Freigeisterhaus Foren-Übersicht
 FAQFAQ   SuchenSuchen   MitgliederlisteMitgliederliste   NutzungsbedingungenNutzungsbedingungen   BenutzergruppenBenutzergruppen   LinksLinks   RegistrierenRegistrieren 
 ProfilProfil   Einloggen, um private Nachrichten zu lesenEinloggen, um private Nachrichten zu lesen   LoginLogin 

Bibelfundamentalismus und Konsistenzforderungen
Gehe zu Seite Zurück  1, 2, 3 ... 66, 67, 68 ... 75, 76, 77  Weiter
 
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen   Drucker freundliche Ansicht    Freigeisterhaus Foren-Übersicht -> Weltanschauungen und Religionen
Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  
Autor Nachricht
Kramer
postvisuell



Anmeldungsdatum: 01.08.2003
Beiträge: 30878

Beitrag(#1289639) Verfasst am: 16.05.2009, 03:15    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
showtime


Popcornkino ist das hier nun wirklich nicht. Eher so ein skandinavisches Beziehungsdrama aus den späten 70gern mit Ballancer in der Rolle des jugendlichen Verführers. Zu sowas isst man kein Popcorn, man trinkt Rotwein aus Pappbechern und trägt Hornbrillen.
_________________
Dieser Beitrag verwendet Cookies, um Dein Surferlebnis zu verbessern.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
ballancer
... leidet an dianoia ...



Anmeldungsdatum: 27.05.2007
Beiträge: 4767

Beitrag(#1289649) Verfasst am: 16.05.2009, 08:16    Titel: Antworten mit Zitat

Kival hat folgendes geschrieben:

Eine freie Wille Diskussion gemünzt mit Ascanius himmelschreiender Überheblichkeit, ballancers ad hominems und Skeptikers Unsachlichkeit? Ich weiß ja nicht, da hatten wir schon besseres.


Der Vorwurf an eine Person, die weder einen Beleg vorweist, noch sonst wie gerechtfertigt ist, ist ein ad hominem Angriff. Die Attributierung meiner Person mit dem, was du gerade demonstrierst, ist wohl ziemlich daneben. Mit den Augen rollen
_________________
1.Thessalonicher 5,21 "Prüft aber alles und das Gute behaltet."
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Skeptiker
"I can't breathe!"



Anmeldungsdatum: 14.01.2005
Beiträge: 16834
Wohnort: 129 Goosebumpsville

Beitrag(#1289660) Verfasst am: 16.05.2009, 09:52    Titel: Re: "Er kann nicht leugnen, daß an ihm präventiv gearbeitet werden muß.& Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Skeptiker hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
selbstverständlich kann ich mich auch im Determinismus zuweilen meinen Präferenzen gemäß verhalten.
Ja klar, in schā' Allāh (- so Gott will -). dann kannst Du Dich "selbstverständlich (!) zuweilen (!)" gemäß Deinen Präferenzen verhalten. Meine Präferenz ist momentan, mir den Bauch vor Lachen zu halten ...- Lachen

Vielleicht fällt Dir das Verstehen leichter, wenn ich es umformuliere:

"selbstverständlich kann ich mich auch im Determinismus zuweilen NICHT meinen Präferenzen gemäß verhalten."


Das meinte ich ja mit "in schā' Allāh". Der Volksmund sagt ja schon, "man kann nicht alles haben" oder "das Leben ist kein Wunschkonzert".

Dennoch: Zufall und Notwendigkeit heisst es. Bezogen auf die Vergangenheit bedeutet das, dass sich diese mit den selben Ausgangsbedingungen eben nicht genau so wiederholen würde, weil durch kleine zufällige Schwankungen bereits diverse Emergenzen mit neuen Gesetzmäßigkeiten entstehen würden, die dann wieder Basis für neue Zufälle wären, usw. Deshalb schließen sich emergenter und dialektischer Materialismus auch nicht aus, sondern ein, Ascanius.

So weit also zur Vergangenheit. Bezogen auf die Zukunft ist die Fixierung auf Handlungen falsch. Denn wenn es um Subjekte geht, so haben diese zunächst Ziele. Welche Handlungen, welche Organisationen nun am besten zu diesen Zielen führen, ist eine andere Frage.

Deshalb kommt hier die Erkenntnis ins Spiel. die menschliche Erkenntnisfähigkeit besteht darin, objektive Möglichkeiten und Mittel der Realisierung zu erkennen.

Gehen wir jetzt wieder auf die Ebene der Realisierung und nehmen zusätzlich an, es gäbe mehr als nur eine (gleichwertige) Realiserungsmethode, so könnte ja nun das Subjekt den Würfel aus der Tasche holen und würfeln. Nun würde jedoch je nach Würfelergebnis die Zukunft einen gänzlich anderen Verlauf nehmen!

Damit ist gezeigt, dass die Subjekte eben nicht nur reine Objekte der Welt sind, sondern durchaus Geschichte machen können. Voraussetzung dafür ist nicht nur Erkenntnis, sondern natürlich auch das Zur-Verfügung-Stehen der geeigneten Mittel. Denn der Wille schwebt ja nicht luftleeren Raum.

Andererseits, wenn es nur einen einzigen Weg zum begehrten Ziel gibt, so ist das Beschreitenkönnen dieses einen Weges Freiheit des Willens, nämlich Freiheit zum Ziel. Und wenn der Wille nun sagt: "Genau so würde ich es immer wieder machen!", dann ist das Freiheit, und zwar gerade deshalb, weil eben dieser eine zum Ziel führende Weg zur Verfügung steht. Und das handelnde Subjekt wüde sich unfrei fühlen, würde es eine Alternative wählen.

Deshalb besteht Freiheit nicht in der Möglichkeit, zwischen verschiedenen Alternativen wählen zu können, sondern Freiheit besteht darin, mindestens eine reale Möglichkeit zum Ziel umsetzen zu können. Wenn es mehr als eine reale Möglichkeit zum Ziel gibt, umso besser. Aber jede zusätzliche reale Alternativhandlung steigert nur dann die Freiheit, wenn sie auch zum begehrten Ziel führt.

Alles andere wäre ja nur sinnlose Beliebigkeit. Und diese hat mit Freiheit nichts zu tun.

Skeptiker
_________________
°
K.I.Z - Frieden

Das ist Postmoderne Ideologie! Psychologe und Philosoph analysieren RASSISMUS-Video

Informationsstelle Militarisierung e.V.


Zuletzt bearbeitet von Skeptiker am 16.05.2009, 10:10, insgesamt 2-mal bearbeitet
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Skeptiker
"I can't breathe!"



Anmeldungsdatum: 14.01.2005
Beiträge: 16834
Wohnort: 129 Goosebumpsville

Beitrag(#1289662) Verfasst am: 16.05.2009, 09:58    Titel: Re: "Er kann nicht leugnen, daß an ihm präventiv gearbeitet werden muß.& Antworten mit Zitat

Hornochse hat folgendes geschrieben:
ballancer hat folgendes geschrieben:
Dann ist doch der Satz der 'Möglichkeit' inhaltsleer.


Wieso?


Weil diese nur in der Fantasie existieren, also keine sind.

Für step sind mögliche Alternativen nur Fantasie und Träumerei, keine Erkenntnis realer Möglichkeiten - jedenfalls auf der Ebene des Individuums.

Für die Gesellschaft entwirft er jedoch - völlig im Widerspruch dazu - Strategien zur Prävention, und hält diese Pläne einfach für real umsetzbar, wie selbstverständlich. Die Gesellschaft wird bei ihm zum Subjekt, welche völlig frei zwischen richtigen und falschen Alternativen auswählen und diese umsetzen kann. Das Individuum ist bei ihm aber sowohl Objekt des Determinismus, welches nur in der Fantasie planen und seine "Präferenzen" höchstens zufällig hier und da umsetzen kann, als auch Objekt der Gesellschaft, welche "präventiv an ihm arbeitet". Nachtigall, ick hör dir trapsen ...-

Skeptiker
_________________
°
K.I.Z - Frieden

Das ist Postmoderne Ideologie! Psychologe und Philosoph analysieren RASSISMUS-Video

Informationsstelle Militarisierung e.V.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
step
registriert



Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22782
Wohnort: Germering

Beitrag(#1289717) Verfasst am: 16.05.2009, 11:43    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Genau, scheinbar seht Ihr den sog. Freien Willen als eine notwendige Illusion an, dessen Entmystifizierung eine individuelle Kränkung und/oder gesellschaftliche Destabilisierung zur Folge hätte.

Ach, Unsinn. Du bist überhaupt nicht darauf eingegangen, was Zumsel gesagt hat.

Was soll ich dazu sagen? Ich fand sein posting interessant und seine Position nachvollziehbar, bin aber in zwei Punkten anderer Meinung:

1. Zumsel läßt offen, ob es nun eine Illusion ist oder nicht.

2. Nach meinem Verständnis argumentiert Zumsel dahingehend, daß dies egal sei, weil der Schaden durch die Erkenntnis einer Illusion (selbst wenn das korrekt wäre) aus gesellschaftlichen und psychischen Gründen zu groß wäre.

In meiner Antwort habe ich versucht, die Folgen einer solchen Einstellung herauszuarbeiten.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Du beharrst immer nur eisern darauf, dass Deine Sichtweise des freien Willens die einzig richtige sein müsse, ...

Naja, eine Ansicht, die man zu einer bestimmten Faktenlage hat, ist keine Sache des Kompromisses.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
... man auf keinen Fall eine andere haben dürfe, ...

Das ist ein unberechtigter Vorwurf.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
... Wenn Du wenigstens mal zugeben würdest, dass PAP (jedenfalls in Deinem Verständnis davon) nichts mit Physik oder Determinismus zu tun hat, sondern schlicht logisch unmöglich ist, weil es nämlich bedeutet, dass ein und dieselbe Situation ungleich zu sich selber ist, dann wären wir schon mal einen Schritt weiter.

Das sehe ich aber nunmal anders, ich versuche nocmal, es zu erklären: Ich stimme immerhin der folgenden Formulierung von Dir zu:

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
In jeder Welt, die der Logik unterworfen ist, kann sich niemals jemand irgendwie anders verhalten, als er es tut. Auch Gott kann das nicht (so er ebenfalls der Logik unterworfen ist). Das hat nullkommanix mit Determinismus oder Physik zu tun, nur mit Logik.

Dieser Formulierung stimme ich deshalb zu, weil "als er es tut" impliziert, daß man den zeitlich selben Ablauf, denselben "Weltpfad" betrachtet, oder daß es sowieso nur einen gebe. Damit - und da gebe ich Dir recht - wird Deine Folgerung trivial richtig.

Es wäre aber logisch denkbar, daß bei einer exakten Wiederholung des Weltzustandes dennoch ein anderer Pfad beschritten wird, ohne daß Deine obige Aussage dadurch falsch würde. Dies läßt sich - jedenfalls ist das meine Ansicht - nur dadurch ausschließen, daß man (mit einer gewissen empirischen Berechtigung) annimmt, daß sich die Gesamtwellenfunktion zeitlich unitär (also z.B. nach einer Schrödingergleichung) entwickelt. Ich verstehe PAP daher letztlich als die Behauptung der Nichtunitarität.

Und in der Tat gab es ja hier auf Nachfrage schon die Behauptung, bei exakten Wiederholungen hätte man dennoch in einigen Fällen die andere Marmelade gewählt.

Viele Kompatibilisten, auch hier, lösen dieses Problem, zumindest auf Nachfrage, indem sie die gedankenexperimentelle exakte Wiederholung der Gesamtsituation auf die exakte Wiederholung des Zustandes mit Ausnahme des Zustandes der "Person" einschränken. Damit ist es natürlich wiederum (trotz Unitarität) trivial richtig, daß es Fälle geben kann, in denen eine andere Entscheidung fällt. Und zwar genau dann, wenn die Reproduktion der Person um ein Maß abweicht, das relevant für die Entscheidungsfindung ist. Das spiegelt sich auch in unserem intuitiven Handlungsverständnis wieder, das z.B. bei eher von "ähnlichen Personen" oder "ähnlichen Situationen" ausgeht, in denen eine Voraussage der Entscheidung nicht offensichtlich ist.
_________________
Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Kival
Profeminist Ghost



Anmeldungsdatum: 14.11.2006
Beiträge: 24071

Beitrag(#1289719) Verfasst am: 16.05.2009, 11:44    Titel: Antworten mit Zitat

ballancer hat folgendes geschrieben:
Kival hat folgendes geschrieben:

Eine freie Wille Diskussion gemünzt mit Ascanius himmelschreiender Überheblichkeit, ballancers ad hominems und Skeptikers Unsachlichkeit? Ich weiß ja nicht, da hatten wir schon besseres.


Der Vorwurf an eine Person, die weder einen Beleg vorweist, noch sonst wie gerechtfertigt ist, ist ein ad hominem Angriff. Die Attributierung meiner Person mit dem, was du gerade demonstrierst, ist wohl ziemlich daneben. Mit den Augen rollen


Ok, dann sind deine Angriffe auf steps Person also keine ad hominems. Jedem sei diese Beurteilung selbst überlassen...
_________________
"A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
step
registriert



Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22782
Wohnort: Germering

Beitrag(#1289730) Verfasst am: 16.05.2009, 12:01    Titel: Antworten mit Zitat

ballancer hat folgendes geschrieben:
Hornochse hat folgendes geschrieben:
ballancer hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
"selbstverständlich kann ich mich auch im Determinismus zuweilen NICHT meinen Präferenzen gemäß verhalten."
Bei aller meiner Skepsis an Skeptiker, aber hier trifft er den Nagel auf den Kopf: Als Determinist kannst du dich nicht irgendwie anders verhalten als du es tust. Du musst dich immer so verhalten! Und das Wort 'kann' ist entweder der Verrat an deiner Ideologie, oder eben nur eine inkonsistente Illusion.
step sagt, so wie ich ihn verstehe, nichts anderes, als dass die Möglichkeit besteht, dass sich eine Person im Determinismus nicht ihren Präferenzen gemäß verhält, wobei dieses Verhalten natürlich ebenso determiniert ist.
Dann ist doch der Satz der 'Möglichkeit' inhaltsleer. Es besteht auch die Möglichkeit, dass jetzt gerade in China ein Sack Reis umfällt.

"Kann" ist in der Sprache mehrdeutig. Ich meinte hier natürlich nicht eine "zweite Zukunft" oder einen echten Freiheitsgrad des Gesamtsystems in einer Einzelsituation, sondern einen erlaubten Erwartungswert in einem Ensemble verschiedener Situationen des Typs {Präferenz, Entscheidung, Handlung, Ergebnis}.

Bedenke, daß die Diskussion aus Deiner Behauptung entstand, "Willensausdruck und Willensausübung" seien im Determinismus "illusionär".

Um "Willensausdruck" real zu machen, reicht es, daß ich meine Präferenzen ausdrücke und/oder den Wunsch, sie in eine Handlung umzusetzen. Beides ist unzweifelhaft auch im Determinismus der Fall.

Um "Willensausübung" real zu machen, reicht es, daß ich gemäß meiner Präferenzen entscheide und handele. Beides ist unzweifelhaft auch im Determinismus der Fall.

Damit ist Deine Behauptung widerlegt.
_________________
Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
AgentProvocateur
registrierter User



Anmeldungsdatum: 09.01.2005
Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin

Beitrag(#1289841) Verfasst am: 16.05.2009, 16:40    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Du beharrst immer nur eisern darauf, dass Deine Sichtweise des freien Willens die einzig richtige sein müsse, ...

Naja, eine Ansicht, die man zu einer bestimmten Faktenlage hat, ist keine Sache des Kompromisses.

Faktenlage? Kompromiss? Es ist so: eine Diskussion über freien Willen, Verantwortung und Autonomie dreht sich letztlich darum, wie man diese Konzepte versteht, wie sie sinnvoll zu verstehen sind und wie andere sie verstehen. Du behauptest nun einfach, Deine Formalisierung sei die gebräuchliche und eine andere sei nicht zulässig.

Deine Formalisierung ist: notwendige Voraussetzung von Freiheit (ebenso für Verantwortung und Autonomie) ist: ein und derselbe Weltzustand kann unterschiedlich zu sich selbst sein.

Die Fragen, ob das a) sinnvoll ist und b) ob das tatsächlich das allgemeine Verständnis sei, stellst Du Dir gar nicht. b) behauptest Du einfach nur. Das ist ziemlich wenig und ob Du recht damit hast, ist ja auch fraglich.

step hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
... man auf keinen Fall eine andere haben dürfe, ...

Das ist ein unberechtigter Vorwurf.

Nein, ist es nicht. Du verstehst ja den kompatibilistischen Standpunkte noch nicht einmal richtig, wenn Du ihm vorwirfst, er wolle eine Illusion schüren, denn Kompatibilisten sehen Freiheit, Verantwortung, Autonomie ja gerade nicht als Illusionen als, sondern als sinnvolle Konzepte (auch oder gerade) in einer determinierten Welt.

step hat folgendes geschrieben:
Das sehe ich aber nunmal anders, ich versuche nocmal, es zu erklären: Ich stimme immerhin der folgenden Formulierung von Dir zu:

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
In jeder Welt, die der Logik unterworfen ist, kann sich niemals jemand irgendwie anders verhalten, als er es tut. Auch Gott kann das nicht (so er ebenfalls der Logik unterworfen ist). Das hat nullkommanix mit Determinismus oder Physik zu tun, nur mit Logik.

Dieser Formulierung stimme ich deshalb zu, weil "als er es tut" impliziert, daß man den zeitlich selben Ablauf, denselben "Weltpfad" betrachtet, oder daß es sowieso nur einen gebe. Damit - und da gebe ich Dir recht - wird Deine Folgerung trivial richtig.

Es wäre aber logisch denkbar, daß bei einer exakten Wiederholung des Weltzustandes dennoch ein anderer Pfad beschritten wird, ohne daß Deine obige Aussage dadurch falsch würde. Dies läßt sich - jedenfalls ist das meine Ansicht - nur dadurch ausschließen, daß man (mit einer gewissen empirischen Berechtigung) annimmt, daß sich die Gesamtwellenfunktion zeitlich unitär (also z.B. nach einer Schrödingergleichung) entwickelt. Ich verstehe PAP daher letztlich als die Behauptung der Nichtunitarität.

Nein, es ist eben nicht möglich, dass bei exakter Wiederholung etwas anders sein könnte. Das wird ja durch die Formulierung "exakte Wiederholung" automatisch ausgeschlossen.

Nehmen wir mal den Weltzustand zum Zeitpunkt t1, also W(t1). Lassen wir die Welt ablaufen bis W(t2). Nun drehen wir immer die Zeit zurück bis t1.

Da nun die Prämisse dieses Gedankenexperimentes ist, dass W(t1) = W(t1') sein soll, erübrigt sich wohl die Frage, ob W(t1) != W(t1') sein kann. Die einzige Frage, die hier mAn sinnvoll gestellt werden kann, ist, ob dann immer W(t2) = W(t2') gilt oder nicht. Gilt es immer, dann ist das Determinismus, sind sie (manchmal) ungleich, dann ist es Indeterminismus.

Aber das bringt doch bei der Frage, was Freiheit, Verantwortung, Autonomie sind, was man darunter versteht, keinen Schritt weiter.

Man müsste halt irgendwie mal was begründen können. Also entweder, warum notwendige Voraussetzung für Freiheit, Verantwortung, Autonomie W(t1) != W(t1') sein sollte oder aber, warum die Voraussetzung W(t2) != W(t2') sein sollte.

step hat folgendes geschrieben:
Und in der Tat gab es ja hier auf Nachfrage schon die Behauptung, bei exakten Wiederholungen hätte man dennoch in einigen Fällen die andere Marmelade gewählt.

Ich gehe davon aus, dass die Frage dann falsch verstanden wurde und nicht behauptet werden sollte: W(t1) != W(t1'), sondern lediglich: W(t2) != W(t2') ist möglich (also Indeterminismus).

step hat folgendes geschrieben:
Viele Kompatibilisten, auch hier, lösen dieses Problem, zumindest auf Nachfrage, indem sie die gedankenexperimentelle exakte Wiederholung der Gesamtsituation auf die exakte Wiederholung des Zustandes mit Ausnahme des Zustandes der "Person" einschränken. Damit ist es natürlich wiederum (trotz Unitarität) trivial richtig, daß es Fälle geben kann, in denen eine andere Entscheidung fällt.

Genau. Die Frage, ob Gesamtsystem S != S sein kann, erscheint mir nämlich sinnlos, weil trivialerweise logisch unmöglich.

Du müsstest halt jetzt begründen, warum Deine Formalisierung sinnvoll, zwingend und zielführend ist.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
step
registriert



Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22782
Wohnort: Germering

Beitrag(#1289955) Verfasst am: 16.05.2009, 19:31    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Deine Formalisierung ist: notwendige Voraussetzung von Freiheit (ebenso für Verantwortung und Autonomie) ist: ein und derselbe Weltzustand kann unterschiedlich zu sich selbst sein.

- Korrektur 1: " ... kann mehrere Zukünfte haben / hat mehrere Zukünfte"
- Korrektur 2: Verantwortung kann man dennoch zuweisen, ich habe bereits definiert in welchem Sinne

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Die Fragen, ob das a) sinnvoll ist und b) ob das tatsächlich das allgemeine Verständnis sei, stellst Du Dir gar nicht. b) behauptest Du einfach nur. Das ist ziemlich wenig und ob Du recht damit hast, ist ja auch fraglich.

Das von Dir zitierte Paper, das zu lesen ich jedem empfehlen kann, liefert interessante Erklärungsansätze, die eigentlich ganz gut zu meiner Sichtweise passen (ohne Vollständigkeit):

1. Wird den Leuten eine exaktere Frage gestellt (etwa zu identischen Welten), sind sie mehrheitlich Deterministen, und zwar auch dann, wenn es um menschliche Entscheidungen geht

2. Intuitiv dagegen sind die Leute Indeterministen, und das liegt vermutlich an einem der folgenden Gründe:
a) Introspektion liefert intuitiv Indeterminismus (wir verstehen die Kausalität unserer Entscheidungen nicht)
b) Wir müssen das für möglich halten, was wir (laut Moral = Erwartung der Anderen) sollen

3. Emotionale Involviertheit vernebelt die vernünftigen Positionen über Schuldhaftigkeit letztlich determinierter Handlungen

4. Deterministen neigen dazu, kompatibilistische Positionen einzunehmen, wenn es um Verantwortlichkeit geht, ansonsten aber inkompatbilistische, vermutlich weil sie sich mit Anderen auf ein Konzept der Verantwortung einigen müssen.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
... man auf keinen Fall eine andere [Meinung] haben dürfe, ...
Das ist ein unberechtigter Vorwurf.

Nein, ist es nicht. Du verstehst ja den kompatibilistischen Standpunkte noch nicht einmal richtig, wenn Du ihm vorwirfst, er wolle eine Illusion schüren, denn Kompatibilisten sehen Freiheit, Verantwortung, Autonomie ja gerade nicht als Illusionen als, sondern als sinnvolle Konzepte (auch oder gerade) in einer determinierten Welt.

Es gibt solche und solche Kompatibilisten. Die Idee, man brauche die Vorstellung von echter Freiheit, Schuld usw., egal ob die Welt nun deterministisch ist oder nicht, stammt nicht von mir. Immerhin kann ich diesen Ansatz aber nachvollziehen.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Das sehe ich aber nunmal anders, ich versuche nocmal, es zu erklären: Ich stimme immerhin der folgenden Formulierung von Dir zu:

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
In jeder Welt, die der Logik unterworfen ist, kann sich niemals jemand irgendwie anders verhalten, als er es tut. Auch Gott kann das nicht (so er ebenfalls der Logik unterworfen ist). Das hat nullkommanix mit Determinismus oder Physik zu tun, nur mit Logik.
Dieser Formulierung stimme ich deshalb zu, weil "als er es tut" impliziert, daß man den zeitlich selben Ablauf, denselben "Weltpfad" betrachtet, oder daß es sowieso nur einen gebe. Damit - und da gebe ich Dir recht - wird Deine Folgerung trivial richtig.

Es wäre aber logisch denkbar, daß bei einer exakten Wiederholung des Weltzustandes dennoch ein anderer Pfad beschritten wird, ohne daß Deine obige Aussage dadurch falsch würde. Dies läßt sich - jedenfalls ist das meine Ansicht - nur dadurch ausschließen, daß man (mit einer gewissen empirischen Berechtigung) annimmt, daß sich die Gesamtwellenfunktion zeitlich unitär (also z.B. nach einer Schrödingergleichung) entwickelt. Ich verstehe PAP daher letztlich als die Behauptung der Nichtunitarität.
Nein, es ist eben nicht möglich, dass bei exakter Wiederholung etwas anders sein könnte. Das wird ja durch die Formulierung "exakte Wiederholung" automatisch ausgeschlossen.

"exakte Wiederholung" bezog sich natürlich auf den Weltzustand zu einem Zeitpunkt.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Nehmen wir mal den Weltzustand zum Zeitpunkt t1, also W(t1). Lassen wir die Welt ablaufen bis W(t2). Nun drehen wir immer die Zeit zurück bis t1 und schauen, ob die Welt zum zurückgedrehten Zeitpunkt t1' anders ist als zum Zeitpunkt t1.

Es ist doch völlig uninteressant und trivial. Interessant ist nur, ob ...

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
... dann immer W(t2) = W(t2') gilt oder nicht. Gilt es immer, dann ist das Determinismus, sind sie (manchmal) ungleich, dann ist es Indeterminismus.

Genau. Und mein Punkt war, daß dies eben nicht - wie Du behauptest - rein logisch entschieden werden kann, sondern nur physikalisch (oder gar nicht). Rein logisch wäre eine exotische Physik denkbar mit Aufspaltung von Welten usw.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Aber das bringt doch bei der Frage, was Freiheit, Verantwortung, Autonomie sind, was man darunter versteht, keinen Schritt weiter.

Naja, diese Klarstellung benötige ich, um
- das Unitaritätsargument zu erklären
- zu definieren, was ich als notwendige Bedingung für echte Freiheit (ähnlich PAP) verstehen würde, nämlich eine nichtunitäre Zeitentwicklung der Welt
- zu zeigen, daß kompatibilistische Freiheit etwas letztlich Determiniertes ist, dessen Determinierung aber durch Bildung emergenter Kategorien, z.B. "Person getrennt vom System", scheinbar indeterminiert wird.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Man müsste halt irgendwie mal was begründen können. Also ... warum die Voraussetzung W(t2) != W(t2') sein sollte.

Ich weiß nicht, warum ich noch näher begründen muß, daß Freiheit bedeutet, daß mindestens zwei Fortsetzungen physikalisch möglich sind. Für mich ist das irgendwie trivial. Zudem begründest ja auch Du nicht, warum Freiheit auch bei determiniertem Ablauf möglich sein soll. Genau wie ich definierst Du einfach etwas als Freiheit.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Und in der Tat gab es ja hier auf Nachfrage schon die Behauptung, bei exakten Wiederholungen hätte man dennoch in einigen Fällen die andere Marmelade gewählt.
Ich gehe davon aus, dass die Frage dann falsch verstanden wurde und nicht behauptet werden sollte: W(t1) != W(t1'), sondern lediglich: W(t2) != W(t2') ist möglich (also Indeterminismus)

Letzteres ist richtig, aber die Frage wurde nicht falsch, sondern richtig verstanden. Sie paßte sehr gut zu (1.) und (2.) oben.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Viele Kompatibilisten, auch hier, lösen dieses Problem, zumindest auf Nachfrage, indem sie die gedankenexperimentelle exakte Wiederholung der Gesamtsituation auf die exakte Wiederholung des Zustandes mit Ausnahme des Zustandes der "Person" einschränken. Damit ist es natürlich wiederum (trotz Unitarität) trivial richtig, daß es Fälle geben kann, in denen eine andere Entscheidung fällt.
Genau. Die Frage, ob Gesamtsystem S != S sein kann, erscheint mir nämlich sinnlos, weil trivialerweise logisch unmöglich.

Nochmal: Es könnte auch bei exakter Wiederholung des Zustandes W(t1) zwei Zukünfte W(t2), W'(t2) geben, das wäre nicht unlogisch, nur eben unphysikalisch.
_________________
Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
ballancer
... leidet an dianoia ...



Anmeldungsdatum: 27.05.2007
Beiträge: 4767

Beitrag(#1289990) Verfasst am: 16.05.2009, 20:05    Titel: Re: "Er kann nicht leugnen, daß an ihm präventiv gearbeitet werden muß.& Antworten mit Zitat

Skeptiker hat folgendes geschrieben:
Hornochse hat folgendes geschrieben:
ballancer hat folgendes geschrieben:
Dann ist doch der Satz der 'Möglichkeit' inhaltsleer.


Wieso?


Weil diese nur in der Fantasie existieren, also keine sind.

Für step sind mögliche Alternativen nur Fantasie und Träumerei, keine Erkenntnis realer Möglichkeiten - jedenfalls auf der Ebene des Individuums.


Wer hätte gedacht, dass wir mal in einem Punkt so übereinstimmen können? zwinkern

Skeptiker hat folgendes geschrieben:
Für die Gesellschaft entwirft er jedoch - völlig im Widerspruch dazu - Strategien zur Prävention, und hält diese Pläne einfach für real umsetzbar, wie selbstverständlich. Die Gesellschaft wird bei ihm zum Subjekt, welche völlig frei zwischen richtigen und falschen Alternativen auswählen und diese umsetzen kann. Das Individuum ist bei ihm aber sowohl Objekt des Determinismus, welches nur in der Fantasie planen und seine "Präferenzen" höchstens zufällig hier und da umsetzen kann, als auch Objekt der Gesellschaft, welche "präventiv an ihm arbeitet". Nachtigall, ick hör dir trapsen ...-


Hier wechselt Step eben geschwind die Erkenntnisebenen. War er eben noch auf der metaphysischen Ebene des Determinismus, schlüpft er rasch in die Rolle des notwendig handelnden Agenten. In dieser Rolle gibt es durchaus moralische Urteile und gut und schlechte (virtuelle) Lösungen. Sein Teil im deterministischen Spiel ist, dass er sich eben für das Gute einsetzen muss ... wahrscheinlich wird er die Wortwahl wieder nicht für passend halten. Aber er muss ja auch so denken ... Mit den Augen rollen

Die Möglichkeiten, die er aber nicht wählen kann, weil die kausale Verknüpfungen diese für unwählbar machen, sind darum in seinem Doppeldenk eben noch immer Möglichkeiten. Aber auch das Doppeldenk ist ja seiner Ansicht nach determinstisch unvermeidbar. zynisches Grinsen
_________________
1.Thessalonicher 5,21 "Prüft aber alles und das Gute behaltet."
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
ballancer
... leidet an dianoia ...



Anmeldungsdatum: 27.05.2007
Beiträge: 4767

Beitrag(#1289992) Verfasst am: 16.05.2009, 20:06    Titel: Antworten mit Zitat

Kival hat folgendes geschrieben:
ballancer hat folgendes geschrieben:
Kival hat folgendes geschrieben:

Eine freie Wille Diskussion gemünzt mit Ascanius himmelschreiender Überheblichkeit, ballancers ad hominems und Skeptikers Unsachlichkeit? Ich weiß ja nicht, da hatten wir schon besseres.


Der Vorwurf an eine Person, die weder einen Beleg vorweist, noch sonst wie gerechtfertigt ist, ist ein ad hominem Angriff. Die Attributierung meiner Person mit dem, was du gerade demonstrierst, ist wohl ziemlich daneben. Mit den Augen rollen


Ok, dann sind deine Angriffe auf steps Person also keine ad hominems. Jedem sei diese Beurteilung selbst überlassen...


Welche Angriffe auf Steps Person? Mir fällt keiner ein. skeptisch
_________________
1.Thessalonicher 5,21 "Prüft aber alles und das Gute behaltet."
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
ballancer
... leidet an dianoia ...



Anmeldungsdatum: 27.05.2007
Beiträge: 4767

Beitrag(#1290002) Verfasst am: 16.05.2009, 20:20    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
ballancer hat folgendes geschrieben:
Hornochse hat folgendes geschrieben:
ballancer hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
"selbstverständlich kann ich mich auch im Determinismus zuweilen NICHT meinen Präferenzen gemäß verhalten."
Bei aller meiner Skepsis an Skeptiker, aber hier trifft er den Nagel auf den Kopf: Als Determinist kannst du dich nicht irgendwie anders verhalten als du es tust. Du musst dich immer so verhalten! Und das Wort 'kann' ist entweder der Verrat an deiner Ideologie, oder eben nur eine inkonsistente Illusion.
step sagt, so wie ich ihn verstehe, nichts anderes, als dass die Möglichkeit besteht, dass sich eine Person im Determinismus nicht ihren Präferenzen gemäß verhält, wobei dieses Verhalten natürlich ebenso determiniert ist.
Dann ist doch der Satz der 'Möglichkeit' inhaltsleer. Es besteht auch die Möglichkeit, dass jetzt gerade in China ein Sack Reis umfällt.

"Kann" ist in der Sprache mehrdeutig. Ich meinte hier natürlich nicht eine "zweite Zukunft" oder einen echten Freiheitsgrad des Gesamtsystems in einer Einzelsituation, sondern einen erlaubten Erwartungswert in einem Ensemble verschiedener Situationen des Typs {Präferenz, Entscheidung, Handlung, Ergebnis}.


Also, als Erwartungswert meinst du die Ungewissheit von noch nicht eingetretenen Ereignissen, die wegen des Mangels an Wissen noch unbekannt sind.

Aber selbst dann ist deine Aussage eher irreführend. Denn wenn du lediglich eine Ungewissheit hinsichtlich einer bereits festgelegten Zukunft zum Ausdruck bringst, dann ist der Konjunktiv, der letztlich mit kann bezeichnet wird, eine Verbrämung des Sachverhaltes. Du wolltest vermutlich sagen, dass deine Präferenzen in deinem Modell nicht die einzigen dynamischen Faktoren deines Handelns sind.

step hat folgendes geschrieben:
Bedenke, daß die Diskussion aus Deiner Behauptung entstand, "Willensausdruck und Willensausübung" seien im Determinismus "illusionär".

Um "Willensausdruck" real zu machen, reicht es, daß ich meine Präferenzen ausdrücke und/oder den Wunsch, sie in eine Handlung umzusetzen. Beides ist unzweifelhaft auch im Determinismus der Fall.


Nein, denn Wille ist im Determinismus ein intermediäres Produkt, das nur scheinbare Substanz hat, in Wirklichkeit aber nur die kontigente Illusion von vollständig bestimmten immanenten Faktoren sei. Und wenn diese Faktoren bei anderen Menschen eben aders aussehen, wollen sie auch was anderes. Was aber sollten mich die unterschiedlichen Faktoren interessieren? Weil ich determiniert dazu bestimmt bin, das für Interessant zu halten? Ich könnte ja nicht anders entscheiden als was ich tue. Darum wäre jed Tat, also die der Forschung oder die der Ignoranz, vorbildlicher Altruismus oder abscheuliche Verbrechen eben notwendig, und ich könnte nichts anders machen, als das, was ich tue.

step hat folgendes geschrieben:

Um "Willensausübung" real zu machen, reicht es, daß ich gemäß meiner Präferenzen entscheide und handele. Beides ist unzweifelhaft auch im Determinismus der Fall.

Damit ist Deine Behauptung widerlegt.


Nein, denn dann hättest du zeigen müssen, dass der Wille etwas eigenständiges ist, und nicht nur notwendiges immanentes Intermediärprodukt.
_________________
1.Thessalonicher 5,21 "Prüft aber alles und das Gute behaltet."
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
step
registriert



Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22782
Wohnort: Germering

Beitrag(#1290028) Verfasst am: 16.05.2009, 21:16    Titel: Antworten mit Zitat

ballancer hat folgendes geschrieben:
... wenn du lediglich eine Ungewissheit hinsichtlich einer bereits festgelegten Zukunft zum Ausdruck bringst, dann ist der Konjunktiv, der letztlich mit kann bezeichnet wird, eine Verbrämung des Sachverhaltes.

Es ist doch für die Widerlegung Deiner und Skeptikers Behauptung völlig irrelevant, ob ich "kann" schreibe oder genauer:

"selbstverständlich kann es auch im Determinismus vorkommen, daß ich mich NICHT meinen Präferenzen gemäß verhalte."

ballancer hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Bedenke, daß die Diskussion aus Deiner Behauptung entstand, "Willensausdruck und Willensausübung" seien im Determinismus "illusionär".

Um "Willensausdruck" real zu machen, reicht es, daß ich meine Präferenzen ausdrücke und/oder den Wunsch, sie in eine Handlung umzusetzen. Beides ist unzweifelhaft auch im Determinismus der Fall.
Nein, denn Wille ist im Determinismus ein intermediäres Produkt, das nur scheinbare Substanz hat, in Wirklichkeit aber nur die kontigente Illusion von vollständig bestimmten immanenten Faktoren sei

Intermediäre Produkte sind keine Illusionen. Auch ein Auto ist keine Illusion, obwohl es nur aus Elementarteilchen besteht.

ballancer hat folgendes geschrieben:
Und wenn diese Faktoren bei anderen Menschen eben aders aussehen, wollen sie auch was anderes. Was aber sollten mich die unterschiedlichen Faktoren interessieren? Weil ich determiniert dazu bestimmt bin, das für Interessant zu halten?

Ja, denn Du bist den Erwartungen Deiner Mitmenschen ausgesetzt, die Deine Entscheidungen und Interessen teilweise prägen.

ballancer hat folgendes geschrieben:
Ich könnte ja nicht anders entscheiden als was ich tue. Darum wäre jed Tat, also die der Forschung oder die der Ignoranz, vorbildlicher Altruismus oder abscheuliche Verbrechen eben notwendig, und ich könnte nichts anders machen, als das, was ich tue.

Natürlich kannst Du es nicht anders tun, als Du es tust. Aber was Du tust, entscheidet Dein Gehirn (manchmal). Und die Anderen beurteilen das.

ballancer hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Um "Willensausübung" real zu machen, reicht es, daß ich gemäß meiner Präferenzen entscheide und handele. Beides ist unzweifelhaft auch im Determinismus der Fall. Damit ist Deine Behauptung widerlegt.
Nein, denn dann hättest du zeigen müssen, dass der Wille etwas eigenständiges ist, und nicht nur notwendiges immanentes Intermediärprodukt.

Nein, auch als determiniertes, immanentes Produkt ist die Willensausübung mit gutem Recht als real zu bezeichnen, ebenso wie im Fall des Autos.

Hier bin ich gewissermaßen Kompatibilist. Wenn man sich darüber im klaren ist, daß "Auto" nur ein Begriff für eine Ansammlung von Elementarteilchen ist, die als Ganzes eine bestimmte Funktion erfüllt, so kann man es durchaus als "real" bezeichnen und sagen "da fährt ein Auto". AP argumentiert übrigens ähnlich, in bezug auf "Freiheit". In dem Fall finde ich es etwas gefährlicher, weil gerade bei diesem Begriff intuitiv meist keine vollständige kausale Determinierung impliziert wird, aufgrund der üblichen Bedeutung des Wortes "frei". Aber hier ging es ja nur um Willensausübung, und die ist auch für den Deterministen eindeutig real und bedeutend.
_________________
Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
AgentProvocateur
registrierter User



Anmeldungsdatum: 09.01.2005
Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin

Beitrag(#1290031) Verfasst am: 16.05.2009, 21:22    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Deine Formalisierung ist: notwendige Voraussetzung von Freiheit (ebenso für Verantwortung und Autonomie) ist: ein und derselbe Weltzustand kann unterschiedlich zu sich selbst sein.

- Korrektur 1: " ... kann mehrere Zukünfte haben / hat mehrere Zukünfte"

Nichts kann mehrere Zukünfte haben in dem Sinn, dass ein zukünftige Zustand der Welt anders sein wird, als er sein wird.

Diesen Sinn meinst Du also nicht. Aber welchen sonst? Anders, wenn man die Welt mehrmals zurückspulte? Was spielte das aber für eine Rolle?

step hat folgendes geschrieben:
- Korrektur 2: Verantwortung kann man dennoch zuweisen, ich habe bereits definiert in welchem Sinne

Na gut, dann sollten wir weiterhin nur über Verantwortung reden. Eine Diskussion über Entscheidungsfreiheit lösgelöst von Verantwortung ist nur ein Glasperlenspiel.

step hat folgendes geschrieben:
Das von Dir zitierte Paper, das zu lesen ich jedem empfehlen kann, liefert interessante Erklärungsansätze, die eigentlich ganz gut zu meiner Sichtweise passen (ohne Vollständigkeit):

Ob man aus dem Artikel tiefergehende Schlüsse ziehen kann, als den, dass die Auffassungen ziemlich auseinandergehen und es also keine einheitliche Meinung dazu gibt, ist erst mal fraglich. Allerdings ergibt sich daraus zumindest, dass Deine bisherige Behauptung, andere Leute seien intuitiv Inkompatibilisten, hielten also Indeterminismus für eine notwendige Voraussetzung für Verantwortung, so nicht richtig ist.

step hat folgendes geschrieben:
2. Intuitiv dagegen sind die Leute Indeterministen, und das liegt vermutlich an einem der folgenden Gründe:
[...]
b) Wir müssen das für möglich halten, was wir (laut Moral = Erwartung der Anderen) sollen

Natürlich halten wir das für möglich. Wir können uns ganz offensichtlich mehrere Verläufe vorstellen und können auch, ebenfalls offensichtlich, den jeweils vorgestellten Ablauf oft realisieren (wenn nichts Unvorhergesehenes dazwischen kommt). Du scheinst nun irgendwie zu meinen, es sei falsch, das als Möglichkeit anzusehen. Wieso und was hat das mit Indeterminismus zu tun? Warum sollte es für Freiheit / Verantwortung wesentlich sein, auch immer das tun zu können, für das man sich nicht entschieden hat?

step hat folgendes geschrieben:
3. Emotionale Involviertheit vernebelt die vernünftigen Positionen über Schuldhaftigkeit letztlich determinierter Handlungen

Was ist denn die vernünftige Position über Schuldhaftigkeit?

step hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Du verstehst ja den kompatibilistischen Standpunkte noch nicht einmal richtig, wenn Du ihm vorwirfst, er wolle eine Illusion schüren, denn Kompatibilisten sehen Freiheit, Verantwortung, Autonomie ja gerade nicht als Illusionen als, sondern als sinnvolle Konzepte (auch oder gerade) in einer determinierten Welt.

Es gibt solche und solche Kompatibilisten.

Ich kenne nur solche Kompatibilisten.

step hat folgendes geschrieben:
Die Idee, man brauche die Vorstellung von echter Freiheit, Schuld usw., egal ob die Welt nun deterministisch ist oder nicht, stammt nicht von mir. Immerhin kann ich diesen Ansatz aber nachvollziehen.

Warum?

"Echte Freiheit" ist ... Frage
"Echte Schuld" ist ... Frage

step hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
... dann immer W(t2) = W(t2') gilt oder nicht. Gilt es immer, dann ist das Determinismus, sind sie (manchmal) ungleich, dann ist es Indeterminismus.

Genau. Und mein Punkt war, daß dies eben nicht - wie Du behauptest - rein logisch entschieden werden kann, sondern nur physikalisch (oder gar nicht). Rein logisch wäre eine exotische Physik denkbar mit Aufspaltung von Welten usw.

Nein, ich behaupte nicht, dass die Frage nach Determinismus / Indeterminismus logisch entscheidbar wäre. Ich sehe nur nicht die Relevanz dieser Frage bei dem hier behandelten Sachverhalt. Für logisch unmöglich halte ich es lediglich, innerhalb eines Systemes das System so zu ändern, dass es anders ist, als es ist.

step hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Aber das bringt doch bei der Frage, was Freiheit, Verantwortung, Autonomie sind, was man darunter versteht, keinen Schritt weiter.

Naja, diese Klarstellung benötige ich, um
- das Unitaritätsargument zu erklären
- zu definieren, was ich als notwendige Bedingung für echte Freiheit (ähnlich PAP) verstehen würde, nämlich eine nichtunitäre Zeitentwicklung der Welt

Warum siehst Du das als notwendige Bedingung für Freiheit?

step hat folgendes geschrieben:
- zu zeigen, daß kompatibilistische Freiheit etwas letztlich Determiniertes ist, dessen Determinierung aber durch Bildung emergenter Kategorien, z.B. "Person getrennt vom System", scheinbar indeterminiert wird.

Kompatibilismus ist die Ansicht, dass sich Determinismus und Freiheit nicht widersprechen, kein Gegensatzpaar sind. Das brauchst Du also nicht zu zeigen, das ist unnötig.

step hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Man müsste halt irgendwie mal was begründen können. Also ... warum die Voraussetzung W(t2) != W(t2') sein sollte.

Ich weiß nicht, warum ich noch näher begründen muß, daß Freiheit bedeutet, daß mindestens zwei Fortsetzungen physikalisch möglich sind. Für mich ist das irgendwie trivial.

Argument by intuition?

Für mich bedeutet es Freiheit, wenn immer diejenige Fortsetzung möglich ist, für die ich mich entschieden habe. Egal, was mit den anderen Fortsetzungen ist.

step hat folgendes geschrieben:
Zudem begründest ja auch Du nicht, warum Freiheit auch bei determiniertem Ablauf möglich sein soll. Genau wie ich definierst Du einfach etwas als Freiheit.

Ich habe dargestellt, was ich unter "Freiheit" verstehe und versucht, das plausibel zu machen. Das aber tust Du nicht, weder das erste, noch das zweite. Du hast lediglich ohne Begründung eine angeblich notwendige Bedingung für Freiheit genannt, mehr nicht. Du hast noch nicht einmal gesagt, was Freiheit für Dich ist.

step hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Die Frage, ob Gesamtsystem S != S sein kann, erscheint mir nämlich sinnlos, weil trivialerweise logisch unmöglich.

Nochmal: Es könnte auch bei exakter Wiederholung des Zustandes W(t1) zwei Zukünfte W(t2), W'(t2) geben, das wäre nicht unlogisch, nur eben unphysikalisch.

Okay. Du machst also die Frage nach Freiheit an der Frage Determinismus / Indeterminismus fest, nicht an der Frage, ob man außerhalb des Systemes stehen kann. Warum aber tust Du das?
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
step
registriert



Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22782
Wohnort: Germering

Beitrag(#1290048) Verfasst am: 16.05.2009, 22:12    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Deine Formalisierung ist: notwendige Voraussetzung von Freiheit (ebenso für Verantwortung und Autonomie) ist: ein und derselbe Weltzustand kann unterschiedlich zu sich selbst sein.
- Korrektur 1: " ... kann mehrere Zukünfte haben / hat mehrere Zukünfte"
Nichts kann mehrere Zukünfte haben in dem Sinn, dass ein zukünftige Zustand der Welt anders sein wird, als er sein wird.

Das habe ich auch nicht behauptet.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Diesen Sinne meinst Du also nicht. Aber welchen sonst? Anders, wenn man die Welt mehrmals zurückspulte?

Genau. Wie ich schon mehrfach dargestellt habe.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Was spielte das aber für eine Rolle?

Die Entscheidung wäre dann nicht rein kausal festgelegt. Ein transzendentaler (oder zumindest uns unbekannter) freier Wille, wie ihn etwa ballancer wünscht, wäre dann zumindest nicht komplett auszuschließen. Für Dich spielt es natürlich keine Rolle, weil Du als Kompatibilist auch mit einer Freiheit ohne Freiheitsgrade zufrieden bist.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
- Korrektur 2: Verantwortung kann man dennoch zuweisen, ich habe bereits definiert in welchem Sinne
Na gut, dann sollten wir weiterhin nur über Verantwortung reden. Eine Diskussion über Entscheidungsfreiheit lösgelöst von Verantwortung ist nur ein Glasperlenspiel.

Das ist Deine Behauptung, ich sehe das ganz anders.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Allerdings ergibt sich daraus zumindest, dass Deine bisherige Behauptung, andere Leute seien intuitiv Indeterministen, bzw. hielten Indeterminismus für eine notwendige Voraussetzung für Verantwortung, so nicht richtig ist.

Ersteres wird eher bestätigt, letzteres eher nicht. Wobei auch darauf hingewiesen wird, wie solche intuitiven Widersprüchlichkeiten zustandekommen könnten.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
2. Intuitiv dagegen sind die Leute Indeterministen, und das liegt vermutlich an einem der folgenden Gründe:
[...]
b) Wir müssen das für möglich halten, was wir (laut Moral = Erwartung der Anderen) sollen
Natürlich halten wir das für möglich. Wir können uns ganz offensichtlich mehrere Verläufe vorstellen und können auch, ebenfalls offensichtlich, den jeweils vorgestellten Ablauf oft realisieren (wenn nichts Unvorhergesehenes dazwischen kommt).

Hast Du den Teil des Artikels gelesen? Es geht darum, warum wir gerade bei moralischen Entscheidungen intuitiv meinen, tatsächlich mehrere Möglichkeiten zu haben, solange uns nicht die exakte, emotionsfreie Frage nach zwei vergleichbaren Welten gestellt wird.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Du scheinst nun irgendwie zu meinen, es sei falsch, das als Möglichkeit anzusehen.

Wie ich schon oft geschrieben habe, sehe ich das als "vorgestellte Möglichkeit" an, also unsere Entscheidung kann durch den Vergleich simulierter Zukünfte (ja, davon kann es mehrere geben) mit den Präferenzen beeinflußt werden. Und ja, ich sehe es nicht als echte Möglichkeit, wenn ich nur in ähnlichen Situation unterschiedlich handeln kann.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Wieso und was hat das mit Indeterminismus zu tun? Warum sollte es für Freiheit / Verantwortung wesentlich sein, auch immer das tun zu können, für das man sich nicht entschieden hat?

Ist es ja gar nicht. Für Freiheit ist es wesentlich, daß die Entscheidung nicht determiniert (kausal bestimmt) abläuft. Und zwar ohne irgendwelche Tricks mit "Person als blackbox betrachten" oder so.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
3. Emotionale Involviertheit vernebelt die vernünftigen Positionen über Schuldhaftigkeit letztlich determinierter Handlungen
Was ist denn die vernünftige Position über Schuldhaftigkeit?

Naja, eben die, welche die Leute einnehmen, wenn ihnen eine unemotionale Situation vorgelegt wird und bevor sie auf das moralische Dilemma angesprochen werden. Ich habe den Begriff verwendet, weil er so im Artikel stand - wenn ich mich nicht irre.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Die Idee, man brauche die Vorstellung von echter Freiheit, Schuld usw., egal ob die Welt nun deterministisch ist oder nicht, stammt nicht von mir. Immerhin kann ich diesen Ansatz aber nachvollziehen.
Warum?

"Echte Freiheit" ist ... Frage
"Echte Schuld" ist ... Frage

Habe ich schon definiert, zumindest für die Freiheit.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
... dann immer W(t2) = W(t2') gilt oder nicht. Gilt es immer, dann ist das Determinismus, sind sie (manchmal) ungleich, dann ist es Indeterminismus.
Genau. Und mein Punkt war, daß dies eben nicht - wie Du behauptest - rein logisch entschieden werden kann, sondern nur physikalisch (oder gar nicht). Rein logisch wäre eine exotische Physik denkbar mit Aufspaltung von Welten usw.
Nein, ich behaupte nicht, dass die Frage nach Determinismus / Indeterminismus logisch entscheidbar wäre. Ich sehe nur nicht die Relevanz dieser Frage bei dem hier behandelten Sachverhalt.

Warum reitest Du dann ständig so darauf herum, daß die Zukunft trivialerweise die Zukunft sei, bzw. das System das System? Gerade das ist doch (gegenüber PAP) nur dann relevant, wenn man Determinismus voraussetzt.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Aber das bringt doch bei der Frage, was Freiheit, Verantwortung, Autonomie sind, was man darunter versteht, keinen Schritt weiter.

Naja, diese Klarstellung benötige ich, um
- das Unitaritätsargument zu erklären
- zu definieren, was ich als notwendige Bedingung für echte Freiheit (ähnlich PAP) verstehen würde, nämlich eine nichtunitäre Zeitentwicklung der Welt
Warum siehst Du das als notwendige Bedingung für Freiheit?

Weil die Entscheidung sonst nur ein determinierter Regelkreis ist. Das wäre vielleicht noch "emergentistisch" zu verschmerzen, wenn nicht noch dazukäme, daß die Präferenzen (also das Entscheidungsprogramm) von außen geprägt sind.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Man müsste halt irgendwie mal was begründen können. Also ... warum die Voraussetzung W(t2) != W(t2') sein sollte.
Ich weiß nicht, warum ich noch näher begründen muß, daß Freiheit bedeutet, daß mindestens zwei Fortsetzungen physikalisch möglich sind. Für mich ist das irgendwie trivial.
Argument by intuition?

Das zieht nicht bei der Frage nach Wortbedeutungen.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Zudem begründest ja auch Du nicht, warum Freiheit auch bei determiniertem Ablauf möglich sein soll. Genau wie ich definierst Du einfach etwas als Freiheit.
Ich habe dargestellt, was ich unter "Freiheit" verstehe und versucht, das plausibel zu machen. Das aber tust Du nicht, weder das erste, noch das zweite. Du hast lediglich ohne Begründung eine angeblich notwendige Bedingung für Freiheit genannt, mehr nicht.

Ich finde, ich habe meine Position midestens ebensogut begründet, wie Du.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Die Frage, ob Gesamtsystem S != S sein kann, erscheint mir nämlich sinnlos, weil trivialerweise logisch unmöglich.
Nochmal: Es könnte auch bei exakter Wiederholung des Zustandes W(t1) zwei Zukünfte W(t2), W'(t2) geben, das wäre nicht unlogisch, nur eben unphysikalisch.
Okay. Du machst also die Frage nach Freiheit an der Frage Determinismus / Indeterminismus fest, nicht an der Frage, ob man außerhalb des Systemes stehen kann. Warum aber tust Du das?

1. Man kann nicht außerhalb des Systems stehen, das ist nur eine Näherung für bestimmte grobe Einschätzungen
2. Freiheit = "frei von ..." - also wovon frei? Wenn mit dem Konzept der Entscheidungsfreiheit solche Dinge begründet werden wie Schuld und (vergeltende) Strafe, dann muß es mE bedeuten "frei von kausaler Determiniertheit". Ein "frei von Zwangsgefühlen" oder so reicht da nicht aus.
_________________
Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
vanini
registrierter User



Anmeldungsdatum: 17.04.2008
Beiträge: 847

Beitrag(#1290059) Verfasst am: 16.05.2009, 22:30    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
ballancer hat folgendes geschrieben:
Nein, denn Wille ist im Determinismus ein intermediäres Produkt, das nur scheinbare Substanz hat, in Wirklichkeit aber nur die kontigente Illusion von vollständig bestimmten immanenten Faktoren sei

Intermediäre Produkte sind keine Illusionen. Auch ein Auto ist keine Illusion, obwohl es nur aus Elementarteilchen besteht.


Du wirst doch wohl nicht ernsthaft annehmen, dass ballancer die zentralen Begrifflichkeiten seiner Argumentation überhaupt jemals mit Inhalten gefüllt hätte, geschweige denn mit sinnvollen und nachvollziehbaren...

Lachen
_________________
Was immer DAS GANZE auch sein mag: Es hat mit einem MEHR oder WENIGER von SUMMEN von TEILEN gar nichts zu tun!
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Hornochse
Orthographiefetischist



Anmeldungsdatum: 22.07.2007
Beiträge: 8223
Wohnort: Bundeshauptstadt

Beitrag(#1290065) Verfasst am: 16.05.2009, 22:33    Titel: Antworten mit Zitat

vanini hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
ballancer hat folgendes geschrieben:
Nein, denn Wille ist im Determinismus ein intermediäres Produkt, das nur scheinbare Substanz hat, in Wirklichkeit aber nur die kontigente Illusion von vollständig bestimmten immanenten Faktoren sei

Intermediäre Produkte sind keine Illusionen. Auch ein Auto ist keine Illusion, obwohl es nur aus Elementarteilchen besteht.


Du wirst doch wohl nicht ernsthaft annehmen, dass ballancer die zentralen Begrifflichkeiten seiner Argumentation überhaupt jemals mit Inhalten gefüllt hätte, geschweige denn mit sinnvollen und nachvollziehbaren...

Lachen


Er sollte mehr Fremdwörter verwenden.
_________________
Alles könnte anders sein - und fast nichts kann ich ändern.

- Niklas Luhmann -
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
AgentProvocateur
registrierter User



Anmeldungsdatum: 09.01.2005
Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin

Beitrag(#1290165) Verfasst am: 17.05.2009, 01:51    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Du scheinst nun irgendwie zu meinen, es sei falsch, das als Möglichkeit anzusehen.

Wie ich schon oft geschrieben habe, sehe ich das als "vorgestellte Möglichkeit" an, also unsere Entscheidung kann durch den Vergleich simulierter Zukünfte (ja, davon kann es mehrere geben) mit den Präferenzen beeinflußt werden. Und ja, ich sehe es nicht als echte Möglichkeit, wenn ich nur in ähnlichen Situation unterschiedlich handeln kann.

Wenn man mal eine banale Entscheidung betrachtet, die zwischen Vanille- und Schokoladeneis und man die Welt ein paar Mal zu dem Zeitpunkt t1 zurückspult und sich dann ein Subjekt mal bei t2 = t1 + 5 Minuten für das eine und mal für das andere entscheidet, würdest Du das dann als Indiz für Freiheit ansehen? Würdest Du dann annehmen, dass das Subjekt frei handeln könnte oder müsste noch was hinzukommen? Wenn ja: was?

step hat folgendes geschrieben:
Für Freiheit ist es wesentlich, daß die Entscheidung nicht determiniert (kausal bestimmt) abläuft.

Warum?

Ich sehe das ja so: je weniger die Entscheidung kausal abläuft, je mehr Zufall also, desto weniger Kontrolle hat die Person über die Entscheidung und umso weniger wäre es in meiner Sicht die Entscheidung der Person. (Wenn wir mal abstrakt eine ideale Entscheidung betrachten, bei der man alle Faktoren kennt. Was natürlich nur hypothetisch ist.)

step hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Warum siehst Du das als notwendige Bedingung für Freiheit?

Weil die Entscheidung sonst nur ein determinierter Regelkreis ist. Das wäre vielleicht noch "emergentistisch" zu verschmerzen, wenn nicht noch dazukäme, daß die Präferenzen (also das Entscheidungsprogramm) von außen geprägt sind.

Ah, okay, da haben wir wohl auch einen Dissens. Hätte die Person keinen Einfluss auf das Entscheidungsprogramm, wäre es also ein Teil außerhalb von ihr, dann würde ich in einer solchen Entscheidung auch keine Freiheit sehen. So ist es aber in meiner Sicht nicht, die Person hat einen Einfluss auf sich selber, ein Rückkopplungsprozess, sie kann sich selber weiterentwickeln, sich selber steuern. Selbstbeherrschung und so. Und sich von äußeren Einflüssen freimachen / emanzipieren. Was natürlich nicht heißt, dass sie sich gänzlich selber geschaffen hätte, (das ist mAn prinzipiell unmöglich), was aber ebenso bedeutet, dass sie nicht komplett von außen (d.h. von Vorgängen außerhalb ihrer Kontrolle) gesteuert wird. In meiner Sicht ist also eine Person umso freier, umso mehr sie die Determinanten erkennen und diese dann berücksichtigen kann. Man kann also in meiner Sicht nach Freiheit streben, seine Freiheit erweitern. Eine vollständige Freiheit ist jedoch in meiner Sicht ebenfalls prinzipiell unmöglich.

step hat folgendes geschrieben:
2. Freiheit = "frei von ..." - also wovon frei? Wenn mit dem Konzept der Entscheidungsfreiheit solche Dinge begründet werden wie Schuld und (vergeltende) Strafe, dann muß es mE bedeuten "frei von kausaler Determiniertheit".

Warum?

Jemanden, der frei von kausaler Determiniertheit ist, mal angenommen jemanden, der von zufälligen Quantenprozessen zu etwas gebracht wurde, würde man wohl kaum als verantwortlich und demnach auch nicht als schuldig ansehen, obgleich er ja "frei von kausaler Determiniertheit" wäre. Man würde ihn im Gegenteil gerade aufgrund dessen als frei von Verantwortung ansehen.

step hat folgendes geschrieben:
Ein "frei von Zwangsgefühlen" oder so reicht da nicht aus.

Nö, das reicht in der Tat nicht. Verantwortlich wird jemand für eine Handlung angesehen, der hinreichend dazu in der Lage ist, die Handlung abzuschätzen und die Auswirkungen der Handlung zu berücksichtigen. Jemand, der z.B. unter Drogen steht, erfüllt diese Bedingung vielleicht nicht, trotzdem kann er sich selber frei von Zwangsgefühlen fühlen. Außerdem muss derjenige auch in der Lage sein, in der Situation anders zu handeln, als er es tat. Nehmen wir mal an, jemand schreibt einen Zeitungsartikel, in dem er jemanden beleidigt. Dann geht man davon aus, dass er das nicht hätte tun müssen, (wenn er also nicht dazu gezwungen war - mit einer Pistole am Kopf oder so). Daher wird man es als seine Entscheidung und ihn als dafür verantwortlich ansehen.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
der kleine Fritz
registrierter User



Anmeldungsdatum: 24.06.2005
Beiträge: 2183
Wohnort: Planet Erde

Beitrag(#1290201) Verfasst am: 17.05.2009, 08:09    Titel: Antworten mit Zitat

Hornochse hat folgendes geschrieben:
vanini hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
ballancer hat folgendes geschrieben:
Nein, denn Wille ist im Determinismus ein intermediäres Produkt, das nur scheinbare Substanz hat, in Wirklichkeit aber nur die kontigente Illusion von vollständig bestimmten immanenten Faktoren sei

Intermediäre Produkte sind keine Illusionen. Auch ein Auto ist keine Illusion, obwohl es nur aus Elementarteilchen besteht.


Du wirst doch wohl nicht ernsthaft annehmen, dass ballancer die zentralen Begrifflichkeiten seiner Argumentation überhaupt jemals mit Inhalten gefüllt hätte, geschweige denn mit sinnvollen und nachvollziehbaren...

Lachen


Er sollte mehr Fremdwörter verwenden.


Ja, zum Beispiel:

Bei der intendierten Realisierung der linguistischen Simplifizierung des
regionalen Idioms resultiert die Evidenz der Opportunität extrem apparent,
den elaborienten und quantitativ opulenten Usus nicht assimilierter
Xenologien konsequent zu eliminieren!
_________________
und Gott bleibt stumm....
um so eifriger schwatzen seine selbsternannten Missionare.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
step
registriert



Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22782
Wohnort: Germering

Beitrag(#1290223) Verfasst am: 17.05.2009, 10:27    Titel: Antworten mit Zitat

Hornochse hat folgendes geschrieben:
vanini hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
ballancer hat folgendes geschrieben:
Nein, denn Wille ist im Determinismus ein intermediäres Produkt, das nur scheinbare Substanz hat, in Wirklichkeit aber nur die kontigente Illusion von vollständig bestimmten immanenten Faktoren sei
Intermediäre Produkte sind keine Illusionen. Auch ein Auto ist keine Illusion, obwohl es nur aus Elementarteilchen besteht.
Du wirst doch wohl nicht ernsthaft annehmen, dass ballancer die zentralen Begrifflichkeiten seiner Argumentation überhaupt jemals mit Inhalten gefüllt hätte, geschweige denn mit sinnvollen und nachvollziehbaren... Lachen
Er sollte mehr Fremdwörter verwenden.

"Kontingenz" und "Transzendenz" sind ja bei Theologen äußerst beliebte Fremdwörter:

Kontingenz = pfui, wie profan! -> also gibt es Gott
Transzendenz = worüber man nichts sagen kann -> da kann ich alles behaupten
_________________
Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Skeptiker
"I can't breathe!"



Anmeldungsdatum: 14.01.2005
Beiträge: 16834
Wohnort: 129 Goosebumpsville

Beitrag(#1290233) Verfasst am: 17.05.2009, 11:01    Titel: steps Zwanghaftigkeit Antworten mit Zitat

Also zunächst einmal kann man es ja mit step gut finden, wenn man zukünftig an Merkel, Ackermann & co. präventiv arbeitet. Denn Fakt ist, dass diese Figuren völlig zwanghaft denken und handeln und das ist natürlich eine Gefahr für eine Gesellschaft, wenn sie von solchen zwanghaften Figuren gesteuert werden soll. Deshalb also: Freiwillige vor!

Ansonsten muss man zu solchen physikalischen Philosophen wie step einfach sagen, dass auch sie ihre Thesen außerordentlich zwanghaft vertreten. Dass, was sie zu ihren Thesen treibt, sind nicht Belege oder gar Beweise, sondern einfach nur Zwanghaftigkeit.

step selber meinte ja, wenn es zwei Moralen gibt, so könne man nicht entscheiden, welche besser ist. Das selbe muss wohl für zwei verschiedene Thesen gelten. Niemand kann entscheiden, aber jeder kämpft zwanghaft für seine Überzeugungen. Wo bleibt da die Freiheit, wenn man es nur mit einem Kampf der Zwanghaften zu tun hat und der Sieger in diesem Kampf eben seine "Moral" und seine "Wahrheit" zwar zur Herrschaft bringt. Aber wo ist darin die Moral und die Wahrheit, wenn es einzig und allein Zwanghaftigkeit, Kampf und Sieg sind, die hier im Vordergrund stehen?

Etwas anderes ist es, wenn eine These bewiesen ist und zu einer wissenschaftlichen Aussage wird. Dann bekommt so eine bewiesene Aussage quasi Zwangscharakter, wo vorher noch die "Freiheit" bestand, These A oder These B zu glauben? Aber nein aus der Sicht des Deterministen konnte auch vorher nur entweder These A oder These B zum selben Zeitpunkt geglaubt werden von Person X. Auf der anderen Seite kann ein Verrückter auch jede Wahrheit leugnen, die "Freiheit" hat er.

Was aber ist mit den anderen Kategorien namens "Subjekt" und "Ziel"? Fliegt eine Rakete ihrem vom Subjekt Y angestreben Ziel entgegen und ist gut konstruiert, so besitzt die Rakete nicht die Freiheit, besonders stark von ihrer Flugbahn abzuweichen. Würde sich die Rakete diese "Freiheit" nehmen, so wäre das Ziel des Subjektes verfehlt.

Man sieht also: Je mehr nicht angestrebte Alternativen ausgeschlossen werden können, desto größer die Freiheit des Subjekts zu ihrem Ziel. Hier nimmt also die Freiheit zu, wenn die möglichen Alternativen geringer werden. Mehr Wahlfreiheit bedeutet also selbst in der Theorie nicht mehr Freiheit. Der Begriff der Freiheit macht auch ohne Zielsetzungen überhaupt keinen Sinn.

Zur Bedingheit der Dinge: Die Entstehung neuer Zustände leitet sich aus früheren Zuständen ab und hat diese als notwendige Voraussetzung. Jedoch bedeutet der Übergang des alten in einen neuen Zustand zunächst einmal nur, dass dieser neue Zustand ein stabiler, ein mit den relevanten, systemhaften Gesetzmäßigkeiten vereinbarer Zustand sein muss. Bei chemischen Systemen können wir veranschaulichen, was damit gemeint ist. Bei Erwärmung einer Flüssigkeit nimmt die kinetische Energie der Teilchen zu. Jedoch ist es egal, welche konkreten Teilchen die Energie aufnehmen. Verschiedene Zuordnungen der Zustände zu jeweils verschiedenen Teilchen würde am stabilen Gesamtzustand der Flüssigkeit (bis hin zur Verdampfung) nichts ändern. Die Bedingtheit des neuen Systems wäre also keine bis ins letzte determinierende Kausalität der einzelnen Bestandteile. Denn es gibt hier viele gleichwertige Konstellationen, von denen nur eine einzige realisiert werden muss.

Ebenso ist es mit verschiedenen, aber gleichwertigen Lösungen für die umsetzung eines technischen Projektes. Wenn viele gleichwertige Wege zum gleichen Ziel führen, so könte man einen Quantenwürfel bestimmen lassen, welche der gleichwertigen Wege zum Zielk umgesetzt werden sollen.

Die Entscheidung für das Ziel mag hier determiniert sein. Die Freiheit besteht auch noch nicht einmal darin, zwischen mehreren gleichwertigen Wegen wählen zu können. Denn diese geben sich nun mal nichts. Sondern die Freiheit des planenden Subjektes besteht darin, ihr Ziel zu erreichen und dafür mindestens einen Lösungsweg umsetzen zu können. Wenn es nur ein existierender Weg ist, ändert das für den Moment nichts. Für die Zukunft könnte es etwas ändern, wenn sich z.B. ex post erweist, dass bestimmte Wege doch besser sind. Die zufällig gewonnenen Informationen würden dann wieder neue Ziele generieren.

Überhaupt spielen hier Subjekt, Ziele und Erkenntnisgewinnung eine Rolle, so wie ja auch bei der Beobachtung von Quanteneffekten die Informationsgewinnung Folgen für die Zustände der Teilchen hat.

Skeptiker
_________________
°
K.I.Z - Frieden

Das ist Postmoderne Ideologie! Psychologe und Philosoph analysieren RASSISMUS-Video

Informationsstelle Militarisierung e.V.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Zumsel
registrierter User



Anmeldungsdatum: 08.03.2005
Beiträge: 4667

Beitrag(#1290235) Verfasst am: 17.05.2009, 11:04    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Genau, scheinbar seht Ihr den sog. Freien Willen als eine notwendige Illusion an, dessen Entmystifizierung eine individuelle Kränkung und/oder gesellschaftliche Destabilisierung zur Folge hätte.


Nein, meine Aussage war eher, dass sich jeder praktisch so verhält, als gäbe es einen freien Willen. Völlig unabhängig davon, welche philosophische Meinung er dazu hat und ob er überhaupt eine hat. Philosophen und Wissenschaftler überschätzen sich, wenn sie glauben, mit rein abstrakten Erwägungen Leute kränken oder gar das gesellschaftliche Leben auf den Kopf stellen zu können. Ich behaupte gar, abstrakten Konzepte passen sich der bewährten Praxis an, nicht umgekehrt. Das Konzept des freien Willens oder der freien Entscheidung ist einfach der adäquate theoretische Ausdruck der starken Rolle des planungs,- vertrags- und rechtsfähigen Individuums. Das Wort "Illusion" passt hier für meinen Geschmack nicht. Denn "Freiheit" meint hier die Freiheit von jenen Zwängen, die eine den Regeln gemäße Teilnahme am gesellschaftlichen Treiben verhindern oder wenigstens einschränken würden. Freiheit meint immer eine Freiheit von ETWAS niemals von ALLEM (was ja völlig absurd wäre).
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
step
registriert



Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22782
Wohnort: Germering

Beitrag(#1290248) Verfasst am: 17.05.2009, 11:42    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Wenn man mal eine banale Entscheidung betrachtet, die zwischen Vanille- und Schokoladeneis und man die Welt ein paar Mal zu dem Zeitpunkt t1 zurückspult und sich dann ein Subjekt mal bei t2 = t1 + 5 Minuten für das eine und mal für das andere entscheidet, würdest Du das dann als Indiz für Freiheit ansehen?

Als notwendige Voraussetzung.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Würdest Du dann annehmen, dass das Subjekt frei handeln könnte oder müsste noch was hinzukommen? Wenn ja: was?

Natürlich müßte noch was hinzukommen, denn allein die obige Tatsache würde nur den Freiheitsgrad (und den Indeterminismus) begründen. Es müßte noch einen (ballancer würde sagen "transzendenten") Mechanismus geben, wie die Person als prima-causa-Akteur wirken könnte. Frag mich nicht, wie das gehen soll.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ich sehe das ja so: je weniger die Entscheidung kausal abläuft, je mehr Zufall also, desto weniger Kontrolle hat die Person über die Entscheidung und umso weniger wäre es in meiner Sicht die Entscheidung der Person.

Da stimme ich natürlich zu, denn unsere Welt ist tatsächlich physikalisch so gebaut, daß alles Nichtzufällige im engeren Sinne kausal ist.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Warum siehst Du das als notwendige Bedingung für Freiheit?
Weil die Entscheidung sonst nur ein determinierter Regelkreis ist. Das wäre vielleicht noch "emergentistisch" zu verschmerzen, wenn nicht noch dazukäme, daß die Präferenzen (also das Entscheidungsprogramm) von außen geprägt sind.
Ah, okay, da haben wir wohl auch einen Dissens. Hätte die Person keinen Einfluss auf das Entscheidungsprogramm, wäre es also ein Teil außerhalb von ihr, dann würde ich in einer solchen Entscheidung auch keine Freiheit sehen. So ist es aber in meiner Sicht nicht, die Person hat einen Einfluss auf sich selber, ein Rückkopplungsprozess, sie kann sich selber weiterentwickeln, sich selber steuern. Selbstbeherrschung und so. Und sich von äußeren Einflüssen freimachen / emanzipieren. Was natürlich nicht heißt, dass sie sich gänzlich selber geschaffen hätte, (das ist mAn prinzipiell unmöglich), was aber ebenso bedeutet, dass sie nicht komplett von außen (d.h. von Vorgängen außerhalb ihrer Kontrolle) gesteuert wird.

Sehe ich alles ebenso. Nur ist es ja auch sonst nicht unbedingt üblich, Teileinheiten, die Rückkopplungsprozesse enthalten und von gewissen äußeren Einflüssen frei sind, deswegen gleich Handlungsfreiheit zuzugestehen. Wenn man im Moment mal moralische Fähigkeiten außer Acht läßt, müßte doch ein hinreichend autonomes Computerprogramm, ein Hund oder "das ökologische Gleichgewicht" zumindest Handlungsfreiheit besitzen, denn all diese erfüllen die oben genannten Bedingungen.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
In meiner Sicht ist also eine Person umso freier, umso mehr sie die Determinanten erkennen und diese dann berücksichtigen kann.

Das scheint mir noch ein neuer Aspekt, zumindest habe ich ihn bisher nicht bemerkt. Du meinst, jemand wird "freier", wenn er erkennt, was ihn unfrei macht, wie seine Präferenzen geprägt wurden usw.?

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
2. Freiheit = "frei von ..." - also wovon frei? Wenn mit dem Konzept der Entscheidungsfreiheit solche Dinge begründet werden wie Schuld und (vergeltende) Strafe, dann muß es mE bedeuten "frei von kausaler Determiniertheit".
Warum? Jemanden, der frei von kausaler Determiniertheit ist, mal angenommen jemanden, der von zufälligen Quantenprozessen zu etwas gebracht wurde, würde man wohl kaum als verantwortlich und demnach auch nicht als schuldig ansehen, obgleich er ja "frei von kausaler Determiniertheit" wäre. Man würde ihn im Gegenteil gerade aufgrund dessen als frei von Verantwortung ansehen.

In einer Welt, in der es nur kausale Determination und Zufall gibt, ist das korrekt. Deswegen behauptet ja ballancer, daß dem nicht so sei. Ihm ist "determinierte oder zufällige Schuld" zu wenig. Unsere Strategien, mit diesen Widersprüchen umzugehen, sind unterschiedlich:

- Ich verzichte auf die Konzepte von (echter) Freiheit und Schuld
- Du definierst Freiheit und Schuld so, daß sie auch komplett determiniert sein können
- ballancer erscheinen beide Varianten gotteslästerlich, er versucht daher, (echte) Freiheit und Schuld im Transzendenten zu verorten
- Glaubt man dem von Dir verlinkten Artikel, verhält sich "das Volk" (bzw. die befragten Philosophiestudenten(!)) so, daß es je nach Emotionalität der Fragestellung zwischen Deiner und meiner Variante schwankt.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Verantwortlich wird jemand für eine Handlung angesehen, der hinreichend dazu in der Lage ist, die Handlung abzuschätzen und die Auswirkungen der Handlung zu berücksichtigen. Jemand, der z.B. unter Drogen steht, erfüllt diese Bedingung vielleicht nicht, trotzdem kann er sich selber frei von Zwangsgefühlen fühlen.

Bis hierher Zustimmung.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Außerdem muss derjenige auch in der Lage sein, in der Situation anders zu handeln, als er es tat. Nehmen wir mal an, jemand schreibt einen Zeitungsartikel, in dem er jemanden beleidigt. Dann geht man davon aus, dass er das nicht hätte tun müssen, (wenn er also nicht dazu gezwungen war - mit einer Pistole am Kopf oder so). Daher wird man es als seine Entscheidung und ihn als dafür verantwortlich ansehen.

Tja, den Zusammenhang deute ich eben anders: Man geht zwar davon aus, dass seine Handlung komplett determiniert war, aber man erwartete von ihm, daß sein Handlungsberechnungsmechanimsus sozial kompatibel funktioniert. Man geht also nicht davon aus, daß er auch anders hätte handeln können, sondern man weiß nur, daß Andere in ähnlichen Situation oft auch anders handeln, nämlich wie erwünscht.
_________________
Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
zelig
Kultürlich



Anmeldungsdatum: 31.03.2004
Beiträge: 25405

Beitrag(#1290256) Verfasst am: 17.05.2009, 12:10    Titel: Antworten mit Zitat

Die Diskussion um den Freien Willen krankt aus meiner Sicht leider immer wieder darunter, daß eine Untermenge in eine falsche Relation zur Obermenge gesetzt wird. Wobei verschärfend hinzukommt, daß es sich hier um die eine ganz spezielle Obermenge handelt, die alles Sein umfasst, und über deren Beschaffenheit man geteilter Meinung sein darf. Dies stellt einen Kategorienfehler dar, und daher ist es sinnlos

  • einen Teil dem Gesamt gegenüberzustellen.
    Es ist ausdrücklich nicht sinnlos, darüber zu diskutieren, wie sich der Teil innerhalb des Gesamt verhält. Dies zu untersuchen bedeutet aber eine Gegenüberstellung des Teils zur Differenz.
  • das Gesamt einem Teil gegenüberzustellen. Eine Untersuchung der Relation des Gesamt zu etwas anderem ist im Rahmen dieser Diskussion nicht möglich, da das Gesamt, um das es sich hier handelt, per Definition die Existenz alles ausserhalb ihr liegenden ausschließt.

Daraus folgere ich, daß Freiheit, Willensfreiheit, Handlungsfreiheit und dergleichen, soweit sie als Dispositionen von Wesen, also von Teilmengen des Gesamt begriffen werden, per Definition nur in Relation zu anderen Teilmengen des Gesamt gesetzt werden können. Der Versuch, sie in Relation zum Gesamt zu setzen, führt unweigerlich zu logischen Fehlern. Daher sind Diskussionen, die auf diesen Fehler beruhen, für mich weniger spannend geworden.
Dagegen glaube ich, daß es nach wie vor sehr spannnd ist, sich damit auseinanderzusetzen, wie das Gesamt beschaffen sein könnte (und aber auch die Frage, ob hier alle mit obiger Definition des Gesamt einverstanden sind [wahrscheinlich nicht]). Und natürlich wird es in meinen Augen immer spannend bleiben, wie die Schnittstelle des Subsystems Mensch zur Differenz begriffen wird. Zunehmend auch in naturwissenschftlicher Hinsicht.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
step
registriert



Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22782
Wohnort: Germering

Beitrag(#1290261) Verfasst am: 17.05.2009, 12:14    Titel: Antworten mit Zitat

Zumsel hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Genau, scheinbar seht Ihr den sog. Freien Willen als eine notwendige Illusion an, dessen Entmystifizierung eine individuelle Kränkung und/oder gesellschaftliche Destabilisierung zur Folge hätte.
Nein, meine Aussage war eher, dass sich jeder praktisch so verhält, als gäbe es einen freien Willen. Völlig unabhängig davon, welche philosophische Meinung er dazu hat und ob er überhaupt eine hat.

Da stimme ich Dir tendenziell zu. Die meisten Leute haben ja gar keine durchdachte philosophisch oder physikalisch begründete Meinung dazu, sondern empfinden und handeln eher nach archaisch-angeborenen oder moralisch anerzogenen Kriterien.

Zumsel hat folgendes geschrieben:
Philosophen und Wissenschaftler überschätzen sich, wenn sie glauben, mit rein abstrakten Erwägungen Leute kränken oder gar das gesellschaftliche Leben auf den Kopf stellen zu können.

Ja, zuerst sind nur die Philosophen der Gegenseite gekränkt. Und ja, auch der von AP verlinkte Artikel deutet ja darauf hin, daß die Leute je nach Situation deuten und Inkonsistenzen spielend akzeptieren. Die Konsistenz eines Weltbilds rangiert als Wert ziemlich weit unten im Vergleich zu den Problemen des Zusammenlebens, der Verbrecherbestrafung usw.

Zumsel hat folgendes geschrieben:
Ich behaupte gar, abstrakten Konzepte passen sich der bewährten Praxis an, nicht umgekehrt.

Ich denke, es geht in beide Richtungen. Schließlich gab es auch philosophische Konzepte, die aufgrund wissenschaftlicher Entdeckungen entstanden. Apropos: Wann, wie und warum entstand eigentlich die kompatibilistische Deutung, auch ein komplett determiniert ablaufendes Gehirn könne frei entscheiden, wenn man nur Freiheit entsprechend definiert? Ist es nicht so, daß diese Deutung erst nötig wurde, als Atomismus und Determinismus das Konzept des magischen Akteurs bedrohten (Hume vs. Kant)? Bin mir da aber nicht sicher.

Zumsel hat folgendes geschrieben:
Das Konzept des freien Willens oder der freien Entscheidung ist einfach der adäquate theoretische Ausdruck der starken Rolle des planungs,- vertrags- und rechtsfähigen Individuums. Das Wort "Illusion" passt hier für meinen Geschmack nicht. Denn "Freiheit" meint hier die Freiheit von jenen Zwängen, die eine den Regeln gemäße Teilnahme am gesellschaftlichen Treiben verhindern oder wenigstens einschränken würden. ...

Das verstehe ich durchaus. Natürlich will ich nicht ständig über Begriffe streiten. Bei "Freiheit" tue ich das nur deshalb, weil so viele wesentliche gesellschaftliche und moralische Konzepte daran festgemacht werden. Meiner Ansicht hätte es, wenn man sich auf Deine Deutung (ich nenne sie mal "schwache Freiheit") einigen würde, u.a. folgende Konsequenzen:

- Es wird schwierig, die Verantwortlichkeit der Person für Fähigkeiten, geprägte Präferenzen usw. zu entscheiden. Eine Grenzziehung kann quasi nur nach den gerade gültigen Spielregeln des "gesellschaftlchen Treibens" geschehen.

- Es besteht die Gefahr, daß aufklärerische Tendenzen, z.B. Präferenzbildung an der Ursache anzugehen, keine Unterstützung erfahren, sondern man stattdessen - abgesehen vielleicht von Freisprüchen wegen Zwangshandlungen) bei der Bestrafung kausal geprägter Präferenzen stehenbleibt.
_________________
Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Skeptiker
"I can't breathe!"



Anmeldungsdatum: 14.01.2005
Beiträge: 16834
Wohnort: 129 Goosebumpsville

Beitrag(#1290313) Verfasst am: 17.05.2009, 13:46    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
- Es wird schwierig, die Verantwortlichkeit der Person für Fähigkeiten, geprägte Präferenzen usw. zu entscheiden. Eine Grenzziehung kann quasi nur nach den gerade gültigen Spielregeln des "gesellschaftlchen Treibens" geschehen.


Wieso? Die "gerade gültigen Spielregeln" könnten ja völlig untauglich sein. Sollte man die nicht prüfen, anstatt kritiklos zu übernehmen? Ich sehe schon wieder eine gedankenlose Übernahme herrschender Standards, während Du anderswo behauptest, herrschende Standards seien nicht schon deshalb tauglich, weil sie nun mal da sind. Trotzdem "kann quasi nur" so entschieden werden von Dir.

step hat folgendes geschrieben:
- Es besteht die Gefahr, daß aufklärerische Tendenzen, z.B. Präferenzbildung an der Ursache anzugehen, keine Unterstützung erfahren, sondern man stattdessen - abgesehen vielleicht von Freisprüchen wegen Zwangshandlungen) bei der Bestrafung kausal geprägter Präferenzen stehenbleibt.


Für einen Deterministen ist ja nun jede Handlung eine Zwangshandlung. So viel Konsequenz des Denkens sollte zumindest sein. Lachen

Skeptiker
_________________
°
K.I.Z - Frieden

Das ist Postmoderne Ideologie! Psychologe und Philosoph analysieren RASSISMUS-Video

Informationsstelle Militarisierung e.V.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
AgentProvocateur
registrierter User



Anmeldungsdatum: 09.01.2005
Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin

Beitrag(#1290358) Verfasst am: 17.05.2009, 14:43    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Würdest Du dann annehmen, dass das Subjekt frei handeln könnte oder müsste noch was hinzukommen? Wenn ja: was?

Natürlich müßte noch was hinzukommen, denn allein die obige Tatsache würde nur den Freiheitsgrad (und den Indeterminismus) begründen. Es müßte noch einen (ballancer würde sagen "transzendenten") Mechanismus geben, wie die Person als prima-causa-Akteur wirken könnte. Frag mich nicht, wie das gehen soll.

Okay, ich frage nicht, wie das gehen soll. Die Frage geht dann an ballancer und Ascanius. Aber ich möchte trotzdem fragen, was diese Ansicht konkret bedeutet. Wie könnte man das formalisieren? Ich meine ja, dass es letztlich bedeutet, sich außerhalb des Gesamtsystemes stellen zu können, also auch außerhalb von sich selber. Es ist aber aus logischen Gründen nicht möglich, das vollständig zu tun und das hat mit Physik nichts zu tun. Mehr dazu unten.

step hat folgendes geschrieben:
Sehe ich alles ebenso. Nur ist es ja auch sonst nicht unbedingt üblich, Teileinheiten, die Rückkopplungsprozesse enthalten und von gewissen äußeren Einflüssen frei sind, deswegen gleich Handlungsfreiheit zuzugestehen. Wenn man im Moment mal moralische Fähigkeiten außer Acht läßt, müßte doch ein hinreichend autonomes Computerprogramm, ein Hund oder "das ökologische Gleichgewicht" zumindest Handlungsfreiheit besitzen, denn all diese erfüllen die oben genannten Bedingungen.

Ja, im Prinzip schon. Nur ist Handlungsfreiheit ohne Entscheidungsfreiheit nicht viel wert. Siehe auch die nächste Antwort.

step hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
In meiner Sicht ist also eine Person umso freier, umso mehr sie die Determinanten erkennen und diese dann berücksichtigen kann.

Das scheint mir noch ein neuer Aspekt, zumindest habe ich ihn bisher nicht bemerkt. Du meinst, jemand wird "freier", wenn er erkennt, was ihn unfrei macht, wie seine Präferenzen geprägt wurden usw.?

Ja. Nehmen wir einmal an, in einem Staat würden Kinder ab ihrer Geburt einer ausgiebigen Gehirnwäsche unterzogen, die es ihnen verunmöglicht, die Beschränkungen ihrer Entwicklungsmöglichkeiten zu erkennen, überhaupt Alternativen zu sehen. Sie würden einfach alles als gegeben hinnehmen und wären vielleicht auch noch glücklich dabei. Sie wären dann aber nicht frei, weil ihnen die Erkennisfähigkeit fehlen würde. Sie hätten dann volle Handlungsfreiheit, wenn sie immer das tun könnten, was sie wollten, aber keine Entscheidungsfreiheit und wären deswegen unfrei. Umkehrt ist auch jemand, der Entscheidungsfreiheit hat, aber keine Handlungsfreiheit, nicht frei.

Um nochmal an ganz oben anzuknüpfen: man könnte mE durchaus mit einiger Berechtigung sagen, dass es Menschen tatsächlich möglich ist, sich (ein wenig) aus dem Gesamtsystem zu lösen, nämlich indem sie es von außen betrachten, in Gedanken einen objektiven Standpunkt einnehmen und somit auch sich selber von außen betrachten und bewerten können. Dies ist letztlich die Grundlage von Freiheit, so wie ich sie verstehe.

step hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Außerdem muss derjenige auch in der Lage sein, in der Situation anders zu handeln, als er es tat. Nehmen wir mal an, jemand schreibt einen Zeitungsartikel, in dem er jemanden beleidigt. Dann geht man davon aus, dass er das nicht hätte tun müssen, (wenn er also nicht dazu gezwungen war - mit einer Pistole am Kopf oder so). Daher wird man es als seine Entscheidung und ihn als dafür verantwortlich ansehen.

Tja, den Zusammenhang deute ich eben anders: Man geht zwar davon aus, dass seine Handlung komplett determiniert war, aber man erwartete von ihm, daß sein Handlungsberechnungsmechanimsus sozial kompatibel funktioniert. Man geht also nicht davon aus, daß er auch anders hätte handeln können, sondern man weiß nur, daß Andere in ähnlichen Situation oft auch anders handeln, nämlich wie erwünscht.

Ich sehe es halt anders. Mir kommt es darauf an, dass der Akteur seine Handlung kontrollieren konnte und das kann er eben mMn auch, wenn das Gesamtsystem determiniert ist. Ich meine also, man kann die Handlung, so sie nicht unter Zwang durchgeführt wurde, auf ihn zurückführen, ihn als Urheber (aber nicht Letzturheber) der Handlung ansehen. Und deswegen sehe ich auch als verantwortlich für seine Handlung an. Alles musste vielleicht so kommen, wie es kam, aber die wesentliche Frage ist für mich dabei, welchen Anteil die Person an ihrer Handlung hatte, ob sie eine Kontrolle hatte oder nicht und wie groß die äußeren und inneren Zwänge dabei waren, die eine Kontrolle einschränken.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Skeptiker
"I can't breathe!"



Anmeldungsdatum: 14.01.2005
Beiträge: 16834
Wohnort: 129 Goosebumpsville

Beitrag(#1290404) Verfasst am: 17.05.2009, 15:37    Titel: break Antworten mit Zitat

Ich werfe mal so in den Raum, dass man anstelle des reduktionistischen Physikalismus erweiterte Kausalitätsmodelle diskutieren könnte, welche sich für die Ebenen der Menschheit und Gesellschaft weniger als mechanistische Kausalitätsketten, sondern besser durch sozio-neurobiologische und emergenztheoretische Modelle umschreiben liessen.

Anstatt sture Ursache-Wirkungs-Mechanismen zu beäugen, könnte man den Fokus auf Wechselbeziehungen und strukturmäßige (Weiter-)Entwicklungen richten, die für die menschliche Verhaltens- aber auch Verhältnisebene den Begriff der Determiniertheit frech durch den Begriff der Disposition ersetzen würden. Nur mal so als Vorschlag ...- fool

Skeptiker
_________________
°
K.I.Z - Frieden

Das ist Postmoderne Ideologie! Psychologe und Philosoph analysieren RASSISMUS-Video

Informationsstelle Militarisierung e.V.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
vanini
registrierter User



Anmeldungsdatum: 17.04.2008
Beiträge: 847

Beitrag(#1290522) Verfasst am: 17.05.2009, 17:53    Titel: Re: break Antworten mit Zitat

Skeptiker hat folgendes geschrieben:
Ich werfe mal so in den Raum, dass man anstelle des reduktionistischen Physikalismus erweiterte Kausalitätsmodelle diskutieren könnte, welche sich für die Ebenen der Menschheit und Gesellschaft weniger als mechanistische Kausalitätsketten, sondern besser durch sozio-neurobiologische und emergenztheoretische Modelle umschreiben liessen.

Anstatt sture Ursache-Wirkungs-Mechanismen zu beäugen, könnte man den Fokus auf Wechselbeziehungen und strukturmäßige (Weiter-)Entwicklungen richten, die für die menschliche Verhaltens- aber auch Verhältnisebene den Begriff der Determiniertheit frech durch den Begriff der Disposition ersetzen würden. Nur mal so als Vorschlag ...- fool

Skeptiker


Nun ja, das ist ungefähr genau so "frech", wie wenn jemand für "sterben" den Audruck "aufhören zu leben" benützt... Denn die "Disposition" beschreibt ja nichts anderes als einen Teil der Ursachen des in Rede stehenden Ursache-Wirkungs-Mechanismus.

Es muss offenkundig immer auf's Neue wiederholt werden, dass die Fragestellung Determinismus vs. Indeterminismus zuerst eine naturwissenschaftliche ist: Entweder bewirken ("exakt"!) dieselben Ursachen immer nur ("exakt"!) dieselben Wirkungen ("Determinismus") - oder eben nicht. Nur im letzteren Falle kann man von einer mehr oder weniger ausgeprögten Unbestimmtheit ("Indeterminismus") natürlicher Prozesse sprechen.

Erst wenn das geklärt ist, kann man dazu übergehen, die Konsequenzen dieser Gegebenheiten auf ethische Fragestellungen zu betrachten - und keineswegs umgekehrt. Das wäre nämlich in etwa so sinnvoll, wie etwa die Gravitation zu bestreiten, weil deren Existenz ethisch verwerfliche Konsequenzen hätte. Und dieses letztere Beispiel bringe ich hier deshalb sehr bewusst, weil die in dieser Diskussion der determisistischen Betrachtungsweise der natürlichen Vorgänge angedichteten ethischen Bedenklichkeiten samt und sonders so non sequitur sind, wie umgekehrt die angebliche Behebung dieser ethischen Bedenklichkeiten durch die als Alternative zur Verügung stehende indeterministische Betrachtungsweise.
_________________
Was immer DAS GANZE auch sein mag: Es hat mit einem MEHR oder WENIGER von SUMMEN von TEILEN gar nichts zu tun!
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Tarvoc
would prefer not to.



Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44649

Beitrag(#1290541) Verfasst am: 17.05.2009, 18:11    Titel: Re: break Antworten mit Zitat

vanini hat folgendes geschrieben:
Nun ja, das ist ungefähr genau so "frech", wie wenn jemand für "sterben" den Audruck "aufhören zu leben" benützt...

Frag mal Heidegger ob das frech ist. zwinkern
_________________
"Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen   Drucker freundliche Ansicht    Freigeisterhaus Foren-Übersicht -> Weltanschauungen und Religionen Alle Zeiten sind GMT + 1 Stunde
Gehe zu Seite Zurück  1, 2, 3 ... 66, 67, 68 ... 75, 76, 77  Weiter
Seite 67 von 77

 
Gehe zu:  
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht mitmachen.



Impressum & Datenschutz


Powered by phpBB © 2001, 2005 phpBB Group