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Ralf Rudolfy Auf eigenen Wunsch deaktiviert.
Anmeldungsdatum: 11.12.2003 Beiträge: 26674
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(#1422483) Verfasst am: 26.01.2010, 16:34 Titel: |
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Noseman hat folgendes geschrieben: | Du übertreibst. Zwischen einem Lebensstil mit "Zwei-Zimmer-Sozialwohnung" und einem mit dem Verbrauch von 99 Millionen Euronen gibt es ja wohl genug Zwischentöne.Um 99 Millionen zu verballern müsste man verdammt viel shoppen gehen oder sich dauernd protzige Luxusobjekte wie Yachten kaufen. Mir wäre das zu anstrengend und zu lächerlich.
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Und mit der Zeit wäre es öde und langweilig. Auch dem Milliardär wird der Hummer irgendwann zum Halse raushängen, wenn er ihn jeden Tag hat.
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sehr gut dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 05.08.2007 Beiträge: 14852
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(#1422485) Verfasst am: 26.01.2010, 16:35 Titel: |
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Noseman hat folgendes geschrieben: | Rasmus hat folgendes geschrieben: | Das glaube ich nicht.
Stell Dir vor, Du wärst Bill Gates. Ich kann mir vorstellen, dass der einfach gerne tut, was er da macht, und das viele Geld was er noch hinzubekommt lediglich eine Möglichkeit it, seinen Erfolg noch irgendwie zu bewerten. |
Na eben! Warum hat der Mann es denn nötig, etwas zu machen, was ihm keinen Spaß macht, nur um seinen "Erfolg" noch bewerten zu können? |
Von welchem "Erfolg" redet ihr? Der Mann ist durch eine Firma materiell reich geworden die einen Ruf hat ähnlich dem der Firma Monsanto, die weltweit angeklagt wurde.
Und das völlig überteuerte Produkt (Gewinnspanne >80% ?) welches diese Kohle gab, brachte Leute weltweit zur Verzweiflung.
Ist das Erfolg?
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#1422486) Verfasst am: 26.01.2010, 16:41 Titel: |
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sehr gut hat folgendes geschrieben: | Noseman hat folgendes geschrieben: | Rasmus hat folgendes geschrieben: | Das glaube ich nicht.
Stell Dir vor, Du wärst Bill Gates. Ich kann mir vorstellen, dass der einfach gerne tut, was er da macht, und das viele Geld was er noch hinzubekommt lediglich eine Möglichkeit it, seinen Erfolg noch irgendwie zu bewerten. |
Na eben! Warum hat der Mann es denn nötig, etwas zu machen, was ihm keinen Spaß macht, nur um seinen "Erfolg" noch bewerten zu können? |
Von welchem "Erfolg" redet ihr? Der Mann ist durch eine Firma materiell reich geworden die einen Ruf hat ähnlich dem der Firma Monsanto, die weltweit angeklagt wurde.
Und das völlig überteuerte Produkt (Gewinnspanne >80% ?) welches diese Kohle gab, brachte Leute weltweit zur Verzweiflung.
Ist das Erfolg? |
Die moralische Bewertung ist doch unerheblich und muss aussen vor bleiben, wenn man die Größe des Erfolg beurteilt. Oder wie will man sich sonst drüber unterhalten, ob die katholische Kirche, Hitler, Stalin und Dschinghis Khan erfolgreich waren?
Allerdings spielt diese Ebene natürlich auch eine Rolle. Wenn ich auf unmoralischem Weg reich geworden wäre, könnte es ja sein, dass mich ein schlechtes Gewissen belastet und somit meiner Lebensqualität abträglich wäre.
Ein weiterer Grund nicht zu extrem den schnöden Mammon hinterherzujagen.
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Ralf Rudolfy Auf eigenen Wunsch deaktiviert.
Anmeldungsdatum: 11.12.2003 Beiträge: 26674
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(#1422487) Verfasst am: 26.01.2010, 16:43 Titel: |
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Noseman hat folgendes geschrieben: |
Ein weiterer Grund nicht zu extrem den schnöden Mammon hinterherzujagen. |
Die Angst, die ich davor haben müßte, daß andere es nur auf meinem Mammon abgesehen haben, fände ich in puncto Lebensqualität auch nicht so prickelnd.
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#1422490) Verfasst am: 26.01.2010, 16:46 Titel: |
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Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben: | Noseman hat folgendes geschrieben: |
Ein weiterer Grund nicht zu extrem den schnöden Mammon hinterherzujagen. |
Die Angst, die ich davor haben müßte, daß andere es nur auf meinem Mammon abgesehen haben, fände ich in puncto Lebensqualität auch nicht so prickelnd. |
Achja, das kommt ja auch noch hinzu.
Nö, also ständig in Angst um Kinder, Partner und mich selbst zu sein wären mir definitiv keine Millionen wert.
Die spinnen, die Multimillionäre
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vrolijke Bekennender Pantheist

Anmeldungsdatum: 15.03.2007 Beiträge: 46732
Wohnort: Stuttgart
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(#1422502) Verfasst am: 26.01.2010, 17:19 Titel: |
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Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben: | Noseman hat folgendes geschrieben: |
Ein weiterer Grund nicht zu extrem den schnöden Mammon hinterherzujagen. |
Die Angst, die ich davor haben müßte, daß andere es nur auf meinem Mammon abgesehen haben, fände ich in puncto Lebensqualität auch nicht so prickelnd. |
Jeden neuen Freund, den Du kennenlernst, Jeder Frau die Dich anlacht, muß in Zweifel gezogen werden. Kein schönes Gefühl.
_________________ Glück ist kein Geschenk der Götter; es ist die Frucht der inneren Einstellung.
Erich Fromm
Sich stets als unschuldiges Opfer äußerer Umstände oder anderer Menschen anzusehen ist die perfekte Strategie für lebenslanges Unglücklichsein.
Grenzen geben einem die Illusion, das Böse kommt von draußen
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Rudolf registrierter User
Anmeldungsdatum: 19.01.2004 Beiträge: 1460
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(#1422537) Verfasst am: 26.01.2010, 18:24 Titel: |
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Der Fuchs und die Trauben?
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pera auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 01.07.2009 Beiträge: 4256
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(#1422563) Verfasst am: 26.01.2010, 19:09 Titel: |
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Irgendwas habe ich wohl nicht mitbekommen, ich war der Ansicht in diesem Thread ginge es um das Besondere, das wovon jeder glaubt, dass es ihn abhebt von den Anderen.Viele Beiträge gehen darum, ob eine Menge Geld zu besitzen etwas Besonderes sei. Ja, Bill Gates, besitzt sehr viel, aber das ist doch nicht das was ihn besonders macht.
Sondern seine Fähigkeiten, die in in die Lage versetzt haben soviel Geld anzuhäufen.
Ein Beispiel:
Es gibt und gab Künstler, Maler etwa, der eine mit materiellem Erfolg, der andere nicht. Deshalb ist Van Gogh dennoch ganz sicher "etwas Besonderes", auch wenn er kaum etwas mit seiner Kunst verdient hat.
Ach, ich weiss auch nicht, die Einstellung: "Ich bin so toll weil ich reich bin." Also hallo, das ist doch einfach nur dumm.
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fenriswolf Das Ende ist nah !
Anmeldungsdatum: 23.08.2003 Beiträge: 376
Wohnort: Celle
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(#1422569) Verfasst am: 26.01.2010, 19:15 Titel: |
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Rudolf schrieb :
Zitat: | Der Mensch sehnt sich danach, etwas Besonderes zu sein. Dazu ist es notwendig, dass seine Kriterien für die Zuerkennung eines derartigen Status und diverse selbstattributierte Eigenschaften oder auch Fähigkeiten zusammenpassen.
Wenn man ihm diese seine Grundlage seiner Besonderheit abspricht, reagiert er gekränkt, und wenn man sie lobend anerkennt, freut er sich.
Dieser stark emotionale Umgang erscheint jedoch relativ lächerlich, wenn man versucht, aufzuzählen, woran Menschen ihre Besonderheit messen. Nämlich in der Regel an allem, was dazu herangezogen werden kann. Das bedeutet, jeder Mensch ist etwas Besonderes, nur eben jeder auf seine ganz spezielle Art und Weise, nämlich eben jener, zu der er vor sich selbst glaubwürdig fähig ist. |
Einer meiner Lieblingsgelehrten , Jared Diamond , hat sich mit dieser Frage in leicht abgewandelter Form beschäftigt. Der Frage, warum Menschen nach Dingen wie Macht, Ruhm und Reichtum streben, warum sie sich scheinbar schädliche Dinge antun und mit Ihren eigenen Ressourcen verschwenderisch umgehen ( z.B. Kunst schaffen ). Menschliches Verhalten muß sich seiner Meinung nach ebenso mit evolutionären Erfordernissen begründen lassen, wie es selbstverständlich bei anderen Tieren auch getan wird.
Zur Veranschaulichung schildert er im Buch 'Der dritte Schimpanse' das Verhalten einer Vogelart , ich glaube auf Papua-Neuguinea , die sehr aufwendige Nesthäuser bauen und diese dann farblich einheitlich ausschmücken, beispielsweise mit ausschließlich blauen Gegenständen , Früchten und Blüten. Diese Dinge müssen mitunter weiträumig herangeschafft werden. Die Beschaffung ist gefährlich und kraftverschwendend. Diamond erklärt sich dieses Verhalten, das für Tiere im Daseinskampf ja eigentlich unbrauchbare Schaffen von Schönheit und Kunst, mit der Zurschaustellung von körperlicher Tüchtigkeit. Verschwenderisches Verhalten signalisiert dem Weibchen eine beim Mächen im Übermaß vorhandene Gesundheit.
Im Werben um die Aufmerksamkeit von Frauen ist es also geboten Aufmerksamkeit zu erregen. Ich denke da gerade aktuell an Tiger Woods. Tiger Woods der Versicherungsvertreter hätte wohl bei weitem nicht den gleichen Zugang zu attraktiven Frauen wie eben Tiger Woods der Golfspieler. Prominenz, Vermögen und Erfolg sind halt 1a Lockmittel. Kultur und Erziehung überdecken natürlich so einiges an evolutionär begründetem Verhalten, welches bei anderen Tieren einfach offensichtlicher ist, aber ich denke auch, daß da im Kern was dran ist. Balz- und Imponiergehabe gehört zur natürlichen Grundausstattung von vielen Tierarten, dazu gehört dann auch der Mensch.
Verhaltensweisen für efogreiche Reproduktionsstratgien können ja auch über die sexuell aktive Phase erhalten bleiben, auch wenn diese ihren eigentlichen Zweck erfüllt haben. Grundausstattung eben. Wobei bei Männern das Ende der Zeugungsfähigkeit nicht so richtig existiert.
_________________ Gott ißt Brot.
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Marcellinus Outsider
Anmeldungsdatum: 27.05.2009 Beiträge: 7429
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(#1422649) Verfasst am: 26.01.2010, 20:16 Titel: |
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Jared Diamond scheint nicht uninteressant zu sein, nur habe ich ein grundsätzliches Problem mit dem Versuch, menschliches Verhalten soziobiologisch zu erklären. Sein Ansatz, von Umweltfaktoren, vor allem geografischen, auszugehen, ist das schon ein Schritt in eine andere Richtung, nur ignoriert es völlig die Eigendynamik von menschlichen Gesellschaften. Ein Ersatz für eine historische-sozialwissenschaftliche Untersuchung ist es nicht.
_________________ "Mangel an historischem Sinn ist der Erbfehler aller Philosophen ... Alles aber ist geworden;
es gibt keine ewigen Tatsachen: sowie es keine absoluten Wahrheiten gibt."
Friedrich Nietzsche
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AgentProvocateur registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.01.2005 Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin
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(#1422656) Verfasst am: 26.01.2010, 20:24 Titel: |
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fenriswolf hat folgendes geschrieben: | Einer meiner Lieblingsgelehrten , Jared Diamond , hat sich mit dieser Frage in leicht abgewandelter Form beschäftigt. Der Frage, warum Menschen nach Dingen wie Macht, Ruhm und Reichtum streben, warum sie sich scheinbar schädliche Dinge antun und mit Ihren eigenen Ressourcen verschwenderisch umgehen ( z.B. Kunst schaffen ). Menschliches Verhalten muß sich seiner Meinung nach ebenso mit evolutionären Erfordernissen begründen lassen, wie es selbstverständlich bei anderen Tieren auch getan wird. |
Selbstverständlich. Das muss.
Warum wird jemand Künstler? Weil er mit den Weibern ins Bett will.
Warum wird jemand Künstlerin? Weil sie mit den Weibern ins Bett will.
Warum macht eine Frau Karriere? Weil sie mit den Weibern ins Bett will.
Warum zeigt eine Frau verschwenderisches Verhalten? Weil sie mit den Weibern ins Bett will.
Warum ist jemand religiös? Weil sie/er mit den Weibern ins Bett will.
Warum begeht jemand Suizid? Weil sie/er mit den Weibern ins Bett will.
Logisch und muss ja auch.
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Ahriman Tattergreis
Anmeldungsdatum: 31.03.2006 Beiträge: 17976
Wohnort: 89250 Senden
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(#1422697) Verfasst am: 26.01.2010, 20:54 Titel: |
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deirfloo hat folgendes geschrieben: | Niemand sagt von sich selbst, dumm zu sein. |
Nicht unbedingt. Manchmal ist der Lehrsatz: "Stell dich dumm und du fühlst dich schlau." durchaus nützlich.
Mindestens aber sollte man die Fähigkeit haben, das zu sich selbst sagen zu können. Es trifft nämlich immer zu.
_________________ ...und suche mich nicht in der Unterführung...
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Zumsel registrierter User
Anmeldungsdatum: 08.03.2005 Beiträge: 4667
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(#1422935) Verfasst am: 27.01.2010, 10:30 Titel: |
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Rudolf hat folgendes geschrieben: | Der Fuchs und die Trauben? |
DAS wäre ja nicht weiter schlimm. Problematisch wird's vor allem, wenn eine breite Masse einem ähnlich dekadenten Leben im Kleinen frönt, wie sie es von der Elite als erstrebenswert vorgelebt bekommt, mit den bekannten Folgen: Massenmotorisierung, Massentourismus usw., wenn der Spießer also versucht, bewusst oder unbewusst, auf Kosten anderer und der Umwelt den ersehnten Lebensstil in kleinerem Maßstab zu imitieren.
Da kann man dann beinahe den Wunsch nach einer aristokratischen Gesellschaft verstehen, in der mit der Zugehörigkeit zur oberen Gesellschaftsschicht auch entsprechende Erziehung verbunden ist und die beispielgebenden Eliten sich entsprechend verhalten. Demokratischer und auch wirkungsvoller wäre es freilich, gleich die Plebs entsprechend zu bilden und also zu einem vernünftigen und umsichtigen Leben anzuhalten.
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Chinasky dirty ol' man
Anmeldungsdatum: 27.03.2006 Beiträge: 1264
Wohnort: Hoher Norden
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(#1423252) Verfasst am: 27.01.2010, 19:59 Titel: |
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Ahriman hat folgendes geschrieben: | Manchmal ist der Lehrsatz: "Stell dich dumm und du fühlst dich schlau." durchaus nützlich. |
Erinnert mich an ein Tucholsky-Zitat, daß der Vorteil am Klug-sein darin bestehe, sich dumm stellen zu können, was umgekehrt nicht funktioniere... Bei Dir geht's um das Fühlen - wann fühle ich mich schlau? Scheinbar kann auch der Dumme sich noch schlau fühlen, indem er sich noch dümmer stellt, als er's eh schon ist... Das Dumm-Stellen dürfte ihm darüberhinaus noch recht einfach von der Hand gehen, d.h. er kann sich mit viel weniger Aufwand als ein Schlauer dumm stellen und dadurch schlau fühlen. Kompliziert, das Ganze...
Zum Thema, warum man sich besonders fühlen will - da gibt's doch außer der schon erwähnten evolutionsbiologischen sicherlich auch eine psychologische Erklärung, oder? Hat es nicht schon das Kind nötig, sich als unterschiedlich zu seiner Umgebung zu erkennen, um mit dieser überhaupt erfolgreich interagieren zu können? "Ich bin anders als Mutti." - diese Erfahrung macht das Kind, wenn ihm zum ersten Mal trotz dringenden Hungergefühls kein "Andock-Interface" (Bezeichnung einer befreundeten gerade frisch gebackenen Mutter) hingehalten wird.
Es geht also meiner Vermutung nach um Identität - je stärker ich mich von den Mitmenschen unterscheide, desto einfacher ist es für mich gefühlsmäßig, sie als (manipulierbare) Umwelt-Objekte zu betrachten. Desto schärfer kann ich auch meine Interessen von den ihren differenzieren.
Vielleicht wäre es auch interessant, sich im thematischen Zusammenhang die Renaissance näher zu betrachten, in welcher ja der landläufigen Lehrmeinung entsprechend das Individuum einen zunehmend höheren Stellenwert bekam im Vergleich zum Mittelalter (ich kenne das vor allem aus der Kunst, wo zunehmend Werke signier wurden etc.).
Vielleicht ist das Bedürfnis, besonders zu sein (bzw. sich so zu fühlen) auch nicht historisch zu allen Zeiten gleich dominant gewesen? Man müßte vielleicht mal mit Leuten reden, die in Gesellschaften, in welchen das Kollektivinteresse regelmäßig über dem Individualinteresse rangiert, glücklicher sind/waren als in unserer Gesellschaft, in der soviel Wert auf Individualität gelegt wird. Immerhin gibt's auch auch Vorteile dadurch, in einem Kollektiv "mitzuschwimmen", nicht herauszuragen (weil die Köpfe, die herausragen, bsonders leicht der Sense zum Opfer fallen ), im Takt und Gleichklang der Masse zu schwingen.
Ein anderer Gedanke, der mir gerade unvermittelt einfällt: Könnte es sich bei dem Bedürfnis, sich als jemand Besonderer zu fühlen, auch um das Bedürfnis handeln, sich selbst Sonderrechte anzumaßen, und dies gegenüber dem "Über-Ich" legitimieren zu können? Wenn mein Gerechtigkeitsgefühl mir sagt: Alles sollten ein gleich großes Stück Kuchen bekommen, meine Gier aber gern ein größeres Stück hätte - dann muß die Gier das irgendwie begründen, bzw. sie muß begründen, warum die Behauptung, daß alle ein gleich großes Stück bekommen sollten, falsch sei. Wann ist die Behauptung falsch? Dann, wenn davon ausgegangen wird, daß nicht alle Leute gleich seien und sich dementsprechend auch nicht aus der Gleichheit gleiche Rechte ableiten lassen.
Der kleine FDP-Mann in uns flüstert es uns also in's Ohr: "Du bist was Besonderes, daher gelten nicht alle Regeln uneingeschränkt für dich!"
Überhaupt läßt sich innerlich leicht aus dem Gefühl der Besonderheit das Gefühl ableiten, man verhalte sich legitim, selbst wenn man die für andere geltenden Regeln mißachtet. Diese Logik ist ja schon vor Langem beispielsweise von Dostojewski an seinem Raskolnikov dramatisch-fiktiv durchexerziert worden...
_________________ Still confused - but on a higher level.
Mein Zeugs auf deviantart
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Standpunkt registrierter User
Anmeldungsdatum: 22.12.2009 Beiträge: 195
Wohnort: Chattischer Bibelgürtel
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(#1423352) Verfasst am: 27.01.2010, 22:37 Titel: |
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Chinasky hat folgendes geschrieben: |
Der kleine FDP-Mann in uns flüstert es uns also in's Ohr: "Du bist was Besonderes, daher gelten nicht alle Regeln uneingeschränkt für dich!"
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Genau! Was schert mich das BGB. Für einen besseren Besserverdienenden ist es einfach ungehörig, mit dieser spießbürgerlichen, kleinkrämerischen Paragrafenreiterei belästigt werden.
Leistung muss sich ja auch lohnen.
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deirfloo Globulisierungsgegner
Anmeldungsdatum: 26.06.2006 Beiträge: 1126
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(#1423508) Verfasst am: 28.01.2010, 12:59 Titel: |
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Chinasky hat folgendes geschrieben: | Ahriman hat folgendes geschrieben: | Manchmal ist der Lehrsatz: "Stell dich dumm und du fühlst dich schlau." durchaus nützlich. |
Erinnert mich an ein Tucholsky-Zitat, daß der Vorteil am Klug-sein darin bestehe, sich dumm stellen zu können, was umgekehrt nicht funktioniere... Bei Dir geht's um das Fühlen - wann fühle ich mich schlau? Scheinbar kann auch der Dumme sich noch schlau fühlen, indem er sich noch dümmer stellt, als er's eh schon ist... Das Dumm-Stellen dürfte ihm darüberhinaus noch recht einfach von der Hand gehen, d.h. er kann sich mit viel weniger Aufwand als ein Schlauer dumm stellen und dadurch schlau fühlen. Kompliziert, das Ganze...  | (Hervorhebung von mir)
Ich denke das Gegenteil ist der Fall: jemand der dumm ist, selbst aber davon überzeugt ist, es nicht zu sein, müsste von seinem scheinbaren Intellekt ausgehend den Dummen mimen, was wiederum eine ziemlich komplexe Denkfähigkeit erforderte, wodurch ihm dann die Dummheit nicht mehr zugesprochen werden könnte. (reichlich kompliziertes Unterfangen)
Dummheit ist ohnehin schwer definierbar und mE. nicht objektiv feststellbar (vorausgesetzt es handelt sich um gesunde Menschen).
Ahriman hat folgendes geschrieben: |
Nicht unbedingt. Manchmal ist der Lehrsatz: "Stell dich dumm und du fühlst dich schlau." durchaus nützlich.
Mindestens aber sollte man die Fähigkeit haben, das zu sich selbst sagen zu können. Es trifft nämlich immer zu.
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Und fühlst du dich jetzt schlau, weil du das zu dir selbst sagen kannst?
_________________ Skeptical scrutiny is the means, in both science and religion, by which deep thoughts can be winnowed from deep nonsense.
Carl Sagan
was ich grade höre: http://www.cantosonor.eu
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Chinasky dirty ol' man
Anmeldungsdatum: 27.03.2006 Beiträge: 1264
Wohnort: Hoher Norden
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(#1423510) Verfasst am: 28.01.2010, 13:07 Titel: |
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deirfloo hat folgendes geschrieben: |
Ich denke das Gegenteil ist der Fall: jemand der dumm ist, selbst aber davon überzeugt ist, es nicht zu sein, müsste von seinem scheinbaren Intellekt ausgehend den Dummen mimen, was wiederum eine ziemlich komplexe Denkfähigkeit erforderte, wodurch ihm dann die Dummheit nicht mehr zugesprochen werden könnte. |
Du meinst also, wenn ein Dummer versuchen würde, sich dumm zu stellen (mit der Intention, sich dadurch schlauer zu fühlen), würde das nach außen hin nicht überzeugend wirken - und man hielte ihn für einen Schlauen, der sich schlecht (d.h. durchschaubar) dumm zu stellen versucht? Also würde er nach außen hin ja den Eindruck eines Schlauen machen? Da er aber aus der Binnenperspektive eh nicht dumm erschiene (denn es ist ja Merkmal der Dummheit, daß sie von ihrem "Wirt" nicht bemerkt wird ), würde sich für ihn wenig ändern: Er bildete sich ein, schlau zu sein, aber dumm zu tun. Das Dumm-Tun würde ihm leicht fallen - da es ja in seiner Natur liegt - aber ihm käme das Leichtfallen so vor, als resultierte es aus seiner immensen Klugheit, die es ihm ermögliche, sich spielend leicht dumm zu stellen...
Oder, um's kurz auf unseren gemeinsamen Nenner zu bringen: kompliziert, das Ganze!
_________________ Still confused - but on a higher level.
Mein Zeugs auf deviantart
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deirfloo Globulisierungsgegner
Anmeldungsdatum: 26.06.2006 Beiträge: 1126
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(#1423515) Verfasst am: 28.01.2010, 13:22 Titel: |
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Chinasky hat folgendes geschrieben: | deirfloo hat folgendes geschrieben: |
Ich denke das Gegenteil ist der Fall: jemand der dumm ist, selbst aber davon überzeugt ist, es nicht zu sein, müsste von seinem scheinbaren Intellekt ausgehend den Dummen mimen, was wiederum eine ziemlich komplexe Denkfähigkeit erforderte, wodurch ihm dann die Dummheit nicht mehr zugesprochen werden könnte. |
Du meinst also, wenn ein Dummer versuchen würde, sich dumm zu stellen (mit der Intention, sich dadurch schlauer zu fühlen), würde das nach außen hin nicht überzeugend wirken - und man hielte ihn für einen Schlauen, der sich schlecht (d.h. durchschaubar) dumm zu stellen versucht? Also würde er nach außen hin ja den Eindruck eines Schlauen machen? Da er aber aus der Binnenperspektive eh nicht dumm erschiene (denn es ist ja Merkmal der Dummheit, daß sie von ihrem "Wirt" nicht bemerkt wird ), würde sich für ihn wenig ändern: Er bildete sich ein, schlau zu sein, aber dumm zu tun. Das Dumm-Tun würde ihm leicht fallen - da es ja in seiner Natur liegt - aber ihm käme das Leichtfallen so vor, als resultierte es aus seiner immensen Klugheit, die es ihm ermögliche, sich spielend leicht dumm zu stellen...
Oder, um's kurz auf unseren gemeinsamen Nenner zu bringen: kompliziert, das Ganze! |
Ja kompliziert, aber gar nicht so sehr wie es scheint, denke ich.
Das Sich-dumm-Stellen für einen Dummen ist mE eben nicht leicht, da er ja selbst meint, nicht dumm zu sein. Er müsste sich also noch dümmer stellen, da er ja sonst aus seiner Sicht gar nichts verstellt. Sich aber noch dümmer stellen ohne als Idiot dazustehen ist sicherlich schwerer, als es für einen nicht Dummen ist, sich etwas dümmer zu stellen.
In all unsren Aussagen vermischen wir aber ständig die gefühlte eigene "Nicht-Dummheit" mit einer objektiven "Dummheit" oder "Nicht-Dummheit" die wir als gegeben angenommen haben.
Da es eine solche objektive Wertung nicht gibt, stehen wir mit unseren Mutmaßungen von vornherein auf verlorenem Posten.
Dummheit ist ja keine Charaktereigenschaft, wenn schon ist sie an die Intelligenz gebunden.
Eher aber könnte man sie aus einem abweichenden Verhalten, daß man als "dumm" bezeichnen kann ableiten. Nun gibt es aber auch durchaus dummes Verhalten wegen zu hoher Intelligenz zB.: Fachidiotie. Andererseits kann man trotz niedriger Intelligenz klug handeln.
Alles sehr situationsabhängig und vor allem normabhängig.
Du hast recht: kompliziert das Ganze
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Carl Sagan
was ich grade höre: http://www.cantosonor.eu
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Chinasky dirty ol' man
Anmeldungsdatum: 27.03.2006 Beiträge: 1264
Wohnort: Hoher Norden
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(#1423521) Verfasst am: 28.01.2010, 13:31 Titel: |
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deirfloo hat folgendes geschrieben: |
Du hast recht: kompliziert das Ganze |
Siehste?! Sag ich doch! *mirganzschlauvorkomm*
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Ahriman Tattergreis
Anmeldungsdatum: 31.03.2006 Beiträge: 17976
Wohnort: 89250 Senden
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(#1423612) Verfasst am: 28.01.2010, 16:20 Titel: |
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deirfloo hat folgendes geschrieben: | Nun gibt es aber auch durchaus dummes Verhalten wegen zu hoher Intelligenz zB.: Fachidiotie. |
Du setzt wieder mal Bildung bezw. Ausbildung mit Intelligenz gleich. Das sind aber zwei verschiedene Dinge.
Zu mir sagte einmal eine Freundin: "Der Vorteil der Klugheit ist, daß man sich leicht dumm stellen kann. Umgekehrt ist das wesentlich schwieriger."
_________________ ...und suche mich nicht in der Unterführung...
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narr workingglass

Anmeldungsdatum: 02.01.2009 Beiträge: 3884
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(#1424003) Verfasst am: 29.01.2010, 01:08 Titel: |
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Ich bin weder 'besonders' reich, noch 'besonders' arm, noch bin ich 'besonders' dumm oder 'besonders' schlau, ich bin eines von derzeit ca. 6,9Milliarden Würstchen, ein sehr privilegiertes Würstchen von insgesamt... geschätzten 100Milliarden Würstchen (+/-) die bis jetzt von meiner Spezies auf der Erde rum gelaufen sind? Die Wahrscheinlichkeit, dass 'genau ich' entstehe geht gegen Null - rechnet man vom Urknall an, aber die ist für jede Ameise, jedes Blatt oder jeden Mollusk ebenfalls fast Null.
Also entweder ist Jeder und Alles 'besonders' oder Nichts.
So empfinde ich das.
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