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Valen MacLeod Antitheist
Anmeldungsdatum: 11.12.2004 Beiträge: 6172
Wohnort: Jenseits von Eden
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(#1432087) Verfasst am: 15.02.2010, 11:54 Titel: Atheismus = Religion ??? |
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Zugegeben, ich hatte gestern abend wieder eine Auseinandersetzung mit meiner Frau... aber...
Sind Atheisten genauso radikal, Intolerant und/oder militant, wie Gläubige?
Zugegeben,...ich reagiere inzwischen aggressiv, wenn mir Gläubige ständig vorwerfen, ich wäre nur oberflächlich informiert, oder gar nicht. Oder ich hätte Religion (natürlich ihre, die GANZ anders ist...) nur nicht verstanden...
Ich weiss dann nicht, wie ich überhaupt noch argumentieren soll...
Natürlich will mein Gegenüber gar nicht argumentieren. Ich wäre es ja immer, der das Thema auf den Tisch bringt. Ich wäre ja der Intolerante!
Muss man den Wahnsinn der Gläubigen mit den ganzen Nebenwirkungen wirklich ertragen? Wo bleibt mein Recht, frei davon zu leben? Wieso muss ich mir als Atheist/Agnostiker vorwerfen lassen ich wäre ein Faschist, wenn ich Götter ablehne und öffentlich oder privat äussere?
Oder ist tatsächlich nicht Religion das eigentliche Problem, sondern die menschliche Natur, wie Rod Liddle behauptet?
_________________ V.i.S.d.P.:Laird Valen MacLeod (Pseudonym!)
"... Wenn das hier das Haus Gottes ist, Junge, warum blühen hier dann keine Blumen, warum strömt dann hier kein Wasser und warum scheint dann hier die Sonne nicht, Bürschchen?!" <i>Herman van Veen</i>
Das Schlimme an meinen Katastrophenszenarien ist... dass ich damit über kurz oder lang noch immer Recht behielt.
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fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26446
Wohnort: im Speckgürtel
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(#1432098) Verfasst am: 15.02.2010, 12:31 Titel: Re: Atheismus = Religion ??? |
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Valen MacLeod hat folgendes geschrieben: | ....
Wo bleibt mein Recht, frei davon zu leben? Wieso muss ich mir als Atheist/Agnostiker vorwerfen lassen ich wäre ein Faschist, wenn ich Götter ablehne und öffentlich oder privat äussere?
.... |
Du musst dir da nichts vorwerfen lassen.
Stell die Situation einfach so dar, wie sie ist:
Du hast bis jetzt noch keinen Gott gesehen, und auch nichts, was dich persönlich darauf schließen lässt, dass es den gibt.
Gleichzeitig wirst Du nicht nur in der Schule damit vollgesülzt, der Kappes steht sogar in der Präambel der Verfassung und und in einigen Länderverfassungen z.B. als "Gottesfurcht als Erziehungsziel".
Bei dieser Sachlage hast Du ein Recht darauf, dass man dir diesen Gott entweder nachvollziehbar zeigt, oder dich damit in Ruhe lässt, genauso wie Du ein Recht darauf hast, davon auszugehen und das zu sagen, dass es diesen Gott nicht gibt - Religionsfreiheit ist auch das Recht auf Freiheit von Religion.
Das mit dem Faschismus würde ich mir erklären lassen - das fände ich spannend.
fwo
_________________ Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.
The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.
Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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Rasmus entartet und notorisch gottlos - Ich bin Papst
Anmeldungsdatum: 20.05.2004 Beiträge: 17559
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(#1432099) Verfasst am: 15.02.2010, 12:48 Titel: Re: Atheismus = Religion ??? |
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Valen MacLeod hat folgendes geschrieben: | Zugegeben, ich hatte gestern abend wieder eine Auseinandersetzung mit meiner Frau... aber...
Sind Atheisten genauso radikal, Intolerant und/oder militant, wie Gläubige? |
Wenn eine handvoll Atheisten ein Flugzeug kapern und es in den Petersdom in Rom jagen, dann können wir uns da weiter drüber unterhalten. Bis dahin: Nein.
Radikal? Wie soll das aussehen? Das ist eine haltlose, alberne Unterstellung - Atheismus kann per Definition nicht radikal sein. Anti-Theismus und Anti-Religiöistät möglicherweise ja - aber das ist nunmal nicht dasselbe.
Intolerant?
Schon schwieriger. Ich lasse anderen Leute ihren Glauben, sofern sie mich damit in Ruhe lassen. Gläubige sind aber notorisch schlecht darin, genau das zu tun. Dazu kommt, dass ich eine Meinung habe und die mal mehr mal weniger vehement vertrete. Ist es intolerant, dass ich alle Gläubigen für strunzendämlich halte? Möglich - aber ich kann mit diesem Maß an Intoleranz leben.
Zitat: | Zugegeben,...ich reagiere inzwischen aggressiv, wenn mir Gläubige ständig vorwerfen, ich wäre nur oberflächlich informiert, oder gar nicht. Oder ich hätte Religion (natürlich ihre, die GANZ anders ist...) nur nicht verstanden... |
Du hast mein aufrichtiges Mitgefühl.
Zitat: | Ich weiss dann nicht, wie ich überhaupt noch argumentieren soll... |
Fordere einen Gottesbeweis ein, der es zu8mindestens wahrscheinlich macht, das es einen Gott gibt und lass Dir dann erklären, wieso nicht die Hindus diejenigen sind, die Recht haben.
Zitat: | Natürlich will mein Gegenüber gar nicht argumentieren. Ich wäre es ja immer, der das Thema auf den Tisch bringt. Ich wäre ja der Intolerante! |
Achte dann mal genau drauf, wie das kommt. Ich bringe solche Themen so gut wie nie auf den Tisch - es kommt immer von den anderen und es wird immer angenommen, dass es da keine grundsätzlichen Fragen zu zu stellen gibt.
Fiktives Beispiel:
A: Mir wäre ja lieber, der Kirchentag wäre woanders, dass wird wieder so voll in der Stadt.
Ich: Ich würde es für angemessen halten, dass ganze Ding komplett abzuschaffen.
...
Zitat: | Muss man den Wahnsinn der Gläubigen mit den ganzen Nebenwirkungen wirklich ertragen? |
Theoretisch: Nein. Praktisch leider ja ...
Zitat: | Wo bleibt mein Recht, frei davon zu leben? |
Es wird mit Füßen getreten. Und solange diverse Bischöfe frei äußern dürfen, dass Ungläubige Menschen zweiter Klasse wären wird sich das auch nicht ändern.
Zitat: | Wieso muss ich mir als Atheist/Agnostiker vorwerfen lassen ich wäre ein Faschist, wenn ich Götter ablehne und öffentlich oder privat äussere? |
So ganz verstehe ich es wirklich nicht.
Zitat: | Oder ist tatsächlich nicht Religion das eigentliche Problem, sondern die menschliche Natur, wie Rod Liddle behauptet? |
Möglich. Aber wenn sich die problematische Seite der Menschlichen Natur in Form von Religion äußert - was macht es für einen Unterschied?
_________________ Brother Sword of Enlightenment of the Unitarian Jihad
If you ask the wrong questions you get answers like '42' or 'God'.
"Glaubst Du noch oder hüpfst Du schon?"
Sylvia Browne - Wahrsager oder Scharlatan?
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Valen MacLeod Antitheist
Anmeldungsdatum: 11.12.2004 Beiträge: 6172
Wohnort: Jenseits von Eden
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(#1432104) Verfasst am: 15.02.2010, 13:04 Titel: Re: Atheismus = Religion ??? |
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Rasmus hat folgendes geschrieben: |
Zitat: | Wieso muss ich mir als Atheist/Agnostiker vorwerfen lassen ich wäre ein Faschist, wenn ich Götter ablehne und öffentlich oder privat äussere? |
So ganz verstehe ich es wirklich nicht. |
Ok... das muss ich ausführen.
Das Gleichnis ist: Hitler war angeblich Atheist ud sicher Faschist. Moussolini genauso. So zumindest deren Behauptung. Und Stalin war angeblich auch Atheist.
Also wird schlussgefolgert, dass jeder, der sich Atheist nennt, gleichzeitig Faschist ist. Oder Sozialist, Oder Kommunist.
Hauptsache ein politisch korrektes Feindbild.
Wie soll man überhaupt anfangen gegen so einen Blödsinn zu argumentieren? War Hitler überhaupt Atheist? Er hat doch mit den offiziellen Kirchen m.W.N. gemeinsame Sache gemacht, oder nicht?
Und wie kontert man auf die Behauptung, eine säkuläre Gesellschaft könne de facto nicht moralisch sein, weil die Religion erst moralisches handeln in der Gesellschaft sicherstellt?
Rasmus hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Oder ist tatsächlich nicht Religion das eigentliche Problem, sondern die menschliche Natur, wie Rod Liddle behauptet? |
Möglich. Aber wenn sich die problematische Seite der Menschlichen Natur in Form von Religion äußert - was macht es für einen Unterschied? |
Es macht den Unterschied. dass behauptet wird, dass dadurch nicht die Religion die Ursache des Übels ist, sonder der 'sündige' Mensch.
Und selbst, wenn man das alles argumentativ aushebelt.. Dann ist da doch noch ein diffues irgendwas...
_________________ V.i.S.d.P.:Laird Valen MacLeod (Pseudonym!)
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Kiki ist sicher nicht Eso
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 15062
Wohnort: Ulm
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(#1432106) Verfasst am: 15.02.2010, 13:07 Titel: |
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Mir sind in letzter Zeit mehrere Leute untergekommen, die ohne, dass Gläubige was sagten, mit dem Thema anfingen und dann die Gläubigen ziemlich zur Sau machte. Das fand ich nicht ok. Das hat meiner Meinung nach was von Missionierung, die genau ja eigentlich kritisiert wird.
Finde aber Rasmus Unterscheidung von Atheismus und Anti-Theismus da ganz gut. Nur glaube ich, dass doch welche, die behaupten atheistisch zu sein, doch antitheistisch sind und das führt dann zu Reibungen.
_________________ You may not have realized that your tiniest moves provoke disorder in my heart with a strenght comparable to that of a typhoon.
~
Kömodie = Tragödie + Zeit (Jürgen von der Lippe)
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Rasmus entartet und notorisch gottlos - Ich bin Papst
Anmeldungsdatum: 20.05.2004 Beiträge: 17559
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(#1432118) Verfasst am: 15.02.2010, 13:34 Titel: |
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Kiki hat folgendes geschrieben: | Mir sind in letzter Zeit mehrere Leute untergekommen, die ohne, dass Gläubige was sagten, mit dem Thema anfingen und dann die Gläubigen ziemlich zur Sau machte. Das fand ich nicht ok. Das hat meiner Meinung nach was von Missionierung, die genau ja eigentlich kritisiert wird. |
Ich kritisiere keine Missionierung an sich. Ich finde es gut und richtig, Leute von seinem Standpunkt überzeugen zu wollen. Ich kritisiere die speziellen Methoden der Gläubigen und ich kritisiere vor allen Dingen, dass sie schlicht Unrecht haben.
Wenn es einen Gott gäbe, dann wöre religiöse Missionierung immens wichtig.
Zitat: | Finde aber Rasmus Unterscheidung von Atheismus und Anti-Theismus da ganz gut. Nur glaube ich, dass doch welche, die behaupten atheistisch zu sein, doch antitheistisch sind und das führt dann zu Reibungen. |
Wieso "doch"? "Auch" wäre passend - es ist kein Widerspruch. ein Anti-Theist lügt nicht, wenn er sich als Atheist bezeichnet.
_________________ Brother Sword of Enlightenment of the Unitarian Jihad
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Sylvia Browne - Wahrsager oder Scharlatan?
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Kiki ist sicher nicht Eso
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 15062
Wohnort: Ulm
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(#1432122) Verfasst am: 15.02.2010, 13:57 Titel: |
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Rasmus hat folgendes geschrieben: | Kiki hat folgendes geschrieben: | Mir sind in letzter Zeit mehrere Leute untergekommen, die ohne, dass Gläubige was sagten, mit dem Thema anfingen und dann die Gläubigen ziemlich zur Sau machte. Das fand ich nicht ok. Das hat meiner Meinung nach was von Missionierung, die genau ja eigentlich kritisiert wird. |
Ich kritisiere keine Missionierung an sich. Ich finde es gut und richtig, Leute von seinem Standpunkt überzeugen zu wollen. Ich kritisiere die speziellen Methoden der Gläubigen und ich kritisiere vor allen Dingen, dass sie schlicht Unrecht haben.
Wenn es einen Gott gäbe, dann wöre religiöse Missionierung immens wichtig. |
Es kommt halt immer auf den Rahmen an. Wenn man auf einem Geburtstag sitzt und dann einer anfängt, finde ich das nicht mehr passend. Ich bin da eh eher der Meinung, dass man auch den Glauben anderer respektieren kann, sofern sie den eigenen nichtglauben respektieren.
Zitat: | Zitat: | Finde aber Rasmus Unterscheidung von Atheismus und Anti-Theismus da ganz gut. Nur glaube ich, dass doch welche, die behaupten atheistisch zu sein, doch antitheistisch sind und das führt dann zu Reibungen. |
Wieso "doch"? "Auch" wäre passend - es ist kein Widerspruch. ein Anti-Theist lügt nicht, wenn er sich als Atheist bezeichnet. |
Jo, "Auch", hast recht ^^
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~
Kömodie = Tragödie + Zeit (Jürgen von der Lippe)
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CoS Antitheist
Anmeldungsdatum: 10.07.2005 Beiträge: 2734
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(#1432128) Verfasst am: 15.02.2010, 14:15 Titel: |
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Valen MacLeod hat folgendes geschrieben: | Ok... das muss ich ausführen.
Das Gleichnis ist: Hitler war angeblich Atheist ud sicher Faschist. Moussolini genauso. So zumindest deren Behauptung. Und Stalin war angeblich auch Atheist.
Also wird schlussgefolgert, dass jeder, der sich Atheist nennt, gleichzeitig Faschist ist. Oder Sozialist, Oder Kommunist.
Hauptsache ein politisch korrektes Feindbild. |
Ich glaub soweit denken die argumentatorisch nicht.
Faschismus ist doch das aktuell liebste Totschlagargument. Nazi = Inbegriff des BÖSEN
Dabei haben die meisten ja nichtmal eine Ahnung davon was Nationalsozialismus überhaut ist. Nichtmal diese "Neonazis" haben auch nur im Ansatz eine Ahnung was sie da eigentlich für einen Unfug fordern!
Westerwelle fordert man möge ihm politische Fragen in Deutschland auch in der Landessprache stellen = Nazi
Ich habe 1 Jahr lang im Regierungspräsidium gearbeitet, in der Abteilung Ausländerrecht und als ich mir da so manche Gesetzesblätter angesehen habe, konnte ich nur mit dem Kopf schütteln. Hätte ich aber das Ausländerrecht kritisiert = Nazi
Nazi ist ein Begriff für "nicht massenkonform" - Alle glauben an Gott, kritisierst Du das = Nazi
Das ist billiges Stammtischniveau. Sagst Du irgendwas, was denen nicht in den Kram passt, biste ein Nazi, wenngleich sie dann in der Kneipenrunde meinen, dass alle Ausländer kriminell wären...
_________________ "Wenn Sie mich suchen, ich halte mich in der Nähe des Wahnsinns auf, genauer gesagt auf der schmalen Linie zwischen Wahnsinn und Panik, gleich um die Ecke von Todesangst, nicht weit weg von Irrwitz und Idiotie!"
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Effô Tisetti Königsblau bis in den Tod
Anmeldungsdatum: 18.09.2003 Beiträge: 9920
Wohnort: 75
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(#1432130) Verfasst am: 15.02.2010, 14:22 Titel: |
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Rasmus hat folgendes geschrieben: | Ich kritisiere keine Missionierung an sich. Ich finde es gut und richtig, Leute von seinem Standpunkt überzeugen zu wollen. Ich kritisiere die speziellen Methoden der Gläubigen und ich kritisiere vor allen Dingen, dass sie schlicht Unrecht haben. |
Kommt darauf an, was man unter "Missionierung" versteht. Für mich ist das bereits eine "spezielle Methode". Ich verstehe darunter eine aktive, offensive (manchmal auch agressive) und monologische(!) Meinungspenetration mit einem Ziel, das einer Gehirnwäsche nicht unähnlich ist. Eben diese Marcelo Bordons dieser Welt, die keine zwei Sätze sprechen können, ohne dass das Wort "Jesus" fällt. Davon distanziere ich mich entschieden. Zu einer Diskussion gehört m.E. auch immer, dass alle Beteiligten in die Diskussion einwilligen. Das ist aber kein notwendiges Kriterium für "Mission".
_________________ "Die einfache Formel: Jesus ist stärker! hilft Menschen, sich aus der Fixierung völlig irrationaler Wertesysteme zu lösen."
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Effô Tisetti Königsblau bis in den Tod
Anmeldungsdatum: 18.09.2003 Beiträge: 9920
Wohnort: 75
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Telliamed registrierter User
Anmeldungsdatum: 05.03.2007 Beiträge: 5125
Wohnort: Wanderer zwischen den Welten
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(#1432133) Verfasst am: 15.02.2010, 14:35 Titel: |
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Mir fällt es zugegebenermaßen schwer, mir vorzustellen, dass mich ein Mensch, der mir seit längerer Zeit nahe steht und der meine Ansichten schon lange kennt, als "Faschist" titulieren könnte. Nicht mal im Spaß würde jemandem so etwas einfallen.
Das wäre gar keine Diskussion mehr, sondern das Ende einer Debatte, die mal als ein Gespräch über Religion und Glauben angefangen hat. Wo wären da die vielberufene Toleranz und Nächstenliebe.
Meine christlich geprägten Freunde haben mir vielleicht mal mit Lächeln ein freundliches "Na Du als 'Heide'!" auf den Weg gegeben, wenn sie überhaupt von meiner Konfessionslosigkeit erfahren haben (im Alltag spricht man kaum über den Glauben), aber mit Stalin, der zwischen 1956 und 1989 in der DDR totale Unperson war, hat mein Atheistsein noch nie jemand in Verbindung gebracht, weder im Osten noch im Westen.
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Effô Tisetti Königsblau bis in den Tod
Anmeldungsdatum: 18.09.2003 Beiträge: 9920
Wohnort: 75
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Rasmus entartet und notorisch gottlos - Ich bin Papst
Anmeldungsdatum: 20.05.2004 Beiträge: 17559
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(#1432171) Verfasst am: 15.02.2010, 15:52 Titel: |
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Kiki hat folgendes geschrieben: | Rasmus hat folgendes geschrieben: | Kiki hat folgendes geschrieben: | Mir sind in letzter Zeit mehrere Leute untergekommen, die ohne, dass Gläubige was sagten, mit dem Thema anfingen und dann die Gläubigen ziemlich zur Sau machte. Das fand ich nicht ok. Das hat meiner Meinung nach was von Missionierung, die genau ja eigentlich kritisiert wird. |
Ich kritisiere keine Missionierung an sich. Ich finde es gut und richtig, Leute von seinem Standpunkt überzeugen zu wollen. Ich kritisiere die speziellen Methoden der Gläubigen und ich kritisiere vor allen Dingen, dass sie schlicht Unrecht haben.
Wenn es einen Gott gäbe, dann wöre religiöse Missionierung immens wichtig. |
Es kommt halt immer auf den Rahmen an. Wenn man auf einem Geburtstag sitzt und dann einer anfängt, finde ich das nicht mehr passend. Ich bin da eh eher der Meinung, dass man auch den Glauben anderer respektieren kann, sofern sie den eigenen nichtglauben respektieren. |
Wie soll das praktisch ablaufen?
Kennst du eine Möglichkeit, bei dem am ende die Atheisten nicht einfach die Klappe halten müssen, während alle anderen ihre Meinung frei verbreiten dürfen?
Ich kann, will und werde den Glauben andere Leute nicht respektieren. Wie käme ich dazu? Was verdient denn daran bitteschön Respekt?
_________________ Brother Sword of Enlightenment of the Unitarian Jihad
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Sylvia Browne - Wahrsager oder Scharlatan?
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Marcellinus Outsider
Anmeldungsdatum: 27.05.2009 Beiträge: 7429
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(#1432176) Verfasst am: 15.02.2010, 16:02 Titel: Re: Atheismus = Religion ??? |
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Valen MacLeod hat folgendes geschrieben: | Zugegeben, ich hatte gestern abend wieder eine Auseinandersetzung mit meiner Frau... aber...
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Damit ist der Schuldige gefunden! Vielleicht hättest du vor der Hochzeit mit deiner Frau ... reden sollen!
Moral und Religion, das ist vielleicht eine Frage bei der Steilvorlage, die uns die Jesuiten im Moment liefern.
Htiler Atheist? Warum hat die RKK dann mit ihm gleich '33 die Konkordate geschlossen und beharrt bis heute darauf? Stalin Atheist? Der war orthodoxer Klosterschüler und sein Kommunismus das Paradebeispiel einer Religion. Gleiches gilt für den Nazismus. Und einig waren sich beide mit der RKK in der Ablehnung der Freimaurer.
Und Mission, nun, wer mich in Ruhe läßt, den laß ich auch in Ruhe.
_________________ "Mangel an historischem Sinn ist der Erbfehler aller Philosophen ... Alles aber ist geworden;
es gibt keine ewigen Tatsachen: sowie es keine absoluten Wahrheiten gibt."
Friedrich Nietzsche
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Valen MacLeod Antitheist
Anmeldungsdatum: 11.12.2004 Beiträge: 6172
Wohnort: Jenseits von Eden
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(#1432177) Verfasst am: 15.02.2010, 16:03 Titel: |
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Telliamed hat folgendes geschrieben: | Mir fällt es zugegebenermaßen schwer, mir vorzustellen, dass mich ein Mensch, der mir seit längerer Zeit nahe steht und der meine Ansichten schon lange kennt, als "Faschist" titulieren könnte. Nicht mal im Spaß würde jemandem so etwas einfallen. |
Nein, das tat sie nicht. Das war die Argumentation aus der Doku, die wir gestern sahen... D.h, die ich beschafft hatte...
Ich ärgere mich einfach bei den Gläubigen über diese penetrante Weigerung, bei ihrem Glauben mal den eigenen Verstand anzusetzen. Würden sie das nur einmal machen, hätte es sich doch!?
_________________ V.i.S.d.P.:Laird Valen MacLeod (Pseudonym!)
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Das Schlimme an meinen Katastrophenszenarien ist... dass ich damit über kurz oder lang noch immer Recht behielt.
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fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26446
Wohnort: im Speckgürtel
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(#1432178) Verfasst am: 15.02.2010, 16:06 Titel: Re: Atheismus = Religion ??? |
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Valen MacLeod hat folgendes geschrieben: | .....
Das Gleichnis ist: Hitler war angeblich Atheist ud sicher Faschist...... |
Dass Hitler Atheist war, ist eine Schutzbehauptung einiger Theologen, die bis jetzt nie und nirgens belegt werden konnte.
Es gibt im Gegenteil eine sehr ausführliche Untersuchg aller Reden Hitlers zu diesem Thema, die zu dem eindeutigen Ergebnis kommt, dass Hitler nicht nur gottgläubig war, sondern sich für auserwählt hielt. Das Teil ist auch nicht teuer, Du kannst es deiner Frau schenken:
Rainer Bucher
Hitlers Theologie
Echter Verlag, Würzburg 2008
ISBN-10 3429029856
ISBN-13 9783429029852
Gebunden, 220 Seiten, 16,80 EUR
Wenn deine Frau ansonsten etwas zur Stellung des Faschismus zum Christentum wissen will, guckstduda.
btw: Auch Stalin war christlich sozialisiert und zeitweilig sogar auf einem Pristerseminar. Anders wäre seine Menschenverachtung auch kaum zu erklären
fwo
_________________ Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.
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Rasmus entartet und notorisch gottlos - Ich bin Papst
Anmeldungsdatum: 20.05.2004 Beiträge: 17559
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(#1432192) Verfasst am: 15.02.2010, 16:27 Titel: Re: Atheismus = Religion ??? |
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Valen MacLeod hat folgendes geschrieben: | Rasmus hat folgendes geschrieben: |
Zitat: | Wieso muss ich mir als Atheist/Agnostiker vorwerfen lassen ich wäre ein Faschist, wenn ich Götter ablehne und öffentlich oder privat äussere? |
So ganz verstehe ich es wirklich nicht. |
Ok... das muss ich ausführen.
Das Gleichnis ist: Hitler war angeblich Atheist ud sicher Faschist. Moussolini genauso. So zumindest deren Behauptung. Und Stalin war angeblich auch Atheist.
Also wird schlussgefolgert, dass jeder, der sich Atheist nennt, gleichzeitig Faschist ist. Oder Sozialist, Oder Kommunist.
Hauptsache ein politisch korrektes Feindbild. |
Verbietet Weißbrot!
Speziell bei Hitler muss man sich schon sehr verbiegen, um in ihm einen Atheisten zu sehen. Selbst wenn er Atheist gewesen sein sollte, sagt das nichts über all jene aus, die ihm nachliefen.
Zitat: | Wie soll man überhaupt anfangen gegen so einen Blödsinn zu argumentieren? War Hitler überhaupt Atheist? Er hat doch mit den offiziellen Kirchen m.W.N. gemeinsame Sache gemacht, oder nicht? |
Es spielt keine Rolle, ob er Atheist war - er hat sich immer als Christ verkauft und das ist es, was die Leute ihm abgekauft haben. Und wenn Hitler nicht reicht, dann nimmt man halt Luther höchstselbst.
Zitat: | Und wie kontert man auf die Behauptung, eine säkuläre Gesellschaft könne de facto nicht moralisch sein, weil die Religion erst moralisches handeln in der Gesellschaft sicherstellt? |
Ich weiß nicht, wie man auf sowas kommen kann. Ich hätte ein paar Ideen, aber das erspare ich mir hier mal, weil es ja auch um Valen's Frau geht. Haltbar ist das natürlich nicht.
Zitat: | Es macht den Unterschied. dass behauptet wird, dass dadurch nicht die Religion die Ursache des Übels ist, sonder der 'sündige' Mensch.
Und selbst, wenn man das alles argumentativ aushebelt.. Dann ist da doch noch ein diffues irgendwas... |
Irgendwo kommt leider der Punkt, wo man hinnehmen muss, dass ein rationaler Austausch nicht mehr möglich ist. Ob man da irgendwas sagt oder einen Purzelbaum schlägt und auf einer TRillerpfeife bläst, macht keinen Unterschied mehr.
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Sylvia Browne - Wahrsager oder Scharlatan?
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CoS Antitheist
Anmeldungsdatum: 10.07.2005 Beiträge: 2734
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(#1432685) Verfasst am: 16.02.2010, 10:56 Titel: |
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Rasmus hat folgendes geschrieben: | Speziell bei Hitler muss man sich schon sehr verbiegen, um in ihm einen Atheisten zu sehen. Selbst wenn er Atheist gewesen sein sollte, sagt das nichts über all jene aus, die ihm nachliefen |
Man könnte unterstützend noch aufführen, dass die Freidenker 1933 von den Nazis verboten wurden und der damalige Vorsitzende des Freidenker-Verbandes Max Sievers am 17.01.44 in Brandenburg hingerichtet wurde! Im Jahre des Verbotes der Freidenker kams auch zum Reichskonkordat zwischen dem heiligen Stuhl und dem Deutschen Reich!
Allerdings muss man auch erwähnen das Hitler seine "Version" von Christentum hatte und sowieso keine anderen Meinungen duldete! Christliche Widerständler wurden ebenso verfolgt, da machten die Nazis keine Ausnahme.
Dennoch war insbesondere die protestantische Kirche und die Diakonie Hitler gegenüber sehr positiv gestimmt. Die Diakonie empfahl ihren Mitarbeiten in die "SA Jesu Christi" einzutreten, was zu massenhaft beitritten diakonischer Mitarbeiter in die SA führte. Desweiteren freute sich die Diakonie endlich die selbst gewünschen "rassenhygienischen Behandlungen" an Patienten durchzuführen, um das Übel der "Rassenschande" an der Wurzel zu packen.
Die Verbindungen zwischen Hitler und der Kirche sind hier doch sehr deutlich.
Auf die Frage einer Nonne, wie Hitler es denn schaffe seinen schweren Dienst zu verrichten, zückte dieser ein neues Testament....
_________________ "Wenn Sie mich suchen, ich halte mich in der Nähe des Wahnsinns auf, genauer gesagt auf der schmalen Linie zwischen Wahnsinn und Panik, gleich um die Ecke von Todesangst, nicht weit weg von Irrwitz und Idiotie!"
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#1432686) Verfasst am: 16.02.2010, 10:58 Titel: |
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CoS hat folgendes geschrieben: |
Auf die Frage einer Nonne, wie Hitler es denn schaffe seinen schweren Dienst zu verrichten, zückte dieser ein neues Testament.... |
Bevor Narziss selbst fragt: hast Du dafür eine Quelle?
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Ralf Rudolfy Auf eigenen Wunsch deaktiviert.
Anmeldungsdatum: 11.12.2003 Beiträge: 26674
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(#1432687) Verfasst am: 16.02.2010, 11:25 Titel: Re: Atheismus = Religion ??? |
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Rasmus hat folgendes geschrieben: | Speziell bei Hitler muss man sich schon sehr verbiegen, um in ihm einen Atheisten zu sehen. |
"Indem ich mich des Juden erweehre, vollbringe ich das Werk des Herrn."
Das klingt nun wirklich nicht nach Atheist.
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44650
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(#1432696) Verfasst am: 16.02.2010, 11:48 Titel: Re: Atheismus = Religion ??? |
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Rasmus hat folgendes geschrieben: | Speziell bei Hitler muss man sich schon sehr verbiegen, um in ihm einen Atheisten zu sehen. |
Hitler hatte eigentlich gar kein als solches erkennbares, wirklich konsistentes Weltbild, sondern eher einen wilden Mix aus Katholizismus, Prothestantismus, pseudogermanischem "Neuheidentum", Pseudobiologismus und Sozialdarwinismus und einer ganz merkwürdigen Rassen- und Schicksalsmystik, und die einzigen verbindenden Faktoren in diesem ganzen Wust von nichtzusammenpassenden Fragmenten schienen eigentlich nur Antisemitismus und der eigene Wille zur Macht bzw. der Glaube daran, irgendwie auserwählt zu sein, gewesen zu sein. Georg Lukács prägte dafür den m.E. recht treffenden Ausdruck der "demagogischen Synthese".
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
Zuletzt bearbeitet von Tarvoc am 16.02.2010, 11:50, insgesamt 3-mal bearbeitet |
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MountainKing registrierter User
Anmeldungsdatum: 31.05.2006 Beiträge: 1438
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(#1432697) Verfasst am: 16.02.2010, 11:48 Titel: Re: Atheismus = Religion ??? |
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Valen MacLeod hat folgendes geschrieben: |
Das Gleichnis ist: Hitler war angeblich Atheist ud sicher Faschist. Moussolini genauso. So zumindest deren Behauptung. Und Stalin war angeblich auch Atheist.
Also wird schlussgefolgert, dass jeder, der sich Atheist nennt, gleichzeitig Faschist ist. Oder Sozialist, Oder Kommunist.
Hauptsache ein politisch korrektes Feindbild. |
Dass Hitler mit ziemlicher Sicherheit kein Atheist war, ist eigentlich Forschungskonsens, dessen hauptsächliches Problem in der insgesamt quellenmäßig nich so leicht zu fassenden Privatperson Hitlers liegt. Das eigentliche Argument geht ja in der Regel so, dass Gläubige aus der Tatsache, dass Hitler kein "regulärer" Christ bzw. kirchenfeindlich war, gleich unzulässig ableiten, er wäre Atheist gewesen, hätte also an keine "höhere Macht" geglaubt und das ist nach allem, was man seriös sagen kann, nicht korrekt.
Bei Stalin trifft es hingegen zu (wohl auch bei Mussolini) und es macht in meinen Augen wenig Sinn, dagegen zu argumentieren, weil man dadurch eine vom Ursprung her bereits falsche Herleitung als richtig impliziert, die man nicht nur einfach widerlegen kann, sondern die in Wahrheit den Gläubigen selbst auf die Füße fällt.
Man lässt sich hier nämlich auf eine Gegenüberstellung Christentum <> Atheismus ein und das ist grundsätzlich falsch, weil sich beide Begriffe nicht auf derselben Ebene befinden. Ich kann entweder Atheismus <> Theismus vergleichen oder meinetwegen Kommunismus <>Christentum. Atheismus und Theismus unterscheiden sich nur in der Antwort auf eine Frage, nämlich der nach der Existenz eines oder mehrere höhere Wesen. Diese Antwort hat per se in keinem der beiden Fälle irgendeine Aussagekraft über Details einer Weltsicht oder moralischer Regeln usw. Diese entstehen aus Gedankengebäuden, die auf der unterschiedlich beantworteten Frage aufbauen können, mit dieser aber deswegen nicht identisch sind und entsprechende Rückschlüsse erlauben.
Was die Gläubigen in dieser Argumentation machen, ist dies: durch eine detaillierte Weltsicht (Stalinismus/Kommunismus) bestimmte Verbrechen werden nicht als Merkmal dieser spezifischen Weltsicht angesehen, sondern als identisch mit dem diesem zugrundeliegenden Atheismus und dann wird behauptet, alle atheistischen Sichtweisen müssten logischerweise zu dieser Art Verbrechen führen und damit hätte man grundsätzlich gegen Atheisten ein Argument.
Wenn ich diese Logik akzeptiere, muss ich sie konsequenterweise auch auf der anderen Seite anwenden: muslimische Selbstmordattentäter sind Theisten, ihre Taten sind damit kennzeichnend für Theismus und man könnte diese dann den ebenfalls theistischen Christen vorwerfen. Oder, um es noch deutlicher und abstruser zu machen: antijüdische Pogrome wurden von Theisten (Christen) in Szene gesetzt, Juden sind selbst ebenfalls Theisten und ich könnte dann unter Ausnutzung dieser Logik die jüdische Religion unter Rückgriff auf den Antijudaismus kritisieren.
Inwieweit NS und Faschismus oder Kommunismus selbst Merkmale von quasireligiösen Heilslehren besitzen, ist dann noch eine zusätzliche Frage, ich halte es aber für besser, dieser Argumentation gleich grundsätzlich einen Riegel vorzuschieben, indem man festellt, dass die bloße Beantwortung der Frage nach der Existenz eines Gottes eben nicht mehr als nur diese Antwort beinhaltet und daraus keine logisch zwangsläufigen Schlüsse auf irgendwelche weiteren Verhaltensweisen möglich sind.
_________________ Daß starke Blähungen auftreten, rührt davon her, dass der Astralleib noch nicht vollständig in die Darmorganisation eingegliedert ist. (Rudolf Steiner)
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MountainKing registrierter User
Anmeldungsdatum: 31.05.2006 Beiträge: 1438
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(#1432704) Verfasst am: 16.02.2010, 11:55 Titel: |
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Noseman hat folgendes geschrieben: | CoS hat folgendes geschrieben: |
Auf die Frage einer Nonne, wie Hitler es denn schaffe seinen schweren Dienst zu verrichten, zückte dieser ein neues Testament.... |
Bevor Narziss selbst fragt: hast Du dafür eine Quelle? |
Da wäre ich auch mal äußerst skeptisch, die Geschichte stammt wohl eher aus der zu der Zeit zirkulierenden "Erbauungsliteratur" der ns-freundlichen christlichen Kreise. Da gibt es herrlich schräge Geschichten von Nonnen, denen Hitler im Wald erschienen und sie nach Hause geführt hat und ähnliche Stories, die auch ein bezeichnendes Licht auf die ähnlich gelagerten Heiligenstories werfen.
P.S.: Es könnte in diesem Buch gewesen sein oder aber in irgendeiner Akte, die ich mal gelesen habe, bin nicht mehr ganz sicher:
http://www.amazon.de/Rückseite-Hakenkreuzes-Absonderliches-Dritten-Reiches/dp/3865390331
_________________ Daß starke Blähungen auftreten, rührt davon her, dass der Astralleib noch nicht vollständig in die Darmorganisation eingegliedert ist. (Rudolf Steiner)
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Alchemist registrierter User
Anmeldungsdatum: 03.08.2004 Beiträge: 27897
Wohnort: Hamburg
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(#1432713) Verfasst am: 16.02.2010, 12:20 Titel: Re: Atheismus = Religion ??? |
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MountainKing hat folgendes geschrieben: | Valen MacLeod hat folgendes geschrieben: |
Das Gleichnis ist: Hitler war angeblich Atheist ud sicher Faschist. Moussolini genauso. So zumindest deren Behauptung. Und Stalin war angeblich auch Atheist.
Also wird schlussgefolgert, dass jeder, der sich Atheist nennt, gleichzeitig Faschist ist. Oder Sozialist, Oder Kommunist.
Hauptsache ein politisch korrektes Feindbild. |
Dass Hitler mit ziemlicher Sicherheit kein Atheist war, ist eigentlich Forschungskonsens, dessen hauptsächliches Problem in der insgesamt quellenmäßig nich so leicht zu fassenden Privatperson Hitlers liegt. Das eigentliche Argument geht ja in der Regel so, dass Gläubige aus der Tatsache, dass Hitler kein "regulärer" Christ bzw. kirchenfeindlich war, gleich unzulässig ableiten, er wäre Atheist gewesen, hätte also an keine "höhere Macht" geglaubt und das ist nach allem, was man seriös sagen kann, nicht korrekt.
Bei Stalin trifft es hingegen zu (wohl auch bei Mussolini) und es macht in meinen Augen wenig Sinn, dagegen zu argumentieren, weil man dadurch eine vom Ursprung her bereits falsche Herleitung als richtig impliziert, die man nicht nur einfach widerlegen kann, sondern die in Wahrheit den Gläubigen selbst auf die Füße fällt.
Man lässt sich hier nämlich auf eine Gegenüberstellung Christentum <> Atheismus ein und das ist grundsätzlich falsch, weil sich beide Begriffe nicht auf derselben Ebene befinden. Ich kann entweder Atheismus <> Theismus vergleichen oder meinetwegen Kommunismus <>Christentum. Atheismus und Theismus unterscheiden sich nur in der Antwort auf eine Frage, nämlich der nach der Existenz eines oder mehrere höhere Wesen. Diese Antwort hat per se in keinem der beiden Fälle irgendeine Aussagekraft über Details einer Weltsicht oder moralischer Regeln usw. Diese entstehen aus Gedankengebäuden, die auf der unterschiedlich beantworteten Frage aufbauen können, mit dieser aber deswegen nicht identisch sind und entsprechende Rückschlüsse erlauben.
Was die Gläubigen in dieser Argumentation machen, ist dies: durch eine detaillierte Weltsicht (Stalinismus/Kommunismus) bestimmte Verbrechen werden nicht als Merkmal dieser spezifischen Weltsicht angesehen, sondern als identisch mit dem diesem zugrundeliegenden Atheismus und dann wird behauptet, alle atheistischen Sichtweisen müssten logischerweise zu dieser Art Verbrechen führen und damit hätte man grundsätzlich gegen Atheisten ein Argument.
Wenn ich diese Logik akzeptiere, muss ich sie konsequenterweise auch auf der anderen Seite anwenden: muslimische Selbstmordattentäter sind Theisten, ihre Taten sind damit kennzeichnend für Theismus und man könnte diese dann den ebenfalls theistischen Christen vorwerfen. Oder, um es noch deutlicher und abstruser zu machen: antijüdische Pogrome wurden von Theisten (Christen) in Szene gesetzt, Juden sind selbst ebenfalls Theisten und ich könnte dann unter Ausnutzung dieser Logik die jüdische Religion unter Rückgriff auf den Antijudaismus kritisieren.
Inwieweit NS und Faschismus oder Kommunismus selbst Merkmale von quasireligiösen Heilslehren besitzen, ist dann noch eine zusätzliche Frage, ich halte es aber für besser, dieser Argumentation gleich grundsätzlich einen Riegel vorzuschieben, indem man festellt, dass die bloße Beantwortung der Frage nach der Existenz eines Gottes eben nicht mehr als nur diese Antwort beinhaltet und daraus keine logisch zwangsläufigen Schlüsse auf irgendwelche weiteren Verhaltensweisen möglich sind. |
Mountainking, du bist der Geilste!
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#1432715) Verfasst am: 16.02.2010, 12:22 Titel: |
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Stimmt. Wirklich ein inhaltlich reichhaltiger Beitrag in einer leicht verständlichen Sprache.
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Alchemist registrierter User
Anmeldungsdatum: 03.08.2004 Beiträge: 27897
Wohnort: Hamburg
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(#1432720) Verfasst am: 16.02.2010, 13:03 Titel: |
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Noseman hat folgendes geschrieben: | Stimmt. Wirklich ein inhaltlich reichhaltiger Beitrag in einer leicht verständlichen Sprache. |
Danke.
Aber Mountainkings Posting gefällt dir auch, oder?
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#1432723) Verfasst am: 16.02.2010, 13:07 Titel: |
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Alchemist hat folgendes geschrieben: | Noseman hat folgendes geschrieben: | Stimmt. Wirklich ein inhaltlich reichhaltiger Beitrag in einer leicht verständlichen Sprache. |
Danke.
Aber Mountainkings Posting gefällt dir auch, oder?
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emporda Zyniker
Anmeldungsdatum: 12.12.2009 Beiträge: 84
Wohnort: Costa Brava
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(#1432740) Verfasst am: 16.02.2010, 14:29 Titel: Re: Atheismus = Religion ??? |
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MountainKing hat folgendes geschrieben: | Bei Stalin trifft es hingegen zu |
Stalin war ein Ex-Priesterseminarist, hat vor der Abschlußprüfung gekniffen und ist lieber Revoluzzer geworden. Im Kremlin hatte er eine private Kapelle und wohl auch öfters benutzt
Bei Hitler ist die Sache klarer. Er war zeitlebens Katholik, hat immer Kirchensteuer bezahlt und in Reden und Schriften sich immer wieder auf den (seinen) göttlichen Auftrag für die arische Herrenrasse berufen. Die christlichen Arschkriecher (Kardinäle, Bischöfe) haben zu Hunderten mit "Heil Hitler" Gruß stramm gestanden, geradezu absurde Ergebenheitstexte verfaßt, die NS-Ideologie bejubelt und dann in Kirchen verlesen.
Selbst die ach so tollen Widerstandskämpfer wie ein Kardinal von Galen haben in den letzten Monaten des Kriges die christlichen Schafe in Uniform an der Front zu Pflichterfüllung ermahnt.
Vor die Frage gestellt ob ich in einer kriminell-mörderischen Diktatur gebellt oder den Schwanz eingekniffen hätte - ich weiß es nicht. Den Schwanz hat man mir als Welpen bereits coupiert. Zumindest hätte ich versucht mich auf und davon zu machen.
_________________ Wer wenig weiß, der muss viel glauben
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Rasmus entartet und notorisch gottlos - Ich bin Papst
Anmeldungsdatum: 20.05.2004 Beiträge: 17559
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(#1432744) Verfasst am: 16.02.2010, 14:48 Titel: Re: Atheismus = Religion ??? |
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emporda hat folgendes geschrieben: | MountainKing hat folgendes geschrieben: | Bei Stalin trifft es hingegen zu |
Stalin war ein Ex-Priesterseminarist, hat vor der Abschlußprüfung gekniffen und ist lieber Revoluzzer geworden. Im Kremlin hatte er eine private Kapelle und wohl auch öfters benutzt |
Letzteres war mir neu - aber ersteres sagt nichts darüber aus, was er nun tatsächlich geglaubt hat. Er wäre nicht der erste, der sich mit der Kirche arrangieren musste, Vorteile in der ausbildung gesehen hätte oder schlicht erst später vom Glauben abgefallen wäre, bzw. sich seines Unglaubens erst später bewusst geworden ist.
Zitat: | Bei Hitler ist die Sache klarer. Er war zeitlebens Katholik, hat immer Kirchensteuer bezahlt und in Reden und Schriften sich immer wieder auf den (seinen) göttlichen Auftrag für die arische Herrenrasse berufen. Die christlichen Arschkriecher (Kardinäle, Bischöfe) haben zu Hunderten mit "Heil Hitler" Gruß stramm gestanden, geradezu absurde Ergebenheitstexte verfaßt, die NS-Ideologie bejubelt und dann in Kirchen verlesen. |
Nur noch mal zur Wiederholung: Ich finde es deutlich wichtiger, dass die Kirche zu weiten Teilen auf der Seite von Hitler war - egal was der nun geglaubt haben mag.
Zitat: | Selbst die ach so tollen Widerstandskämpfer wie ein Kardinal von Galen haben in den letzten Monaten des Kriges die christlichen Schafe in Uniform an der Front zu Pflichterfüllung ermahnt.
Vor die Frage gestellt ob ich in einer kriminell-mörderischen Diktatur gebellt oder den Schwanz eingekniffen hätte - ich weiß es nicht. Den Schwanz hat man mir als Welpen bereits coupiert. Zumindest hätte ich versucht mich auf und davon zu machen. |
Die Frage halte ich auch nur im Einzelfall für angebracht. In der Gesamtheit ist das Bild zu deutlich, als dass man noch behaupten könnte, nur Atheisten würden sowas tun.
_________________ Brother Sword of Enlightenment of the Unitarian Jihad
If you ask the wrong questions you get answers like '42' or 'God'.
"Glaubst Du noch oder hüpfst Du schon?"
Sylvia Browne - Wahrsager oder Scharlatan?
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Chinasky dirty ol' man
Anmeldungsdatum: 27.03.2006 Beiträge: 1264
Wohnort: Hoher Norden
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(#1432773) Verfasst am: 16.02.2010, 15:43 Titel: |
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Zu den üblichen Totschlagargumenten nach dem Schema "Böser Atheist hat was Schlimmes getan -> Atheismus ist böse" hat Mountainking das Nötige gesagt. Aber es ging ja anfangs darum, ob Atheisten ähnlich überkommen wie Religiöse. Und das hat nix mit Inhaltlichem, sondern mit der Form zu tun. Man kann noch so sehr recht haben - wenn man die richtigen Standpunkte im falschen Ton verkündet, wird man damit auch falsch ankommen.
Eine gute Freundin von mir, die ich nicht für strunzdoof, sondern im Gegenteil für hochintelligent halte (zumindest ist sie intelligenter als ich, falls das schon was bedeuten sollte ), stammt aus einem atheistischen Elternhaus. Ihre Eltern nervten sie seit ihrer Kindheit damit daß sie überall dort, wo etwas feierlich war oder erhaben, ihre ironisch-sarkastischen Sprüche beisteuerten. Das fing bei simpel gestricktem Kinderkitsch a la "Heidi" an, der als dumm für dumme Kinder eingestuft wurde und ging weiter bis zu süffisanten Bemerkungen über alle möglichen religiösen Umtriebe. Ihre Eltern machten also aus ihrer Verachtung für gläubige Christen beispielsweise nie einen Hehl.
Nun - ihre Eltern mochten gebildete Intellektuelle sein. Nur rein menschlich und als Eltern waren sie eher eine Katastrophe, sowas wie Liebe konnten sie ihrer Tochter nie vermitteln. Statt dessen wurde halt über diese kuscheligen, gefühlsduseligen Gläubigen mit ihren unsinnigen Herdenauftrieben (Gottesdiensten) hergezogen. Das kam bei meiner Freundin so an: Die Christen kommen zusammen, stehen für Liebe und schöne Rituale (gemeinsames Singen, Beten usw.) - und meine kalten, lieblosen Eltern lehnen das ab. Obwohl ich gern dabei wäre. Das, was ich mir wünsche, machen meine Eltern lächerlich...
Diese Freundin glaubt wahrscheinlich, wenn sie mal genauer drüber nachdenkt, kaum wirklich an den christlichen Gott oder Jesus. Aber sie findet die Kirchen gut. Als sie private Probleme hatte (Trennung vom Vater eines ihrer Kinder, Arbeitslosigkeit, dann keine Betreuung für die Kinder, als sie einen Job fand), wurde ihr von einer christlichen Gemeinde geholfen. Sie hat persönlich nur positive Erfahrungen mit den Kirchen gemacht. Und sie will vor allem nie so ätzend wie ihre Eltern werden. All das, was ihre Eltern also verachteten, worüber ihre Eltern spotteten - das wird jetzt von ihr erstmal als positiv betrachtet. Deswegen findet sie, daß es gut ist, wenn die Kinderfrau eine streng gläubige Katholikin ist. Deswegen bringt sie ihren Kindern das Christentum als etwas Postives rüber. Deswegen findet sie Kinderbibeln, wo "das alles so schön kindgerecht aufbereitet ist" auch klasse...
Wer ist also schuld daran, daß ihre Kinder nun christlich indoktriniert werden? Ihre offensiv oder gar aggressiv atheistisch sich gebärdenden Eltern!
Man sollte nie vergessen, daß Gläubige nicht durch Vernunftargumente zu ihrem Glauben kamen - und daher auch mit Vernunftargumenten auch nicht davon abgebracht werden können. In aller Regel macht der Ton die Musik - auch die atheistische Musik. Wenn man also seine atheistische Weltsicht aufdringlich immer und immer wieder vor sich herträgt, wenn man sich über Gläubige mokiert und noch über die dämlichsten Witzchen laut schallend lacht, solange in ihnen nur ein Religiöser schlecht weg kommt - wenn man also ein unangenehmes Zeugnis davon ablegt, wie Atheisten sein können... Dann sorgt man zuverlässig dafür, daß die Leute den Atheismus ablehnen.
Eines der in meinen Augen wirklich klugen Konzepte der Christen ist das "Zeugnis ablegen". Das bedeutet nicht nur, von sich und seinen positiven Erfahrungen mit Gott (oder Jesus oder weiß der Geier mit welchen Heiligen) zu berichten. Sondern es bedeutet vor allem, sich dessen bewußt zu sein, daß man immer als Beispiel für die Weltanschauung, die man vertritt, betrachtet wird. Wer in weltanschaulichen Diskussionen dann schnell wütend, laut oder höhnisch wird - der schadet seiner inhaltlichen Position. Wer seine Weltanschauung andauernd thematisiert - der wirkt wie jemand mit Paranoia. Wer hinter jedem Kindesmißbrauch einen Priester vermutet, wer "alles Böse" als von der Wurzel her religiös angelegt verdächtigt - der wirkt einfach fanatisch und wenig souverän. Wenn man zu jedem kleinen religiösen Furz seinen Kommentar abgibt - dann erscheint man leicht als jemand mit einer übersensiblen Nase. Oder man mißt den religiösen Furzen mehr Bedeutung bei, als die anderen Leute es bislang taten.
Oder, um es mal in ein Bild zu fassen: Warum wohl werde ich einen Gläubigen mit dem besten Argument nicht überzeugen können, solange ich Mundgeruch habe und dennoch beim Reden mit meiner Nase die seine fast berühre?
_________________ Still confused - but on a higher level.
Mein Zeugs auf deviantart
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