Freigeisterhaus Foren-Übersicht
 FAQFAQ   SuchenSuchen   MitgliederlisteMitgliederliste   NutzungsbedingungenNutzungsbedingungen   BenutzergruppenBenutzergruppen   LinksLinks   RegistrierenRegistrieren 
 ProfilProfil   Einloggen, um private Nachrichten zu lesenEinloggen, um private Nachrichten zu lesen   LoginLogin 

Beamen
Gehe zu Seite Zurück  1, 2, 3 ... 25, 26, 27, 28, 29, 30  Weiter
 
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen   Drucker freundliche Ansicht    Freigeisterhaus Foren-Übersicht -> Wissenschaft und Technik
Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  

Würdest Du Dich unter den unten beschriebenen Umständen beamen lassen?
Ja
20%
 20%  [ 18 ]
Nein
56%
 56%  [ 49 ]
Weiss nicht
8%
 8%  [ 7 ]
Ist mir egal
5%
 5%  [ 5 ]
Ich interpretiere das Problem anders und schreibe dazu einen Beitrag
9%
 9%  [ 8 ]
Stimmen insgesamt : 87

Autor Nachricht
Kramer
postvisuell



Anmeldungsdatum: 01.08.2003
Beiträge: 30878

Beitrag(#651471) Verfasst am: 31.01.2007, 17:11    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Allerdings wäre das in einer Ethik, die auf den faktischen Interessen von Subjekten beruht, nur ein Argumant dafür, dieses Subjekt nicht zu töten, wenn es schon mal aufgewacht ist.


Nein, das hat mit Ethik gar nichts zu tun. Du zitierst hier nur aus der Bedienungsanleitung des Beamers und tust so, als wäre das schon Ethik. Und überhaupt: Bevor sich eine Ethik durchsetzt, die dazu auffordert, einen bewusstlosen Menschen besser zu töten, als ihn zu wecken und nach seinen Interessen zu fragen, werde ich lieber katholisch.
_________________
Dieser Beitrag verwendet Cookies, um Dein Surferlebnis zu verbessern.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
AgentProvocateur
registrierter User



Anmeldungsdatum: 09.01.2005
Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin

Beitrag(#651522) Verfasst am: 31.01.2007, 19:33    Titel: Antworten mit Zitat

Kramer hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Allerdings wäre das in einer Ethik, die auf den faktischen Interessen von Subjekten beruht, nur ein Argumant dafür, dieses Subjekt nicht zu töten, wenn es schon mal aufgewacht ist.

Nein, das hat mit Ethik gar nichts zu tun. Du zitierst hier nur aus der Bedienungsanleitung des Beamers und tust so, als wäre das schon Ethik.

Meiner Meinung nach ist es sehr wohl eine ethische Frage.

Kramer hat folgendes geschrieben:
Und überhaupt: Bevor sich eine Ethik durchsetzt, die dazu auffordert, einen bewusstlosen Menschen besser zu töten, als ihn zu wecken und nach seinen Interessen zu fragen, werde ich lieber katholisch.

Das hier besprochene Szenario ist doch so angelegt, dass der zu Beamende vorher in seine Tötung / Beseitigung seines bisherigen Substrates eingewilligt haben muss. Daher ist Deine Darstellung etwas irreführend.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Roter Ballon
Lifted



Anmeldungsdatum: 22.12.2006
Beiträge: 2631
Wohnort: München

Beitrag(#651646) Verfasst am: 31.01.2007, 22:47    Titel: Antworten mit Zitat

Stellen wir uns doch vor, wir sind die Mitglieder einer Ethikkommision, die über die Lizensierung dieses neuen Verfahrens "Quasi-Beamen" zu entscheiden hat.

Der Antragsteller, nennen wir sie mal BEAM-Corporation hat also einen Prototypen eines Substratextractors aufgebaut, eine Versuchsperson hat sich freiwillig (mit ärztlicher Aufsicht) in ein künstliches Koma versetzen lassen.

Der Extractor erstellt nun ein erstes ABBILD vom Substrat, es wird herumgereicht, der Zustand der Versuchsperson ist einwandfrei.

Die BEAM-Corporation hat auch an einem beliebigen Zielort den Prototypen des Assemblers hingestellt.
Aus patentrechtlichen Gründen und auch zum Schutz gegen Industriespionage können keine weiteren Informationen über das Verfahren an sich weitergegeben werden.

Die BEAM Corporation garantiert jedoch, das sobald das ABBILD vom Substrat am Zielort eintrifft, - die Transportmethoden sind da beliebig wählbar, ein Demonstrationslauf zu den bereits bekannten Bedingungen starten kann.

Aus einem älteren aber immer noch gültigen Gesetz, dem "Bill of Gates" wird noch eine Sicherheitsdiskette erstellt, versiegelt und zum Transport freigegeben, während ein ABBILD vom Substrat für alle Fälle in der Nähe der komatösen Versuchsperson verbbleiben muß.

In ca. 48 Stunden wird die Diskette am Assembler eintreffen.

Die Ethikkomission hat zu entscheiden: Siegel aufbrechen und Feldversuch starten.
(am Extractor und am Assembler sind jeweils Giftpatronen installiert ... aus bekannten Gründen)

______________
also eigentlich nur Kramers Lateral bissi aufgemotzt hab

wer sich vielleicht noch unsicher ist, ob er sich selber "Quasi- beamen" lassen will, kann ja mal hier drüber nachdenken.

_________________
____________________
ertrage die Clowns!


Zuletzt bearbeitet von Roter Ballon am 31.01.2007, 23:35, insgesamt 2-mal bearbeitet
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Kival
Profeminist Ghost



Anmeldungsdatum: 14.11.2006
Beiträge: 24071

Beitrag(#651671) Verfasst am: 31.01.2007, 23:08    Titel: Antworten mit Zitat

Kolja hat doch gar nicht behauptet, dass es so etwas gibt, das ist eine hypothetische Diskussion... Mit den Augen rollen
_________________
"A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
kolja
der Typ im Maschinenraum
Betreiber



Anmeldungsdatum: 02.12.2004
Beiträge: 16631
Wohnort: NRW

Beitrag(#651675) Verfasst am: 31.01.2007, 23:10    Titel: Antworten mit Zitat

Und ich habe den Begriff Substrat anders verwendet, nämlich für die Substanz, in welcher das Bewusstsein entsteht, also das Gehirn.
_________________
Hard work often pays off after time, but laziness always pays off now.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Roter Ballon
Lifted



Anmeldungsdatum: 22.12.2006
Beiträge: 2631
Wohnort: München

Beitrag(#651678) Verfasst am: 31.01.2007, 23:11    Titel: Antworten mit Zitat

huch sorry .... ich komm ja nich nach mit ausbessern.

@Kolja
hmm ich bleibe aber dabei, das es ein Trägermedium zu geben hat.

Die Form ist beliebig ... auch die Bezeichnung,

wie wärs mit Mini-Me Auf den Arm nehmen

(... in der Form erinnert das doch stark an das Milgrim-Experiment ... ),
aber natürlich verfolge ich auch meine eigenen Interessen am Thema

_________________
____________________
ertrage die Clowns!
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Kramer
postvisuell



Anmeldungsdatum: 01.08.2003
Beiträge: 30878

Beitrag(#651726) Verfasst am: 01.02.2007, 00:10    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Kramer hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Allerdings wäre das in einer Ethik, die auf den faktischen Interessen von Subjekten beruht, nur ein Argumant dafür, dieses Subjekt nicht zu töten, wenn es schon mal aufgewacht ist.

Nein, das hat mit Ethik gar nichts zu tun. Du zitierst hier nur aus der Bedienungsanleitung des Beamers und tust so, als wäre das schon Ethik.

Meiner Meinung nach ist es sehr wohl eine ethische Frage.


Damit das hier nicht allzu verwirrend wird: Was genau meinst Du mit der ethischen Frage?

Ich sehe das so: Dass man dem Menschen im Transporter unterstellt, sein zuletzt geäussertes Interesse wäre für für das weitere Vorgehen das einzig relevante Interesse, ist nicht Bestandteil der Interessen-Ethik, sondern Bestandteil der Verfahrensregeln beim Beamen. Aus einer Ethik, die den Wert und die Rechte einer Person daran fest macht, dass eine Person Interessen hat, geht nicht eindeutig hervor, dass im Fall einer Bewusslosigkeit das zuletzt geäusserte Interesse der Person gilt. Das wäre auch nicht unproblematisch, da man dann nach einem zunächst erfolglosen Suizidversuch das durch den Suizid geäusserte Interesse dieser Person respektieren müsste. Jede Form medizinischer Hilfe würde gegen das geäusserte Interesse der Person verstossen und wäre damit unethisch. Allerdings weisss man, dass nicht jeder Selbstmordversuch bedeutet, dass die Person wirklich sterben will, recht häufig handelt es sich um Verzweiflungstaten, um einen - auch wenn das jetzt kitschig klingt - Hilferuf. Das bedeutet nicht, dass eine Ethik, die sich an Interessen orientiert, falsch ist. Falsch ist nur, das zuletzt geäusserte Interesse als einziges Kriterium heranzuziehen und mögliche zukünftige Interessen aussen vor zu lassen. Man darf also nicht nur fragen, welches aktuelle Interesse zu einer bestimmten Situation geführt hat, sondern welche grundsätzlichen Interessen eine bewusstlose Person unabhhängig von der jeweiligen Situation haben könnte. Beim Beamen ist eigentlich ganz einfach: Man weckt die Person und fragt sie, ob sie wirklich sterben möchte. Dafür muss man zwar die Regeln des Beamens brechen, aber man handelt nicht unethisch.
_________________
Dieser Beitrag verwendet Cookies, um Dein Surferlebnis zu verbessern.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
AgentProvocateur
registrierter User



Anmeldungsdatum: 09.01.2005
Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin

Beitrag(#651762) Verfasst am: 01.02.2007, 01:00    Titel: Antworten mit Zitat

Kramer hat folgendes geschrieben:
Damit das hier nicht allzu verwirrend wird: Was genau meinst Du mit der ethischen Frage?

Naja, ich meine, dass das, was Du im Folgenden ausführst, ethische Erwägungen sind.

Kramer hat folgendes geschrieben:
Man darf also nicht nur fragen, welches aktuelle Interesse zu einer bestimmten Situation geführt hat, sondern welche grundsätzlichen Interessen eine bewusstlose Person unabhhängig von der jeweiligen Situation haben könnte. Beim Beamen ist eigentlich ganz einfach: Man weckt die Person und fragt sie, ob sie wirklich sterben möchte. Dafür muss man zwar die Regeln des Beamens brechen, aber man handelt nicht unethisch.

Lassen wir die Frage nach der Interessen-Ethik mal ein wenig beiseite, die eigentlich keine zukünftigen Interessen berücksichtigt, wenn ich das richtig verstehe, was übrigens einer meiner Einwände gegen diese Ethik ist. Das andere ist die Beschränkung der Zumessung von Grundrechten auf einen gewissen Bewusstseinsstand. Interessen-Ethik ist daher der Entzug der allgemeinen Grundrechte für noch nicht bewusste Menschen.

Ich bin Deiner Meinung, was den Umgang mit einem Suizid-Versuch angeht, aber das hier besprochene Beamen ist doch wohl etwas anderes. Der zu Beamende hat in die Tötung eingewilligt, daher verstehe ich nicht, was es für einen Unterschied machen sollte, ihn noch einmal zu wecken. Wenn er dann wieder einwilligt, hat er zweimal eingewilligt. Welchen Sinn sollte das ergeben? Warum reicht nicht einmal einwilligen?


Zuletzt bearbeitet von AgentProvocateur am 01.02.2007, 01:15, insgesamt einmal bearbeitet
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Kramer
postvisuell



Anmeldungsdatum: 01.08.2003
Beiträge: 30878

Beitrag(#651773) Verfasst am: 01.02.2007, 01:15    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:

Der zu Beamende hat in die Tötung eingewilligt, daher verstehe ich nicht, was es für einen Unterschied machen sollte, ihn noch einmal zu wecken.


Als Gegner des Beamens, der sich unter falschen Angaben bei der Beam Inc. eingeschlichen hat, um das Beamen zu sabotieren, würde ich antworten: Den zu Beamenden nach dem Kopiervorgang und dem Transport seiner Kopie zu wecken, dient dazu, das ethische Problem sichtbar zu machen. Diese Menschen willigen ja nicht wirklich in ihre Tötung ein, sondern sie erwarten, unbeschadet am Zielort zu erwachen. Weckt man sie nach dem erfolgreichen Transport der Kopie, anstatt sie zu töten, werden sie in jedem einzelnen Fall feststellen, dass das Beamen nicht so funktioniert, wie es die Betreiber des Beamapparates beschreiben.

Zitat:
Wenn er dann wieder einwilligt, hat er zweimal eingewilligt. Welchen Sinn sollte das ergeben? Warum reicht nicht einmal einwilligen?


Ich gehe ja davon aus, dass kaum jemand nach dem Transport der Kopie in seine Tötung einwilligen wird.
_________________
Dieser Beitrag verwendet Cookies, um Dein Surferlebnis zu verbessern.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
AgentProvocateur
registrierter User



Anmeldungsdatum: 09.01.2005
Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin

Beitrag(#651782) Verfasst am: 01.02.2007, 01:25    Titel: Antworten mit Zitat

Kramer hat folgendes geschrieben:
Als Gegner des Beamens, der sich unter falschen Angaben bei der Beam Inc. eingeschlichen hat, um das Beamen zu sabotieren, würde ich antworten: Den zu Beamenden nach dem Kopiervorgang und dem Transport seiner Kopie zu wecken, dient dazu, das ethische Problem sichtbar zu machen. Diese Menschen willigen ja nicht wirklich in ihre Tötung ein, sondern sie erwarten, unbeschadet am Zielort zu erwachen. Weckt man sie nach dem erfolgreichen Transport der Kopie, anstatt sie zu töten, werden sie in jedem einzelnen Fall feststellen, dass das Beamen nicht so funktioniert, wie es die Betreiber des Beamapparates beschreiben.

Sorry, aber da bin ich nicht Deiner Meinung. Sie erwachen ja unbeschadet am Zielort (falls man die Prämisse dieses Gedankenexperimentes akzeptiert, dass nämlich eine vollkommen exakte Kopie erstellt werden könnte).

Kramer hat folgendes geschrieben:
Zitat:
Wenn er dann wieder einwilligt, hat er zweimal eingewilligt. Welchen Sinn sollte das ergeben? Warum reicht nicht einmal einwilligen?

Ich gehe ja davon aus, dass kaum jemand nach dem Transport der Kopie in seine Tötung einwilligen wird.

Durch das Erwachen hat sich aber nichts Grundsätzliches an dem Vorgang geändert. Es ist alles genau so, wie die Beamfirma es beschrieben hat und nicht anders. Wenn also jemand das Beamen akzeptiert, könnte er genauso gut nach dem Aufwecken nochmal in seine Tötung einwilligen.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
AgentProvocateur
registrierter User



Anmeldungsdatum: 09.01.2005
Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin

Beitrag(#651790) Verfasst am: 01.02.2007, 01:46    Titel: Antworten mit Zitat

Dir geht es gar nicht um ethische Probleme dabei, sondern nur um die Frage, ob das Beamen überhaupt so funktionieren würde, richtig?

Es würde aber funktionieren, das ist sozusagen die Prämisse dieses (in der Praxis unmöglichen) Gedankenexperimentes: eine völlig exakte Kopie von Dir ist nun mal ein völlig exakte Kopie von Dir. Es gibt nach dem Beamen Kramer1 und Kramer2 und beide stehen in genau demselben Verhältnis zu Kramer0 (der zum Zeipunkt der Kopieerstellung). Kramer1 und Kramer2 sind zwar nach der Kopie zwei unterschiedliche Individuen, jedoch ist keiner von beiden mehr Kramer0 als der andere. Du bist nämlich nicht Deine Atome, sondern Du bist die Anordnung und der Zustand der Atome und eben diese sollen ja kopiert werden.

Es kommt aber hier sehr darauf an, wie weit man sich überhaupt auf das Gedankenexperiment einlässt. Man muss die reale Unmöglichkeit eines solchen Vorganges ignorieren.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Roter Ballon
Lifted



Anmeldungsdatum: 22.12.2006
Beiträge: 2631
Wohnort: München

Beitrag(#651791) Verfasst am: 01.02.2007, 01:47    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Kramer hat folgendes geschrieben:
Als Gegner des Beamens, der sich unter falschen Angaben bei der Beam Inc. eingeschlichen hat, um das Beamen zu sabotieren, würde ich antworten: Den zu Beamenden nach dem Kopiervorgang und dem Transport seiner Kopie zu wecken, dient dazu, das ethische Problem sichtbar zu machen. Diese Menschen willigen ja nicht wirklich in ihre Tötung ein, sondern sie erwarten, unbeschadet am Zielort zu erwachen. Weckt man sie nach dem erfolgreichen Transport der Kopie, anstatt sie zu töten, werden sie in jedem einzelnen Fall feststellen, dass das Beamen nicht so funktioniert, wie es die Betreiber des Beamapparates beschreiben.

Sorry, aber da bin ich nicht Deiner Meinung. Sie erwachen ja unbeschadet am Zielort (falls man die Prämisse dieses Gedankenexperimentes akzeptiert, dass nämlich eine vollkommen exakte Kopie erstellt werden könnte).

Kramer hat folgendes geschrieben:
Zitat:
Wenn er dann wieder einwilligt, hat er zweimal eingewilligt. Welchen Sinn sollte das ergeben? Warum reicht nicht einmal einwilligen?

Ich gehe ja davon aus, dass kaum jemand nach dem Transport der Kopie in seine Tötung einwilligen wird.

Durch das Erwachen hat sich aber nichts Grundsätzliches an dem Vorgang geändert. Es ist alles genau so, wie die Beamfirma es beschrieben hat und nicht anders. Wenn also jemand das Beamen akzeptiert, könnte er genauso gut nach dem Aufwecken nochmal in seine Tötung einwilligen.


Eigentlich stehen aber dann hier auch die nicht-ablegbaren Grundrechte auf dem Spiel.
Er könnte zwar auch schriftlich bei der BEAM-Corp. eingewilligt haben, ...
aber dürfte das eine zukünftige Ethikkommission durchgehen lassen?
Die Beam-Corp. garantiert zwar für ein "Quasi"/ Echtes Beam-Gefühl, also das erwachen/wiedererwecken an einem fremden Ziel, aber reicht das? - trotz einer technischen Machbarkeit?
Oder anders gefragt, können wir zulassen, daß sich unsere Zivilisation technisch soweit entwickelt, dass wir uns selbst "entfremden"? ... (ich kanns immo nicht wirklich ausdrücken)

So gesehen ist das alles eben nicht hypothetisch sondern sehr aktuell.

(btw noch 46h bis Mars-Orbit)
_________________
____________________
ertrage die Clowns!
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Kramer
postvisuell



Anmeldungsdatum: 01.08.2003
Beiträge: 30878

Beitrag(#651792) Verfasst am: 01.02.2007, 01:59    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:

Sie erwachen ja unbeschadet am Zielort (falls man die Prämisse dieses Gedankenexperimentes akzeptiert, dass nämlich eine vollkommen exakte Kopie erstellt werden könnte).


Die Kopie erwacht unbeschadet am Zielort. Die Betreiber des Beamapparates behaupten, dass es sich für den Menschen, der sich beamen lässt, so anfühlen wird, als würde er kurz einschlafen und danach wieder aufwachen. Und für die Kopie stimmt das ja auch. Jetzt wird es vielleicht etwas schwurbelig, ich hoffe, das kommt dennoch richtig rüber: Dass man das "Ausgangssubstrat" nach der erfolgreichen Kopie töten darf, wird damit begründet, dass es sich um eine identische Kopie handelt, die mit der kopierten Person 100%ig identisch ist. Die ethischen Bedenken, dass am Ausgangsort eigentlich ein menschliches Wesen getötet wird, wird mit dem Interesse des Originals begründet, dass das Original beim Beamen vernichtet wird. Es existieren also zum einem bestimmten Zeitpunkt zwei Ausgaben eines Menschen, von denen behauptet wird, sie wären völlig identisch, obwohl der Kopie die Eigenschaft "Will nicht sterben" und dem Original die Eigenschaft "Will getötet werden" zugeschrieben werden. Sie sind also nicht identisch, bzw., man muss von einem wesentlichen Unterschied beider Individuen ausgehen, um die Vernichtung des Originals zu rechtfertigen. Geht man dennoch davon aus, dass beide völlig identisch sind und dass die Kopie am Zielort den Wunsch hat, nicht zu sterben, dann muss man das auch dem Original unterstellen, anderenfalls wäre die Kopie keine identische Kopie mehr und die Grundlage für die Tötung des Originals wäre obsolet. Ziel des Beamens ist es, eine absolut exakte Kopie eines Menschen an einen anderen Ort zu transportieren, aber um das zu erreichen, muss man zu einem bestimmten Zeitpunkt davon ausgehen, dass sich Original und Kopie wesentlich unterscheiden. Beide Versionen existieren (die Kopie vielleicht nur als Datensatz, aber das ist unerheblich) und beide haben völlig unterschiedliche aktuelle bzw. zuletzt genannte Interessen.

Das war jetzt vielleicht keine Antwort auf deinen Beitrag, das fiel mir spontan beim Schreiben ein.
_________________
Dieser Beitrag verwendet Cookies, um Dein Surferlebnis zu verbessern.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Kramer
postvisuell



Anmeldungsdatum: 01.08.2003
Beiträge: 30878

Beitrag(#651794) Verfasst am: 01.02.2007, 02:08    Titel: Antworten mit Zitat

[quote="AgentProvocateur"]Dir geht es gar nicht um ethische Probleme dabei, sondern nur um die Frage, ob das Beamen überhaupt so funktionieren würde, richtig?[quote]

Nein, mir geht es schon um das ethische Problem.

Zitat:
eine völlig exakte Kopie von Dir ist nun mal ein völlig exakte Kopie von Dir.


Dazu habe ich eben schon etwas geschrieben. Rein technisch mag es sich um eine exakte Kopie handeln, aber um den Vorgang ethisch zu rechtfertigen, muss man von einem Unterschied zwischen Original und Kopie bzw. Kramer1 und Kramer2 ausgehen. Dieser Unterschied muss schon allein deshalb vorhanden sein, damit man auch den richtigen Körper vernichtet. Der Vorgang des Beamens schreibt vor, dass beide "Substrate" in der weiteren Behandlung deutlich unterschieden werden und dass man beiden "Subtraten" unterschiedliche Interessen unterstellt.
_________________
Dieser Beitrag verwendet Cookies, um Dein Surferlebnis zu verbessern.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
AgentProvocateur
registrierter User



Anmeldungsdatum: 09.01.2005
Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin

Beitrag(#651799) Verfasst am: 01.02.2007, 02:21    Titel: Antworten mit Zitat

Kramer hat folgendes geschrieben:
Die Kopie erwacht unbeschadet am Zielort. Die Betreiber des Beamapparates behaupten, dass es sich für den Menschen, der sich beamen lässt, so anfühlen wird, als würde er kurz einschlafen und danach wieder aufwachen. Und für die Kopie stimmt das ja auch.

Ach so? Ich dachte, das würdest Du bezweifeln.

Kramer hat folgendes geschrieben:
Jetzt wird es vielleicht etwas schwurbelig, ich hoffe, das kommt dennoch richtig rüber: Dass man das "Ausgangssubstrat" nach der erfolgreichen Kopie töten darf, wird damit begründet, dass es sich um eine identische Kopie handelt, die mit der kopierten Person 100%ig identisch ist.

Wenn man annehmen würde, dass der Kopiervorgang und die Übertragung der Daten und das Erstellen der Kopie keine Zeit benötigen, dann ist es genau in dem Moment eine identische Kopie, ja.

Kramer hat folgendes geschrieben:
Die ethischen Bedenken, dass am Ausgangsort eigentlich ein menschliches Wesen getötet wird, wird mit dem Interesse des Originals begründet, dass das Original beim Beamen vernichtet wird.

Ja, Tötung auf Verlangen also.

Kramer hat folgendes geschrieben:
Es existieren also zum einem bestimmten Zeitpunkt zwei Ausgaben eines Menschen, von denen behauptet wird, sie wären völlig identisch, obwohl der Kopie die Eigenschaft "Will nicht sterben" und dem Original die Eigenschaft "Will getötet werden" zugeschrieben werden. Sie sind also nicht identisch, bzw., man muss von einem wesentlichen Unterschied beider Individuen ausgehen, um die Vernichtung des Originals zu rechtfertigen.

Die Tötung des Originals kann mMn nur mit dessen Einwilligung gerechtfertigt werden.

Kramer hat folgendes geschrieben:
Geht man dennoch davon aus, dass beide völlig identisch sind

Natürlich entwickeln sich beide Individuen sofort auseinander und Individuen sind sie mMn von Anfang an, denn sie haben eine unterschiedliche Zukunft vor sich. Dabei ist es für mich unerheblich, dass sie eine gemeinsame Vergangenheit haben.

Kramer hat folgendes geschrieben:
Ziel des Beamens ist es, eine absolut exakte Kopie eines Menschen an einen anderen Ort zu transportieren, aber um das zu erreichen, muss man zu einem bestimmten Zeitpunkt davon ausgehen, dass sich Original und Kopie wesentlich unterscheiden. Beide Versionen existieren (die Kopie vielleicht nur als Datensatz, aber das ist unerheblich) und beide haben völlig unterschiedliche aktuelle bzw. zuletzt genannte Interessen.

Ja, sicher. Das ist wohl auch nicht strittig. Die Frage ist, ob das Einwilligen des Originals in seine Tötung ausreicht, um es tatsächlich töten zu dürfen oder ob es da ethische Bedenken geben könnte.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Kramer
postvisuell



Anmeldungsdatum: 01.08.2003
Beiträge: 30878

Beitrag(#651803) Verfasst am: 01.02.2007, 02:48    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Die Frage ist, ob das Einwilligen des Originals in seine Tötung ausreicht, um es tatsächlich töten zu dürfen oder ob es da ethische Bedenken geben könnte.


Natürlich folgen daraus ethische Probleme. Es handelt sich immer noch um eine Tötung, selbst wenn es sich um eine Tötung auf Verlangen handelt. Die Kontroverse hier zeigt ja, dass es da erhebliche Unterschiede in der ethischen Bewertung gibt. Sollte das Problem wirklich mal aktuell werden, wird es nicht anders sein - es wird eher noch kontroverser zugehen. Es geht ja nicht nur um die Menschen, die gebeamt werden, sondern auch um die Menschen, die den Apparat herstellen, bedienen, die dafür werben, die in der Buchhaltung von Beam Inc. arbeiten usw. Es wird Menschen geben, die das als grossen Fortschritt im Transportwesen feiern und es wird Menschen geben, die das als Massenvernichtung von Menschen bezeichnen werden. Ich könnte mir vorstellen, dass man Schlagwörter wie "Spacecaust" oder "Beam me dead, Scotty" erfindet - es wird auf jeden Fall heiss hergehen.

Welche Auswirkungen eine derart bürokratische Vernichtung von prinzipiell lebensfähigen menschlichen Wesen auf die psychische Gesundheit der Techniker haben wird, kann man gar nicht abschätzen.
_________________
Dieser Beitrag verwendet Cookies, um Dein Surferlebnis zu verbessern.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
step
registriert



Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22782
Wohnort: Germering

Beitrag(#651826) Verfasst am: 01.02.2007, 09:36    Titel: Antworten mit Zitat

Für mich ist es ethisch sogar weniger als eine Tötung auf Verlangen. Bei einer Tötung auf Verlangen könnte man immerhin einwenden, daß sie zumindest in einigen Fällen auf ein soziales Versagen der Allgemeinheit hindeutet. Beim Ortswechsel durch Beamen dagegen spräche nichts für eine verzweifelte Situation des Originals.

Ich fände es anders als Kramer sogar geradezu unethisch, mehr als eine Kopie zu wecken, denn damit würde man aus dem Ortswechsel ein echtes Klonen machen. Wenn aber - aufgrund einer Panne etwa - beide Kopien erwachen, hat man ein moralisches Dilemma, und es wäre wohl ethisch nicht zu rechtfertigen, dann noch eine zu vernichten.
_________________
Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
kolja
der Typ im Maschinenraum
Betreiber



Anmeldungsdatum: 02.12.2004
Beiträge: 16631
Wohnort: NRW

Beitrag(#651843) Verfasst am: 01.02.2007, 10:37    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Dir geht es gar nicht um ethische Probleme dabei, sondern nur um die Frage, ob das Beamen überhaupt so funktionieren würde, richtig?

Ich denke auch, dass dies Kramers zentrales Problem ist. Er meint, er hätte ein "Ich", welches nur im Original wieder erwachen würde, während die Kopie ein neues "Ich" hätte (ein neuer Kramer) , welches aber nicht Kramers jetziges "Ich" wäre. Er sagt nämlich immer wieder: "Ich werde nicht die Kopie sein". Die Möglichkeit, dass das Original erwachen und sagen könnte: "Mist, ich bin ja gar nicht am Zielort, das ist nur eine Kopie von mir", sieht er dafür bereits als Beleg. Darum wird es für ihn zu einem ethischen Problem.

Kramer hat folgendes geschrieben:
Welche Auswirkungen eine derart bürokratische Vernichtung von prinzipiell lebensfähigen menschlichen Wesen auf die psychische Gesundheit der Techniker haben wird, kann man gar nicht abschätzen.

Doch nur dann, wenn die Techniker - ähnlich wie Du - dabei auch das Gefühl hätten, einen Mensch zu töten. Wenn sie - ähnlich wie ich - davon ausgehen, dass der Mensch transportiert wurde, dann empfinden sie es vielleicht eher wie die Mitarbeiter in Krankenhäusern, die menschliche Körperteile nach Operationen "entsorgen" müssen. Ich stelle mir vor, dass ich ein amputiertes Bein wegwerfen müsste ... ich käme mir auch komisch vor, wenn ich mir denke, dass ein Mensch noch vor kurzem dieses Bein mit dem Gedanken "das bin Ich" angesehen hat ...
_________________
Hard work often pays off after time, but laziness always pays off now.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Roter Ballon
Lifted



Anmeldungsdatum: 22.12.2006
Beiträge: 2631
Wohnort: München

Beitrag(#651846) Verfasst am: 01.02.2007, 10:44    Titel: Antworten mit Zitat

Im Szenario, der Panne hat das Original also bereits einen Ich-Zustand plus eins mehr als die "gesendete Kopiervorlage".

Aber:
Findet Ihr es nicht auch verwunderlich, wie dauerhaft wir hier über die Illusion einer Kontinuität verhandeln?

Findet Ihr es nicht auch verwunderlich, das fast ein Jedermann keine Zweifel hat, das eine hundertprozentige Kopie seiner Selbst völlig abwegig ist, gleichzeitig aber einen völlig utopischen technischen Prozeß wie das Beamen für möglich hält?
Folgt denn daraus nicht das implizierte weltbild, "der Mensch ist das Maß aller Dinge"?
Wäre es denn einfacher einen Apfel oder ein Kanninchen zu Beamen? - - - Denn der der technisch utopische Vorgang bleibt derselbe!

Die Dekonstruktion des Ich als eine Illusion eines seine Historie selbstreflektierenden Objekts wird zwingend notwendig für das Lizenzverfahren der Beam-Corp. werden.
Die gezogenen Schlußfolgerungen sind jedoch nicht die einzige mögliche Annahme dieser "Gleichung".
Zuerst wird dem selbstreflektierenden Objekt unterstellt, das auch zukünftige Zustände nur Augenblicke - Jetztzustände eine Illusion - projezierter Historie - eines zukünftigen selbstreflektierenden Objekts sind / darstellen lassen,
- genau weswegen man ja auch ein beliebiges Jetzt "einfrieren -kopieren-versenden" könne.

Aber wenn es nur eine Illusion ist, die Kontinuität erzeugt, folglich sich diese Illusion nur bei Bewußtsein einstellt, kann diese Illusion nie Teil des Beamvorganges sein.
Beim "Anknipsen" eines neuen Raum-Zeit-Zustandes wird also vorausgesetzt, das sich die Illusion, die nie Bestandteil eines "Scanvorgangs" war von allein einstellt.

Ich habe da Zweifel, die sogenannte Illusion der Kontinuität ist nämlich der einzige Ordnungsfaktor einer Originalhistorie, in der Kopie muß diese Ordnung zwangsläufig fehlen. Jeder vergangene Ich-Zustand besitzt am neuen Raum-Zeit-Punkt dann den gleichen historischen Wert.
Jeder Erinnerung fehlt dann die richtige zeitliche Zuordnung ... die hatte ja im Original das nicht "BEAM"-beachtete "illusorische Moment" übernommen.

Zudem ist nach dem erstenmal BEAMEN jede Existenz als technischer Prozeß abgelegt!
Wer kann dann noch von Ich reden, wenn die Essenz seines Leben, all das was Ihn nach Meinung der Techniker der BEAM Corp. ausmacht im Arbeitsspeicher deren Rechner hinterlegt und somit wohl auch beliebig abrufbar ist ... allein schon als Not-Boot-Up Version, sollte mal am Zielort der Blitz-ein-donnern.

Nach dem ersten BEAM-Prozeß ist ein Jedermann in der "Thomas-Aquina-Unendlichkeits-Maschinerie" !

Betrachtet man eine Person als von Geburt an, im Prinzip unabhängig, Ideologie oder Dogmafrei, dann unterwirft sich dieser "reine Wilde" nach dem ersten BEAMEN allen technischen Vorgaben der BEAM Corp. ... auch wenn sie eine hundertprozent Garantie geben, das man selbst keinen Unterschied sehen, finden oder spüren kann.
Ich nenn das dann mal eine echt super gelungene vertechnisierte Taufe!

Ethisch gesehen kann ich dann wirklich nur zu einem menschenbild des "Reinen Wilden" zurückgreifen.

Aber auch die Hoffnung/Technikglaube an das BEAMEN ist meiner Meinung nach vergleichbar mit einer noch viel älteren menschlichen Utopie,
Beschrieben im Gilgamesch-Epos, oder erzählt vom ersten Kaiser Qín Shǐhuángdì. dem Wunsch der eigenen Sterblichkeit ein Schnippchen zu schlagen.
Denn der Preis unserer Fähigkeit der Selbstreflexion ist das Bewußtwerden der Endlichkeit des Lebens.

_____
noch ca. 34h bis Mars Orbit.

Die Techniker werden langsam ungeduldig, der druck des Vorstandes der Beam Corp. nimmt zu, denn die Aufrechterhaltung des Komazustandes ist vollkommen Überflüssig, man hat doch die Sicherheitsdiskette mit allen Daten zur Hand, der bewußtlose Mensch ist überflüssig, ebenso die zur seiner Überwachung hinzugezogenen Ärzte, verurschen nur Kosten, man könnte ja hier schon mal die Anlage runterfahren. Der Transport ist akkurat und pünktlich, alles im grünen Bereich.

_________________
____________________
ertrage die Clowns!
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
kolja
der Typ im Maschinenraum
Betreiber



Anmeldungsdatum: 02.12.2004
Beiträge: 16631
Wohnort: NRW

Beitrag(#651863) Verfasst am: 01.02.2007, 11:30    Titel: Antworten mit Zitat

Robbe Piere hat folgendes geschrieben:
Findet Ihr es nicht auch verwunderlich, das fast ein Jedermann keine Zweifel hat, das eine hundertprozentige Kopie seiner Selbst völlig abwegig ist [...]

Ich halte das nicht für völlig abwegig. Ich habe "exakte Kopie" aber auch immer im Sinne von "hinreichend exakt" verwendet, also genau genug, um den Unterschied nicht zu bemerken, weil alle Funktionsgruppen des Gehirns (Neuronen, ihre Verknüpfungen ... müsste natürlich gründlich genug erforscht sein) innerhalb gewisser Toleranzen (die natürlich auch erforscht sein müssten) nachgebildet wurden.

Robbe Piere hat folgendes geschrieben:
Aber wenn es nur eine Illusion ist, die Kontinuität erzeugt, folglich sich diese Illusion nur bei Bewußtsein einstellt, kann diese Illusion nie Teil des Beamvorganges sein. Beim "Anknipsen" eines neuen Raum-Zeit-Zustandes wird also vorausgesetzt, das sich die Illusion, die nie Bestandteil eines "Scanvorgangs" war von allein einstellt.

Natürlich. Sie stellt sich ja (bei gesunden Menschen) auch nach Bewusstlosigkeit von alleine wieder ein.
_________________
Hard work often pays off after time, but laziness always pays off now.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
AgentProvocateur
registrierter User



Anmeldungsdatum: 09.01.2005
Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin

Beitrag(#651870) Verfasst am: 01.02.2007, 11:51    Titel: Antworten mit Zitat

kolja hat folgendes geschrieben:
Kramer hat folgendes geschrieben:
Welche Auswirkungen eine derart bürokratische Vernichtung von prinzipiell lebensfähigen menschlichen Wesen auf die psychische Gesundheit der Techniker haben wird, kann man gar nicht abschätzen.

Doch nur dann, wenn die Techniker - ähnlich wie Du - dabei auch das Gefühl hätten, einen Mensch zu töten.

Ich hätte ebenso dieses Gefühl und mMn wäre es nicht nur ein Gefühl, sondern ein Faktum: ein lebensfähiger Mensch wird getötet.

kolja hat folgendes geschrieben:
Wenn sie - ähnlich wie ich - davon ausgehen, dass der Mensch transportiert wurde, dann empfinden sie es vielleicht eher wie die Mitarbeiter in Krankenhäusern, die menschliche Körperteile nach Operationen "entsorgen" müssen. Ich stelle mir vor, dass ich ein amputiertes Bein wegwerfen müsste ... ich käme mir auch komisch vor, wenn ich mir denke, dass ein Mensch noch vor kurzem dieses Bein mit dem Gedanken "das bin Ich" angesehen hat ...

Es ist ja (bei diesem speziellen Beamen) kein Transport, sondern ein Kopieren. Der Vergleich mit einem amputierten Körperteil ist falsch, denn ein solches ist schon tot. Es ist nun mal ein Unterschied zwischen dem Entsorgen einer Leiche und dem Töten eines Menschen.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
zelig
Kultürlich



Anmeldungsdatum: 31.03.2004
Beiträge: 25405

Beitrag(#651880) Verfasst am: 01.02.2007, 12:18    Titel: Antworten mit Zitat

Wir können das Gedankenexperiment aufräumen.
Aus irgendeinem Grund, der nicht näher beschrieben werden muss, ist es möglich, die exakte Kopie eines Körpers zu erstellen. Die Methode spielt gar keine Rolle. Es kann Technk sein, es kann Magie sein, irgendwas, ... spielt keine Rolle. Wir lassen das Trägermedium und die Bewußtlosigkekt weg, das verwirrt nur. Das Experiment verläuft folgendermaßen: Eine Person kann einen Knopf drücken. Im Augenblick, da sie den Knopf drückt, stirbt sie (wie sie stirbt, das soll hier keine Rolle spielen. Sagen wir nur, es ist ein augenblicklicher Tod, also ohne Leiden). Wichtig ist , daß die Person selbst aktiv wird, dadurch haben wir verschiedene Quellen der Verwirrung ausgeschlossen. Im Augenblick des Todes entsteht ein zweiter Körper (wo, das soll ebenfalls keine Rolle spielen. Interessant wäre vielleicht die Frage, wie der Abstand des Entstehungsortes vom Original die intiutive Ablehnung beeinflusst. Meine intuitive Ablehnung steigt beispielsweise mit Abnahme des Abstands, ich finde den Gedanken, eine Kopie von mir würde unmittelbar neben meiner Leiche enstehen, weniger erträglich, als eine weit entfernte Kopie. Aber wie gesagt, der Abstand soll unbedeutend sein, solange die Ausdehnungen der Körper sich nicht überschneiden).

Erste Frage: Wie entscheidet sich der Proband?

Zweite Frage: Wie bewertet man die perönlichen Entscheidungen anderer Probanden, wenn sie von der eigenen abweichen.

Dritte Frage: Eignet sich die persönliche Entscheidung als Grundlage für die Erstellung allgemeiner Verhaltensnormen? [Hier, in der Frage drei sind meine bisherigen Statements zu verorten.]

Zur Frage eins: Wäre ich der Proband, dann würde ich den Knopf nicht drücken, da ich jeden -und damit mich selber auch- für einzigartig halte. Jede Person ist nach meiner Anschauung unersetzbar, unabhängig davon, ob Personen Funktionen anderer Personen erfüllen können, oder ob Bedürfnisse von unterschiedlichen Personen befriedigt werden können.

Frage zwei: Wie bewertet der Proband abweichende Entscheidungen?
Da bin ich ambivalent, im wesentlichen, weil ich dem Selbstbestimmungsrecht einen hohen Stellenwert einräume. Falls sich jemand töten und kopieren lässt, so würde ich ihn vermutlich davon abbringen wollen. Falls ich in einer persönlicher Beziehung zu der Person stehe, dann würde ich der Person vorher verdeutlichen, daß ich keinesfalls diese Beziehung auf die Kopie übertragen werde. Das ist meines Erachtens ganz wichtig. “Falls Du Dich tötest, dann werde ich um Dich trauern, und ich werde unsere Beziehung nicht auf die Kopie übertragen. Das musst Du wissen, da Du durch Deine Selbsttötung mir, aber auch Deiner Kopie Leid zufügen wirst. Ich lehne jeden Versuch ab, mich dazu zu bewegen, die Beziehung auf eine andere Person zu übertragen, da ich Dich dadurch in Deiner Einzigarktigkeit verletzen würde.” (“Solaris” lässt grüßen)

Frage drei: Die Pro-Entscheiung eignet sich nicht als Grundlage für die Erstellung allgemeiner Verhaltensnormen. Wir haben eine Leiche. Um diese Tatsache kommen auch diejenigen, die sich selber töten würden, nicht herum. Die Leiche müsste von den Befürwortern interpretiert werden. Von den Gegnern nicht.

Unabhängig von dem Gesagten, entziehen die Befürworter –wenn ich von der bisherigen Argumentation ausgehe- dem Individuum ein Recht, einen Schutz gegenüber dem dann entstehenden Begehren aller möglichen Instanzen (andere Individuen, staatliche Einrichtungen, Arbeitgeber, Freunde, Versicherungen) mit unabsehbaren Folgen. Gegen dieses Begehren wäre das Individuum aber ohnmächtig.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
kolja
der Typ im Maschinenraum
Betreiber



Anmeldungsdatum: 02.12.2004
Beiträge: 16631
Wohnort: NRW

Beitrag(#651881) Verfasst am: 01.02.2007, 12:19    Titel: Antworten mit Zitat

@AP, naja, soweit waren wir doch schon. Für mich bleibt der Mensch am Leben, wenn es ihm aus seiner Innenperspektive so vorkommt. Dass dies der Fall wäre, darüber sind zumindest wir uns doch einig, oder? Und ich verstehe nicht, welche Berechtigung eine Ethik haben sollte, die fordert, etwas anderes als diese Innenperspektive zu berücksichtigen (wenn man nicht an biologischen "Zwecken" wie Fortpflanzungsssicherung festhalten will). Wie auch immer man es dreht und wendet, letztlich ist Ethik doch die Lehre vom "guten Leben", also wie wir handeln sollen, damit andere Innenperspektiven sich gut fühlen bzw. nicht durch unser Handeln leiden. Allerdings macht es nur Sinn, diese Diskussion fortzuführen, wenn Du bereit bist, die Setzungen der Ethik in Relation zu den Zielen und Zwecken der Ethik zu betrachten. Wenn Du die Setzungen weiterhin absolut vertreten willst, können wir uns das sparen.
_________________
Hard work often pays off after time, but laziness always pays off now.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
kolja
der Typ im Maschinenraum
Betreiber



Anmeldungsdatum: 02.12.2004
Beiträge: 16631
Wohnort: NRW

Beitrag(#651902) Verfasst am: 01.02.2007, 13:31    Titel: Antworten mit Zitat

Was zeligs "aufgeräumte" Variante angeht ... das lässt sich noch weiter auf die Spitze treiben, z.B. in dem man sich ein Verfahren denkt, welches bereits während des Abtastvorgangs den Körper auflöst und ihn am Zielort nahezu zeitgleich reassembliert. Ich hatte das auch schon ein paar Mal vorgeschlagen, scheint aber untergegangen zu sein.

@Kramer, gehe ich richtig in der Annahme, dass Du auch hier befürchten würdest, die Zukunft des Gebeamten nicht zu erleben?

@AgentProvocateur, in einer solchen Variante existieren auch auch nach Deiner Definition zu keinem Zeitpunkt zwei Individuen. Entfallen damit Deine Bedenken?

@zelig, ich verstehe, dass Dir die Identität der Körperatome bzw. die bruchlos biologische Kausalkette persönlich wichtiger ist als alles andere. Meiner Meinung nach ist das ein Interesse, welches respektiert werden muss. Allerdings stützt Du Deine Argumentation nicht ausschließlich darauf. Du sagst z.B. ...

zelig hat folgendes geschrieben:
Die Leiche müsste von den Befürwortern interpretiert werden. Von den Gegnern nicht.

... verschweigst dabei jedoch, dass "Tötung" bereits Deine Interpretation des Vorgangs ist. Du müsstest schon rational begründen können, warum Deine Interpretation "richtiger" ist, bevor Du behauptest, dass meine abweichende Interpretation ...

zelig hat folgendes geschrieben:
[...] nicht als Grundlage für die Erstellung allgemeiner Verhaltensnormen [geeignet sei].

_________________
Hard work often pays off after time, but laziness always pays off now.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
zelig
Kultürlich



Anmeldungsdatum: 31.03.2004
Beiträge: 25405

Beitrag(#651915) Verfasst am: 01.02.2007, 13:52    Titel: Antworten mit Zitat

@kolja
Die Identität der Körperatome spielt keine Rolle für mich. Das wäre eine lächerliche Position, die schon die alten Griechen überwunden haben. Aber ich verstehe, warum Du es nur so verstehen, bzw so darstellen kannst, als ginge es mir um Atome.
Mir ist bekannt, daß es ein "Mord ohne Leiche" geben kann, daß Du aber behauptest, es könne eine Leiche ohne Tod geben, finde ich verwunderlich.
Schade auch, daß Du auf wesentliche Punkte, wie zum Beispiel das Dilemma, in das der sich selbst Tötende sein Kopie und seine vormalige Umwelt stößt, gar nicht eingehst.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
kolja
der Typ im Maschinenraum
Betreiber



Anmeldungsdatum: 02.12.2004
Beiträge: 16631
Wohnort: NRW

Beitrag(#651949) Verfasst am: 01.02.2007, 15:39    Titel: Antworten mit Zitat

zelig hat folgendes geschrieben:
Die Identität der Körperatome spielt keine Rolle für mich. Das wäre eine lächerliche Position, die schon die alten Griechen überwunden haben. Aber ich verstehe, warum Du es nur so verstehen, bzw so darstellen kannst, als ginge es mir um Atome.

Du scheinst Dich wieder über mich zu ärgern, das tut mir leid, aber ich schrieb auch:

kolja hat folgendes geschrieben:
bzw. die bruchlos biologische Kausalkette

Damit habe ich doch Deine frühere Argumentation von hier wiedergegeben, oder?

zelig hat folgendes geschrieben:
[...] daß Du aber behauptest, es könne eine Leiche ohne Tod geben, finde ich verwunderlich.

Dass Dich das wundert, ist mir nicht entgangen, aber ich habe diese Position ja nun bereits einige Male begründet. Es bleibt dabei, dass "Tötung" eine mögliche Interpretation des Vorgangs ist, die zwar aus heutiger Sicht zwingend erscheinen mag, angesichts einer solchen Technologie aber nicht mehr zwingend wäre.

zelig hat folgendes geschrieben:
Schade auch, daß Du auf wesentliche Punkte, wie zum Beispiel das Dilemma, in das der sich selbst Tötende sein Kopie und seine vormalige Umwelt stößt, gar nicht eingehst.

Ich sähe für mich eher ein Problem, wenn Bekannte, Freunde und Familienangehörige mich plötzlich verstoßen würden. Wenn ich vorab wüsste, dass jemand so denkt, würde ich ihm wohl besser verschweigen, dass ich den Transporter benutzt habe. Was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß.
_________________
Hard work often pays off after time, but laziness always pays off now.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Kramer
postvisuell



Anmeldungsdatum: 01.08.2003
Beiträge: 30878

Beitrag(#651950) Verfasst am: 01.02.2007, 15:40    Titel: Antworten mit Zitat

kolja hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Dir geht es gar nicht um ethische Probleme dabei, sondern nur um die Frage, ob das Beamen überhaupt so funktionieren würde, richtig?

Ich denke auch, dass dies Kramers zentrales Problem ist. Er meint, er hätte ein "Ich", welches nur im Original wieder erwachen würde, während die Kopie ein neues "Ich" hätte (ein neuer Kramer) , welches aber nicht Kramers jetziges "Ich" wäre. Er sagt nämlich immer wieder: "Ich werde nicht die Kopie sein". Die Möglichkeit, dass das Original erwachen und sagen könnte: "Mist, ich bin ja gar nicht am Zielort, das ist nur eine Kopie von mir", sieht er dafür bereits als Beleg. Darum wird es für ihn zu einem ethischen Problem.


Warum muss das Original eigentlich erwachen? Welchen Sinn hat das? Wieso ist es so wichtig, dass das Original sein Bewusstsein verliert und sich ohnmächtig dem technischen Ablauf ausliefert? Wie kann man behaupten, dass das Beamen funktioniert, wenn es schon per Definition keinen einzigen Menschen geben wird, der es bewusst erlebt hat, der "dabei" war. Denn eines ist klar: Bei bewussten Menschen funktioniert Beamen nicht. Die bleiben einfach wo sie sind und schauen fröhlich ihrer Vernichtung entgegen.
_________________
Dieser Beitrag verwendet Cookies, um Dein Surferlebnis zu verbessern.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
zelig
Kultürlich



Anmeldungsdatum: 31.03.2004
Beiträge: 25405

Beitrag(#651996) Verfasst am: 01.02.2007, 17:21    Titel: Antworten mit Zitat

kolja hat folgendes geschrieben:
zelig hat folgendes geschrieben:
Die Identität der Körperatome spielt keine Rolle für mich. Das wäre eine lächerliche Position, die schon die alten Griechen überwunden haben. Aber ich verstehe, warum Du es nur so verstehen, bzw so darstellen kannst, als ginge es mir um Atome.

Du scheinst Dich wieder über mich zu ärgern, das tut mir leid

Nö. Heute noch nicht. ; )
Lass doch einfach mal die Interpretationen raus. Das behindert nur beim Gedankenaustausch.


kolja hat folgendes geschrieben:
aber ich schrieb auch:

kolja hat folgendes geschrieben:
bzw. die bruchlos biologische Kausalkette

Damit habe ich doch Deine frühere Argumentation von hier wiedergegeben, oder?


Nein. Leider nicht. Ich kann mit dieser Zerlegung überhaupt nichts anfangen. Ich sage die ganze Zeit, daß ich den Menschen nicht als die Summe seiner Einzelteile betrachte. Sondern daß man ihm nur gerecht wird, wenn man ihn sich vollständig, ganz, heile [Lachen] denkt (Stichwort Integrität). Ich finde es schon fast lustig, daß Du mich die ganze Zeit so interpretierst, obwohl Du derjenige bist, der Personen atomisierst.


kolja hat folgendes geschrieben:

zelig hat folgendes geschrieben:
[...] daß Du aber behauptest, es könne eine Leiche ohne Tod geben, finde ich verwunderlich.

Dass Dich das wundert, ist mir nicht entgangen, aber ich habe diese Position ja nun bereits einige Male begründet. Es bleibt dabei, dass "Tötung" eine mögliche Interpretation des Vorgangs ist, die zwar aus heutiger Sicht zwingend erscheinen mag, angesichts einer solchen Technologie aber nicht mehr zwingend wäre.


Verstehe ich nicht ganz. Du projizierst doch aus der Gegenwart in die Zukunft. Jetzt mal genau: Interpretierst Du den Übertritt vom lebendigen Zustand eines Körpers in den toten Zustand als sterben? Oder nicht? Ich meine, immerhin, bitte vergiss nicht, wir haben eine Leiche.

kolja hat folgendes geschrieben:
Ich sähe für mich eher ein Problem, wenn Bekannte, Freunde und Familienangehörige mich plötzlich verstoßen würden. Wenn ich vorab wüsste, dass jemand so denkt, würde ich ihm wohl besser verschweigen, dass ich den Transporter benutzt habe. Was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß.

Echt? Du würdest die Personen Deines Umfeldes im Unklaren darüber lassen, sodaß sie keine Möglichkeit hätte, mit Kenntnis der wahren Begebenheiten eine eigene Entscheidung zu fällen? Hm... erklärst Du mir das bitte? Ist das eine offene und aufgeklärte Position? Oder erkenne ich darin das Wollen von jemandem, der seine Interpretation der Wirklichkeit gegen die selbstbestimmten Interessen anderer durchziehen möchte? Ich hoffe nicht.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
kolja
der Typ im Maschinenraum
Betreiber



Anmeldungsdatum: 02.12.2004
Beiträge: 16631
Wohnort: NRW

Beitrag(#652029) Verfasst am: 01.02.2007, 18:18    Titel: Antworten mit Zitat

kolja hat folgendes geschrieben:
Damit ["bruchlos biologische Kausalkette"] habe ich doch Deine frühere Argumentation von hier wiedergegeben, oder?
zelig hat folgendes geschrieben:
Nein. Leider nicht. Ich sage die ganze Zeit, daß ich den Menschen nicht als die Summe seiner Einzelteile betrachte. Sondern daß man ihm nur gerecht wird, wenn man ihn sich vollständig, ganz, heile [...] denkt (Stichwort Integrität).

Ich bezog mich auf den drittletzten Absatz, Stichworte "höherer Grad an Diskontinuität", "zusätzliche [maschinelle] Transformation", usw. Das war einer der wenigen Teile Deiner Begründungen, in denen Du rational nachvollziehbare, faktische Unterschiede herausgearbeitet hast, darum konnte ich mich darauf beziehen.

Aussagen wie "das ganze ist mehr als die Summe seiner Teile" sind für mich erst mal nur philosophische Worthülsen. Wenn damit gemeint ist, dass komplexe Systeme neuartiges Verhalten hervorbringen stimme ich zu, aber wenn damit gemeint ist, dass dieses neuartige Verhalten prinzipiell nicht über das Zusammenspiel der Teile verstanden werden könnte, stimme ich nicht zu. Ich gehe mal davon aus, dass Du es im letzteren Sinne verwendest?

Und was Du damit meinst, dass man dem Menschen damit nicht gerecht würde, kann ich nicht nachvollziehen. Es geht doch nicht darum, einem Einzelnen unter die Nase zu reiben: "Du funktionierst so und so", und ihn damit als Persönlichkeit nicht ernst zu nehmen. Es geht nur um allgemeine Aussagen im Sinne von: "Menschen funktionieren so und so, daraus kann man dieses und jenes schlussfolgern".

zelig hat folgendes geschrieben:
Interpretierst Du den Übertritt vom lebendigen Zustand eines Körpers in den toten Zustand als sterben?

Das habe ich schon einige Male erklärt. "Sterben" nenne ich es, wenn ich mich mit der Erkenntnis konfrontiert sehe, dass auf meinen augenblicklichen Bewusstseinszustand keine weiteren kausalen Nachfolger mehr folgen werden, oder vereinfacht gesagt: "gleich schlafe ich ein und werde nicht mehr erwachen." Nach heutigem Stand muss ich davon ausgehen, dass dies bei Zerstörung meines Körpers zwangsläufig der Fall wäre.

zelig hat folgendes geschrieben:
Ich meine, immerhin, bitte vergiss nicht, wir haben eine Leiche.

Ich habe auch ein Verfahren angeboten, bei dem es keine Leiche gäbe ... zwinkern

Wie auch immer. Ich würde meinen früheren Körper vermutlich mit einer ähnlichen Beklemmung sehen, mit der ich heute ein früheres Bein von mir sehen würde, wenn man es durch eine Prothese ersetzt hätte. Bei dem Bein würde ich denken, "seltsames Gefühl, das war früher ein Teil von mir", aber ich würde nicht denken, "ein Teil von mir ist gestorben". Genauso würde ich nicht denken, dass ein früheres Ich gestorben wäre, wenn ich meinen Körper ausgewechselt hätte.

zelig hat folgendes geschrieben:
Oder erkenne ich darin das Wollen von jemandem, der seine Interpretation der Wirklichkeit gegen die selbstbestimmten Interessen anderer durchziehen möchte?

Seltsamer Vorwurf. Manche Gläubige würden z.B. denken, dass ich vom Teufel besessen bin, weil ich bestimmte Musik höre. Sie würden mir aus Angst davor aus dem Weg gehen. Wenn mir so jemand nicht sonderlich nahe steht, ich aber trotzdem gut mit ihm auskommen möchte, würde ich dieses Detail aus meinem Leben durchaus verschweigen. Fändest Du das etwa auch kritikwürdig? Muss ich jedem auf die Nase binden, welche schlimmen Eigenschaften ich aus Sicht seines Aberglaubens aufweise?

zelig hat folgendes geschrieben:
Du würdest die Personen Deines Umfeldes im Unklaren darüber lassen, so daß sie keine Möglichkeit hätte, mit Kenntnis der wahren Begebenheiten eine eigene Entscheidung zu fällen?

Kommt darauf an, wie nahe mir jemand steht. Meiner Frau und meinen Kindern gegenüber ist mir Ehrlichkeit extrem wichtig, aber die würden wohl auch nicht denken, ich wäre nicht mehr der gleiche Mensch. Würden sie es denken, dann müsste ich wohl abwägen, was mir wichtiger ist. Das wäre für mich aber auch nicht prinzipiell anders als in meinem Beispiel mit der teuflischen Musik.
_________________
Hard work often pays off after time, but laziness always pays off now.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Roter Ballon
Lifted



Anmeldungsdatum: 22.12.2006
Beiträge: 2631
Wohnort: München

Beitrag(#652262) Verfasst am: 01.02.2007, 23:09    Titel: Antworten mit Zitat

Wie wohl jede andere Ethikkommission ist auch diese hier von den Interessen einiger Lobbyisten geprägt.

***
A)
Ich hätte da zwar vorher noch einige én Detail Argumente, aber der Weg das Gedankenexperiment zu verkürzen ist wohl am vernünftigsten.

Wie dann auch für eine zukünftige Ethikkommisssion zuerst einige Grundsatzfragen geklärt sein müssen.
Da man in jedem Fall davon ausgehen kann, das jede Technik eine andauernde Fortentwicklung erfahren wird.

Bleibt dann nur die Verfahrensfrage, ab wann man für eine Beamtechnik eine Unbedenklichkeitserklärung abgeben will/kann oder ob das überhaupt jemals gestatten werden sollte.
Das können wir hier dann wohl mal versuchen.

*****
B)
Grundbedingung von mir:
Beamen ist ein rein technischer Vorgang - Ein Hokuspokus, rein aus der Imagination heraus ist unbrauchbar.
Kennzeichnend für einen technischen Vorgangs sind:
- mindestens ein Operator, im Idealfall der User selber.
- die Verwendung eines zweckgebundenen "Tools".
- ein zeitlich abgrenzbarer Prozeßablauf (Ressourcen/Energie abhängig)

*******
C)
Prozeßbeschreibung:
eine voll rechtsfähige Person wird(/soll) unabhängig von einer eigenen fortlaufenden Raum-Zeit gemacht (werden).

Zweck:
Ein verlustfreier Übertrag an eine beliebig wählbaren andere Raum-Zeit-Koordinate.

*********
D)
grunsätzliche Implikationen, die ich hier zu erkennen glaube.

Eine freigeborene und somit Einzigartige Person unterwirft sich in einer noch nie zuvor dagewesenen Weise absolut einem von Menschen gesteuerten technischem Prozeß.

Im Prozeßablauf gibt es mindestens einen Punkt, indem sich ein einzigartiges Individuum in einen von anderen Umständen kontrollierten Datenstrom wandelt.
Eine Art der Existenz die wegen seines technisch bedingten Verlaufs eben vollkommen manipulierbar ist.
Zum Übertrags-Zeitpunkt wird es auch eine Exitenzform geben die ein in der Raum-Zeit eingefrorenes Abbild des Individuums darstellt.
In der Konsequenz bedeutet dies aber dann auch, dass ein erstelltes Abbild, einerseits eine Sicherheit des Fortlebens garantiert, auf das immer wieder zurückgegriffen werden könnte, andrerseits dass man als Abbild kaum selber beeinflussen kann was mit einem Selbst geschieht.

Für mich ist Beamen dann immer eine Wägbarkeit, ob ich meine unabhängige Einzigartigkeit gegen den Fensterblick, die Möglichkeit eintausche, eine bis ins unendliche reproduzierbare technisch abhängige Existenzform zu werden. (ein faszinierender Ausblick Unsterblichkeit zu erfahren)

___________________
noch ca. 24h bis zum Mars Orbit
Vielleicht wäre es da noch erwähnenswert, das die Beam-Corp. lediglich über ein robotergesteuertes Habitat auf der Oberfläche verfügt, das nur ca. eine Woche die Lebenserhltung sicherstellen kann, danach kann der Assembler auch als Extractor dienen, um dann alle Marsimpressionen wieder zur Erde zurückgesendet werden. Um in den komatösen Körper rückübertragen, oder simpler ein neue "aktualisierte Kopie zusammnegsetzt

_________________
____________________
ertrage die Clowns!
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen   Drucker freundliche Ansicht    Freigeisterhaus Foren-Übersicht -> Wissenschaft und Technik Alle Zeiten sind GMT + 1 Stunde
Gehe zu Seite Zurück  1, 2, 3 ... 25, 26, 27, 28, 29, 30  Weiter
Seite 26 von 30

 
Gehe zu:  
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht mitmachen.



Impressum & Datenschutz


Powered by phpBB © 2001, 2005 phpBB Group