Zitat: |
„Die bereitliegenden reflektorischen Reaktionsbestände der Art müssen zentralnervös individuell situationsgerecht neu verknüpft werden, eine neuronale aktive Anpassung, die von einem Bewusstwerden in Form eines wenn auch noch so kursorischen Erlebnisses von Du- gegenüber Eigenwelt begleitet ist. An diesem kritischen Punkt plasmogenetischer Entwicklung, wo die gesteigerte Differenzierung der Art zu einer dem Schutz der Elterntiere anvertrauten ausgedehnten nachgeburtlichen Ontogenese der Brut geführt hat, wird also Bewusstsein seinsnotwendig. Damit ist aber Bewusstsein bei seinem anfänglichen Erscheinen in der Evolution der Tierwelt als eine Orientierungsfunktion im Dienste des Überindividuellen gekennzeichnet.“ |
Zitat: |
Bewusstseinsleben stellt danach einerseits das ordnende Erlebnis einer individuellen neuronalen aktiven Anpassung erbgebundener, neuronaler Reaktionssysteme dar, wobei es zu einem Ausbau neuronaler Komplexe auf der Ebene ihrer Verknüpfungen (Synapsen) kommt; andrerseits stellt das Bewusstseinsleben zugleich jenseits des individuell ordnenden Aspektes eine Anpassungsreaktion dar, die über das Individualleben hinauswirkt und in dieser überindividuellen Funktionsgemeinschaft den Bestand durchzusetzen vermag. |
Zitat: |
Vgl. hierzu das Gespräch zwischen Thomas Metzinger und Wolf Singer in Thomas Metzinger: Der Ego Tunnel. Eine neue Philosophie des Selbst. Von der Hirnforschung zur Bewusstseinsethik. Berlin: Berlin Verlag, 2009, S.102-109. „Untersuchungen zeigen, dass bei bewusster Wahrnehmung weit verteilte Regionen der Großhirnrinde vorübergehend exakt synchronisierte Hochfrequenz-Oszillationen aufweisen. […] Das legt die Vermutung nahe, dass Zugang zu Bewusstsein erfordert, dass eine hinreichend große Zahl von Verarbeitungsarealen – oder, anders ausgedrückt, eine hinreichende Zahl verteilter Berechnungen – durch Synchronisation gebunden wird und dass diese kohärenten Zustände über hinreichend lange Zeiträume aufrechterhalten werden.“. |
Zitat: |
„Die menschliche Sprachfähigkeit stellte primär für die Meme einen Selektionsvorteil dar, nicht für die Gene. Die Meme veränderten dann die Umwelt, in der die Gene selektiert wurden, und zwangen sie so, immer bessere memverbreitende Apparate zu bauen. Mit anderen Worten besteht die Funktion von Sprache darin, Meme zu verbreiten. […] eine Koevolution zwischen Memen und Genen [die] ein großes Gehirn hervorgebracht haben. [primär über die biologische Nützlichkeit der Imitation von Memen]“ |
Zitat: |
„Das ‚cartesianische Theater’ existiert nicht. […] Nach Dennett produziert das Gehirn ‚zahlreiche Entwürfe’ dessen, was passiert, während die Information durch das parallele Netzwerk fließt. Einer dieser Entwürfe ist die Geschichte, die wir uns selbst erzählen, einschließlich der Vorstellung, dass es einen Autor der Geschichte gibt oder einen Benutzer der virtuellen Gehirnmaschine. Dennett nennt dies die ‚gutartige Benutzerillusion’ (benign user illusion). Daher ist das möglicherweise alles, was wir sind: ein Zentrum narrativer Schwerkraft, eine Geschichte über ein beständiges selbst, das Dinge tut, Dinge fühlt und Entscheidungen trifft, eine gutartige Benutzerillusion. Und Illusionen haben keinen festen Platz.“
„Zusammenfassend kann man sagen, dass der Selbstplex [Memplex] nicht deshalb erfolgreicher ist, weil er wahr oder schön ist, und auch nicht, weil er unseren Genen hilft oder weil er uns glücklich macht. Er ist erfolgreich, weil die Meme, die hineingelangen [in das Gehirn/biologischer Organismus], uns (diese armen, überbeanspruchten physischen Systeme) dazu bringen, für ihre Verbreitung zu arbeiten. Was für ein cleverer Trick! Das ist der Grund, so vermute ich, warum wir alle unser Leben als Lüge [Benutzerillusion] leben, […] Die Meme haben uns dazu gebracht – weil ein ‚Selbst’ ihrer Replikation hilft.“ |
Zitat: |
„Bewusstsein ist ein ganz besonderes Phänomen, weil es Teil der Welt ist und gleichzeitig die Welt enthält. All unsere wissenschaftlichen Daten deuten drauf [sic!] hin, dass Bewusstsein Teil der physikalischen Welt und zugleich ein evolvierendes biologisches Phänomen ist. Bewusstes Erleben ist jedoch weit mehr als Physik plus Biologie – mehr als der Tanz eines fantastischen komplexen, rhythmischen Musters neuronaler Entladungen in unserem Gehirn. Das menschliche Bewusstsein unterscheidet sich von anderen biologischen evolvierten Phänomenen grundlegend dadurch, dass es eine Wirklichkeit dazu bringt, in sich selbst zu erscheine. Es erzeugt Innerlichkeit: Der Vorgang des Lebens ist sich seiner selbst bewusst geworden.“ |
Zitat: |
„[…] das, was wir erleben, […] ist, […] schlicht und einfach die neuronale Dynamik selbst?[!]“ |
Zitat: |
„Auch ohne in ein illusionäres kontrakausales Freiheitsszenarium abzugleiten, lässt sich, in Einklang mit dem psychologischen Determinismus der Motive, eine Selbststeuerung konzipieren, die ein reflexives Umgehen mit den eigenen Lebenszielen ermöglicht.
Wir können in der Tat vom übergeordneten Ziel der Lebensoptimierung her, unter Einsatz der uns von der Natur verliehenen Autonomie [praktische quasi-Handlungsfreiheit], über Verhaltensmuster nachdenken und dann dasjenige auswählen, das uns nach dieser Reflexion zum gelungenen Leben führt. Die menschliche Seele erlaubt eine Schichtung der Reflexionsniveaus, und diese Hierarchie der Ebenen des Denkens über sich selbst gestattet dann auch eine Wahl und eine Entscheidung. Unsere Handlungsfreiheit bezieht sich nicht nur auf den Umgang mit der externen Realität, sondern ebenso auch auf unser mentales Innenleben. Wir können mit uns selber sprechen und unter Ausnützung der hierarchischen Ordnungsstruktur der emotiven Beweggründe uns selber in Bezug auf unsere lebensdienlichen Handlungsmuster optimieren. Dazu wird keine akausale, der neurobiologischen Struktur unseres Gehirnes widersprechende Willensfreiheit gebraucht. Die kausal agierende Handlungsfreiheit reicht aus, uns, wenn wir es wünschen, in Richtung auf ein freudvolles gelungenes Leben zu programmieren.“ |
step hat folgendes geschrieben: |
Wenn ein Simulator sich beim Simulieren simuliert. |
Baldur hat folgendes geschrieben: |
Wo war nochmal dein letzter Thread, der eine ähnliche Länge hatt und in dem du etliche Links gesetzt hast. Denn wollte ich mir doch nochmal intensiv zu gemüte führen, weiß aber nicht mehr wo ich ihn finden kann. |
göttertod hat folgendes geschrieben: |
Der Begriff „Selbst“ wäre somit als Konzept nicht mehr als andere, ähnlich genutzte Begriffe wie „Gott“, „Freiheit“ oder „das Absolute“. Sie alle wären menschliche Konstrukte, die nicht über eine neuronale Struktursignatur hinausreichen. Sie wären neuronal entwickelte Kulturgüter, Theorien, kognitive Bausteine, Meme und Memplexe. |
göttertod hat folgendes geschrieben: |
Der Simulierende simuliert sich beim Simulieren selbst (10) ( (Benutzerillusion) – doch alles sind sich replizierende Meme im Dienste eines biologischen Selektionsvorteils. |
göttertod hat folgendes geschrieben: |
Diese Erkenntnisse gilt es zu nutzen und in die richtigen Bahnen zu lenken. |
göttertod hat folgendes geschrieben: |
Die Korrelate zeigen uns was auf der simulierten Theaterwelt, im simulierten Welt- und dem zugehörigen Eigenmodell bewusst ist. Was neben dem Scheinwerferlicht auf der Bühne ist existiert auch, aber es ist nicht bewusst. |
göttertod hat folgendes geschrieben: |
In solch einer Theorie zeigt sich mindestens eine Revolution des Menschenbildes, was aber keineswegs zu einer Abwertung des Menschen führt, sondern im Gegenteil, wie bereits dargelegt, zur eigentlichen Emanzipation des Menschen. |
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: |
Das kommt mir so unendlich absurd vor, ich kann gar nicht richtig ausdrücken, wie absurd. |
göttertod hat folgendes geschrieben: | ||
Rette dein idealistisches, dualistisches, epiphänomenales Heidegger-Husserl-Hegel-Bieri-Damasio-Searl-Eccles-etc.sonstwas-Weltbild woanders!!!!!!! |
Kival hat folgendes geschrieben: | ||||
Kritik ist nicht erwünscht? Na dann brauch ich es ja gar nicht erst lesen. |
göttertod hat folgendes geschrieben: |
und jetzt los ---- wo hackt's am meisten, was ist vielleicht nett? unausgereift? Ergänzungen, bessere Quellen/Theorien? (was bestimmt locker machbar ist) |
göttertod hat folgendes geschrieben: |
genau .... bitte ... bitte.... bitte meinen Text nicht lesen.... nicht lesen..... nicht lesen |
göttertod hat folgendes geschrieben: |
genau .... bitte ... bitte.... bitte meinen Text nicht lesen.... nicht lesen..... nicht lesen |
göttertod hat folgendes geschrieben: |
Ein netter Artikel mit thematischen Bezügen
Der Mensch denkt, das Gehirn lenkt |
ZEIT - Der Mensch denkt, das Gehirn lenkt hat folgendes geschrieben: |
Der Mensch denkt, das Gehirn lenkt
Ist die Seele nur eine Marionette des Gehirns? |
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | ||||
Ach ja, und übrigens das:
ist genau das, was ich oben meinte, das, was mir so absurd vorkommt, dieser da durchscheinende Dualismus: hier Mensch - da drüben Gehirn. Mein Gehirn und ich sind doch nicht so grundsätzlich verschiedene Entitäten, dass man sinnvoll sagen könnte, dass die eine die andere lenken könnte. Naja, zumindest nicht, wenn man Monist ist und das bin ich. Und der andere Fehler, der hier, (und leider auch allzu oft woanders, aber meist nur von denjenigen, die das dann anschließend als doof darstellen wollen und dann kräftig darauf einkloppen), gemacht wird, ist die implizite Behauptung, das Selbst sei mit dem Selbstmodell identisch. Aber das kann logischerweise nicht der Fall sein: wenn X ein Modell von Y ist, kann X nicht identisch mit Y sein. Die 1:1 Landkarte ist nicht das Gelände. Das erscheint mir trivial, keine Ahnung, wieso das dennoch so oft ernsthaft behauptet wird. |
Zitat: |
Das Geist-Körper-Problem dürfte sich für die physikalische Ontologie als das erweisen, was einst die Schwarzkörperstrahlung für die klassische Mechanik war: zunächst ein Ansporn, sie heldenhaft zu verteidigen, und dann der Auslöser ihrer endgültigen Überwindung. Allerdings vermute ich, dass die physikalische Ontologie noch länger heldenhaft verteidigt wird, zumal ihre Verfechter bezweifeln, dass ihre bewusstseinsgestützte Ablösung die gleiche mathematische Präzision oder eindrucksvolle Bandbreite erreichen würde wie die Physik.
[...] Doch vielleicht fällt das Geist-Körper-Problem gar nicht in die Domäne der Physik, da es dort an einer angemessenen Theorie dafür fehlt. Zwar könnten deren Vertreter argumentieren, dass wir dem intellektuell einfach noch nicht gewachsen sind – vielleicht auf die richtige Mutation warten müssen – und damit recht haben. Wenn wir aber das Bewusstsein für grundlegend halten, so geht es nicht mehr darum, den Geist aus der Materie, sondern diese aus dem Geist abzuleiten. Dies wäre im Prinzip der elementare Vorgang, da Materie, Felder und die Raumzeit allesamt zu den Bewusstseinsinhalten gehören. [...] Diese Auffassung umgeht keine wissenschaftlichen Methoden oder Ergebnisse, sondern baut sie in neuer Interpretation in ihren Rahmen ein. Man denke beispielsweise an die Suche nach den neuralen Korrelaten des Bewusstseins. Dieser heilige Gral der Physik sollte fortbestehen, auch wenn sich das Bewusstsein als grundlegend erweist, denn darin geht es ja um hilfreiche Untersuchungen unserer Benutzeroberfläche. Der Physiker stuft solche neuralen Korrelate als potentielle Ursachen des Bewusstseins ein. Wenn dieses jedoch als fundamental zu gelten hat, so bilden seine neuralen Korrelate ein Merkmal unserer Benutzeroberfläche, die zwar Bewusstseinsveränderungen entsprechen mögen, solche jedoch nicht hervorrufen können. |
göttertod hat folgendes geschrieben: |
Ein netter Artikel mit thematischen Bezügen
Der Mensch denkt, das Gehirn lenkt |
Zitat: |
- Mag sein, das ich nicht so wissenschaft-affin bin. Aber es ist doch ein alter Hut, dass der freie Wille nur begrenzt frei ist. Es langweilt mich.
- Also, warum haben wir keinen freien Willen, wenn unser Gehirn ganz frei sich für eine der Alternativen entscheidet? Da klingt doch nur die Melancholie der alten Philosophen durch... - Interessant, was hier als große Neuigkeit verkauft wird [...] Zustimmen kann ich Haynes insofern, als dass eine Trennung von Leib und Seele wohl nicht existiert. Genausowenig wie eine Trennung zwischen "Ich" und "Gehirn". Was soll das denn sein - nicht ich habe mich entschieden, sondern mein Gehirn? Ja, bin ICH denn etwas anderes? - Die Idee einer nicht stofflichen Seele ist ja inzwischen eher im Bereich der Märchenerzählung anzusiedeln. - Diese Trennung, welche nur das Bewusste als "Ich" wahrnimmt scheint mir sehr künstlich. - "Der Mensch denkt, das Gehirn lenkt"? Brrrr, wie kann man nur sowas schreiben? Wie katholisch muss man sein, um überrascht zu sein, dass es keinen Geist ohne Materie gibt? - Die Idee, ein Organ meines Körpers rein intellektuell vom Rest des Körpers oder von der Seele abzutrennen, ist total widersinnig. - Revolutionäre Erkenntnis...stellt die doch glatt unser Menschenbild auf den Kopf. Der freie Wille vielleicht eine Illusion? Was kommt als nächstes? Vielleicht gibt es Gott gar nicht? Vielleicht lebt der Weihnachtsmann gar nicht am Nordpol? - wie lange glaubt der Herr kann die Bevölkerung noch für dumm verkauft werden, zumal jeder Durchschnittsbürger schon weit aufgeklärter ist, als ihr der Verfasser zutraut? |
Zitat: |
- Wenn "mein Gehirn" eine Entscheidung trifft, dann treffe ich diese Entscheidung. Das Gehirn ist das Organ mit dem ich Entscheidungen treffe, und nicht irgendein Parasit, der an der Innenwand meines Schädels klebt und meinem "wahren Ich" (das da wäre? Das Fettgewebe meiner Plauze etwa?) Befehle erteilt. |
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: |
... dieser da durchscheinende Dualismus: hier Mensch - da drüben Gehirn. Mein Gehirn und ich sind doch nicht so grundsätzlich verschiedene Entitäten, dass man sinnvoll sagen könnte, dass die eine die andere lenken könnte. |
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: |
Und der andere Fehler, der hier ... gemacht wird, ist die implizite Behauptung, das Selbst sei mit dem Selbstmodell identisch. Aber das kann logischerweise nicht der Fall sein: wenn X ein Modell von Y ist, kann X nicht identisch mit Y sein. |
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | ||
Die Kommentare zu diesem Artikel sind übrigens ganz hübsch:
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Zitat: |
- Interessant, was hier als große Neuigkeit verkauft wird [...] Zustimmen kann ich Haynes insofern, als dass eine Trennung von Leib und Seele wohl nicht existiert. Genausowenig wie eine Trennung zwischen "Ich" und "Gehirn". Was soll das denn sein - nicht ich habe mich entschieden, sondern mein Gehirn? Ja, bin ICH denn etwas anderes? |
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | ||
und das möchte ich extra noch hervorheben, das fand ich extrafein:
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SZ vom 06.11.10 hat folgendes geschrieben: |
SZ: Wenn ich manche Neurobiologen richtig verstehe, besuche ich Sie hier in Ihrem Büro nicht aus freien Stücken, außerdem bilde ich mir nur ein, dass mein reales Ich anwesend ist.
Tretter: Mich wundert es nicht, dass es Menschen verstört, wenn Neurobiologen und Philosophen sagen, das Ich sei eine Illusion, es gebe keine Willensfreiheit, keine Seele und das Bewusstsein des eigenen Selbst sei irrelevant. Das beschädigt unser Selbstbild als geistiges Wesen. |
SZ vom 06.11.10 hat folgendes geschrieben: |
Tretter: ... benötigen wir in der klinischen Psychologie und Psychiatrie das Konstrukt eines Kern-Ichs als Operator ..., obwohl wir es mit bildgebenden Verfahren nicht entdecken können ... |
SZ vom 06.11.10 hat folgendes geschrieben: |
Tretter: ... ist noch nicht mal klar, was mit Gehirn eigentlich gemeint ist: auch das Kleinhirn, die Hirnnerven, ohne Rückenmark? Nur die Nervenzellen, oder auch die Gliazellen? Gehört das Stickoxid dazu, der Sauerstoff, die Glukose? Ohne diese Zutaten ist kein Geist möglich. |
SZ vom 06.11.10 hat folgendes geschrieben: |
Tretter: Ist meine Seele das Ensemble von elektrischen Erregungen? |
SZ vom 06.11.10 hat folgendes geschrieben: |
Tretter: Ich bin mir tatsächlich nicht sicher, ob sich alle psychischen Phänomene vollständig auf Gehirnzustände reduzieren lassen.
SZ: Plädieren Sie etwa für eine Wiederbelebung des Dualismus, also die Vorstellung, der Geist existiere unabhängig von der Materie? Tretter: Ich glaube nicht, dass wir die psychologischen Kategorien durch neurobiologische ausreichend ersetzen können. |
SZ vom 06.11.10 hat folgendes geschrieben: |
Tretter: Wir brauchen in der Praxis den methodologischen Dualismus. |
SZ vom 06.11.10 hat folgendes geschrieben: |
Tretter: Wie kann ich bei einem System mit 100 Milliarden Nervenzellen, die miteinander interagieren, ernsthaft einen Determinismus postulieren? Feedback-Loops führen bereits bei simplen Maschinen dazu, dass faktisch keine Regelmäßigkeit mehr erkennbar ist. Dennoch äußern Neurobiologen gar keine Zweifel, und der Laie denkt, aha, wir Menschen sind also willenlose Maschinen. |
SZ vom 06.11.10 hat folgendes geschrieben: |
Tretter: In der Biologie und der Medizin komme ich aber ohne das Konstrukt der Selbstbestimmung nicht aus: Ich kann meine Patienten nicht so behandeln, als seien sie konditionierte Automaten. Ich muss davon ausgehen, dass sie aus Einsicht Hemm-Mechanismen gegenüber ihrer Sucht aufbauen können. |
SZ vom 06.11.10 hat folgendes geschrieben: |
Tretter: Nehmen Sie zum Beispiel einen Suchtkranken, der gelernt hat, seine Stimmung mit Alkohol zu modulieren. ... Der normale Suchtkranke schwört nach einem Absturz vielleicht: Ich trinke nie wieder! Kybernetisch interpretiert, ist das ein Sollwert mit einem sehr hohen Gewicht, der lebenslanges Commitment bedeutet und schwer einzuhalten ist. Die Anonymen Alkoholiker haben da mehr Lebenserfahrung. Die sagen nur: Heute trinke ich nichts. Wenn sie dann rückfällig werden, bekommen sie nicht diese Katastrophengefühle. Das ist die bessere, weil gestufte Strategie. |
SZ vom 06.11.10 hat folgendes geschrieben: |
Tretter: Diese Beispiele zeigen die Art des Denkens. In der Schizophrenie-Forschung etwa arbeiten wir bereits mit Simulationen bis hin zur molekularen Ebene. Wir fragen uns, was für Konsequenzen die chaotischen Fluktuationen in den Zellen für die hormonellen Schaltkreise im Stammhirn haben? ... |
SZ vom 06.11.10 hat folgendes geschrieben: |
SZ: Glauben Sie, dass wir unser Gehirn eines Tages verstehen werden?
Tretter: Es könnte ähnlich werden wie in der Physik: Wir werden dieses komplexe System vielleicht mathematisch beschreiben können, aber vermutlich nicht mit unserer Anschauung verstehen. |
step hat folgendes geschrieben: | ||
[...]
Das liegt, wie Tretter selbst weiß, am Determinismusbegriff. Physikalischer Determinismus bedeutet nicht Berechenbarkeit. Zudem ist sein Argument gerade in seinem Fachbereich fragwürdig, da Therapien ja nur aufgrund berechenbarer Reaktionen funktionieren. |
zelig hat folgendes geschrieben: | ||||
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step hat folgendes geschrieben: | ||||||
Darauf bin ich ja kurz eingegangen. Hier nchmal anders ausgedrückt: "Selbststeuerung" bedeutet ja - gerade im von Tretter favorisierten kybernetischen Ansatz - erstmal nicht mehr, als daß die Steuerung über komplexere Zwischenstufen geschieht. Z.B. wird nicht ein Verhalten direkt induziert, sondern es wird eine Präferenz induziert (trocken zu werden), die dann wiederum kausale Folgen in de Handlungssteuerung hat bzw. haben soll. Was Tretter also idZ als "Selbststeuerung" bezeichnet, eignet sich in keinster Weise als Argument gegen die wesentliche Reduzierbarkeit menschlicher Entscheidungen auf neuronale Vorgänge. |
zelig hat folgendes geschrieben: |
Das ist eine philosophische Diskussion. Und dorthin plaziert er sie ja auch, wenn er eine interdiszipliäre Diskussion fordert. Im Gegensatz zu den Hirnforschern, die behaupten, Fragen der Willensfreiheit sei einzig Teil ihres Metiers. |
step hat folgendes geschrieben: | ||
Naja. Die Hirnforscher und Physiker können innerhalb ihres Metiers u.a. behaupten und belegen, daß die Abläufe bei Entscheidungen komplett kausal/deterministisch sind (mit oder det. Chaos).[...] |
zelig hat folgendes geschrieben: | ||||
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step hat folgendes geschrieben: | ||||||
Beides: Ich würde sagen, dazu reichen schon die Physiker aus, da also "können". Bei den genauen neuronalen Mechanismen braucht man die Hirnforscher, bei denen gilt im Moment eher "könnten", zumindest bei komplexeren Vorgängen sind sie ja noch nicht wirklich weit. Es ging ja hier v.a. darum, in wessen Metier das fällt. |
zelig hat folgendes geschrieben: |
Auch Physiker können es nicht. Oder? Sie erheben nur den Anspruch es theoretisch zu können. ... |
step hat folgendes geschrieben: | ||
Dieser Dualismusvorwurf konstruiert sich mE letztlich aus der umgangssprachlichen Selbstverständlichkeit, von "ich" usw. zu reden, obwohl das eigentlich falsch ist. |
step hat folgendes geschrieben: | ||
Auch hier: Das "selbst" im Ausdruck "Selbstmodell" ist nicht "das Selbst" (was ist das?), sondern bezeichnet eine Referenz: Das Gehirn produziert ein Modell von der Welt, von dem es tragenden Körper usw. Es schaut sich beim Modellieren zu, bildet eine Ich-Illusion usw. - selbstverständlich sind Ich-Illusion und Gehirn nicht identisch. |
Eddy Nahmias :: Home Page hat folgendes geschrieben: |
I have conducted experimental philosophy research with several graduate students at FSU and GSU. Our studies suggest that most ordinary people do not take determinism, properly understood, to be incompatible with free will and moral responsibility. Rather, people take determinism to be threatening when they misinterpret it to entail reductionism, epiphenomenalism, or fatalism. In these papers, we also discuss the role such data should play in the philosophical debates. In the “Research” section on the left side of this website, see, for instance, “Experimental Philosophy on Free Will: An Error Theory for Incompatibilist Intuitions” (with Dylan Murray), “Free Will, Moral Responsibility, and Mechanism: Experiments on Folk Intuitions” (with Trevor Kvaran and Justin Coates), and with Thomas Nadelhoffer, Jason Turner, and Stephen Morris: “Is Incompatibilism Intuitive?”, “Surveying Freedom,” and “The Phenomenology of Free Will.” In “The Past and Future of Experimental Philosophy” Thomas Nadelhoffer and I classify various projects of experimental philosophy and defend the methodology against objections. |
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | ||
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AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: |
... Extrem kurz zusammengefasst: es gibt drei unterschiedliche Konzepte vom Selbst:
1. Das Köperkonzept ("ich bin mein Körper") 2. Das psychologische Konzept ("ich bin meine Erinnerungen, Weltanschauung, Überlegungen etc.") 3. Das externe Konzept ("ich bin nicht Gedanken, ich bin nicht Handlung, ich bin nicht Gefühle, ich bin etwas, das denkt, handelt und fühlt") Diese drei Konzepte schließen sich nun aber nicht aus, sondern werden, je nach Kontext, (die Autoren nennen es 'zoom-in' und 'zoom-out'), von ein- und derselben Person angewendet. |
Zitat: |
Compatibilists have emphasized that determinism does not mean or entail that all events are inevitable, in the sense that they will happen no matter what we decide or try to do. They point out that determinism does not render our beliefs, desires, deliberations, or decisions causally impotent. Quite the contrary. So long as our mental states are part of the deterministic sequence of events, they play a crucial role in determining what will happen. |
step hat folgendes geschrieben: | ||
Vorab: Es geht mir hier nicht um den sozialen Begriff der Person. Es ist durchaus sinnvoll, in gewissen Kontexten von "Personen" zu sprechen und darunter etwa einen sozialen Agenten zu verstehen, also i.a. einen Organismus mit Bewußtsein, sozialem und präferentiellem Kontext usw. |
step hat folgendes geschrieben: |
Natürlich kann man sagen: "Das Modell modelliert ja etwas, und das existiert". Das ist richtig, und was da (hyp.) existiert, ist eben das Gehirn, der Körper, die Welt usw. |
step hat folgendes geschrieben: |
Und man kann auch (wie Du, wenn ich nicht irre) behaupten, diese Vorstellung hätten die meisten Menschen aber gar nicht. Nun ich meine, daß (fast) jeder sie hat, sogar ich in den meisten Momenten. |
step hat folgendes geschrieben: |
Ich meine, daß die meisten Leute sich keine Gedanken über die Kompatibilität machen. Je nachdem wie man fragt und wie man Freierwille definiert, deutet man ihre Antworten dann als komp. oder inkomp. Sie sind (evtl. auch mangels physikalischer Bildung) eher keine Deterministen sind und verwechseln zudem, ebenfalls mangels physikalischer Bildung, Determinsmus mit Fatalismus oder mindestens mit dem Laplace-Dämon. |
step hat folgendes geschrieben: |
Die meisten Leute in meinem weiteren Umfeld zumindest sind also mE noch Libertarier, insbesondere fast sämtliche mir bekannten christlichen Gläubigen. Sie meinen, daß der Determinismus falsch ist und es in bestimmten Situationen zwei physikalisch mögliche Zukünfte gibt, zwischen denen ein (zuweilen) autonomer Agent wählen kann, auf diese Weise grob gesagt rechtschaffen oder sündig handelt und somit auch moralisch verantwortlich ist, sei es der Gesellschaft oder Gott gegenüber. |
step hat folgendes geschrieben: | ||
Ja, wie bei einem Schachprogramm, da spielt der Algorhithmus auch eine "entscheidende Rolle" bei der "Determination, was geschehen wird". Wäre mal interssant, ob die Leute da immer noch als "frei" bezeichnen würden. |
Zitat: |
Als wichtigste Prinzipien sind hier die Kausalität und die Falsifizierung zu nennen, ohne die ein konsistentes, nutzbringendes und objektiv ‚wahres’ (wenn man den Begriff hier als Näherungswahrheit begreift) Selbst- und Weltmodel auf Basis von Theorien nicht zu bilden wäre. |
Zitat: |
Ein in sich geschlossenes und gänzlich kausales, materialistisches Erklärungssystem der Welt bietet der Reduktionismus. Er zeichnet sich aus durch sein Postulat, dass alle Zustände in der Wirklichkeit auf die Materie zurückzuführen sind, ausdrücklich auch mentale Bewusstseinszustände. Auf immaterielle Entitäten und Indeterminismus wird im Reduktionismus völlig verzichtet. Somit findet sich hier die Theorie, dass sich die Soziologie durch die Psychologie erklären lässt, die Psychologie durch die Biologie (Neurobiologie/-wissenschaften), die Biologie durch die Chemie und die Chemie durch die Physik. |
Zitat: |
Der philosophische Naturalismus erfasse „das Wesen des Bewusstseins“ durch die Frage: „Wann in der viele Jahrmillionen währenden Entwicklung des Lebendigen auf dieser Erde wird Bewusstsein seinsnotwendig?“.
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