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birki2000 registrierter User
Anmeldungsdatum: 07.12.2004 Beiträge: 10
Wohnort: Bayern
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(#251118) Verfasst am: 28.01.2005, 13:35 Titel: Über die grundlegene Funktion von Religionen |
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Warum giebt es eigentlich Religionen? Sind sie "gemacht" worden um jemandem Geld und Macht einzubringen oder weil es einfacher ist an einen Gott zu glauben als sich mit verschidenen Themen auseinanderzusetzen? z.B. Wie soll man sich die Unendlichkeit des Universums vorstellen - oder wenn es nicht unendlich ist, was ist am Ende? Ist es also nicht einfacher an einen Gott zu glauben?
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#251120) Verfasst am: 28.01.2005, 13:52 Titel: |
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Wir hatten exakt diesen thread zwar schon mindestens dreimal, aber:
Ja, Religion macht für Menschen vieles einfacher:
- scheinkausale Erklärung bisher unerklärlicher Phänomene gaukelt vollständiges Weltbild vor
- scheinabsolute Begründung von Moral erhöht deren Verbindlichkeit
- Nährung von Illusionen (Leben nach dem Tode) erhöht Frustrationstoleranz
- metaphysische Legitimierung von Hierarchien, Unterdrückung usw. stabilisiert die Gesellschaft
- Auserwähltheitsgedanke motiviert zur Expansion
gruß/step
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Effô Tisetti Königsblau bis in den Tod
Anmeldungsdatum: 18.09.2003 Beiträge: 9920
Wohnort: 75
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(#251129) Verfasst am: 28.01.2005, 14:39 Titel: |
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step hat folgendes geschrieben: | Wir hatten exakt diesen thread zwar schon mindestens dreimal, aber:
Ja, Religion macht für Menschen vieles einfacher:
- scheinkausale Erklärung bisher unerklärlicher Phänomene gaukelt vollständiges Weltbild vor
- scheinabsolute Begründung von Moral erhöht deren Verbindlichkeit
- Nährung von Illusionen (Leben nach dem Tode) erhöht Frustrationstoleranz
- metaphysische Legitimierung von Hierarchien, Unterdrückung usw. stabilisiert die Gesellschaft
- Auserwähltheitsgedanke motiviert zur Expansion
gruß/step |
Du bist mein persönlicher Prägnanzheld!
Mich beschäftigt allerdings weiterhin die Frage, ob es neben den von dir genannten psychologischen Momenten auch einen "neurobiologischen Gott" gibt - eben auch, weil die Gottesidee trotz ihrer "psychologischen" Enttarnung weiterexistiert. Und zwar nicht nur als potenziell mit persönlicher Distanz betrachtbares Forschungsobjekt wie etwas "Angst", sondern als "Bekenntnis". Und ausdrücklich nicht nur bei den "Armen im Geiste".
_________________ "Die einfache Formel: Jesus ist stärker! hilft Menschen, sich aus der Fixierung völlig irrationaler Wertesysteme zu lösen."
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scilla registrierter User
Anmeldungsdatum: 16.01.2005 Beiträge: 185
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(#251136) Verfasst am: 28.01.2005, 14:48 Titel: |
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gibt es
und zwar in der rechten Gehirnhälfte
von dort stammen die Götterstimmen
Neurobiologen sind keine Geisteswissenschaftler
und deshalb haben sie keine Ahnung von den geisteswissenschaftlichen Theorien
(IVANOV 1978/83:45)
Das Gedächtnis des Menschen wird in vieler Hinsicht durch das Vorhandensein von Verbindungswegen zwischen der linken Hemissphäre, in der die Wörter in ihren phonetischen Hüllen aufbewahrt werden, und der rechten Hemisphäre mit ihrem Vorrat an bildlichen Darstellungen bestimmt ... Sehr feine Beobachter des menschlichen Seelenlebens - Schriftsteller, Denker, bildende Künstler - beschreiben dies als einen kontinuierlichen Strom von Bildern, der bei vielen Menschen an einen Kinofilm erinnert, den der Mensch ständig in seinem Inneren anschaut. Nach der Vorstellung von der rechten Hemisphäre als dem Hauptsitz bildlicher Darstellungen muss eben dort auch dieser Film ablaufen.
Linksdenker/Rechtshänder sind Dualisten
die indogermanische Sprache ist dualistisch
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#251153) Verfasst am: 28.01.2005, 15:20 Titel: |
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Schalker hat folgendes geschrieben: | step hat folgendes geschrieben: | Wir hatten exakt diesen thread zwar schon mindestens dreimal, aber:
Ja, Religion macht für Menschen vieles einfacher:
- scheinkausale Erklärung bisher unerklärlicher Phänomene gaukelt vollständiges Weltbild vor
- scheinabsolute Begründung von Moral erhöht deren Verbindlichkeit
- Nährung von Illusionen (Leben nach dem Tode) erhöht Frustrationstoleranz
- metaphysische Legitimierung von Hierarchien, Unterdrückung usw. stabilisiert die Gesellschaft
- Auserwähltheitsgedanke motiviert zur Expansion
gruß/step |
Du bist mein persönlicher Prägnanzheld!  |
Schalker hat folgendes geschrieben: | Mich beschäftigt allerdings weiterhin die Frage, ob es neben den von dir genannten psychologischen Momenten auch einen "neurobiologischen Gott" gibt - eben auch, weil die Gottesidee trotz ihrer "psychologischen" Enttarnung weiterexistiert. |
Da ich psychologische Momente eh für neurobiologische halte: Ja, gibt es. Der erste oben von mir genannte Punkt spiegelt - soweit mir bekannt - direkt die eigentlich "falsche", aber für das tägliche Leben äußerst praktische Arbeitsweise des Gehirns wider. So entstehen ja nicht nur Gottesvorstellungen, sondern auch Verschwörungstheorien, Ufoglaube, Personalisierungen und Geistglauben aller Art ...
Schalker hat folgendes geschrieben: | Und zwar nicht nur als potenziell mit persönlicher Distanz betrachtbares Forschungsobjekt wie etwas "Angst", sondern als "Bekenntnis". |
Wie, meinst Du auch genau welcher Gott und so?
Schalker hat folgendes geschrieben: | Und ausdrücklich nicht nur bei den "Armen im Geiste". |
Naja, eine bessere Theorie wird erst dann als bessere Erklärung akzeptiert, wenn sie als Modell im Gehirn in der Praxis funktioniert. Das kann - insbesondere bei komplizierten Theorien - lange dauern, wenn es überhaupt je passiert. Unser Gehirn hat zudem - neben der instantan bestmöglichen Modellierung der Welt - auch noch andere Aufgaben, die es nicht einfach beiseitelegt.
gruß/step
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44649
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(#251183) Verfasst am: 28.01.2005, 16:54 Titel: |
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step hat folgendes geschrieben: | Der erste oben von mir genannte Punkt spiegelt - soweit mir bekannt - direkt die eigentlich "falsche", aber für das tägliche Leben äußerst praktische Arbeitsweise des Gehirns wider. |
Meinst du das ständige Formulieren von ontischen Aussagen?
step hat folgendes geschrieben: | So entstehen ja nicht nur Gottesvorstellungen, sondern auch Verschwörungstheorien, Ufoglaube, Personalisierungen und Geistglauben aller Art... |
Zwischen berechtigter Kritik an anderen Weltanschauungen und deren pauschaler Diffamierung mit Über-einen-Kamm-Schererei besteht doch ein gewisser Unterschied!
Zu schnell ist man beim "Absolut-setzen" der eigenen Weltanschauung angelangt...
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Effô Tisetti Königsblau bis in den Tod
Anmeldungsdatum: 18.09.2003 Beiträge: 9920
Wohnort: 75
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(#251194) Verfasst am: 28.01.2005, 17:15 Titel: |
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step hat folgendes geschrieben: |
Da ich psychologische Momente eh für neurobiologische halte: Ja, gibt es. Der erste oben von mir genannte Punkt spiegelt - soweit mir bekannt - direkt die eigentlich "falsche", aber für das tägliche Leben äußerst praktische Arbeitsweise des Gehirns wider. So entstehen ja nicht nur Gottesvorstellungen, sondern auch Verschwörungstheorien, Ufoglaube, Personalisierungen und Geistglauben aller Art ... |
Ist "Unglauben" dann d.E. ein "Defekt" oder nur eine Art "Verschiebung" bzw. eine "Selbstkonditionierung des Gehirns" (ähnlich wie bei Erblindeten oder Schlafanfallpatienten) durch das Bewusstsein? Warum haben manche Menschen von Kindheit an diesen "Hang zum Unglauben". "Natürliche" Mutation?
_________________ "Die einfache Formel: Jesus ist stärker! hilft Menschen, sich aus der Fixierung völlig irrationaler Wertesysteme zu lösen."
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Ralf Rudolfy Auf eigenen Wunsch deaktiviert.
Anmeldungsdatum: 11.12.2003 Beiträge: 26674
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(#251203) Verfasst am: 28.01.2005, 17:22 Titel: |
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Aufs wesentliche reduziert:
[1] Einfache Erklärungen für zunächst unergründliches liefern.
[2] Irdische Machtverhältnisse begründen.
_________________ Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#251207) Verfasst am: 28.01.2005, 17:27 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | step hat folgendes geschrieben: | Der erste oben von mir genannte Punkt spiegelt - soweit mir bekannt - direkt die eigentlich "falsche", aber für das tägliche Leben äußerst praktische Arbeitsweise des Gehirns wider. |
Meinst du das ständige Formulieren von ontischen Aussagen? |
Ja, beispielsweise. Oder auch das ständige Stellen ontischer Fragen.
Tarvoc hat folgendes geschrieben: | step hat folgendes geschrieben: | So entstehen ja nicht nur Gottesvorstellungen, sondern auch Verschwörungstheorien, Ufoglaube, Personalisierungen und Geistglauben aller Art... |
Zwischen berechtigter Kritik an anderen Weltanschauungen und deren pauschaler Diffamierung mit Über-einen-Kamm-Schererei besteht doch ein gewisser Unterschied! |
Ja, ein gewisser. Und? Bezüglich der gestellten Frage ist entscheidend, daß gehirnmäßig ein ähnlicher Mechanismus zugrundeliegt.
gruß/step
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#251217) Verfasst am: 28.01.2005, 17:38 Titel: |
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Schalker hat folgendes geschrieben: | step hat folgendes geschrieben: | Da ich psychologische Momente eh für neurobiologische halte: Ja, gibt es. Der erste oben von mir genannte Punkt spiegelt - soweit mir bekannt - direkt die eigentlich "falsche", aber für das tägliche Leben äußerst praktische Arbeitsweise des Gehirns wider. So entstehen ja nicht nur Gottesvorstellungen, sondern auch Verschwörungstheorien, Ufoglaube, Personalisierungen und Geistglauben aller Art ... |
Ist "Unglauben" dann d.E. ein "Defekt" oder nur eine Art "Verschiebung" bzw. eine "Selbstkonditionierung des Gehirns" (ähnlich wie bei Erblindeten oder Schlafanfallpatienten) durch das Bewusstsein? |
Ich würde sagen, die Neigung zur "Vervollständigung" ist ein feature des Gehirns, das sich als hinreichend erfolgreich erwiesen hat. Ob ein konkreter Mensch tatsächlich glaubt oder nicht, ergibt sich mE nicht hauptsächlich aus seiner physiologischen oder genetischen Disposition, sondern aus seiner Sozialisierung und Vita - außer vielleicht bei echten Gehirnschäden.
Schalker hat folgendes geschrieben: | Warum haben manche Menschen von Kindheit an diesen "Hang zum Unglauben". "Natürliche" Mutation? |
Wie gesagt, ich schreibe natürlichen Vorgaben im konkreten Fall eher nur einen kleinen Teil der Ursache zu. Es gibt zu viele Wechsler des Glaubenszustands. Dennoch glaube ich, dass man (aufgrund der prinzipiellen Anlage und der Vorgänge beim "glauben") - die Neigung zum Glauben selbst auch neurobiologisch und genetisch (also nicht nur durch Prägung) verstärken und schwächen könnte.
gruß/step
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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