden. Die Tendenz der Berichterstattung wird, das ist schon an der Vorabwerbung deutlich, positiv sein nach dem Motto: "Religion ist in."
Da ich schon auf's Fernsehen verzichte, ist für mich das Radio eine wichtige Informationsquelle, es läuft eigentlich den ganzen Tag über bei mir und der WDR5 war bislang einer meiner Lieblingssender, wegen keine Werbung und so... Umso verärgerter bin ich jetzt darüber, daß der Sender auf den Religion-ist-geil-Zug mit aufspringt und ich ihn nicht mehr anstellen kann, ohne zu riskieren, mir gehörig die Laune zu versauen. Also hab ich mal meinen Ärger über diese Wandlung eines öffentlichen zu einem religiösen Sender in einem Leserbrief an die zuständige Redaktion (diesseits.eden@wdr.de) Luft gemacht:


Sehr geehrte Damen und Herren!
Nun steht uns also ein dreimonatiger Werbezug für's Religiöse durch den WDR in's Haus? Religion weltweit auf dem Vormarsch - GWB, Tamile Tigers, Al Quaida, Hamas, religiöse Begründung von Gewalttaten allüberall - und das wird von Ihnen nun nach dem Motto "Religion/Gott sind in" noch verstärkt? Wo finden sich Atheisten, Agnostiker, humanistische Skeptiker und all jene, denen Religion und Gott entweder vollständig egal sind, oder die vor diesem Irrationalen Angst haben, in Ihrem Programm angemessen vertreten? Wo ist das atheistische "Wort zum Sonntag" zu hören, als säkulares Gegengewicht zu den Gottesdiensten, die von Ihnen regelmäßig über'n Äther geschickt werden?

Die Voraus-Werbung zum Thema jedenfalls, die ich in den letzten Tagen hörte, hat mich tatsächlich geärgert. Sonst wird versucht, Werbung aus den Sendeinhalten der Öffentlich-Rechtlichen herauszuhalten, und nun dürfen die Kirchen wochenlang ihre Produkte bei Ihnen präsentieren? Der Beitrag des WDR5 zum Kampf der Kulturen? Gibt's wenigstens Vermittlungsprämien, vielleicht Prozente der Kirchensteuer neu eingetretener Kirchenmitglieder nach den Sendungen?
Kopfschüttelnd und traurig über die undistanzierte, sich anbiedernde "Berichterstattung" werde ich nun also auf andere Radioprogramme ausweichen müssen.

In diesem Sinne statt der üblichen Freundliche-Grüße-Formel eine Verabschiedungs-Parole:

Gott ist eine Dysfunktion der menschlichen Psyche, die bei Nichtbehandlung zu dreißigjährigen Kriegen führt!





Vielleicht haben ja einige von Euch Lust, den WDR-Verantwortlichen ebenfalls etwas zum Lesen zu schicken?
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Eifellady
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Beitrag(#557250) Verfasst am: 03.09.2006, 09:10    Titel: Antworten mit Zitat

In (mindestens) einer Sendung kommen auch Nichtreligiöse zu Wort. Cool
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Chinasky
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Beitrag(#557252) Verfasst am: 03.09.2006, 09:14    Titel: Antworten mit Zitat

Welche meinst Du? Das "philosophische Radio"? Daß auch mal Nichtreligiöse und gar Religionskritiker im WDR zu Wort kommen, will ich gar nicht bezweifeln. Aber gibt es auch eine regelmäßige Entsprechung zur Gottesdienstübertragung oder dem "Wort zum Shabbath"?
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Eifellady
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Beitrag(#557253) Verfasst am: 03.09.2006, 09:21    Titel: Antworten mit Zitat

Chinasky hat folgendes geschrieben:
Welche meinst Du? Das "philosophische Radio"? Daß auch mal Nichtreligiöse und gar Religionskritiker im WDR zu Wort kommen, will ich gar nicht bezweifeln. Aber gibt es auch eine regelmäßige Entsprechung zur Gottesdienstübertragung oder dem "Wort zum Shabbath"?


Nein, ich meine diese Sendereihe. Diese lief schon einmal im SWR.
http://www.swr.de/swr2/sendungen/radioakademie/gottesbilder/index.html

Das es sich jedoch um ein Ungleichgewicht der Berichterstattung handelt, ist allerdings richtig.
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AntagonisT
Master of Disaster



Anmeldungsdatum: 28.09.2005
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Beitrag(#557256) Verfasst am: 03.09.2006, 09:34    Titel: Antworten mit Zitat

Eifellady hat folgendes geschrieben:
In (mindestens) einer Sendung kommen auch Nichtreligiöse zu Wort. Cool


Hey, das bist ja du! zwinkern

Ist der Text aus einem gesprochenen Interview, der liest sich ehrlichgesagt nicht so flüssig...?
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Eifellady
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Wohnort: Wildnis der Eifel

Beitrag(#557257) Verfasst am: 03.09.2006, 09:38    Titel: Antworten mit Zitat

AntagonisT hat folgendes geschrieben:
Eifellady hat folgendes geschrieben:
In (mindestens) einer Sendung kommen auch Nichtreligiöse zu Wort. Cool


Hey, das bist ja du! zwinkern

Ist der Text aus einem gesprochenen Interview, der liest sich ehrlichgesagt nicht so flüssig...?


Ja, das ist "live" - ich weiß, das hört sich grauslig an. Deprimiert
Aber das Interwiev müßte auch hörbar sein.
Es ist nur ein kleiner Ausschnitt aus einem Interview von ca 1 Stunde.

In der Sendung selber, in der auch z.B. Michael Schmidt-Salomon zu Wort kommt - klingt es besser, da es "portionsgerecht" zugeschnitten wurde.

Edit: Hier müßte die ganze Sendung sein http://www.swr.de/swr2/sendungen/radioakademie/gottesbilder/hoerbar/index1.html

Thema 6
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AntagonisT
Master of Disaster



Anmeldungsdatum: 28.09.2005
Beiträge: 5587
Wohnort: 2 Meter über dem Boden

Beitrag(#557259) Verfasst am: 03.09.2006, 10:03    Titel: Antworten mit Zitat

Eifellady hat folgendes geschrieben:
AntagonisT hat folgendes geschrieben:
Eifellady hat folgendes geschrieben:
In (mindestens) einer Sendung kommen auch Nichtreligiöse zu Wort. Cool


Hey, das bist ja du! zwinkern

Ist der Text aus einem gesprochenen Interview, der liest sich ehrlichgesagt nicht so flüssig...?


Ja, das ist "live" - ich weiß, das hört sich grauslig an. Deprimiert
Aber das Interwiev müßte auch hörbar sein.
Es ist nur ein kleiner Ausschnitt aus einem Interview von ca 1 Stunde.

In der Sendung selber, in der auch z.B. Michael Schmidt-Salomon zu Wort kommt - klingt es besser, da es "portionsgerecht" zugeschnitten wurde.

Edit: Hier müßte die ganze Sendung sein http://www.swr.de/swr2/sendungen/radioakademie/gottesbilder/hoerbar/index1.html

Thema 6


Ahja, ich hatte den Hörbeitrag auch gerade gefunden, ich hör mich mal rein.. zwinkern
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Nordseekrabbe
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Anmeldungsdatum: 16.07.2003
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Wohnort: Dresden

Beitrag(#557335) Verfasst am: 03.09.2006, 14:49    Titel: Antworten mit Zitat

Eifellady hat folgendes geschrieben:

Das es sich jedoch um ein Ungleichgewicht der Berichterstattung handelt, ist allerdings richtig.


Das aber ist auch generell, bei jeder dieser Sendungen, die sich um den Themenbereich Glaube/Religion/Kirche richten, zu beobachten und leider zu konstatieren.

Sicher ist es richtig, daß dem so ist, weil die Kirchen auch in den Aufsichtsräten diverser Sender sitzen und Redaktionen häufig davon abhängig sind, aber leider ist dies so.

Ich jedenfalls bedaure diese Tatsache sehr. Einzig beim Radio oder Lokal TV, sprich zum Beispiel die Offenen Kanäle oder vergleichbare Institutionen scheint es möglich zu sein, zu solchen Themenbereichen auch Leute aus dem säkularen, atheistischen, humanistischem Spektrum zu interviewen bzw. einzuladen. Aber diese Sender haben eben eine regional sehr begrenzte Empfangbarkeit.
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Shadaik
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Beitrag(#557379) Verfasst am: 03.09.2006, 15:40    Titel: Antworten mit Zitat

Juhu, ich kann nochmal auf meinen Text zur Ankündigung der Reihe verlinken: http://tintenkleckser.blogg.de/eintrag.php?id=96

Allein schon, weil ich auf die Wortschöpfung "Christlamisten" so stolz bin. Cool
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Fische schwimmen nur in zwei Situationen mit dem Strom: Auf der Flucht und im Tode
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Eifellady
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Anmeldungsdatum: 19.11.2003
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Beitrag(#557492) Verfasst am: 03.09.2006, 18:12    Titel: Antworten mit Zitat

Shadaik hat folgendes geschrieben:
Juhu, ich kann nochmal auf meinen Text zur Ankündigung der Reihe verlinken: http://tintenkleckser.blogg.de/eintrag.php?id=96

Allein schon, weil ich auf die Wortschöpfung "Christlamisten" so stolz bin. Cool


Die Serie scheint ja für einiges "gut" zu sein. Lachen
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tillich (epigonal)
hat Spaß



Anmeldungsdatum: 12.04.2006
Beiträge: 22263

Beitrag(#557525) Verfasst am: 03.09.2006, 19:06    Titel: Re: Dauerwerbesendung für's Religiöse im WDR5 Antworten mit Zitat

Hmm, also ich hab mir den Trailertext für heute im WDR-Programm, den Text der Ankündigung der Reihe und das Manuskript der heutigen Sendung durchgelesen ...
Wie man anhand dessen die Reihe als "Dauerwerbesendung fürs Religiöse" bezeichnen kann, erschließt sich mir nicht. Soweit ich das sehe, kommt in allen drei Texten sowohl Positives als auch Negatives vor, also sowohl positives Erleben, Sinngebung, tolerantes Umgehen von Religionen miteinander als auch Fanatismus, Terror etc. Das Manuskript stellt wohl vielleicht die friedlicheren Aspekte in der Reihenfolge als Konter gegen die gewalttätigen - dass mag schlimm finden, wer will. Dass aber alle Aspekte von Religion unterschiedslos als positiv dargestellt würden, die zunehmende Rolle von Religion damit als an sich gut, stimmt mE schlicht nicht. Diese zunehmende Bedeutung wird, so lese ich das, schlicht beschrieben, wobei dann positive und negative Aspekte gezeigt werden.
Deswegen offenbart auch dieser Kommentar von Shadaik (aus dem verlinkten Blog) ...
Shadaik hat folgendes geschrieben:
In vielen muslimischen Ländern gewinnen Islamisten an Einfluss (Toll, sowas will ich auch! Christlamisten auf zu den Waffen! Ich möchte betonen, dass das eine positive Aufzählung sein sol, daher nochmal wiederholt und fett gedruckt: In vielen muslimischen Ländern gewinnen Islamisten an Einfluss).

... mMn nur seine grob verzerrte Wahrnehmung: Wo steht das denn, dass das eine positive Aufzählung sei? Nirgends. Ich lese das als beschreibende Aufzählung, mit positiven und negativen Aspekten.

Was wenig in dieser Sendung vorkommt, sind Atheismus und Humanismus. Okay. Bei einer Sendereihe über Religion mittelüberraschend, und offenbar bleibt das ja auch nicht so, wie ich Eifelladys Beitrag verstehe. Also irgendwie auch nur begrenzt Grund zur Aufregung.

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Chinaskys Hörerbrief ...
Chinasky hat folgendes geschrieben:
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Nun steht uns also ein dreimonatiger Werbezug für's Religiöse durch den WDR in's Haus? Religion weltweit auf dem Vormarsch - GWB, Tamile Tigers, Al Quaida, Hamas, religiöse Begründung von Gewalttaten allüberall - und das wird von Ihnen nun nach dem Motto "Religion/Gott sind in" noch verstärkt? Wo finden sich Atheisten, Agnostiker, humanistische Skeptiker und all jene, denen Religion und Gott entweder vollständig egal sind, oder die vor diesem Irrationalen Angst haben, in Ihrem Programm angemessen vertreten? Wo ist das atheistische "Wort zum Sonntag" zu hören, als säkulares Gegengewicht zu den Gottesdiensten, die von Ihnen regelmäßig über'n Äther geschickt werden?

Die Voraus-Werbung zum Thema jedenfalls, die ich in den letzten Tagen hörte, hat mich tatsächlich geärgert. Sonst wird versucht, Werbung aus den Sendeinhalten der Öffentlich-Rechtlichen herauszuhalten, und nun dürfen die Kirchen wochenlang ihre Produkte bei Ihnen präsentieren? Der Beitrag des WDR5 zum Kampf der Kulturen? Gibt's wenigstens Vermittlungsprämien, vielleicht Prozente der Kirchensteuer neu eingetretener Kirchenmitglieder nach den Sendungen?
Kopfschüttelnd und traurig über die undistanzierte, sich anbiedernde "Berichterstattung" werde ich nun also auf andere Radioprogramme ausweichen müssen.
In diesem Sinne statt der üblichen Freundliche-Grüße-Formel eine Verabschiedungs-Parole:

Gott ist eine Dysfunktion der menschlichen Psyche, die bei Nichtbehandlung zu dreißigjährigen Kriegen führt!


... jedenfalls sehe ich als gutes Beispiel dafür, wie man es als Atheist machen sollte, um nicht ernst genommen, sondern als hysterisches HB-Männchen wahrgenommen zu werden:

1. Die Sendereihe ist noch nicht gelaufen, man kennt bisher nur die Vorschau, weiß aber schon über den Inhalt genug Bescheid, um gegen ihn kräftig als angeblich parteilich-positive Berichterstattung vom Leder zu ziehen (dazu s.o.). Was zB semantisch ja zunächst reine Beschreibung ist ("Religion/Gott sind in"), wird als Verstärkung diffamiert.
2. Gerne auch deutlich unsachlich und unhöflich.
3. Kenntnisnahme dessen, was man kritisiert, wird schon im vorhinein komplett verweigert. Kommt immer gut: "Ich will gar nicht wissen, wie es sein wird, aber es ist ganz schlimm!"
4. Und ganz zum Schluss macht man noch klar, wie man selbst dem Thema gegenübersteht: Wer anders denkt, als man selbst, ist krank und Verbrecher. Das ist natürlich super sachlich, tolerant, unparteilich etc., alles was man so von der Berichterstattung erwartet.

Um es zusammenzufassen, lautet der Brief übersetzt: "Sie haben es gewagt, eine Sendung zu machen, die meine eigene vollständige Verdammung jeder Form von Religion nicht mit jedem Wort bestätigt! Schämen Sie sich!" Das werden sich die Redakteure garantiert zu Herzen nehmen ...
Er wird jedenfalls (so meine Voraussage) sehr schön das, was er voraussetzt, bestätigen: Der schlimme Rundfunk ignoriert die armen Atheisten.* Jedenfalls bestimmt diesen Brief.

* Ein Beitrag in eben demselben Sender über das "Manifest des evolutionären Hunmanismus" (oder wie das Ding heißt) zählt nicht.
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(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
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magnusfe
MASTERMISSIONATOR OF THEOLOGIK



Anmeldungsdatum: 03.08.2004
Beiträge: 3944
Wohnort: dunkler Ort :

Beitrag(#557528) Verfasst am: 03.09.2006, 19:15    Titel: Antworten mit Zitat

Gib auf

magnusfe These : Solange es den Tod gibt wird es Religion geben weil der Mensch zu grossen TEieln en Tod überwinden will bwusst oder unbewusst

Christentum :Adam sündigte, Tod kam, Jesus starb am Kreuz, deshalb wird es künftig Auferstehung von den Toten ins Himmel/Paradies geben wenn man an Jesu Tod glaubt, das ist der Sieg über den Tod und das Leid

Auch das Christentum hat als Anfang und Ende den Tod/Leid, wie es in die Welt kam und wie es wieder besiegt wird

-> Solange leid/tod nicht besiegt werden kann,was unmöglich ist, kann auch religion nicht besiegt werden


-> Solange Menschen sterben müssen wird die Religion nicht sterben können, sondern immer auf und abs erleben, aber niemals völlig verschwinden, nicht mal annähernd, du musst eine illusion (religionsfreie, glaubensfreie gesellschaft) aufgeben

Esoterik zählt für mich z.B. auch zu Glaube/Religion als Spezialform
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http://www.magnusfe.npage.de


Wer meine Worte klaut wird schlau
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Chinasky
dirty ol' man



Anmeldungsdatum: 27.03.2006
Beiträge: 1264
Wohnort: Hoher Norden

Beitrag(#557563) Verfasst am: 03.09.2006, 20:57    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Tillich!
Okay, ist angekommen. Schöne Sezierung. Smilie
Hörst Du häufiger Radio? Oder hast Du nun nur den Trailer-Text gelesen? Statt ihn schon mehrere Male gehört zu haben? Samt der suggestiv eingestreuten "O-Töne"?
Ich höre seit Jahren mehrere Stunden täglich Radio. Und es gibt da eine Tendenz, in welche diese "Gottes Bilder"-Featureserie hineinpaßt.
Ich bin tatsächlich sauer. Ich bin mir auch im Klaren darüber, daß mein Leserbrief keine Reaktionen als ein Augenrollen bewirken wird. Alles, was ich mit ihm vermitteln wollte war meine Verärgerung. Und daß ich dem Sender nun den Rücken kehren werde, obwohl er bislang einer meiner Lieblingssender war, trotz der immer stärker religiös/christlich geprägten Sendeinhalte, die in hunderterlei kleinsten Nuancen aufscheinen, von der Gewichtung der Vatikan-Hofberichtserstattung in den Nachrichten über die Auswahl von "Experten" bei irgendwelchen Streitgesprächen bis zur Moderation von scheinbar wissenschaftlichen Inhalten. Du kannst diese Tendenz jetzt bestreiten, ich werde sie Dir nicht mal beweisen wollen, geschweige denn können. Denn ich sitze nicht neben dem Radio und mache Strichlisten. Ist also ein ganz subjektives "Erfahrungsgefühl". Man könnte sagen: ich glaube daran, daß die ÖR-Rundfunktanstalten immer religiöser werden. Und der Sound des Trailers geht in genau diese Richtung. Hör einfach mal rein! Smilie

Also krakeele ich etwas herum. Um mir Luft zu machen. Mehr nicht. Denn ich bin ja nur ein einzelner Krakeeler. Und einzelne Krakeeler braucht man nicht ernst zu nehmen. Ist mir schon klar. Mach ich mich halt ein bisserl lächerlich. Könnte ja auch gefrustet daheim sitzen und gar nix sagen/schreiben. Oder ich könnte mir eine Riesenarbeit machen und einen wohlausgewogenen Brief schreiben. Welchen die Programmverantwortlichen dann auch in seiner vollen Länge lesen und zukünftig immer bei ihren Entscheidungen über Inhalte berücksichtigen würden, gell?
Ein einzelner Hörer interessiert die einen Scheiß, insbesondere, wenn sie die Hörermeinung nicht bei der nächstbesten Gelegenheit als Beleg für die Stichhaltigkeit ihrer jeweiligen Position anführen können.
Das alles ist mir bewußt. Deswegen hab ich nur einen Schimpf- und Beleidigungsbrief geschickt. Weil mir nach Schimpfen und Beleidigen war. Weil mich immer mehr Radio-Inhalte ihrerseits beleidigen. Nicht sehr fruchtbar, ich weiß. Freue Du Dich indessen an der erhöhten Relevanz des Religiösen und darüber, daß Leute wie ich, die sich nicht darüber freuen können, so wirkunfähig sind.

@magnusfe: Ich habe keine Illusion darüber, daß die Religion je verschwinden wird. Im Gegenteil: Ich sehe sehr wohl, daß sie immer wichtiger wird. Nur kotzt mich das - mit Verlaub - an. In einer Welt, die echte Probleme hat - von dem Analphabetismus über den Treibhauseffekt bis hin zur Überbevölkerung - werden Kriege geführt, U-Bahnen in die Luft gesprengt und Journalisten mit Todesdrohungen versorgt, was dann in der Folge zu einer immer weiter gehenden Einschränkung bürgerlicher Freiheiten führt, weil die jeweils andere Seite sich zu den falschen Hirngespinsten bekennt. Das ist mir bewußt. Es wird wohl auch nicht besser (in meinem Sinne) - da bin ich wesentlich pessimistischer als manch einer hier im Forum. Der Kampf der Kulturen kommt so sicher wie das Amen in der Kirche (sic!), und hierzulande wird religiös aufgerüstet. Gestern auf einem Plakat gelesen (weil sich ein Bundesland erdreistet, den Religionsunterricht ab der 7. Klasse abzuschaffen) : "Werte brauchen Religion!"
Kinder statt Inder... Der geniale Leadergott wird sich schon die Hände reiben. 1648 ist schon so lang her, da wird's mal wieder Zeit, daß die Religion eine wichtigere Rolle spielt in der Welt.
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Anmeldungsdatum: 12.04.2006
Beiträge: 22263

Beitrag(#557629) Verfasst am: 04.09.2006, 00:13    Titel: Antworten mit Zitat

Naja, ich höre auch einigermaßen viel Radio, und zwar lustigerweise vor allem eben WDR5. Und da ist mein persönlicher Eindruck, dass da nicht ungeheuer unausgewogen vorgegangen wird. Just gestern hörte ich zB noch einen Kabarettisten, der recht herzhaft (und sehr unterhaltend) sich über Religiöses lustig machte, dann war da irgendwann mal auf dem für solche Themen vorgesehenen Sendeplatz am Sonntag Abend (wo ich in letzter Zeit nicht so häufig zuhörte) erwähnter Beitrag über dasManifest des evolutionären Humanismus, im Tischgespräch kommen Leute mit sehr gemischten Weltanschauungen zu Wort (Wiglaf Droste war nicht wirklich religionsfreundlich), durchaus auch Atheisten, etc. pp.
Gut, auch das ist nur mein Eindruck, ich mach auch keine Strichlisten, aber zumindest kommt eben beides durchaus vor.

Der Punkt unseres Missverständnisses ist aber:
Chinasky hat folgendes geschrieben:
Freue Du Dich indessen an der erhöhten Relevanz des Religiösen und darüber, daß Leute wie ich, die sich nicht darüber freuen können, so wirkunfähig sind.

Ich freue mich gar nicht undifferenziert über die erhöhte Relevanz "des" Religiöses. Da gibts Gutes - was den Leuten im Leben hilft, was zu Toleranz und friedlichem Umgang hilft -, und Negatives, wie Fanatismus, Gewalt, Formen von Religion die sich gegen wissenschaftliche Erkenntnisse und sozialn Fortschritt stellen etc. pp.
Und das eine freut mich - für die Leute, denen es gut tut -, das andere macht aber auch mich durchaus besorgt.
Aber gerade weil ich diese verschiedenen Phänomene durchaus differenziert beurteile, wundert es mich, wenn jemand wie du offenbar solche Aufreger kriegt, weil irgendetwas Religiöses gut wegkommt. Versteh ich einfach nicht, was dran schlimm ist, wenn n so einer Sendung neben den Gehirnwäschen der Pfingstler und islamistischen Gewalttätern auch der Pfarrer und der Imam aus Nigeria vorkommen, die ihre Gemeinden zum Dialog führen, und die junge Frau aus Norddeutschland, die einfach gerne in den Gottesdienst geht. Ich weiß nicht, warum man damit Probleme hat ...
Ich krieg ja auch keinen Herzkasper, wenn in einer Sendung über bewusst und reflektiert atheistische Menschen gesprochen wird.

Und deswegen "freue ich mich auch nicht an deiner Wirkunfähigkeit". Freuen würde ich mich, wenn es dir um mehr ginge als um ein rein negatives "Religion muss weniger werden", sondern um Dinge, die du positiv beschreiben kannst (eine humanistische Haltung? Menschenrechte? Bildung? Soziales?). Und freuen würde ich mich, wenn du eine differenziertere Haltung hättest, die auf potenzielle gläubige Dialogpartner ansprechbar wäre - und dadurch eben wirkmächtiger für solche inhaltlich beschreibbaren Ziele.
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alfons
Bär



Anmeldungsdatum: 24.04.2005
Beiträge: 1167

Beitrag(#557640) Verfasst am: 04.09.2006, 01:01    Titel: Antworten mit Zitat

Chinasky hat folgendes geschrieben:
(...) Ich höre seit Jahren mehrere Stunden täglich Radio. Und es gibt da eine Tendenz, in welche diese "Gottes Bilder"-Featureserie hineinpaßt.
Ich bin tatsächlich sauer. (...)


Dein Gefühl trügt dich nicht, Chinasky. Danke für deinen Beitrag.

Dein Eindruck vom Umgang der Medien mit Religiosität ist auch meiner. Ich sage es einmal bemüht wertfrei: Medien haben die Religion als Thema entdeckt. Ich kann es natürlich auch anders sagen: Medien haben gemerkt, dass sich mit Religiosität und Sinnsuche Auflage, Reichweite, Einschaltquote, Leser-Sender-Bindung, Leser-Blatt-Bindung und (ja! ja, jubel! tatsächlich!) der Umsatz beeinflussen lassen. Bekenntnisse sind in. Der Fußballer, der erzählt, wie er vor jedem Match betet, bevor er dem Gegner gegen das Schienbein tritt. Der Comedian, der nach Santiago de Compostela pilgert und ein Buch drüber schreibt. Der (evangelische) Leitartikler der "Zeit", der ergriffen seine Begegnung mit dem Papst, dem vorigen, schildert - drei von tausend Szenen, von denen wir uns vor zehn Jahren peinlich berührt abgewendet hätten. Das ist normal geworden. Das ist normal gemacht worden.

Bekenntnisse sind in. Zuerst zu "egal was": Promiskuität, Astrologie, Bachblüten, Nahtoderlebnisse. Jetzt zu "Ja, ich glaube an Gott". "Ja, ich bete jeden Abend." Die Schickeria und was sich sonst so in die bunten Blätter und die Lifestyle-Programme drängt, hat da einen untrüglichen Instinkt, was machbar ist. Und Medienschaffende haben den auch. (In den 50er Jahren gab es das übrigens schon einmal. Heinrich Böll, selber Christ, hat das immer wieder angeprangert).

Medien treiben immer wieder gerne eine neue Sau durchs Dorf. Im Moment heißt sie "Sinnsuche". Dass dabei etwas vor die Hunde zu gehen droht, worauf wir noch gar nicht so richtig angefangen haben, stolz zu sein - unsere säkulare Gesellschaft nämlich - kümmert das irgendwen?

Alfons
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Kramer
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Anmeldungsdatum: 01.08.2003
Beiträge: 30878

Beitrag(#557645) Verfasst am: 04.09.2006, 01:29    Titel: Antworten mit Zitat

Zm Thema Religion und Radio. Vor ein paar Monaten bin ich bei meiner Schwester im Auto mitgefahren. ich weiss nicht, welchen Sender sie eingestellt hatte, auf jeden Fall wurde da jemand über seinen Glauben interviewt. Zunächst war ich verblüfft, weil mir die Stimme so bekannt vorkam. Dann war ich ein wenig angeekelt, weil derjenige so Sätze wie "Wir achten sehr darauf, dass unsere Kinder im Glauben an Gott erzogen werden." in einer ganz merkwürdigen Betonung vorgebracht hat. Das Interview war auch fast vorbei und der Moderator bedankte sich bei Ranga Yogeshwar für das Interview über seine persönlichen Glaubensvorstellungen. Mich hat dann gar nicht so irritiert, dass der Mann so fromm ist, sondern wie er darüber spricht. Der betont den oben erwähnten Satz genauso, wie eine Erklärung komplizierter wissenschaftlicher Sachverhalte in seiner Sendung "Quarks & Co."

Ich kann das hier jetzt leider nicht vermitteln, aber es wirkte auf mich obszön, christliche Banalitäten im Sound von Quarks & Co zu hören, auch wenn mir erst gar nicht bewusst war, dass da der Yogeshwar spricht.
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Anmeldungsdatum: 22.07.2003
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Beitrag(#557649) Verfasst am: 04.09.2006, 01:47    Titel: Re: Dauerwerbesendung für's Religiöse im WDR5 Antworten mit Zitat

tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
Chinaskys Hörerbrief ...
Chinasky hat folgendes geschrieben:
[i]Sehr geehrte Damen und Herren!
Nun steht uns also ein dreimonatiger Werbezug für's Religiöse durch den WDR in's Haus? Religion weltweit auf dem Vormarsch - GWB, Tamile Tigers, Al Quaida, Hamas, religiöse Begründung von Gewalttaten allüberall - und das wird von Ihnen nun nach dem Motto "Religion/Gott sind in" noch verstärkt? Wo finden sich Atheisten, Agnostiker, humanistische Skeptiker und all jene, denen Religion und Gott entweder vollständig egal sind, oder die vor diesem Irrationalen Angst haben, in Ihrem Programm angemessen vertreten? Wo ist das atheistische "Wort zum Sonntag" zu hören, als säkulares Gegengewicht zu den Gottesdiensten, die von Ihnen regelmäßig über'n Äther geschickt werden?

Die Voraus-Werbung zum Thema jedenfalls, die ich in den letzten Tagen hörte, hat mich tatsächlich geärgert. Sonst wird versucht, Werbung aus den Sendeinhalten der Öffentlich-Rechtlichen herauszuhalten, und nun dürfen die Kirchen wochenlang ihre Produkte bei Ihnen präsentieren? Der Beitrag des WDR5 zum Kampf der Kulturen? Gibt's wenigstens Vermittlungsprämien, vielleicht Prozente der Kirchensteuer neu eingetretener Kirchenmitglieder nach den Sendungen?
Kopfschüttelnd und traurig über die undistanzierte, sich anbiedernde "Berichterstattung" werde ich nun also auf andere Radioprogramme ausweichen müssen.
In diesem Sinne statt der üblichen Freundliche-Grüße-Formel eine Verabschiedungs-Parole:

Gott ist eine Dysfunktion der menschlichen Psyche, die bei Nichtbehandlung zu dreißigjährigen Kriegen führt!



Kleine Ergänzung noch: Ist auch im Forum nachzulesen, daß die LTTE/"Tamil Tigers" nicht religiös motiviert sind. Es geht aber trotzdem im Moment wieder hoch her in Sri Lanka... Mit den Augen rollen.
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"Die Pentagon-Gang wird in der Liste der Terrorgruppen geführt"

Dann bin ich halt bekloppt. Mit den Augen rollen

"Wahrheit läßt sich nicht zeigen, nur erfinden." (Max Frisch)
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Chinasky
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Beitrag(#557651) Verfasst am: 04.09.2006, 02:12    Titel: Antworten mit Zitat

tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
Just gestern hörte ich zB noch einen Kabarettisten, der recht herzhaft (und sehr unterhaltend) sich über Religiöses lustig machte...


Ja, das war Hagen Rether, m.M.n. der Beste, den die Kabarett-Landschaft momentan zu bieten hat in Deutschland. Konntest Du übrigens da herzhaft lachen? Ich nicht - denn unter das Lachen mischte sich immer auch eine gehörige Portion Wut. Was ich übrigens für die beste Wirkung halte, die ein Satiriker erzielen kann. zwinkern



Zitat:
Und deswegen "freue ich mich auch nicht an deiner Wirkunfähigkeit". Freuen würde ich mich, wenn es dir um mehr ginge als um ein rein negatives "Religion muss weniger werden", sondern um Dinge, die du positiv beschreiben kannst (eine humanistische Haltung? Menschenrechte? Bildung? Soziales?). Und freuen würde ich mich, wenn du eine differenziertere Haltung hättest, die auf potenzielle gläubige Dialogpartner ansprechbar wäre - und dadurch eben wirkmächtiger für solche inhaltlich beschreibbaren Ziele.


Tja, die ist mir tatsächlich in den letzten Jahren etwas abhanden gekommen, diese "differenziertere Haltung". Weil es so frustrierend ist. Weil ich andauernd Respekt heucheln soll, wo ich keinen empfinde. Weil ich mich gesellschaftlich unmöglich machen würde, wenn ich jedesmal, wenn jemand von seinem Glauben erzählt, in schallendes Lachen ausbräche, was die einzig ehrliche Reaktion wäre. Weil ich so tun muß, als sei das okay und völlig normal. Was es ja ist; mein Problem besteht nur darin, daß ich diese Art Normalität ungefähr als so authentisch empfinde wie Neo die seine, bevor ihm Morpheus die Pille gibt...
Weil es so mühselig ist, diesen nachwachsenden Legionen an offenbarten Irrationalitäten Hängender immer wieder fruchtlos mit Argumenten zu kommen, wo gegen Gefühle angekämpft werden müßte. Weil die "differenziertere Vernunfhaltung" nämlich aufgeschmissen ist gegenüber der Macht von Gewohnheit, Erziehung und Gefühl. Und ich mir inzwischen als Kinderloser sage: "Hey, was soll's? Ich hab mein Leben in absehbarer Zeit rum, dann sollen sie doch sehen, wie sie mit ihrem Kohl'schen Wertewandel zurande kommen, mit ihrem ganzen Papstsein und Blasphemieverfolgen und ihren Gottesbezügen in EU-Verfassungen!"
Ich bin's inzwischen schon fast leid, noch irgendwelche positiven Positionen zu beschreiben. Humanismus, Bildung, Menschenrechte, Soziales? Wird doch schon abgedeckt von den Kirchen, nicht wahr? Da mischen sie doch überall kräftig mit, in den Schulen, in den Ethikkommissionen, und wenn der nächste Armutbericht der Bundesregierung vorgestellt wird, wer wird als erster Sachverständiger im Deutschlandfunk interviewt? Mit Sicherheit ein kirchlicher "Fachmann", darauf kann man inzwischen bombensichere Wetten abschließen. Naja gut, von mir aus! Dann werden die humanistischen Werte und Menschenrechte eben zukünftig von denen vertreten, die allsonntäglich bekennen, durch den Foltertod eines armen Irren gerettet worden zu sein. Wahrscheinlich sind das wirklich die besseren Dialogpartner für die anstehenden tatsächlich relevanten Dialoge. Wer für die verletzten Gefühle von Raubmordbrennern nach Karrikaturabdrucken öffentlich Verständnis zeigt, während er die Karrikaturisten ob ihrer "Geschmacklosigkeiten" rügt, der liegt wohl eher auf einer Wellenlänge mit den wichtigen "Dialogpartnern" als meinereiner. Ich schimpfe ein bisserl vor mich hin, effektlos, lächerlich und anachronistisch bartstoppelig in einer Zeit der Renaissance des Religiösen, die sich - wie Alfons beschreibt: trendy, smart und hochglanzbroschürt - auf das manichäische Ringen vorbereitet.
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Tapuak
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Beitrag(#557652) Verfasst am: 04.09.2006, 02:18    Titel: Antworten mit Zitat

alfons hat folgendes geschrieben:
Bekenntnisse sind in. Zuerst zu "egal was": Promiskuität, Astrologie, Bachblüten, Nahtoderlebnisse. Jetzt zu "Ja, ich glaube an Gott". "Ja, ich bete jeden Abend." Die Schickeria und was sich sonst so in die bunten Blätter und die Lifestyle-Programme drängt, hat da einen untrüglichen Instinkt, was machbar ist.

Leider scheint in der Tat vielerorts ein Klima zu herrschen, in dem man sich zu jedem Unfug öffentlich "bekennen" kann, ohne dafür die angemessene Kritik zu ernten oder gleich ausgelacht zu werden - dank der allgemeinen Glorifizierung des Infantilismus, des Irrationalismus und der "aus dem Bauch", "emotional" oder gar "spirituell" getroffenen Entscheidungen. Der jeweilige Unsinn - Glaube an Fantasiewesen/Astrologie/Feng Shui usw. - wird bei denen, die ihm aufgesessen sind, als respektabel, verständlich oder zumindest noch als sympathische Marotte angesehen, anstatt ihn bei allem Verständnis für die Schwierigkeiten der subjektiven Schicksalsbewältigung zumindest klar als objektiven Unsinn zu benennen. Anders ausgedrückt: Man kann ja ruhig ein gewisses Verständnis dafür aufbringen, dass eine gelangweilte und frustrierte Hausfrau ihre Wohnung nach Feng-Shui-Prinzipien einrichten will; sagen, dass Feng Shui objektiv betrachtet Unfug ist, kann man aber trotzdem. Leider ist man in dem allgemeinen Bekenner-Klima dann gleich der Spielverderber.
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Chinasky
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Beitrag(#557654) Verfasst am: 04.09.2006, 02:28    Titel: Re: Dauerwerbesendung für's Religiöse im WDR5 Antworten mit Zitat

Critic hat folgendes geschrieben:

Kleine Ergänzung noch: Ist auch im Forum nachzulesen, daß die LTTE/"Tamil Tigers" nicht religiös motiviert sind. Es geht aber trotzdem im Moment wieder hoch her in Sri Lanka... Mit den Augen rollen.



Danke für die Korrektur. Dann war ich da falsch informiert. Ich meinee mich erinnern zu können, daß in Huntingtons "Clash of Civilisations" der Konflikt zwischen Tamile Tigers und den "Regierungstruppen" als einer zwischen zwei Gruppen unterschiedlicher Konfessionszugehörigkeit beschrieben wurde als Beispiel dafür, daß Konflikte besonders lange (nahezu endlos lange) schwären, wo unterschiedliche Religionen aufeinandertreffen. Ich dachte, hier träfen ähnlich wie an der pakistanisch-indischen Grenze Hindhi und Muslime aufeinander. Daß die Religion allerdings nicht im Vordergrund dieses Konfliktes steht, sah ich bislang auch schon so. Tat sie ja im Ex-Jugoslawienkrieg auch nicht, und doch ist's schon irgendwie auffallend, wie die Kriegsfronten entlang der Konfessionsgrenzen verliefen, oder? Kannst Du mir eventuell hier einen Link zum entsprechenden Forums-Thread reinmachen?
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alfons
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Beitrag(#557686) Verfasst am: 04.09.2006, 08:32    Titel: Antworten mit Zitat

Gestern Abend habe ich mir noch "die eine Sendung, in der auch Nichtreligiöse zu Wort kommen" (hallo, Eifellady, schön, von dir zu hören Sehr glücklich ) komplett angehört. Ein Schmarrn. Wichtigstes Anliegen des Autors scheint es zu sein, nachzuweisen, dass auch Atheisten an irgend etwas glauben. Dieses Bemühen zieht sich als roter Faden durch die halbe Stunde Sendezeit. Wenn Fromme über Atheismus reden...

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Eifellady
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Beitrag(#557689) Verfasst am: 04.09.2006, 08:40    Titel: Antworten mit Zitat

alfons hat folgendes geschrieben:
Gestern Abend habe ich mir noch "die eine Sendung, in der auch Nichtreligiöse zu Wort kommen" (hallo, Eifellady, schön, von dir zu hören Sehr glücklich ) komplett angehört. Ein Schmarrn. Wichtigstes Anliegen des Autors scheint es zu sein, nachzuweisen, dass auch Atheisten an irgend etwas glauben. Dieses Bemühen zieht sich als roter Faden durch die halbe Stunde Sendezeit. Wenn Fromme über Atheismus reden...

Alfons


Du mußt halt zwischen Faith und Belief unterscheiden. Wir Ungläubigen Faithen und die Gläubigen Beliefen! freakteach
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Beitrag(#557726) Verfasst am: 04.09.2006, 11:25    Titel: Antworten mit Zitat

Chinasky hat folgendes geschrieben:
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
Just gestern hörte ich zB noch einen Kabarettisten, der recht herzhaft (und sehr unterhaltend) sich über Religiöses lustig machte...


Ja, das war Hagen Rether, m.M.n. der Beste, den die Kabarett-Landschaft momentan zu bieten hat in Deutschland. Konntest Du übrigens da herzhaft lachen? Ich nicht - denn unter das Lachen mischte sich immer auch eine gehörige Portion Wut. Was ich übrigens für die beste Wirkung halte, die ein Satiriker erzielen kann. zwinkern



Zitat:
Und deswegen "freue ich mich auch nicht an deiner Wirkunfähigkeit". Freuen würde ich mich, wenn es dir um mehr ginge als um ein rein negatives "Religion muss weniger werden", sondern um Dinge, die du positiv beschreiben kannst (eine humanistische Haltung? Menschenrechte? Bildung? Soziales?). Und freuen würde ich mich, wenn du eine differenziertere Haltung hättest, die auf potenzielle gläubige Dialogpartner ansprechbar wäre - und dadurch eben wirkmächtiger für solche inhaltlich beschreibbaren Ziele.


Tja, die ist mir tatsächlich in den letzten Jahren etwas abhanden gekommen, diese "differenziertere Haltung". Weil es so frustrierend ist. Weil ich andauernd Respekt heucheln soll, wo ich keinen empfinde. Weil ich mich gesellschaftlich unmöglich machen würde, wenn ich jedesmal, wenn jemand von seinem Glauben erzählt, in schallendes Lachen ausbräche, was die einzig ehrliche Reaktion wäre. Weil ich so tun muß, als sei das okay und völlig normal. Was es ja ist; mein Problem besteht nur darin, daß ich diese Art Normalität ungefähr als so authentisch empfinde wie Neo die seine, bevor ihm Morpheus die Pille gibt...
Weil es so mühselig ist, diesen nachwachsenden Legionen an offenbarten Irrationalitäten Hängender immer wieder fruchtlos mit Argumenten zu kommen, wo gegen Gefühle angekämpft werden müßte. Weil die "differenziertere Vernunfhaltung" nämlich aufgeschmissen ist gegenüber der Macht von Gewohnheit, Erziehung und Gefühl. Und ich mir inzwischen als Kinderloser sage: "Hey, was soll's? Ich hab mein Leben in absehbarer Zeit rum, dann sollen sie doch sehen, wie sie mit ihrem Kohl'schen Wertewandel zurande kommen, mit ihrem ganzen Papstsein und Blasphemieverfolgen und ihren Gottesbezügen in EU-Verfassungen!"
Ich bin's inzwischen schon fast leid, noch irgendwelche positiven Positionen zu beschreiben. Humanismus, Bildung, Menschenrechte, Soziales? Wird doch schon abgedeckt von den Kirchen, nicht wahr? Da mischen sie doch überall kräftig mit, in den Schulen, in den Ethikkommissionen, und wenn der nächste Armutbericht der Bundesregierung vorgestellt wird, wer wird als erster Sachverständiger im Deutschlandfunk interviewt? Mit Sicherheit ein kirchlicher "Fachmann", darauf kann man inzwischen bombensichere Wetten abschließen. Naja gut, von mir aus! Dann werden die humanistischen Werte und Menschenrechte eben zukünftig von denen vertreten, die allsonntäglich bekennen, durch den Foltertod eines armen Irren gerettet worden zu sein. Wahrscheinlich sind das wirklich die besseren Dialogpartner für die anstehenden tatsächlich relevanten Dialoge. Wer für die verletzten Gefühle von Raubmordbrennern nach Karrikaturabdrucken öffentlich Verständnis zeigt, während er die Karrikaturisten ob ihrer "Geschmacklosigkeiten" rügt, der liegt wohl eher auf einer Wellenlänge mit den wichtigen "Dialogpartnern" als meinereiner. Ich schimpfe ein bisserl vor mich hin, effektlos, lächerlich und anachronistisch bartstoppelig in einer Zeit der Renaissance des Religiösen, die sich - wie Alfons beschreibt: trendy, smart und hochglanzbroschürt - auf das manichäische Ringen vorbereitet.


diesen Frust kenne ich nur zu gut, ich hoffe es verschafft Dir wenigstens einen Schimmer an Hoffnung zu wissen daß Du sicherlich nicht alleine stehst mit Deinen Eindrücken und Auffassungen.
es ist ein wenig wie im arbeitsleben : der inkompetente schleimer hat alle sympathien , während oft der introvertierte und eigentlich kompetentere MA übergangen wird, bzw nicht mal ernst genommen obwohl sich oft später herausstellt wie sehr er im recht war.
psychologisch kann der einfluss der gläubigen gewiss darauf zurückgeführt werden daß sich jeder gläubige immer noch besser mit einem beliebigen anderen gläubigen identifizieren kann als mit einem naturalisten. insofern wäre es eventuell zweckdienlich auch als atheist immer so zu wirken als hätte man einen irrationalen glauben, was freilich schwer zu bewerkstelligen ist ... denn die leute wollen klare verständliche antworten. einem königstreuen kann man auch schwer die demokratie dadurch schmackhaft machen indem man ihm sagt, er stünde jetzt selber politisch in eigenverantwortung, viel besser geht es wenn man ihm sagt, er könne sich seinen könig jetzt selber wählen und dem dann genauso blind und ergeben folgen wie seinem alten.
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Paschulke
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Anmeldungsdatum: 25.07.2005
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Beitrag(#558409) Verfasst am: 05.09.2006, 11:35    Titel: Antworten mit Zitat

alfons hat folgendes geschrieben:
Gestern Abend habe ich mir noch "die eine Sendung, in der auch Nichtreligiöse zu Wort kommen" (hallo, Eifellady, schön, von dir zu hören Sehr glücklich ) komplett angehört. Ein Schmarrn. Wichtigstes Anliegen des Autors scheint es zu sein, nachzuweisen, dass auch Atheisten an irgend etwas glauben. Dieses Bemühen zieht sich als roter Faden durch die halbe Stunde Sendezeit. Wenn Fromme über Atheismus reden...

Alfons


Und das mit ihrer verqueren Logik:

Zitat aus der Sendung (so bei 7min45sek):

Zitat:
Wärend bei den Agnostikern der Zweifel im Mittelpunkt steht, sei er nun ganz bewusst oder unbewusst, sind sich Atheisten ganz sicher und sagen "ich glaube nicht an einen Gott". Sie sind somit ebenfalls Gläubige. Sie glauben nämlich nicht.


Ich sage "Ich rauche nicht" und bin deshalb Raucher weil ich eben nicht rauche. Ich bin doof!
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Der unbekannte Gott
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Beitrag(#558877) Verfasst am: 05.09.2006, 23:54    Titel: Re: Dauerwerbesendung für's Religiöse im WDR5 Antworten mit Zitat

Chinasky hat folgendes geschrieben:
Critic hat folgendes geschrieben:

Kleine Ergänzung noch: Ist auch im Forum nachzulesen, daß die LTTE/"Tamil Tigers" nicht religiös motiviert sind. Es geht aber trotzdem im Moment wieder hoch her in Sri Lanka...

Danke für die Korrektur. Dann war ich da falsch informiert. Ich meinee mich erinnern zu können, daß in Huntingtons "Clash of Civilisations" der Konflikt zwischen Tamile Tigers und den "Regierungstruppen" als einer zwischen zwei Gruppen unterschiedlicher Konfessionszugehörigkeit beschrieben wurde als Beispiel dafür, daß Konflikte besonders lange (nahezu endlos lange) schwären, wo unterschiedliche Religionen aufeinandertreffen. Ich dachte, hier träfen ähnlich wie an der pakistanisch-indischen Grenze Hindhi und Muslime aufeinander. Daß die Religion allerdings nicht im Vordergrund dieses Konfliktes steht, sah ich bislang auch schon so. Tat sie ja im Ex-Jugoslawienkrieg auch nicht, und doch ist's schon irgendwie auffallend, wie die Kriegsfronten entlang der Konfessionsgrenzen verliefen, oder?

Die Nationaliäten haben dort auch mit den Konfessionen zu tun, man kann das so nicht unbedingt trennen. Vom Staat ist keine religiöse Begründung vorgegeben (und er kämpft ja im Prinzip nur um seine eigene Integrität), während die nationale Begründung in einer streng moslemischen Gemeinschaft vielleicht nur ein Aspekt ist...


Aber zum Thema Radio/Fernsehen und zunehmende Religionswerbung:
Interessanterweise haben ja einige konservative Christen den Eindruck, daß man sich in den Medien zunehmend und prinzipiell ständig über die Religiösität lustig macht, daß man keinen Respekt vor den Kirchen hat und die Medien in der Hand der Altlinken seien... Eine Ansicht, die sicher alles andere als zutreffend ist.
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Beitrag(#558882) Verfasst am: 06.09.2006, 00:03    Titel: Re: Dauerwerbesendung für's Religiöse im WDR5 Antworten mit Zitat

Chinasky hat folgendes geschrieben:
Critic hat folgendes geschrieben:

Kleine Ergänzung noch: Ist auch im Forum nachzulesen, daß die LTTE/"Tamil Tigers" nicht religiös motiviert sind. Es geht aber trotzdem im Moment wieder hoch her in Sri Lanka... Mit den Augen rollen.



Danke für die Korrektur. Dann war ich da falsch informiert. Ich meinee mich erinnern zu können, daß in Huntingtons "Clash of Civilisations" der Konflikt zwischen Tamile Tigers und den "Regierungstruppen" als einer zwischen zwei Gruppen unterschiedlicher Konfessionszugehörigkeit beschrieben wurde als Beispiel dafür, daß Konflikte besonders lange (nahezu endlos lange) schwären, wo unterschiedliche Religionen aufeinandertreffen. Ich dachte, hier träfen ähnlich wie an der pakistanisch-indischen Grenze Hindhi und Muslime aufeinander. Daß die Religion allerdings nicht im Vordergrund dieses Konfliktes steht, sah ich bislang auch schon so. Tat sie ja im Ex-Jugoslawienkrieg auch nicht, und doch ist's schon irgendwie auffallend, wie die Kriegsfronten entlang der Konfessionsgrenzen verliefen, oder? Kannst Du mir eventuell hier einen Link zum entsprechenden Forums-Thread reinmachen?


Die beiden Threads, in denen das diskutiert wurde sind
Kampf der Kulturen
Nicht hinter jeder Bombe stecken 72 Jungfrauen

In erster Linie ist das ein ethnischer Konflikt der Tamilen, die sich als unterdrückte Minderheit sehen, gegen die Singhalesen. In solchen Konflikten wird allerdings auch - ob von dazu "berufener" oder "unberufener" Seite gerne auf eine religiöse Ebene transportiert[*]: Es kam denn auch auf Sri Lanka zu "religiösen Säuberungen", z.B. indem die LTTE 1990 neben den Singhalesen auch alle muslimischen Bewohner aus einem von ihnen kontrollierten Gebiet vertrieben hatte (http://en.wikipedia.org/wiki/LTTE#Ethnic_cleansing). Die Argumentation damals war, daß die muslimischen Tamilen (ansonsten gibt es auch noch Christen und Hindus) die "Sache der LTTE" angeblich nicht genügend unterstützt hätten. Die Führung der LTTE, die damals selbst für die Vertreibung gesorgt hatte, hat später die Verantwortung dafür auf einen ihrer Untergebenen abgeschoben, und man hat versucht, die Moslems zur Rückkehr zu bewegen (während die - singhalesischen - "Kolonisten" und "ungewollte Verbrecher" aber weiterhin draußen zu bleiben hätten). Aber das ganze Schauspiel ist Menschen, die sich gemeinhin als "zivilisiert" bezeichnen, einfach unwürdig.

______
[*] Ein anderes Beispiel dafür waren die Versuche, den Vietnamkrieg auch zu einem religiösen Konflikt zu erweitern.
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Beitrag(#559038) Verfasst am: 06.09.2006, 12:33    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Critic!
Danke für den Hinweis auf die beiden Threads. Wenn ich Zeit habe, schaue ich da nochmal rein, aber zu den Themen KdK und Islamismus habe ich mir eigentlich schon meine Meinung gebildet (vor allem in den SPIEGEL-Online-Foren zu den Themen). Jedenfalls schein es ja faktisch richtig zu sein, daß die Konfliktparteien in diesem Konflikt sich nicht nur unterschiedlichen Ethnien, sondern eben auch unterschiedlichen Religionsgemeinschaften zugehörig fühlen. Die Religion spielt in diesem Konflikt wohl keine Hauptrolle, insofern war es falsch von mir, diesen Konflikt als Beispiel in meinem Schreiben zu erwähnen.
Aber ich in auch beruhigt, das mein Gedächtnis noch nicht ganz versagt hat: Die Konfliktparteien unterscheiden sich auch bezüglich ihrer Religion. In diesem Zusammenhang erwähnte auch Huntington sie wohl als Beispiel dafür, daß Konflikte, bei denen die Parteien verschiedenen Konfessionen anhängen, tendenziell endlos oder bis zur gänzlichen Ausmerzung einer Partei schwären.
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Heike J
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Beitrag(#562404) Verfasst am: 11.09.2006, 16:48    Titel: Antworten mit Zitat

Ich sehe gerade im Etat der Diözesen für 2006, dass die katholische Kirche 10% für Medien, aber nur 3,8% für Soziale Dienste ausgibt. Überhaupt sind die sozialen Dienste der kleinste Haushaltsposten.

http://dbk.de/imperia/md/content/kirchlichestatistik/kirchensteuer/haushaltsausgaben_2006___diagramm.pdf
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Der unbekannte Gott
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Anmeldungsdatum: 24.07.2003
Beiträge: 1595
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Beitrag(#562620) Verfasst am: 11.09.2006, 22:59    Titel: Antworten mit Zitat

Heike Jackler hat folgendes geschrieben:
Ich sehe gerade im Etat der Diözesen für 2006, dass die katholische Kirche 10% für Medien, aber nur 3,8% für Soziale Dienste ausgibt. Überhaupt sind die sozialen Dienste der kleinste Haushaltsposten.
http://dbk.de/imperia/md/content/kirchlichestatistik/kirchensteuer/haushaltsausgaben_2006___diagramm.pdf

Ja, ordentliche Propaganda kostet halt Geld. Und da einem nicht mehr die halbe Gesellschaft gehört, gibt es das nicht umsonst.
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Beitrag(#571973) Verfasst am: 25.09.2006, 10:05    Titel: Antworten mit Zitat

Gestern kam ja nun wieder eine Folge der hier diskutierten Sendereihe. Es ging um Kreationismus/ID. Hat die noch jemand gehört und kann mir erklären, inwieweit das jetzt eine "Dauerwerbesendung für's Religiöse" war?
Mir kam's nämlich nicht wirklich so vor ...
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(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
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