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Mein Kircheneintritt
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Wygotsky
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Anmeldungsdatum: 25.01.2004
Beiträge: 5014

Beitrag(#1872792) Verfasst am: 09.10.2013, 10:53    Titel: Mein Kircheneintritt Antworten mit Zitat

Liebe Freigeister, lang ist's her, seit ich hier gepostet habe.

Ich wollte hier nur zum besten geben, dass wieder in die Kirche eingetreten bin. Nach mehreren Jahren als Wochenendpendler bin ich endlich zu meiner Partnerin gezogen. Die Jobsuche gestaltet sich schwierig. Ich bin Kindergärtner und die Mehrheit der Einrichtungen in meiner Stadt ist in kirchlicher Hand. Natürlich gibt es auch eine handvoll freier Träger, aber bis bei denen mal eine Stelle frei wird kann es dauern. Außerdem sind auch nicht alle freien Träger begeistert von Bewerbern mit naturalistischem Weltbild, man denke z.B. an Waldorf. Das Arbeitsamt erwartet, dass ich mich auf freie Stellen bewerbe, die es momentan fast nur bei kirchlichen Einrichtungen gibt. Ohne Kirchenzugehörigkeit stellen die niemanden ein.

Ich habe jetzt kapituliert und bin wieder Kirchenmitglied.

Am meisten ärgere ich mich nicht über die Kirchen sondern über meinen Staat. Der finanziert die Kindergärten, überlässt aber die Trägerschaft den Kirchen. Er lässt in vielen Regionen zu, dass die Kirchen quasi ein Monopol auf frühkindlicher Bildung haben. Er gewährt ihnen gleichzeitig das Recht, Bewerber nach Religionszugehörigkeit auszuwählen und sogar zu kündigen, falls sie austreten. Und er macht mir persönlich Druck, auf diesem Arbeitsmarkt möglichst bald eine Anstellung zu finden.

Wie gesagt, ich habe kapituliert. Hätte ich mal was gescheites gelernt. Dann müsste ich jetzt nicht heucheln.
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vrolijke
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Anmeldungsdatum: 15.03.2007
Beiträge: 46731
Wohnort: Stuttgart

Beitrag(#1872794) Verfasst am: 09.10.2013, 10:58    Titel: Re: Mein Kircheneintritt Antworten mit Zitat

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Liebe Freigeister, lang ist's her, seit ich hier gepostet habe.

Ich wollte hier nur zum besten geben, dass wieder in die Kirche eingetreten bin. Nach mehreren Jahren als Wochenendpendler bin ich endlich zu meiner Partnerin gezogen. Die Jobsuche gestaltet sich schwierig. Ich bin Kindergärtner und die Mehrheit der Einrichtungen in meiner Stadt ist in kirchlicher Hand. Natürlich gibt es auch eine handvoll freier Träger, aber bis bei denen mal eine Stelle frei wird kann es dauern. Außerdem sind auch nicht alle freien Träger begeistert von Bewerbern mit naturalistischem Weltbild, man denke z.B. an Waldorf. Das Arbeitsamt erwartet, dass ich mich auf freie Stellen bewerbe, die es momentan fast nur bei kirchlichen Einrichtungen gibt. Ohne Kirchenzugehörigkeit stellen die niemanden ein.

Ich habe jetzt kapituliert und bin wieder Kirchenmitglied.

Am meisten ärgere ich mich nicht über die Kirchen sondern über meinen Staat. Der finanziert die Kindergärten, überlässt aber die Trägerschaft den Kirchen. Er lässt in vielen Regionen zu, dass die Kirchen quasi ein Monopol auf frühkindlicher Bildung haben. Er gewährt ihnen gleichzeitig das Recht, Bewerber nach Religionszugehörigkeit auszuwählen und sogar zu kündigen, falls sie austreten. Und er macht mir persönlich Druck, auf diesem Arbeitsmarkt möglichst bald eine Anstellung zu finden.

Wie gesagt, ich habe kapituliert. Hätte ich mal was gescheites gelernt. Dann müsste ich jetzt nicht heucheln.


Kann man nachvolziehen.
Solange man kein kirchliches Engagement heuchelt, gehts ja noch.
Sauerei ist es trotzdem.
Es hindert einem auch niemand daran, wieder auszutreten, falls man was Kirchenfreies findet.
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Glück ist kein Geschenk der Götter; es ist die Frucht der inneren Einstellung.
Erich Fromm

Sich stets als unschuldiges Opfer äußerer Umstände oder anderer Menschen anzusehen ist die perfekte Strategie für lebenslanges Unglücklichsein.

Grenzen geben einem die Illusion, das Böse kommt von draußen
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Wygotsky
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Anmeldungsdatum: 25.01.2004
Beiträge: 5014

Beitrag(#1872796) Verfasst am: 09.10.2013, 11:04    Titel: Antworten mit Zitat

Tja, wieder austreten muss man sich auch erst mal trauen. Könnte ja sein, dass man den Job beim freien Träger verliert und doch wieder drauf angewiesen ist. Austreten macht man bei der Behörde. Eintreten bei einem Pfarrer. Der fragt beim zweiten Wiedereintritt bestimmt unangenehmer nach als beim ersten Mal.
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vrolijke
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Moderator



Anmeldungsdatum: 15.03.2007
Beiträge: 46731
Wohnort: Stuttgart

Beitrag(#1872798) Verfasst am: 09.10.2013, 11:12    Titel: Antworten mit Zitat

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Tja, wieder austreten muss man sich auch erst mal trauen. Könnte ja sein, dass man den Job beim freien Träger verliert und doch wieder drauf angewiesen ist. Austreten macht man bei der Behörde. Eintreten bei einem Pfarrer. Der fragt beim zweiten Wiedereintritt bestimmt unangenehmer nach als beim ersten Mal.


Meinst, der läßt einem nicht herein, wenn man ihm die Wahrheit sagt?

Was soll da unangenehm sein, wenn man aufzeichnet, was fürn doller Verein er angehört?
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Effô Tisetti
Königsblau bis in den Tod



Anmeldungsdatum: 18.09.2003
Beiträge: 9920
Wohnort: 75

Beitrag(#1872799) Verfasst am: 09.10.2013, 11:22    Titel: Re: Mein Kircheneintritt Antworten mit Zitat

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
(...) Das Arbeitsamt erwartet, dass ich mich auf freie Stellen bewerbe, die es momentan fast nur bei kirchlichen Einrichtungen gibt. Ohne Kirchenzugehörigkeit stellen die niemanden ein. (...)


Tragisch. Aber diesen Hinweis auf das Arbeitsamt verstehe ich nicht. Die haben von dir doch wohl nicht ernsthaft den Kircheneintritt verlangt? Das wäre ja mal ein richtig starkes Stück...
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Hatiora
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Beitrag(#1872803) Verfasst am: 09.10.2013, 11:57    Titel: Re: Mein Kircheneintritt Antworten mit Zitat

Wygotsky hat folgendes geschrieben:


Wie gesagt, ich habe kapituliert. Hätte ich mal was gescheites gelernt. Dann müsste ich jetzt nicht heucheln.


Du hast was gescheites gelernt. Erzieher sind wichtig und der Beruf ist anspruchsvoll!

Der Staat ist in dem Punkt einfach nur unterirdisch!
Eine Moeglichkeit, Dich als Tagesbetreuer selbststaendig zu machen, waere keine Option?

Da es ja auf der einen Seite Naturalisten gibt, die Erzieher sind, und auf der anderen Seite Naturalisten, die keine Betreuungsstellen fuer ihre Kinder finden....

Ich weiss, je nach Ort ist das tatsaechlich keine praktikable Moeglichkeit, aufwaendig, unsicher, riesige Buerokratie. Traurig
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"Daß alles immer schlimmer wird, versteht sich auch im neuen Jahr von selbst und hat noch immer nichts mit Verschwörung zu tun, sondern mit allen, die ihre Arbeit nach bestem Wissen und Gewissen verrichten." Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück.
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step
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Beitrag(#1872814) Verfasst am: 09.10.2013, 12:49    Titel: Antworten mit Zitat

Ja, tragisch. Dazu kommt ja noch, daß Du - je nach Situation vor Ort - evtl. auch noch die Kinder anlügen mußt. Etwa wenn Du mit ihnen beten oder sie christlich erziehen sollst.
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Wygotsky
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Beiträge: 5014

Beitrag(#1872819) Verfasst am: 09.10.2013, 13:23    Titel: Antworten mit Zitat

vrolijke hat folgendes geschrieben:
Meinst, der läßt einem nicht herein, wenn man ihm die Wahrheit sagt? Was soll da unangenehm sein, wenn man aufzeichnet, was fürn doller Verein er angehört?


Ja, das denke ich.

Effô Tisetti hat folgendes geschrieben:
Tragisch. Aber diesen Hinweis auf das Arbeitsamt verstehe ich nicht. Die haben von dir doch wohl nicht ernsthaft den Kircheneintritt verlangt? Das wäre ja mal ein richtig starkes Stück...


Nein, das Arbeitsamt kann natürlich nicht verlangen, dass ich in die Kirche eintrete. Die können aber verlangen, dass ich regelmäßig Bewerbungen schreibe. Da hier momentan fast nur kirchliche Arbeitgeber freie Stellen haben, fällt es mir natürlich schwer, dieser Verpflichtung nachzukommen. Im Prinzip könnte ich einfach trotzdem Bewerbungen an kirchliche Träger schicken, die dann eben ignoriert werden. Dann hätte ich formal meine Pflicht getan und würde nicht riskieren, dass mein ALG gestrichen wird.

Da ich schon vorher nicht viel verdient habe, ist natürlich das ALG auch überschaubar. Letztlich halte ich das finanziell nicht lange durch, ohne Job zu bleiben. Ich muss schon sehen, dass ich jetzt erst mal irgendwo unterkomme und dann auf bessere Zeiten hoffen.

Step hat folgendes geschrieben:
Ja, tragisch. Dazu kommt ja noch, daß Du - je nach Situation vor Ort - evtl. auch noch die Kinder anlügen mußt. Etwa wenn Du mit ihnen beten oder sie christlich erziehen sollst.


Ja, das ist eigentlich das schlimmste daran. Die Kirchensteuer hat mir nicht weg getan. In meiner Einkommensklasse zahle ich eh nicht so viele Steuern, da war die Kirchensteuer immer sehr überschaubar.

Bei Bewerbungsgesprächen in katholischen Einrichtungen kommt es übrigens durchaus vor, dass die sich sehr gezielt erkundigen, was man für Glaubensüberzeugungen hat und wie man die an die Kinder rantragen will.

Hatiora hat folgendes geschrieben:
Da es ja auf der einen Seite Naturalisten gibt, die Erzieher sind, und auf der anderen Seite Naturalisten, die keine Betreuungsstellen fuer ihre Kinder finden....


In manchen Städten gibt es diesen Markt. In Nürnberg soll es z.B. humanistische Kindergärten geben.
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step
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Beitrag(#1872821) Verfasst am: 09.10.2013, 13:44    Titel: Antworten mit Zitat

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Bei Bewerbungsgesprächen in katholischen Einrichtungen kommt es übrigens durchaus vor, dass die sich sehr gezielt erkundigen, was man für Glaubensüberzeugungen hat und wie man die an die Kinder rantragen will.

Ja, sowas habe ich auch gehört. Aus eigener Erfahrung kenne ich aber auch einen (katholischen) Kindergarten, in dem die Ideologie extrem in den Hintergrund tritt und wo man sicher auch als Atheist ganz gut mit den KollegInnen auskäme. Und das in BY. Viellicht findest Du ja einen solchen ...
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Schöngeist
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Beitrag(#1872839) Verfasst am: 09.10.2013, 15:03    Titel: Antworten mit Zitat

Ja, ich denke es kommt auch darauf an wo man eben wohnt.

Angenommen ein Atheist wohnt in einer Region, wo 90% der Bevölkerung Katholiken sind und 90% der Eltern eine katholische Erziehung von katholischen Pädagogen wünschen...

...da hat man dann eben Pech, als Angehöriger einer Minderheit. Da muss man sich ggf. eine Nische suchen, wo man halt noch einen Job finden kann.

Umgekehrt haben es z.b. auch katholische Eltern in den neuen Bundesländern schwer, katholische Kindergärten zu finden, weil ganze Landstriche "entchristlicht" sind.
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step
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22782
Wohnort: Germering

Beitrag(#1872848) Verfasst am: 09.10.2013, 15:17    Titel: Antworten mit Zitat

Schöngeist hat folgendes geschrieben:
Umgekehrt haben es z.b. auch katholische Eltern in den neuen Bundesländern schwer, katholische Kindergärten zu finden, weil ganze Landstriche "entchristlicht" sind.

Diese Symmetrie sehe ich nicht. Jedenfalls solange in nichtkatholischen Kindergärten nicht stattdessen andere Götter oder Ideologien vermittelt werden. Ein Kindergarten, der sich auf die Vermittlung sehr grundlegender Werte beschränkt (z.B. Achtung vor Mitwesen, Rücksicht, Konfliktlösungstechniken, Grundrechte usw.) müßte auch für katholische, islamische usw. Eltern akzeptabel sein. Falls nicht, finde ich das problematisch!
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Beitrag(#1872852) Verfasst am: 09.10.2013, 15:23    Titel: Antworten mit Zitat

Tut mir leid.

Was mich an der Sachlage irgendwie verwundert, ist die Zielrichtung der Ausbildung in diesem Beruf.
Am Kopf kratzen
Man wird (gesamtdeutsch) Kindererzieher und das unabhängig von ideologischer oder religiöser Überzeugung. Innerhalb der Ausbildung wird mW in der Hinsicht weder ein Bekenntnis gefordert, noch eine Abgrenzung vorgenommen. Wenn man dann jedoch den gelernten Beruf ergreifen möchte, muss man sich dem Weltbild der jeweiligen Tageseinrichtung unterordnen. Da fällt es tatsächlich schwer, keine Parallele zur Nötigung zu sehen...
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Schöngeist
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Anmeldungsdatum: 06.10.2013
Beiträge: 803

Beitrag(#1872862) Verfasst am: 09.10.2013, 15:38    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Diese Symmetrie sehe ich nicht. Jedenfalls solange in nichtkatholischen Kindergärten nicht stattdessen andere Götter oder Ideologien vermittelt werden. Ein Kindergarten, der sich auf die Vermittlung sehr grundlegender Werte beschränkt (z.B. Achtung vor Mitwesen, Rücksicht, Konfliktlösungstechniken, Grundrechte usw.) müßte auch für katholische, islamische usw. Eltern akzeptabel sein. Falls nicht, finde ich das problematisch!


Das sehe ich nicht so. Katholische Eltern wollen vielleicht nicht, dass naturalistische Pädagogen in einem unchristlichen Kindergarten ihre Kinder erziehen.

Genauso wie naturalistische Eltern vielleicht nicht wollen, dass ihre Kinder von katholischen Pädagogen und katholischen Kindergärten geprägt werden.

Das sollte man schon den Eltern selbst überlassen.

Ich bin der Meinung, das Angebot von Kindergärten sollte in etwa den Wünschen der Bevölkerung entsprechen. Also in einem Bundesland mit 90% Katholiken finde ich es nicht unangemessen, wenn 90% der Kindergärten katholische Einrichtungen sind.

In Brandenburg sind Katholiken eine winzige Minderheit. Da wäre es widerum unverhältnismäßig, wenn so viele Kindergärten in katholischer Trägerschaft wären.

Wie gesagt, als Angehöriger einer "Minderheit" hat man es immer etwas schwerer.
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sponor
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Beitrag(#1872866) Verfasst am: 09.10.2013, 15:46    Titel: Antworten mit Zitat

Die Erzieher(innen) in unserer KiTa können meinetwegen katholisch, muslimisch, atheistisch, rosa-einhornistisch oder sonstwas sein – solange sie professionell genug sind, das bei ihrer Arbeit keine (wesentliche) Rolle spielen zu lassen und eine gewisse Neutralität zu wahren.

Sie sollen nur die grundlegenden ethischen Normen etc. vermitteln (schwer genug).
Das ist ein Unterschied zu geplanter – wenn oft auch faktisch marginaler – Indoktrination.
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Unsere Welt wird noch so fein werden, daß es so lächerlich sein wird, einen Gott zu glauben als heutzutage Gespenster.
(G. Chr. Lichtenberg)
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step
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22782
Wohnort: Germering

Beitrag(#1872875) Verfasst am: 09.10.2013, 16:13    Titel: Antworten mit Zitat

Schöngeist hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Diese Symmetrie sehe ich nicht. Jedenfalls solange in nichtkatholischen Kindergärten nicht stattdessen andere Götter oder Ideologien vermittelt werden. Ein Kindergarten, der sich auf die Vermittlung sehr grundlegender Werte beschränkt (z.B. Achtung vor Mitwesen, Rücksicht, Konfliktlösungstechniken, Grundrechte usw.) müßte auch für katholische, islamische usw. Eltern akzeptabel sein. Falls nicht, finde ich das problematisch!
Das sehe ich nicht so. Katholische Eltern wollen vielleicht nicht, dass naturalistische Pädagogen in einem unchristlichen Kindergarten ihre Kinder erziehen.

Verstehe ich nicht. Was sind denn "naturalistische Pädagogen"? Ich habe ja gerade oben geschrieben, daß die Pädagogen (egal ob katholisch oder naturalistisch) eben nicht ihre privatmetaphysischen Überzeugungen weitergeben sollen, sondern nur Grundwerte des Zusammenlebens. Was genau meinst Du denn, das der "naturalistische Pädagoge" nicht tun/sagen soll? Wenn es etwa um Themen wie Entstehung der Welt oder das Wesen des Todes geht, könnte (sollte) der Pädagoge sagen, daß es dazu die verschiedensten Überzeugungen gibt und der eine dies, der andere jenes glaubt. Ich würde dieses Verhalten von einem religiösen wie auch von einem atheistischen Pädagogen erwarten - außer es ist eine Bibel-/Koranschule.

Ebenso wie ich von einem Lehrer, der privat die Linkspartei oder die CSU wählt, erwarte, daß er die Schüler nicht entsprechend indoktriniert, sondern die verschiedenen politischen Überzeugungen würdigt.

Schöngeist hat folgendes geschrieben:
Ich bin der Meinung, das Angebot von Kindergärten sollte in etwa den Wünschen der Bevölkerung entsprechen. Also in einem Bundesland mit 90% Katholiken finde ich es nicht unangemessen, wenn 90% der Kindergärten katholische Einrichtungen sind.

So ein Bundesland gibt es aber nicht. Wir haben bundesweit ca. 30-35% Konfessionslose, im Osten sogar mehr.

Schöngeist hat folgendes geschrieben:
Wie gesagt, als Angehöriger einer "Minderheit" hat man es immer etwas schwerer.

Das sollte in einem aufgeklärten Staat keine Rolle spielen! Bist Du auch dafür, daß in einem Bundesland mit sagen wir absoluter CSU-Mehrheit die Inhalte der Politik-Schulbücher nach dem CSU-Parteiprogramm ausgerichtet werden?
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step
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Beitrag(#1872876) Verfasst am: 09.10.2013, 16:14    Titel: Antworten mit Zitat

sponor hat folgendes geschrieben:
Die Erzieher(innen) in unserer KiTa können meinetwegen katholisch, muslimisch, atheistisch, rosa-einhornistisch oder sonstwas sein – solange sie professionell genug sind, das bei ihrer Arbeit keine (wesentliche) Rolle spielen zu lassen und eine gewisse Neutralität zu wahren.

Sie sollen nur die grundlegenden ethischen Normen etc. vermitteln (schwer genug).
Das ist ein Unterschied zu geplanter – wenn oft auch faktisch marginaler – Indoktrination.

Volle Zustimmung!
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Desperadox
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Beitrag(#1872880) Verfasst am: 09.10.2013, 16:24    Titel: Re: Mein Kircheneintritt Antworten mit Zitat

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Liebe Freigeister, lang ist's her, seit ich hier gepostet habe.

Ich wollte hier nur zum besten geben, dass wieder in die Kirche eingetreten bin. Nach mehreren Jahren als Wochenendpendler bin ich endlich zu meiner Partnerin gezogen. Die Jobsuche gestaltet sich schwierig. Ich bin Kindergärtner und die Mehrheit der Einrichtungen in meiner Stadt ist in kirchlicher Hand. Natürlich gibt es auch eine handvoll freier Träger, aber bis bei denen mal eine Stelle frei wird kann es dauern. Außerdem sind auch nicht alle freien Träger begeistert von Bewerbern mit naturalistischem Weltbild, man denke z.B. an Waldorf. Das Arbeitsamt erwartet, dass ich mich auf freie Stellen bewerbe, die es momentan fast nur bei kirchlichen Einrichtungen gibt. Ohne Kirchenzugehörigkeit stellen die niemanden ein.

Ich habe jetzt kapituliert und bin wieder Kirchenmitglied.

Am meisten ärgere ich mich nicht über die Kirchen sondern über meinen Staat. Der finanziert die Kindergärten, überlässt aber die Trägerschaft den Kirchen. Er lässt in vielen Regionen zu, dass die Kirchen quasi ein Monopol auf frühkindlicher Bildung haben. Er gewährt ihnen gleichzeitig das Recht, Bewerber nach Religionszugehörigkeit auszuwählen und sogar zu kündigen, falls sie austreten. Und er macht mir persönlich Druck, auf diesem Arbeitsmarkt möglichst bald eine Anstellung zu finden.

Wie gesagt, ich habe kapituliert. Hätte ich mal was gescheites gelernt. Dann müsste ich jetzt nicht heucheln.

Tschja, aus ähnlichen Gründen ist mein Opa in die NSDAP eingetreten. skeptisch
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Beitrag(#1872883) Verfasst am: 09.10.2013, 16:26    Titel: Re: Mein Kircheneintritt Antworten mit Zitat

Desperadox hat folgendes geschrieben:
Wygotsky hat folgendes geschrieben:
... Hätte ich mal was gescheites gelernt. Dann müsste ich jetzt nicht heucheln.
Tschja, aus ähnlichen Gründen ist mein Opa in die NSDAP eingetreten. skeptisch

... und Merkel in die FDJ ... hatte Dein Opa auch "nichts gescheites gelernt"?
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Effô Tisetti
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Anmeldungsdatum: 18.09.2003
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Wohnort: 75

Beitrag(#1872895) Verfasst am: 09.10.2013, 16:38    Titel: Antworten mit Zitat

Schöngeist hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Diese Symmetrie sehe ich nicht. Jedenfalls solange in nichtkatholischen Kindergärten nicht stattdessen andere Götter oder Ideologien vermittelt werden. Ein Kindergarten, der sich auf die Vermittlung sehr grundlegender Werte beschränkt (z.B. Achtung vor Mitwesen, Rücksicht, Konfliktlösungstechniken, Grundrechte usw.) müßte auch für katholische, islamische usw. Eltern akzeptabel sein. Falls nicht, finde ich das problematisch!


Das sehe ich nicht so. Katholische Eltern wollen vielleicht nicht, dass naturalistische Pädagogen in einem unchristlichen Kindergarten ihre Kinder erziehen.

Genauso wie naturalistische Eltern vielleicht nicht wollen, dass ihre Kinder von katholischen Pädagogen und katholischen Kindergärten geprägt werden.

Das sollte man schon den Eltern selbst überlassen.

Ich bin der Meinung, das Angebot von Kindergärten sollte in etwa den Wünschen der Bevölkerung entsprechen. Also in einem Bundesland mit 90% Katholiken finde ich es nicht unangemessen, wenn 90% der Kindergärten katholische Einrichtungen sind.

In Brandenburg sind Katholiken eine winzige Minderheit. Da wäre es widerum unverhältnismäßig, wenn so viele Kindergärten in katholischer Trägerschaft wären.

Wie gesagt, als Angehöriger einer "Minderheit" hat man es immer etwas schwerer.


Wie absurd deine Argumentation ist, wirst du vielleicht merken, wenn du statt "katholisch" "sozialdemokratisch" o.ä. einsetzt. In Gelsenkirchen hat die SPD absolute Mehrheit. Da kann man ja wohl verlangen, dass die Kinder nicht von Kindergärtnerinnen mit CDU-Parteibuch erzogen werden? Ich habe ja übrigens auch keinen Einfluss darauf, ob in einem Gelsenkirchener Kindergarten nicht doch ein BVB-Fan Erzieher ist, obwohl die Stadt zu fast 100% in Schalke-Hand ist. Warum sollte man da beim Thema Konfession eine Ausnahme machen und das für "völlig normal" halten? Das ist m.E. überhaupt nicht "normal", das ist bestenfalls ein überkommener Anachronismus. Was hier einzig zählen sollte, ist die Qualifikation als Erzieher/in. Anders stellt es sich dar, wenn solche Einrichtungen komplett in privater Hand sind. Dann aber sollen die Kirchen aber bitteschön auch 100% der Kosten übernehmen bzw. der Staat solche Einrichtungen aus (säkularem) Steuergeld nicht bis zu 90% und mehr finanzieren.
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caballito
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Beitrag(#1872909) Verfasst am: 09.10.2013, 17:05    Titel: Re: Mein Kircheneintritt Antworten mit Zitat

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Liebe Freigeister, lang ist's her, seit ich hier gepostet habe.

Viel zu lang, würd ich mal sagen zwinkern

Wo ist die Fessel, mit der man dich jetzt festbinden kann?

Wygotsky hat folgendes geschrieben:

Ich habe jetzt kapituliert und bin wieder Kirchenmitglied.

Knuddeln

Ich fürchte, das fällt unter Berufsrisiko. Glaub bloß nicht, dass du der einzige bist.

Aber sieh es mal positiv: Wenn du dein Schutzgeld zahlst, und dafür drin bist, ist das immer noch besser, als wenn du draußen bist.
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Aber nicht alle Gedanken wissen das.
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Schöngeist
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Beitrag(#1873008) Verfasst am: 09.10.2013, 22:12    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Ich habe ja gerade oben geschrieben, daß die Pädagogen (egal ob katholisch oder naturalistisch) eben nicht ihre privatmetaphysischen Überzeugungen weitergeben sollen, sondern nur Grundwerte des Zusammenlebens.


Es gibt aber auch viele Eltern, die sich Pädagogen wünschen, die nach einem bestimmten pädagogischen Konzept oder vor dem Hintgergrund einer bestimmten Weltanschauung arbeiten, weil sie diesen Einfluss für positiv für die Kindesentwicklung halten.

Wie schon gesagt, die "Geschmäcker" der Eltern sind verschieden.

Deshalb haben wir ja auch so eine bunte Schullandschaft mit vielen freien Trägern, humanistische Schulen, katholische Schulen, evangelische Schulden, Waldorfschulen und so weiter.

step hat folgendes geschrieben:
So ein Bundesland gibt es aber nicht. Wir haben bundesweit ca. 30-35% Konfessionslose, im Osten sogar mehr.


Im Saarland sind 64% der Bevölkerung Katholiken.

In Bayern sind 54% der Bevölkerung Katholiken.

In Niederbayern, Raum Passau, sind z.b. 90% der Bevölkerung Katholiken.

Ich finde es nicht falsch, wenn die Anzahl der Kindergärten in katholischer Trägerschaft auch dem Anteil der Katholiken an der Bevölkerung in einer Region enstprechen, ganz einfach um den Wünschen der meisten Eltern gerecht zu werden.

In der brandenburgischen Provinz liegt der Anteil von Katholiken vielleicht bei 1%. Da wird es dann so gut wie keine Kindergärten in katholischer Trägerschaft geben. Dort haben es Katholiken dann eben schwer, als winzige Minderheit dort einen gewünschten Kindergarten zu finden.
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step
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Wohnort: Germering

Beitrag(#1873014) Verfasst am: 09.10.2013, 22:46    Titel: Antworten mit Zitat

Schöngeist hat folgendes geschrieben:
Es gibt aber auch viele Eltern, die sich Pädagogen wünschen, die nach einem bestimmten pädagogischen Konzept oder vor dem Hintgergrund einer bestimmten Weltanschauung arbeiten, weil sie diesen Einfluss für positiv für die Kindesentwicklung halten.

Wie schon gesagt, die "Geschmäcker" der Eltern sind verschieden.

Deshalb haben wir ja auch so eine bunte Schullandschaft mit vielen freien Trägern, humanistische Schulen, katholische Schulen, evangelische Schulden, Waldorfschulen und so weiter.

Es geht aber nicht um die Geschmäcker, sondern um die Grundwerte.

Deine Argumentation basiert auf der voraufklärerischen Überzeugung, daß die Grundwerte allein nicht ausreichen, sondern von einem Aberglauben fundiert werden müsssen, dessen Inhalt und Eintrichterung der Staat an die Kirchen, Eltern usw. delegiert, in Gegenleistung zu ihrer staatstragenden Haltung. Das ist leider die Verfassungslage in Deutschland.

Schöngeist hat folgendes geschrieben:
Ich finde es nicht falsch, wenn die Anzahl der Kindergärten in katholischer Trägerschaft auch dem Anteil der Katholiken an der Bevölkerung in einer Region enstprechen, ganz einfach um den Wünschen der meisten Eltern gerecht zu werden.

Mir leuchtet einfach generell nicht ein, daß Kinder in der Privatideologie ihrer Eltern erzogen werden sollen. Soll es in Nazi-Hochburgen Nazischulen geben? Der Witz bei der Aufklärung ist doch gerade, daß Eltern kapieren (oder wenigstens deren Kinder), daß ihre Kinder nicht ihre Projektionsfläche sind, daß andere Ansichten etws Gutes sind, daß das gesellschaftliche Fundament nur in einigen ganz fundamentalen Grundwerten des Zusammenlebens besteht und nicht in der Frage, ob man an die Leiblichkeit der Hostie glaubt.

Wie und wo sollen die Kinder lernen, aus dem ideologischen Mief ihrer Eltern herauszutreten?
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Kramer
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Anmeldungsdatum: 01.08.2003
Beiträge: 30878

Beitrag(#1873015) Verfasst am: 09.10.2013, 22:47    Titel: Antworten mit Zitat

Schöngeist hat folgendes geschrieben:
Ich finde es nicht falsch, wenn die Anzahl der Kindergärten in katholischer Trägerschaft auch dem Anteil der Katholiken an der Bevölkerung in einer Region enstprechen, ganz einfach um den Wünschen der meisten Eltern gerecht zu werden.


Man könnte die Trägerschaft auch der BILD übertragen, wenn die meisten Eltern in der Umgebung BILD-Leser sind.
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quadium
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Beiträge: 1771

Beitrag(#1873020) Verfasst am: 09.10.2013, 23:32    Titel: Antworten mit Zitat

Schöngeist hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Diese Symmetrie sehe ich nicht. Jedenfalls solange in nichtkatholischen Kindergärten nicht stattdessen andere Götter oder Ideologien vermittelt werden. Ein Kindergarten, der sich auf die Vermittlung sehr grundlegender Werte beschränkt (z.B. Achtung vor Mitwesen, Rücksicht, Konfliktlösungstechniken, Grundrechte usw.) müßte auch für katholische, islamische usw. Eltern akzeptabel sein. Falls nicht, finde ich das problematisch!


Das sehe ich nicht so. Katholische Eltern wollen vielleicht nicht, dass naturalistische Pädagogen in einem unchristlichen Kindergarten ihre Kinder erziehen.

Genauso wie naturalistische Eltern vielleicht nicht wollen, dass ihre Kinder von katholischen Pädagogen und katholischen Kindergärten geprägt werden.

Das sollte man schon den Eltern selbst überlassen.

Ich bin der Meinung, das Angebot von Kindergärten sollte in etwa den Wünschen der Bevölkerung entsprechen. Also in einem Bundesland mit 90% Katholiken finde ich es nicht unangemessen, wenn 90% der Kindergärten katholische Einrichtungen sind.

In Brandenburg sind Katholiken eine winzige Minderheit. Da wäre es widerum unverhältnismäßig, wenn so viele Kindergärten in katholischer Trägerschaft wären.

Wie gesagt, als Angehöriger einer "Minderheit" hat man es immer etwas schwerer.


Ich finde Deinen Nick unpassend. Versteh mich bitte nicht falsch, ich kann nicht ausschließen, daß Du tatsächlich schön bist ...
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Schöngeist
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Beiträge: 803

Beitrag(#1873026) Verfasst am: 10.10.2013, 00:29    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Deine Argumentation basiert auf der voraufklärerischen Überzeugung, daß die Grundwerte allein nicht ausreichen, sondern von einem Aberglauben fundiert werden müsssen, dessen Inhalt und Eintrichterung der Staat an die Kirchen, Eltern usw. delegiert, in Gegenleistung zu ihrer staatstragenden Haltung. Das ist leider die Verfassungslage in Deutschland.


Grundwerte müssen nicht zwingend von einem religiösen Glauben fundiert werden. Es gibt aber viele Menschen, die einen religiösen Glauben haben, auf dem ihre Werte fundieren und die sich deshalb wünschen, dass diese Werte vor dem Hintergrund der Religion an ihre Kinder weitervermittelt werden.

step hat folgendes geschrieben:
Mir leuchtet einfach generell nicht ein, daß Kinder in der Privatideologie ihrer Eltern erzogen werden sollen.


Das geht dich doch gar nichts an, wie andere Eltern ihre Kinder erziehen.

Du kannst deine Kinder so erziehen, wie du das möchtest. Du kannst ihnen deine Wertvorstellungen vermitteln, du kannst ihnen Traditionen, Kultur etc. weitergeben. Du kannst sie auf ein humanistisches Gymnasium schicken oder in einen Waldorfkindergarten.

Und andere Eltern machen es eben so, wie sie es für richtig halten und schicken ihre Kinder auf eine katholische Schule oder Kindergarten. Wo ist das Problem?
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esme
lebt ohne schützende Gänsefüßchen.



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Beitrag(#1873032) Verfasst am: 10.10.2013, 01:31    Titel: Antworten mit Zitat

Die Annahme, dass Eltern, die Mitglied der katholischen Kirche sind, besonders ideologietreu sind, ist genau dort falsch, wo der Anteil der Katholiken hoch ist.

Der Effekt ist halt Heuchelei auf allen Seiten. Die muslimischen Eltern, die auf Bildung achten, geben ihr Kind in eine katholische Privatschule, weil das eine der besten Schule im Bezirk ist. Dort sitzt es neben den Eltern, die nur den Großeltern zuliebe noch in der Kirche sind und den Kirchenbeitrag telefonisch herunterverhandelt haben (ok, ich weiß, in Deutschland funktioniert das nicht, aber der Vergleich Österreich-Deutschland macht hier deutlich, dass der Einfluß der Kirche eben nicht einfach eine Funktion des Prozentsatzes der Gläubigen ist). Unterrichtet wird es dann von lesbischen Lehrerinnen, die ihre jahrzehntelange Partnerschaft bei der Pensionsfeier den Kollegen erzählen.

Toll ist das alles nicht, aber Wygotsky wird jedenfalls ganz gut zur Kollegenschaft passen.
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Gunkl über Intelligent Design:
Da hat sich die Kirche beim Rückzugsgefecht noch einmal grandios verstolpert und jetzt wollen sie auch noch Haltungsnoten für die argumentative Brez'n, die sie da gerissen haben.
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Kramer
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Beiträge: 30878

Beitrag(#1873035) Verfasst am: 10.10.2013, 01:56    Titel: Antworten mit Zitat

Schöngeist hat folgendes geschrieben:
Das geht dich doch gar nichts an, wie andere Eltern ihre Kinder erziehen.


Doch.
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Kival
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Beiträge: 24071

Beitrag(#1873037) Verfasst am: 10.10.2013, 08:09    Titel: Antworten mit Zitat

Schöngeist hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
14]Mir leuchtet einfach generell nicht ein, daß Kinder in der Privatideologie ihrer Eltern erzogen werden sollen.


Das geht dich doch gar nichts an, wie andere Eltern ihre Kinder erziehen.


Kinder gehören nicht ihren Eltern. Sollten sie zumindest nicht. Eltern beeinflussen ihre Kinder zu Hause. Das hat schon seine eigene Problematik. Aber wenigstens die *staatlich* finanzierten Schulen sollten nicht dazu dasein, eine einheitliche Indoktrination zu gewährleisten...


Achja, guck Dir bei deinen Prozentzahlen dochmal vielleicht nochmal Statistiken an, wie viele der Katholiken denn überhaupt gläubig sind... dann kommt Dir dein Argument vielleicht auch gleich etwas alberner vor.
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Ottaviani
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Beitrag(#1873040) Verfasst am: 10.10.2013, 08:39    Titel: Antworten mit Zitat

vrolijke hat folgendes geschrieben:
Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Tja, wieder austreten muss man sich auch erst mal trauen. Könnte ja sein, dass man den Job beim freien Träger verliert und doch wieder drauf angewiesen ist. Austreten macht man bei der Behörde. Eintreten bei einem Pfarrer. Der fragt beim zweiten Wiedereintritt bestimmt unangenehmer nach als beim ersten Mal.


Meinst, der läßt einem nicht herein, wenn man ihm die Wahrheit sagt?

Was soll da unangenehm sein, wenn man aufzeichnet, was fürn doller Verein er angehört?

nur mal der Form halber in der ksth kirche ist zum Wiedereintritt Beichte notwendig und der Priester muß überzeugt sein daß religiöse Gründe vorliegen
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Wygotsky
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Beitrag(#1873046) Verfasst am: 10.10.2013, 09:26    Titel: Antworten mit Zitat

Defätist hat folgendes geschrieben:
Was mich an der Sachlage irgendwie verwundert, ist die Zielrichtung der Ausbildung in diesem Beruf.
Am Kopf kratzen
Man wird (gesamtdeutsch) Kindererzieher und das unabhängig von ideologischer oder religiöser Überzeugung. Innerhalb der Ausbildung wird mW in der Hinsicht weder ein Bekenntnis gefordert, noch eine Abgrenzung vorgenommen. Wenn man dann jedoch den gelernten Beruf ergreifen möchte, muss man sich dem Weltbild der jeweiligen Tageseinrichtung unterordnen. Da fällt es tatsächlich schwer, keine Parallele zur Nötigung zu sehen...


Grundsätzlich ist die Ausbildung Ländersache und auch von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Per KMK sind Mindeststandards definiert, so dass es eine wechselseitige Anerkennung gibt. Das ist ähnlich wie bei anderen staatlichen Schulabschlüssen. Mit einem bayerischen Abitur darf man ja auch in Hamburg studieren.

An meiner staatlichen Erzieherschule war Religion ein reguläres Unterrichtsfach. Die Zielrichtung des Unterrichts war Religionspädagogik, also nicht Information über Religionen sondern Methoden zur "Erziehung im christlichen Glauben". Ich weiß nicht genau, wie das in den einzelnen Bundesländern geregelt ist.

Außerdem gibt es auch Erzieherschulen in kirchlicher Trägerschaft, die staatlich anerkannt sind.

Grundsätzlich muss man sich natürlich immer einen Konzept unterordnen, das auch weltanschauliche Komponenten hat. Eltern, die ihr Kind z.B. in einen Naturkindergarten schicken, wünschen sich, dass Naturerfahrung im Alltag eine Rolle spielt. Da will man dann auch Erzieher, die das wertschätzen.

Schöngeist hat folgendes geschrieben:
Das sehe ich nicht so. Katholische Eltern wollen vielleicht nicht, dass naturalistische Pädagogen in einem unchristlichen Kindergarten ihre Kinder erziehen.

Genauso wie naturalistische Eltern vielleicht nicht wollen, dass ihre Kinder von katholischen Pädagogen und katholischen Kindergärten geprägt werden.

Das sollte man schon den Eltern selbst überlassen.


Nach meinen Erfahrungen spielt das Thema Kirchenzugehörigkeit für die meisten Eltern in kirchlichen Einrichtungen keine wesentliche Rolle. Die Einrichtungen vor Ort sind halt einfach in kirchlicher Trägerschaft. Die Eltern bekommen eventuell mit, dass es dem Träger schwer fällt, Personal zu finden. Elternvertreter waren bei Bewerbungsgesprächen bei kirchlichen Arbeitgebern nie dabei. So etwas gab es bei Elterninitiativen oder auch reformpädagogischen Einrichtungen.Es geht hier vor allem um Wünsche des Trägers nicht der Eltern.

In kirchlichen Privatschulen mag das ganz anders aussehen. Da sind oft Eltern, die eine weitere Anfahrt in kauf nehmen, weil sie ihr Kind eben nicht in die staatliche Schule um die Ecke schicken wollen. Die zahlen eventuell sogar ein Schulgeld. Da kann dann für einen Teil der Elternschaft das religiöse Profil eine Rolle spielen. Oft ist es aber auch einfach die Überlegung, dass man weniger Migranten in der Klasse hat, wenn die Schule nur getaufte Kinder aufnimmt.

Zum Thema elterliche Grundwerte und institutionelle Erziehung:
Grundsätzlich bin ich nicht dagegen, dass Eltern ihre Kinder im Sinne ihrer Weltanschauung erziehen. Eltern wirken vor allem durch ihr eigenes Vorbild. Was ich bin, hat Auswirkungen auf mein Kind. Auch sehe ich nicht, wie man gesetzlich regeln sollte, dass Kinder weltanschaulich "neutral" aufwachsen. Man wird ja nicht Kinder in Heimen erziehen wollen, weil die christliche Mama mit ihnen am Abend betet. Ich sehe einfach nicht, wie man so etwas gesetzlich regeln und dann auch noch kontrollieren und durchsetzen sollte.

Nun treten Eltern in unserer Kultur einen Teil ihrer Erziehungsverantwortung an Institutionen ab. Im Falle der Schule müssen sie das, ob sie wollen oder nicht. Im Falle des Kindergartens wird man nicht gesetzlich dazu gezwungen, wohl aber oft durch die Lebensumstände, die etwas anders nicht praktikabel erscheinen lassen.

Einerseits befürworte ich, dass Eltern auswählen können, welcher Institution sie diese Verantwortung übertragen möchten. Ich finde es gut, dass es in Deutschland eine gewisse Trägervielfalt gibt. Manche finden einen Waldkindergarten gut, andere legen Wert darauf, dass ihr Kind schon im Kindergarten Erfahrungen mit der englischen Sprache macht.

Andererseits ist der Kindergarten für viele Kinder der erste Ort, wo sie mit Menschen zusammenkommen, die andere Überzeugungen und Lebensweisen haben als ihre Eltern. Für mich ist eine wesentliche Funktion des Kindergartens, solche Unterschiede zu erleben und damit zurecht zu kommen. Darum halte ich es für wünschenswert, dass die Einrichtungen eine gewisse Offenheit praktizieren. Klar zieht ein Waldorfkindergarten vermehrt Ökos an, aber es muss eben auch möglich sein, dass da Kinder hingehen, die jeden Tag Wurst vom Lidl frühstücken.

Ich meine auch, dass man den Konflikt zwischen Wahlfreiheit der Eltern und der gewünschten integrierenden Wirkung eines Kindergartens in der Praxis gut ausbalancieren kann, wenn nicht auch noch finanzielle Hürden aufgebaut werden, wie das leider bei manchen freien Trägern das Fall ist.

In vielen Regionen sehe ich aber keinen Zusammenhang zwischen den Erziehungszielen der Eltern und der Zusammensetzung der Trägerlandschaft. Da gibt es Stadtteile wo heute überwiegend Mirgranten leben, aber die Kindergärten sind sämtlich in kirchlicher Hand. Weil es vor 30 Jahren mal anders war, nicht weil die Eltern es heute so wollen.

Andere Träger stehen auch vor dem Problem, Personal zu finden, das sich mit dem jeweiligen Erziehungs- und Bildungskonzept anfreunden kann. Arbeitsrechtliche Privilegien haben aber allein die Kirchen. Ein katholischer Kindergarten darf seine Leiterin feuern, wenn sie sich scheiden lässt und mit einem neuen Partner zusammenlebt. Der Träger eines ökologischen Kindergartens findet es vielleicht auch nicht gut, wenn die Leitung sich ein SUV kauft. Aber das ist eben kein Kündigungsgrund.
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