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Gebete für Agnostiker und Atheisten
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beachbernie
male Person of Age and without Color



Anmeldungsdatum: 16.04.2006
Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii

Beitrag(#1003659) Verfasst am: 19.05.2008, 21:56    Titel: Antworten mit Zitat

atheist666 hat folgendes geschrieben:
Ich glaube an Donald Duck !


Und ich an die Pekingente....
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Defund the gender police!! Let's Rock
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DieNeueMitte
Ohne eigene Schuld umlautfrei



Anmeldungsdatum: 14.06.2007
Beiträge: 850
Wohnort: Southampton

Beitrag(#1003706) Verfasst am: 19.05.2008, 22:31    Titel: Antworten mit Zitat

Rasmus hat folgendes geschrieben:

"Beten" hat nunmal eine andere und speziellere Bedeutung als "meditieren" oder "reden".

Ich habe nach wie vor nichts gesehen was erklären würden, wie Atheisten überhaupt beten sollten, zu wem oder was und wieso.


Das sehe ich ein, ich habe ja nur versucht den einen Aspekt, der mir am Beten gefällt herauszustellen.
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Lieber ständig übermüdet als ständig überwacht!

Center or Centrist: Your own political position, regardless of where you are outside the fora. This position is, of course, the voice of sweet reason and compromise.
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Mai
Freigeist



Anmeldungsdatum: 06.09.2005
Beiträge: 876
Wohnort: zu Hause

Beitrag(#1003981) Verfasst am: 20.05.2008, 12:19    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
… Gebete …

- Einen Mathematik-Professor hörte ich einmal sagen: „Beten Sie, beten Sie. Es nützt zwar nichts, aber es schadet auch nicht.“

Jeder redet so, wie er die Dinge versteht.

- Kürzlich fand ich in einem Buch die Geschichte einer Frau, die darum betete von ihrem Krebs befreit zu werden.
Der Kinderarzt Dr. Melvin Morse hat die Geschichte im Rahmen eines zehnjährigen NTE-Forschungsprojekts aufgeschrieben:

Zitat:
»Ich war in einem nie zuvor erlebten Zustand tiefster Depression und Verzweiflung.
Zwei Nächte vor der Operation wurde ich durch ein helles Licht, das mir in die Augen schien, aus dem Schlaf gerissen. Ich machte die Augen auf und sah eine große Lichtkugel etwa anderthalb Meter vor mir schweben. Das Licht in ihr rotierte langsam von links nach rechts. Diese Kugel sprach mich an: ’Du hast doch nicht etwa Angst?’

Der Anblick dieses Lichts machte mich furchtlos, ja in mir war ein ganz unglaublicher Friede, wie ich ihn noch nie gekannt hatte. Wer auch immer da mit mir sprach, wußte um all meine Probleme und Ängste. Aller seelische Druck fiel von mir ab.

Plötzlich ging das Licht durch mich hindurch. Es prallte nicht an mir ab und wurde zurückgeworfen oder so was. Es ging direkt durch mich hindurch. Und dabei erfüllte es mich mit einer bedingungslosen Liebe, die so vollkommen und stark war, daß ich eigentlich neue Worte erfinden müßte, um sie zu beschreiben.

Ich bat darum, von meinem Krebs befreit zu werden. Ich betete tatsächlich. Und das Licht sagte zu mir, daß das, was wir für ein Gebet halten, eher ein Sichbeklagen ist und daß wir häufig für etwas bestraft werden wollen, was wir in Zukunft gleich wieder tun werden.

Es forderte mich auf, an meinen schlimmsten Feind zu denken, und das machte ich. Dann sagte es, ich sollte meinem schlimmsten Feind alles Licht in mir schicken. Das tat ich, und da schoß plötzlich Licht aus mir hervor und kam wieder zurück, als wäre es von einem Spiegel reflektiert worden. Ich wurde mir jeder Zelle meines Körpers bewußt. Ich konnte jede Körperzelle sehen. Es war der Klang und der Anblick des Lichts, das aus meinem Sein strömte. Ich weinte und lachte und zitterte, versuchte ruhig zu werden und tief Luft zu holen. Als ich mich schließlich wieder gefangen hatte, meinte das Licht: ‚Jetzt hast du das erste Mal in deinem Leben gebetet.’« [Janet (39 Jahre)]

Dieses Lichterlebnis fasziniert mich aus mehreren Gründen. Zuallererst deshalb, weil Janets Krebs verschwand. Und es ist außergewöhnlich selten, daß ein Basalzellkarzinom [eine Form von Hautkrebs] einfach verschwindet. … Dr. Melvin Morse (Kinderarzt)

Aus „Verwandelt vom Licht“ von Melvin Morse und Paul Perry, Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf., München, 1994, ISBN 3-426-86046-5, Seite 198

- Wie kann man die Lichterscheinung der Janet deuten?
Bei Vivekananda findet man folgende Interpretation:

Zitat:
„Dein eigener Wille ist das einzige, was auf deine Gebete antwortet; aber er erscheint jedem Geist in der Verkleidung verschiedener religiöser Vorstellungen. Wir mögen ihn Buddha, Jesus, Krishna, Jehovah, Allah, Agni nennen; aber er ist stets das Selbst, das Ich.“ [das höhere Selbst, nicht das Ego]
Swami Vivekananda (1863-1902, am 2.8.1895 in USA)

Aus „Gespräche auf den Tausend Inseln“ von Swami Vivekananda, Rascher Verlag, Zürich, 1944, Seite 199

- Die Atheistin Beverly Brodsky hatte einen schweren Motoradunfall. Aufgrund ihrer schwierigen Lage betete sie und erhielt daraufhin eine Vision,
eine Lichterscheinung, mit der sie kommunizieren konnte und die eine große Hilfe für sie bedeutete.

Damit will ich folgendes sagen: die Qualität des Gebets spielt eine große Rolle.
Der Mensch kann sich an den minderwertigen Gebeten orientieren und die bessere Qualität ignorieren.
Der Mensch kann auch die bessere Qualität der Gebete zur Kenntnis nehmen und muß mindere Qualität nicht überbewerten.
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Mai
Freigeist



Anmeldungsdatum: 06.09.2005
Beiträge: 876
Wohnort: zu Hause

Beitrag(#1004057) Verfasst am: 20.05.2008, 13:28    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
… Gebete …

Ich analysiere und spekuliere mal ein bisschen:
Gebete, Erwartungshaltungen, Meditationen, NTEs, u.a. führen manchmal zu Lichtvisionen.

Howard Storm deutet seine Lichtvision als Gott. http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?p=1002799#1002799
Janet gibt ihrer Lichtvision keinen Namen. http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?p=1003981#1003981
Der Hitzkopf Paulus bezeichnet seine Lichtvision als Christus.
Vielleicht hatte ein Römer eine Lichtvision und nannte sie Jupiter.
Vielleicht hatte ein Germane eine Lichtvision bezeichnete sie als Wotan.
Wäre ich ein engstirniger Evangelikaler würde ich meine Lichtvision Jesus nennen.
usw.

Vivekananda bezeichnet das Ergebnis unserer Gebete (z.B. Lichtvisionen) als unseren eigenen Willen
und spricht von Buddha, Jesus, Krishna, Jehovah, Allah, Agni und unserem höheren Selbst.

Das Ergebnis eines Gebetes, z.B. eine Lichtvision kann wunderschön sein,
aber es ist auch gleichzeitig ein persönliches Produkt.

Wenn der Mensch wollte, könnte er ein Forschungsprojekt durchführen
und 10 oder 100 oder 1000 Gebetsergebnisse und Lichtvisionen sammeln und analysieren.
_________________
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Effô Tisetti
Königsblau bis in den Tod



Anmeldungsdatum: 18.09.2003
Beiträge: 9920
Wohnort: 75

Beitrag(#1004087) Verfasst am: 20.05.2008, 13:53    Titel: Antworten mit Zitat

Mai hat folgendes geschrieben:

Howard Storm deutet seine Lichtvision als Gott. http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?p=1002799#1002799
Janet gibt ihrer Lichtvision keinen Namen. http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?p=1003981#1003981
Der Hitzkopf Paulus bezeichnet seine Lichtvision als Christus.
Vielleicht hatte ein Römer eine Lichtvision und nannte sie Jupiter.
Vielleicht hatte ein Germane eine Lichtvision bezeichnete sie als Wotan.
Wäre ich ein engstirniger Evangelikaler würde ich meine Lichtvision Jesus nennen.
usw.


Manche bleiben auch clean oder gehen - wenn sie trotzdem "Lichtvisionen" haben - wegen Verdachts auf Schläfenlappenepilepsie zum Neurologen. Schulterzucken
_________________
"Die einfache Formel: Jesus ist stärker! hilft Menschen, sich aus der Fixierung völlig irrationaler Wertesysteme zu lösen."
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Dominik
...



Anmeldungsdatum: 16.10.2004
Beiträge: 1341
Wohnort: Deutschland

Beitrag(#1004103) Verfasst am: 20.05.2008, 14:15    Titel: Antworten mit Zitat

es geht doch nicht um lichterscheinungen und derartigen humbug. es geht um zeitgemäse projektionsflächen für sehnsüchte und wünsche. ein gutes symbol aus dem mittelalter: mensch mit offenem buch stellt die weisheit dar. mensch mit geschlossenem buch das unbekannte wissen.
_________________
"Die Kritik der Religion ist die Voraussetzung aller Kritik" Karl Marx (Ebd., MEW 1:378)
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Spiritus
Sternenstaub auf verfaulendem Laub



Anmeldungsdatum: 03.04.2004
Beiträge: 605
Wohnort: Münsterland

Beitrag(#1004121) Verfasst am: 20.05.2008, 14:51    Titel: Antworten mit Zitat

Beten - warum???
Gebete - wozu???
Wo ist der Sinn??
Ich sehe keinen und brauche keine Gebete.
Wenn ich die zulasse, bin ich da von wo aus ich weg wollte - beim/vom Aberglauben!

Spiritus
_________________
Semper fidelis!
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Mai
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Anmeldungsdatum: 06.09.2005
Beiträge: 876
Wohnort: zu Hause

Beitrag(#1007793) Verfasst am: 25.05.2008, 20:07    Titel: Antworten mit Zitat

Schalker hat folgendes geschrieben:
Mai hat folgendes geschrieben:

Howard Storm deutet seine Lichtvision als Gott. http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?p=1002799#1002799
Janet gibt ihrer Lichtvision keinen Namen. http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?p=1003981#1003981
Der Hitzkopf Paulus bezeichnet seine Lichtvision als Christus.
Vielleicht hatte ein Römer eine Lichtvision und nannte sie Jupiter.
Vielleicht hatte ein Germane eine Lichtvision bezeichnete sie als Wotan.
usw.

Manche bleiben auch clean oder gehen - wenn sie trotzdem "Lichtvisionen" haben - wegen Verdachts auf Schläfenlappenepilepsie zum Neurologen. Schulterzucken

Ich überlasse es Dir Beispiele zu nennen.

Die Menschenwelt ist vielfältig.
Manche Menschen mögen Licht, andere sind lichtscheu.

Der Atheist Howard Storm und die 'religionsfreie' Janet hielten es nicht für nötig zum Neurologen zu gehen.
Warum sollte Janet, die durch Gebet und Lichtvision ihren Krebs loswurde ihre Erfahrung als Epilepsie bewerten und zum Neurologen laufen? skeptisch
_________________
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Mai
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Anmeldungsdatum: 06.09.2005
Beiträge: 876
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Beitrag(#1007829) Verfasst am: 25.05.2008, 20:52    Titel: Antworten mit Zitat

Dominik hat folgendes geschrieben:
es geht doch nicht um lichterscheinungen und derartigen humbug. ...

Ich bin nicht daran schuld, daß manche Gebete als Ergebnis eine Lichtvision zur Folge haben.
Ich würde auch nicht von vornherein jede Lichterfahrung als Humbug bezeichnen.

Viele Christen funktionieren nach dem Schema:
BibelJesusKirche ist die totale Wahrheit, alles andere ist minderwertig.
Diesen Fehler bzw. diese beschränkte Auffassung möchte ich nicht mitmachen.

Persönlich bete ich nicht, aber mich interessieren Gebete, die mir glaubwürdig erscheinen.

Ich gehe gerne von Fakten aus.
Da Du keine Lichtvisionen magst, bringe ich hier ein Gebet mit einem anderen Ergebnis:

Girish Chandra Ghosh (1844-1912) war ein bekannter indischer Dramatiker und Schauspieler. Er war Atheist und ein sehr emotioneller und impulsiver Typ. Hier eine kleine Begebenheit aus seinem Leben, die sich in den 1870er Jahren abgespielt hat:

Zitat:
Als er einmal mit Freunden einen Spaziergang machte, sprang er in einer ungestümen Laune in eine tiefe Schlucht; jeder Versuch, wieder herauszuklettern, schlug fehl, und ebenso alle Versuche seiner Freunde, ihm herauszuhelfen.

Schließlich erklärte einer von ihnen: "Jetzt sind wir in einer wirklich schlimmen Situation. Du bist ein Atheist, dennoch kann dir nun niemand helfen außer Gott. Laßt uns gemeinsam beten."

Rückhaltlos schloß der Atheist Girish sich dem Gebet an — und fand schließlich einen Ausweg. Wieder in Sicherheit, sagte er: "Heute habe ich aus Furcht zu Gott gebetet. Sollte ich mich jemals wieder an IHN wenden, dann aus Liebe, andernfalls werde ich — und sollte es mein Leben kosten — nicht wieder zu IHM beten."

Aus „Ramakrishna 1836 1886 1986“ übersetzt, bearbeitet und zusammengestellt von Cilli Kubesch, Vedanta-Zentrum Wiesbaden, 1886, Seite 93

Mich interessieren Gebete von Atheisten in Extrem-Situationen. Neutral
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Mai
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Anmeldungsdatum: 06.09.2005
Beiträge: 876
Wohnort: zu Hause

Beitrag(#1008171) Verfasst am: 26.05.2008, 14:00    Titel: Antworten mit Zitat

Dominik hat folgendes geschrieben:
Gebete für Agnostiker und Atheisten

Dominik hat folgendes geschrieben:
Weils einfach notwendig ist. …

Dominik hat folgendes geschrieben:
es geht doch nicht um lichterscheinungen und derartigen humbug. …


Genau genommen kann man das Gebet des Howard Storm http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?p=1002799#1002799 als notwendig betrachten.
Zumindest sieht es vom Standpunkt Storms so aus.
Über die Lichterscheinung hat er sich nicht beklagt.

Genau genommen kann man auch das Gebet von Janet http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?p=1003981#1003981 als notwendig betrachten.
Janet erlebte die Wirkung ihres Gebetes, einschließlich ihrer Lichterscheinung als so hilfreich,
daß ihr Hautkrebs verschwand.

Aus diesen Gründen würde ich die Lichtvisionen des Atheisten Storm und der Janet,
deren Religion nicht angegeben war, nicht als Humbug bewerten.

Da Du Visionen nicht magst, bringe ich hier ein weiteres Gebet ohne Lichterscheinung.
Es handelt sich um das Gebet der Atheistin und Chinesin Jenny,
passend zu Deiner Aussage „Weils einfach notwendig ist.“

Jenny betet für die Atheistin Jenny:
Zitat:
Das Auto, das gemächlich den Monterey Boulevard entlangfuhr, schwenkte plötzlich in die Auffahrt zum Highway No. 1 ein und fuhr mit rasender Geschwindigkeit aus der Stadt heraus und in die Nacht hinein. Der Fahrer, Lee, ein 4ojähriger Soldat aus Südvietnam, wandte sich an seinen weiblichen Fahrgast, eine 20jährige Studentin aus Peking. »Ich habe ein Gewehr«, sagte er. »Tu, was ich dir sage, sonst bring' ich dich um!«

Lee war Aushilfskellner in dem chinesischen Restaurant, wo Jenny als Kellnerin arbeitete. Abends wurde sie immer von einem ihrer Arbeitskollegen nach Hause gefahren. Aber Lee, der ihr diesmal angeboten hatte, sie mitzunehmen, hatte etwas anderes vor. Entsetzt betrachtete Jenny ihren Entführer, dessen Gesicht von den Lämpchen des Armaturenbretts hell erleuchtet war. In seinem linken Auge lag ein irres Funkeln; an der Stelle des rechten Auges gähnte nur noch eine leere Höhle, ein Schlitz aus rosafarbenem Fleisch. Er hatte das Auge im Krieg verloren.

Wieder sprach Lee. Seine Stimme klang schroff. »Ich werde dich vergewaltigen und dann auf einem Feld absetzen. Wenn dir dein Leben lieb ist, tu alles, was ich will.«

Jenny war in der Hoffnung auf ein neues Leben nach Amerika gekommen. Doch in dieser finsteren Nacht sah es so aus, als könnte sie den Rest ihres Lebens in Minuten abzählen, während Lees Wagen die pechschwarze Landstraße entlang brauste.

»Ich will nicht sterben!« murmelte sie. Tränen stiegen ihr in die Augen.

Verzweifelt suchte sie nach einem Ausweg. Ihr war klar, daß sie es mit diesem kampferfahrenen Kriegsveteranen nicht aufnehmen konnte. Also blickte sie zur Tür und überlegte, ob sie aus dem Auto springen könnte; doch bei dieser Geschwindigkeit würde sie den Sturz aus dem Wagen sicher nicht überleben.

Lee bemerkte ihren Blick. »Du kannst die Tür nicht aufmachen. Die ist automatisch verriegelt!« brüllte er.

Jenny war noch nicht oft Auto gefahren und wußte nicht, ob sie ihm glauben sollte oder nicht. Da kam ihr seltsamerweise ein kleines Erlebnis in den Sinn, das sie eine Woche zuvor gehabt hatte. Jenny, die immer noch mit der englischen Sprache zu kämpfen hatte, in zwei verschiedenen Jobs arbeitete, ihre Familie vermißte und sich in Amerika völlig fehl am Platz fühlte, muß man ihre Traurigkeit wohl angesehen haben, denn eine junge Frau, die sie im Restaurant bediente, sagte ihr zum Abschied: »Sie sehen unglücklich aus - sie sollten einmal versuchen zu beten. Es hilft!«

Jenny wußte mit diesem weltverbesserischen Gerede nichts anzufangen; es ärgerte sie nur. Ein großzügiges Trinkgeld wäre ihr lieber gewesen. Was nützte es, abergläubische Worte vor sich hin zu murmeln und zu hoffen, daß irgendein imaginärer Gott sie hörte? In China hatte sie von der Kommunistischen Partei gelernt, daß religiöse Menschen schwach und ängstlich sind - geistige Krüppel, die an Märchen glauben. Genau wie Karl Marx war sie überzeugt davon, daß Religion nichts weiter war als Opium für das Volk.

Doch nun, da sie in halsbrecherischem Tempo über die Landstraße raste, entführt von einem gefährlichen Verrückten, der sie vergewaltigen und vielleicht sogar umbringen wollte, erschien ihr der Gedanke, zu einem mächtigen Wesen zu beten, das ihr in dieser schrecklichen Situation vielleicht helfen konnte, plötzlich von zwingender Logik. Vielleicht war das ihre einzige Chance. »Ich beschloß, es zum ersten und vielleicht auch zum letzten Mal mit dem Beten zu versuchen. Also schloß ich die Augen und betete voller Verzweiflung: ‚Lieber Gott, wenn es dich wirklich gibt, dann hilf mir bitte!’ Ich zielte mit meinem Gebet wie mit einem Pfeil direkt auf Gott. Und zu meinem Erstaunen spürte ich, wie mich plötzlich eine ruhige, gelassene Kraft durchströmte.«

Während Jenny betete, begann das Auto plötzlich zu schlingern. Die Reifen quietschten. Jenny öffnete die Augen und sah, daß Lee unerklärlicherweise von der Landstraße abgefahren und in eine Straße eingebogen war, die in die Stadt zurückführte. Wenig später brausten sie auf einer Hauptverkehrsstraße durch die von Straßenlaternen und dem abendlichen Verkehr hell erleuchtete Stadt. Trotz ihrer Verblüffung betete Jenny weiter, jetzt mit geöffneten Augen, die die Straße nach einer Fluchtmöglichkeit absuchten. Ihre Gedanken waren kristallklar. »Bitte, lieber Gott, gib mir Kraft!«

Als sie an eine Kreuzung kamen, schaltete die Ampel auf Rot und Lee hielt tatsächlich an. Auf der anderen Straßenseite parkte ein Polizeiauto mit blinkendem Blaulicht. Am Straßenrand stand eine Polizistin und schrieb einen Strafzettel für das Auto aus, das sie gerade angehalten hatte.

Jenny wußte, daß das der entscheidende Augenblick war. Bisher hatte Gott ihr geholfen; jetzt mußte sie sich selbst helfen. Immer noch betend, von innerer Kraft erfüllt, griff sie nach ihrer Büchertasche und zog am Türgriff, ohne zu wissen, ob die Tür überhaupt aufgehen würde. Aber sie öffnete sich tatsächlich. Lee packte sie am Arm, doch Jenny riß sich mit aller Kraft von ihm los und lief über die vierspurige Straße zu der Polizistin hinüber. Sie fühlte sich stärker als je zuvor.

Als die Ampel auf Grün schaltete, fuhr Lee mit quietschenden Reifen los. Die Polizei erwischte ihn eine halbe Stunde später.

»Dieses Erlebnis hat mein Glaubenssystem in seinen Grundfesten erschüttert wie ein Erdbeben«, sagt Jenny heute, zwölf Jahre später. »Ich bin im China der Kulturrevolution aufgewachsen und mußte miterleben, wie meine Familie auseinander gerissen und mein Land zerstört wurde. Ich habe nie gesehen, daß Gott irgendjemandem geholfen hätte. Mein Lehrplan für die naturwissenschaftlichen Fächer an meiner Schule in China enthielt philosophische Argumente für den Atheismus: ‚Die Welt ist Materie; das Bewußtsein ist nur ein Nebenprodukt der Materie und wird im Augenblick des Todes ausgelöscht. So genannte Wunder und übernatürliche Kräfte sind nichts als Zufall. Sie basieren nur auf Pseudowissenschaft und Aberglauben - Bauernmentalität.’

Und doch hat eine göttliche Macht mir das Leben gerettet - daran gibt es für mich keinen Zweifel. All meine philosophischen Argumente waren plötzlich wie weggeblasen. Ich begann zu verstehen, daß sich nicht alles wissenschaftlich messen und erklären, auf Atome, chemische Elemente und Partikel reduzieren läßt.

Dieses Erlebnis war ein Wendepunkt für mich. Indirekt habe ich daraus gelernt, daß man die wichtigsten Dinge im Leben -Güte, Liebe, Glauben, Integrität - nicht in einem Reagenzglas findet. Und doch existieren diese Eigenschaften wirklich; sie können Berge versetzen und Leben retten. Es überraschte mich gar nicht, daß meine Eltern und Freunde mein Erlebnis als Glücksfall bezeichneten und meinen Glauben an Gott als Illusion abtaten. Ich weiß nur, daß mein Leben an einem seidenen Faden hing. Und als ich betete, durchströmten mich plötzlich Kraft und innere Ruhe, mein Entführer bog von der Landstraße ab, fuhr mich zurück in die Stadt und hielt direkt neben einem Polizeiauto an.

Jetzt weiß ich, daß jemand über mich wacht, daß es tatsächlich eine göttliche Macht gibt. Und je mehr ich mich an dieser Macht orientiere, indem ich nach den Grundsätzen der Integrität und des Glaubens lebe, umso besser wird mein Leben. Das ist fast ... wie ein wissenschaftliches Gesetz.«

Aus „Begegnungen mit dem Göttlichen“ von Dan Millmann + Doug Childers, Ansata Verlag, München, 2000, ISBN 3-7787-7163-9, Seite 107

Jenny betete für die Atheistin Jenny!
„Weils einfach notwendig ist.“ sagte Dominik.
Man könnte meinen, daß Dominik die Geschichte von Jenny kannte. zwinkern

Die Jenny-Geschichte spricht für sich selbst.
Das Christentum spielt hier keine Rolle.
Bibel, Jesus und Kirche kommen in dieser Geschichte nicht vor. Das ist gut so.

Mir geht es um eine grundsätzliche Betrachtung der Spiritualität.
Wenn Jenny z.B. sagt: „Ich zielte mit meinem Gebet wie mit einem Pfeil direkt auf Gott.“,
dann könnte man das z.B. interpretieren, daß sie direkt auf sich Selbst zielte.
Und so könnte man mal darüber nachdenken bzw. forschen, ob Gott und das Selbst,
das innerste Wesen des Menschen identisch sind. Neutral
_________________
Angedenken an das Eine, bleibt das Beste, was ich meine. Goethe
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Asz
WiW (Weib im Web)



Anmeldungsdatum: 31.01.2008
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Wohnort: Berlin

Beitrag(#1373160) Verfasst am: 06.10.2009, 15:31    Titel: Antworten mit Zitat

Ach du liebes Gottchen
behüte unser Lottchen
vor Regen, Schnee und Sturm
und
vor dem bösen Hosenwurm!

sorry, falscher Thread Verlegen
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Der Gescheitere gibt nach! Ein unübertreffliches Wort. Es begründete die Weltherrschaft der Dummheit
(Marie von Ebner-Eschenbach)
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Uriziel
Herpiderpi



Anmeldungsdatum: 22.12.2007
Beiträge: 1728

Beitrag(#1373899) Verfasst am: 07.10.2009, 19:11    Titel: Antworten mit Zitat

Rasmus hat folgendes geschrieben:
Dominik hat folgendes geschrieben:
und wenn wir sagen, ein freigeist betet die vernunft an?


Dann ist auch das völliger Schwachsinn.


Einspruch...
Die Vernunft beten wir ja irgendwo alle an und zwar indem wir hoffen, das sie möglichst oft obsiegt...

Die Freigeister, meistens schlaue Menschen, sind nur eben viel öfter "für" die Vernunft und nicht gegen diese...
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Rasmus
entartet und notorisch gottlos - Ich bin Papst



Anmeldungsdatum: 20.05.2004
Beiträge: 17559

Beitrag(#1373905) Verfasst am: 07.10.2009, 19:19    Titel: Antworten mit Zitat

Uriziel hat folgendes geschrieben:
Rasmus hat folgendes geschrieben:
Dominik hat folgendes geschrieben:
und wenn wir sagen, ein freigeist betet die vernunft an?


Dann ist auch das völliger Schwachsinn.


Einspruch...
Die Vernunft beten wir ja irgendwo alle an und zwar indem wir hoffen, das sie möglichst oft obsiegt...

Die Freigeister, meistens schlaue Menschen, sind nur eben viel öfter "für" die Vernunft und nicht gegen diese...


Nein. Ich bete nichts und niemanden an. Auch und insbesondere nicht die Vernunft.
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Uriziel
Herpiderpi



Anmeldungsdatum: 22.12.2007
Beiträge: 1728

Beitrag(#1374013) Verfasst am: 07.10.2009, 21:43    Titel: Antworten mit Zitat

Musst ja nicht gleich das anhimmeln anfangen... zwinkern
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Necromancer
Kleingeist



Anmeldungsdatum: 22.10.2007
Beiträge: 565

Beitrag(#1374193) Verfasst am: 08.10.2009, 07:41    Titel: Antworten mit Zitat

Beten - kommt ja von Bitten. Gebet - etwas geben.
Am Kopf kratzen dann bete ich wohl meine Frau an.
_________________
Viele Gedenkminuten hätten durch Denkminuten verhindert werden können. (H.v.D.)
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narr
workingglass
Moderator



Anmeldungsdatum: 02.01.2009
Beiträge: 3884

Beitrag(#1374308) Verfasst am: 08.10.2009, 13:31    Titel: Antworten mit Zitat

Necromancer hat folgendes geschrieben:
Beten - kommt ja von Bitten. Gebet - etwas geben.

Dachte ich auch gerade - 'Gebet' kann natürlich auch die 'Frage' nach etwas sein 'gebet mir das Salz' - etwas ältlich halt.
Beim beten - bittet man um etwas - aber wenn für jemand niemand da ist - wen soll man dann bitten?
Eventuell kann man sich selbst bitten oder auch, wie Necromancer seine Frau (oder Mann)

Wenn ich mich bitte geht's mir immer wie Gernhardt:
"Ich sprach nachts: Es werde Licht!
Aber heller wurd' es nicht.
Ich sprach: Wasser werde Wein! Doch das Wasser ließ das sein. Ich sprach: Lahmer, Du kannst gehen!
Doch er blieb auf Krücken stehen.
Da ward auch dem Dümmsten klar,
daß ich nicht der Heiland war."
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Necromancer
Kleingeist



Anmeldungsdatum: 22.10.2007
Beiträge: 565

Beitrag(#1374311) Verfasst am: 08.10.2009, 13:41    Titel: Antworten mit Zitat

Ein umschlossener Beter? = eingebettet
_________________
Viele Gedenkminuten hätten durch Denkminuten verhindert werden können. (H.v.D.)
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