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Namronia 1500+ mal Qualität!
Anmeldungsdatum: 23.01.2008 Beiträge: 1687
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(#1323432) Verfasst am: 06.07.2009, 17:54 Titel: Sprachwissenschaftliche Frage... |
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woher weiß man eigentlich, dass das, was man sagt, auch das bedeutet, was man will?
wenn man z.b. ein paar worte falsch gelernt hat bzw. als kind falsch interpretiert hat meine ich.
kann es nicht sein, dass die gesamte sprache nur auf missverständnissen basiert?
wenn ich z.b meinem kind (ich habe keins, aber ich nehme mal an ich hätte eines) beibrige, "fick dich" wäre eine begrüßung. ich glaube zu wissen, es ist nicht so, aber eventuell ist es auch nur ein missverständniss.
also, woher nimmt man sich die sicherheit zu glauben zu wissen, was man sagt?
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narziss auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 21939
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(#1323433) Verfasst am: 06.07.2009, 17:55 Titel: |
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Die Deutschen untereinander verstehen sich. Reicht doch.
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Namronia 1500+ mal Qualität!
Anmeldungsdatum: 23.01.2008 Beiträge: 1687
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(#1323434) Verfasst am: 06.07.2009, 17:56 Titel: |
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narziss hat folgendes geschrieben: | Die Deutschen untereinander verstehen sich. Reicht doch. |
tun sie das mit großer sicherheit?
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Dissonanz Zeuge ANOVAs
Anmeldungsdatum: 24.03.2008 Beiträge: 3541
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(#1323438) Verfasst am: 06.07.2009, 17:58 Titel: |
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Namronia hat folgendes geschrieben: | narziss hat folgendes geschrieben: | Die Deutschen untereinander verstehen sich. Reicht doch. |
tun sie das mit großer sicherheit? |
Es gibt Evidenzen, die dafür sprechen, ja.
_________________ -Brother Broadsword of Warm Humanitarianism
"In other words, the cultures have been subjected to as careless handling as if in the hands of a somewhat below par student assistant, but they have survived."
-H. W. Chalkley in Science, Vol. LXXI, No. 1843
You can't spell Discord without Disco.
-frypoddie
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Hornochse Orthographiefetischist
Anmeldungsdatum: 22.07.2007 Beiträge: 8223
Wohnort: Bundeshauptstadt
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(#1323482) Verfasst am: 06.07.2009, 18:49 Titel: Re: Sprachwissenschaftliche Frage... |
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Namronia hat folgendes geschrieben: | woher weiß man eigentlich, dass das, was man sagt, auch das bedeutet, was man will? |
Indem man "überprüft", ob die Personen, denen man die entsprechenden Lautbilder entgegenwirft, so reagieren, wie sie reagieren sollten, sofern sie deine Sprache sprechen.
Beispiel: Du bringst deinem Kind bei, dass "Fick dich" eine Begrüßung ist. Dein Kind läuft durch Berlin-Kreuzberg, begrüßt den Kioskbesitzer mit "Fick dich" und bekommt auf die Fresse. Wollen wir wetten, dass spätestens beim zweiten Mal Zweifel aufkommen, dass es sich um eine Begrüßung handelt?
_________________ Alles könnte anders sein - und fast nichts kann ich ändern.
- Niklas Luhmann -
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fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26440
Wohnort: im Speckgürtel
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(#1323487) Verfasst am: 06.07.2009, 18:54 Titel: Re: Sprachwissenschaftliche Frage... |
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Namronia hat folgendes geschrieben: | ......
also, woher nimmt man sich die sicherheit zu glauben zu wissen, was man sagt? |
das Lernen der Sprache geschieht über den Erfolg - Kommunikation findet zwar als Spiel, aber mit Zielen statt.
Deine Sorgen solltest Du dir machen, wenn dir der Bäcker nach der Bestellung von 10 Brötchen eine knallt oder erklärt, mit diesem Wunsch solltest Du es beim Schreiner oder in der Stadtverwaltung versuchen.
Im alltäglichen Leben spielt deine Frage also keine Rolle. Ein bisschen anders ist es allerdings im philosophischen Disput, in dem Leute aufeinandertreffen, die vielleicht seit Jahren Sprache nur gadacht und nicht mit anderen ausgetauscht haben. Dann weltet Welt plötzlich wesentlich und alle anderen, die sich nicht entschhließen konnten, den Mann einfach auszulachen, müssen plötzlich eine neue Sprache lernen.
fwo
_________________ Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.
The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.
Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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Dissonanz Zeuge ANOVAs
Anmeldungsdatum: 24.03.2008 Beiträge: 3541
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(#1323501) Verfasst am: 06.07.2009, 19:08 Titel: |
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http://www.youtube.com/watch?gl=DE&hl=de&v=s-mOy8VUEBk
_________________ -Brother Broadsword of Warm Humanitarianism
"In other words, the cultures have been subjected to as careless handling as if in the hands of a somewhat below par student assistant, but they have survived."
-H. W. Chalkley in Science, Vol. LXXI, No. 1843
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jade1 registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.05.2009 Beiträge: 6
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(#1323509) Verfasst am: 06.07.2009, 19:12 Titel: Re: Sprachwissenschaftliche Frage... |
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Namronia hat folgendes geschrieben: |
wenn man z.b. ein paar worte falsch gelernt hat bzw. als kind falsch interpretiert hat meine ich. |
Jahre lang glaubte ich, dass Monika ein nur passgerer Name ist und nur jene Mädchen so heissen, dessen Eltern unschlüssig in der Namensgebung waren. So hatte es mir mein älterer Bruder erklärt Und jedes Mal, wenn ich eine Monika kennen lernte, dachte ich, "man was für ein armes Mädchen", das noch auf seinen Namen wartet. Ich war der festen Überzeugung, sie kriegt noch einen anderen Namen. Irgend wann lernte ich dann doch, dass es ein richtiger Name war.
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Mo. over and out
Anmeldungsdatum: 30.11.2007 Beiträge: 12690
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(#1323515) Verfasst am: 06.07.2009, 19:20 Titel: |
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Als Kind glaubte ich, dass Postheinz eine Berufsbezeichnung wäre, bis mir aufging, dass es Postbote oder Briefträger lauten muss und der unsere eben Heinz hieß.
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vrolijke Bekennender Pantheist

Anmeldungsdatum: 15.03.2007 Beiträge: 46732
Wohnort: Stuttgart
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(#1323551) Verfasst am: 06.07.2009, 20:32 Titel: Re: Sprachwissenschaftliche Frage... |
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Namronia hat folgendes geschrieben: | woher weiß man eigentlich, dass das, was man sagt, auch das bedeutet, was man will?
wenn man z.b. ein paar worte falsch gelernt hat bzw. als kind falsch interpretiert hat meine ich.
kann es nicht sein, dass die gesamte sprache nur auf missverständnissen basiert?
wenn ich z.b meinem kind (ich habe keins, aber ich nehme mal an ich hätte eines) beibrige, "fick dich" wäre eine begrüßung. ich glaube zu wissen, es ist nicht so, aber eventuell ist es auch nur ein missverständniss.
also, woher nimmt man sich die sicherheit zu glauben zu wissen, was man sagt? |
Es ist durchaus nicht selten, wenn sich zwei Leute aus verschiedene Millieus unterhalten, sie sich gegenseitig nicht verstehen, auch wenn sie die "gleiche" Sprache sprechen.
_________________ Glück ist kein Geschenk der Götter; es ist die Frucht der inneren Einstellung.
Erich Fromm
Sich stets als unschuldiges Opfer äußerer Umstände oder anderer Menschen anzusehen ist die perfekte Strategie für lebenslanges Unglücklichsein.
Grenzen geben einem die Illusion, das Böse kommt von draußen
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esme lebt ohne schützende Gänsefüßchen.
Anmeldungsdatum: 12.06.2005 Beiträge: 5667
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(#1323556) Verfasst am: 06.07.2009, 20:39 Titel: Re: Sprachwissenschaftliche Frage... |
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Namronia hat folgendes geschrieben: |
also, woher nimmt man sich die sicherheit zu glauben zu wissen, was man sagt? |
Die rasch abnehmende Rate, mit der eigene Irrtümer auffliegen.
_________________ Gunkl über Intelligent Design:
Da hat sich die Kirche beim Rückzugsgefecht noch einmal grandios verstolpert und jetzt wollen sie auch noch Haltungsnoten für die argumentative Brez'n, die sie da gerissen haben.
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Yogosh Leisetreter ...und Klugscheisser
Anmeldungsdatum: 19.03.2009 Beiträge: 2170
Wohnort: Berlin
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(#1323565) Verfasst am: 06.07.2009, 20:48 Titel: |
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Die Frage stellt sich eigentlich nur, wenn man annimmt, dass Bedeutungen als Objekte existieren. Wir sprechen davon dass zwei Personen das Gleiche meinen oder dass wir die Bedeutung des Gesagten erfassen. Diese Art zu reden suggeriert dass es Identitätskriterien für Bedeutungen gäbe und das ist ein Zeichen für Vergegenständlichung mit der entsprechenden Ontologie. Missverständnisse werden damit erklärt, dass man eine etwas andere Bedeutung erfasst hätte. Es wird aber dadurch suggeriert, dass beide Bedeutungen irgendwie klar und eindeutig, nur eben nicht gleich, seien. Es wird ferner suggeriert, dass man immer irgendetwas meine, immer irgendeine Bedeutung im Kopf hätte, diese aber möglicherweise nicht verständlich ausdrücken kann.
Wie hier bereits angedeutet und wie mit allen ontologischen Sparmaßnahmen kann man die Sache adjektivieren. Statt davon zu sprechen, dass Verständigung darin bestehe dass man die gleiche Bedeutung erfasse (und sich das Problem des Indentifikationskriteriums sowie Objekte mit unklaren Eigenschaften einzukaufen) kann man es bei der geglückten Verständigung belassen. Die Kriterien dafür sind weitestgehend pragmatisch und das Phänomen des mehr oder weniger gut Verstehens erscheint plötzlich als der Normalfall. Was in einem gegebenen Einzelfall als geglückte Kommunkation gilt wird nach pragmatischen Kriterien entschieden. Ein einfaches Beispiel:
Wenn Du erfolgreich Dein Vorhaben, 10 gelbe Lollis zu kaufen, in die Tat umsetzt und sowohl Du als auch der Verkäufer mit der dabei verwendeten Kommunikation zufrieden seid, dann war das für die gegebene Situation eine perfekt erfolgreiche Kommunikation.
Nach eher auf Bedeutungen als Objekte ausgerichteten Bedeutungstheorien müsste man sich die Frage stellen, ob der Verkäufer vielleicht der Meinung war, Dir 10 lokal manifestierte Lollierscheinungen verkauft zu haben. Oder vielleicht auch 10 lollige Gelbs. Oder 10 imperfekte materielle Manifestationen des idealen gelben Lollis wie es in Gottes Bewußtsein vorhanden ist und immer schon existiert hat. Da sieht man den Charme einer schlanken Ontologie.
Es gibt übrigens Theorien nach denen man solche Feinheiten überhaupt nicht mal meinen kann. Auf die Idee kann man auch erst kommen, wenn man die Sache pragmatisch angeht. Auf die Art und Weise kann man auch argumentieren, dass bestimmte philosophische und vor allem theologische Positionen reines Wortgeklimper sind, die gar nichts bedeuten. Jedenfalls nicht im semantischen Sinn. Im ganz pragmatischen Sinn bringen Fanatiker für so was mitunter Menschen um; diese Art der Bedeutung ist also recht handfest gegeben.
Kommunikativer Erfolg ist hier nicht identisch mit dem Erreichen von Zielen. Wenn Du Deiner Angebeteten eine leidenschaftliche Liebeserklärung machst, aber dummerweise abgewiesen wirst, dann hast Du in einem sehr realen Sinn Dein Kommunikationsziel nicht erreicht, obwohl kein Missverständnis vorliegt. Jedenfalls keines auf der semantischen Ebene.
Solange aber ihre Reaktion der Situation irgendwie angemessen ist, kann man von kommunikativem Erfolg sprechen.
_________________ "If the King's English was good enough for Jesus Christ, it's good enough for the children of Texas!" - Miriam Amanda "Ma" Ferguson, Governor of Texas, als Begründung gegen Spanischunterricht
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sehr gut dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 05.08.2007 Beiträge: 14852
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(#1323570) Verfasst am: 06.07.2009, 20:52 Titel: Re: Sprachwissenschaftliche Frage... |
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Hornochse hat folgendes geschrieben: | Namronia hat folgendes geschrieben: | woher weiß man eigentlich, dass das, was man sagt, auch das bedeutet, was man will? |
Indem man "überprüft", ob die Personen, denen man die entsprechenden Lautbilder entgegenwirft, so reagieren, wie sie reagieren sollten, sofern sie deine Sprache sprechen.
Beispiel: Du bringst deinem Kind bei, dass "Fick dich" eine Begrüßung ist. Dein Kind läuft durch Berlin-Kreuzberg, begrüßt den Kioskbesitzer mit "Fick dich" und bekommt auf die Fresse. Wollen wir wetten, dass spätestens beim zweiten Mal Zweifel aufkommen, dass es sich um eine Begrüßung handelt? |
Bei diesem Herrn hier ist die Bedeutung desselben schon schwieriger rauszubekommen...
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kalkant registrierter User
Anmeldungsdatum: 16.08.2005 Beiträge: 698
Wohnort: München
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(#1323961) Verfasst am: 07.07.2009, 09:20 Titel: Re: Sprachwissenschaftliche Frage... |
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Namronia hat folgendes geschrieben: | woher weiß man eigentlich, dass das, was man sagt, auch das bedeutet, was man will?
wenn man z.b. ein paar worte falsch gelernt hat bzw. als kind falsch interpretiert hat meine ich.
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Naja, sowas kann schon vorkommen, wenn man z.B. in einer Region aufgewachsen ist, in der ein bestimmter Ausdruck eine andere Bedeutung hat als anderswo. Innerhalb der eigenen Gemeinschaft passt alles, aber wenn man zum ersten Mal diesen Bereich verlässt kann es zu Missverständnissen führen.
Ich persönlich habe sogar sowas ähnliches selber erlebt: speziell in meiner Gegend bedeutet das Wort "kacken" soviel wie kleckern (z.B. Sauce aufs Hemd oder Schokolade auf den Teppich). Als ich zum ersten Mal ausserhalb meiner Kleinstadtregion diesen Begriff in der von mir angenommenen Bedeutung verwendet hatte gab es einige Missverständnisse, bis ich mich daran gewöhnt hatte, dieses Wort nicht mehr so zu verwenden.
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Namronia 1500+ mal Qualität!
Anmeldungsdatum: 23.01.2008 Beiträge: 1687
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(#1324075) Verfasst am: 07.07.2009, 12:54 Titel: Re: Sprachwissenschaftliche Frage... |
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zefiro39 hat folgendes geschrieben: | Namronia hat folgendes geschrieben: | woher weiß man eigentlich, dass das, was man sagt, auch das bedeutet, was man will?
wenn man z.b. ein paar worte falsch gelernt hat bzw. als kind falsch interpretiert hat meine ich.
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Naja, sowas kann schon vorkommen, wenn man z.B. in einer Region aufgewachsen ist, in der ein bestimmter Ausdruck eine andere Bedeutung hat als anderswo. Innerhalb der eigenen Gemeinschaft passt alles, aber wenn man zum ersten Mal diesen Bereich verlässt kann es zu Missverständnissen führen.
Ich persönlich habe sogar sowas ähnliches selber erlebt: speziell in meiner Gegend bedeutet das Wort "kacken" soviel wie kleckern (z.B. Sauce aufs Hemd oder Schokolade auf den Teppich). Als ich zum ersten Mal ausserhalb meiner Kleinstadtregion diesen Begriff in der von mir angenommenen Bedeutung verwendet hatte gab es einige Missverständnisse, bis ich mich daran gewöhnt hatte, dieses Wort nicht mehr so zu verwenden. |
"ah scheiße! ich habe auf den teppich gekackt"?
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kalkant registrierter User
Anmeldungsdatum: 16.08.2005 Beiträge: 698
Wohnort: München
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(#1324084) Verfasst am: 07.07.2009, 13:13 Titel: Re: Sprachwissenschaftliche Frage... |
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Namronia hat folgendes geschrieben: |
"ah scheiße! ich habe auf den teppich gekackt"? |
Ja, so ähnlich...
Ich erinnere mich, dass ich mal zu einem Fleck auf einem Teppich gesagt habe: "oh, da hat einer hingekackt!", und die anderen Leute waren erstaunt über meine so erfrischend unverblümte Ausdrucksweise (was ich wiederum nicht verstand).
So ähnliche Bedeutungsverschiebungen gibt es ja immer wieder, wenn man aus einer Dialektregion ins Hochdeutsche wechselt. Anderes Beispiel:
Fotze ist im Bayrischen der Mund (zwar eher umgangssprachlich, aber eindeutig). Typischer Ausspruch: Halt Dei Fotzn (=Halts Maul).
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Heizölrückstoßabdämpfung Hedonist

Anmeldungsdatum: 26.07.2007 Beiträge: 17543
Wohnort: Stralsund
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(#1324096) Verfasst am: 07.07.2009, 13:41 Titel: Re: Sprachwissenschaftliche Frage... |
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zefiro39 hat folgendes geschrieben: |
Fotze ist im Bayrischen der Mund (zwar eher umgangssprachlich, aber eindeutig). Typischer Ausspruch: Halt Dei Fotzn (=Halts Maul). |
Hier sagen die Leute "heben" meinen aber "halten/festhalten". Das was ich unter "heben" verstehe ist hier "lupfen" bzw. "lüepfe", das war anfangs auch sehr gewöhnungsbedürftig. Außerdem heißen hier die Pfannkuchen=Berliner, dafür sind Eierkuchen=Pfannkuchen.
_________________ „Wer in einem gewissen Alter nicht merkt, daß er hauptsächlich von Idioten umgeben ist, merkt es aus einem gewissen Grunde nicht.“ Curt Goetz
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kalkant registrierter User
Anmeldungsdatum: 16.08.2005 Beiträge: 698
Wohnort: München
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(#1324130) Verfasst am: 07.07.2009, 14:42 Titel: Re: Sprachwissenschaftliche Frage... |
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Heizölrückstoßabdämpfung hat folgendes geschrieben: |
Hier sagen die Leute "heben" meinen aber "halten/festhalten". Das was ich unter "heben" verstehe ist hier "lupfen" bzw. "lüepfe", das war anfangs auch sehr gewöhnungsbedürftig. Außerdem heißen hier die Pfannkuchen=Berliner, dafür sind Eierkuchen=Pfannkuchen. |
Ja, ich denke, die verschiedenen Dialekte sind für eine Vielzahl solcher Mehrdeutigkeiten verantwortlich. Sobald man die Dialektregion wechselt erlebt man dann solche Missverständnisse, weil das Gemeinte und das Verstandene nicht mehr übereinstimmen.
Typisch auch im Schwäbischen: der Arbeitsplatz heißt dort "Gschäft" ("Ich gehe ins Gschäft" heißt dort "Ich gehe zur Arbeit", während wir eher verstehen würden "Ich gehe einkaufen").
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Effô Tisetti Königsblau bis in den Tod
Anmeldungsdatum: 18.09.2003 Beiträge: 9920
Wohnort: 75
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(#1324152) Verfasst am: 07.07.2009, 15:39 Titel: Re: Sprachwissenschaftliche Frage... |
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Namronia hat folgendes geschrieben: | woher weiß man eigentlich, dass das, was man sagt, auch das bedeutet, was man will?
wenn man z.b. ein paar worte falsch gelernt hat bzw. als kind falsch interpretiert hat meine ich.
kann es nicht sein, dass die gesamte sprache nur auf missverständnissen basiert?
wenn ich z.b meinem kind (ich habe keins, aber ich nehme mal an ich hätte eines) beibrige, "fick dich" wäre eine begrüßung. ich glaube zu wissen, es ist nicht so, aber eventuell ist es auch nur ein missverständniss.
also, woher nimmt man sich die sicherheit zu glauben zu wissen, was man sagt? |
Die Beziehung von Bezeichnendem (Wort bzw. Lautfolge "Baum") und Bezeichnetem (realer "Baum im Garten") ist zunächst mal von willkürlicher Natur. Außer vielleicht bei lautmalerischen Begriffen wie "Kikeriki". Trotzdem ist natürlich durch Konvention in einer Sprache bis zu bestimmten Grenzen festgelegt, was ein Begriff bedeutet. Aber auch das ist nicht ganz so einfach, denn da gibt es die Denotation, Konnotation, Assoziation,... Außerdem können sich Bedeutungen im Laufe der Zeit ändern. Sogar ziemlich radikal.
Auch "sagen" und "meinen" können zwei ganz verschiedene Dinge sein. "Fick dich" heißt ja auch nicht, dass man sich tatsächlich "ficken" soll. Und wenn man sagt "Es zieht", so ist das i.d.R. keine Tatsachenfeststellung, sondern eine Aufforderung an irgendjemanden, das Fenster zu schließen. Das nennt man z.B. "Konversationsimplikatur".
_________________ "Die einfache Formel: Jesus ist stärker! hilft Menschen, sich aus der Fixierung völlig irrationaler Wertesysteme zu lösen."
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Shadaik evolviert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 26377
Wohnort: MG
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(#1324333) Verfasst am: 07.07.2009, 20:03 Titel: Re: Sprachwissenschaftliche Frage... |
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vrolijke hat folgendes geschrieben: | Namronia hat folgendes geschrieben: | woher weiß man eigentlich, dass das, was man sagt, auch das bedeutet, was man will?
wenn man z.b. ein paar worte falsch gelernt hat bzw. als kind falsch interpretiert hat meine ich.
kann es nicht sein, dass die gesamte sprache nur auf missverständnissen basiert?
wenn ich z.b meinem kind (ich habe keins, aber ich nehme mal an ich hätte eines) beibrige, "fick dich" wäre eine begrüßung. ich glaube zu wissen, es ist nicht so, aber eventuell ist es auch nur ein missverständniss.
also, woher nimmt man sich die sicherheit zu glauben zu wissen, was man sagt? |
Es ist durchaus nicht selten, wenn sich zwei Leute aus verschiedene Millieus unterhalten, sie sich gegenseitig nicht verstehen, auch wenn sie die "gleiche" Sprache sprechen. | Niederländer und Deutsche zum Beispiel
PS: Ach mennö, immer komm ich bei solchen Fragen zu spät.
_________________ Fische schwimmen nur in zwei Situationen mit dem Strom: Auf der Flucht und im Tode
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vrolijke Bekennender Pantheist

Anmeldungsdatum: 15.03.2007 Beiträge: 46732
Wohnort: Stuttgart
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(#1324380) Verfasst am: 07.07.2009, 21:09 Titel: Re: Sprachwissenschaftliche Frage... |
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Shadaik hat folgendes geschrieben: | vrolijke hat folgendes geschrieben: | Namronia hat folgendes geschrieben: | woher weiß man eigentlich, dass das, was man sagt, auch das bedeutet, was man will?
wenn man z.b. ein paar worte falsch gelernt hat bzw. als kind falsch interpretiert hat meine ich.
kann es nicht sein, dass die gesamte sprache nur auf missverständnissen basiert?
wenn ich z.b meinem kind (ich habe keins, aber ich nehme mal an ich hätte eines) beibrige, "fick dich" wäre eine begrüßung. ich glaube zu wissen, es ist nicht so, aber eventuell ist es auch nur ein missverständniss.
also, woher nimmt man sich die sicherheit zu glauben zu wissen, was man sagt? |
Es ist durchaus nicht selten, wenn sich zwei Leute aus verschiedene Millieus unterhalten, sie sich gegenseitig nicht verstehen, auch wenn sie die "gleiche" Sprache sprechen. | Niederländer und Deutsche zum Beispiel
PS: Ach mennö, immer komm ich bei solchen Fragen zu spät. |
Es kommt auch vor, daß man Wörter die ähnlich klingen, aber eine ganz andere Bedeutung haben benutzt, und dadurch ein ganz konfuses Gespräch dabei herauskommt.
"Strijken" = Bügeln
Es kam vor, daß jemand durch die Nähfabrik geführt wurde. Beim letzten Arbeitsgang erzählte dann der Betriebsleiter: "hier wird alles gestrichen". (ist ein Chef meiner Schwester passiert.)
"Bekwaam" = Fähig. Klinkt aber wie bequem.
Hab mal erzählt über ein Kollege der "bequem" war. Hat ein bischen gedauert bis meiner Frau draufgekommen ist, daß ich fähig meinte. (Ist schon sehr lange her)
_________________ Glück ist kein Geschenk der Götter; es ist die Frucht der inneren Einstellung.
Erich Fromm
Sich stets als unschuldiges Opfer äußerer Umstände oder anderer Menschen anzusehen ist die perfekte Strategie für lebenslanges Unglücklichsein.
Grenzen geben einem die Illusion, das Böse kommt von draußen
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