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tillich (epigonal) hat Spaß
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 22263
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(#599283) Verfasst am: 09.11.2006, 00:02 Titel: tillichs Hölle |
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Habe diesen Thread von Evangelischer Pfarrer verbrennt sich aus Angst vor Islam abgeteilt - Sokrateer.
Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Aber jetzt sei doch nicht so eingeschnappt. Wir sind alle auf deine Höllenvorstellung neugierig.  |
Mir fällt es zwar schwer, das zu glauben. Aber da ich einem anderen Forumsnutzer, der mir da weniger Zweifel weckte, mal auf eine ganze Reihe derartiger Fragen mal ausführlich antwortete, kann ich die Antwort aus meiner damaligen PN einfach mal hierhin kopieren (is ja meine eigene PN, also dürfte das wohl OK sein). Interessant übrigens, wie ähnlich Fragen man oft kriegt.
Ob das dann "eine Umdeutelung des Höllenbegriffs" ist , "der, falls du ihn nachvollziehen willst, mindestens 1% deiner Gehirnsubstanz ruinieren wird", musst du selbst entscheiden. Mirdochegal.
Jedenfalls schrieb ich damals (kursiv die Fragen):
Zitat: | Glaubst Du an eine Hölle, und wenn ja, wie ist dies mit dem Bild eines allmächtigen Gottes vereinbar?
Die Ananhme einer Hölle als eines real existerierenden Jenseits-KZ ist natürlich absurd und basiert auf dem dreistöckigen Weltbild der biblischen Zeit. Ich verstehe die Hölle als die vollständige Gottesferne, d.h. als die vollständige Entfernung des Menschen vom Grund seines Seins, der seine Vollendung, sein gelingendes Leben will. Abgesehen von allen Folterqualen, die sich der Volksglaube ausgedacht hat, hat die Theologie übrigens immer betont, dass die Gottesferne die eigentliche Höllenqual ist. Diese Gottesferne ist deshalb möglich, weil der Mensch die Aufhebung seiner Entfremdung ("Erlösung") als Bedrohung seiner Existenz empfinden und sich deswegen dagegen wehren kann; da die Freiheit des Menschen zum Wesen des Menschen dazugehört, wäre ein Brechen dieses Widerstandes gegen den Willen des Menschen keine wirkliche Erlösung, da sie das Wesen des Menschen verfehlt. Wenn der Mensch also in der "Hölle" der Gottesferne verharrt, kann Gott das nicht ändern, ohne den Menschen zu zerstören.
Zwei Nebenbemerkungen: 1) Die Annahme dieser Erlösung ist natürlich nicht an die Annahme der Symbolsprache des Christentums gebunden; wer also die ganze Begrifflichkeit "Gott", "Christus", "Sünde" ablehnt, ist nicht davon ausgeschlossen, den Grund seines Seins zu erleben und unentfremdetes Leben (den "Himmel") zu erfahren. 2) Der Ausdruck "Allmacht Gottes" ist natürlich auch nur ein Symbol und bedeutet, dass "Gott" der Grund allen Seins ist. Die unsymbolische Anwendung auf innerweltliches führt natürlich zu rein absurden Fragen wie "Kann Gott einen Stein schaffen, den ernicht heben kann" u.Ä.
Und wieso ist es für ein allmächtiges Wesen von Bedeutung, ob ein intellektuell und erkenntnisfähig beschränkt ist, an seine Existenz glaubt?
Der Ausdruck "Existenz Gottes" ist erstmal sowieso schwierig. Wenn er bedeuten soll, dass Gott als das mächtigste Wesen in der Welt eistiert, ist er absurd. Er kann wiederum nur symbolisch angewandt werden und bedeutet also nicht, dass Gott in der Welt existiert, sondern dass er die Grundlage alles Seins ist und sowohl Essenz wie Existenz übersteigt. Zweitens bedeutet "glauben" eigentlich nicht, irgendein persönlich belangloses Dogma als wahr anzuerkennen, sondern "Ergriffensein von etwas, das einen unbedingt angeht". "Glauben an Gott" hieße dann also, dass die Verbindung zum Grund des Seins die Grundlage des eigenen Lebens ist; nur so ist unentfremdetes Leben möglich. Das ist für Gott als Grund unseres Seins wichtig, weil er uns dazu geschaffen hat und es also will, dass wir unser Sein auch voll verwirklichen. Ob wir irgendein Glaubensbekenntnis sprechen oder dergeichen, ist ihm sicher völlig unwichtig. |
_________________ "YOU HAVE TO START OUT LEARNING TO BELIEVE THE LITTLE LIES." -- "So we can believe the big ones?" -- "YES."
(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
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Sokrateer souverän
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 11649
Wohnort: Wien
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(#599296) Verfasst am: 09.11.2006, 00:36 Titel: |
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tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | Die Ananhme einer Hölle als eines real existerierenden Jenseits-KZ ist natürlich absurd und basiert auf dem dreistöckigen Weltbild der biblischen Zeit. Ich verstehe die Hölle als die vollständige Gottesferne, d.h. als die vollständige Entfernung des Menschen vom Grund seines Seins, der seine Vollendung, sein gelingendes Leben will. Abgesehen von allen Folterqualen, die sich der Volksglaube ausgedacht hat, hat die Theologie übrigens immer betont, dass die Gottesferne die eigentliche Höllenqual ist. |
Wie die Höllenqualen nun genau aussehen, ist doch wohl nebensächlich. Du glaubst also dennoch, dass es eine Hölle gibt und dass ihre Bewohner ewige Qualen erleiden?
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: |
Diese Gottesferne ist deshalb möglich, weil der Mensch die Aufhebung seiner Entfremdung ("Erlösung") als Bedrohung seiner Existenz empfinden und sich deswegen dagegen wehren kann; da die Freiheit des Menschen zum Wesen des Menschen dazugehört, wäre ein Brechen dieses Widerstandes gegen den Willen des Menschen keine wirkliche Erlösung, da sie das Wesen des Menschen verfehlt. |
Das Wesen des Menschen ist in vieler Hinsicht eingeschränkt. Der Mensch kann nicht fliegen. Er kann sich nicht entscheiden eine bestimmte Person oder ein bestimmtes Geschlecht zu lieben. Warum hat sich Gott entschieden just die Freiheit, seine Erlösung abzulehnen, dem Menschen zu geben, andere Freiheiten aber nicht?
Und warum kann man in der Hölle seine Meinung nicht ändern? In der Hölle hätte ich ja dann Gewissheit, dass ein spezieller Gott existiert und dann würde ich die Erlösung gerne annehmen. Wer würde das nicht?
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: |
Wenn der Mensch also in der "Hölle" der Gottesferne verharrt, kann Gott das nicht ändern, ohne den Menschen zu zerstören. |
Jetzt hast du den Begriff umgedreht. Nun ist die Gottesferne selbst die Hölle. Ich kenne keinen Gott und es fühlt sich überhaupt nicht wie eine Hölle an. Keine Spur von Qualen. Das kannst du also nicht meinen, oder?
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: |
Zwei Nebenbemerkungen: 1) Die Annahme dieser Erlösung ist natürlich nicht an die Annahme der Symbolsprache des Christentums gebunden; wer also die ganze Begrifflichkeit "Gott", "Christus", "Sünde" ablehnt, ist nicht davon ausgeschlossen, den Grund seines Seins zu erleben und unentfremdetes Leben (den "Himmel") zu erfahren. 2) Der Ausdruck "Allmacht Gottes" ist natürlich auch nur ein Symbol und bedeutet, dass "Gott" der Grund allen Seins ist. Die unsymbolische Anwendung auf innerweltliches führt natürlich zu rein absurden Fragen wie "Kann Gott einen Stein schaffen, den ernicht heben kann" u.Ä. |
Jedes Wort ist ein Symbol, das für etwas steht. Es gibt keinen unsymbolischen Gottesbegriff.
Der "Grund allen Seins" kann irgendein physikaler Effekt sein. Aber du glaubst ja auch, dass der biblische Jesus wirklich gelebt hat und dass dieser der Sohn Gottes war. Und du glaubst daran, dass es eine Erlösung vor irgendwas gibt und dass man diese akzeptieren kann. Du stellst den Menschen in Beziehung zu einem persönlichen Gott und sprichst Gott Änderungsmöglichkeiten zu. Ohne diese beschreibenden Aussagen über Gott ergibt deine ganze Argumentation Sinn, also sehe ich nicht, wie du nun den Begriff auf den schnöden "Grund allen Seins" abändern kannst.
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: |
Und wieso ist es für ein allmächtiges Wesen von Bedeutung, ob ein intellektuell und erkenntnisfähig beschränkt ist, an seine Existenz glaubt?
Der Ausdruck "Existenz Gottes" ist erstmal sowieso schwierig. Wenn er bedeuten soll, dass Gott als das mächtigste Wesen in der Welt eistiert, ist er absurd. Er kann wiederum nur symbolisch angewandt werden und bedeutet also nicht, dass Gott in der Welt existiert, sondern dass er die Grundlage alles Seins ist und sowohl Essenz wie Existenz übersteigt. |
Ob Gott nun in unserer Welt, oder in einer Parallelwelt existiert, ist doch nebensächlich. "Welt" ist einfach ein Symbol, dass eine Menge symbolisiert. Ich zähle alles, was existiert, zur Welt. Wenn es einen Gott gibt, dann ist er Teil davon. Aber das ist eine reine Definitionssache, die uns nichts über die Realität aussagt.
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | Zweitens bedeutet "glauben" eigentlich nicht, irgendein persönlich belangloses Dogma als wahr anzuerkennen, sondern "Ergriffensein von etwas, das einen unbedingt angeht". "Glauben an Gott" hieße dann also, dass die Verbindung zum Grund des Seins die Grundlage des eigenen Lebens ist; nur so ist unentfremdetes Leben möglich. Das ist für Gott als Grund unseres Seins wichtig, weil er uns dazu geschaffen hat und es also will, dass wir unser Sein auch voll verwirklichen. Ob wir irgendein Glaubensbekenntnis sprechen oder dergeichen, ist ihm sicher völlig unwichtig. |
Das klingt so schwammig. Wenn der Glaube nichts mit der Vorstellung eines persönlichen Gottes oder konkreten Glaubensbekenntnissen zu tun hat, sondern mit der "Verbindung zum Grund des Seins" als Grundlage des eigenen Lebens, dann stellt sich die Frage, wer überhaupt im Club der Gläubigen ist.
Kannst du dir sicher sein, dass du selber in Verbindung zum Grund des Seins als Grundlage deines Lebens lebst? Wie willst du entscheiden, ob dein Leben unentfremdet ist? Wo ist der konkrete Unterschied zwischen dir und mir, an dem sich erkennen lässt, dass ich entfremdet und du unentfremdet lebst?
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tillich (epigonal) hat Spaß
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 22263
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(#599651) Verfasst am: 09.11.2006, 16:44 Titel: |
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Das wird jetzt eigentlich sehr Offtopic, und mir auch zu anstrengend, meine ja ziemlich alte Erklärung noch mal umfassend zu diskutieren. Deswegen nur ein paar kurze Antworten auf einige Stichworte.
Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Du glaubst also dennoch, dass es eine Hölle gibt ... |
Ja, die Hölle der Gottesferne im Leben (womit nicht das Nichtbekenntnis zu Gott gemeint ist, sondern das Fehlen eines Sinns) und die Hölle der fehlenden Vereinigung mit Gott im Tod.
Sokrateer hat folgendes geschrieben: | ... und dass ihre Bewohner ewige Qualen erleiden? |
Nein, denn Ewigkeit bedeutet meiner Auffassung nach nicht endlose Dauer (eine sowohl absurde wie schreckliche Vorstellung), sondern die Vereinigung mit Gott in und jenseits der Zeitlichkeit. "(...)ewige Verdammnis ist eine theologisch unhaltbare Kombination von Worten" (Paul Tillich, Syst. Theol. II, S. 87)
Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Das Wesen des Menschen ist in vieler Hinsicht eingeschränkt. Der Mensch kann nicht fliegen. Er kann sich nicht entscheiden eine bestimmte Person oder ein bestimmtes Geschlecht zu lieben. Warum hat sich Gott entschieden just die Freiheit, seine Erlösung abzulehnen, dem Menschen zu geben, andere Freiheiten aber nicht? |
Zum Dasein in der Welt gehört die Einschränkung durch die Welt, auch in körperlicher und psychologischer Hinsicht. Dass bedeutet aber nicht automatisch Unfeiheit, denn im Rahmen dieser Bedingungen kann der Mensch Entscheidungen treffen und sein Leben gestalten. Die wesentlichste Entscheidung ist aber die, dort wo ihm Erlösung, d.h. Kraft zur Aufhebung seiner Entfremdung, begegnet, dazu ja oder - weil dies auch Hingabe und Infragestellung der eigenen Existenz bedeuten würde - nein sagen zu können. Hätte der Mensch diese Möglichkeit nicht, wäre er nicht Mensch, sondern letztlich rein physikalische Maschine (mir ist bewusst, dass viele Leute das genau so sehen).
Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Jetzt hast du den Begriff umgedreht. Nun ist die Gottesferne selbst die Hölle. Ich kenne keinen Gott und es fühlt sich überhaupt nicht wie eine Hölle an. Keine Spur von Qualen. Das kannst du also nicht meinen, oder? |
In der Tat, mit Gottesferne meine ich weder die Nichtbenutzung des Wortes Gott oder die Nichtteilung meiner Weltanschauung (wa ich in diesem Zusammenhang für irrelevant halte), sondern die Ferne vom Gott als dem Grund allen Seins (s.u.).
Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Der "Grund allen Seins" kann irgendein physikaler Effekt sein. Aber du glaubst ja auch, dass der biblische Jesus wirklich gelebt hat und dass dieser der Sohn Gottes war. Und du glaubst daran, dass es eine Erlösung vor irgendwas gibt und dass man diese akzeptieren kann. Du stellst den Menschen in Beziehung zu einem persönlichen Gott und sprichst Gott Änderungsmöglichkeiten zu. Ohne diese beschreibenden Aussagen über Gott ergibt deine ganze Argumentation Sinn, also sehe ich nicht, wie du nun den Begriff auf den schnöden "Grund allen Seins" abändern kannst. |
Nein, "Grund allen Seins" meint nicht nur (allerdings auch) einfach "Ursache der physikalischen Welt". Es meint darüber hinaus auch das zentrierte Sein der Lebewesen gegenüber ihrer Umwelt und das personhafte (d.h. zu Entscheidungen fähige) Sein des Menschen gegenüber der Welt. Beides ist meiner Auffassung nach nicht reduzierbar auf die damit verbundenen physikalischen Prozesse. Insofern "Gott" auch als der Grund des Person-Seins des Menschen aufgefasst wird, ist er auch personales Gegenüber des Menschen.
Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Ob Gott nun in unserer Welt, oder in einer Parallelwelt existiert, ist doch nebensächlich. "Welt" ist einfach ein Symbol, dass eine Menge symbolisiert. Ich zähle alles, was existiert, zur Welt. Wenn es einen Gott gibt, dann ist er Teil davon. Aber das ist eine reine Definitionssache, die uns nichts über die Realität aussagt. |
Nein. Ein Gott, den es als Teil der Welt gibt, ist nicht Gott. Gott ist der Grund der ganzen Welt und kann deshalb nicht Teil von ihr sein. Das bedeutet auch, dass er uns nicht als abgrenzbares Wesen in der Welt begegnen kann, sondern nur im Erleben des Einsseins mit dem Grund der Welt oder in der Begegnung mit einem Sein, das in dieser Einheit mit dem Grund der Welt steht. Das glaube ich von Jesus als dem Christus.
Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Kannst du dir sicher sein, dass du selber in Verbindung zum Grund des Seins als Grundlage deines Lebens lebst? |
Natürlich kann ich mir darüber überhaupt nicht sicher sein.
Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Wie willst du entscheiden, ob dein Leben unentfremdet ist?
Wo ist der konkrete Unterschied zwischen dir und mir, an dem sich erkennen lässt, dass ich entfremdet und du unentfremdet lebst? |
Die Entfremdung des menschlichen Lebens ist meiner Auffassung nach allgemein ("Ursünde"), deshalb gehe ich davon aus, dass wir alle entfremdet sind. Wer aber eine Erlösung von dieser Entfremdung erfährt - das können weder ich noch überhaupt ein Mensch sicher entscheiden (und ich reagiere sehr verstimmt auf Mitchristen, die allzu sicher sind, wer "in die Hölle kommt"). Das kann sich (aber irrtumsanfällig) im Lebensvollzug zeigen; entscheiden tut es sich in der individuellen Konfrontation mit Gott (als dem Grund und damit auch Maßstab des eigenen Seins), wofür das Symbol des Jüngsten Gerichts steht.
[size=)]Ich bitte um Verständnis dafür, dass ich, wenn du weiter so genau nachfragst, ich nicht unbedingt in gleicher Ausführlichkeit antworten kann. Das kostet Zeit ...[/size]
_________________ "YOU HAVE TO START OUT LEARNING TO BELIEVE THE LITTLE LIES." -- "So we can believe the big ones?" -- "YES."
(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
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Effô Tisetti Königsblau bis in den Tod
Anmeldungsdatum: 18.09.2003 Beiträge: 9920
Wohnort: 75
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(#599680) Verfasst am: 09.11.2006, 17:13 Titel: |
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tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | Ja, die Hölle der Gottesferne im Leben (womit nicht das Nichtbekenntnis zu Gott gemeint ist, sondern das Fehlen eines Sinns) und die Hölle der fehlenden Vereinigung mit Gott im Tod. |
Zur Hölle der Lebenden:
Ist es dir unmöglich, dir Sisyhos als einen "glücklichen Menschen" vorzustellen?
Und dann: Wenn der Sinn "imaginär" ist, ist es die "Hölle" dann nicht auch?
Zur Hölle der Toten:
Die "Entfremdung" des Menschen ist durch den Tod m.E. IMMER aufgehoben. Denn der Tod bedeutet entweder die Beendigung der kompletten Existenz des Menschen (wovon unsereins mangels anderslautender Hinweis ausgeht), mindestens aber der physischen. Was im letzteren Fall "bleiben" könnte, wäre die "Seele" oder das "reine Bewusstsein". Das hat aber keinen Kontakt mehr zur "Welt" und kann ihr deshalb nicht "fremd" sein/werden. Beide Modelle bedürfen also keines Gottes.
_________________ "Die einfache Formel: Jesus ist stärker! hilft Menschen, sich aus der Fixierung völlig irrationaler Wertesysteme zu lösen."
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phoenix registrierter User
Anmeldungsdatum: 26.04.2005 Beiträge: 937
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(#599707) Verfasst am: 09.11.2006, 18:01 Titel: |
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Tillich, deine Worte machen mich traurig. Hier zeigt sich, dass theologische Ausführungen kaum mehr als gut getarnte Versuche sind, die Psyche anderer Menschen zu vergewaltigen. Es ist Gewalt; brutale, rohe Gewalt.
Warum wendest du Gewalt an?
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Xamanoth auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 07.04.2006 Beiträge: 7962
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(#599715) Verfasst am: 09.11.2006, 18:12 Titel: |
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phoenix hat folgendes geschrieben: | Tillich, deine Worte machen mich traurig. Hier zeigt sich, dass theologische Ausführungen kaum mehr als gut getarnte Versuche sind, die Psyche anderer Menschen zu vergewaltigen. Es ist Gewalt; brutale, rohe Gewalt.
Warum wendest du Gewalt an? |
Was fragst du da für einen Schwachsinn?
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tillich (epigonal) hat Spaß
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 22263
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(#599716) Verfasst am: 09.11.2006, 18:12 Titel: |
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phoenix hat folgendes geschrieben: | Tillich, deine Worte machen mich traurig. Hier zeigt sich, dass theologische Ausführungen kaum mehr als gut getarnte Versuche sind, die Psyche anderer Menschen zu vergewaltigen. Es ist Gewalt; brutale, rohe Gewalt.
Warum wendest du Gewalt an? |
Weil ich ein sadistisch veranlagtes Arschloch bin, dass gesellschaftlich akzeptierte Wege sucht, seine dunklen Neigungen auszuleben.
Äh, nein. Äh, wo genau bin ich denn gewalttätig?
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(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
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Sokrateer souverän
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 11649
Wohnort: Wien
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(#599937) Verfasst am: 09.11.2006, 22:15 Titel: |
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tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Du glaubst also dennoch, dass es eine Hölle gibt ... |
Ja, die Hölle der Gottesferne im Leben (womit nicht das Nichtbekenntnis zu Gott gemeint ist, sondern das Fehlen eines Sinns) |
Wenn mit Gottesferne keine Gottesferne gemeint ist, warum bezeichnest du es dann so? DAS ergibt jedenfalls keinen Sinn.
Weiter unten hast du geschrieben, dass es unmöglich ist zu erkennen, ob jemand in dieser "Gottesferne im Leben" lebt. Warum machst du dir die Mühe elaborierte Hypothesen darüber aufzustellen. Das Gegenteil von all dem, was du über Gottesferne sagst, könnte genauso wahr sein und du könntest es nicht feststellen. Vielleicht ist es ja so, dass Gottesferne die fälschliche Annahme ist, dass es einen Sinn gibt und die Ablehnung eines Grundes für alles Sein in Wahrheit Nähe zu Gott darstellt. Vielleicht weiß Gott, dass er grundlos existiert und vielleicht sind ihm daher alle jene fremd, die ihm eine größere Bedeutung andichten, als er hat.
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | und die Hölle der fehlenden Vereinigung mit Gott im Tod. |
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: |
Sokrateer hat folgendes geschrieben: | ... und dass ihre Bewohner ewige Qualen erleiden? |
Nein, denn Ewigkeit bedeutet meiner Auffassung nach nicht endlose Dauer (eine sowohl absurde wie schreckliche Vorstellung), sondern die Vereinigung mit Gott in und jenseits der Zeitlichkeit. "(...)ewige Verdammnis ist eine theologisch unhaltbare Kombination von Worten" (Paul Tillich, Syst. Theol. II, S. 87) |
Unter einem Leben nach dem Tod stelle ich mir ein Leben vor. Leben beinhaltet Handlungen. Dazu gehört es, eine Umwelt zu erfahren und auf sie reagieren zu können. Wenn es keine Zeitlichkeit gibt, gibt es also folglich kein Leben nach dem Tod?
Wenn dem so wäre, käme mir sowohl der Himmel, als auch die Hölle als Hölle vor. Ich bin ein Mensch und ich will leben. Ohne Zeitlichkeit wäre ich kein Mensch mehr.
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: |
Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Das Wesen des Menschen ist in vieler Hinsicht eingeschränkt. Der Mensch kann nicht fliegen. Er kann sich nicht entscheiden eine bestimmte Person oder ein bestimmtes Geschlecht zu lieben. Warum hat sich Gott entschieden just die Freiheit, seine Erlösung abzulehnen, dem Menschen zu geben, andere Freiheiten aber nicht? |
Zum Dasein in der Welt gehört die Einschränkung durch die Welt, auch in körperlicher und psychologischer Hinsicht. Dass bedeutet aber nicht automatisch Unfeiheit, denn im Rahmen dieser Bedingungen kann der Mensch Entscheidungen treffen und sein Leben gestalten. |
Ich habe nicht behauptet, dass der Mensch unfrei ist. Manche Freiheiten haben wir, andere nicht. Sympathie und Antipathie zu anderen Personen und Vorlieben entziehen größtenteils unserer Entscheidungsfähigkeit.
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: |
Die wesentlichste Entscheidung ist aber die, dort wo ihm Erlösung, d.h. Kraft zur Aufhebung seiner Entfremdung, begegnet, dazu ja oder - weil dies auch Hingabe und Infragestellung der eigenen Existenz bedeuten würde - nein sagen zu können. Hätte der Mensch diese Möglichkeit nicht, wäre er nicht Mensch, sondern letztlich rein physikalische Maschine (mir ist bewusst, dass viele Leute das genau so sehen). |
Wieso ist das eine wesentliche Entscheidung? Du hast selbst gesagt, dass es unentscheidbar ist, ob jemand diese Entscheidung getroffen hat, oder nicht? Wie kannst du in diesem Fall überhaupt von einer Entscheidung sprechen.
Dein Menschenbild hängt also davon ab, ob jemand diese Entscheidung treffen kann. Wie beurteilst du dann, wer ein Mensch ist und wer nicht? Da du kein Kriterium für Gottesferne nennen kannst, kannst du auch nicht ausschließen, dass eine bestimmte Person überhaupt nicht fähig ist, diese Entscheidung zu treffen. Du kannst auch dann nicht ausschließen, dass Hunde, Ameisen oder Bäume ebenfalls Menschen sind.
Der Mensch ist nunmal eine physikalische Maschine. Du stellst dich eigentlich gegen die Wissenschaft, wenn du etwas anderes behauptet. Und nur in Hinblick auf diese physikalischen Eigenschaften können wir Menschen von anderen Entitäten unterscheiden.
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: |
Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Der "Grund allen Seins" kann irgendein physikaler Effekt sein. Aber du glaubst ja auch, dass der biblische Jesus wirklich gelebt hat und dass dieser der Sohn Gottes war. Und du glaubst daran, dass es eine Erlösung vor irgendwas gibt und dass man diese akzeptieren kann. Du stellst den Menschen in Beziehung zu einem persönlichen Gott und sprichst Gott Änderungsmöglichkeiten zu. Ohne diese beschreibenden Aussagen über Gott ergibt deine ganze Argumentation Sinn, also sehe ich nicht, wie du nun den Begriff auf den schnöden "Grund allen Seins" abändern kannst. |
Nein, "Grund allen Seins" meint nicht nur (allerdings auch) einfach "Ursache der physikalischen Welt". Es meint darüber hinaus auch das zentrierte Sein der Lebewesen gegenüber ihrer Umwelt und das personhafte (d.h. zu Entscheidungen fähige) Sein des Menschen gegenüber der Welt. Beides ist meiner Auffassung nach nicht reduzierbar auf die damit verbundenen physikalischen Prozesse. Insofern "Gott" auch als der Grund des Person-Seins des Menschen aufgefasst wird, ist er auch personales Gegenüber des Menschen. |
Das ist, mit Verlaub, substanzloses Geschwurbel und du bist auf meinen Einwand nicht ausgegangen.
Deine gesamte Argumentation basiert auf der Wahrheit eines wesentlich spezifischeren Gottes, den ich oben beschrieben habe. Wenn deine Aussagen über die Gottesferne nach dem Tod und die Natur des Menschen wahr sind, dann müssen auch gewisse göttliche Attribute wahr sein. Der "Grund allen Seins" muss kein persönlicher Gott sein, der Menschen gewisse Freiheiten gibt, eine Gottesferne in der Hölle einrichtet und Menschen nach ihrem physikalischen Tod entsprechend irgendwelcher Kriterien (die wir nicht kennen) in zwei Schubladen einschachtelt.
Die gesamte Idee der Akzeptanz einer erlösenden Gottesnähe verlangt eben ein wesentlich komplexeren Gottesbegriff als "Grund allen Seins" (was meiner Meinung nach überhaupt nicht als Gott zählt)
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: |
Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Ob Gott nun in unserer Welt, oder in einer Parallelwelt existiert, ist doch nebensächlich. "Welt" ist einfach ein Symbol, dass eine Menge symbolisiert. Ich zähle alles, was existiert, zur Welt. Wenn es einen Gott gibt, dann ist er Teil davon. Aber das ist eine reine Definitionssache, die uns nichts über die Realität aussagt. |
Nein. Ein Gott, den es als Teil der Welt gibt, ist nicht Gott. Gott ist der Grund der ganzen Welt und kann deshalb nicht Teil von ihr sein. Das bedeutet auch, dass er uns nicht als abgrenzbares Wesen in der Welt begegnen kann, sondern nur im Erleben des Einsseins mit dem Grund der Welt oder in der Begegnung mit einem Sein, das in dieser Einheit mit dem Grund der Welt steht. Das glaube ich von Jesus als dem Christus. |
Ich habe nicht vor, deinen Gott in unser dreidimensionales Universum zu stecken. Es geht mir lediglich um das Wort "Welt" oder "Kosmos" oder ein beliebiges anderes Wort, dass eine Menge beschreibt. Und diese Menge kann ich beliebig definieren. Ich kann auch "Gott", "Menschen" und "Marsmenschen" als Menge der Personen zählen. Mengendefinitionen ändern die Realität nicht, sondern sind lediglich dazu da unsere Kommunikation zu vereinfachen. Deshalb kann "Gott" sehr wohl zur Welt zählen, wenn ich das so definiere. Ich weiß gar nicht, warum du das ablehnst und warum du darin eine Bedeutung siehst.
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magnusfe MASTERMISSIONATOR OF THEOLOGIK
Anmeldungsdatum: 03.08.2004 Beiträge: 3944
Wohnort: dunkler Ort :
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(#599959) Verfasst am: 09.11.2006, 22:41 Titel: |
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die Toleranz in der Hölle ist zu gross, weil Gott sich dort zurückhält mit dem Verhindern von übermässigem Wachstum von Bosheit und Gewalt
In unserer Welt benutzt Gott Politiker und Polizei und Militär und Erziehungseinrichtungen und Kirchen, um die Moral und das Gute oben zu halten, in der HÖlle herrscht zuviel Anarchie, im himmel herrscht totale ordnung weil alle menschen dort eingeschränkten freien willen haben (diejenigen, die sich zu jesus bekehrt haben freiwillig sind beschränkte geister, sie schaffen es nicht mehr, zu sündigen, nie mehr)
_________________ http://www.magnusfe.npage.de
Wer meine Worte klaut wird schlau
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Mario Hahna aktiviert
Anmeldungsdatum: 04.04.2005 Beiträge: 9607
Wohnort: München
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(#599973) Verfasst am: 09.11.2006, 23:07 Titel: Re: tillichs Hölle |
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tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | Zweitens bedeutet "glauben" eigentlich nicht, irgendein persönlich belangloses Dogma als wahr anzuerkennen, sondern "Ergriffensein von etwas, das einen unbedingt angeht". "Glauben an Gott" hieße dann also, dass die Verbindung zum Grund des Seins die Grundlage des eigenen Lebens ist; nur so ist unentfremdetes Leben möglich. |
Was heißt das konkret?
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: |
Das ist für Gott als Grund unseres Seins wichtig, weil er uns dazu geschaffen hat und es also will, dass wir unser Sein auch voll verwirklichen. Ob wir irgendein Glaubensbekenntnis sprechen oder dergeichen, ist ihm sicher völlig unwichtig. |
"Gott" hat einen Willen? Ist "Gott" ein personales Wesen?
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hehehe registrierter User
Anmeldungsdatum: 26.07.2006 Beiträge: 674
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(#600065) Verfasst am: 10.11.2006, 01:37 Titel: |
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Zitat: | Der Mensch ist nunmal eine physikalische Maschine. Du stellst dich eigentlich gegen die Wissenschaft, wenn du etwas anderes behauptet. |
"Der Mensch ist AUCH eine physikalische Maschine" ist eine wissenschaftliche Feststellung, "Der Mensch ist NUR eine physikalische Maschine" dagegen eine dogmatische Vorwegnahme aller noch kommenden wissenschaftlichen Erkenntnisse in diesem Bereich. Insofern ist Deine Aussage nix anderes als ein Glaubensbekenntnis. Hab ich auch nix gegen - nur bevorzuge ich ein anderes.
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hehehe registrierter User
Anmeldungsdatum: 26.07.2006 Beiträge: 674
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(#600069) Verfasst am: 10.11.2006, 01:39 Titel: |
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Zitat: | Die gesamte Idee der Akzeptanz einer erlösenden Gottesnähe verlangt eben ein wesentlich komplexeren Gottesbegriff als "Grund allen Seins" |
Das ist korrekt. Daher ist der christliche Gott primär eine PERSON, d.h. er hat einen Willen, Ziele und er handelt in diesem Sinne. Er ist nicht (wie in vielen fernöstlichen Religionen) ein abstraktes "All-Eins" o.ä., in dem sich alles wieder auflösen soll, sondern eine PERSON.
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#600078) Verfasst am: 10.11.2006, 02:13 Titel: |
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Hi tillich (epigonal).
Deine Jenseitsvorstellung scheint mir so gar nicht höllisch im landläufigen Sinne zu sein. ; )
Freut mich ernsthaft zu lesen, daß Intellekt und säkularer Humanismus sowie Jenseitsvorstellung und ein bestimmter Freiheitsbegriff (Mensch ist keine physikalische Maschine) sich vereinbaren lassen.
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reign bla bla
Anmeldungsdatum: 21.07.2006 Beiträge: 1880
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(#600081) Verfasst am: 10.11.2006, 02:24 Titel: |
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hehehe hat folgendes geschrieben: | Daher ist der christliche Gott primär eine PERSON, d.h. er hat einen Willen, Ziele und er handelt in diesem Sinne. | Eine Person kann nicht der Gott sein, sondern höchstens ein Gott (im Sinne eines mächtigen Wesens), was (dann) die Gottesfrage nur eine Eben 'höher' stellt.
_________________ be your own pet
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der kleine Fritz registrierter User
Anmeldungsdatum: 24.06.2005 Beiträge: 2183
Wohnort: Planet Erde
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(#600159) Verfasst am: 10.11.2006, 12:32 Titel: |
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hehehe hat folgendes geschrieben:
Zitat: | Daher ist der christliche Gott primär eine PERSON, d.h. er hat einen Willen, Ziele und er handelt in diesem Sinne... |
Und was ist er sekundär???
Nein, nach der christlichen Trinitätslehre besteht Gott aus drei PERSONEN, von denen jede einzelne Person auch gleichzeitig die beiden anderen ist!
Ich überlege mir da, ob die nun getrennt agieren können, oder als so ne Art siamesische Drillinge?
Am Kreuz von Golgatha hingen demzufolge nicht nur der Sohn, sondern zwingend auch der Vater und der hl. Geist ....ist doch logisch, oder?
Der Himmel war dann wohl drei Tage ohne Aufsicht???
Die Frage ergibt sich dann, ob diese drei Personen nun auch einen Willen und ein Ziel haben, oder deren drei. Insbesondere gehören zu dieser Willensbildung ja drei funktionsfähiges Gehirne, die wohl dann bei den drei trinitären Personen irgendwie synchron geschalten sein müssen.
Ist eigentlich ne kurios/komische Behauptung mit den drei Personen der
Trinität!
Weiterhin sind denkfähige Gehirne ja materielle Gebilde und es wäre berechtigt zu fragen, wie und woran sich denn die drei göttlichen Gehirne erkennen lassen.
Es ist doch wohl Blasphemie zu sagen, Gott habe nichts im Kopfe, wo er doch laut Bibel wie ein Mensch aussieht!
Es ist für mich unbegreiflich, daß die christlichen Gottesanbeter offenbar nicht in der Lage sind, ihren Glauben mal rational zu hinterfragen!
_________________ und Gott bleibt stumm....
um so eifriger schwatzen seine selbsternannten Missionare.
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Johnnyboy Stück Scheiße
Anmeldungsdatum: 26.06.2005 Beiträge: 2562
Wohnort: Babylon
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(#600171) Verfasst am: 10.11.2006, 13:35 Titel: |
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Zitat: | Freut mich ernsthaft zu lesen, daß Intellekt und säkularer Humanismus sowie Jenseitsvorstellung und ein bestimmter Freiheitsbegriff (Mensch ist keine physikalische Maschine) sich vereinbaren lassen. |
Ein voller Eintopf macht noch lange keine Konsistenz.
_________________ "Das Leben des Starken erfüllt seinen Sinn, das des Schwachen seinen Zweck".
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Konstrukt konstruktiver Radikalist
Anmeldungsdatum: 19.08.2005 Beiträge: 6587
Wohnort: Im Barte des Propheten
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(#600183) Verfasst am: 10.11.2006, 14:26 Titel: |
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Aus meiner Perspektive ist Religion der Versuch , dem grundlegenden menschlichen Bedürfnis nach Orientierung ein Gesicht zu geben. Religion und der Glaube an Gott oder meinetwegen auch nur an ein irgendwie geartetes Leben nach dem Tod, sei es nun im Himmel, der Hölle (hier speziell tillichs Hölle) oder in einer neutralen Matrix, ermöglicht das Begreifen der Welt, indem eine Außenperspektive auf die Welt erzeugt wird, die die Frage nach dem Sinn, nach dem Woher und Wohin der Welt beantworten kann. Mithilfe von Religion kann also eine abgeschlossene Vorstellung von der Welt erzeugt werden. Hier entlarvt sich Glaube als Konstrukt. Soweit meine radikal-konstruktivistische Weltsicht.
Wahrheit im religiösen oder philosophischen Sinn ist die Suche nach einer letzten Sicherheit, die uns aber aufgrund der Beschaffenheit unserer Gehirne verwährt bleibt. Hier hilft also leider nur das "Glauben" weiter.
Wer sich im wissenschaftlichen Sinn für die Realität interessiert, sucht nach objektivem Wissen. Objektivität halte ich aber wiederum aus radikal-konstruktivistischer Weltsicht heraus für nicht möglich. Man kann mit der Wissenschaft maximal eine "Annäherung an die Wahrheit" in spezifischen Bereichen erreichen.
Jeder von uns hat in sich ein Bild der Welt aus seiner Sicht, die wir als die externe, als Außenwelt verstehen. Hinter dieser verstandesmäßig undurchdringbaren Mauer, die unser Selbst vom Anderen trennt kann man Gott vermuten oder das große Nichts. Das ist subjektive Betrachtung. Wir erfinden quasi die Wirklichkeit, können sie aber nicht entdecken. Die Hauptaussage der radikalen Konstruktivisten, als solchen bezeichne ich mich ja selbst, lautet, dass Individuen die objektive Realität in der sie agieren weder erkennen noch in ihrem Gehirn abbilden können, sondern ihr Wissen über die Welt auf dem Wege der Interpretation von Sinneswahrnehmungen zustande kommt.
Das bedeutet, dass wir aus unserer Wahrnehmung nicht auf die eigentliche Natur des Wahrgenommenen (das "Ding - an - sich" bei Immanuel Kant) schließen können, da unsere eigene Existenz die Wahrnehmung mitbedingt.
Heinz Förster sagt hierzu treffend: ",Da draußen' gibt es nämlich in der Tat weder Licht noch Farben, sondern lediglich elektromagnetische Wellen; ,da draußen' gibt es weder Klänge noch Musik, sondern lediglich periodische Druckwellen der Luft; ,da draußen' gibt es keine Wärme und keine Kälte, sondern nur bewegte Moleküle mit größerer oder geringerer durchschnittlicher kinetischer Energie usw."(Heinz von Foerster in: Sicht und Einsicht - Versuche zu einer operativen Erkenntnistheorie, Braunschweig/ Wiesbaden, 1985, S. 29)
Das heißt der Mensch ist ein operationell geschlossenes System entsprechend der Definition in der Kybernetik, das im permanenten Prozess der Autopoiesis seine eigene Weltkonstruktion erschafft. Da sehe ich wahrlich keinen allgemeinverbindlichen, religiösen Platz für den Begriff Gott oder gar einem personifizierten Gott. Auch sehe ich keinen Platz in einem solchen System für Himmel und Hölle. Es sei denn man betrachtet sein Leben eben als die Hölle.
In der Beziehung zwischen Biologie und Erkenntnistheorie entsteht der Geist als Prozess. Gott kommt m.E. immer dann ins Spiel, wenn Antworten unbefriedigend sind und der Geist die Erkenntnis versagt. Gott ist demnach ein Konstrukt, das Lücken in der Erkenntnis füllt. Himmel und Hölle betrachte ich als Beiwerk.
Betrachte ich Gott, Himmel, Hölle, Jenseits etc. aber tatsächlich nur als reine Begrifflichkeiten(das tue ich, weil ich keine andere Möglichkeit sehe), denen ich dann einen Interpretationsspielraum einräume v.a. in der Frage mit was genau ich die leeren Worthülsen wie z.B."Gott" nun fülle, muß ich, gerade als radikaler Konstruktivist, jedoch Toleranz walten lassen. Auch ich habe nur eine Möglichkeit: Die subjektive Weltsicht. Jeder steckt nur in seinem Kopf drin und kommt nicht raus. Und wenn er einmal raus ist, mit dem Tode, so hat er keine Möglichkeit mehr uns Lebenden das mitzuteilen, vielleicht selbst keine Möglichkeit mehr zur Analyse seines Zustandes weil ihm ja das Gehirn als Instrument fehlt. Es sei denn es gibt ein Astralreich und ein Astralhirn?
Langer rede, kurzer Haarschnitt: Ich hab auch keine Lösung für die weltbewegende Fragen und tappe im Dunkeln. Die Welt ist voller Widersprüche, dem Widerspruch zwischen mir und meiner Umwelt, zwischen meiner Umwelt und mir. Aber der Weg ist ja auch schon ein Ziel
_________________ "Geisteskrank den eignen Namen sagen: Ich ich ich ich denke also bin ich - Bin ich nicht! Ich ist geisteskrank. Und kauf mir was." (Peter Licht)
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Sokrateer souverän
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 11649
Wohnort: Wien
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(#600302) Verfasst am: 10.11.2006, 19:19 Titel: |
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@Kosntrukt23:
Mal ehrlich. Hast du das Posting mit dem Generator für konstruktivistische Texte generiert?
Du widerlegst Gott per Konstruktivismus. Ist das nicht einfach nur deine Konstruktion?
hehehe hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Der Mensch ist nunmal eine physikalische Maschine. Du stellst dich eigentlich gegen die Wissenschaft, wenn du etwas anderes behauptet. |
"Der Mensch ist AUCH eine physikalische Maschine" ist eine wissenschaftliche Feststellung, "Der Mensch ist NUR eine physikalische Maschine" dagegen eine dogmatische Vorwegnahme aller noch kommenden wissenschaftlichen Erkenntnisse in diesem Bereich. Insofern ist Deine Aussage nix anderes als ein Glaubensbekenntnis. Hab ich auch nix gegen - nur bevorzuge ich ein anderes. |
"Der Mensch ist AUCH eine physikalische Maschine" ist keine wissenschaftliche Aussage, da das AUCH vermittelt, dass er auch etwas anderes wäre, wofür es keinerlei wissenschaftliche Belege gibt.
"Der Mensch ist NUR eine physikalische Maschine" ist eine wertende Aussage. Das NUR kommt von dir und vermittelt, dass du mit deinem Körper unzufrieden bist und gerne mehr hättest.
Lass das NUR und das AUCH weg und wir sind bei der Wahrheit, die ich gerne revidiere, falls du Belege für Seelen, Gedankenübertragung oder ähnliches vorbringen kann.
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CoS Antitheist
Anmeldungsdatum: 10.07.2005 Beiträge: 2734
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(#600351) Verfasst am: 10.11.2006, 20:55 Titel: |
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reign hat folgendes geschrieben: | hehehe hat folgendes geschrieben: | Daher ist der christliche Gott primär eine PERSON, d.h. er hat einen Willen, Ziele und er handelt in diesem Sinne. | Eine Person kann nicht der Gott sein, sondern höchstens ein Gott (im Sinne eines mächtigen Wesens), was (dann) die Gottesfrage nur eine Eben 'höher' stellt. |
Wenn Gott eine Person und kein System ist, so muss Gott ja irgendwo existieren.
Das er im zeitlosen Nichts existiert erscheint fraglich, da die Deffinition von "Nichts" ja bereits erklärt, dass da eben nichts ist. Das Gott zeitlos ist mag vielleicht gerade noch so möglich sein - Dann stellt sich aber die Frage warum einerseits behauptet wird, dass das Universum selbst nicht "einfach immer da ist", aber im gleichen Atemzug behauptet wird, dass "Gott einfach immer da ist".
Nun da Gott also im "Nichts" nicht existieren kann, da NICHTS ist, muss Gott an einem Ort existieren. Genauer gesagt muss er in einem System existieren - Wo sich dann zu allererst die Frage stellen müsste, wer denn dieses System bitteschön geschaffen hat. Aber nehmen wir mal an, dass dieses System einfach schon immer da war, so wie Gott in diesem System schon immer da war. Wenn Gott aber in einem System existiert, muss er zwangsweise ein Teil des Systems und als solches eben auch an die Regeln dieses Systems gebunden sein.
Wer jetzt behauptet Gott ist an nichts gebunden, entwendet dem Begriff "Gott "jegliche Existenz- und Deffinitionsgrundlage.
Das heißt zusammengefasst - Wenn Gott als Person existiert, muss diese Person an einem Ort existieren, in dem eindeutige "physikalische" Gesetze herrschen. Exsitiert das System oder die Gesetze, die dieses System beschreiben nicht, dann müsste man nämlich behaupten, dass Gott im NICHTS existiert.
_________________ "Wenn Sie mich suchen, ich halte mich in der Nähe des Wahnsinns auf, genauer gesagt auf der schmalen Linie zwischen Wahnsinn und Panik, gleich um die Ecke von Todesangst, nicht weit weg von Irrwitz und Idiotie!"
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reign bla bla
Anmeldungsdatum: 21.07.2006 Beiträge: 1880
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(#600390) Verfasst am: 10.11.2006, 22:16 Titel: |
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CoS hat folgendes geschrieben: | Wenn Gott eine Person und kein System ist, so muss Gott ja irgendwo existieren. |
Da bin ich genau deiner Meinung und darum verstehe ich jetzt nicht, warum du meinen Beitrag (mit-)zitiert hast. Ich schrieb ja, dass Gott nicht eine Person sein kann.
_________________ be your own pet
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CoS Antitheist
Anmeldungsdatum: 10.07.2005 Beiträge: 2734
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(#600491) Verfasst am: 11.11.2006, 01:33 Titel: |
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reign hat folgendes geschrieben: | CoS hat folgendes geschrieben: | Wenn Gott eine Person und kein System ist, so muss Gott ja irgendwo existieren. |
Da bin ich genau deiner Meinung und darum verstehe ich jetzt nicht, warum du meinen Beitrag (mit-)zitiert hast. Ich schrieb ja, dass Gott nicht eine Person sein kann. |
War mehr oder weniger als "weiterführende Erklärung" meinerseits gedacht.
_________________ "Wenn Sie mich suchen, ich halte mich in der Nähe des Wahnsinns auf, genauer gesagt auf der schmalen Linie zwischen Wahnsinn und Panik, gleich um die Ecke von Todesangst, nicht weit weg von Irrwitz und Idiotie!"
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Domingo ungläubig
Anmeldungsdatum: 09.01.2005 Beiträge: 1167
Wohnort: Westkanada
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(#600502) Verfasst am: 11.11.2006, 02:27 Titel: |
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reign hat folgendes geschrieben: | CoS hat folgendes geschrieben: | Wenn Gott eine Person und kein System ist, so muss Gott ja irgendwo existieren. |
Da bin ich genau deiner Meinung und darum verstehe ich jetzt nicht, warum du meinen Beitrag (mit-)zitiert hast. Ich schrieb ja, dass Gott nicht eine Person sein kann. |
Das leuchtet auch mir total ein. Darüber habe ich ja schon selber nachgedacht: Um eine Person zu sein, brauche ich einen Kontext, der mich umgibt und in gewissem Maße bestimmt. Wäre ich durch nichts eingeschränkt, hätte ich gar keine Grenzen (und die traditionellen Attribute des chr. Gottes, Allmacht, Ewigkeit usw., sind eben die Negation jeglicher Grenze), so wäre ich keine handelnde und denkende Person, sondern würde mich einfach in einer Art Nirvana befinden. Doch aus dem Nirvana heraus kann man bekanntlich weder handeln noch in sonst einer Weise auf irgendetwas Einfluss nehmen
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ultramontanist registrierter User
Anmeldungsdatum: 14.11.2005 Beiträge: 278
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(#601063) Verfasst am: 12.11.2006, 14:45 Titel: |
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tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | phoenix hat folgendes geschrieben: | Tillich, deine Worte machen mich traurig. Hier zeigt sich, dass theologische Ausführungen kaum mehr als gut getarnte Versuche sind, die Psyche anderer Menschen zu vergewaltigen. Es ist Gewalt; brutale, rohe Gewalt.
Warum wendest du Gewalt an? |
Weil ich ein sadistisch veranlagtes Arschloch bin, dass gesellschaftlich akzeptierte Wege sucht, seine dunklen Neigungen auszuleben.
Äh, nein. Äh, wo genau bin ich denn gewalttätig?  |
Tillich ist doch gerade Menschenfreund.
Er hat doch dem „geistigen Fusel“, den seine Glaubensbrüder früher oft ausschenkten fast alle Gefährlich und Schädlichkeit genommen.
Sein Glaube ist doch so harmlos wie Leichtbier in Gegensatz zu gepanschtem Wodka.
Aus Angst vor der Tillichhölle wird doch niemand krank.
Nur leider sind solche liberalen Glaubensvorstellungen bei den Fuselliebhabern recht unbeliebt.
Die brauchen die volle Dröhnung.
Gruss
Ultra
http://www.juergen-becker-kabarettist.de/official/cd_mp3/Ich_bin_so_froh.html
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Snark7 registrierter User
Anmeldungsdatum: 01.03.2005 Beiträge: 313
Wohnort: Hamburg
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(#603450) Verfasst am: 16.11.2006, 16:52 Titel: |
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hehehe hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Der Mensch ist nunmal eine physikalische Maschine. Du stellst dich eigentlich gegen die Wissenschaft, wenn du etwas anderes behauptet. |
"Der Mensch ist AUCH eine physikalische Maschine" ist eine wissenschaftliche Feststellung, "Der Mensch ist NUR eine physikalische Maschine" dagegen eine dogmatische Vorwegnahme aller noch kommenden wissenschaftlichen Erkenntnisse in diesem Bereich. Insofern ist Deine Aussage nix anderes als ein Glaubensbekenntnis. Hab ich auch nix gegen - nur bevorzuge ich ein anderes. |
Das stimmt so leider hinten und vorne nicht...
"Der Mensch ist NUR eine physikalische Maschine" ist natürlich eine wissenschaftliche Feststellung.
Wissenschaftliche Feststellungen ist *implizit*, daß sie für den derzeitigen Kenntnisstand gelten und revidiert werden, sofern sich andere wissenschaftliche Erkenntnisse ergeben.
Die von Dir geforderte "Aufschiebung der Feststellung" bis sich keine neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse mehr ergeben *könnten*, ist schlicht Schwachsinn. Schließlich ließe sich dann überhaupt keine wissenschaftliche Feststellung mehr treffen, da natürlich prinzipiell JEDE wissenschaftliche Feststellung in Zukunft widerlegt werden könnte.
Richtig erkannt hast Du, das dieser Ewigkeitsanspruch ein Merkmal religiöser Dogmen darstellt.
Nur gibt es diesen eben bei der von Dir zitierten Aussage nicht.
Deine Behauptung würde NUR DANN zutreffen, wenn die Feststellung wäre: "Der Mensch ist NUR eine physikalische Maschine und diese Aussage ist eine ewige Wahrheit" oder ähnlich.
Das ist dann aber keine wissenschaftliche Aussage mehr, sondern tatsächlich eine religiöse.
Nur macht kein Wissenschaftler eine derartige Aussage.
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tillich (epigonal) hat Spaß
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 22263
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(#603496) Verfasst am: 16.11.2006, 17:37 Titel: |
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Snark7 hat folgendes geschrieben: | "Der Mensch ist NUR eine physikalische Maschine" ist natürlich eine wissenschaftliche Feststellung. |
Ist es nicht. Es ist vielmehr eine Verwechslung der erkenntistheoretischen Voraussetzung naturwissenschaftlicher Untersuchung mit ihrem Ergebnis.
Naturwissenschaft macht in der Untersuchung alles zum Objekt. Subjektivität, Person-Sein, Entscheidungsfähigkeit kommen als Untersuchungsgegenstand schlicht nicht vor. Der Mensch wird hier von vornherein als regelgeleitetet Maschine betrachtet, und die Naturwissenschaft (und andere Wissenschaften wie Psychologie, Soziologie etc., sofern sie sich an dieser Wissenschaftsidee orientieren) können hier viele fruchtbare Ergebnisse liefern, auf welche Art und Weise der Mensch, als Maschine betrachtet, als Maschine funktioniert. Dass er nur diese Maschine sei, ist aber keine daraus ableitbare Feststellung.
Diese Verwechslung von erkenntnistheoretischer Voraussetzung wissenschaftlicher Arbeit - Beschränkung aufs Objektivierbare (zB Messbare etc.) - mit einem wissenschaftlichen Ergebnis ist aber leider nicht unüblich. Was dann entsteht, ist aber nichtmehr Wissenschaft, sondern - als solche legitime - Weltanschauung.
_________________ "YOU HAVE TO START OUT LEARNING TO BELIEVE THE LITTLE LIES." -- "So we can believe the big ones?" -- "YES."
(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
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Konstrukt konstruktiver Radikalist
Anmeldungsdatum: 19.08.2005 Beiträge: 6587
Wohnort: Im Barte des Propheten
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(#603501) Verfasst am: 16.11.2006, 17:41 Titel: |
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Sokrateer hat folgendes geschrieben: | @Kosntrukt23:
Mal ehrlich. Hast du das Posting mit dem Generator für konstruktivistische Texte generiert?
Du widerlegst Gott per Konstruktivismus. Ist das nicht einfach nur deine Konstruktion?
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Ein Konstrukt kann man eben nur mittels Konstruktionsplänen abbauen ohne allzu großen Schaden im Umfeld anzurichten. Klar widerlege ich Gott mittels Konstruktivismus. Allerdings ließe sich Gott im zweifelsfall sogar damit belegen....so ist das halt. Alles nur subjektive Hirngespinste ...es gibt eben keine echte Objektivität im Radikalen Konstruktivismus, es ist also natürlich nur meine Konstruktion, ebenso wie ein irgendwie gearteter Gott eben auch nur eine subjektive Konstruktion eines physikalisch aufgebauten Gehirns ist.
Also mal im Ernst, ist doch immerhin mal eine etwas andere Herangehensweise. Ich hab das aber nicht generiert per Copy&Paste falls du das meinst. Ich bin einfach nur Überzeugungstäter.
_________________ "Geisteskrank den eignen Namen sagen: Ich ich ich ich denke also bin ich - Bin ich nicht! Ich ist geisteskrank. Und kauf mir was." (Peter Licht)
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Sokrateer souverän
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 11649
Wohnort: Wien
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(#603547) Verfasst am: 16.11.2006, 18:15 Titel: |
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@Snark7: Das "NUR" muss man aus der Aussage rausstreichen um sie wissenschaftlich zu machen.
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | Subjektivität, Person-Sein, Entscheidungsfähigkeit kommen als Untersuchungsgegenstand schlicht nicht vor. |
Das ist überhaupt nicht wahr. Abgesehen von "Person-Sein" (was auch immer das sein soll), hat die Wissenschaft überhaupt kein Problem damit. Alles, was von Menschen irgendwie erfahrbar ist, kann Gegenstand wissenschaftlicher Betrachtung sein, auch subjektive Empfindungen.
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Sokrateer souverän
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 11649
Wohnort: Wien
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(#603550) Verfasst am: 16.11.2006, 18:17 Titel: |
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Du meintest wohl:
Konstrukt23 hat folgendes geschrieben: | Ich bin einfach nur Überzeugungslosigkeitstäter. |
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Konstrukt konstruktiver Radikalist
Anmeldungsdatum: 19.08.2005 Beiträge: 6587
Wohnort: Im Barte des Propheten
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(#603553) Verfasst am: 16.11.2006, 18:21 Titel: |
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Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Du meintest wohl:
Konstrukt23 hat folgendes geschrieben: | Ich bin einfach nur Überzeugungslosigkeitstäter. |
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Ich fürchte Du verstehst, wie so viele, den Radikalen Konstruktivismus nicht wirklich. Aber da kann ich gerne tolerant sein
Du gehörst zu denen, die den Radikalen Konstruktivismus als Relativismus mißverstehen.
_________________ "Geisteskrank den eignen Namen sagen: Ich ich ich ich denke also bin ich - Bin ich nicht! Ich ist geisteskrank. Und kauf mir was." (Peter Licht)
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astarte Foren-Admin

Anmeldungsdatum: 13.11.2006 Beiträge: 46545
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(#604047) Verfasst am: 17.11.2006, 10:26 Titel: |
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Konstrukt23 hat folgendes geschrieben: | Aus meiner Perspektive ist Religion der Versuch , dem grundlegenden menschlichen Bedürfnis nach Orientierung ein Gesicht zu geben. Religion und der Glaube an Gott oder meinetwegen auch nur an ein irgendwie geartetes Leben nach dem Tod, sei es nun im Himmel, der Hölle (hier speziell tillichs Hölle) oder in einer neutralen Matrix, ermöglicht das Begreifen der Welt, indem eine Außenperspektive auf die Welt erzeugt wird, die die Frage nach dem Sinn, nach dem Woher und Wohin der Welt beantworten kann. Mithilfe von Religion kann also eine abgeschlossene Vorstellung von der Welt erzeugt werden. Hier entlarvt sich Glaube als Konstrukt. Soweit meine radikal-konstruktivistische Weltsicht.
Wahrheit im religiösen oder philosophischen Sinn ist die Suche nach einer letzten Sicherheit, die uns aber aufgrund der Beschaffenheit unserer Gehirne verwährt bleibt. Hier hilft also leider nur das "Glauben" weiter.
Wer sich im wissenschaftlichen Sinn für die Realität interessiert, sucht nach objektivem Wissen. Objektivität halte ich aber wiederum aus radikal-konstruktivistischer Weltsicht heraus für nicht möglich. Man kann mit der Wissenschaft maximal eine "Annäherung an die Wahrheit" in spezifischen Bereichen erreichen.
Jeder von uns hat in sich ein Bild der Welt aus seiner Sicht, die wir als die externe, als Außenwelt verstehen. Hinter dieser verstandesmäßig undurchdringbaren Mauer, die unser Selbst vom Anderen trennt kann man Gott vermuten oder das große Nichts. Das ist subjektive Betrachtung. Wir erfinden quasi die Wirklichkeit, können sie aber nicht entdecken. Die Hauptaussage der radikalen Konstruktivisten, als solchen bezeichne ich mich ja selbst, lautet, dass Individuen die objektive Realität in der sie agieren weder erkennen noch in ihrem Gehirn abbilden können, sondern ihr Wissen über die Welt auf dem Wege der Interpretation von Sinneswahrnehmungen zustande kommt.
Das bedeutet, dass wir aus unserer Wahrnehmung nicht auf die eigentliche Natur des Wahrgenommenen (das "Ding - an - sich" bei Immanuel Kant) schließen können, da unsere eigene Existenz die Wahrnehmung mitbedingt.
Heinz Förster sagt hierzu treffend: ",Da draußen' gibt es nämlich in der Tat weder Licht noch Farben, sondern lediglich elektromagnetische Wellen; ,da draußen' gibt es weder Klänge noch Musik, sondern lediglich periodische Druckwellen der Luft; ,da draußen' gibt es keine Wärme und keine Kälte, sondern nur bewegte Moleküle mit größerer oder geringerer durchschnittlicher kinetischer Energie usw."(Heinz von Foerster in: Sicht und Einsicht - Versuche zu einer operativen Erkenntnistheorie, Braunschweig/ Wiesbaden, 1985, S. 29)
Das heißt der Mensch ist ein operationell geschlossenes System entsprechend der Definition in der Kybernetik, das im permanenten Prozess der Autopoiesis seine eigene Weltkonstruktion erschafft. Da sehe ich wahrlich keinen allgemeinverbindlichen, religiösen Platz für den Begriff Gott oder gar einem personifizierten Gott. Auch sehe ich keinen Platz in einem solchen System für Himmel und Hölle. Es sei denn man betrachtet sein Leben eben als die Hölle.
In der Beziehung zwischen Biologie und Erkenntnistheorie entsteht der Geist als Prozess. Gott kommt m.E. immer dann ins Spiel, wenn Antworten unbefriedigend sind und der Geist die Erkenntnis versagt. Gott ist demnach ein Konstrukt, das Lücken in der Erkenntnis füllt. Himmel und Hölle betrachte ich als Beiwerk.
Betrachte ich Gott, Himmel, Hölle, Jenseits etc. aber tatsächlich nur als reine Begrifflichkeiten(das tue ich, weil ich keine andere Möglichkeit sehe), denen ich dann einen Interpretationsspielraum einräume v.a. in der Frage mit was genau ich die leeren Worthülsen wie z.B."Gott" nun fülle, muß ich, gerade als radikaler Konstruktivist, jedoch Toleranz walten lassen. Auch ich habe nur eine Möglichkeit: Die subjektive Weltsicht. Jeder steckt nur in seinem Kopf drin und kommt nicht raus. Und wenn er einmal raus ist, mit dem Tode, so hat er keine Möglichkeit mehr uns Lebenden das mitzuteilen, vielleicht selbst keine Möglichkeit mehr zur Analyse seines Zustandes weil ihm ja das Gehirn als Instrument fehlt. Es sei denn es gibt ein Astralreich und ein Astralhirn?
Langer rede, kurzer Haarschnitt: Ich hab auch keine Lösung für die weltbewegende Fragen und tappe im Dunkeln. Die Welt ist voller Widersprüche, dem Widerspruch zwischen mir und meiner Umwelt, zwischen meiner Umwelt und mir. Aber der Weg ist ja auch schon ein Ziel  |
Psychologie und Neurologie bestätigen das: zum Beispiel ist eine Hauptaufgabe des Gehirns die Hemmung, das filtern. Vor lauter Sinneseindrücken würdest du nämlich in nullkommanix durchdrehen, wenn dein Oberstübchen nicht blitzschnell die einkommenden Eindrücke nach Relevanz bewerten und alles Irrelevate ignorieren würde. Was wichtig ist, wird bewertet indem es mit Erfahrungen, Erkenntnissen und den damit verbundenen Emotionen, verglichen wird. Das ist individuell sehr unterschiedlich. Wer ein Geräusch schon einmal in einer Gefahrensituation gehört hat wird dies alarmierend finden, ein anderer hört es vielleicht gar nicht.
Das geht munter so weiter, alles wird bewertet und was neues muss in das Weltbild, das du dir im Laufe deines jungen (?) Lebens gebastelt hast, rein passen. Wie sich da mancher anstrengt und Etwas was das widerlegen würde, solange einweicht und bearbeitet und verdreht, bis es in sein Weltbild passt, das kann man an einigen Forumsteilnehmern schön beobachten (Nix für ungut, jeder macht das mehr oder weniger - aber manche eben mehr)
Was das Gehirn, ohne dass man es wahrnimmt da alles tut, ist sinnvoll und nötig aber jedes Hirnkasterl arbeitet etwas anders. Das sollte einem bewusst sein und deshalb meine ich auch: Objektivität ist nicht möglich. Eine Wahrheit gibt es nicht, jeder hat seine, und das ist gut so, solange ich mit bewusst bin, dass der andere eine andere hat.
Ich hab mal von einem gelesen, der verlor alle Emotionalität duch eine Hirnschädigung. Toll, denkt man Mr. Spock, handelt rein rational, super! Von wegen, er konnte keine Entscheidungen mehr treffen, er wusste nicht, was ihm wichtig ist, er versemmelte Job, Beziehung, alles, weil wir ständig anhand von Emotionen überprüfen, was wir tun. Welcher Termin ist wichtig, was sage ich meinen Chef und was behalte ich lieber für mich, wieviel Risiko gehe ich ein...Ohne das bis du schwer psychisch behindert.
_________________ Tja
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