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Evolution - Wie weit trägt der Fossilbericht?

 
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Novalis
Schöngeist



Anmeldungsdatum: 17.10.2005
Beiträge: 86

Beitrag(#1233710) Verfasst am: 06.03.2009, 12:02    Titel: Evolution - Wie weit trägt der Fossilbericht? Antworten mit Zitat

Hier also, wie angekündigt, der Thread samt Eröffnungsposting. Ich hoffe auf eine konstruktive Diskussion.

Ich möchte mit einem Zitat von Charles Darwin beginnen, allerdings scheint mir die Diskussion mehr in
Richtung "punctuated equilibrium" zu tendieren (Hallo El Schwalmo, sagt man noch so, oder gibt es mittlerweile
einen besseren Begriff?)
M. Behe nannte das mal in einem Bild der Wissenschaft Aufsatz "Evolution durch Innovationsschübe" man möge
mir mit einer geläufigeren Bezeichnung (falls vorhanden) weiterhelfen.

El Schwalmo räumt allerdings im Vorfeld schon ein, dass eine graduelle Evolution durch den Fossilbericht eben
nicht nachgewiesen werden kann. Somit spaltet sich die SC schonmal in zwei Lager. Ich als Laie sage dann:
Ok, es ist im Fluss, nix genaues weiß man nicht. Lieg ich damit so falsch? Welcher Otto Normalbürger kennt schon
den Unterschied zwischen einer graduellen und einer sprunghaften Evolution?

Vermittelt wird aber ein Bild der Einigkeit, welches so nicht gegeben ist.

Und das sind nicht etwa Detailfragen. Hier geht es um das grundsätzliche Verständnis, wie Evolution abgelaufen
ist. Das kann man nicht in einem Nebensatz vom Tisch fegen.

"Die plötzliche Art und Weise, in der ganze Artengruppen in gewissen Formationen erscheinen, ist von mehreren
Paläontologen ... als ein gefährlicher Einwand gegen die Veränderlichkeit der Arten erhoben worden[...]Es gibt
noch eine ähnliche Schwierigkeit, die viel ernster ist. Ich meine die Art und Weise, in der zu verschiedenen
Hauptabteilungen des Tierreichs gehörende Arten plötzlich in den ältesten der bekannten fossilführenden Schichten
auftreten...Die Frage muß also vorerst unbeantwortet bleiben; sie wird mit Recht als wesentlicher Einwand gegen
die hier entwickelten Ansichten vorgebracht werden."
Die Entstehung der Arten S. 456ff

Gruß, Novalis


Zuletzt bearbeitet von Novalis am 06.03.2009, 14:05, insgesamt einmal bearbeitet
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Freikletterer
hat's überstanden.



Anmeldungsdatum: 20.05.2008
Beiträge: 601
Wohnort: Fußballfreie Zone

Beitrag(#1233732) Verfasst am: 06.03.2009, 12:34    Titel: Antworten mit Zitat

Ich habe gerade Richard Dawkins' Der Blinde Uhrmacher gelesen.

In diesem Buch beschäftigt sich Dawkins auch mit dieser Frage.
Soweit ich mich erinnern kann, ging die Argumentationsweise in etwa folgendermaßen:

Heute sind 95% (oder mehr) aller Arten, die je auf unserem Planeten gelebt haben, ausgestorben.
Wenn Lebewesen sterben, fallen sie gewöhnlich einem Verwesungsprozeß anheim, so daß gewöhnlich schon nach kurzer Zeit nichts von dem Körper mehr übrig ist.
Daß ein Lebewesen durch bestimmte Umstände konserviert wird und ein sich Fossil bildet, ist ein außerordentlich glücklicher Zufall, welcher nur äußerst selten eintritt (abgesehen davon, daß dieses Fossil dann ja auch noch erst gefunden werden muß).
Es ist als hätte man ein 10.000 Teile-Puzzlespiel, von denen man gerade mal 20 Teile hat - das Bild wird immer äußerst bruchstückhaft bleiben.
Daher könne man auch nicht erwarten, daß sich mit Fossilienfunden eine lückenlose Entstehungsgeschichte der Arten nachzeichnen läßt.

Ich finde diese Argumentation eigentlich recht einleuchtend.
_________________
"22 Männer in lächerlicher Kriegsausrüstung, die sich gegenseitig niederschlagen, nur um an eine luftgefüllte Blase aus Schweinsleder zu kommen! Einige der menschlichen Bräuche verwirren mich, aber Football ist mir ein absolutes Rätsel!"

- K.I.T.T.
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Darwin Upheaval
Evo-Devo-Darwinist & Wissenschaftskommunikator



Anmeldungsdatum: 23.01.2004
Beiträge: 5491
Wohnort: Tief im Süden

Beitrag(#1233735) Verfasst am: 06.03.2009, 12:38    Titel: Antworten mit Zitat

Freikletterer hat folgendes geschrieben:
Ich habe gerade Richard Dawkins' Der Blinde Uhrmacher gelesen.

In diesem Buch beschäftigt sich Dawkins auch mit dieser Frage.
Soweit ich mich erinnern kann, ging die Argumentationsweise in etwa folgendermaßen:

Heute sind 95% (oder mehr) aller Arten, die je auf unserem Planeten gelebt haben, ausgestorben.
Wenn Lebewesen sterben, fallen sie gewöhnlich einem Verwesungsprozeß anheim, so daß gewöhnlich schon nach kurzer Zeit nichts von dem Körper mehr übrig ist.
Daß ein Lebewesen durch bestimmte Umstände konserviert wird und ein sich Fossil bildet, ist ein außerordentlich glücklicher Zufall, welcher nur äußerst selten eintritt (abgesehen davon, daß dieses Fossil dann ja auch noch erst gefunden werden muß).
Es ist als hätte man ein 10.000 Teile-Puzzlespiel, von denen man gerade mal 20 Teile hat - das Bild wird immer äußerst bruchstückhaft bleiben.
Daher könne man auch nicht erwarten, daß sich mit Fossilienfunden eine lückenlose Entstehungsgeschichte der Arten nachzeichnen läßt.

Ich finde diese Argumentation eigentlich recht einleuchtend.


Auch der Modus der Artbildung selbst ist für die "Lücken" im Fossilbefund verantwortlich. (Die entsprechenden Stichworte wären: Punktualismus, heterochrone Verschiebungen, Zwang zur Aufrechterhaltung der Funktionalität des Epigenotypus...)
_________________
"Science is a candle in the dark." - Carl Sagan

www.ag-evolutionsbiologie.de
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Novalis
Schöngeist



Anmeldungsdatum: 17.10.2005
Beiträge: 86

Beitrag(#1233744) Verfasst am: 06.03.2009, 12:47    Titel: Antworten mit Zitat

Punktualisums ist ein Ansatz über den man diskutieren kann, ein unvollständiger Fossilbericht
angesichts Millionen katalogisierter Fossilien scheint mir dagegen kein ernsthaftes Argument zu
sein.
Eine zufällige Verteilung der Fossilien müsste eben auch zufällig ausgegraben werden und eben
nicht zu einer "missing links" Problematik führen.

Gruß, Novalis
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Shadaik
evolviert



Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 26377
Wohnort: MG

Beitrag(#1233751) Verfasst am: 06.03.2009, 12:57    Titel: Antworten mit Zitat

Novalis hat folgendes geschrieben:
Punktualisums ist ein Ansatz über den man diskutieren kann, ein unvollständiger Fossilbericht
angesichts Millionen katalogisierter Fossilien scheint mir dagegen kein ernsthaftes Argument zu
sein.

Wenn du diese Millionen in Beziehung stezt zu allen Lebewesen, die schätzungsweise jemals existiert haben, ist die Zahl alleridngs lächerlich klein.

Zitat:
Eine zufällige Verteilung der Fossilien müsste eben auch zufällig ausgegraben werden und eben
nicht zu einer "missing links" Problematik führen.
Ähm doch, grade deshalb müsste es zu einer Missing Link Problematik kommen.
_________________
Fische schwimmen nur in zwei Situationen mit dem Strom: Auf der Flucht und im Tode
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Novalis
Schöngeist



Anmeldungsdatum: 17.10.2005
Beiträge: 86

Beitrag(#1233761) Verfasst am: 06.03.2009, 13:19    Titel: Antworten mit Zitat

Ich vermute, dass sich in der Diskussion der Hinweis auf den (scheinbar) unvollständigen Fossilbe-
richt von selbst erledigt, andernfalls gehe ich noch darauf ein.

Ich bin übers WE anderweitig verplant, weshalb ich in die Diskussion erst am Montag wieder ein-
steigen werde, Euch allen ein schönes WE.

edit: Im Übrigen ein merkwürdiges Vorgehen auf der einen Seite zu behaupten der Fossilbericht
sei die Manifestierung der historischen (wenn schon dann höchstens prä-historischen) Tatsache
Evolution, wenn es ins Bild passt, auf der anderen aber (wenns nicht passt) zu sagen: Oooch,
der ist ja unvollständig. Entweder ich akzeptiere das Zeugnis der Fossilien oder nicht.

Es nur zu akzeptieren, wenns mir in der Kram passt ist etwas unredlich - oder?

Gruß, Novalis


Zuletzt bearbeitet von Novalis am 06.03.2009, 13:27, insgesamt einmal bearbeitet
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FSM
registrierter User



Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 78

Beitrag(#1233765) Verfasst am: 06.03.2009, 13:25    Titel: Antworten mit Zitat

Ich kann zum Thema das Buch von Donald R. Prothero empfehlen:

Evolution. What the Fossils Say and Why It Matters (2007)
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El Schwalmo
Naturalistischer Ignostiker



Anmeldungsdatum: 06.11.2003
Beiträge: 9073

Beitrag(#1233767) Verfasst am: 06.03.2009, 13:28    Titel: Re: Evolution - Wie weit trägt der Fossilbericht? Antworten mit Zitat

Novalis hat folgendes geschrieben:
Und das sind nicht etwa Detailfragen. Hier geht es um das grundsätzliche Verständnis, wie Evolution abgelaufen ist. Das kann man nicht in einem Nebensatz vom Tisch fegen.

exakt, und genau das ist gut so, denn das erzeugt Forschungsbedarf und Arbeitsplätze.

Interessant ist nur, dass Menschen, die YEC vertreten, mit dem Fossilbefund argumentieren.

Thread 1 - (n-1): der Fossilbefund ist mit Evolutionsmechanismus x nicht zu vereinbaren

Thread n: der Fossilbefund ist mit einer Evolution nicht zu vereinbaren

Thread 1 ist trivial und bestenfalls ein Anlass zur Entwicklung besserer mechanismischer Theorien.

Thread n ist falsch: 'Evolution' meint hier nur die Veränderung 'des Lebens' im Lauf der Zeit. Der Fossilbefund ist eindeutig, das steht sogar im 'Evolutionsbuch' derer von Wort und Wissen (rechts).

Aber schon das reicht, den YEC zu crashen: bestimmte Formen findet man eben erst ab einer bestimmten Schicht, was nicht mit einer Schöpfungswoche zu vereinbaren ist, selbst Grundtypen helfen hier nicht weiter. Dazu kommt noch, dass man Menschen-Fossilien erst in jungen Schichten findet.

Deszendenz (links in der Abbildung) ist so gut gesichert, dass es diesem Weltbild den Garaus macht.

Was Schöpfungsgläubigen nun noch bleibt, ist, die von uns formulierten Theorien zu hinterfragen. Das macht wenig Sinn, denn die Lücken wissen wir selber.

Ein gangbarer Weg, den ich aber nicht sehe, wäre eine Systematik der Lücken. Die würde zwar Design nicht beweisen, aber zumindest als Alternative salonfähig machen. Hier könnten sich die ID-Vertreter profilieren. Es ist aber nicht Aufgabe von uns, das zu leisten.
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Ein seliges und unvergängliches Wesen (die Gottheit) trägt weder selbst Mühsal, noch belädt es ein anderes Wesen damit. Darum kennt es weder Zorn noch Wohlwollen. Dergleichen gibt es nur bei einem schwachen Wesen. (Epikur)

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El Schwalmo
Naturalistischer Ignostiker



Anmeldungsdatum: 06.11.2003
Beiträge: 9073

Beitrag(#1233768) Verfasst am: 06.03.2009, 13:29    Titel: Antworten mit Zitat

FSM hat folgendes geschrieben:
Ich kann zum Thema das Buch von Donald R. Prothero empfehlen:

Evolution. What the Fossils Say and Why It Matters (2007)

stimmt. Ich kenne kein derartiges Fachbuch, das so explizit auf die Argumente von Evolutionsgegnern eingeht und diese kompetent widerlegt.
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El Schwalmo
Naturalistischer Ignostiker



Anmeldungsdatum: 06.11.2003
Beiträge: 9073

Beitrag(#1233769) Verfasst am: 06.03.2009, 13:31    Titel: Antworten mit Zitat

Novalis hat folgendes geschrieben:
edit: Im Übrigen ein merkwürdiges Vorgehen auf der einen Seite zu behaupten der Fossilbericht sei die Manifestierung der historischen (wenn schon dann höchstens prä-historischen) Tatsache Evolution, wenn es ins Bild passt, auf der anderen aber (wenns nicht passt) zu sagen: Oooch, der ist ja unvollständig. Entweder ich akzeptiere das Zeugnis der Fossilien oder nicht.

Es nur zu akzeptieren, wenns mir in der Kram passt ist etwas unredlich - oder?

Vorsicht, immer beachten, was 'Evolution' in einem bestimmten Kontext bedeutet.

Und, wie Darwin Upheaval auch schon sagte, es gibt Evolutionstheorien, die widerlegt wären, falls es eine lückenlose Fossilfolge gäbe, beispielsweise der Saltationismus Schindewolfs.
_________________
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Novalis
Schöngeist



Anmeldungsdatum: 17.10.2005
Beiträge: 86

Beitrag(#1233779) Verfasst am: 06.03.2009, 13:41    Titel: Antworten mit Zitat

El Schwalmo hat folgendes geschrieben:

Thread n ist falsch: 'Evolution' meint hier nur die Veränderung 'des Lebens' im Lauf der Zeit. Der Fossilbefund ist eindeutig, das steht sogar im 'Evolutionsbuch' derer von Wort und Wissen (rechts).


Der Fossilbefund ist eindeutig - in Bezug auf was?
Ich habe die "Kreationistenfibel" hier vorliegen, wo bitte genau soll das stehen?

Ich zitiere mal:

"...Deutungen von Fossilien als Übergangsformen sind nahezu ausnahmslos umstritten"
(fett von mir) S. 244 5. Auflage

Gruß, Novalis
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El Schwalmo
Naturalistischer Ignostiker



Anmeldungsdatum: 06.11.2003
Beiträge: 9073

Beitrag(#1233786) Verfasst am: 06.03.2009, 13:53    Titel: Antworten mit Zitat

Novalis hat folgendes geschrieben:
El Schwalmo hat folgendes geschrieben:

Thread n ist falsch: 'Evolution' meint hier nur die Veränderung 'des Lebens' im Lauf der Zeit. Der Fossilbefund ist eindeutig, das steht sogar im 'Evolutionsbuch' derer von Wort und Wissen (rechts).

Der Fossilbefund ist eindeutig - in Bezug auf was?

Schöpfungswoche.

Novalis hat folgendes geschrieben:
Ich habe die "Kreationistenfibel" hier vorliegen, wo bitte genau soll das stehen?

Das ist die Aussage des Bilds, das ich verlinkt habe.

Novalis hat folgendes geschrieben:
Ich zitiere mal:

"...Deutungen von Fossilien als Übergangsformen sind nahezu ausnahmslos umstritten"
(fett von mir) S. 244 5. Auflage

Deszendenz spielt für dieses Argument keinerlei Rolle.

Das ist doch gerade der Knackpunkt: selbst wenn man minimale Basics anerkennt (die unteren Schichten sind älter als die oberen, Aufsammlung von Fossilien weltweit zeigen dasselbe Bild), ist YEC widerlegt.

Übergangsformen spielen nur hinsichtlich Deszendenz eine Rolle. Und Vieles ist dort auch nicht in dem Sinn umstritten, wie es das 'Evolutionsbuch' darstellt.
_________________
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Novalis
Schöngeist



Anmeldungsdatum: 17.10.2005
Beiträge: 86

Beitrag(#1233797) Verfasst am: 06.03.2009, 14:01    Titel: Antworten mit Zitat

Hi El Schwalmo,

du rennst hier offene Türen ein. Ich stehe wissenschaftlichen Erkenntnissen durchaus kritisch
gegenüber, aber einer sechs Tage Schöpfung kann ich höchstens einen mythologisch symbolischen
Wert abringen. Mir ist schon aufgefallen, dass sich die W&W Leute hier (leider) etwas verrannt
haben, geben das aber auch offen zu (anerkennenswert)

So, sorry bin jetzt wech...bis Montag.
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Lamarck
Radikaler Konstruktivist



Anmeldungsdatum: 28.03.2004
Beiträge: 2148
Wohnort: Frankfurt am Main

Beitrag(#1233811) Verfasst am: 06.03.2009, 14:15    Titel: Re: Evolution - Wie weit trägt der Fossilbericht? Antworten mit Zitat

Hi Novalis!


Novalis hat folgendes geschrieben:

Hier also, wie angekündigt, der Thread samt Eröffnungsposting. Ich hoffe auf eine konstruktive Diskussion.

Ich möchte mit einem Zitat von charles Darwin beginnen, allerdings scheint mir die Diskussion mehr in Richtung "punctuated equilibrium" zu tendieren (Hallo El Schwalmo, sagt man noch so, oder gibt es mittlerweile einen besseren Begriff?)
M. Behe nannte das mal in einem Bild der Wissenschaft Aufsatz "Evolution durch Innovationsschübe" man möge mir mit einer geläufigeren Bezeichnung (falls vorhanden) weiterhelfen.


Wenn sorgfältig eruiert wird, was damit gemeint ist, besteht zwischen Punktualismus und Gradualismus kein Widerspruch. Des weiteren: Reden wir von Genetik oder von Morphologie?




Novalis hat folgendes geschrieben:

El Schwalmo räumt allerdings im Vorfeld schon ein, dass eine graduelle Evolution durch den Fossilbericht eben nicht nachgewiesen werden kann. Somit spaltet sich die SC schonmal in zwei Lager. Ich als Laie sage dann:
Ok, es ist im Fluss, nix genaues weiß man nicht. Lieg ich damit so falsch? Welcher Otto Normalbürger kennt schon den Unterschied zwischen einer graduellen und einer sprunghaften Evolution?


Das wesentliche ist hier, das jeder Organismus eine Entwicklung hinter sich hat. Auch evolutionäre "Innovationsschübe" sind somit gradualistisch. Somit umfasst der Überbegriff 'Gradualismus' sowohl eher [sic!] gradualistisch-statische als auch gradualistisch-punktualistische Phänomene.




Novalis hat folgendes geschrieben:

Vermittelt wird aber ein Bild der Einigkeit, welches so nicht gegeben ist.


Es handelt sich hier um Wissenschaft, einen dynamischen - will heißen: evolutionären - Prozess, der prinzipiell nie zum Erliegen kommt:

"Der Krieg ist der Vater aller Dinge und der König aller. Die einen macht er zu Göttern, die andern zu Menschen, die einen zu Sklaven, die andern zu Freien." (Heraklit)




Novalis hat folgendes geschrieben:

Und das sind nicht etwa Detailfragen. Hier geht es um das grundsätzliche Verständnis, wie Evolution abgelaufen
ist. Das kann man nicht in einem Nebensatz vom Tisch fegen.

"Die plötzliche Art und Weise, in der ganze Artengruppen in gewissen Formationen erscheinen, ist von mehreren
Paläontologen ... als ein gefährlicher Einwand gegen die Veränderlichkeit der Arten erhoben worden[...]Es gibt
noch eine ähnliche Schwierigkeit, die viel ernster ist. Ich meine die Art und Weise, in der zu verschiedenen
Hauptabteilungen des Tierreichs gehörende Arten plötzlich in den ältesten der bekannten fossilführenden Schichten
auftreten...Die Frage muß also vorerst unbeantwortet bleiben; sie wird mit Recht als wesentlicher Einwand gegen
die hier entwickelten Ansichten vorgebracht werden."
Die Entstehung der Arten S. 456ff


Organismen sind in dem Sinne "fertig", als dass sie zumindest über einen gewissen Zeitraum überleben können. Warum also sollten sich Arten ändern? zwinkern





Cheers,

Lamarck
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Darwin Upheaval
Evo-Devo-Darwinist & Wissenschaftskommunikator



Anmeldungsdatum: 23.01.2004
Beiträge: 5491
Wohnort: Tief im Süden

Beitrag(#1233831) Verfasst am: 06.03.2009, 14:54    Titel: Antworten mit Zitat

Novalis hat folgendes geschrieben:
Ich vermute, dass sich in der Diskussion der Hinweis auf den (scheinbar) unvollständigen Fossilbe-
richt von selbst erledigt, andernfalls gehe ich noch darauf ein.

Ich bin übers WE anderweitig verplant, weshalb ich in die Diskussion erst am Montag wieder ein-
steigen werde, Euch allen ein schönes WE.

edit: Im Übrigen ein merkwürdiges Vorgehen auf der einen Seite zu behaupten der Fossilbericht
sei die Manifestierung der historischen (wenn schon dann höchstens prä-historischen) Tatsache
Evolution, wenn es ins Bild passt, auf der anderen aber (wenns nicht passt) zu sagen: Oooch,
der ist ja unvollständig. Entweder ich akzeptiere das Zeugnis der Fossilien oder nicht.

Es nur zu akzeptieren, wenns mir in der Kram passt ist etwas unredlich - oder?


Dies ist ja nun kein Widerspruch: Evolution als "historische Tatsache" ist das graduelle Andersartigwerden der Organismen dergestalt, dass sich die fossilen Formen mit abnehmendem Alter immer mehr den heutigen Formen annähern. Es gibt eine Hierarchie im "natürlichen System", die sich im Fossilienbefund wiederspiegelt. Ob es dabei auch "Lücken" im Fossilienbefund gibt oder nicht, hat mit dem Sachverhalt nichts zu tun.

Nebenbei bemerkt kann es schon aus rein logischen Gründen gar keine Formkontinua geben, weil jedes aufgefundene Fossil immer nur die Existenz einer weiteren, diskreten Art belegt. Man kann daher zwischen jeder fossilen Zwischenform und der entsprechenden Ahnenform beliebig viele weitere Zwischenformen einfordern und wird immer noch "dramatisch große Lücken" sehen. Wie viele Zwischenformen müssen also gefunden werden, damit die Evolutionsgegner keine "Lücken" im Fossilienbefund mehr entdecken? zwinkern
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fwo
Caterpillar D9



Anmeldungsdatum: 05.02.2008
Beiträge: 26459
Wohnort: im Speckgürtel

Beitrag(#1233955) Verfasst am: 06.03.2009, 17:29    Titel: Antworten mit Zitat

Novalis hat folgendes geschrieben:
...
Eine zufällige Verteilung der Fossilien müsste eben auch zufällig ausgegraben werden und eben
nicht zu einer "missing links" Problematik führen.

Gruß, Novalis

Das ist es, was ich so mag, die mal eben locker hingeworfenen Expertise, ohne sich vorher auch nur gedanklich wirklich mit dem Objekt befasst zu haben.

Grundsätzliche Überlegungen, die angestellt werden müssten:

Was fossilisiert unter welchen Bedingungen - bei welchen Gewebetypen kann ich in entsprechend alten Schichten welchen Typs übehaupt Fossilien erwarten ? Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit für diese Fossilisierung - das heißt auch , wie dicht war die Besiedlung - wie viele gab es von den gesuchten Viechern / Pflanzen überhaupt und waren die normalen bedingungen überhaupt geeignet, zu Fossilien zu führen?

Aus den ruhigen Phasen der geologischen Erdentwicklung können wir in den langen Zeiträumen mehr Fossilien erwarten, aus den eher wechselhaften mit höherem Anpassungsdruck gibt es das, was im fossilen Befund wie ein Radiation aussieht, d.h. es taucht in (geologisch) kurzen Zeiträumen ein Vielzahl neuer Formen auf. Und die Verteilung ist eben nicht zufällig, weil die Fossilisationsbedingungen nicht überlall gleich waren / sind.

Dieser Formenwandel in der Zeit ist im Vertebratenbereich in einer Formenfülle und Stetigkeit der Entwicklungslinien zu finden, von der Darwin höchstens geträumt hat - auch wenn noch genügend Lücken in den Lininen sind und nach der Wahrscheinlichkeit auch immer welche bleiben werden.

Erheblich schwieriger wird das am Anfang der Gliedertiere wegen des grundsätzlich höheren Alters, den dünneren und weicheren Außen"wänden" und der geringeren Größe.

Das ist jetzt nur eine grobe Stegreifsammlung der Probleme und Fragen, ohne davon jetzt etwas auch nur ansatzweise zu beantworten. Aber, wenn Du dir hier ersteinmal ansatzweise einen Überblick verschafft hast, dass Du von dir aus darauf verzichtest, derartige Statements loszulassen, weil sich dir dann nämlich bei derartigen Aussagen auch die Fußnägel aufrollen, dann können wir anfangen, uns zu unterhalten. Bis dahin wären wir nämlich gezwungen, auf so einen Satz ein Kapitel eines Lehrbuch zu schreiben. Zumindest ich habe dazu keine Lust.

Auch meine Empfehlung ist eine kleine allgemeine Einleitung:
The Fossil Book: A Record of Prehistoric Life P.V. Rich, T.H. Rich, M.A. Fenton ISBN-10: 0486293718 Paperback ca 30 EUR

fwo
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Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.

The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.

Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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neinguar
Blue Note



Anmeldungsdatum: 04.02.2008
Beiträge: 3088

Beitrag(#1233977) Verfasst am: 06.03.2009, 17:47    Titel: Re: Evolution - Wie weit trägt der Fossilbericht? Antworten mit Zitat

El Schwalmo hat folgendes geschrieben:

Interessant ist nur, dass Menschen, die YEC vertreten, mit dem Fossilbefund argumentieren.

YEC heißt...?

EDIT: Hat sich erledigt: http://en.wikipedia.org/wiki/Young_Earth_creationism
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Woran du dein Herz hängest, das ist dein Gott - Martin Luther -

Wenn ich Gott wäre, würde ich mich nicht von jedem anbeten lassen wollen - Hilde Ziegler -


Zuletzt bearbeitet von neinguar am 06.03.2009, 18:02, insgesamt einmal bearbeitet
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FSM
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Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 78

Beitrag(#1233983) Verfasst am: 06.03.2009, 17:52    Titel: Antworten mit Zitat

Whale Evolution
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Backside
NGC 2997



Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 755
Wohnort: Sirius

Beitrag(#1233990) Verfasst am: 06.03.2009, 17:56    Titel: Re: Evolution - Wie weit trägt der Fossilbericht? Antworten mit Zitat

neinguar hat folgendes geschrieben:
El Schwalmo hat folgendes geschrieben:

Interessant ist nur, dass Menschen, die YEC vertreten, mit dem Fossilbefund argumentieren.

YEC heißt...?

YoungEarthCreationism
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El Schwalmo
Naturalistischer Ignostiker



Anmeldungsdatum: 06.11.2003
Beiträge: 9073

Beitrag(#1233993) Verfasst am: 06.03.2009, 17:58    Titel: Re: Evolution - Wie weit trägt der Fossilbericht? Antworten mit Zitat

neinguar hat folgendes geschrieben:
El Schwalmo hat folgendes geschrieben:

Interessant ist nur, dass Menschen, die YEC vertreten, mit dem Fossilbefund argumentieren.

YEC heißt...?

Young Earth Crationism.

Falls Dich Details interessieren, ich habe das irgendwann mal recht ausführlich dargestellt.
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neinguar
Blue Note



Anmeldungsdatum: 04.02.2008
Beiträge: 3088

Beitrag(#1234002) Verfasst am: 06.03.2009, 18:05    Titel: Re: Evolution - Wie weit trägt der Fossilbericht? Antworten mit Zitat

Backside hat folgendes geschrieben:
neinguar hat folgendes geschrieben:

YEC heißt...?

YoungEarthCreationism
El Schwalmo hat folgendes geschrieben:
Young Earth Crationism.

Falls Dich Details interessieren, ich habe das irgendwann mal recht ausführlich dargestellt.

Danke!
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