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Testirossi Gnostiker
Anmeldungsdatum: 12.08.2008 Beiträge: 741
Wohnort: jwd
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(#1309115) Verfasst am: 18.06.2009, 10:35 Titel: Gefühltes Wissen |
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Bei manchen Angelegenheiten ist man der festen Überzeugung, etwas genau zu wissen und es auch rational begründen zu können.
Doch wenn jemand nachfragt, ist man sprachlos.
Aus aktuellem Anlass:
Jemand ist sich sicher, dass der Iran eine Diktatur ist, aber nachgefragt kann oder will die Person keine Diktaturkriterien angeben, weil man ja "wisse", dass der Iran eine Diktatur sei.
Das selbe Verhalten vor einiger Zeit beim Starken Atheismus (schwacher Atheismus: so lange ich keine sicheren Anhaltspunkte für die Existenz einer wirksamen Gottheit habe, interessiert mich das nicht; Starker Atheismus: ich weiss, dass es keine Gottheiten gibt, so wie ich weiss, dass sich momentan in der Marsumlaufbahn kein Teekesselchen befindet):
Jemand sieht sich als Starker Atheist, aber nach Göttlichkeitskriterien befragt, kann oder will die Person keine Auskunft geben.
Mir sind hier momentan nur diese beiden Beispiele präsent, weil sie eigene Posts betreffen.
Hat jemand ähnliche Erfahrungen?
Was könnten die Gründe sein?
Ist der Fall bei Gläubigen ähnlich gelagert, manche "wissen" ja, dass es Gottheiten gibt?
(Ich kann den Fred leider nicht angemessen betreuen, da meine Internetzeit ziemlich begrenzt ist.)
_________________ "Die Kunst aller grossen Volksführer aber, bestand noch zu allen Zeiten darin, die Aufmerksamkeit der Masse auf einen Feind zu konzentrieren."
(A. H.)
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#1309154) Verfasst am: 18.06.2009, 11:05 Titel: |
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Tja, zu den sicher vielen Gründen fällt mir spontan einer ein: die beobachtete Wirklichkeit deckt sich zu gut mit dem Vor-Urteil; es treten keine Abweichungen auf.
Das kann auch passieren, wenn man den Tunnelblick vermeiden will. Vielleicht jemand zufällig wirklich nur lauter nette [bevorzugt kritisierte Gruppe einsetzen] als Nachbarn und kann sich deshalb nicht vorstellen, dass andere Menschen berechtigte Kritik an [bevorzugt kritisierte Gruppe einsetzen] haben.
Oder umgekehrt.
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Testirossi Gnostiker
Anmeldungsdatum: 12.08.2008 Beiträge: 741
Wohnort: jwd
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(#1309162) Verfasst am: 18.06.2009, 11:12 Titel: |
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Noseman hat folgendes geschrieben: | Tja, zu den sicher vielen Gründen fällt mir spontan einer ein: die beobachtete Wirklichkeit deckt sich zu gut mit dem Vor-Urteil; es treten keine Abweichungen auf. ... |
Das stimmt natürlich immer, so lange man keine verbindlichen Kriterien nennen kann oder will. Immunisierung durch Klärungsverweigerung.
Also lieber auf Klärung verzichten und ins finstere Mittelalter zurückfallen?
_________________ "Die Kunst aller grossen Volksführer aber, bestand noch zu allen Zeiten darin, die Aufmerksamkeit der Masse auf einen Feind zu konzentrieren."
(A. H.)
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#1309172) Verfasst am: 18.06.2009, 11:20 Titel: |
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Testirossi hat folgendes geschrieben: | Noseman hat folgendes geschrieben: | Tja, zu den sicher vielen Gründen fällt mir spontan einer ein: die beobachtete Wirklichkeit deckt sich zu gut mit dem Vor-Urteil; es treten keine Abweichungen auf. ... |
Das stimmt natürlich immer, so lange man keine verbindlichen Kriterien nennen kann oder will. Immunisierung durch Klärungsverweigerung.
Also lieber auf Klärung verzichten und ins finstere Mittelalter zurückfallen? |
Hab ich nicht gefordert. Ich wollte nur sagen, woran es manchmal liegen könnte.
Nehmen wir mal die Schwerkraft: das Sachen mal nicht nach unten fallen könnten, kann man erst gedanklich zulassen, wenn man genügend Informationen über den Aufbau der Welt hat. Hat man die nicht, scheint es evident, dass es so ist, dass Sachen stets nach "unten" fallen.
Das ist aber nicht stets böser Absicht, sondern oft auch einfach Unwissenheit geschuldet.
Mehr wollte ich gar nicht sagen, ich wollte nur mal wieder Dissonanz beseitigen bzw. beigeistern
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299792458 registrierter User
Anmeldungsdatum: 01.06.2007 Beiträge: 626
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(#1309213) Verfasst am: 18.06.2009, 12:14 Titel: Re: Gefühltes Wissen |
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Testirossi hat folgendes geschrieben: | Bei manchen Angelegenheiten ist man der festen Überzeugung, etwas genau zu wissen und es auch rational begründen zu können.
Doch wenn jemand nachfragt, ist man sprachlos. |
Das nennt man Selbstüberschätzung. Nicht ungewöhnlich.
Zitat: |
Aus aktuellem Anlass:
Jemand ist sich sicher, dass der Iran eine Diktatur ist, aber nachgefragt kann oder will die Person keine Diktaturkriterien angeben, weil man ja "wisse", dass der Iran eine Diktatur sei. |
Ich halte Iran für eine Diktatur, weil es in erster Linie eine islamische Republik ist. Die Regierung ist nach theokratischen Prinzipien aufgebaut und die eigentliche Macht im Staat hat der oberste Rechtsgelehrte, der Ajatollah, der vom "Expertenrat" (also ein Pendant zur vatikanischen Kardinalversammlung, wenngleich hier schwacher Einfluss der Wähler über vorherbestimmte Kandidaten stattfindet) auf Lebenszeit gewählt wird. Er hat uneingeschränkte Macht im Land und ist auch der Oberkommandierende der Streitkräfte.
Zitat: |
Das selbe Verhalten vor einiger Zeit beim Starken Atheismus (schwacher Atheismus: so lange ich keine sicheren Anhaltspunkte für die Existenz einer wirksamen Gottheit habe, interessiert mich das nicht; Starker Atheismus: ich weiss, dass es keine Gottheiten gibt, so wie ich weiss, dass sich momentan in der Marsumlaufbahn kein Teekesselchen befindet):
Jemand sieht sich als Starker Atheist, aber nach Göttlichkeitskriterien befragt, kann oder will die Person keine Auskunft geben.
Mir sind hier momentan nur diese beiden Beispiele präsent, weil sie eigene Posts betreffen.
Hat jemand ähnliche Erfahrungen?
Was könnten die Gründe sein?
Ist der Fall bei Gläubigen ähnlich gelagert, manche "wissen" ja, dass es Gottheiten gibt?
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Ich persönlich bezeichne mich wegen dem ganzen (auch in diesem Post zum Vorschein kommenden) Virwarr um das, was ein Atheist denken darf und was nicht, als FREIDENKER. Ich versuche einfach frei von Ideologien meine Gedanken zu formulieren, mich in meinem Denken nicht einschränken zu lassen.
Die Qualität von Erklärungsmodellen oder sonstiger Denkkonstrukte bewerte ich nach relativen Kriterien (Erklärungspotential, persönliche und fremde Überprüfbarkeit, Herleitung, möglichst einfache Darstellung etc.). Harte präzise Modelle erfordern ebensolche Nachweise.
Dies im Hinterkopf bewerte ich die Annahme einer Teekanne in Marsumlaufbahn einige Millionen mal höher als die Annahme eines intelligenten Wesens (nicht mal omnipotent), welches uns erschaffen hat und sich jetzt allen Nachweisversuchen entzieht (versteckt). Zusätzliche Bedingungen an diese "Gottheit" machen sie als Erklärung für das (zur Zeit von mir) Beobachtbare noch unplausibler und die entsprechende Annahme noch abstruser. Die Teekanne in Marsumlaufbahn kann ich mir noch mit Mühe vorstellen (ein Meteorit ist irgendwo auf der Erde eingeschlagen und hat die Kanne demoliert in den Weltraum befördert). Unwahrscheinlich aber in einem Schritt denkbar. Ein Schöpfer der Menschen muss selbst irgendwo entstanden sein (oder noch schwerer vorstellbar ewig existiert haben), zur Erde gereist sein (oder diese erschaffen zu haben, was sehr viel härtere Annahme wäre), die Menschen erschaffen haben (genaue Abfolge unklar und im Licht der Paleonthologie mehr als abenteuerlich), um sich anschliessend aus dem Staub zu machen (oder zu verstecken ).
Kurzum, früher, wo der Mensch noch keine plausiblen Erklärungen für die Ereignisse in der Welt hatte, da war die Annahme eines überlegenen Intellekts noch einigermaßen gute Erklärung. Man hatte sonst als Konkurrenzerklärungen nur andere Gottheiten. Stirbt der Mensch plötzlich ohne erkennbare Ursache, weil er den Waldgeist, oder den Flussgeist oder die Geister der Ahnen verärgert hat !? Heute haben wir alternative Erklärungen wie Infarkt, Insult, Schock und noch sehr viele andere, die selbst viele religiöse Menschen als vollständige Erklärung akzeptieren werden.
Noch ein zusätzlicher Grund die Erklärungen per "Gott" als noch minderwertiger, als sie es ohnehin sind, zu betrachten ist das Phänomen der Indoktrination. Offenbar lassen sich solche "Erklärungsmodelle" ganz einfach anerziehen, weil ein Kind in seiner Entwicklungsphase lernbegierig alle von den Erziehern vorgeschlagene Erklärungsmodelle unhinterfragt aufsaugt (was sicherlich eine gute Überlebensstrategie ist, von denen zu lernen, die in der Lage waren ein Kind zu zeugen und zu versorgen) und erst später, wenn bereits selbst erfolgreich das Leben gemeistert, den neuen Erklärungsmodellen skeptisch begegnet. Ein streng religiös erzogener Mensch, der tollen Beruf hat, wunderbare Familie, traumhaftes Domizil und in einer Gemeinde lebt, die ihn für seine Weltsicht und seine Art respektiert und liebt, wird sich von keinen Argumenten der Welt überzeugen lassen, dass sein Weltbild grundlegend falsch ist, denn für ihn ist es ein gutes Weltbild, welches ein erfolgreiches Leben garantiert.
_________________ Society is like a stew. If you don’t stir it up every once in a while then a layer of scum floats to the top.
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Yogosh Leisetreter ...und Klugscheisser
Anmeldungsdatum: 19.03.2009 Beiträge: 2170
Wohnort: Berlin
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(#1309300) Verfasst am: 18.06.2009, 14:34 Titel: |
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Ich würde einen Unterschied in der Reichweite oder der Gründlichkeit der nötigen Begründungen zwischen den beiden Fällen (Iran ist eine Diktatur, Es gibt keinen Gott) sehen.
Im Fall des Iran sollte man schon angeben können auf welche für eine Klassifizierung als Diktatur hinreichende Bedingungen man sich stützt. Man muss nicht unbedingt eine Definition von Diktatur haben. Da müsste man wohl auch über notwendige Kriterien nachdenken. Also etwas ehrgeiziger und vielleicht gar nicht möglich.
Im zweiten Fall prädiziert man aber nichts, jedenfalls nicht von einer Entität names Gott. Ich würde diese Aussage so verstehen, dass man damit sagt dass allen Gotttheorien etwas gemeinsam ist was man den erklärungstechnischen Kurzschluss nennen könnte: Das ist so weil Gott das so gemacht oder gesagt hat und der ist so mächtig das er das kann. Diese Erklärung passt auf alles und ist deswegen leer und unnütz. Es sind also keine Kriterien nötig nach denen man entscheiden könnte ob irgendetwas ein Gott ist oder nicht.
Ich weiss allerdings nicht ob das dann starker Atheismus im obigen Sinn ist. Ich bin mir auch etwas unsicher ob es sich hierbei um Wissen in der gleichen Art wie die Aussage über den Iran (falls wahr) handelt.
_________________ "If the King's English was good enough for Jesus Christ, it's good enough for the children of Texas!" - Miriam Amanda "Ma" Ferguson, Governor of Texas, als Begründung gegen Spanischunterricht
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tridi _____
Anmeldungsdatum: 21.06.2007 Beiträge: 7933
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(#1309316) Verfasst am: 18.06.2009, 14:55 Titel: Re: Gefühltes Wissen |
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Testirossi hat folgendes geschrieben: | Bei manchen Angelegenheiten ist man der festen Überzeugung, etwas genau zu wissen und es auch rational begründen zu können.
Doch wenn jemand nachfragt, ist man sprachlos.
Aus aktuellem Anlass:
Jemand ist sich sicher, dass der Iran eine Diktatur ist, aber nachgefragt kann oder will die Person keine Diktaturkriterien angeben, weil man ja "wisse", dass der Iran eine Diktatur sei.
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nun, man koennte dir kriterien nennen, die klar fuer eine diktatur sprechen.
die frage ist, ob man es will.
es lohnt sich naemlich nicht, sich mit jedem humbug auseinanderzusetzen.
im uebrigen wird es nicht gelingen, mit irgendwelchen kriterien messerscharf zwischen diktatur und demokratie zu unterscheiden, so dass man fuer jeden fall genau sagen kann: das ist eine demokratie und das ist eine diktatur. denn dazwischen gibts ne menge uebergangsformen.
du machst in diesem (anderen) thread nun leider den eindruck, als wuerden dich vernuenftige definitionen nicht interessieren - du wirst eher, so mein eindruck, in korintenkackermanier mit dem finger auf kleinigkeiten zeigen und so schimpfen, dass dieses oder jenes keine demokratie sei (waehrend du auf der anderen seite die grossen scheisshaufen, die echt gegen eine vernuenftige demokratie sprechen, uebersiehst).
da darfst du dich nicht wundern, wenn keiner eine vernuenftige definition liefert. (wobei ne kurze definition gabs dort sogar...)
Zitat: |
Das selbe Verhalten vor einiger Zeit beim Starken Atheismus (schwacher Atheismus: so lange ich keine sicheren Anhaltspunkte für die Existenz einer wirksamen Gottheit habe, interessiert mich das nicht; Starker Atheismus: ich weiss, dass es keine Gottheiten gibt, so wie ich weiss, dass sich momentan in der Marsumlaufbahn kein Teekesselchen befindet):
Jemand sieht sich als Starker Atheist, aber nach Göttlichkeitskriterien befragt, kann oder will die Person keine Auskunft geben.
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tja... vielleicht hat er ja einfach keinen bock, sich mit dir lang und breit darueber zu unterhalten...
ich zb wuerde mich unter die starken atheisten einsortieren - aber normalerweise wuerde ich dieses nicht lang und breit mit dir diskutieren. denn wenn du mich fuer einen schwachen atheisten haeltst, pech... tus doch... mir doch voellig egal. fakt waere in diesem falle, dass, wenn du mich bittest, mich in diese kategorien einzusortieren, ich dich strenggenommen erstmal um eine definition von "gottheit" bitten muesste und mich dann erst wirklich einsortieren koennte. den schwarzen peter bei der gottheits-definition haettest du also selber. aber... welchen grund sollte ich haben, das mit dir lang zu diskutieren?
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Dissonanz Zeuge ANOVAs
Anmeldungsdatum: 24.03.2008 Beiträge: 3541
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(#1309359) Verfasst am: 18.06.2009, 16:44 Titel: |
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Noseman hat folgendes geschrieben: | Mehr wollte ich gar nicht sagen, ich wollte nur mal wieder Dissonanz beseitigen bzw. beigeistern |
Muss ich jetzt Angst bekommen?
(Ich stimme dir, glaube ich, soweit zu und kann daher leider kaum mehr zum Thema beitragen. Vielleicht später.)
_________________ -Brother Broadsword of Warm Humanitarianism
"In other words, the cultures have been subjected to as careless handling as if in the hands of a somewhat below par student assistant, but they have survived."
-H. W. Chalkley in Science, Vol. LXXI, No. 1843
You can't spell Discord without Disco.
-frypoddie
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#1309362) Verfasst am: 18.06.2009, 16:48 Titel: |
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Dissonanz hat folgendes geschrieben: | Noseman hat folgendes geschrieben: | Mehr wollte ich gar nicht sagen, ich wollte nur mal wieder Dissonanz beseitigen bzw. beigeistern |
Muss ich jetzt Angst bekommen?
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El Ali El Ali
Anmeldungsdatum: 06.05.2009 Beiträge: 215
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(#1309673) Verfasst am: 19.06.2009, 09:04 Titel: |
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Testirossi hat folgendes geschrieben: | Bei manchen Angelegenheiten ist man der festen Überzeugung, etwas genau zu wissen und es auch rational begründen zu können.
Doch wenn jemand nachfragt, ist man sprachlos. |
Eine der Ursachen davon ist die Vergeßlichkeit. Vor vielen Jahren beschäftigte ich mich mit Ornamenten. Ich wollte ein Programm für einen Taschenrechner schreiben, das mir sämtliche Größen eines beliebigen Dreiecks berechnete. Also beschäftigte ich mich mit der Trigonometrie und lernte die Funktionen des Taschenrechners kennen. Irgendwann war das Programm fertiggestellt und funktionierte zu meiner Zufriedenheit. Würde man mich heute fragen, wie man den Umkreisradius eines Dreiecks berechnet, ich hätte keine Ahnung mehr, obschon ich weiß, daß er sich berechnen läßt.
Gruß von Leila*
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Naastika RL rulez<->auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 23.11.2003 Beiträge: 6100
Wohnort: an der Fütterungsstelle der Eichhörnchen
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(#1309821) Verfasst am: 19.06.2009, 14:33 Titel: Re: Gefühltes Wissen |
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Testirossi hat folgendes geschrieben: | Jemand sieht sich als Starker Atheist, aber nach Göttlichkeitskriterien befragt, kann oder will die Person keine Auskunft geben.
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Wie kommst du darauf??
Allwissend, allgütig, ewig, ohne Anfang und Ende.... genügt das??
Ich bin überzeug, dass jeder Ath. das runterrassenln kann.
Oder beruht mein Wissen darauf, dass ich 13 Jahre lange eine Katholikin war und dann auch noch ein kath. Gymnasium besucht habe, mit Reli als Abiturfach? Eingetrichtetes Sonderwissen, sozusagen...
A.
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narziss auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 21939
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(#1309824) Verfasst am: 19.06.2009, 14:46 Titel: |
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Ich hätt ja noch Lust darüber zu diskutieren, ob Staaten wie Venezuela, die Türkei oder Malaysia Demokratien sind. Aber was soll man von jemandem halten, der die Unterschiede zwischen Iran und USA nicht mehr sieht?
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AXO nach unbekannt auf unbestimmte Zeit verzogen
Anmeldungsdatum: 05.02.2007 Beiträge: 10129
Wohnort: Thüringen
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(#1309831) Verfasst am: 19.06.2009, 14:55 Titel: |
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narziss hat folgendes geschrieben: | Ich hätt ja noch Lust darüber zu diskutieren, ob Staaten wie Venezuela, die Türkei oder Malaysia Demokratien sind. Aber was soll man von jemandem halten, der die Unterschiede zwischen Iran und USA nicht mehr sieht? |
falscher Thread?
Das es Unterschiede zwischen USA und Iran gibt, wird wohl keiner ernsthaft bestreiten.
Die Frage ist doch nur ob man sich damit zufrieden gibt, alles was demokratischer
als ne Diktatur ist -> Demokratie zu nennen.
_________________ Augen auf dann kann nichts passieren
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esme lebt ohne schützende Gänsefüßchen.
Anmeldungsdatum: 12.06.2005 Beiträge: 5667
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(#1309833) Verfasst am: 19.06.2009, 14:58 Titel: |
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Es gibt aber genügend Dinge, die man weiß, ohne sie unbedingt begründen zu können.
Ich kann von einer Akkordfolge wissen, dass sie nicht den klassischen Kompositionsregeln gehorcht, obwohl ich nie Harmonielehre studiert habe. Ich *kann* das zweifellos auch auf der Theorieebene herausfinden, sehe aber keinen Grund dazu, da meine Fähigkeiten für meine Bedürfnisse ausreichend sind.
Ich weiß auch normalerweise, wie mein Gegenüber meine Worte aufnimmt oder zu mir steht, obwohl ich das nicht begründen könnte, dass das am zu langen Zögern mit dem Augengruß oder am fehlenden leichten Kopfnicken liegt. Auch das *kann* man in Experimenten herausfinden, woran es liegt, hier sind die unbewußten Abläufe im Gehirn der bewußten Überprüfung durch Lernen der Regeln aber weit überlegen, da sie schneller und zuverlässiger sind.
Religiös aufgewachsene Atheisten lehnen normalerweise als erstes ihre eigene Religion ab. Da die Diskussionen in diesem Forum und dieser Weltregion sich üblicherweise zwischen Christen und ehemaligen Christen abspielen, die sowieso alle die nichtchristlichen Götter ablehnen, gehe ich auf solche Fragen in dieser Situation auch nicht ein, da es sich in der Tat um eine Ablenkung handelt, die die Diskrepanz zwischen Volksglauben und Doktrin ausnützen will.
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Ahriman Tattergreis
Anmeldungsdatum: 31.03.2006 Beiträge: 17976
Wohnort: 89250 Senden
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(#1309869) Verfasst am: 19.06.2009, 16:11 Titel: |
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Ist dieses gefühlte Wissen nicht sowas wie ein Vorurteil?
Kann auch ein Resultat aus oberflächlicher Beobachtung sein. Wie etwa: BMW-Fahrer fallen viel öfter unangenehm auf als Daimlerfahrer.
_________________ ...und suche mich nicht in der Unterführung...
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Effô Tisetti Königsblau bis in den Tod
Anmeldungsdatum: 18.09.2003 Beiträge: 9920
Wohnort: 75
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Testirossi Gnostiker
Anmeldungsdatum: 12.08.2008 Beiträge: 741
Wohnort: jwd
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(#1311823) Verfasst am: 23.06.2009, 11:56 Titel: |
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Noseman hat folgendes geschrieben: | Testirossi hat folgendes geschrieben: | Noseman hat folgendes geschrieben: | Tja, zu den sicher vielen Gründen fällt mir spontan einer ein: die beobachtete Wirklichkeit deckt sich zu gut mit dem Vor-Urteil; es treten keine Abweichungen auf. ... |
Das stimmt natürlich immer, so lange man keine verbindlichen Kriterien nennen kann oder will. Immunisierung durch Klärungsverweigerung.
Also lieber auf Klärung verzichten und ins finstere Mittelalter zurückfallen? |
Hab ich nicht gefordert. Ich wollte nur sagen, woran es manchmal liegen könnte. |
Habe ich auch nicht unterstellt.
Die Frage ist, sollte man solche Verhalten
a) mitmachen
b) tolerieren
c) rechtfertigen
d) kritisieren
e) aufdecken
f) ...
g) fördern
e) lernen zu durchschauen
?
_________________ "Die Kunst aller grossen Volksführer aber, bestand noch zu allen Zeiten darin, die Aufmerksamkeit der Masse auf einen Feind zu konzentrieren."
(A. H.)
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Testirossi Gnostiker
Anmeldungsdatum: 12.08.2008 Beiträge: 741
Wohnort: jwd
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(#1311836) Verfasst am: 23.06.2009, 12:26 Titel: Re: Gefühltes Wissen |
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Arha hat folgendes geschrieben: | Testirossi hat folgendes geschrieben: | Jemand sieht sich als Starker Atheist, aber nach Göttlichkeitskriterien befragt, kann oder will die Person keine Auskunft geben.
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Wie kommst du darauf??
Allwissend, allgütig, ewig, ohne Anfang und Ende.... genügt das??
Ich bin überzeug, dass jeder Ath. das runterrassenln kann. |
In diesem Thread hatte ich mehrmals Gottesattribute nachgefragt, aber keine Antwort bekommen.
Arha hat folgendes geschrieben: | Oder beruht mein Wissen darauf, dass ich 13 Jahre lange eine Katholikin war und dann auch noch ein kath. Gymnasium besucht habe, mit Reli als Abiturfach? Eingetrichtetes Sonderwissen, sozusagen...
A. |
Die wenigsten, selbst Christen, sind sich ihrer Gottesattribute gar nicht bewusst (Threadtitel).
Auch nicht die "Starken Atheisten".
Sie handeln und argumentieren so als hätten sie welche, aber wenn man sie danach fragt, bekommt man keine Antwort.
Allwissend, allgütig, allmächtig und bewusst wären zum Beispiel Gottesattribute, welche die Existenz einer solchen Gottheit ausschliessen, falls man die zweiwertige Logik voraussetzt.
Damit wäre aber nur die Gottheitsvorstellung einiger weniger Christen abgedeckt (die wenigsten Christen halten ihre Gottheit wohl für gütig, sonst würden sie nicht so sehr an der "ewigen Verdammnis", der Hölle und anderen Gottesstrafen festhalten).
_________________ "Die Kunst aller grossen Volksführer aber, bestand noch zu allen Zeiten darin, die Aufmerksamkeit der Masse auf einen Feind zu konzentrieren."
(A. H.)
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Testirossi Gnostiker
Anmeldungsdatum: 12.08.2008 Beiträge: 741
Wohnort: jwd
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(#1311847) Verfasst am: 23.06.2009, 13:12 Titel: Re: Gefühltes Wissen |
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299792458 hat folgendes geschrieben: | Ich persönlich bezeichne mich wegen dem ganzen (auch in diesem Post zum Vorschein kommenden) Virwarr um das, was ein Atheist denken darf und was nicht, als FREIDENKER. Ich versuche einfach frei von Ideologien meine Gedanken zu formulieren, mich in meinem Denken nicht einschränken zu lassen. |
Mir ist nicht ganz klar, welches der vielen Wirrwars meines Posts du genau meinst, aber ich stimme dir darin (? im allerweitesten Sinne) zu, dass zumindest Dawkins(?) Bezeichnung "starker Atheist" bzw. einer Person, die genau weiss, dass es keine Götter geben kann, problematisch sein könnte und würde sie für mich auch nicht in Anspruch nehmen.
299792458 hat folgendes geschrieben: | Die Qualität von Erklärungsmodellen oder sonstiger Denkkonstrukte bewerte ich nach relativen Kriterien (Erklärungspotential, persönliche und fremde Überprüfbarkeit, Herleitung, möglichst einfache Darstellung etc.). Harte präzise Modelle erfordern ebensolche Nachweise. |
Aber wie verhält man sich, wenn Menschen bestimmte Begriffe verwenden, um die Korrektheit ihrer Gedanken plausibel zu machen, sich bei Nachfrage aber weigern, ihre Begriffe zu erläutern?
Wahrscheinlich wohl wissend, dass eine Eingrenzung, Erläuterung ihre Position angreifbar machen wüde.
Es gibt aber viele Fälle, in denen den Personen gar nicht bewusst ist, dass und welche Kriterien sie benutzten oder darauf aufbauen.
299792458 hat folgendes geschrieben: | Dies im Hinterkopf bewerte ich die Annahme einer Teekanne in Marsumlaufbahn einige Millionen mal höher als die Annahme eines intelligenten Wesens (nicht mal omnipotent), welches uns erschaffen hat und sich jetzt allen Nachweisversuchen entzieht (versteckt). |
Wir alle wissen ungefähr, was eine Teekanne ist, besonders, dass sie menschengemacht ist.
Und da wohl noch kein Mensch eine Teekanne in die Marsumlaufbahn geschossen hat, gibt es dort wohl bis jetzt auch noch keine.
Das Problem bei Gottheiten ist, dass man, um ihre Existenz plausibel negieren zu können, dazu die eigenen Gottheitskriterien benutzt, ohne sich dessen bewusst zu sein und ohne eine vernünftige Sicherheit zu haben, die Attribute einer Gottheit als "kleiner Mensch" überhaupt nennen oder erkennen zu können.
299792458 hat folgendes geschrieben: | ... Ein Schöpfer der Menschen muss selbst irgendwo entstanden sein (oder noch schwerer vorstellbar ewig existiert haben), zur Erde gereist sein (oder diese erschaffen zu haben, was sehr viel härtere Annahme wäre), die Menschen erschaffen haben (genaue Abfolge unklar und im Licht der Paleonthologie mehr als abenteuerlich), um sich anschliessend aus dem Staub zu machen (oder zu verstecken ).
Kurzum, früher, wo der Mensch noch keine plausiblen Erklärungen für die Ereignisse in der Welt hatte, da war die Annahme eines überlegenen Intellekts noch einigermaßen gute Erklärung. Man hatte sonst als Konkurrenzerklärungen nur andere Gottheiten. Stirbt der Mensch plötzlich ohne erkennbare Ursache, weil er den Waldgeist, oder den Flussgeist oder die Geister der Ahnen verärgert hat !? Heute haben wir alternative Erklärungen wie Infarkt, Insult, Schock und noch sehr viele andere, die selbst viele religiöse Menschen als vollständige Erklärung akzeptieren werden.
Noch ein zusätzlicher Grund die Erklärungen per "Gott" als noch minderwertiger, als sie es ohnehin sind, zu betrachten ist das Phänomen der Indoktrination. Offenbar lassen sich solche "Erklärungsmodelle" ganz einfach anerziehen, weil ein Kind in seiner Entwicklungsphase lernbegierig alle von den Erziehern vorgeschlagene Erklärungsmodelle unhinterfragt aufsaugt (was sicherlich eine gute Überlebensstrategie ist, von denen zu lernen, die in der Lage waren ein Kind zu zeugen und zu versorgen) und erst später, wenn bereits selbst erfolgreich das Leben gemeistert, den neuen Erklärungsmodellen skeptisch begegnet. Ein streng religiös erzogener Mensch, der tollen Beruf hat, wunderbare Familie, traumhaftes Domizil und in einer Gemeinde lebt, die ihn für seine Weltsicht und seine Art respektiert und liebt, wird sich von keinen Argumenten der Welt überzeugen lassen, dass sein Weltbild grundlegend falsch ist, denn für ihn ist es ein gutes Weltbild, welches ein erfolgreiches Leben garantiert. |
Ich möchte hier einer grundsätzlichen Atheismus/Religionsdebatte aus dem Wege gehen, das würde meines Erachtens zu weit vom Thema wegführen, aber für mich wäre durchaus ein "ungeschaffener und unentstandener Urgrund allen Seins" denkbar, ja sogar aus eigener rationaler Überlegung erkennbar ("Gnostiker"), auch die "Erklärung von unerklärlichem" muss man nicht als Gottheit bezeichnen, dazu gibt es zum beispiel Dämonen ("Kräfte").
Oder man ordnet den Göttern einen anderen (niederen) Rang zu, wie das teilweise im Buddhismus geschieht. In manchen Richtungen des B. ist die ("eigene") Existenz als Gottheit zwar theoretisch möglich, sie gilt aber nicht unbedingt als erstrebenswert, da sie zwar als ohne Leiden, aber noch immer als dem ewigen Kreislauf unterworfen gesehen wird.
Auch hier wieder das Beispiel, wie selbstverständlich wir mit unserem unbewussten "Wissen" operieren und wie sehr wir es voraussetzen, ohne es wahrzunehmen.
_________________ "Die Kunst aller grossen Volksführer aber, bestand noch zu allen Zeiten darin, die Aufmerksamkeit der Masse auf einen Feind zu konzentrieren."
(A. H.)
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Testirossi Gnostiker
Anmeldungsdatum: 12.08.2008 Beiträge: 741
Wohnort: jwd
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(#1311849) Verfasst am: 23.06.2009, 13:17 Titel: |
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Ahriman hat folgendes geschrieben: | Ist dieses gefühlte Wissen nicht sowas wie ein Vorurteil?
Kann auch ein Resultat aus oberflächlicher Beobachtung sein. Wie etwa: BMW-Fahrer fallen viel öfter unangenehm auf als Daimlerfahrer. |
Schönes Beispiel.
_________________ "Die Kunst aller grossen Volksführer aber, bestand noch zu allen Zeiten darin, die Aufmerksamkeit der Masse auf einen Feind zu konzentrieren."
(A. H.)
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Testirossi Gnostiker
Anmeldungsdatum: 12.08.2008 Beiträge: 741
Wohnort: jwd
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(#1311851) Verfasst am: 23.06.2009, 13:21 Titel: Re: Gefühltes Wissen |
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tridi hat folgendes geschrieben: | ... |
Um darauf einzugehen, ist mir dieser Fred zu wichtig.
Sonst gerne.
_________________ "Die Kunst aller grossen Volksführer aber, bestand noch zu allen Zeiten darin, die Aufmerksamkeit der Masse auf einen Feind zu konzentrieren."
(A. H.)
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Testirossi Gnostiker
Anmeldungsdatum: 12.08.2008 Beiträge: 741
Wohnort: jwd
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(#1311858) Verfasst am: 23.06.2009, 13:35 Titel: |
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esme hat folgendes geschrieben: | Es gibt aber genügend Dinge, die man weiß, ohne sie unbedingt begründen zu können.
Ich kann von einer Akkordfolge wissen, dass sie nicht den klassischen Kompositionsregeln gehorcht, obwohl ich nie Harmonielehre studiert habe. Ich *kann* das zweifellos auch auf der Theorieebene herausfinden, sehe aber keinen Grund dazu, da meine Fähigkeiten für meine Bedürfnisse ausreichend sind. |
"Unklassische Dissonanzen" empfindet man, auch ohne dass man die Theorie kennt, die ja in diesem Falle sowieso heuristisch begründet ist (eventl. Lernfaktor?).
Man braucht ja auch nicht zu begründen, weshalb man Grün als grün empfindet.
Würden wir aber darüber ernsthaft diskutieren wollen, wäre es kein Schaden, zu klären, weshalb das eventuell so ist.
esme hat folgendes geschrieben: | ... Religiös aufgewachsene Atheisten lehnen normalerweise als erstes ihre eigene Religion ab. Da die Diskussionen in diesem Forum und dieser Weltregion sich üblicherweise zwischen Christen und ehemaligen Christen abspielen, die sowieso alle die nichtchristlichen Götter ablehnen, gehe ich auf solche Fragen in dieser Situation auch nicht ein, da es sich in der Tat um eine Ablenkung handelt, die die Diskrepanz zwischen Volksglauben und Doktrin ausnützen will. |
Dem kann ich zustimmen (sowohl gefühlt als auch aus Plausibilitätsgründen).
Wogegen die meisten Gläubigen wohl zuerst ihnen fremde Religionen ablehnen, ohne sie zu kennen.
_________________ "Die Kunst aller grossen Volksführer aber, bestand noch zu allen Zeiten darin, die Aufmerksamkeit der Masse auf einen Feind zu konzentrieren."
(A. H.)
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Testirossi Gnostiker
Anmeldungsdatum: 12.08.2008 Beiträge: 741
Wohnort: jwd
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(#1311860) Verfasst am: 23.06.2009, 13:39 Titel: OT |
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OT
Effô Tisetti hat folgendes geschrieben: | Vielleicht so: Der starke Atheist muss keine Kriterien für Göttlichkeit kennen oder nennen. Starker Atheismus ist eine Wette darauf, dass man anhand jedes konkreten Kriteriums jede dazugehörige Gottesbehauptung widerlegen könnte. Der schwache Atheist bietet eine ähnliche Wette an, schränkt aber ein, dass das Kriterium wissenschaftlich überprüfbar sein muss. |
In meinen Augen eine ziemlich idiotische Wette: wie willst du zB. die Notwendigkeit von Erde und Sonne für die menschliche Existenz widerlegen
(könnte ja immerhin ein Gottheitskriterium sein, oder den "Urgrund", die göttliche Geliebte, die Existenz eines Gottesbildes in der Vorstellung und damit seine Wirksamkeit als Placebo, die für die menschl. Ex. notwendige ("göttliche") Ordnung, usw.)?
_________________ "Die Kunst aller grossen Volksführer aber, bestand noch zu allen Zeiten darin, die Aufmerksamkeit der Masse auf einen Feind zu konzentrieren."
(A. H.)
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tiny Feminella breva
Anmeldungsdatum: 29.12.2008 Beiträge: 170
Wohnort: Nürnberg
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(#1311889) Verfasst am: 23.06.2009, 14:54 Titel: Re: Gefühltes Wissen |
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Testirossi hat folgendes geschrieben: | Hat jemand ähnliche Erfahrungen?
Was könnten die Gründe sein? | Dass die betroffene Person nie wirklich Grund hatte, ihre eigene Meinung kritisch zu hinterfragen, und weder weiß, wie Skeptizismus funktioniert, noch dass die eigene Wahrnehmung *immer* verzerrt ist. Denn natürlich hält man sein eigenes 'Wissen' für Wissen, solange einem nicht die Löcher und Widersprüche darin bewusst sind. Wie sollte man nicht?
Dass das eigene 'Wissen' verteidigt wird, ist auch eine relativ normale Reaktion, aber die hängt stark davon ab, in welcher Weise die betroffene Person herausgefordert wird, es zu hinterfragen. Wenn man offen versucht, den subjektiv empfundenen Expertenstatus anzugreifen, macht das Gegenüber sehr viel eher dicht, als wenn man die Sache eher hintenrum angeht.
Z.B. ist Es hilfreich, sich vor der betroffenen Person in die Position des lernwilligen Schülers zu begeben und dann unaufdringliche Verständnisfragen zu stellen, bis der Person schwant, dass sie eigentlich nicht genau weiß, was sie zu wissen glaubt. Ab dem Punkt kann man auf Augenhöhe kommen, um 'Vermutungen' anzustellen, wie Unklarheiten beseitigt und Arbeitshypothesen überprüft werden könnten. Wenn man drauf steht, kann man danach noch in die Lehrerrolle steigen und Links zum Thema How to Skeptizismus verteilen, aber ich glaube, es kommt besser an, wenn man es erstmal dabei bewenden lässt.
_________________ "Ich schreibe, was ich sehe: Die endlose Prozession zur Guillotine." ~ de Sade
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Testirossi Gnostiker
Anmeldungsdatum: 12.08.2008 Beiträge: 741
Wohnort: jwd
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(#1311895) Verfasst am: 23.06.2009, 15:06 Titel: Re: Gefühltes Wissen |
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tiny hat folgendes geschrieben: | Testirossi hat folgendes geschrieben: | Hat jemand ähnliche Erfahrungen?
Was könnten die Gründe sein? | Dass die betroffene Person nie wirklich Grund hatte, ihre eigene Meinung kritisch zu hinterfragen, und weder weiß, wie Skeptizismus funktioniert, noch dass die eigene Wahrnehmung *immer* verzerrt ist. Denn natürlich hält man sein eigenes 'Wissen' für Wissen, solange einem nicht die Löcher und Widersprüche darin bewusst sind. Wie sollte man nicht? |
Vielleicht ist dieses Verhalten sogar evolutionär bedingt?
tiny hat folgendes geschrieben: | Dass das eigene 'Wissen' verteidigt wird, ist auch eine relativ normale Reaktion, aber die hängt stark davon ab, in welcher Weise die betroffene Person herausgefordert wird, es zu hinterfragen. Wenn man offen versucht, den subjektiv empfundenen Expertenstatus anzugreifen, macht das Gegenüber sehr viel eher dicht, als wenn man die Sache eher hintenrum angeht.
Z.B. ist Es hilfreich, sich vor der betroffenen Person in die Position des lernwilligen Schülers zu begeben und dann unaufdringliche Verständnisfragen zu stellen, bis der Person schwant, dass sie eigentlich nicht genau weiß, was sie zu wissen glaubt. Ab dem Punkt kann man auf Augenhöhe kommen, um 'Vermutungen' anzustellen, wie Unklarheiten beseitigt und Arbeitshypothesen überprüft werden könnten. Wenn man drauf steht, kann man danach noch in die Lehrerrolle steigen und Links zum Thema How to Skeptizismus verteilen, aber ich glaube, es kommt besser an, wenn man es erstmal dabei bewenden lässt. |
Mag sein, dass das vorsichtige Fragen mehr "zielführend" ist, wenn man jemanden von seiner Meinung abbringen will.
Aber weshalb wird das dann so wenig praktiziert?
Die "Freigeister" befragen Gläubige ja äusserst selten nach der Platonmethode.
(Und ist das überhaupt wünschenswert, jemanden von seiner Meinung abzubringen? Ich würde den kontroversen Diskurs vermissen.)
_________________ "Die Kunst aller grossen Volksführer aber, bestand noch zu allen Zeiten darin, die Aufmerksamkeit der Masse auf einen Feind zu konzentrieren."
(A. H.)
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Ahriman Tattergreis
Anmeldungsdatum: 31.03.2006 Beiträge: 17976
Wohnort: 89250 Senden
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(#1311945) Verfasst am: 23.06.2009, 16:37 Titel: |
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Testirossi hat folgendes geschrieben: | die wenigsten Christen halten ihre Gottheit wohl für gütig, sonst würden sie nicht so sehr an der "ewigen Verdammnis", der Hölle und anderen Gottesstrafen festhalten |
Nein, das kriegen die Christen leicht unter einen Hut. Gottes Zorn und die ewige Verdammnis sind ja nur für die Bösen da. Der Christ selber wähnt sich in der Güte Gottes, er wird, da ist er sicher, Vergebung finden. Das kann er sich ja beinahe jederzeit von einem Priester nach entsprechender Handlung (bei den Evangelen das Abendmahl) vom Priester bestätigen lassen.
Wer auch rechnet denn sich selber zu den "Bösen"? Der Mensch hat eine bemerkenswerte Fähigkeit, sich und seine Taten vor sich selber zu rechtfertigen. Selbst wenn er einen Mord begeht: "Der hatte das verdient, ich konnte gar nicht anders!" ist das Opfer schuld.
_________________ ...und suche mich nicht in der Unterführung...
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tiny Feminella breva
Anmeldungsdatum: 29.12.2008 Beiträge: 170
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(#1312044) Verfasst am: 23.06.2009, 18:34 Titel: Re: Gefühltes Wissen |
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Testirossi hat folgendes geschrieben: | Mag sein, dass das vorsichtige Fragen mehr "zielführend" ist, wenn man jemanden von seiner Meinung abbringen will. | Von der Meinung, dass man etwas 'weiß', obwohl man in Wirklichkeit gar nicht so sicher ist? Darum geht es mir hier nämlich. Nicht um inhaltliche, sondern um rein formale Aspekte. So habe ich zumindest die Frage des OP verstanden.
Leute inhaltlich von ihrer Meinung abzubringen, ist nochmal ne ganz andere Frage. Das ist sicher ein Bedürfnis, das immer juckt, wenn man glaubt, man habe den besseren Durchblick. Es kommt halt drauf an, was man erreichen will. Austausch? Verbale Prügelei? Formale Debatte? Zitat: | Aber weshalb wird das dann so wenig praktiziert?
Die "Freigeister" befragen Gläubige ja äusserst selten nach der Platonmethode. | Weil man die Methode auch erstmal lernen und üben muss, schätze ich. Außerdem braucht man Geduld und es ist schwierig, auf der Meta-Ebene zu bleiben, wenn einem das Thema inhaltlich wichtig ist. Würde ich jetzt mal vermuten, so auf Basis von Selbstbeobachtungen.
_________________ "Ich schreibe, was ich sehe: Die endlose Prozession zur Guillotine." ~ de Sade
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Marcellinus Outsider
Anmeldungsdatum: 27.05.2009 Beiträge: 7429
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(#1312286) Verfasst am: 23.06.2009, 20:57 Titel: Re: Gefühltes Wissen |
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Testirossi hat folgendes geschrieben: | Bei manchen Angelegenheiten ist man der festen Überzeugung, etwas genau zu wissen und es auch rational begründen zu können.
Doch wenn jemand nachfragt, ist man sprachlos. |
Vielleicht liegt das auch daran, daß wir uns oft erst eine Meinung bilden und dann nach Begründungen dafür suchen.
Das mag zum Teil daran liegen, daß wir in bestimmte Ansichten hineinwachsen, und solange sich keine Widesprüche auftun, unhinterfragt dabei bleiben.
Zum Teil mag es auch daran liegen, daß wir uns Meinungen "aus dem Bauch heraus" bilden. Etwas erscheint uns richtig, ohne daß uns die Gründe dafür bewußt sind. Das könnten man Intuition nennen, was natürlich rational kein Ersatz für eine vernünftige Begründung sein darf.
Die Vorstellung jedenfalls, daß wir auch nur in der Mehrzahl der Fälle uns nach gründlicher Überlegung eine dann begründete Meinung aneignen, scheint ein romantischer Irrglaube zu sein. Kurz - wir Menschen halten uns für intelligenter als wir sind.
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tiny Feminella breva
Anmeldungsdatum: 29.12.2008 Beiträge: 170
Wohnort: Nürnberg
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(#1312465) Verfasst am: 23.06.2009, 23:04 Titel: Re: Gefühltes Wissen |
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Marcellinus hat folgendes geschrieben: | Testirossi hat folgendes geschrieben: | Bei manchen Angelegenheiten ist man der festen Überzeugung, etwas genau zu wissen und es auch rational begründen zu können.
Doch wenn jemand nachfragt, ist man sprachlos. | Vielleicht liegt das auch daran, daß wir uns oft erst eine Meinung bilden und dann nach Begründungen dafür suchen. | Oh! Ja, da sprichst du ein sehr wichtiges psychologisches Phänomen an! Ich weiß gar nicht mehr, wo ich das gehört habe *grübel* aber es ist wohl so, dass viel von unserem Verhalten - eben auch das Treffen von Entscheidungen, Akzeptieren von Meinungen usw. - aufgrund von unbewussten psychischen und kognitiven Vorgängen geschieht. Da wir aber der Ansicht sind (sein müssen), dass unser Verhalten immer gute (bewusste) Gründe hat, phantasieren wir uns diese Gründe im Nachhinhein zusammen.
Allerdings bin ich mir nicht ganz sicher, wieviel davon bei Meinungen zum Tragen kommt.
_________________ "Ich schreibe, was ich sehe: Die endlose Prozession zur Guillotine." ~ de Sade
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Testirossi Gnostiker
Anmeldungsdatum: 12.08.2008 Beiträge: 741
Wohnort: jwd
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(#1320034) Verfasst am: 02.07.2009, 11:22 Titel: Re: Gefühltes Wissen |
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Marcellinus hat folgendes geschrieben: | Testirossi hat folgendes geschrieben: | Bei manchen Angelegenheiten ist man der festen Überzeugung, etwas genau zu wissen und es auch rational begründen zu können.
Doch wenn jemand nachfragt, ist man sprachlos. |
Vielleicht liegt das auch daran, daß wir uns oft erst eine Meinung bilden und dann nach Begründungen dafür suchen.
Das mag zum Teil daran liegen, daß wir in bestimmte Ansichten hineinwachsen, und solange sich keine Widesprüche auftun, unhinterfragt dabei bleiben.
Zum Teil mag es auch daran liegen, daß wir uns Meinungen "aus dem Bauch heraus" bilden. Etwas erscheint uns richtig, ohne daß uns die Gründe dafür bewußt sind. Das könnten man Intuition nennen, was natürlich rational kein Ersatz für eine vernünftige Begründung sein darf. |
Wenn wir das wissen, weshalb sind wir dann trotzdem dagegen so wehrlos?
Und weshalb lernen wir in der Schule keine Techniken, uns solche unbewussten, irrationalen Vorgänge bewusst zu machen, denn gefühltes Wissen kann fatal sein, zum Beispiel wenn man genau weiss, dass der eigene Glauben der einzig wahre ist und man Menschen grillen muss, um wenigsten ihr Seelenheil zu retten.
Oder wenn man genau weiss, dass Juden Untermenschen und Volksschädlinge sind, dass der Islam eine Steinzeitreligion ist oder dass nur diejenigen Massenvernichtungswaffen besitzen dürfen, denen man sie nicht mehr ohne Massenvernichtung abknöpfen kann?
Marcellinus hat folgendes geschrieben: | Die Vorstellung jedenfalls, daß wir auch nur in der Mehrzahl der Fälle uns nach gründlicher Überlegung eine dann begründete Meinung aneignen, scheint ein romantischer Irrglaube zu sein. Kurz - wir Menschen halten uns für intelligenter als wir sind. |
Also ich bin intelligent ...
_________________ "Die Kunst aller grossen Volksführer aber, bestand noch zu allen Zeiten darin, die Aufmerksamkeit der Masse auf einen Feind zu konzentrieren."
(A. H.)
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