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beachbernie male Person of Age and without Color
Anmeldungsdatum: 16.04.2006 Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii
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(#1129272) Verfasst am: 16.11.2008, 01:00 Titel: |
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Baldur hat folgendes geschrieben: | vrolijke hat folgendes geschrieben: |
In Dein geliebtes Schweden habe ich mich mal im Stadtpark (Stockholm) hingelegt zum einfach in die Luft gucken. Da wurde ich nach kurzer Zeit von der Polizei zur Personalkontrolle gebeten. Ordnung muß sein: |
Und weiter? Kein Verhaftung, Ausweisung, Fingerabdrücke, DNA-Analyse?
In Deutschland wäre das nicht passiert. |
Yep! Ein Auslaender, der in die Luft guckt, ist eigentlich immer verdaechtig. Der koennte ja gerade eine Flugzeugentfuehrung planen....zum Glueck gibt's in Deutschland den Schaeuble....der ist da wachsam...
Gruss, Bernie
_________________ Defund the gender police!!
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vrolijke Bekennender Pantheist

Anmeldungsdatum: 15.03.2007 Beiträge: 46732
Wohnort: Stuttgart
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(#1129277) Verfasst am: 16.11.2008, 01:04 Titel: |
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beachbernie hat folgendes geschrieben: | Baldur hat folgendes geschrieben: | vrolijke hat folgendes geschrieben: |
In Dein geliebtes Schweden habe ich mich mal im Stadtpark (Stockholm) hingelegt zum einfach in die Luft gucken. Da wurde ich nach kurzer Zeit von der Polizei zur Personalkontrolle gebeten. Ordnung muß sein: |
Und weiter? Kein Verhaftung, Ausweisung, Fingerabdrücke, DNA-Analyse?
In Deutschland wäre das nicht passiert. |
Yep! Ein Auslaender, der in die Luft guckt, ist eigentlich immer verdaechtig. Der koennte ja gerade eine Flugzeugentfuehrung planen....zum Glueck gibt's in Deutschland den Schaeuble....der ist da wachsam...
Gruss, Bernie |
Ich bin sowohl in Schweden wie in Deutschland ein Ausländer.
_________________ Glück ist kein Geschenk der Götter; es ist die Frucht der inneren Einstellung.
Erich Fromm
Sich stets als unschuldiges Opfer äußerer Umstände oder anderer Menschen anzusehen ist die perfekte Strategie für lebenslanges Unglücklichsein.
Grenzen geben einem die Illusion, das Böse kommt von draußen
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beachbernie male Person of Age and without Color
Anmeldungsdatum: 16.04.2006 Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii
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(#1129279) Verfasst am: 16.11.2008, 01:06 Titel: |
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vrolijke hat folgendes geschrieben: | beachbernie hat folgendes geschrieben: | Baldur hat folgendes geschrieben: | vrolijke hat folgendes geschrieben: |
In Dein geliebtes Schweden habe ich mich mal im Stadtpark (Stockholm) hingelegt zum einfach in die Luft gucken. Da wurde ich nach kurzer Zeit von der Polizei zur Personalkontrolle gebeten. Ordnung muß sein: |
Und weiter? Kein Verhaftung, Ausweisung, Fingerabdrücke, DNA-Analyse?
In Deutschland wäre das nicht passiert. |
Yep! Ein Auslaender, der in die Luft guckt, ist eigentlich immer verdaechtig. Der koennte ja gerade eine Flugzeugentfuehrung planen....zum Glueck gibt's in Deutschland den Schaeuble....der ist da wachsam...
Gruss, Bernie |
Ich bin sowohl in Schweden wie in Deutschland ein Ausländer. |
Dann bist Du also doppelt verdaechtig?
_________________ Defund the gender police!!
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vrolijke Bekennender Pantheist

Anmeldungsdatum: 15.03.2007 Beiträge: 46732
Wohnort: Stuttgart
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(#1129284) Verfasst am: 16.11.2008, 01:11 Titel: |
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beachbernie hat folgendes geschrieben: | vrolijke hat folgendes geschrieben: | beachbernie hat folgendes geschrieben: | Baldur hat folgendes geschrieben: | vrolijke hat folgendes geschrieben: |
In Dein geliebtes Schweden habe ich mich mal im Stadtpark (Stockholm) hingelegt zum einfach in die Luft gucken. Da wurde ich nach kurzer Zeit von der Polizei zur Personalkontrolle gebeten. Ordnung muß sein: |
Und weiter? Kein Verhaftung, Ausweisung, Fingerabdrücke, DNA-Analyse?
In Deutschland wäre das nicht passiert. |
Yep! Ein Auslaender, der in die Luft guckt, ist eigentlich immer verdaechtig. Der koennte ja gerade eine Flugzeugentfuehrung planen....zum Glueck gibt's in Deutschland den Schaeuble....der ist da wachsam...
Gruss, Bernie |
Ich bin sowohl in Schweden wie in Deutschland ein Ausländer. |
Dann bist Du also doppelt verdaechtig? |
Ich wurde in Deutschland noch nie verdächtigt. Ich bin doch nicht deppert. Wenns mir hier nicht gefallen würde, wäre ich doch schon lange nicht mehr hier.
_________________ Glück ist kein Geschenk der Götter; es ist die Frucht der inneren Einstellung.
Erich Fromm
Sich stets als unschuldiges Opfer äußerer Umstände oder anderer Menschen anzusehen ist die perfekte Strategie für lebenslanges Unglücklichsein.
Grenzen geben einem die Illusion, das Böse kommt von draußen
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Ralf Rudolfy Auf eigenen Wunsch deaktiviert.
Anmeldungsdatum: 11.12.2003 Beiträge: 26674
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(#1129442) Verfasst am: 16.11.2008, 11:01 Titel: |
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Argaith hat folgendes geschrieben: | Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben: |
Es scheint mir bei der Verklärung des vermeintlich einfachen, natürlichen und ursprünglichen Lebens eher eine individuell empfundene Überforderung zugrunde zu liegen: Zivilisation ist anstrengender als Barbarei, etwa wie es anstrengender ist, sich zu benehmen als sich gehen zu lassen, wie Wissen anstrengender ist als Glauben. |
Das es diese romantische Vorstellung vom einfachen Leben ist, die bei dieser Illusion wirksam ist, ist wohl richtig, allerdings verhält es sich in Wahrheit natürlich andersherum: Wirkliche "Barbarei" ist wesentlich anstrengender als Zivilisation. Das Leben in der Zivilisation ist einfacher, sonst wäre es nicht so attraktiv. |
Deswegen schrieb ich ja "vermeintlich". Es mag wohl kurzfristig für manche Leute ganz erleichternd erscheinen, die Fesseln der Zivilisation abzustreifen, sie übersehen aber, daß die Zivilisation es ist, die das Leben auf Dauer einfacher und sicherer macht.
Im übrigen kann ich das Unbehagen an der Zivilisation grundsätzlich nicht nachempfinden. Auch wenn es Teilaspekte gibt und immer geben wird, die mir nicht gefallen: Für mich ist Zivilisation, und zwar insbesondere die europäische Zivilisation, etwas Gutes.
_________________ Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
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Ralf Rudolfy Auf eigenen Wunsch deaktiviert.
Anmeldungsdatum: 11.12.2003 Beiträge: 26674
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(#1129447) Verfasst am: 16.11.2008, 11:08 Titel: |
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Baldur hat folgendes geschrieben: |
Wieso sollte man auf einen Kernbestand bereits erfolgreich genutzter Technologien verzichten?
Die Frage die sich stellt wäre nur, welche das sein sollten. |
Und vor allem, wer das anhand welcher Kriterien bestimmen will, was verzichtbar ist und was nicht.
_________________ Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
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Antidogmatiker registrierter User
Anmeldungsdatum: 29.02.2008 Beiträge: 330
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(#1129448) Verfasst am: 16.11.2008, 11:12 Titel: |
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Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben: | Im übrigen kann ich das Unbehagen an der Zivilisation grundsätzlich nicht nachempfinden. Auch wenn es Teilaspekte gibt und immer geben wird, die mir nicht gefallen: Für mich ist Zivilisation, und zwar insbesondere die europäische Zivilisation, etwas Gutes. |
Das ist, wie wenn man Papier statt Fleisch isst, weil einem das Fleisch nicht genügend Kalorien hat...
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Baldur auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 05.10.2005 Beiträge: 8326
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(#1129451) Verfasst am: 16.11.2008, 11:23 Titel: |
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Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben: | Argaith hat folgendes geschrieben: | Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben: |
Es scheint mir bei der Verklärung des vermeintlich einfachen, natürlichen und ursprünglichen Lebens eher eine individuell empfundene Überforderung zugrunde zu liegen: Zivilisation ist anstrengender als Barbarei, etwa wie es anstrengender ist, sich zu benehmen als sich gehen zu lassen, wie Wissen anstrengender ist als Glauben. |
Das es diese romantische Vorstellung vom einfachen Leben ist, die bei dieser Illusion wirksam ist, ist wohl richtig, allerdings verhält es sich in Wahrheit natürlich andersherum: Wirkliche "Barbarei" ist wesentlich anstrengender als Zivilisation. Das Leben in der Zivilisation ist einfacher, sonst wäre es nicht so attraktiv. |
Deswegen schrieb ich ja "vermeintlich". Es mag wohl kurzfristig für manche Leute ganz erleichternd erscheinen, die Fesseln der Zivilisation abzustreifen, sie übersehen aber, daß die Zivilisation es ist, die das Leben auf Dauer einfacher und sicherer macht.
Im übrigen kann ich das Unbehagen an der Zivilisation grundsätzlich nicht nachempfinden. Auch wenn es Teilaspekte gibt und immer geben wird, die mir nicht gefallen: Für mich ist Zivilisation, und zwar insbesondere die europäische Zivilisation, etwas Gutes. |
Dann schau dir mal Montaigne und Descartes an. Die hatten grundsätzlich unterschiedlich Vorstellungen darüber, wie Zivilisation und Fortschritt aussehen sollten.
Montaigne forderte das Leben mit dem Tod, ein Leben in dem man sich mit den Unwägbaren Risiken auseinandersetzt und sich ein Leben lang auf den unvermeidbaren und unvorhersehbaren Tod vorbereitet. Der Mensch solle sich mit der Unbeherrschbarkeit der Natur abfinden und sich um ein sinnvolles und erfülltes Leben bemühen.
Descartes repräsentierte den Gegenpol indem er forderte, der Mensch müsse sich die Natur Untertan machen und alle Risiken des Lebens beseitigen und letztendlich dem Tode trotzen. Fortschritt sollte eine allumfassende Sicherheit schaffen, indem jedes Risiko ausgescholssen würde.
Descartes ist der Vater unseres heutigen Fortschrittsglaubens.
Zitat: | 1.1. Gottvertrauen im Mittelalter und die Entstehung der Todesfurcht
Marianne Gronemeyer analysiert in ihrer Publikation „Das Leben als letzte Gelegenheit“ (Gronemeyer 1993) Ursprünge und Entwicklung des modernen Fortschrittsgedankens und seiner Umsetzung in Technologie und Organisation. Sie Knüpft dabei eine Verbindung zur gesellschaftlichen Einstellung zu Leben und Tod sowie zur kulturellen Bewertung der bestmöglichen Nutzung der eigenen Lebensspanne und sieht diese als entscheidende Faktoren für einen Bewusstseinswandel in Bezug auf den Fortschrittswandel, der sich im Zuge der Aufklärung vollzogen habe. Sie übt mithilfe ihrer Darstellung eine Kritik an der zunehmenden Technisierung und Rationalisierung mit ihren Auswirkungen auf Umwelt, Gesellschaft und Individuum.
Sie zeichnet dabei eine Entwicklung ausgehend von der mittelalterlichen Weltanschauung, die im Zuge der Aufklärung und Säkularisierung des Denkens eine neue Richtung genommen habe und die sich so bis heute fortsetzt.
So habe man im Mittelalter Sicherheit noch durch Gottvertrauen erlebt und Gott als Lenker der Geschicke betrachtet. Das Gottesgeschenk des Lebens sei als schützenswert angesehen worden, so dass man es nicht leichtfertig vergeuden durfte. Als im Zuge der Aufklärung jedoch Gotteszweifel aufkamen und die Selbstverantwortlichkeit des Menschen in den Blick geriet, sei die Frage nach Sicherheit neu aufgeworfen worden. Diese Frage sei von Montaigne und Descartes unterschiedlich beantwortet worden.
1.2. Montaigne und Descartes über Todesfurcht und Lebenssinn
Gronemeyer (1993) stellt Montaigne und Descartes als exemplarisch für zwei antagonistische Denkrichtungen heraus. Für beide sei die Todesfurcht Ausgangspunkt ihrer für die Thematik relevanten Überlegungen gewesen. Diese beiden im Ergebnis gegensätzlichen Überlegungen, stelle ich im Folgenden nach Gronemeyers Ausführungen kurz dar:
Montaigne (1992, Bd. I) vertrat die Auffassung, dass jeder Lebensaugenblick voll ausgekostet werden muss, um das Leben nicht ungenutzt verstreichen zu lassen. Er verachtet die Todesfurcht und stellt gegenüber der Todesmissachtung die Todesverachtung als Tugend dar. Die Todesfurcht sei die Begleiterscheinung eines unnützen Lebens und somit als selbstverschuldet zu verurteilen. Lediglich die Überraschung und Unvorhersehbarkeit des Todes beurteilt er als Angst einflößend, daher könne man sie durch Vorbereitung und Voraussicht beseitigen. Gegenüber der Unvorhersehbarkeit des Weltgeschehens trat Montaigne für Duldsamkeit und für das Aushalten dieser Ungewissheit ein. Der Mensch solle in Selbstgenügsamkeit in sich selbst ruhen.
Descartes (1984) als von Gronemeyer herausgestellter Antipode zu Montaigne ist nach ihrer Einschätzung als Wegbereiter der Moderne zu sehen. Sicherheit und Kontrollierbarkeit sollten der Unvorhersehbarkeit des Todes und den nicht absehbaren Ereignissen der Welt den Schrecken nehmen. Anlässe der Furcht sollten so ausgeschaltet und unter Kontrolle gebracht werden. Descartes verstand unter Fortschritt die Optimierung von Sicherheit und die Minimierung von Unsicherheit, Gefahr und Unvorhersehbarkeit. So solle sich der Mensch mit Genugtuung an dem sich ereignenden Fortschritt erfreuen.
Während Montaigne zwar den Menschen als Denker betrachtete, schrieb er die Rolle des Lenkers weiterhin Gott zu. Descartes hingegen sah den Menschen als Selbstgestalter seiner Welt, in dem der Denker mit dem Lenker in Personalunion existiere. Die Welt als Projekt, wie Gronemeyer mit Verweis auf Sloterdijk (1989) ausführt, sei die Konsequenz, die die Beseitigung der Überraschung in sich trage.
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Zuletzt bearbeitet von Baldur am 16.11.2008, 11:26, insgesamt einmal bearbeitet |
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Baldur auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 05.10.2005 Beiträge: 8326
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(#1129452) Verfasst am: 16.11.2008, 11:25 Titel: |
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Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben: | Baldur hat folgendes geschrieben: |
Wieso sollte man auf einen Kernbestand bereits erfolgreich genutzter Technologien verzichten?
Die Frage die sich stellt wäre nur, welche das sein sollten. |
Und vor allem, wer das anhand welcher Kriterien bestimmen will, was verzichtbar ist und was nicht. |
Die Weltgemeinschaft.
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Ralf Rudolfy Auf eigenen Wunsch deaktiviert.
Anmeldungsdatum: 11.12.2003 Beiträge: 26674
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(#1129455) Verfasst am: 16.11.2008, 11:40 Titel: |
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Baldur hat folgendes geschrieben: | Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben: | Baldur hat folgendes geschrieben: |
Wieso sollte man auf einen Kernbestand bereits erfolgreich genutzter Technologien verzichten?
Die Frage die sich stellt wäre nur, welche das sein sollten. |
Und vor allem, wer das anhand welcher Kriterien bestimmen will, was verzichtbar ist und was nicht. |
Die Weltgemeinschaft. |
Ja, wir wissen ja, wie leicht sich die Weltgemeinschaft über etwas einigt ...
_________________ Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
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Sanne gives peas a chance.
Anmeldungsdatum: 05.08.2003 Beiträge: 12088
Wohnort: Nordschland
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(#1129456) Verfasst am: 16.11.2008, 11:42 Titel: |
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Beseitigung der Überraschung?
Selbst heute in unserer Gesellschaft ist es nicht möglich, sich die Natur völlig untertan zu machen; sie gehorcht einfach nicht. Wir können uns mit der Natur arrangieren und alle möglichen Risiken einkalkulieren und abfedern, aber wir können nur einen Teil der Prozesse steuern und regeln. Je mehr wir über natürliche Prozesse bescheid wissen, desto besser können wir uns anpassen und reagieren - aber es bleiben immer noch jede Menge Unwägbarkeiten, und auch dem Tod müssen wir immer noch ins Auge sehen.
Die Unterschiede im naturnahen und naturfernen Leben liegen meines Erachtens nur darin, ob man die Umwelt zerstört, also Luft, Boden, Wasser, Atmossphäre nachhaltig verschmutzt, und ob man Ökosysteme zerstört.
Das kann aber Naturvölkern ebenso passieren wie hochtechnisierten Menschen; Naturvölker können z.B. riesige Gebiete abholzen und zur Wüste machen, mit allen Folgen fürs Klima und fürs Ökosystem. Naturvölker können aber auch sorgsam mit den Ressoucen umgehen, und Natur und Klima schonen und bewahren.
Theoretisch können hochtechnologisierte Menschen das auch.
_________________ Ich will das Internet doch nicht mit meinen Problemen belästigen! (Marge Simpson)
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Baldur auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 05.10.2005 Beiträge: 8326
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(#1129459) Verfasst am: 16.11.2008, 11:46 Titel: |
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Sanne hat folgendes geschrieben: | Beseitigung der Überraschung?
Selbst heute in unserer Gesellschaft ist es nicht möglich, sich die Natur völlig untertan zu machen; sie gehorcht einfach nicht. Wir können uns mit der Natur arrangieren und alle möglichen Risiken einkalkulieren und abfedern, aber wir können nur einen Teil der Prozesse steuern und regeln. Je mehr wir über natürliche Prozesse bescheid wissen, desto besser können wir uns anpassen und reagieren - aber es bleiben immer noch jede Menge Unwägbarkeiten, und auch dem Tod müssen wir immer noch ins Auge sehen.
Die Unterschiede im naturnahen und naturfernen Leben liegen meines Erachtens nur darin, ob man die Umwelt zerstört, also Luft, Boden, Wasser, Atmossphäre nachhaltig verschmutzt, und ob man Ökosysteme zerstört.
Das kann aber Naturvölkern ebenso passieren wie hochtechnisierten Menschen; Naturvölker können z.B. riesige Gebiete abholzen und zur Wüste machen, mit allen Folgen fürs Klima und fürs Ökosystem. Naturvölker können aber auch sorgsam mit den Ressoucen umgehen, und Natur und Klima schonen und bewahren.
Theoretisch können hochtechnologisierte Menschen das auch. |
Das o.g. sind eben die Unwägbarkeiten, die Descartes und der Mensch bei seinen Fortschrittsbemühungen nicht einkalkuiert hat - der Schmetterlingseffekt so zusagen. Leider kennt der Fortschritt nach unserem Ideal nur eine Richtung - geradeaus. Ein Zurück, um eine andere, verpasste Abzweigung zu nehmen, ist hierbei nicht vorgesehen. Ein Fehler, der am Ende tödlich sein könnte.
Zitat: | 1.3. Die Beherrschung der Natur als modernes Fortschrittsideal
Descartes Ideen sieht Gronemyer im Fortschrittsgedanken der Moderne verwirklicht. Die Tendenz des modernen technologischen Fortschritts gehe dahin, dass alles Natürliche und Unbearbeitete als potenziell bedrohlich angesehen werde. Man betrachte es lediglich als im Vorstadium seiner besseren Möglichkeiten befindlich. Diese Möglichkeiten versuche der Mensch auszuschöpfen, indem er die Natur nach seinem Willen verändere und gleichsam die selbstgenügsame und ziellose Natur kontrolliere und ihr eine Richtung und ein Ziel nach seinen eigenen Vorstellungen gebe.
Gronemeyer macht weiter deutlich, dass sich im modernen Menschen ein Bewusstseinswandel vollzogen hat, indem er sich ein selbstempfundenes Mittel-Universum schuf. Einzig Zweck und Funktion als Mittel seien bei der Betrachtung des Bestehenden, das den Menschen umgibt relevant. Was sich nicht als Mittel zur Erreichung der selbstgesetzten Ziele eigne, werde als Ballast gesehen. So entfremde der Mensch die Natur von sich selbst indem er sie allein zu seinem Nutzen gebrauche und verändere. Die Selbstgenügsamkeit von Natürlichem werde negiert.
Diese vermutlich wechselseitige Entfremdung des Menschen von der Natur beschränke sich jedoch nicht allein auf seine Umwelt. Der Mensch gehe weiter, indem er sich selbst von seiner eigenen Natur entfremde. Ebenso wie die Ziellosigkeit der Natur beseitigt werden musste und in geregelte Bahnen gelenkt wurde, habe er auch eigene Selbstgenügsamkeit in form menschlichen Handelns und menschlicher Natur in eine selbst gewählte Richtung gelenkt. Das natürliche ungerichtete Verhalten des Menschen werde nun ebenfalls reguliert, rationalisiert und planbar gemacht um ihm einem höheren Ziel zuzuführen. Hierfür erfolge eine Institutionalisierung menschlichen Handelns. Es werde ebenso wie zuvor die Natur zu einem Mittel zum Zweck degradiert und nur geduldet, wo sie unabdingbar notwendig sei. Die Selbstbezogenheit von Gemeinschaften werde daher in zunehmendem Maße durch Institutionen ersetzt, die sie nach einem verallgemeinernden Zweck ausrichteten. So entstünden Institutionen deren und Bürokratie kaum Bewegungsspielraum oder individuelle Abweichungen zu ließen. In der Folge werde der Mensch nicht als Individuum, sondern als normiertes Objekt gesehen. Bürokratie und Recht entwickelten sich schließlich zu erstarrten, alles vereinheitlichenden Apparaturen.
1.4. Das Dilemma am Anfang des 21. Jahrhunderts
An dieser Stelle zieht Gronemyer eine Bilanz, in der sie konstatiert, dass der moderne Mensch sich heute in einem Dilemma wiederfinde. Die allumfassende Veränderung der Natur durch Regulation, Planung und Rationalisierung habe die Umwelt des Menschen zu einer ihm feindlichen und bedrohlichen Umwelt gemacht. Die anfangs beabsichtigte Herstellung von Sicherheit und Berechenbarkeit von Natur und natürlicher Prozesse habe sich im Zuge ihrer Bearbeitung durch den Menschen in einer Form und einem Ausmaß ausgewirkt, das nicht vorhersehbar gewesen sei und das der Mensch in seiner Planung nicht einkalkuliert habe. Entstanden seien heute zunehmend unnatürliche und lebensfeindliche Umweltbedingungen und Institutionen.
Das Hauptproblem dieses Dilemmas könne in der bisherigen Weltanschauung nur so erklärt werden, dass der Mensch im Gegensatz zu seiner Umwelt weiterhin unbearbeitet und natur belassen und somit ebenso minderwertig und unvollkommen sei, wie die von ihm gestaltete Umwelt zuvor. Ein Fehler sei also nicht gemacht worden, indem der Mensch die Umwelt nach seinen Vorstellungen verändert habe, sondern stehe die Verbesserung des Menschen selbst für die Fortsetzung und Vollendung des Menschheitsprojekts noch aus. |
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Sanne gives peas a chance.
Anmeldungsdatum: 05.08.2003 Beiträge: 12088
Wohnort: Nordschland
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(#1129463) Verfasst am: 16.11.2008, 12:03 Titel: |
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Baldur hat folgendes geschrieben: | Leider kennt der Fortschritt nach unserem Ideal nur eine Richtung - geradeaus. Ein Zurück, um eine andere, verpasste Abzweigung zu nehmen, ist hierbei nicht vorgesehen. Ein Fehler, der am Ende tödlich sein könnte.
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Das hat was mit dem Phänomen "Zeit" zu tun. Wenn ich da mal mein bescheidenes kleines Leben als Anschauungsobjekt nehmen darf: Da gibt es Entscheidungen und Entwicklungen, die ich gerne rückgängig oder ungeschehen machen würde, aber das geht nicht. (Weil der technische Fortschritt immer noch nicht so weit ist, ne vernünftige Zeitmaschine auf den Markt zu bringen ) Ich kann mich bestenfalls damit beschäftigen, die unliebsamen Auswirkungen dieser Ereignisse in den Griff zu bekommen. Ich kann auch Spuren verwischen, mir ne neue Identität zulegen, Dinge die aufgebaut wurden, zerstören, und zerstörtes wieder aufbauen - aber Fortschritt ist es immer irgendwie, ganz einfach weil die zeit fortschreitet.
Baldur hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Die Beherrschung der Natur als modernes Fortschrittsideal ... |
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Davon ist man doch schon wieder ab. Jedenfalls teilweise.
_________________ Ich will das Internet doch nicht mit meinen Problemen belästigen! (Marge Simpson)
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kATZE Amazone
Anmeldungsdatum: 26.04.2007 Beiträge: 394
Wohnort: Stuttgart
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(#1129479) Verfasst am: 16.11.2008, 12:38 Titel: |
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@Sanne
Kontrolle ist ein typisch patriarchales Zeichen.
Alles wird versucht zu kontrollieren, zu reglementieren, unter seine Kontrolle zu bringen.
Kann man lebenswertes Leben (Sexualität, Lebensweise) kontrollieren, lenken? Lässt sich die Natur kontrollieren? Wie wir am Internet sehen Nein. Erfolgreich gezügeltes Einschreiten in das Leben führt zu Gebrechen jeglicher Art die wiederum die Ärzte auf den Plan rufen. Und genau diese Freiheit, sozusagen das zügellose Leben macht Angst, wobei wir nur die absolute 10fache totale Absicherung kennen. Keiner von uns kann es sich vorstellen frei jeglicher >Zwänge und Kontrollen zu leben, ausser man macht eben ein Experiment wie es Tatsächlich wäre so ganz frei.
Alles andere bleibt Spekulation, und darüber lohnt es nicht sich zu unterhalten. Wer nur sein Leben kennt und nicht über den Tellerrand blicken kann braucht anderen nicht seine Meinung aufzuzwingen. Etwas das die Religionen schon immer verstanden haben, und da die Menschen ja förmlich um Kontrolle bitten um sich Sicher fühlen zu können, auf den Plan gerufen haben.
_________________ Trust your crazy ideas - Anita Roddick
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Shadaik evolviert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 26377
Wohnort: MG
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(#1129482) Verfasst am: 16.11.2008, 12:44 Titel: |
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Sanne hat folgendes geschrieben: | kATZE hat folgendes geschrieben: | Es gab mal ein Experiment mit 15-20 Städtern die auf einer einsamen Insel mit dem nötigsten ausgestattet als Selbstversorger auf der Insel leben sollten. Ich glaub das Projekt hiess Robinso ... kann mich nich mehr so genau daran erinnern. Woran ich mich aber sehr wohl erinnern kann ist das dokumentierte Leben dort und mit welchen Erfahrungen die Leute in ihr "zivilisiertes" Leben nach dem einen Jahr zurückgingen.
Hab leider darueber nichts im Netz finden können. Jedenfalls waren die Leute nicht sonderlich erpicht auf ihr altes Leben. Auch ganz ohne Aerzte.
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Nergal?
Also mal im Ernst, mit ein bißchen Glück und Sachverstand kann jeder gesunde Mensch sich die Ärzte vom Leib halten, dafür braucht man nicht ein Jahr auf eine Insel. Ich geh auch manchmal ein Jahr lang nicht zum Arzt. | War "Das Robinson-Experiment" nicht eine dieser unsäglichen Reality-Shows im Gefolge von Big Brother?
Die mächtig Ärger bekam, als ein Teilnehmer einen bedrohten Waran erlegte?
_________________ Fische schwimmen nur in zwei Situationen mit dem Strom: Auf der Flucht und im Tode
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Sanne gives peas a chance.
Anmeldungsdatum: 05.08.2003 Beiträge: 12088
Wohnort: Nordschland
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(#1129487) Verfasst am: 16.11.2008, 12:57 Titel: |
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Mir persönlich geht es bei diesem Thema weniger um den ideologischen oder philosophischen Hintergrund, sondern um konkrete Sach-Entscheidungen.
Zum Beispiel Ausstieg aus der Atomkraft. Da gibt es rationale Gründe dafür und dagegen, und die kann man anbwägen. Ein tatsächlicher Ausstieg hat nichts mit technischem Rückschritt zu tun, im Gegenteil, es wäre ein Fortschritt, die Atomkraft-Ära überwunden zu haben.
Zum Beispiel feste Fehmarnbeltquerung. Da gibt es handfeste ökonomische und ökologische Gründe gegen die Brücke, die nichts mit Fortschrittsverweigerung zu tun haben. Und andersrum gehts es den Brückenbau-Befürwortern nicht um Fortschrittsglauben oder die Kontrollierbarkeit der Natur oder sonstwas philosophisches, sondern um ökonomische Interessen.
Solche Konflikte werden aber gerne ein Stückchen höher gehängt, um die Gegenseite zu diffamieren.
_________________ Ich will das Internet doch nicht mit meinen Problemen belästigen! (Marge Simpson)
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DeHerg nun schon länger Ranglos
Anmeldungsdatum: 28.04.2007 Beiträge: 6525
Wohnort: Rostock
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(#1129489) Verfasst am: 16.11.2008, 13:00 Titel: |
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Baldur hat folgendes geschrieben: | Dann schau dir mal Montaigne und Descartes an. Die hatten grundsätzlich unterschiedlich Vorstellungen darüber, wie Zivilisation und Fortschritt aussehen sollten.
Montaigne forderte das Leben mit dem Tod, ein Leben in dem man sich mit den Unwägbaren Risiken auseinandersetzt und sich ein Leben lang auf den unvermeidbaren und unvorhersehbaren Tod vorbereitet. Der Mensch solle sich mit der Unbeherrschbarkeit der Natur abfinden und sich um ein sinnvolles und erfülltes Leben bemühen.
Descartes repräsentierte den Gegenpol indem er forderte, der Mensch müsse sich die Natur Untertan machen und alle Risiken des Lebens beseitigen und letztendlich dem Tode trotzen. Fortschritt sollte eine allumfassende Sicherheit schaffen, indem jedes Risiko ausgescholssen würde.
Descartes ist der Vater unseres heutigen Fortschrittsglaubens. | da liegt also die falsche Grundannahme
Gegenthese:Kernstück des Fortschrittsgedankens ist nicht die erhöhte Sicherheit sondern die Erhöhung der Effektivität menschlichen Handelns(um so mehr Wohlstand zu generieren)
Als beispiel führe ich dazu mal die Entwicklung des Automobils an:erster Benziner 1886, Patent für den Sicherheitsgurt 1903 ->erster Einbau eines Sicherheitsgurtes 1957(als Sonderausstattung)
wäre die Erhöhung der Sicherheit Kernstück des Fortschrittsgedankens wäre der Sicherheitsgurt bereits 1903 Serienmäßig in allen Fahrzeugen verbaut und weiterentwickelt worden(stattdessen konzentrierte sich die Entwicklung auf die Erhöhung der Geschwindigkeit(was ja prinzipiell dem Sicherheitsgedanken widerspricht))
_________________ Haare spalten ist was für Grobmotoriker
"Leistung muss sich wieder lohnen"<--purer Sozialismus
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DeHerg nun schon länger Ranglos
Anmeldungsdatum: 28.04.2007 Beiträge: 6525
Wohnort: Rostock
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(#1129496) Verfasst am: 16.11.2008, 13:18 Titel: |
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Sanne hat folgendes geschrieben: | Mir persönlich geht es bei diesem Thema weniger um den ideologischen oder philosophischen Hintergrund, sondern um konkrete Sach-Entscheidungen.
Zum Beispiel Ausstieg aus der Atomkraft. Da gibt es rationale Gründe dafür und dagegen, und die kann man anbwägen. Ein tatsächlicher Ausstieg hat nichts mit technischem Rückschritt zu tun, im Gegenteil, es wäre ein Fortschritt, die Atomkraft-Ära überwunden zu haben. | mir würde eine Umrüstung auf Thoriumreaktoren besser gefallen(man kann damit auch alten Atommüll mit verbrennen(dessen Halbwertzeit senken), der Brennstoff liegt nicht in der Reaktorkammer vor(haupt-Sicherheitsrisiko bei heutigen Reaktoren), er verbrennt nicht nur das bisschen angereicherten Rest, aus seinen Begleit/Endprodukten lassen sich keine Atomwaffen herstellen)
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Reza dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 10.09.2006 Beiträge: 4188
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(#1129517) Verfasst am: 16.11.2008, 13:38 Titel: |
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Sanne hat folgendes geschrieben: | Und andersrum gehts es den Brückenbau-Befürwortern nicht um Fortschrittsglauben oder die Kontrollierbarkeit der Natur oder sonstwas philosophisches, sondern um ökonomische Interessen.
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Na das ist ja seit geraumer Zeit der eigentliche und einzige Motor dieser Art "Fortschritt".
Und das erzeugt ja auch Abhängigkeiten für den einzelnen, denen er überhaupt nicht mehr ausweichen kann.
Vor 30 Jahren konnte man für Elekrogeräte ja noch Ersatzteile kriegen, die auch preislich Ersatzteile waren, etliches konnte man selber austauschen, oder es hat halt einer gemacht. Heute ist das endgültig vorbei, entweder man kriegt gar keine zu kaufen ("einschicken"), oder die sind so teuer, dass man gleich ein neues Gerät kaufen kann.
In jedem Fall läuft es auf ein neues Gerät raus, weil das dann wenigstens etwas weniger aufwändig ist, der Preis bleibt gleich, wenn' s nicht gar billiger ist.
Das ginge technisch auch anders, wäre erheblich umweltschonender und ressourcensparender, aber, da wäre ja noch irgendwie ein Mensch beteiligt, der nicht nur Verkäufer ist, das lohnt nicht.
Mehr Kosten als Gewinn, jedenfalls für den Hersteller.
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DeHerg nun schon länger Ranglos
Anmeldungsdatum: 28.04.2007 Beiträge: 6525
Wohnort: Rostock
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(#1129524) Verfasst am: 16.11.2008, 13:50 Titel: |
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Reza hat folgendes geschrieben: | Sanne hat folgendes geschrieben: | Und andersrum gehts es den Brückenbau-Befürwortern nicht um Fortschrittsglauben oder die Kontrollierbarkeit der Natur oder sonstwas philosophisches, sondern um ökonomische Interessen.
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Na das ist ja seit geraumer Zeit der eigentliche und einzige Motor dieser Art "Fortschritt". | das war es von Anfang an
Reza hat folgendes geschrieben: | Vor 30 Jahren konnte man für Elekrogeräte ja noch Ersatzteile kriegen, die auch preislich Ersatzteile waren, etliches konnte man selber austauschen, oder es hat halt einer gemacht. Heute ist das endgültig vorbei, entweder man kriegt gar keine zu kaufen ("einschicken"), oder die sind so teuer, dass man gleich ein neues Gerät kaufen kann.
In jedem Fall läuft es auf ein neues Gerät raus, weil das dann wenigstens etwas weniger aufwändig ist, der Preis bleibt gleich, wenn' s nicht gar billiger ist.
Das ginge technisch auch anders, wäre erheblich umweltschonender und ressourcensparender, aber, da wäre ja noch irgendwie ein Mensch beteiligt, der nicht nur Verkäufer ist, das lohnt nicht.
Mehr Kosten als Gewinn, jedenfalls für den Hersteller. | nur wenn das Gerät vor dem Ende der Garantie ausfällt. Wenn es erst später ausfällt kann er gleich ein Komplett neues Gerät verkaufen(mehr Gewinn)
_________________ Haare spalten ist was für Grobmotoriker
"Leistung muss sich wieder lohnen"<--purer Sozialismus
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Baldur auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 05.10.2005 Beiträge: 8326
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(#1129548) Verfasst am: 16.11.2008, 14:31 Titel: |
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DeHerg hat folgendes geschrieben: | Reza hat folgendes geschrieben: | Sanne hat folgendes geschrieben: | Und andersrum gehts es den Brückenbau-Befürwortern nicht um Fortschrittsglauben oder die Kontrollierbarkeit der Natur oder sonstwas philosophisches, sondern um ökonomische Interessen.
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Na das ist ja seit geraumer Zeit der eigentliche und einzige Motor dieser Art "Fortschritt". | das war es von Anfang an |
@Reza
Es gilt allerdings zwischen Motor, Richtung und Ziel zu unterscheiden.
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Reza dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 10.09.2006 Beiträge: 4188
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(#1129553) Verfasst am: 16.11.2008, 14:44 Titel: |
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DeHerg hat folgendes geschrieben: | Reza hat folgendes geschrieben: | Sanne hat folgendes geschrieben: | Und andersrum gehts es den Brückenbau-Befürwortern nicht um Fortschrittsglauben oder die Kontrollierbarkeit der Natur oder sonstwas philosophisches, sondern um ökonomische Interessen.
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Na das ist ja seit geraumer Zeit der eigentliche und einzige Motor dieser Art "Fortschritt". | das war es von Anfang an
Reza hat folgendes geschrieben: | Vor 30 Jahren konnte man für Elekrogeräte ja noch Ersatzteile kriegen, die auch preislich Ersatzteile waren, etliches konnte man selber austauschen, oder es hat halt einer gemacht. Heute ist das endgültig vorbei, entweder man kriegt gar keine zu kaufen ("einschicken"), oder die sind so teuer, dass man gleich ein neues Gerät kaufen kann.
In jedem Fall läuft es auf ein neues Gerät raus, weil das dann wenigstens etwas weniger aufwändig ist, der Preis bleibt gleich, wenn' s nicht gar billiger ist.
Das ginge technisch auch anders, wäre erheblich umweltschonender und ressourcensparender, aber, da wäre ja noch irgendwie ein Mensch beteiligt, der nicht nur Verkäufer ist, das lohnt nicht.
Mehr Kosten als Gewinn, jedenfalls für den Hersteller. | nur wenn das Gerät vor dem Ende der Garantie ausfällt. Wenn es erst später ausfällt kann er gleich ein Komplett neues Gerät verkaufen(mehr Gewinn) |
Das versteh ich nun nicht, was du da meinst.
Ich meinte Lagerhaltung von Ersatzteilen und Reparatur lohnt nicht, ob nun in der Garantie, oder außerhalb.
Ich hab im ersten Fall hauptsächlich den Ärger und Zeitaufwand, im zweiten Ärger und Kosten.
Auch in der Garantie wird ja in der Regel das Gerät ausgetauscht, jedenfalls bei kleineren Geräten.
Das sind zwar Kosten für den Hersteller, aber offenbar weniger, als wenn es repariert würde.
Wenn ich es neu kaufen muss, eh klar, das ist Gewinn.
Und ja klar ist im Kapitalismus das ökonomische Interesse immer das Hauptintereresse, nur kann es innerhalb dessen dann schon noch verschiedene Stoßrichtungen geben.
Da kann man Menschen als "Humankapital" mit drin sehen, auch die Umwelt und das Sparen von Ressourcen, oder eben auch nicht, so wie es nun ist.
Da fragt sich eben schon, ob langfristig die einzelnen ökonomischen Interessen auch mit den kurzfristigen ökonomischen Interessen der gleichen Produzenten übereinstimmen.
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kATZE Amazone
Anmeldungsdatum: 26.04.2007 Beiträge: 394
Wohnort: Stuttgart
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(#1129585) Verfasst am: 16.11.2008, 16:13 Titel: |
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Shadaik hat folgendes geschrieben: | War "Das Robinson-Experiment" nicht eine dieser unsäglichen Reality-Shows im Gefolge von Big Brother?
Die mächtig Ärger bekam, als ein Teilnehmer einen bedrohten Waran erlegte? |
ne, die Sendung liegt zum einen etwas länger her, zum anderen befand sich die Insel bei Island, die Bewohner (Engländer? jedenfalls englischsprachige) mussten sich zu dem Experiment bewerben und es wurden alte wie junge, ganze Familien mit kleinen Kindern und auch Junggesellen ausgewaehlt. Die Sendung hatte einen Dokumentations-charakter wobei es sich wie gesagt um ein Experiment handelte ohne Siegerprämie oder so wie bei den Realityshows. Jeder beteiligte hatte trotzdem die Möglichkeit jederzeit "auszusteigen", was auch einer in Anspruch nahm weil eines seiner Familienmitglieder (Mutter oder Vater) verstorben war.
_________________ Trust your crazy ideas - Anita Roddick
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sturioso registrierter User
Anmeldungsdatum: 20.03.2007 Beiträge: 128
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(#1132330) Verfasst am: 19.11.2008, 12:10 Titel: |
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Grübel, grübel, und studier ...
joran hat folgendes geschrieben: | [...] Ich habe tatsächlich recht viel Zeit darauf verwendet,
mir Gedanken zu machen ob ich tatsächlich in einer solchen Gesellschaft leben könnte.
Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass es fuer mich nicht nur möglich wäre,
sondern durchaus auch wuenschenswert und befriedigend.
Eine Zivilisation (oder vielleicht vielmehr "nicht-Zivilsation"), in der eine Krankheit,
die heutzutage leicht zu behandeln ist, deinen Tod bedeuten kann, oder in der man eben nicht
mal kurz zum Zahnarzt gehen kann, um sich mit Hilfe einer Betäubung einen Zahn ziehen zu lassen.
Ein Leben, in dem die meisten nicht viel älter als fuenfzig Jahre werden.
[Anm. sturioso: das müsste wohl fünfunddreißig Jahre heißen.] Das ist, in meinen Augen,
eine wesentlich gesuendere Gesellschaft als die, in der wir Leben, in der dein Leben
von einem Kalender und der Uhr und damit zusammenhängenden (Zahnarzt-) Terminen bestimmt wird.
Oder an dessen Ende ein Dahinvegetieren in einem Pflegeheim auf dich wartet.
Heutzutage können wir viele Krankheiten zwar nicht heilen aber man kann mit ihnen leben,
durch medikamentöse oder sonstige medizinische Unterstuetzung.
Nur geht dabei jedes Mal ein Stueck Lebensqualität drauf.
Frueher gab es keine umgekehrte Gesellschaftspyramide, die zum Grossteil aus Altersschwachen bestand.
Es gab immer mal welche, die aussergewöhnlich alt wurden, das war aber tatsächlich ein Altern in Wuerde,
und jene Menschen konnten problemlos von der (Stammes-) Gesellschaft getragen werden. |
joran,
dieser Text hat mich so richtig nachdenklich gemacht,
ich komme aus dem Grübeln ganz einfach nicht mehr heraus,
mich lässt diese eine Frage nicht mehr los:
Was, zum Kuckuck, ist das für eine Computertastatur,
auf der es zwar ein "ä" und ein "ö" gibt, aber kein "ü" ?
"Joran" klingt ja irgendwie schwedisch, sind etwa die schwedischen Tastaturen so seltsam bestückt ?
LG sturioso
____________________________________
"Der Klügere gibt nach!" sagt ein Sprichwort, aber ich gebe nicht nach.
Schon vor über 100 Jahren hat Marie von Ebner-Eschenbach betont,
dass ein häufiges Nachgeben der Klügeren
zu einer Vorherrschaft der Dummen führt.
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Ralf Rudolfy Auf eigenen Wunsch deaktiviert.
Anmeldungsdatum: 11.12.2003 Beiträge: 26674
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(#1132498) Verfasst am: 19.11.2008, 14:55 Titel: |
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sturioso hat folgendes geschrieben: |
Was, zum Kuckuck, ist das für eine Computertastatur,
auf der es zwar ein "ä" und ein "ö" gibt, aber kein "ü" ? |
Siehste? Über so überflüssige Fragen müßtest du dir im Anarchoprimitivismus keinen Kopf machen.
_________________ Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
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Zumsel registrierter User
Anmeldungsdatum: 08.03.2005 Beiträge: 4667
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(#1133130) Verfasst am: 20.11.2008, 10:07 Titel: |
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Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben: | Es scheint mir bei der Verklärung des vermeintlich einfachen, natürlichen und ursprünglichen Lebens eher eine individuell empfundene Überforderung zugrunde zu liegen: Zivilisation ist anstrengender als Barbarei, etwa wie es anstrengender ist, sich zu benehmen als sich gehen zu lassen, wie Wissen anstrengender ist als Glauben. |
Und mir scheint eher, dass Radikalität generell Ausdruck von Überforderung ist. Also zum Beispiel auch die Neigung, Regeln und Benimm übertrieben viel Bedeutung beizumessen. Durch den Glauben an das Ideal vereinfacht man die komplexe Wirklichkeit und ersparrt sich so Denken, Abwägungen und Zweifel. Die einzige Herausforderung zum "guten" Leben besteht in der strengen Befolgung entsprechender Vorschriften. Oder wie Nietzsche es so schön formulierte: "Der Fanatismus ist nämlich die einzige Willensstärke, zu der auch die Schwachen und Unsichern gebracht werden können, als eine Art Hypnotisierung des ganzen sinnlich-intellektuellen Systems zugunsten der überreichlichen Ernährung (Hypertrophie) eines einzelnen Gesichts- und Gefühlspunktes, der nunmehr dominiert."
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sturioso registrierter User
Anmeldungsdatum: 20.03.2007 Beiträge: 128
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(#1133144) Verfasst am: 20.11.2008, 10:48 Titel: |
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Antrag auf Erteilung eines Antragsformulares.
Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben: | Siehste?
Über so überflüssige Fragen müßtest du dir im Anarchoprimitivismus keinen Kopf machen. |
Das ist in der Tat ein saustarkes Argument.
Wo finde ich das Formular für den Antrag auf Gewährung einer Mitgliedschaft in dieser Religion ?
LG sturioso
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"Der Klügere gibt nach!" sagt ein Sprichwort, aber ich gebe nicht nach.
Schon vor über 100 Jahren hat Marie von Ebner-Eschenbach betont,
dass ein häufiges Nachgeben der Klügeren
zu einer Vorherrschaft der Dummen führt.
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Sanne gives peas a chance.
Anmeldungsdatum: 05.08.2003 Beiträge: 12088
Wohnort: Nordschland
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(#1133169) Verfasst am: 20.11.2008, 11:54 Titel: |
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sturioso hat folgendes geschrieben: |
Antrag auf Erteilung eines Antragsformulares.
Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben: | Siehste?
Über so überflüssige Fragen müßtest du dir im Anarchoprimitivismus keinen Kopf machen. |
Das ist in der Tat ein saustarkes Argument.
Wo finde ich das Formular für den Antrag auf Gewährung einer Mitgliedschaft in dieser Religion ?
LG sturioso
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Kann mir nicht vorstellen, daß Anarchoprimitivisten über solche Formulare verfügen. So eine Büokratie widerspräche sowohl anarchistischen als auch primitivistischen Prinzipien
_________________ Ich will das Internet doch nicht mit meinen Problemen belästigen! (Marge Simpson)
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Baldur auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 05.10.2005 Beiträge: 8326
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(#1134307) Verfasst am: 21.11.2008, 20:48 Titel: |
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sturioso hat folgendes geschrieben: |
Antrag auf Erteilung eines Antragsformulares.
Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben: | Siehste?
Über so überflüssige Fragen müßtest du dir im Anarchoprimitivismus keinen Kopf machen. |
Das ist in der Tat ein saustarkes Argument.
Wo finde ich das Formular für den Antrag auf Gewährung einer Mitgliedschaft in dieser Religion ?
LG sturioso |
Hmm. Hier vielleicht:
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Miserabella registrierter User
Anmeldungsdatum: 21.03.2005 Beiträge: 68
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(#1144707) Verfasst am: 03.12.2008, 22:10 Titel: |
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Zumsel hat folgendes geschrieben: |
Und mir scheint eher, dass Radikalität generell Ausdruck von Überforderung ist. Also zum Beispiel auch die Neigung, Regeln und Benimm übertrieben viel Bedeutung beizumessen. Durch den Glauben an das Ideal vereinfacht man die komplexe Wirklichkeit und ersparrt sich so Denken, Abwägungen und Zweifel. |
Ja, das würde ich auch so sehen. Kennst du den Roman "Wir" von Jewgeni Samjatin. Ich habe noch nie eine so eindrückliche Beschreibung des Vorganges gelesen, bei dem der Protagonist diese komplexe Wirklichkeit, die nicht zu beherrschende Phantasie, das nie ganz klärende Abwägen und die wühlende Zweifel versucht zu verdrängen, um dem Wunsch nach einem strukturierten, guten und klarem Ablauf des Geschehens, nach zu kommen.
Zitat: |
Die einzige Herausforderung zum "guten" Leben besteht in der strengen Befolgung entsprechender Vorschriften. Oder wie Nietzsche es so schön formulierte: "Der Fanatismus ist nämlich die einzige Willensstärke, zu der auch die Schwachen und Unsichern gebracht werden können, als eine Art Hypnotisierung des ganzen sinnlich-intellektuellen Systems zugunsten der überreichlichen Ernährung (Hypertrophie) eines einzelnen Gesichts- und Gefühlspunktes, der nunmehr dominiert." |
Ja, vollzogen in einem Einheitsstaat, mit dem Ende jeglicher persönlicher Geschichte und vollkommener Verblödung.
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