Aus der Zeit gefallen: Von Bühnenabtretern und anderen beleidigten Leberwürsten

[sünnerklaas]

Man kann ja von Thomas Gottschalk - und nun auch von Mike Krüger - halten, was man will. Ich persönlich fand Gottschalk nie lustig, ich suche bei ihm heute noch nicht nur den Witz, sondern die Witze, die er gemacht haben will. Sollen - eigenen Angaben von ihm ganz viele gewesen sein. Ich habe auch inzwischen aufgehört zu zählen, wie viele "Abschiede" und anschließende Comebacks er anschließend hatte. Eigentlich ist es auch egal, denn das, was derzeit da aufgeführt wird, ist eh eigentlich nur etwas für den Boulevard. Man dürfe, so Gottschalk letztens, halt nichts mehr sagen. Würde sofort Ärger bekommen. Deswegen ginge er und käme quasi nie mehr wieder. Aber Gottschalk wäre halt nicht Gottschalk, wenn er nicht gleich danach wieder mit einem "Hello again!" aufgetaucht wäre. In der Funktion der beleidigten Leberwurst.

Irgendwie ist es amüsant und eigentlich kein Wort wert. Heute früh fand ich dann einen Spiegel-Artikel. Krüger und Gottschalk beklagen sich bitter, keinen Produzenten für einen neuen Film "Die Supernasen" gefunden zu haben. Und da machte Krüger eine bemerkenswerte Aussage:

"Aber", so erklärte Krüger, "wir haben unseren Achtziger-Humor und hauen diese Gags raus". Und mehr noch: "(...) Alle Produzenten – viele sind heute um die 25 oder 30, und manche von denen kennen uns gar nicht".(Quelle)

Genau da wird die Tragik der beiden deutlich: Sie sind in den 80ern hängen geblieben, in einer Zeit, die fast schon ein halbes Jahrhundert her ist. Sie sind aus der Zeit gefallen. Was geblieben ist, ist der eigene, von Sentimentalität und auch Wut geprägte romantisch verklärende Blick zurück in die Vergangenheit. Das "Play-it-again-Sam!"-Syndrom, das nur noch Revivals kennt, nur Neuauflagen von Altem.

Die Zeit ist abgelaufen. Jean Paul Belmondo hat einmal in einem Interview gesagt, wenn man ihn immer weniger um Autogramme bäte, wenn Leute ihm erklärten, sie würden ihn nicht kennen, dann wäre das ein Alarmsignal. Dann müsse man sich als Künstler ehrlich fragen, was man denn so in letzter Zeit falsch gemacht hätte.
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"Bullshit ist eine dritte Kategorie zwischen Wahrheit und Lüge" (Harry Frankfurt)

Ausser Hypochondrie habe ich alle Krankheiten.

Ich fordere: JEDEM VOLLPFOSTEN SEIN EIGENES "Mimi-Mimi!"

[tillich (epigonal)]

Eine sehr gute Kolumne:
https://www.stern.de/kultur/thomas-gottschalk-und-frage--was-man-tun-oder-sagen-darf-35155672.html
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"YOU HAVE TO START OUT LEARNING TO BELIEVE THE LITTLE LIES." -- "So we can believe the big ones?" -- "YES."

(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)

[Bravopunk]

Na ja. Man kann doch nicht bis zum Arschzukniff relevant bleiben. So funktioniert die Öffentlichkeit einfach nicht. Vor allem dann, wenn man alt und runzlig wird. Da wollen dann immer weniger einen sehen, ist doch normal. Wenn man jung stirbt ist das natürlich was anderes. Es gibt nicht wenige junge Künstler, von denen ich mir wünsche, die würden noch leben. Aber das birgt dann auch die Gefahr, dass man durch sein dann nicht mehr relevantes Werk eben in die Irrelevanz abdriftet. Würde z. B. Heath Ledger heute noch leben, wäre er ja inzwischen Mitte vierzig und für die Rolle des jungen Wilden nicht mehr zu gebrauchen, die er ja so gut verkörperte. Ob er dann den Sprung in die gediegeneren Sphären der Schauspielerei geschafft hätte, werden wir nie erfahren. Aber es gibt genügend Beispiele von jungen Schauspielern, die das eben nicht geschafft haben und dann darüber jammerten, dass sie niemand mehr kennt.

Was ich schon wieder irgendwie kindisch finde. Als Künstler tut man halt auch gut daran den eigenen Zenit und auch die eigenen Horizont zu kennen und sich danach halt einfach ins Privatleben zu verabschieden. Daniel Day-Lewis ist so ein Fall. Schlauer Mann.
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Das Begräbnis der Freiheit

Kaguya-hime

Kanashikute Yarikirenai

Ceterum censeo Russiam delendam esse!

[sünnerklaas]

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[VanHanegem]

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[tillich (epigonal)]

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