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was spricht gegen einen gott
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frajo
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Anmeldungsdatum: 25.08.2003
Beiträge: 11440

Beitrag(#113168) Verfasst am: 06.04.2004, 18:50    Titel: Re: was spricht gegen einen gott Antworten mit Zitat

narziss hat folgendes geschrieben:
Tarvoc hat folgendes geschrieben:
narziss hat folgendes geschrieben:
Was allerdings schlecht ist ist Glaube der institutionell getragen wird. Dies muss der Fall sein, weil der Glaube sonst ausstirbt.


Purer Unfug.
Tja aber in Deutschland ist der Glaube am aussterben. Wobei man berücksichtigen muss, dass dieser Trend vielleicht zurückgeht wenn die neoliberalen Deutschland arm machen. Und die Jackler hat in den letzen Tagen interessantes zum Thema Esoterik gebracht.

es ging um die frage, ob glaube institutionen benötigt.
daß dies keineswegs der fall ist, zeigt der seit jahrtausenden die ganze menschheit durchwabernde aberglaube, von dem die institutionalisierten kirchen sozusagen nur ein konzentrat darstellen.
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narziss
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Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 21939

Beitrag(#113170) Verfasst am: 06.04.2004, 18:53    Titel: Re: was spricht gegen einen gott Antworten mit Zitat

frajo hat folgendes geschrieben:
narziss hat folgendes geschrieben:
Tarvoc hat folgendes geschrieben:
narziss hat folgendes geschrieben:
Was allerdings schlecht ist ist Glaube der institutionell getragen wird. Dies muss der Fall sein, weil der Glaube sonst ausstirbt.


Purer Unfug.
Tja aber in Deutschland ist der Glaube am aussterben. Wobei man berücksichtigen muss, dass dieser Trend vielleicht zurückgeht wenn die neoliberalen Deutschland arm machen. Und die Jackler hat in den letzen Tagen interessantes zum Thema Esoterik gebracht.

es ging um die frage, ob glaube institutionen benötigt.
daß dies keineswegs der fall ist, zeigt der seit jahrtausenden die ganze menschheit durchwabernde aberglaube, von dem die institutionalisierten kirchen sozusagen nur ein konzentrat darstellen.


Das ist natürlich ein interessanter Aspekt, allerdings sind meiner Einschätzung nach Atheisten weniger abergläubisch und die Menschen isngesamt weniger abergläubig als früher. Esoterik, die ja auch eine Form des Aberglaubens ist, ist aber mit der Kirche verknüpft. Außerdem wissen wir nicht was passiert wenn die Menschheit insgesamt besser gebildet ist.
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kamelpeitsche
Weapon of Mass Discussion



Anmeldungsdatum: 15.11.2003
Beiträge: 4555
Wohnort: Devil's Dancefloor

Beitrag(#113205) Verfasst am: 06.04.2004, 19:39    Titel: Antworten mit Zitat

narziss hat folgendes geschrieben:
Das ist natürlich ein interessanter Aspekt, allerdings sind meiner Einschätzung nach Atheisten weniger abergläubisch und die Menschen isngesamt weniger abergläubig als früher. Esoterik, die ja auch eine Form des Aberglaubens ist, ist aber mit der Kirche verknüpft.


Es gibt allerdings einen kleinen Unterschied zwischen Esoterik und Aberglaube, denn Esoterik ist prinzipiell auch eine Religion (Gaia, diesen Krams von silbermondlicht etc.), während Aberglaube durch Pawlowsche Reflexe entstand. ("Da ist eine schwarze Katze langegangen und zwei Minuten später stirbt mein Vater ---> Schwarze Katzen sind böse!")
_________________
"Was immer jeder Einzelne mitbringen will an Prägung oder Anderssein - einem kollektiven Imperativ enzieht es sich mit Sicherheit"
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narziss
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Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 21939

Beitrag(#113233) Verfasst am: 06.04.2004, 20:52    Titel: Antworten mit Zitat

kamelpeitsche hat folgendes geschrieben:
narziss hat folgendes geschrieben:
Das ist natürlich ein interessanter Aspekt, allerdings sind meiner Einschätzung nach Atheisten weniger abergläubisch und die Menschen isngesamt weniger abergläubig als früher. Esoterik, die ja auch eine Form des Aberglaubens ist, ist aber mit der Kirche verknüpft.


Es gibt allerdings einen kleinen Unterschied zwischen Esoterik und Aberglaube, denn Esoterik ist prinzipiell auch eine Religion (Gaia, diesen Krams von silbermondlicht etc.), während Aberglaube durch Pawlowsche Reflexe entstand. ("Da ist eine schwarze Katze langegangen und zwei Minuten später stirbt mein Vater ---> Schwarze Katzen sind böse!")
Dann dürfte man aber vor so ziemlich allem im Alltagsleben angst haben.
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kamelpeitsche
Weapon of Mass Discussion



Anmeldungsdatum: 15.11.2003
Beiträge: 4555
Wohnort: Devil's Dancefloor

Beitrag(#113241) Verfasst am: 06.04.2004, 20:59    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Dann dürfte man aber vor so ziemlich allem im Alltagsleben angst haben.


Hab ja nicht gesagt, dass das vernünftig sei.
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Sanne
gives peas a chance.



Anmeldungsdatum: 05.08.2003
Beiträge: 12088
Wohnort: Nordschland

Beitrag(#113428) Verfasst am: 07.04.2004, 08:10    Titel: Antworten mit Zitat

Gegen einen Gott spricht, daß es ihn nicht gibt. Es gibt millionenfach verschiedene Gottesvorstellungen, sie sich widersprechen und sich gegenseitig ausschließen.
Manche Gläubigen nehmen an, daß Menschen vor Gott wie Blinde vor einem Elefanten sind, d.h. daß die widersprüchlichen Erfahrungen/Meinungen sich zu einem Gesamtbild fügen und daß Gott immer noch größer ist, als man es sich vorstellen kann.
Dieses Gesamtbild, (wenn man den historischen Verlauf, religiöse Lehren, Überlieferungen, und eigene Wahrnehmung zusammennimmt) ist aber so komplex und widersprüchlich, daß man damit nichts praktisches anfangen kann.
"Gott" bzw Glauben an Gott, ist m.E. ein psychologisches Modell, daß ganz gut funktionieren kann, wenn man Scheuklappen aufhat, sich also gegen fremde Einflüsse abschottet, oder aber, wenn man sich darüber im klaren ist, daß es sich um ein Modell, eine Projektion, und nicht um die Realität handelt.
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Ich will das Internet doch nicht mit meinen Problemen belästigen! (Marge Simpson)
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neo
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Anmeldungsdatum: 19.12.2003
Beiträge: 7
Wohnort: zentral

Beitrag(#113497) Verfasst am: 07.04.2004, 12:50    Titel: Antworten mit Zitat

"Gegen einen Gott spricht, daß es ihn nicht gibt."
sanne, wie kommst du darauf?
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Effô Tisetti
Königsblau bis in den Tod



Anmeldungsdatum: 18.09.2003
Beiträge: 9920
Wohnort: 75

Beitrag(#113542) Verfasst am: 07.04.2004, 14:09    Titel: Antworten mit Zitat

Sanne hat folgendes geschrieben:

"Gott" bzw Glauben an Gott, ist m.E. ein psychologisches Modell, daß ganz gut funktionieren kann, (...) wenn man sich darüber im klaren ist, daß es sich um ein Modell, eine Projektion, und nicht um dieRealität handelt .


Dazu müsste man schon irgendwie ganz schön schizophren sein, oder? zwinkern
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"Die einfache Formel: Jesus ist stärker! hilft Menschen, sich aus der Fixierung völlig irrationaler Wertesysteme zu lösen."
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christin
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Anmeldungsdatum: 02.11.2003
Beiträge: 608

Beitrag(#114218) Verfasst am: 09.04.2004, 08:55    Titel: Antworten mit Zitat

Nav hat folgendes geschrieben:
Noch ein Beispiel:

Ein notorischer Säufer könnte Gott bitten, ihm ein Auto zu schenken - dann ist dieser Gott für den Säufer gut.

Der Säufer fährt damit eine Familie tot. Erbrechen

Ist Gott dann noch immer gut?


gott hat es nicht nötig, von jedem als "gut" anerkannt zu werden, nach dem motto: nützt mir dieser gott, so ist er gut". wenn es den einen gott gibt, dann kann nur er wirklich "gut" sein, denn wie sonst hätten wir überhaupt einen begriff davon? ausserdem ist gott nach meinen begriffen kein wunscherfüllungsautomat. beten heisst die beziehung zu ihm pflegen und enthält nicht ausschliesslich bitten.
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Heike N.
wundert gar nix mehr



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 26138
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Beitrag(#114222) Verfasst am: 09.04.2004, 09:48    Titel: Antworten mit Zitat


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Front Deutscher Äpfel (F.D.Ä.) - Nationale Initiative gegen die Überfremdung des deutschen Obstbestandes und gegen faul herumlungerndes Fallobst
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kamelpeitsche
Weapon of Mass Discussion



Anmeldungsdatum: 15.11.2003
Beiträge: 4555
Wohnort: Devil's Dancefloor

Beitrag(#114291) Verfasst am: 09.04.2004, 15:00    Titel: Antworten mit Zitat

christin hat folgendes geschrieben:
beten heisst die beziehung zu ihm pflegen und enthält nicht ausschliesslich bitten.


Viel Ahnung von Etymologie hast du aber nicht oder? Auf den Arm nehmen
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Fluse
KLERIKERFEINDIN



Anmeldungsdatum: 27.10.2003
Beiträge: 2034
Wohnort: Niedersachsen

Beitrag(#114406) Verfasst am: 10.04.2004, 00:15    Titel: Antworten mit Zitat

Beten ist reine Selbstverarschung Mit den Augen rollen Die Zeit kann man sinnvoller nutzen.
christin hat folgendes geschrieben:
beten heisst die beziehung zu ihm pflegen und enthält nicht ausschliesslich bitten.
Da gibts realere Beziehungen, die effektvoller sind und wo der Partner auch etwas zurück gibt.
_________________
Die Bibel ist ein HIRNWEICHSPÜLER und HIRNWEISSFÄRBER mit
Extra Sündenlösekraft und Weissfärbekraft ( Magnusfe)

Jesusfreak zahl allein für deine Pfaffen!
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Critic
oberflächlich



Anmeldungsdatum: 22.07.2003
Beiträge: 16338
Wohnort: Arena of Air

Beitrag(#114420) Verfasst am: 10.04.2004, 01:48    Titel: Antworten mit Zitat

Fluse hat folgendes geschrieben:
Beten ist reine Selbstverarschung Mit den Augen rollen Die Zeit kann man sinnvoller nutzen.
christin hat folgendes geschrieben:
beten heisst die beziehung zu ihm pflegen und enthält nicht ausschliesslich bitten.
Da gibts realere Beziehungen, die effektvoller sind und wo der Partner auch etwas zurück gibt.


Autosuggestion ist aber effektiv. Wenn man annimmt, daß in der Pille ein Wirkstoff steckt, sinkt tatsächlich der Blutdruck, auch wenn es sich um ein Placebo handelt. Analog: manche Menschen glauben, daß das, was sie erfahren, auf ein Einwirken einer "höheren Macht" zurückzuführen ist. Menschen, bei denen es nicht wirkt, können immer noch denken, daß sie es sich nur fester einreden müssen...
_________________
"Die Pentagon-Gang wird in der Liste der Terrorgruppen geführt"

Dann bin ich halt bekloppt. Mit den Augen rollen

"Wahrheit läßt sich nicht zeigen, nur erfinden." (Max Frisch)
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lemonstar
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 1004

Beitrag(#114495) Verfasst am: 10.04.2004, 14:57    Titel: Antworten mit Zitat

Graf Zahl hat folgendes geschrieben:
neo hat folgendes geschrieben:
mit gut mein ich einen gott, der dem Leben einen Sinn gibt, ewiges Leben gewährt,

Denk mal intensiv drüber nach: Ist ein ewiges Leben unbedingt erstrebenswert?

Ich würd's erstmal auf mich zukommen lassen. Danach kann man immer noch was anderes machen 8)
_________________

eindrucksvolles
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frajo
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Anmeldungsdatum: 25.08.2003
Beiträge: 11440

Beitrag(#114497) Verfasst am: 10.04.2004, 14:59    Titel: Antworten mit Zitat

lemonstar hat folgendes geschrieben:
Graf Zahl hat folgendes geschrieben:
neo hat folgendes geschrieben:
mit gut mein ich einen gott, der dem Leben einen Sinn gibt, ewiges Leben gewährt,

Denk mal intensiv drüber nach: Ist ein ewiges Leben unbedingt erstrebenswert?

Ich würd's erstmal auf mich zukommen lassen. Danach kann man immer noch was anderes machen Cool

da wär ich man nicht so sicher. wenn du pech hast, kommst du dann aus deiner 12-billionen-jahre-zeitschleife überhaupt nicht mehr raus.
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Mecky
registrierter User



Anmeldungsdatum: 11.04.2004
Beiträge: 145

Beitrag(#115204) Verfasst am: 13.04.2004, 10:38    Titel: Antworten mit Zitat

Graf Zahl hat folgendes geschrieben:
Denk mal intensiv drüber nach: Ist ein ewiges Leben unbedingt erstrebenswert?


An und für sich natürlich nicht.
Es gibt eine altgriechische Sage, in der ein Mann die Gunst einer Quellnymphe gewinnt, die ihm einen Wunsch gewährt. Er wünscht sich, ewig zu leben. Sie warnt ihn, er besteht aber darauf.

So wird er alt und älter, schrumpelig und schrumpliger, die Augen lassen nach, er wird blind, dann taub, er sabbert und kann und kann nicht sterben: Der Wunsch wurde ihm zum Fluche.

Die Vorstellung eines ewigen Lebens im christlichen Leben dagegen ist verbunden mit der Hoffnung auf das ewige Heil. Und dies halte ich schon einmal für erstrebenswert. Insbesondere dadurch, dass hier kein irdisches Heil versprochen wird. Es werden von dem Leben nach dem Tod biblisch keine Fakten genannt, sondern Bilder gegeben, die sich auf der Faktenebene widersprechen (Welt voller Frieden, Thronsaal, Hochzeitsfest, prächtige Stadt ...), was natürlich bereits zur Abfassungszeit bekannt war. Diese Bilder solle ja auch nicht Details wiedergeben, wie es dann sein wird - das ist unausdenkbar - sondern ausdrücken, dass es gut sein wird.

Genau genommen kann man die Himmelsvorstellung zusammenfassen: Alles Schlimme wird vergangen sein, alles wird gut für immer und ewig.

Leider hat man in der Interpretation dieser Bilder immer wieder den Fehler gemacht, sich unter ihnen sozusagen "Photos" vorzustellen und zu behaupten "so oder so genau wird es sein". Dies entspricht allerdings weder den Absichten der Verfasser, noch ist dies thematisch machbar: Der Tod ist eine vollkommene Erkenntnisgrenze. Es gibt keine Photos aus dem Jenseits.

Noch ein systematischer Fehler in diesen Realinterpretationen: Jeglich Jenseits- Heilvorstellung scheitert daran, dass "Heil" nicht vorstellbar ist. Jegliches Glück kann nur ein Hinweis sein - jedes Glück, das wir erdenken können ist defektiv und würde recht schnell überholt werden durch neue Wünsche.

So bleibt nur die Zielrichtung - dafür sind Glückserlebnisse ein guter Hinweis. Es wird alles gut, und zwar für immer.
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Sanne
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Anmeldungsdatum: 05.08.2003
Beiträge: 12088
Wohnort: Nordschland

Beitrag(#115219) Verfasst am: 13.04.2004, 11:55    Titel: Antworten mit Zitat

@ Mecky: willst du denn mit dem Gott der Bibel auf ewig zusammensein? hast du nicht die Befürchtung, daß es ihn wieder gereut, überhaupt Menschen geschaffen zu haben, bzw Menschen ins jenseitige Paradies gelassen zu haben? was, wenn dort auch ein mysteriöser Obstbaum rumsteht? Oder wenn es eine himmlische Sintflut gibt?
Nach allem, was wir über den Charakter des Bibelgottes wissen, halte ich das für recht wahrscheinlich (vorausgesetzt, es gibt einen Gott und ein Leben nach dem Tod, wovon du ja ausgehst)
_________________
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Graf Zahl
untot



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 7040
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Beitrag(#115225) Verfasst am: 13.04.2004, 12:08    Titel: Antworten mit Zitat

Mecky hat folgendes geschrieben:

Leider hat man in der Interpretation dieser Bilder immer wieder den Fehler gemacht, sich unter ihnen sozusagen "Photos" vorzustellen und zu behaupten "so oder so genau wird es sein". Dies entspricht allerdings weder den Absichten der Verfasser, noch ist dies thematisch machbar: Der Tod ist eine vollkommene Erkenntnisgrenze.


Da der Tod eine vollkommene Erkenntnisgrenze ist, kann man nicht wissen, ob etwas nach ihm kommt.
Da gehe ich auf "Nummer sicher" und lebe mein Leben diesseitsbezogen.
Ich halte die Sache wie Epikur:

Epikur in seinem Brief an Menoikeus hat folgendes geschrieben:
Gewöhne dich an den Gedanken, dass der Tod uns nichts angeht. Denn alles Gute und Schlimme beruht auf der Wahrnehmung. Der Tod aber ist der Verlust der Wahrnehmung. darum macht die rechte Einsicht, dass der Tod uns nichts angeht, die Sterblichkeit des Lebens genussreich, indem sie uns nicht eine unbegrenzte Zeit dazugibt, sondern die Sehnsucht nach der Unsterblichkeit wegnimmt. Denn im Leben gibt es für den nichts Schreckliches, der in echter Weise begriffen hat, dass es im Nichtleben nichts Schreckliches gibt.


Wenn ich nicht mehr bin, bekomme ich nichts davon mit (da es schließlich kein "ich" mehr gibt).
Gibt es ein ewiges Leben nach dem Tod, das nur Glückseligkeit bringt, auch gut.
_________________
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Mecky
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Anmeldungsdatum: 11.04.2004
Beiträge: 145

Beitrag(#115229) Verfasst am: 13.04.2004, 12:18    Titel: Antworten mit Zitat

Liebe Sanne!

Da Du früher in einer Freikirche warst, vermute ich, dass Dein Verständnis von der Bibel dort geprägt wurde. Mit diesem freikirchlichen Bibelverständnis, das auch zu einem m.E. idiotischen Gottesbild führt, habe ich sozusagen nichts, aber auch gar nichts zu tun.

Vielleicht nur mal ganz kurz eine Skizze:
So weit wir in der geschriebenen Geschichte der Menschen zurückschauen können, gibt es Texte über Glaube, Religion und Götter. Es handelt sich bei den Gottesbeschreibungen grundsätzlich um eine Suche. Und diese wurde immer aufs Heftigste kulturell mitgeprägt.

Diese Suche ist nichts Statisches, sondern hat sich entwickelt. Und auch diese Entwicklung ist nicht linear von einem Anfangs- zu einem Zielpunkt verlaufen, sondern mehrere Strömungen haben sich oft zeitglich entwickelt.

Die Bibel belegt einen Ausschnitt dieser Suche. So vermischen sich in ihr Stammesgott-, Kriegsgott-, Sozialgott-, Moralgott- und Hilfsgottvorstellungen in bunter Reihenfolge. DAS Gottesbild der Bibel gibt es nicht. Es sind mindestens so viele Gottesbilder in der Bibel unterwegs, wie Schreiber, die an biblischen Schriften geschrieben, zusammengefasst, redigiert und korrigiert haben. Und das ist eine ganze Menge.
Daneben gibt es natürlich auch eine gewisse Einheit in der Bibel, die sich aus dem gemeinsamen Kulturraum und der gemeinsamen Geschichte und Tradition ergibt.

Gott hat den Schreibern nicht etwas diktiert, sondern er hat die Menschen (und zwar insgesamt, nicht nur die Israeliten) in seine Welt hinein gesetzt, die von ihm spricht. (Dazu schreibe ich sicherlich irgendwann anders noch mehr).

Das Gute daran ist: Man bekommt einen vielfältigen Überblick über die Möglichkeiten eines Gottesglaubens.

Im alten Testament wird heftig herumgesucht - keines der dortigen Gottesbilder ist abschließend. So wartet man heute noch im Judentum auf eine endgültige Lösung, auf einen Messias, der dann zusammenfassend und endgültig Gottes Wort klärt.

Im Neuen Testament wird davon erzählt, dass die Jünger Christi in der Person Jesu eine "Passform" für ihr Gottesbild gefunden haben, das sie erfüllt hat - so sehr, dass sie in ihm die endgültige Offenbarung Gottes entdeckten.

Ich teile die Begeisterung der Jünger, die sie in der Bibel festgehalten haben. Ja, ich möchte gerne in Ewigkeit mit diesem Gott verbunden sein. Ich glaube an ihn, als einen umfassenden Heilsgott.[/i]
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frajo
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Anmeldungsdatum: 25.08.2003
Beiträge: 11440

Beitrag(#115232) Verfasst am: 13.04.2004, 12:19    Titel: Antworten mit Zitat

Mecky hat folgendes geschrieben:
Es gibt eine altgriechische Sage, in der ein Mann die Gunst einer Quellnymphe gewinnt, die ihm einen Wunsch gewährt. Er wünscht sich, ewig zu leben. Sie warnt ihn, er besteht aber darauf.

So wird er alt und älter, schrumpelig und schrumpliger, die Augen lassen nach, er wird blind, dann taub, er sabbert und kann und kann nicht sterben: Der Wunsch wurde ihm zum Fluche.

so eine altgriechische sage kenne ich nicht.
αληθεια λεω Teufel
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Mecky
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Anmeldungsdatum: 11.04.2004
Beiträge: 145

Beitrag(#115237) Verfasst am: 13.04.2004, 12:34    Titel: Antworten mit Zitat

Lieber Graf!

Diesseitsbezogen ist genaugenommen jede Lebenseinstellung - auch solche die vorgeben, jenseitsausgerichtet zu sein. Es sind unsere jetzigen Hoffnungen, Lebenseinstellungen etc., die sich in einem Jenseitsglauben zu Bildern verdichten.

Der epikureischen Einstellung zum Tod sind allerdings Grenzen gesetzt - und zwar auch wieder diesseitige Grenzen. Das Ganze "solange wir sind, ist der Tod nicht, ist der Tod, sind wir nicht", halte ich für ein Geschwätz, was völlig neben der Problemlage liegt.

Warum?

Weil wir doch nicht blöd sind. Wir wissen, dass der Tod kommt. Wir erleben sogar, dass der Tod kommt - wenn auch nicht unserer eigener. Und der Tod wirkt durch seine begrenzende Eigenschaft in unser Leben hinein: Du kannst zwar auf Jahrhunderte hin planen, aber du wirst die Jahrhunderte nicht erleben, und das weißt Du.
Und der Tod widerspricht so manchen anderen Bestrebungen. Er kann sogar Menschen fertig machen, die jemanden verloren haben und nun getrennt sind. Da ist dann nix mehr mit "solange wir sind, ist der Tod nicht". Er ist real bei anderen. Er ist auch bei uns real, wenn auch nicht schon eingetreten, aber als Wissen und Grenze vorhanden.

Was heißt denn "diesseitsbezogen" zu leben? Alles diesseitige Tun ist begrenzt - und diese Grenze nicht zu bearbeiten kann ganz schön heftige Folgen haben.

Ich hab mal in einem Krankenhaus gearbeitet, Kinderkrebsstation. Da war ein 10-jähriger Marco. Er hat mir sein Leid geklagt und dann gesagt: "Aber sag das nicht meiner Mutter. Bitte!!". Ich hab der Mutter natürlich sofort aufgelauert. Und tatsächlich: Sie ist mit dem Tod ihres Kindes absolut nicht zurechtgekommen. Und der arme Knirps konnte über das Wichtigste Thema seines Lebens mit seiner Mutter nicht reden: Aus Angst, dass die dann heulend zusammenbricht und er daran schuld ist - für Kinder eine unerträgliche Vorstellung. Lieber schweigen!

Und spätestens hier sag ich: Scheiß auf Epikur! Soll ich der Frau sagen: Keep smiling? Allways look on the bright side of life? Positiv denken! Belaste Dich doch nicht mit dem Tod: Solange dein Sohn lebt, ist der Tod nicht da. Wenn er da ist, ist dein Sohn eben tot.

Epikur unterschätzt die Kraft einer Liebe, die eben über den Tod hinausgeht. Der Junge stirbt, aber die Mutter ist mit der Liebe noch nicht fertig. Und da entsteht eines der typischen Todesdramen.

Ein anderer ist mit seinem Leben noch nicht fertig und bekommt mit 25 Jahren gesagt, dass er noch zwei Jahre hat. Sorry, aber wenn ich dann Epikur lese, kommt es mir hoch: Eine Anleitung zur Gefühlskälte.
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Mecky
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Anmeldungsdatum: 11.04.2004
Beiträge: 145

Beitrag(#115238) Verfasst am: 13.04.2004, 12:35    Titel: Antworten mit Zitat

frajo hat folgendes geschrieben:
Mecky hat folgendes geschrieben:
Es gibt eine altgriechische Sage, in der ein Mann die Gunst einer Quellnymphe gewinnt, die ihm einen Wunsch gewährt. Er wünscht sich, ewig zu leben. Sie warnt ihn, er besteht aber darauf.

So wird er alt und älter, schrumpelig und schrumpliger, die Augen lassen nach, er wird blind, dann taub, er sabbert und kann und kann nicht sterben: Der Wunsch wurde ihm zum Fluche.

so eine altgriechische sage kenne ich nicht.
αληθεια λεω Teufel
Ich kann Dir leider keine Quelle geben, weil ich nicht mehr genau weiß, woher ich sie habe. Ich hab irgendwie im Hinterkopf die Erinnerung, dass ich es in Drewermanns Psychoanalyse und Moraltheologie gelesen habe.
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Graf Zahl
untot



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Wohnort: Universum

Beitrag(#115244) Verfasst am: 13.04.2004, 13:06    Titel: Antworten mit Zitat

Mecky hat folgendes geschrieben:

Diesseitsbezogen ist genaugenommen jede Lebenseinstellung - auch solche die vorgeben, jenseitsausgerichtet zu sein.

Dagegen sprechen schon alleine die moslemischen Selbstmordattentäter, die sich durch ihren Einsatz für den heiligen Krieg ein schönes Plätzchen im Jenseits verschaffen wollen.


Mecky hat folgendes geschrieben:

Der epikureischen Einstellung zum Tod sind allerdings Grenzen gesetzt - und zwar auch wieder diesseitige Grenzen. Das Ganze "solange wir sind, ist der Tod nicht, ist der Tod, sind wir nicht", halte ich für ein Geschwätz, was völlig neben der Problemlage liegt.

Warum?

Weil wir doch nicht blöd sind. Wir wissen, dass der Tod kommt. Wir erleben sogar, dass der Tod kommt - wenn auch nicht unserer eigener. Und der Tod wirkt durch seine begrenzende Eigenschaft in unser Leben hinein: Du kannst zwar auf Jahrhunderte hin planen, aber du wirst die Jahrhunderte nicht erleben, und das weißt Du.

Das macht doch aber nichts.
Epikur ging es darum, einem die Angst vor dem Tod zu nehmen. - Wenn ich nicht mehr bin, bekomme ich nichts davon mit. Genauso wie ein Stein nicht merkt, daß er nicht lebt. Und wenn ein Mitmensch stirbt, dann geht es ihm auch nicht schlecht, denn was nicht ist, bekommt von seiner Nichtexistenz nichts mit.


Mecky hat folgendes geschrieben:
Und der Tod widerspricht so manchen anderen Bestrebungen. Er kann sogar Menschen fertig machen, die jemanden verloren haben und nun getrennt sind. Da ist dann nix mehr mit "solange wir sind, ist der Tod nicht". Er ist real bei anderen.

Wenn diese anderen so denken wie Epikur, wissen sie, daß der Tod für den Gestorbenen nichts schlimmes ist. Und auf das Diesseits ist die gleiche Wirkung vorhanden: Ich werde eine gestorbene Person genauso vermissen, wie jemand, der glaubt, die Person ist einem Himmel. Diese andere, gestorbene Person ist nicht bei mir - ob sie nun im Himmel ist oder einfach nicht mehr existiert.


Mecky hat folgendes geschrieben:

Was heißt denn "diesseitsbezogen" zu leben? Alles diesseitige Tun ist begrenzt - und diese Grenze nicht zu bearbeiten kann ganz schön heftige Folgen haben.

Diesseits bezogen bedeutet, sein Leben nicht nach einem Gott auszurichten, der wahrscheinlich nicht existiert, sondern daß man sich daran orientiert, mit seinen Mitmenschen friedlich auszukommen, einander zu helfen und das eigene Leben so genußreich wie möglich zu gestalten (ohne dabei anderen Schaden zuzufügen).
_________________
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Mecky
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Anmeldungsdatum: 11.04.2004
Beiträge: 145

Beitrag(#115249) Verfasst am: 13.04.2004, 13:23    Titel: Antworten mit Zitat

Graf Zahl hat folgendes geschrieben:
Mecky hat folgendes geschrieben:

Diesseitsbezogen ist genaugenommen jede Lebenseinstellung - auch solche die vorgeben, jenseitsausgerichtet zu sein.

Dagegen sprechen schon alleine die moslemischen Selbstmordattentäter, die sich durch ihren Einsatz für den heiligen Krieg ein schönes Plätzchen im Jenseits verschaffen wollen.

Nö, die Interessen der Selbstmordattentäter sind sehr innerweltlich. Sie wollen nicht vorrangig einen Platz im Himmel. Sie wollen hier etwas bewirken: Ihr Hass (starke Motivationsfeder) richtet sich nicht auf Engel oder Teufel, sondern auf irdische Personen und Verhältnisse. Er sprengt sich und andere nicht wegen des Himmels in die Luft, sondern wegen diesseitiger Interessen.

Zitat:
Epikur ging es darum, einem die Angst vor dem Tod zu nehmen. - Wenn ich nicht mehr bin, bekomme ich nichts davon mit. Genauso wie ein Stein nicht merkt, daß er nicht lebt. Und wenn ein Mitmensch stirbt, dann geht es ihm auch nicht schlecht, denn was nicht ist, bekommt von seiner Nichtexistenz nichts mit.

Aber Du bist. Und du bekommst es mit. Und solange er ist, bekommt er es auch mit.


Zitat:
Wenn diese anderen so denken wie Epikur, wissen sie, daß der Tod für den Gestorbenen nichts schlimmes ist. Und auf das Diesseits ist die gleiche Wirkung vorhanden: Ich werde eine gestorbene Person genauso vermissen, wie jemand, der glaubt, die Person ist einem Himmel. Diese andere, gestorbene Person ist nicht bei mir - ob sie nun im Himmel ist oder einfach nicht mehr existiert.
Für den Verstorben ist es nicht schlimm, aber für die anderen. Der Unterschied zum Himmel ist: Im Himmel ist er noch da. Das Gute ist hier nicht einfach die Abwesenheit der Existenz, sondern dass es ihm gut geht. Und damit findet die Beziehung des noch Lebenden einen Ansatzpunkt.

Zitat:
Diesseits bezogen bedeutet, sein Leben nicht nach einem Gott auszurichten, der wahrscheinlich nicht existiert, sondern daß man sich daran orientiert, mit seinen Mitmenschen friedlich auszukommen, einander zu helfen und das eigene Leben so genußreich wie möglich zu gestalten (ohne dabei anderen Schaden zuzufügen).
Das ist rein moralisch gedacht; es fehlt die existenzielle Grundlage. Wieso soll ein Starker denn einen Schwachen nicht zu seinem irdischen Nutzen ausbeuten? (Ich sage nicht, dass es auf diese Frage keine Antwort gibt, ich weise nur darauf hin, dass eine tragfähige Antwort hier in den existenziellen Bereich hineingeht und wiederum nicht ohne Hoffnung auskommt, die über eine rein sachlich-irdische Hoffnung hinausgeht).
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Graf Zahl
untot



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Beitrag(#115259) Verfasst am: 13.04.2004, 13:49    Titel: Antworten mit Zitat

Mecky hat folgendes geschrieben:
Graf Zahl hat folgendes geschrieben:
Mecky hat folgendes geschrieben:

Diesseitsbezogen ist genaugenommen jede Lebenseinstellung - auch solche die vorgeben, jenseitsausgerichtet zu sein.

Dagegen sprechen schon alleine die moslemischen Selbstmordattentäter, die sich durch ihren Einsatz für den heiligen Krieg ein schönes Plätzchen im Jenseits verschaffen wollen.

Nö, die Interessen der Selbstmordattentäter sind sehr innerweltlich. Sie wollen nicht vorrangig einen Platz im Himmel. Sie wollen hier etwas bewirken: Ihr Hass (starke Motivationsfeder) richtet sich nicht auf Engel oder Teufel, sondern auf irdische Personen und Verhältnisse. Er sprengt sich und andere nicht wegen des Himmels in die Luft, sondern wegen diesseitiger Interessen.

Sorry, ich sehe die Sache anders. Der Haß selbst ist natürlich auf diesseitige Individuen gerichtet (Ungläubige und Andersgläubige); aber dieser Haß begründet sich auf einen vermeintlichen Willen eines Gottes, der sie für ihr Verhalten in einem Jenseits entsprechend belohnen wird.


Mecky hat folgendes geschrieben:

Zitat:
Epikur ging es darum, einem die Angst vor dem Tod zu nehmen. - Wenn ich nicht mehr bin, bekomme ich nichts davon mit. Genauso wie ein Stein nicht merkt, daß er nicht lebt. Und wenn ein Mitmensch stirbt, dann geht es ihm auch nicht schlecht, denn was nicht ist, bekommt von seiner Nichtexistenz nichts mit.

Aber Du bist. Und du bekommst es mit. Und solange er ist, bekommt er es auch mit.

Aber das bekomme ich auch mit, wenn ich an einen Himmel (Jenseits) glaube.


Mecky hat folgendes geschrieben:

Für den Verstorben ist es nicht schlimm, aber für die anderen. Der Unterschied zum Himmel ist: Im Himmel ist er noch da.

Doch der Himmel ist nicht beweisbar. Ein Jenseits ist Spekulation. Und genau an dieser Stelle greift für mich Epikur:
Wenn es ein Jenseits in ewiger Glückseligkeit gibt - gut.
Wenn es kein Jenseits in ewiger Glückseligkeit gibt - auch gut.

Wenn man sich nur auf den Himmel "verläßt", ist u.U. ein Restzweifel, eine Restangst vorhanden: "Was ist aber, wenn es gar keinen Himmel gibt?".
Und genau für diese Frage (Angst) hat Epikur eine tröstliche Lösung parat.


Mecky hat folgendes geschrieben:

Zitat:
Diesseits bezogen bedeutet, sein Leben nicht nach einem Gott auszurichten, der wahrscheinlich nicht existiert, sondern daß man sich daran orientiert, mit seinen Mitmenschen friedlich auszukommen, einander zu helfen und das eigene Leben so genußreich wie möglich zu gestalten (ohne dabei anderen Schaden zuzufügen).
Das ist rein moralisch gedacht; es fehlt die existenzielle Grundlage. Wieso soll ein Starker denn einen Schwachen nicht zu seinem irdischen Nutzen ausbeuten? (Ich sage nicht, dass es auf diese Frage keine Antwort gibt, ich weise nur darauf hin, dass eine tragfähige Antwort hier in den existenziellen Bereich hineingeht und wiederum nicht ohne Hoffnung auskommt, die über eine rein sachlich-irdische Hoffnung hinausgeht).

Daß sich die Menschen nicht gegenseitig an die Gurgel gehen, dafür braucht es keinen Gott.
Andere Rudeltiere leben ja auch friedlich miteinander.

Wenn man sich Lustgewinn ohne Rücksicht auf andere Personen verschaffte, könnte sich das irgendwann auf einen selbst nachteilig auswirken. Denn wenn ich selbst rücksichtslos bin, ist zu erwarten, daß sich meine Mitmenschen ebenfalls rücksichtslos mir gegenüber verhalten.
Dies nenne ich (etwas salopp) das „Bumerang-Prinzip“, das in solchen Fällen eine Genußminderung darstellt.
Das gilt übrigens nicht nur in Bezug auf Menschen/Lebewesen, sondern auch bezüglich der Natur (Beispiel: FCKW -> Zerstörung der Ozonschicht).
Pfeil Die Gestaltung des Lebens sollte alleine schon aus Eigeninteresse nicht auf Kosten anderer stattfinden.

Dieses „negative Bumerang-Prinzip“ funktioniert jedoch auch anders herum:
Wenn man zum Lustgewinn anderer Personen beiträgt, könnte dies dazu führen, daß sie sich dafür auf eine für mich angenehme Weise „revanchieren“ bzw. es könnte eine Art "Grundstimmung der Hilfsbereitschaft" entstehen.
Dies wäre dann das „positive Bumerang-Prinzip“:
Pfeil Alleine schon aus Eigeninteresse sollte man zum Glück/Lustgewinn der Mitmenschen beitragen.


Wie auch immer - ich möchte zudem darauf hinweisen, daß auch staatliche Gesetze eine Funktion haben.
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Sanne
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Anmeldungsdatum: 05.08.2003
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Beitrag(#115266) Verfasst am: 13.04.2004, 14:03    Titel: Antworten mit Zitat

Mecky hat folgendes geschrieben:
Im Neuen Testament wird davon erzählt, dass die Jünger Christi in der Person Jesu eine "Passform" für ihr Gottesbild gefunden haben, das sie erfüllt hat - so sehr, dass sie in ihm die endgültige Offenbarung Gottes entdeckten.

Ich teile die Begeisterung der Jünger, die sie in der Bibel festgehalten haben. Ja, ich möchte gerne in Ewigkeit mit diesem Gott verbunden sein. Ich glaube an ihn, als einen umfassenden Heilsgott.[/i]


Die Jünger haben an den Gott des alten Testaments geglaubt, und sämtliche Schreiber des Neuen Testaments berufen sich auf die alten Schriften. Entweder ist der Gott (oder die Götter, äh Gottesbilder) des Alten Testaments auf einmal zum grundguten Heilsgott mutiert, oder es handelt sich doch um denselben... Zugegeben, letzteres ist evangelikal gedacht.
Es bleibt dir natürlich unbenommen, nur an die Teile des Neuen Testamentes (vom AT will ich dann gar nicht mehr reden...) zu glauben, die für dich relevant sind. Es kann doch jeder nach seiner Fasson selig werden. zwinkern
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Mecky
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Anmeldungsdatum: 11.04.2004
Beiträge: 145

Beitrag(#115280) Verfasst am: 13.04.2004, 14:28    Titel: Antworten mit Zitat

Graf Zahl hat folgendes geschrieben:
Doch der Himmel ist nicht beweisbar. Ein Jenseits ist Spekulation. Und genau an dieser Stelle greift für mich Epikur:
Wenn es ein Jenseits in ewiger Glückseligkeit gibt - gut.
Wenn es kein Jenseits in ewiger Glückseligkeit gibt - auch gut.

Wenn man sich nur auf den Himmel "verläßt", ist u.U. ein Restzweifel, eine Restangst vorhanden: "Was ist aber, wenn es gar keinen Himmel gibt?".
Und genau für diese Frage (Angst) hat Epikur eine tröstliche Lösung parat.
Lieber Graf!

Du hast mir recht ausführlich geantwortet, ich hab die anderen Aspekte in eigenen Threads untergebracht (in: Kultur und Gesellschaft und in Politik und Geschichte), weil jeder von ihnen ein eigenes Fass aufmacht.

Die Frage ist nicht, wie es nach dem Tod aussieht, sondern wie ich jetzt lebe. Es geht also um die Frage der Hoffnung oder Nichthoffnung. Diese prägt unser Leben jetzt. Epikurs Lösung beschreibt nicht mehr, als die Empirik hergibt. Das ist zum einen natürlich eine Stärke. Die Schwäche wird allerdings offenbar, wenn man Hoffnung braucht. Da Epikur (m.E. fälschlicherweise) ein Weltbild erzeugt, wo man keine Hoffnung braucht ist dies für ihn natürlich kein Thema. Aber das geht an der menschlichen Realität vorbei. Die Mutter des kleinen Marco hätte Hoffnung gebraucht - und zwar mehr, als ihr Epikur geben kann. Und die Folge ihrer Hoffnungslosigkeit war, dass sie ihren Sohn zwangsläufig mit seinem Lebensthema allein gelassen hat. Sie hatte keine Bilder der Ewigkeit vor Augen, die ihr geholfen hätten, auch wenn sie nur Bilder sind und kein Wissen und auch wenn ein Leben nach dem Tode unbeweisbar ist.

Und für sie selbst war das gewiss auch nicht leicht: Nicht nur der Tod des eigenen Kindes war zu verdauen, sondern die eigene Unfähigkeit, mit diesem Thema umzugehen hat sie zu einer ungeeigneten Gesprächspartnerin gemacht - und das kann furchtbare Schuldgefühle erzeugen.

So ist das nun mal mit den Epikureern: Das ist alles so lange schön und gut, wie man nicht direkt konfrontiert ist. Es klingt in der Theorie alles ganz blank (ist es ja auch, weil es eher sachlich als menschlich gedacht ist) und versagt dann, wenn man es braucht.

Die Frau hat es verpasst, für ihren Glauben und ihre Hoffnung zu sorgen. Und das war nicht nur ihr Privatproblem, sondern schließlich auch das ihres geliebten Kindes. Ich finde das tragisch. Sie hat sich von den landläufigen Einstellungen zum Tod - und da schwingt Epikur kräftig mit - verführen lassen und stand dann mit leeren Händen da.

Sie konnte nicht ehrlichen Herzens sagen: "Es wird alles gut", nicht einmal "Ich glaube, dass es gut wird." Sie konnte auch nicht ehrlichen Herzens sagen: "Ich bin im Gebet mein Leben lang bei Dir", sie konnte nicht einmal sagen "In Gedanken bei Dir", weil sie ja von seiner postmortalen Nichtexistenz ausging. Wo sollte sie denn mit ihren Gedanken hin? Nur zu sich selbst.
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Mecky
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Anmeldungsdatum: 11.04.2004
Beiträge: 145

Beitrag(#115283) Verfasst am: 13.04.2004, 14:35    Titel: Antworten mit Zitat

Sanne hat folgendes geschrieben:
Die Jünger haben an den Gott des alten Testaments geglaubt, und sämtliche Schreiber des Neuen Testaments berufen sich auf die alten Schriften. Entweder ist der Gott (oder die Götter, äh Gottesbilder) des Alten Testaments auf einmal zum grundguten Heilsgott mutiert, oder es handelt sich doch um denselben... Zugegeben, letzteres ist evangelikal gedacht.
Liebe Sanne,

glaubst Du wirklich, dass die Jünger Jesu an den Gott geglaubt haben, der Saul den Vernichtungsbefehl über die Amalekiter gegeben hat und damit der Botschaft (und vor allem der Praxis!) ihres Meisters völlig widersprach?

Mir scheint eher wahrscheinlich: Jesus hat mit seiner Botschaft - wenn auch auf dem Judentum fußend - eine neue Religion gegründet, was weder ihm noch seinen Jüngern zu diesem Zeitpunkt klar wurde. Dies war ein Klärungsprozess deutlich nach der Zeit Jesu. Grundzüge ausgewählter alttestamentlicher Vorstellungen (bes. Jesaja) hatte Jesus übernommen, keineswegs aber die Fülle der alttestamentlichen Gottesbilder.

Und noch mehr: Wenn man sich die vier verschiedenen Evangelien anschaut, dann sieht man schon wieder mehrere verschiedene Gottesbilder. Und meiner Meinung nach hat jeder Gläubige seine eigene Vorstellung von Gott. Mein Glaube ist auch weder mit dem Glauben Ratzingers noch dem Küngs vollständig kompatibel. Religionen und Konfessionen sind nur ganz grobe Zusammenfassungen. Der Glaube jedes Menschen ist etwas Individuelles.
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Sanne
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Anmeldungsdatum: 05.08.2003
Beiträge: 12088
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Beitrag(#115284) Verfasst am: 13.04.2004, 14:43    Titel: Antworten mit Zitat

Mecky hat folgendes geschrieben:
Und für sie selbst war das gewiss auch nicht leicht: Nicht nur der Tod des eigenen Kindes war zu verdauen, sondern die eigene Unfähigkeit, mit diesem Thema umzugehen hat sie zu einer ungeeigneten Gesprächspartnerin gemacht - und das kann furchtbare Schuldgefühle erzeugen.


Gab es denn da keine psychologische Betreuung auf der Krebsstation? Geschockt


Es gibt auch für gottlose eine tröstliche Gedanken im Todesfall, z.B. daß dem Verstorbenen viel Leid erspart wurde oder daß sein Leiden aufgehört hat.
Mit einem ungerechten Gott konfrontiert zu sein, der die ganze Tragödie zu verantworten hat, der einem einen geliebten Menschen einfach wegnimmt, ist auch nicht unbedingt tröstlich. Viele Menschen verlieren ihren Glauben nach solchen Schicksalschlägen.

Mecky hat folgendes geschrieben:
Wo sollte sie denn mit ihren Gedanken hin? Nur zu sich selbst.


Wenn man außer Gott niemanden hat, mit dem man reden kann, ist das natürlich sehr tragisch. Daß man diesen Gott als letzten verfügbaren Gesprächspartner nicht aufgibt, kann ich verstehen.
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Mecky
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Anmeldungsdatum: 11.04.2004
Beiträge: 145

Beitrag(#115288) Verfasst am: 13.04.2004, 14:54    Titel: Antworten mit Zitat

Die Frau hat, so viel ich weiß anschließend an den Tod des Kindes eine Therapie gemacht. Während der Krebskrankheit, kann ich mir zumindest vorstellen, wäre eine Therapie eher zusätzlich belastend.

Die tröstlichen Gedanken, die Du geschrieben hast, sind allesamt furchtbar hilflos, billiger Trost - inklusive den Gedanken an einen ungerechten Gott. Ohne einen wirklichen Glauben sehe ich hier keine Chance.

Übrigens: Auch eine psychologische Therapie orientiert sich an einem Menschen- und Weltbild. Sollte dieses Bild einen solchen Glauben nicht stützen oder zumindest ermöglichen können, wird sie m.E. auch nicht weiterführen können, womöglich macht sie sogar mehr kaputt, als sie jemals wieder zupflastern kann.
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