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alae auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 23.03.2006 Beiträge: 7039
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(#1336989) Verfasst am: 31.07.2009, 19:36 Titel: |
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Heike J hat folgendes geschrieben: | Übrigens: Petrus soll in einer dieser römischen Nekropole beigesetzt worden sein. Also eine Stätte, wo es viele, sehr viele Tote gab... Die betroffene Nekropole lag auf dem Gebiet des jetztigen Vatikans. Im Petersdom soll das Petrusgrab sein, dessen Sarg man kürzlich geöffnet hat. Und man hat tatsächlich entdeckt, dass die Knochen entsprechend alt sind.... Erstaunlich für einen alten Friedhof.... |
Petrus war höchstwahrscheinlich nie in Rom.
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Critic oberflächlich
Anmeldungsdatum: 22.07.2003 Beiträge: 16346
Wohnort: Arena of Air
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(#1337175) Verfasst am: 01.08.2009, 05:25 Titel: |
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Kuriosum: Galilei sei wegen seines Postulats eines heliozentrischen Weltbildes angeklagt worden, weil ihm immer noch wohlgesonnene Kirchenmänner hätten verhindern wollen, daß er wegen eines noch schwereren Verstoßes belangt werden konnte -- Galilei sei nämlich davon ausgegangen, daß die Materie aus kleinsten Teilchen bestehe -- eine Position, die der Lehre der Transsubstantiation widerspricht. Noch heute äußern sich romtreue Wissenschaftler angeblich nicht über - wenn auch ich diese Wendung aus einem Text von Paul VI. noch im Ohr habe: "vi atomica gloriari" (also: "Die Kraft des Atoms verherrlichen") - die naturwissenschaftliche Vorstellung vom Atom, weil sich das "katholische Weltbild" damit endgültig lächerlich machen würde (gelesen in "Motion Mountain").
_________________ "Die Pentagon-Gang wird in der Liste der Terrorgruppen geführt"
Dann bin ich halt bekloppt.
"Wahrheit läßt sich nicht zeigen, nur erfinden." (Max Frisch)
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Freikletterer hat's überstanden.
Anmeldungsdatum: 20.05.2008 Beiträge: 601
Wohnort: Fußballfreie Zone
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(#1338075) Verfasst am: 03.08.2009, 00:46 Titel: |
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Dieser Thread reizt mich doch glatt, das Galileo-Kapitel in Lütz' "GOTT" hier komplett zu zitieren.
Ich hatte ja schon im entsprechenden Thread von tiny mal kurz meinem Ärger Luft gemacht, aber hier wäre vielleicht der passendere Platz (möchte tiny's thread nicht zerfieseln).
_________________ "22 Männer in lächerlicher Kriegsausrüstung, die sich gegenseitig niederschlagen, nur um an eine luftgefüllte Blase aus Schweinsleder zu kommen! Einige der menschlichen Bräuche verwirren mich, aber Football ist mir ein absolutes Rätsel!"
- K.I.T.T.
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Quéribus Eretge
Anmeldungsdatum: 21.07.2003 Beiträge: 5947
Wohnort: Avaricum
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(#1338147) Verfasst am: 03.08.2009, 10:27 Titel: |
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ballancer hat folgendes geschrieben: | NiH hat folgendes geschrieben: | ballancer hat folgendes geschrieben: | Darum ist es auch durchaus vertretbar, seinen kritischen Geist, der eben nicht das Überkommene ungefragt akzeptierte, als Ergebnis christlicher Denkweisen zu verstehen, die die Wahrheit eben zum Ziel haben, und nicht die unkritische Akzeptanz des Irrationalen. |
Das sollten sich mehr Christen zu Herzen nehmen - ehrlich. Denn was man tagtäglich hört und sieht lässt auf etwas ganz anderes schließen. Und warum bekommen Christen seit jeher Probleme, wenn sie fundamentale Glaubensinhalte anzweifeln, weil diese offensichtlich jeglicher Vernunft widersprechen? Das hat doch nichts mit Wahrheitsfindung zu tun, denn diese wird offensichtlich unterdrückt.
Oder geht die christliche Denkweise nur so weit, bis sie an ihr dogmatischen Grenzen stößt? Die hat Galilei gewiss überschritten, was für diese Zeit mehr als Hochachtung verdient. |
Ma abgesehen von einem Rundschlag gegen alles, was eben nicht des eigenen Glaubens ist ... hier geht es um Galileo Galilei, seine Verdienste und seinen Glauben. Dazu http://de.wikipedia.org/wiki/Galileo_Galilei#Galileo_und_die_Kirche
Zitat: | Die Tragik von Galileos Wirken liegt darin, dass er als ein zeitlebens tiefgläubiges Mitglied seiner Kirche den Versuch unternahm, eben diese Kirche vor einem verhängnisvollen Irrtum zu bewahren. Seine Intention war es nicht, die Kirche zu widerlegen oder zu spalten, sondern vielmehr war ihm an einer Reform der Weltsicht der Kirche gelegen. Seine verschiedenen Aufenthalte in Rom bis zum Jahr 1616 hatten auch den Zweck, Kirchenmänner wie Bellarmin davon zu überzeugen, dass die Peripatetiker nicht unfehlbar waren und die Heilige Schrift nicht immer buchstabengetreu gelesen werden müsse. Auch war Galilei der Überzeugung, die wunderbaren Werke des Herrn durch Experiment und Logik früher oder später vollständig klären zu können. |
Ich habe den Eindruck, dass es manchen eben weder um historische Wahrheit geht, sondern um ein Instrumentalisieren der Geschichte für ihre Zwecke. Um dem zu begegnen, ist eine Beschäftigung mit den Fakten sicher anzuraten. |
Daß Galilei gläubig war, bestreitet ja keiner, war zu seiner Zeit aber nun wirklich keine Seltenheit, sondern eher die Regel.
Daß der Kirche seine guten Absichten bei seinem Versuch, sie von Irrtümern zu befreien, nicht nur glatt am Allerwertesten vorbeiging, sondern daß sie es als unverschämten Eingriff in ihre Prärogativen (Wir legen die Schrift aus und sonst keiner; und wer meint er kann, dem zeigen wir sehr schnell, daß er damit very heavy on the woodway ist) ansah, nun das war dann wohl Künstlerpech.... und voraussehbar.
Selbst Bellarmins Spruch "dass man, läge ein wirklicher Beweis für das heliozentrische System vor, bei der Auslegung der heiligen Schrift in der Tat vorsichtig vorgehen müsse." impliziert daß das "wenn" nun doch höchst unwahrscheinlich ist, daß nicht sein kann, was nicht sein darf (da es der Kirche nict in den Kram paßt, weil es ihre Machtposition als Vordenker untergräbt). Geht aus dem von die zitierten wiki-artikel ja schön hervor:
Zitat: | mussten die Päpste und Kardinäle andererseits die Förderung der Wissenschaften in Großbritannien, Holland und Deutschland als fortdauernde Angriffe auf die Erklärungshoheit ihrer Institutionen deuten |
frei nach dem Motto "wir haben hier das Sagen und deshalb seid ihr schon mal prinzipiell im Irrtum mit dem was ihr so behauptet".
Ging also - wie so oft - weniger um Glauben an sich, sondern um Macht. Die Macht des Klerus der rkK über Wissen und Gewissen ihrer Schäfchen.
edit:
zuerst bekam Galilei ja nur sanft auf die Finger geklopft, er sei "im Irrtum" (im Klartext: die Kirche bzw der Klerus bestimmt, was wahr ist. Du bist nicht der Klerus, Galilei, folglich bist du im Irrtum, also hör auf, deine Ergebnisse als wahr zu bezeichnen)
Als er fortfuhr (in bester Absicht seinerseits) bekam er dann halt den Schuß vorn Bug: entweder seine Erkenntnisse als Irrtum hinzustellen oder Kerker (und das hatte damals nix mit unserem heutigen Standard des Strafvollzugs gemein: heutzutage wär er vielleicht eher in den Knast gegangen, als sich selbst zu verleugnen).
_________________ "He either fears his fate too much
or his deserts are small
That dares not put it to the touch
To gain or lose it all."
James Graham
Zuletzt bearbeitet von Quéribus am 03.08.2009, 10:41, insgesamt einmal bearbeitet |
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Ralf Rudolfy Auf eigenen Wunsch deaktiviert.
Anmeldungsdatum: 11.12.2003 Beiträge: 26674
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(#1338149) Verfasst am: 03.08.2009, 10:31 Titel: |
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Quéribus hat folgendes geschrieben: | Daß Galilei gläubig war, bestreitet ja keiner, war zu seiner Zeit aber nun wirklich keine Seltenheit, sondern eher die Regel. |
Es nicht zu sein, oder es zumindest vorzugeben, ist einem in aller Regel auch nicht so gut bekommen.
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Quéribus Eretge
Anmeldungsdatum: 21.07.2003 Beiträge: 5947
Wohnort: Avaricum
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(#1338155) Verfasst am: 03.08.2009, 10:47 Titel: |
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Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben: | Quéribus hat folgendes geschrieben: | Daß Galilei gläubig war, bestreitet ja keiner, war zu seiner Zeit aber nun wirklich keine Seltenheit, sondern eher die Regel. |
Es nicht zu sein, oder es zumindest vorzugeben, ist einem in aller Regel auch nicht so gut bekommen. |
Eben. Wär er zu seinen der rkK nicht genehmen Veröffentlichungen nun auch noch ungläubig gewesen, wäre er so glimpflich (erst Mahnung, dann Androhung von Kerker, dann Hausarrest und Freilassung nach Widerruf) nicht davon gekommen, sondern hätte beste Chancen gehabt, mit dem Scheiterhaufen nähere Bekanntschaft zu schließen.
_________________ "He either fears his fate too much
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That dares not put it to the touch
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James Graham
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#1338168) Verfasst am: 03.08.2009, 11:18 Titel: |
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Auch wenn sich die Vorgänge um den Fall GG im Detail anders darstellen, als es oft angenommen wird, finde ich die Vereinnahmung Galileis durch die Kirche, besser, durch die eine Strömung in der Kirche, die aus ideellen und aus Machtgründen versucht wissenschaftliche Erkenntnis unter den Vorbehalt der Letztgültigkeit der Glaubenslehre zu stellen, ziemlich unappetitlich. Und der Versuch der Einebnung dieser Differenz zum Vertrauen in die Erkentnisfähigkeit des Menschen ohne Ideelle Bevormundung, erscheint mir nicht redlich zu sein.
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pyrrhon registrierter User
Anmeldungsdatum: 22.05.2004 Beiträge: 8770
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(#1338183) Verfasst am: 03.08.2009, 12:36 Titel: |
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zelig hat folgendes geschrieben: | Auch wenn sich die Vorgänge um den Fall GG im Detail anders darstellen, als es oft angenommen wird [...] |
Hast Du dazu Literatur bei der Hand, die weltanschaulich neutral bzw. um größtmögliche Objektivität bemüht ist?
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#1338323) Verfasst am: 03.08.2009, 19:36 Titel: |
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pyrrhon hat folgendes geschrieben: | zelig hat folgendes geschrieben: | Auch wenn sich die Vorgänge um den Fall GG im Detail anders darstellen, als es oft angenommen wird [...] |
Hast Du dazu Literatur bei der Hand, die weltanschaulich neutral bzw. um größtmögliche Objektivität bemüht ist? |
Ich habe hier ein Buch von Mario Biagioli - Galilei - Der Höfling S.Fischer
Biagioli ist Wissenschaftshistoriker und versucht das Geschehen ganz aus der Zeit heraus zu erklären, in der es stattfand. Dabei stellt er das höfische Patronage-System in den Vordergrund, das den Rahmen für die Auseinandersetzung stellte. Aus dem Klappentext:
Zitat: | Im Jahr 1609 entdeckt G mit seinem Teleskop die vier Jupitermonde. Dieses kleine Planetensystem ist für ihn ein Beleg für die Richtigkeit der Kopernikanischen Theorie. Doch wie lässt sich diese neue Sichtweise durchsetzen? Das Teleskop ist noch kein anerkanntes Instrument zur Sicherung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse. Um diese aber geht es Galilei mit seiner neuen Physik, obwohl er sich eigentlich als Mathematiker mit Modellen und der blß hypothetischen Konstruktion von Gestirnbahnen zu bescheiden hätte.
[...]
MB beschreibt, wie geschickt und listenreich G die höfische Kultur für seine Zwecke zu nutzen wußte, selbst wenn er in letzter Instanz - dem ausführlich analysierten Inquisitionsprozess von 1633 - damit kein Glück hatte.
[...] |
Das Buch fand ich nicht leicht zu lesen. Ich brauchte mehrere Anläufe, da es sehr ins Detail geht. Es verzichtet auf jede Wertung, wie es gute Werke typischerweise auszeichnet, die sich ganz auf die Aussagekraft die in der Qualität der Darstellung und der sachlichen Analyse liegt, verlassen können.
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tillich (epigonal) hat Spaß
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 22282
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(#1338336) Verfasst am: 03.08.2009, 20:09 Titel: |
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Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben: | ballancer hat folgendes geschrieben: |
Tatsächlich aber war wohl offensichtlich gemeint, dass Hiroshima mit der Fiktion aufräumt, Wissenschaft sei über die Moral erhaben, Wissenschaft sei unbedingt gut, denn Wissenschaft kann durchaus dazu verwendet werden, Böses mit größerer Potenz durchzuführen. |
Ich kenne niemanden, der ernsthaft diese Fiktion vertritt. |
Ich meine mal so was gehört zu haben wie "Science flies you to the moon. Religion flies you into buildings".
_________________ "YOU HAVE TO START OUT LEARNING TO BELIEVE THE LITTLE LIES." -- "So we can believe the big ones?" -- "YES."
(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
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Yogosh Leisetreter ...und Klugscheisser
Anmeldungsdatum: 19.03.2009 Beiträge: 2170
Wohnort: Berlin
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(#1338345) Verfasst am: 03.08.2009, 20:18 Titel: |
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tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben: | ballancer hat folgendes geschrieben: |
Tatsächlich aber war wohl offensichtlich gemeint, dass Hiroshima mit der Fiktion aufräumt, Wissenschaft sei über die Moral erhaben, Wissenschaft sei unbedingt gut, denn Wissenschaft kann durchaus dazu verwendet werden, Böses mit größerer Potenz durchzuführen. |
Ich kenne niemanden, der ernsthaft diese Fiktion vertritt. |
Ich meine mal so was gehört zu haben wie "Science flies you to the moon. Religion flies you into buildings". |
Das ist aber auch nur ein Bumper Sticker Spruch und keine ethische Position. Richard Feynmann vertrat aber tatsächlich eine Position der aktiven moralischen Verantwortungslosigkeit. Er nannte das sogar so ähnlich.
So was zeigt recht schön, warum selbst ein Nobelpreis nur punktuell ein Indikator für schlaue Gedanken ist.
_________________ "If the King's English was good enough for Jesus Christ, it's good enough for the children of Texas!" - Miriam Amanda "Ma" Ferguson, Governor of Texas, als Begründung gegen Spanischunterricht
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ballancer ... leidet an dianoia ...
Anmeldungsdatum: 27.05.2007 Beiträge: 4767
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(#1338461) Verfasst am: 03.08.2009, 22:23 Titel: |
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zelig hat folgendes geschrieben: | Auch wenn sich die Vorgänge um den Fall GG im Detail anders darstellen, als es oft angenommen wird, finde ich die Vereinnahmung Galileis durch die Kirche, besser, durch die eine Strömung in der Kirche, die aus ideellen und aus Machtgründen versucht wissenschaftliche Erkenntnis unter den Vorbehalt der Letztgültigkeit der Glaubenslehre zu stellen, ziemlich unappetitlich. Und der Versuch der Einebnung dieser Differenz zum Vertrauen in die Erkentnisfähigkeit des Menschen ohne Ideelle Bevormundung, erscheint mir nicht redlich zu sein. |
Du verkennst, dass die RKK in dieser Zeit und auch heute keine monolithische Meinung vertrat. Zu Galileis Zeiten setzte sich eine restriktive Politik durch, zu anderen Zeiten fiel die Gunst der anderen Seite zu. Darum ist es unredlich, der RKK eine entgegenstehende Position pauschal zu unterstellen, um sie dann als unredlich zu charakterisieren. Tatsächlich hat sich nicht zuletzt durch Galilei die Position der offiziellen Kirchenhierarchie massiv gewandelt. Warum also sollte das die Kirche verschweigen?
Die RKK hat die Wissenschaften sehr wohl gefördert, nicht nur die Theologie. Aus der Darstellung im deutschen Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Galileo_Galilei bekommt man bereits einen Eindruck, dass die Diskussionen zu den Inhalten auf recht hohem Niveau stattfanden. Gerade die Darstellung Galileis Gegenspieler Bellarmin zeigt, dass man auf intellektuell hohem Niveau diskutierte, freilich ohne viele Kenntnisse, die wir mittlerweile haben. Dass Bellarmin fatale Irrtümer unterliefen wird aus der Tatsache, dass auch Galilei einiges verteidigte, was wir heute für skurril halten (Kometen als atmosphärische Erscheinungen, keine elliptischen Bahnen, Gezeiten als Beweis des Helizentrismus), relativiert. Erstaunlich bleibt, dass Galilei in einer Community forschte, die durchaus akademische Gegner hatte. Kardinal Maffeo Barberini, der als Freund Galileis galt, wurde Papst Urban VIII. Der Jesuit Orazio Grassi, vertrat beispielsweise ein Komtentheorie, die weit näher an der heutigen Erkenntnis liegt als die Polemik Galileis.
Der beinahe tragische Verlauf ist sicher keine gute Referenz des mittelalterlichen Wissenschaftsbetriebes, findet aber auch bis in die Neuzeit in abgestufter Form statt. Nichtsdestotrotz hatte Galilei durch seine Auftreten, nicht nur durch seine Argumente, Feinde auf den Plan gerufen, die den konkreten Verlauf auch eher verstehbar machen.
Über dem Glauben von Tycho Brahe wurde weit weniger berichtet. Auch gibt es eine Menge Persönlichkeiten jener Zeit, die nicht viel zum Thema Glaube und Christentum von sich gaben. Weit weniger als Galilei, an dessen Einstellung zu Glaubensfragen er keine Unklarheiten ließ. Im Gegensatz dazu gab es sehr wohl Berichte von Einigen da, die offen einen Unglauben propagierten. Auch ein G. Bruno hätte in Frankreich, England oder Preußen eine recht sichere Existenz bewahren können, wenn er sich nicht mit allen anderen Gelehrten mit scharfer Polemik verscherzt hätte.
_________________ 1.Thessalonicher 5,21 "Prüft aber alles und das Gute behaltet."
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Yogosh Leisetreter ...und Klugscheisser
Anmeldungsdatum: 19.03.2009 Beiträge: 2170
Wohnort: Berlin
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(#1338471) Verfasst am: 03.08.2009, 22:36 Titel: |
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Das entscheidene ist nicht Galileos Glaube oder das Niveau auf dem diskutiert wurde sondern schlicht und einfach die Tatsache, dass die Diskussion unter Androhung von Gewalt beendet und Galileo das Wort und seine Schriften verboten wurden.
_________________ "If the King's English was good enough for Jesus Christ, it's good enough for the children of Texas!" - Miriam Amanda "Ma" Ferguson, Governor of Texas, als Begründung gegen Spanischunterricht
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#1338476) Verfasst am: 03.08.2009, 22:45 Titel: |
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ballancer hat folgendes geschrieben: | zelig hat folgendes geschrieben: | Auch wenn sich die Vorgänge um den Fall GG im Detail anders darstellen, als es oft angenommen wird, finde ich die Vereinnahmung Galileis durch die Kirche, besser, durch die eine Strömung in der Kirche, die aus ideellen und aus Machtgründen versucht wissenschaftliche Erkenntnis unter den Vorbehalt der Letztgültigkeit der Glaubenslehre zu stellen, ziemlich unappetitlich. Und der Versuch der Einebnung dieser Differenz zum Vertrauen in die Erkentnisfähigkeit des Menschen ohne Ideelle Bevormundung, erscheint mir nicht redlich zu sein. |
Du verkennst, dass die RKK in dieser Zeit und auch heute keine monolithische Meinung vertrat. |
Weder verkenne ich das, noch habe ich dergleichen behauptet. Meine Einschätzung versucht aber auch nicht das Streben der Kirche nach weltlicher Macht und Dominanzwahrung über eine just in dieser Ära sich von ihr lösenden Sphäre zu verdrängen.
ballancer hat folgendes geschrieben: | Darum ist es unredlich, der RKK eine entgegenstehende Position pauschal zu unterstellen, um sie dann als unredlich zu charakterisieren. |
Ich unterstelle der RKK nicht "pauschal" "eine entgegenstehende Position". Ich habe Dir keinen Anlass geboten, dergleichen zu behaupten. Im Gegenteil habe ich betont von einer Strömung in der Kirche gesprochen (eine dominierende wohlweislich, füge ich jetzt hinzu - wie uns die Geschichte zeigt). Daher entbehrt der Vorwurf der Unredlichkeit mir gegenüber jeder Grundlage. Zeigt aber einmal mehr, warum das Diskutieren mit Dir so mühsam ist. Eigentlich so mühsam, daß es nicht lohnt. Daher schluss jetzt, bis Du nicht mal einen Beitrag lieferst, der frei ist von überbordenden Falschdarstellungen.
Zur Sache noch an die Anderen: Mein Vorwurf der Unredlichkeit erhebt sich gegen den gegenwärtigen(!) Vereinnahmungsversuch Gs durch Teile der Kirche. Als könne man die Auseinandersetzungen die stattfanden ignorieren, und G einfach in die Tradition seiner Gegner einreihen. Das ist fürwahr unredlich.
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pyrrhon registrierter User
Anmeldungsdatum: 22.05.2004 Beiträge: 8770
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(#1338508) Verfasst am: 03.08.2009, 23:30 Titel: |
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zelig hat folgendes geschrieben: | Ich habe hier ein Buch von Mario Biagioli - Galilei - Der Höfling S.Fischer |
Deine Beschreibung des Buchs klingt sehr interessant und ich möchte mir das Buch kaufen. Leider ist es vergriffen, aber auf Englisch gibt es dieses Buch vielleicht noch. Würdest Du bitte mal hier schauen, ob es das sein könnte, oder vielleicht doch eher dieses. Letzteres kommt mir allerdings etwas kurz vor (das deutsche Buch hat über 500 Seiten).
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#1338527) Verfasst am: 04.08.2009, 00:04 Titel: |
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Das ist es anscheinend leider nicht. Das Buch trägt im Original den Titel:
Galileo, Courtier. The Practice of Science in the Culture of Absolutism
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Freikletterer hat's überstanden.
Anmeldungsdatum: 20.05.2008 Beiträge: 601
Wohnort: Fußballfreie Zone
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(#1338540) Verfasst am: 04.08.2009, 00:25 Titel: |
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pyrrhon hat folgendes geschrieben: | zelig hat folgendes geschrieben: | Ich habe hier ein Buch von Mario Biagioli - Galilei - Der Höfling S.Fischer |
Deine Beschreibung des Buchs klingt sehr interessant und ich möchte mir das Buch kaufen. Leider ist es vergriffen, aber auf Englisch gibt es dieses Buch vielleicht noch. Würdest Du bitte mal hier schauen, ob es das sein könnte, oder vielleicht doch eher dieses. Letzteres kommt mir allerdings etwas kurz vor (das deutsche Buch hat über 500 Seiten). |
Ich hab's bei Amazon gefunden (und gleich bestellt - ist zwar nur mehr gebraucht erhältlich, aber was soll's).
Bin schon gespannt.
_________________ "22 Männer in lächerlicher Kriegsausrüstung, die sich gegenseitig niederschlagen, nur um an eine luftgefüllte Blase aus Schweinsleder zu kommen! Einige der menschlichen Bräuche verwirren mich, aber Football ist mir ein absolutes Rätsel!"
- K.I.T.T.
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pyrrhon registrierter User
Anmeldungsdatum: 22.05.2004 Beiträge: 8770
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(#1338604) Verfasst am: 04.08.2009, 07:09 Titel: |
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zelig hat folgendes geschrieben: | Das ist es anscheinend leider nicht. Das Buch trägt im Original den Titel:
Galileo, Courtier. The Practice of Science in the Culture of Absolutism |
Danke!
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pewe auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 20.01.2008 Beiträge: 3377
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(#1338710) Verfasst am: 04.08.2009, 14:11 Titel: |
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Yogosh hat folgendes geschrieben: | Das entscheidene ist nicht Galileos Glaube oder das Niveau auf dem diskutiert wurde sondern schlicht und einfach die Tatsache, dass die Diskussion unter Androhung von Gewalt beendet und Galileo das Wort und seine Schriften verboten wurden. |
Ich lese gerade Galileo Galilei, Schriften, Briefe, Dokumente und daraus das letzte Verhör Galileis am 21. Juni 1633:
Zitat: | Und nachdem ihm gesagt worden war, er möge die Wahrheit sagen, sonst werde man zur Folter schreiten, antwortete er: ich bin hier, um Gehorsam zu leisten... |
Entsprechend hermeneutisiert könnte man diesen Text sicher als herrschaftsfreien Diskurs ansehen und die Liebe Gottes spüren.
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ballancer ... leidet an dianoia ...
Anmeldungsdatum: 27.05.2007 Beiträge: 4767
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(#1339374) Verfasst am: 05.08.2009, 22:47 Titel: |
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zelig hat folgendes geschrieben: | ballancer hat folgendes geschrieben: | zelig hat folgendes geschrieben: | Auch wenn sich die Vorgänge um den Fall GG im Detail anders darstellen, als es oft angenommen wird, finde ich die Vereinnahmung Galileis durch die Kirche, besser, durch die eine Strömung in der Kirche, die aus ideellen und aus Machtgründen versucht wissenschaftliche Erkenntnis unter den Vorbehalt der Letztgültigkeit der Glaubenslehre zu stellen, ziemlich unappetitlich. Und der Versuch der Einebnung dieser Differenz zum Vertrauen in die Erkentnisfähigkeit des Menschen ohne Ideelle Bevormundung, erscheint mir nicht redlich zu sein. |
Du verkennst, dass die RKK in dieser Zeit und auch heute keine monolithische Meinung vertrat. |
Weder verkenne ich das, noch habe ich dergleichen behauptet. Meine Einschätzung versucht aber auch nicht das Streben der Kirche nach weltlicher Macht und Dominanzwahrung über eine just in dieser Ära sich von ihr lösenden Sphäre zu verdrängen. |
Du solltest dich schon entscheiden, ob du nun von Korporationen und deren kollektivem Willen ausgehst (A), oder ob du Organisationen als Ansammlung von Individuen mit unterschiedlicher Machtbefugnis einschätzt (B).
In erstem Fall kannst du sehr wohl von dem 'Streben der Kirche' sprechen, da dann das Interesse und Sicht des Einzelnen keine Rolle spielt. Dieser geht dann im Willen des Kollektives unter, sofern es keinen entscheidenden Einfluss auf das Kollektiv hat.
Dann aber verkennst du die Heterogenität des Kollektives, was du aber gerade bestrittest. Verkennst du nicht die Heterogenität, dann kannst du kaum von besagtem Streben sprechen, sondern identifizierst eher die Position der Mächtigen mit dem Gesamten.
In einer derartigen Kollektivsicht in der Herausarbeitung eines kollektiven Strebens ist allerdings der geschichtliche Rahmen zu beachten: Die vorreformatorische Kirche des 15. Jahrhunderts war durch Korruption und erstarrten Dogmatismus stark geschwächt. Die Reformation führte in der RKK zur Gegenreformation und weckt die Kräfte der Gegenreformation, die eine Sehnsucht nach Einheit, Stärke und zentralen Dogmatismus auslöste. Die Spannung der Reformation und Gegenreformation löste starke gesellschaftliche Veränderungen aus, die zum Einen die Menschen verunsicherten und nach sicherem Halt suchen ließen, zum Anderen den Boden für neue Aufbrüche bereitete. Zu Beginn des 17. Jahrhundert war dieser Trend auf dem Höhepunkt. Einfach nur ein unspezifisches Machtstreben anzunehmen springt m.E. zu kurz.
Das heutige Streben des Kollektivs steht unter gewandelten Rahmenbedingungen. Man ist sich der Grenzen der Erkenntnis allzu bewusst. Man sucht eine Harmonie mit den Wissenschaften und findet sie auch keineswegs unberechtigter Weise in einem veränderten Geschichtsbild. Auch wenn wir die restriktiv-konservative Sicht der Kirche zur Zeit Galileis heute scharf ablehnen, so trift dies mit Wahrscheinlichkeit auch für die heutige Kirche zu.
zelig hat folgendes geschrieben: | ballancer hat folgendes geschrieben: | Darum ist es unredlich, der RKK eine entgegenstehende Position pauschal zu unterstellen, um sie dann als unredlich zu charakterisieren. |
Ich unterstelle der RKK nicht "pauschal" "eine entgegenstehende Position". Ich habe Dir keinen Anlass geboten, dergleichen zu behaupten. Im Gegenteil habe ich betont von einer Strömung in der Kirche gesprochen (eine dominierende wohlweislich, füge ich jetzt hinzu - wie uns die Geschichte zeigt). |
Das Wort der Unredlichkeit kommt ursprünglich von dir. Du hast sehr wohl dies als pauschale Unterstellung der heutigen Kirchenvertreter gegeben, die in der Galileo-Ausstellung ihre Sicht darstellten. Dazu meintest du: "der Versuch der Einebnung dieser Differenz zum Vertrauen in die Erkentnisfähigkeit des Menschen ohne Ideelle Bevormundung" erschien dir unredlich.
Zum Einen ist diese Vermutung keineswegs schlüssig auf die Angeschuldigten zu übertragen, und zum anderen ist die Diskussion, ob dieses Vertrauen in die Erkenntnisfähigkeit des Menschen heute gerechtfertigt ist genau so fragwürdig wie die vermeintliche heutige ideelle Bevormundung. Ob diese ideelle Bevormundung zur Zeit Galileis denn eine Alternative hatte, oder ob uns dies aus heutiger Perspektive nun 'unappetitlich' erscheint (darin könnte ich mich sogar anschließen) ist als Umgang mit der Geschichte schwierig.
Ich meine, dass Menschen sicher ihre aktuellen Werte zur Urteilsbildung beliebiger Geschichten einsetzen sollten, ob diese nun fiktiv, halbwegs historisch oder gar mit fundiertem Geschichtswissen getroffen werden. Nur sollte man sich darüber im Klaren sein, dass es hierbei weniger um eine geschichtliche Analyse geht als vielmehr der Ausdruck persönlicher und aktueller Werte. Dieser Fokus verschiebt sich dann und verselbstständigt sich, das die eben projizierten Ansichten letztlich doch einerseits ahistorisch betrachtet werden, andererseits aber das Geschichts- und Gegenwartsbild und eigene Ansichten verfestigt. Nur hat das mit wirklichen Entwicklungen und Analysen oft nichts mehr zu tun.
zelig hat folgendes geschrieben: | Daher entbehrt der Vorwurf der Unredlichkeit mir gegenüber jeder Grundlage. Zeigt aber einmal mehr, warum das Diskutieren mit Dir so mühsam ist. Eigentlich so mühsam, daß es nicht lohnt. Daher schluss jetzt, bis Du nicht mal einen Beitrag lieferst, der frei ist von überbordenden Falschdarstellungen. |
Du hinterlässt den Eindruck, dass du weniger Probleme mit dem Austeilen als mit dem Einstecken hast. Du warst in der Tat dabei, sehr schnell Anderen Unredlichkeit zu unterstellen. Der Gegenvorwuf wird eher gereizt mit weiteren Gegenvorwürfen beantwortet. Tatsächlich konntest du nicht zeigen, worin denn die "überbordenden Falschdarstellungen" bestanden haben sollten.
Du hast lediglich meiner Darstellung widersprochen und hast keineswegs überzeugende Argumente dafür vorgetragen. denn deine Einlassung, du habest mit "die Vereinnahmung Galileis durch die Kirche, besser, durch die eine Strömung in der Kirche" bereits differenziert, kann nicht überzeugen, denn du hast diese Unterstellung ja gerade in Bezug auf die hier diskutierte Ausstellung pauschal den Verantwortlichen vorgeworfen. Diese Haltung konnte ich so pauschal jedoch nicht erkennen.
Deine Gegenkritik an mir macht eher den Eindruck, dass ein Getroffener sich wehren will. Das Problem an meiner Argumentation ist vielmehr, dass sie eben den wunden Punkt trifft.
zelig hat folgendes geschrieben: | Zur Sache noch an die Anderen: Mein Vorwurf der Unredlichkeit erhebt sich gegen den gegenwärtigen(!) Vereinnahmungsversuch Gs durch Teile der Kirche. Als könne man die Auseinandersetzungen die stattfanden ignorieren, und G einfach in die Tradition seiner Gegner einreihen. Das ist fürwahr unredlich. |
Hier bestätigst du allerdings meinen Vorwurf. Welche Teile der Kirche sollten hier gemeint sein? Das Unterscheidungskriterium sollte wohl der Strohmann sein, denn du hier gebastelt hast. Durch diese unscharfe Unterscheidung sind natürlich nicht die kritisierten 'unredlichen' Teile der Kirche von den anderen zu unterscheiden.
Als akzeptabel hätte ich bestenfalls empfunden, wenn es um einen konkreten Text gegangen wäre, dessen Verfasser man eine Inkonsistenz hätte nachweisen können, und ggf. den Verantwortlichen, die diesen Text zur Veröffentlichung unterstützten. Ich sehe hier aber weder den beanstandeten Text, noch irgend etwas, dass den Vorwurf der Unredlichkeit an unspezifische Teile der Kirche rechtfertigen würde.
_________________ 1.Thessalonicher 5,21 "Prüft aber alles und das Gute behaltet."
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ballancer ... leidet an dianoia ...
Anmeldungsdatum: 27.05.2007 Beiträge: 4767
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(#1339376) Verfasst am: 05.08.2009, 22:50 Titel: |
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pewe hat folgendes geschrieben: | Yogosh hat folgendes geschrieben: | Das entscheidene ist nicht Galileos Glaube oder das Niveau auf dem diskutiert wurde sondern schlicht und einfach die Tatsache, dass die Diskussion unter Androhung von Gewalt beendet und Galileo das Wort und seine Schriften verboten wurden. |
Ich lese gerade Galileo Galilei, Schriften, Briefe, Dokumente und daraus das letzte Verhör Galileis am 21. Juni 1633:
Zitat: | Und nachdem ihm gesagt worden war, er möge die Wahrheit sagen, sonst werde man zur Folter schreiten, antwortete er: ich bin hier, um Gehorsam zu leisten... |
Entsprechend hermeneutisiert könnte man diesen Text sicher als herrschaftsfreien Diskurs ansehen und die Liebe Gottes spüren. |
Ich denke nicht, dass das etwas mit Hermeneutik, sondern eher mit dem Gegenteil dessen zu tun hätte.
_________________ 1.Thessalonicher 5,21 "Prüft aber alles und das Gute behaltet."
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Ölbendölp junger, adretter Kreazzicrank
Anmeldungsdatum: 27.01.2005 Beiträge: 514
Wohnort: Sachsen
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(#1339696) Verfasst am: 06.08.2009, 18:29 Titel: |
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alae hat folgendes geschrieben: | Petrus war höchstwahrscheinlich nie in Rom. |
Gibt es dazu ein paar interessante Links?
_________________ Was ich nicht fangen kann, ist kein Fisch.
PIRATEN an die Macht!
Evolution und Schöpfung
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pewe auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 20.01.2008 Beiträge: 3377
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(#1339724) Verfasst am: 06.08.2009, 19:46 Titel: |
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Ölbendölp hat folgendes geschrieben: | alae hat folgendes geschrieben: | Petrus war höchstwahrscheinlich nie in Rom. |
Gibt es dazu ein paar interessante Links? |
Keine Ahnung. Aber Jesus war Caesar.
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alae auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 23.03.2006 Beiträge: 7039
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(#1339754) Verfasst am: 06.08.2009, 21:16 Titel: |
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Ölbendölp hat folgendes geschrieben: | alae hat folgendes geschrieben: | Petrus war höchstwahrscheinlich nie in Rom. |
Gibt es dazu ein paar interessante Links? |
Wozu Links, es gibt doch noch die gute alte Bibel.
Petrus war nach katholischer Geschichtsdarstellung ab 30 n.Chr. Bischof von Rom. Die Apostelgeschichte, entstanden um 60 bis 70 n.Chr. erwähnt aber mit keiner einzigen Silbe eine Reise Petrus' nach Rom. Die Romreise ist höchstwahrscheinlich eine Legende, die erst nach der Apostelgeschichte erfunden wurde.
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smallie resistent!?
Anmeldungsdatum: 02.04.2010 Beiträge: 3726
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(#1902805) Verfasst am: 16.02.2014, 17:15 Titel: |
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In der Lokalzeitung gab's dieses Wochenende einen Zweiseiter zu Galileo Galilei.
GG wird darin durch die Blume als intriganter und skrupelloser Zeitgenosse dargestellt.
Zitat: | Als Galilei 1632 ein Buch mit dem unverfänglichen Titel „Dialog über die beiden hauptsächlichen Weltsysteme, das ptolemäische und das kopernikanische“ veröffentlichte, trat die Inquisition auf den Plan. Sie hatte den allzu selbstherrlichen Astronomen schon seit geraumer Zeit im Visier. Das Werk wurde auch in der Öffentlichkeit als unverhohlenes Plädoyer gegen das Festhalten der Kirche am geozentrischen System verstanden.
Kirche behielt die Deutungshoheit
Das ging Papst Urban VIII. gegen das Prinzip. Er musste handeln, wollte die Kirche nicht die Deutungshoheit über alles im Himmel und auf Erden verlieren. Auf dem Scheiterhaufen wollten jedoch die gestrengen Herrn des Heiligen Offiziums den prominenten Wissenschaftler nicht sehen. Der 69-jährige Galilei war auch eifrig bemüht, alles als ein Missverständnis hinzustellen.
http://www.mittelbayerische.de/nachrichten/panorama/artikel/der-entdecker-des-himmels/1018806/der-entdecker-des-himmels.html#1018806 |
Das hat einen ziemlichen Drall. Ich verstehe nicht, warum man auch heute noch Galilei so niederschreiben muß, daß er als der böse Bube dasteht. Hier ein weiteres, viel radikaleres Beispiel: Warum die Inquisition im Fall Galilei Recht hatte
Sehr schön ist ein Vorwurf, der von beiden Artikeln erhoben wird: Galilei hätte das Fernrohr geklaut.
Zitat: | Der Schwindel
Wer weiß, welcher Teufel Galileo Galilei geritten, als er 1610 aufs Deckblatt seines Sternenboten drucken ließ, darin befänden sich große Sensationen, beobachtet durch ein "neulich von ihm erfundenes Fernrohr" - "perspicilli nuper a se reperti". Das ist fast noch dreister als die Vorgehensweise des Alexander Graham Bell [...]
Ganze zwei Jahre bevor Galilei seinen Schwindel auf den Titel der 550 Exemplare des 30 Blatt starken "Sidereus Nuncius" setzte, wurden Fernrohre auf der Frankfurter Messe bereits im Dutzend feilgeboten. |
Bevor sich das zu einer Legende entwickelt, hier was GG selbst dazu im Sternenboten schreibt:
Zitat: | Vor ungefähr zehn Monaten kam uns das Gerücht zu Ohren, von einem Mann aus Flandern sei ein Sehglas konstruiert worden, mit dessen Hilfe man sichtbare Gegenstände, auch wenn sie ziemlich weit vom Auge des Betrachters entfernt sind, so klar sehe, als seien sie in der Nähe; und es wurde über einige Proben seiner wahrhaft wunderbaren Wirkung berichtet, an die die einen glaubten und die anderen nicht. [...] das war schließlich der Anlaß, daß ich mich ganz dem Erforschen der Grundlagen und dem Ersinnen der Mittel zuwandte, durch die ich zur Erfindung eines ähnlichen Instruments gelangen konnte, [...]
(zitiert nach Hamel - Geschichte der Astronomie) |
_________________ "There are two hard things in computer science: cache invalidation, naming things, and off-by-one errors."
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Schlumpf auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 17.11.2007 Beiträge: 2572
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(#1902813) Verfasst am: 16.02.2014, 19:48 Titel: |
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smallie hat folgendes geschrieben: | In der Lokalzeitung gab's dieses Wochenende einen Zweiseiter zu Galileo Galilei.
GG wird darin durch die Blume als intriganter und skrupelloser Zeitgenosse dargestellt.
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Die Mittelbayerische ist in der Oberpfalz und Niederbayern verbreitet. Ich lese den Neuen Tag aus Weiden, ein benachbartes, ähnliches Provinzblatt. Man hat manchmal den Eindruck, ein zweites Bistumsblatt vor Augen zu haben.
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Religionskritik-Wiesbaden homo est creator Dei
Anmeldungsdatum: 04.11.2008 Beiträge: 10333
Wohnort: Wiesbaden
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(#1902865) Verfasst am: 16.02.2014, 23:47 Titel: PNP |
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Schlumpf hat folgendes geschrieben: | smallie hat folgendes geschrieben: | In der Lokalzeitung gab's dieses Wochenende einen Zweiseiter zu Galileo Galilei.
GG wird darin durch die Blume als intriganter und skrupelloser Zeitgenosse dargestellt.
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Die Mittelbayerische ist in der Oberpfalz und Niederbayern verbreitet. Ich lese den Neuen Tag aus Weiden, ein benachbartes, ähnliches Provinzblatt. Man hat manchmal den Eindruck, ein zweites Bistumsblatt vor Augen zu haben. |
In Passau und bei uns in der Bib via Zeitschriftendatenbank bin ich auf die Passauer Neue Presse gestoßen - selten etwas so spießig 'rechts-konservatives' gelesen.
Sie scheint aber auch überregional wahrgenommen zu werden - da ich sie schon ein paar mal im DLF bei der Presse hörte.
_________________ Derzeit ohne Untertitel
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Naastika RL rulez<->auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 23.11.2003 Beiträge: 6100
Wohnort: an der Fütterungsstelle der Eichhörnchen
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(#1902964) Verfasst am: 17.02.2014, 13:24 Titel: |
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Da bin ich echt baff...
Da sieht man wieder, dass die Christen die GG-Sache immer noch nicht verarbeitet hat.
Die Welt titelt "Eifrig, skrupellos, verwildert. Als Märtyrer der modernen Geistesfreiheit wird Galileo Galilei noch heute gefeiert. Dabei ziehen zahlreiche Forscher eine Linie von dem Florentiner Gelehrten bis zum Bau der Atombombe."
Ja, und zum Bau der Klospülung, und des MP3-Players... Und überhaupt, das mit dem Feuer, da hätten die Menschen gleich die Finger von lassen sollen....
In der Wochenendausgabe der Berliner Zeitung dagegen gab es einen lehrreichen zweiseitigen Artikel (online nicht auffindbar..), der mich zum Geburtstags-Post inspiriert hat. Selbst einer übeschiessenden Intellektualltät nicht gerade verdächtige Berliner Morgenpost widmete ihm einen Artikel.
Naja, ist ja auch die Hauptstadt der Atheisten....
edit: *stirngegenwandtutdochweh*
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katholisch Benedikt XVI: Respekt! Franziskus: alles Gute!
Anmeldungsdatum: 12.08.2005 Beiträge: 2351
Wohnort: Marktl
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(#1903090) Verfasst am: 17.02.2014, 20:08 Titel: |
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gibt jetzt ganz viele Dokus darüber. Irgendwie haben sich Kepler und Galileo auch gekannt, aber nie getroffen. Der eine hat den anderen bewundert, der andere war eher skeptisch. (ich hab mir aber nicht gemerkt, wer wer diesbezüglich ist.); Gemerkt hab ich mir aber dass Gallileo in Venedigt lange Zeit gewohnt hätte (und das wäre sehr freizügig gewesen un er hätte eine Freundin gehabt, die aber zu wenig Geld gehabt hätte)) und Kepler in Graz an der Uni vorgetragen hätte (dort wäre es sittenenstrenger zugegangen, er hätte eine junge Witwe mit sehr guten finanziellen Verhältnissen geheirtatet); gibt jetzt wie gesagt eine Menge Dokus drüber....muss mir eine mal ganz ansehen....
_________________ Grüß euch Gott - alle miteinander!
r.-k. und
gemeiner Feld-, Wald- und Wiesenchrist
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smallie resistent!?
Anmeldungsdatum: 02.04.2010 Beiträge: 3726
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(#1903505) Verfasst am: 18.02.2014, 22:10 Titel: |
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Schlumpf hat folgendes geschrieben: | Die Mittelbayerische ist in der Oberpfalz und Niederbayern verbreitet. Ich lese den Neuen Tag aus Weiden, ein benachbartes, ähnliches Provinzblatt. Man hat manchmal den Eindruck, ein zweites Bistumsblatt vor Augen zu haben. |
Das. Und bei der Mittelbayerischen kommt noch hinzu, daß man Hausblatt des Alt-Papstes ist.
Religionskritik-Wiesbaden hat folgendes geschrieben: | In Passau und bei uns in der Bib via Zeitschriftendatenbank bin ich auf die Passauer Neue Presse gestoßen - selten etwas so spießig 'rechts-konservatives' gelesen.
Sie scheint aber auch überregional wahrgenommen zu werden - da ich sie schon ein paar mal im DLF bei der Presse hörte. |
Ja, PNP kann einem manchmal den Blutdruck hochtreiben.
Erstaunlich. Wäre auch für's Journalistensterben brauchbar.
All diese Kritiken nutzen die gleichen Argumente.
1) Galilei war ein Narr, weil er Gezeiten durch die Drehung der Erde erklären wollte.
Zitat: | Es hatte lange gedauert, bis die heilige Inquisition Galileo Galilei zum Widerruf verurteilte. Erst am 22. Juni 1633 musste er seiner, wie es hieß, Irrlehre abschwören, dass die Sonne die stehende Mitte des Universums sei (was sich in seinen Augen etwa auch durch das Vor und Zurück von Ebbe und Flut im Gezeitenwechsel empirisch beweisen ließe). |
2) Galilei habe nur eine Idee vorgebracht, die von Kopernikus stammt. Ein alter Hut also. Galilei sei bedeutungslos.
Zitat: | Schon 1507 hatte Nikolaus Kopernikus im Ermland an der Ostsee die Hypothese aufgestellt, dass "die Erde sich nicht um die Sonne dreht, sondern umgekehrt" und dergleichen mehr. Die Behauptung konnte einiges besser erklären als die alte Hypothese des Ptolemaios, für den die Erde im Zentrum des Universums liegt (wofür dem Augenschein nach ja auch einiges spricht).
Im spanischen Salamanca wurde jedenfalls seit 1561 schon das eine wie das andere Weltbild gelehrt. |
Leider wird nicht erwähnt, daß Kopernikus' Werk 1616 auf den Index gesetzt wurde. Daran war sicher Gelileis Ketzerei schuld.
3) Galilei befand sich im wissenschaftlichen Irrtum. Seine Beobachtungen konnten das Heliozentrische System nicht beweisen, dazu braucht es eine Messung der Ortsveränderung von Fixsternen während des Laufs der Erde um die Sonne.
Zitat: | Doch weder das eine noch das andere ließ sich damals oder auch im Jahr 1633 schon wissenschaftlich beweisen. Bis zu einem solchen Beweis aber, hielt die Inquisition Galilei vor, müsse auch er ein wenig selbstkritischer und skeptischer mit seinen Thesen sein.
Davon wollte der schillernde Gelehrte nichts wissen. Es war ihm auch egal, was die Bibel dazu sagte und welche Wirkung seine umstürzende Entdeckung auf die einfachen Leute haben mochte. Luther und Calvin hatten sich schon über die Anmaßung des Kopernikus empört, der vor Galilei ähnlichen Unfug behauptet hatte. |
Steht da wirklich, Kopernikus hat Unfug behauptet? Das müßte eigentlich in indirekter Rede stehe, sonst macht der Autor sich die Behauptung zu eigen.
4) Galilei befand sich im wissenschaftlichen Irrtum. Behauptungen können nie bewiesen, sondern nur widerlegt werden.
Zitat: | Zweitens hatte die Inquisition mit ihrem Urteil gegen Galilei recht und nicht umgekehrt. Diese Erkenntnis ist nicht neu. Kardinal Robert Bellarmin, den höchst barmherzigen Gegenspieler Galileis in der Inquisition, erfüllte nämlich schon im 17. Jahrhundert das moderne Ideal der Wissenschaft des 21. Jahrhunderts, dass jede wissenschaftliche Behauptung nur Hypothese sein darf.
Karl Popper hat die Erkenntnis erst 1934 in seiner "Logik der Forschung" klassisch ausformuliert. Davon wollte Galileo Galilei hingegen zu seiner Zeit überhaupt nichts wissen. Er sah in jedem Gedanken, der ihm durchs Hirn schoss, nichts als die pure Wahrheit für alle Zeiten, auch wenn sie noch so abstrus war. Hypothetisch konnte er seine Erkenntnisse niemals begreifen. |
Ich kann mir schon denken, warum Galileo Galilei so schlecht wegkam. Im Gegensatz zu Kopernikus konnte Galilei sagen: "Ich habe gesehen".
Und er hat einiges Unpassende gesehen. Berge auf dem Mond - wo doch die Objekte der Himmelssphäre als perfekte Körper gesehen wurden. Flecken auf der Sonne, obwohl die als göttlich rein gesehen wurde. Venusphasen, die so im ptolemäischen System nicht auftreten können. Und Monde, die sich um den Jupiter drehten, so wie die Erde um die Sonne.
Das Allerschlimmste: jeder konnte, wenn er nur ein Fernrohr hatte, Galileis Beobachtungen nachvollziehen.
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