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Will nicht zur christlichen Beerdigung meiner Angehörigen
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tridi
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Anmeldungsdatum: 21.06.2007
Beiträge: 7933

Beitrag(#1542261) Verfasst am: 18.09.2010, 22:58    Titel: Antworten mit Zitat

tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
"der christliche Glaube gibt unserem Leben Sinn"
das haett ich wohl verkraftet, wenn christen das so ueber ihr leben sagen.

die ausgiebige darstellung aber, wie schrecklich sinnlos und wertlos doch das leben dessen sei, der nicht glaube, war mir echt zuviel.

mit religionen, die von ihren glaeubigen erwarten, dass sie so negativ ueber ihre mitmenschen denken, will ich nie, nie wieder auch nur das geringste zu tun haben.

wenn der oertliche pastor mir so deutlich ins gesicht sagt, wie unwert er mein leben findet, dann setze ich keinen fuss mehr in seine kirche, und seine schaeflein koennen zelebrieren, was auch immer sie wollen, aber bitte ohne mich.

aber mal ab von diesem beleidigungsproblem - ich weiss ja, dass nicht alle christen so bescheuert sind - es gibt auch einen anderen grund, der fuer oder gegen einen besuch eines solchen trauergottesdienstes sprechen kann:

es ist naemlich die frage, wie die veranstalter (der pastor) mit den trauergaesten umgeht. respektiert man, dass es auch andersglaeubige in dem jeweiligen raum gibt, die aus glaubengruenden bestimmte religioese handlungen/zeremonien nicht mitmachen koennen, so kann man da auch als atheist wohl hingehen.

wird dagegen wie selbstverstaendlich so getan, dass alle anwesenden natuerlich dem glauben des verstorbenen / der angeblichen weit ueberwiegenden bevoelkerungsmehrheit angehoeren, dann kann man sich da ziemlich deplaziert fuehlen. das weckt auch ungute erinnerungen an die kindheit, wo man auch - den glauben einfach als selbstverstaendlich voraussetzend - in gottesdienste geschleppt wurde. da kann ich mich dann auch so unwohl fuehlen, dass es doch besser ist, einem solchen gottesdienst fernzubleiben.

ich hatte als kind bei solchen gottesdiensten immer das problem, dass ich, wenn ich irgendwas religioeses singen oder sagen sollte, das als heuchelei empfand. und von dieser heuchelei bin ich inzwischen gluecklicherweise seit meinem austritt endgueltig ab. wenn ich nun bei einer trauerfeier auch als atheist eindeutig willkommen bin, ist das kein problem. aber wenn der typ da vorne wieder davon ausgeht, dass alle im raum glauben, und ich mach dann diese veranstaltung mit (steh mit den anderen auf / setze mich wie sie), dann seh ich zumindest nach aussen wieder wie ein christ aus, und spuere wieder dieses heuchelei-problem in mir. und das muss ich mir echt nicht mehr geben.

vielleicht sollte ich mir wirklich so einen "gottlos gluecklich"-button besorgen. damit saehe ich jedenfalls eindeutig nicht mehr nach einem christen aus.

aber wuerden mich die christen mit so einem anstecker in der kirche ueberhaupt dulden?

oder waere den christen nicht eh lieber, ich bliebe weg, wenn ich schon ihre zeremonien und gebete eh nicht mitmachen kann?
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Femina
registrierter User



Anmeldungsdatum: 24.07.2005
Beiträge: 1038

Beitrag(#1542394) Verfasst am: 19.09.2010, 01:27    Titel: Antworten mit Zitat

Ich nehme auch eher an, Rasmus, dass man den Button als Provokation deuten würde. Hingegen wir Kreuze immer noch fast überall erdulden müssen. ...
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Rasmus
entartet und notorisch gottlos - Ich bin Papst



Anmeldungsdatum: 20.05.2004
Beiträge: 17559

Beitrag(#1542417) Verfasst am: 19.09.2010, 01:53    Titel: Antworten mit Zitat

Femina hat folgendes geschrieben:
Ich nehme auch eher an, Rasmus, dass man den Button als Provokation deuten würde. Hingegen wir Kreuze immer noch fast überall erdulden müssen. ...


Ja, das würden sie.

Es sit nicht falsch, provozieren zu wollen. und wenn jemand den Button *immer* trägt, dann sollte er das auch bedenkenlos beui einer christlichen Beerdigung tun.

Wer ihn nur dazu anlegen will, der sollte wirklich noch mal darüber nachdenken, ob er der VEranstaltung nicht fernbleiben sollte.. (Eventuelle ausnahmen schließen Fälle mit ein, wo sich ein chrsitslcuihes Begräbnis nicht hat verhindern lassen,,,)

Wer sich durch so einen Button provoziert fühlt, der sollte mal darüber nachdneken, wieso das so ist. (Ich weiß ja auch, wieso das KReuz mich stört - und es istn icht weil mir jemand seine Meinung kundtut, sondern es ist weil ich diese Meingung zutiefst ablehne.)

Wenn ein Gläubiger so ehrlich ist, dass er mich und meine Meinung zutiefst ablehnt, dann habe ich damit kein großes Problem - es beruht ja auf Gegenseitigkeit und es ist gut, wenn man zu seinen Überzeugungen steht.
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Evilbert
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Anmeldungsdatum: 16.09.2003
Beiträge: 42408

Beitrag(#1542426) Verfasst am: 19.09.2010, 02:15    Titel: Antworten mit Zitat

Rasmus hat folgendes geschrieben:


Wenn ein Gläubiger so ehrlich ist, dass er mich und meine Meinung zutiefst ablehnt, dann habe ich damit kein großes Problem - es beruht ja auf Gegenseitigkeit und es ist gut, wenn man zu seinen Überzeugungen steht.


Hier sehe ich echt ein Problem. Muss ich denn immer gleich nen ganzen Menschen mit all seinen Facetten ablehnen? Kann ich nicht einfach mal nur Teile davon doof finden und ignorieren, oder ist das dann gleich automatisch Heuchlerei?

Ich find Dich echt viel zu streng in Deiner plöden Konseqenz. Du erinnerst mich manchmal an meine Lateinlehrerin; und das macht mir echt Angst. Deprimiert
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Nordseekrabbe
linker Autist



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 31152
Wohnort: Dresden

Beitrag(#1542428) Verfasst am: 19.09.2010, 02:19    Titel: Antworten mit Zitat

Woici hat folgendes geschrieben:
wenn ich auf eine beerdigung gehe, dann weil ICH für mich von diesem menschen abschied nehmen möchte.
ob und welches brimborium dieser mensch sich für seine beerdigung gewünscht hat, ist mir vollkommen schnuppe... es tut mir nicht weh, auch mal eine halbe stunde in einer kirche zu sitzen und das geseiere eines pfarrers durchs eine ohr rein und durchs andere ohr wieder hinauswehen zu lassen.

während er schwafelt, erinnere ich mich an die situationen die ich gemeinsam mit diesem menschen erlebt habe... that's it...


Japp so würde ich es auch machen.
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esme
lebt ohne schützende Gänsefüßchen.



Anmeldungsdatum: 12.06.2005
Beiträge: 5667

Beitrag(#1542516) Verfasst am: 19.09.2010, 09:56    Titel: Antworten mit Zitat

tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:

Zum zweiten Punkt: Was natürlich nicht ginge, wäre, wenn andersdenkende Trauergäste explizit beleidigt werden. In einem solchen Fall hätte ich volles Verständnis, wenn jemand nicht kommt (so derartiges schon vorher absehbar ist) oder geht (uU würde ich sogar mitgehen, auch wenn ich nicht der Betroffene wäre; allerdings habe ich derartiges auch noch nicht erlebt).


Das letztere ist unrealistisch, wenn niemand damit rechnet. Ich war mal bei einer sehr katholischen Messe bei einer Familienfeier, bei der Protestanten explizit beleidigt wurde. Mein protestantischer Onkel ist nicht rausgegangen und auch die, die prinzipiell wie du bereit gewesen wären, mitzugehen, haben nichts getan, weil alle einfach so baff waren, dass sie nicht in einem adäquaten Zeitraum zu einer Entscheidung gekommen sind.

Rasmus hat folgendes geschrieben:

Werde ich bei den gleichen Freunden zum Essen eingeladen mit den Worten "Peter kocht wieder, es gibt Lachssteaks!" dann kann ich dankend ablehnen, weil ich kenien Bock auf Lachssteaks habe, ohne dass deswegen jemand eingeschnappt sein dürfte.


Ich stimme dir zu, dass es so sein sollte, aber es ist eine Fehleinschätzung, dass in dieser Situation niemand eingeschnappt wäre. Dieses Beispiel wird also kaum funktionieren, um jemand zu überzeugen, da diejenigen, die einen Atheisten auf der beleidigenden Beerdigung sehen wollen, meist auch den Vegetarier auf der Steakparty erwarten.
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Da hat sich die Kirche beim Rückzugsgefecht noch einmal grandios verstolpert und jetzt wollen sie auch noch Haltungsnoten für die argumentative Brez'n, die sie da gerissen haben.
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Rasmus
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Anmeldungsdatum: 20.05.2004
Beiträge: 17559

Beitrag(#1542518) Verfasst am: 19.09.2010, 10:02    Titel: Antworten mit Zitat

Noseman hat folgendes geschrieben:
Rasmus hat folgendes geschrieben:


Wenn ein Gläubiger so ehrlich ist, dass er mich und meine Meinung zutiefst ablehnt, dann habe ich damit kein großes Problem - es beruht ja auf Gegenseitigkeit und es ist gut, wenn man zu seinen Überzeugungen steht.


Hier sehe ich echt ein Problem. Muss ich denn immer gleich nen ganzen Menschen mit all seinen Facetten ablehnen? Kann ich nicht einfach mal nur Teile davon doof finden und ignorieren, oder ist das dann gleich automatisch Heuchlerei?


Nein, nicht immer gleich. Und das tue ich auch nicht.

aber der Glaube ist nicht nur irgendeine Facette des Menschen, sondern notwendiger Weise Mittelpunkit des gesamten Weltbildes. Es ist schlicht was anderes, ob jemand eine Band mag die ich doof finde oder ein anderes Lieblingseis hat als ich.

Zitat:
Ich find Dich echt viel zu streng in Deiner plöden Konseqenz. Du erinnerst mich manchmal an meine Lateinlehrerin; und das macht mir echt Angst. Deprimiert


Man muss doch bitte kenie Angst vor mir haben, nur weil ich jemanden nicht leiden kann?

Frag mal einen Gläubigen was er täte, wenn sein Gott ihm auftragen würde, Dich umzubringen. Und dann sie zu, wie sich jemand windet und rumdruckst und von der Frage ablenkt.

Lies ein paar von den Beispielen aus "God is not great", in dem kleine Kinder Genozid für völlig normal halten, sofern ein Gott ihn befiehlt.

Und dann vergegenwärtige dir, dass diese Leute leider völlig normal sind und nichts weiter tun, als ein wenig zu glauben. Und wer in solchen Situationen trotz seines Glaubens anders reagiert, der ist nicht prinzipiell besser - weil er es nämlich trotzdem nicht für nötig hält oder schafft, seinen glauben abzulehnen.

"Bei jedem verdacht auf Kinderschändung wird immer gleich nach der Todesstrafe geschrien. Aber der Kirche werden weiter Mitgliedsbeiträge bezahlt." (Ich selbst, in Eifelladys signatur wiedergegeben.) -> DAS sind Kuschelchristen, in Deutschland knapp 25 Millionen davon. Fast jeder dritte Deutsche. (http://de.wikipedia.org/wiki/R%C3%B6misch-katholische_Kirche_in_Deutschland)

Ich lehne diese Leute nicht *gleich* ab, ich habe darüber nachgedacht. und ich bin zu dem Schluss gekommen, dass es sich beim Glauben nunmal um eine Relevante Facette handelt wenn es um ein Gesamturteil der PErson geht - anders als bei den ganzen widerlichen, Vanilleis fresseenden merkbefreiten REM-Fans.

Gegenfrage: ab wann ist es okay, jemanden nciht zu mögen?

wieso ist dir diese eine Facette meiner Persönlichkeit so furchtbar wichtig?
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esme
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Anmeldungsdatum: 12.06.2005
Beiträge: 5667

Beitrag(#1542534) Verfasst am: 19.09.2010, 10:56    Titel: Antworten mit Zitat

Rasmus hat folgendes geschrieben:

Und dann vergegenwärtige dir, dass diese Leute leider völlig normal sind und nichts weiter tun, als ein wenig zu glauben. Und wer in solchen Situationen trotz seines Glaubens anders reagiert, der ist nicht prinzipiell besser - weil er es nämlich trotzdem nicht für nötig hält oder schafft, seinen glauben abzulehnen.


Das Gefettete ist das, was du noch nie begründen konntest. Der Nachsatz hier begründet es nicht.
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Da hat sich die Kirche beim Rückzugsgefecht noch einmal grandios verstolpert und jetzt wollen sie auch noch Haltungsnoten für die argumentative Brez'n, die sie da gerissen haben.
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Rasmus
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Anmeldungsdatum: 20.05.2004
Beiträge: 17559

Beitrag(#1542537) Verfasst am: 19.09.2010, 11:02    Titel: Antworten mit Zitat

esme hat folgendes geschrieben:
Rasmus hat folgendes geschrieben:

Und dann vergegenwärtige dir, dass diese Leute leider völlig normal sind und nichts weiter tun, als ein wenig zu glauben. Und wer in solchen Situationen trotz seines Glaubens anders reagiert, der ist nicht prinzipiell besser - weil er es nämlich trotzdem nicht für nötig hält oder schafft, seinen glauben abzulehnen.


Das Gefettete ist das, was du noch nie begründen konntest. Der Nachsatz hier begründet es nicht.


Doch, das habe ich schon mehrfach getan, wenn auch nicht kürzlich:

Wer zufällig ein netter Gläubiger ist, der ist das nicht aus gutem Grund, sodnenr eben nur Zufällig. Der Gleiche Glauben kann aber auch ebensogut für weit weniger nette dinge herhalten. und das haltei ch für das eigentliche Problem.

aber wie gesagt: Meiner Erfahrung nach ist es ohnehin bestenfalls eine Randerscheinung, dass Leute hier klar Psotion gegen ihre Götter beziehen.
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Chinasky
dirty ol' man



Anmeldungsdatum: 27.03.2006
Beiträge: 1264
Wohnort: Hoher Norden

Beitrag(#1542549) Verfasst am: 19.09.2010, 11:29    Titel: Antworten mit Zitat

@ Rasmus: Ich finde Deine Beiträge hier unterhaltsam, herrlich konsequent in der Argumentation und erfrischend apodiktisch. Aber die Lateinlehrer-Assoziation war irgendwie treffend. Auch die lateinische Grammatik ist ja so schön unnachgiebig, das Überlesen eines einzigen Buchstabens führt gleich zu brutalen Sinnverzerrungen... Als ich eben nach einer Beschreibung Deines Argumentationsstils suchte, fiel mir "konsequentialistisch" ein. Sehr glücklich

Aber eben auch: politisch. Du machst aus einer persönlichen Sache eine politische Sache. Zwar wissen wir seit den 68ern, daß noch der Beischlaf politisch sei - aber gefühlsmäßig isses für manche anders.

Ich fand eigentlich esmes Beitrag hier am treffendsten, die auf das Verhältnis zwischen der Threaderöffnerin und ihrer Mutter zu sprechen kam. Sowie diejenigen, die darauf hinwiesen, daß Beerdigungsriten eher die Angehörigen als die Toten beträfen. Bei der Frage: "Gehe ich auf eine rituelle Feier, die nach religiöser Tradition gestaltet ist?" geht es ja für uns Atheisten immer um unser Verhältnis zu denen, die sich von uns wünschen, wir würden teilnehmen, und die unser Erscheinen/Fernbleiben dann als Botschaft verstehen können (und dazu gehören die Beerdigten nicht mehr). Seit ich im Stadtverkehr immer mehr bekopftuchte Mädels sehe, stelle ich mir immer wieder die Frage, warum mich das so stört. Mich stört nicht, daß sie an Unsinn glauben. Mich stört, daß sie signalisieren, daß sie sich von mir unterscheiden, daß sie anders sein wollen als ich.
Übertragen auf die Teilnahme an einem christlichen Beerdigungsspektakel hieße das: Wenn ich nicht teilnehme, singalisiere ich den anderen Angehörigen, daß ich nicht zu ihnen gehören will, daß ich mich von ihnen unterscheide, daß wir in Parallelgesellschaften leben. Das ist die Botschaft, die ankommt, auch, wenn es nicht in meiner Absicht liegt, der Code (meines Verhaltens, welches für andere immer auch Bedeutungsträger/Botschaftsmedium ist) möge so dechiffriert werden.

Wenn also die Mutter auf den Gedanken kommt, die Tochter könne auch ihrer eigenen Beerdigung fernbleiben - dann sehe ich hier vor allem Gesprächsbedarf zwischen Mutter und Tochter.

Irgendjemand hier im Thread (zu faul, jetzt nochmal zurückzulesen) behauptete ja, bei der Frage, ob man zu so einer Veranstaltung gehe oder nicht, gehe es nur um den Verstorbenen und einen selbst und die anderen Leute hätten hier überhaupt keine Relevanz.
Ich seh's genau umgekehrt. Beerdigungsrituale sind ja deswegen so "erfolgreich", weil Trauernde dankbar für Rituale sind die aus der Sprachlosigkeit und Erstarrung führen können. Was kann man denn beim Tod eines gelieben Menschen schon Adäquates sagen? Alles Sagbare ist doch irgendwie unangemessen läppisch. Und sofort kommt die Angst, das, was man - wessens Herz voll ist, dessen Mund geht über - von sich gebe, könne trivial, banal, beleidigend, verletzend usw. ankommen bei den anderen Trauernden. Also hält man lieber die Schnauze und ist dankbar, wenn jemand anders das Reden übernimmt. Zwar spürt man, daß auch der andere nicht wirklich die passenden Worte findet (denn angesichts des Todes gibt es nun mal keine passenden Worte), aber man guckt in's Rund der anderen Trauernden und niemand erhebt Einspruch, und dann ist es wohl "in Ordnung" so - und daß es in Ordnung ist, das hilft einem schon ein klein wenig, gibt etwas Sicherheit zurück (denn die Konfrontation mit dem Tod demonstrierte uns unsere Unsicherheit).

Entsprechend ist der Bestattungsservice der Kirchen einer, der gern in Anspruch genommen wird: Ein Ritual halt, mit den für Ritualen üblichen Vorteilen: Man weiß ungefähr, wie man sich zu verhalten hat, und diese Sicherheit beruhigt. Nicht der Quark, den der Pfaffe da am Grab oder von der Kanzel von sich gibt. Der geht nicht nur den Atheisten-Schläfern bei der Veranstaltung zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus. Auch die Gläubigen sitzen in der Veranstaltung, machen sich ihre Gedanken darüber, ob dem Verstorbenen das gerade gespielte Orgelstück wirklich gefallen hätte und dann wandern die Gedanken weiter: "Ach guck mal, der Onkel Frieder und die Tante Nelly sind auch hier. Das ist doch schön, die auch mal wieder zu sehen, wenn auch der Anlaß traurig ist... Und da hinten, sind das die Stiefkinder vom Breiten Berthold? Ist das etwa seine italienische Frau, die da neben ihm sitzt? Menschenskind, hätte einer gedacht, daß der so einen heißen Feger abbekommt...?!"

Niemand hört doch dem Pfaffen da vorn eigentlich zu - außer denen, die mit sich selbst hadern, warum in Drei-nicht-existierenden-Gottes-Namen sie sich nur breitschlagen ließen, sich so eine Vodoo-Veranstaltung anzutun, und die damit den Worten des Pfaffen eine Relevanz zukommen lassen, welche sie in den Augen der "gläubigen" Angehörigen überhaupt nicht mehr haben...

Warum nicht relaxter sein und einfach um des lieben Familienfriedens hinfahren, wissend, daß sich der ganze christlich-religiöse Hokuspokus in den nächsten paar Generationen bis zu homöopathischen Dosen ausmendeln wird?

Muß man in der Trauersituation wirklich aufrecht stehend seine Prinzipien vertreten? Wann, wenn nicht in solchen Situationen, ist Inkonsequenz dann überhaupt noch erlaubt?
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Rasmus
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Anmeldungsdatum: 20.05.2004
Beiträge: 17559

Beitrag(#1542560) Verfasst am: 19.09.2010, 12:06    Titel: Antworten mit Zitat

Chinasky hat folgendes geschrieben:
@ Rasmus: Ich finde Deine Beiträge hier unterhaltsam, herrlich konsequent in der Argumentation und erfrischend apodiktisch. Aber die Lateinlehrer-Assoziation war irgendwie treffend. Auch die lateinische Grammatik ist ja so schön unnachgiebig, das Überlesen eines einzigen Buchstabens führt gleich zu brutalen Sinnverzerrungen... Als ich eben nach einer Beschreibung Deines Argumentationsstils suchte, fiel mir "konsequentialistisch" ein. Sehr glücklich


Ich kann das leider nicht ausleben, weil ich und die zwölf anderen akzeptablen Menschen sichdann furchtbar langfweilen würden - primär auch, weil ich acht von denen nicht verstehe ...

aber wenn die umsetzung an pragmatischen Erwägugnen scheitert ist das ja noch lange kein Grund, nicht wenigstens auf enier vernünftigen gRundlage zu argumentieren.

Zitat:
Aber eben auch: politisch. Du machst aus einer persönlichen Sache eine politische Sache. Zwar wissen wir seit den 68ern, daß noch der Beischlaf politisch sei - aber gefühlsmäßig isses für manche anders.


Ja, aber gefühlsmäßig ist in einer diskussion fehl am Platz. Natürlich ist es enifacher und fühlt sich netter a, wenn ich ignoriere dass es nicht viel gibt, was den islamisitsichen Terroristen von der friedlicheren Variante senier moderaten Glaubensbrüder trennt. aber das ändert nichts daran, dass beide nicht rational handeln und es auf die Frage "was wenn Gott dir sagt, du solltest mich töten" drum so furchtbar spannende und bloßsstellende antworten gibt. Und späötestens bei der Folgefrage lässt sich kaum noch ignorieren, dass man da wenn keinen potentiellen Terroristen einfach einen mekrbefreiten Idioten vor sich stehen hat. (Das war das Stichwort fpür all jene, die mir jetzt wieder erzählen wollen , dass ich auch nicht perfekt sei und dass mein Mangel an einer klinischen Defintion von "Idiotie" was daran ändern würde, dass Leute die an Fabelwesen glauben einach nicht alle Tassen im Schrank haben.)

Zitat:
Ich fand eigentlich esmes Beitrag hier am treffendsten, die auf das Verhältnis zwischen der Threaderöffnerin und ihrer Mutter zu sprechen kam. Sowie diejenigen, die darauf hinwiesen, daß Beerdigungsriten eher die Angehörigen als die Toten beträfen.


Ich bilde mir ein, darauf durchaus eingegangen zu sein.

Zitat:
Bei der Frage: "Gehe ich auf eine rituelle Feier, die nach religiöser Tradition gestaltet ist?" geht es ja für uns Atheisten immer um unser Verhältnis zu denen, die sich von uns wünschen, wir würden teilnehmen, und die unser Erscheinen/Fernbleiben dann als Botschaft verstehen können (und dazu gehören die Beerdigten nicht mehr).


Das ist richtig. Aber ich denke, das greift schlicht zu kurz. Es ignoriert nämlich eine entscheidne Frage: Wenn die Veranstaltung für die Angehörigen da ist, wieso ist sie dann nicht *genauso* für mich wie für alle anderen? Wieso muss ausgerechnet ich mich damit abfinden, bestenfalls ignoriert zu werden?

Und die antwort lautet - mindestens - weil die Veranstaltung eben *nicht* oder zumindest *nicht nur* für die Trauernden ist, sondern auch diverse andere Zwecke verfolgt. Und das muss man nicht pauschal ignorieren.

Zitat:
eit ich im Stadtverkehr immer mehr bekopftuchte Mädels sehe, stelle ich mir immer wieder die Frage, warum mich das so stört. Mich stört nicht, daß sie an Unsinn glauben. Mich stört, daß sie signalisieren, daß sie sich von mir unterscheiden, daß sie anders sein wollen als ich.


Das ist bei mir ganz anders.

Goths und Punks und Rentern und Kindergartengruppen mit lustigen bunten Schirmmützen und Leute im Sportdress und gestylte Leutre und Tsypen wie ich, die schlimmer angezogen sind als der durchschnittliche Schlumpf signalisieren alle, wer oder was sie sind, udn inwiefern sie sich von der Masse oder vom Durchscnhitt unterscheiden. Das ist normal, in vielen Fällen durchaus spannend und normaelrweise darüber hinaus völlig egal.

aber es stört mich, wenn die Botschaft lautet: "Ich bin eine hirnlose dumme Gans" oder "meine Eltern halten es für ein wichtiges Erziehungszile, dass ichzu einer hirnlosen dummen Gans heranwachse"

Zitat:
Übertragen auf die Teilnahme an einem christlichen Beerdigungsspektakel hieße das: Wenn ich nicht teilnehme, singalisiere ich den anderen Angehörigen, daß ich nicht zu ihnen gehören will, daß ich mich von ihnen unterscheide, daß wir in Parallelgesellschaften leben.


Ja.

Und wenn Du nicht an der Beerdigung teilnehem *willst* dann stimtm das halt. Und das signal was Du sendest gibt schlicht die Wahrheit wieder. Und diese wahrheit ändert sich nicht, wenn Du dann doch mitmachst und versucht zu ignorieren, was um Dich rum passiert.

Zitat:
Das ist die Botschaft, die ankommt, auch, wenn es nicht in meiner Absicht liegt, der Code (meines Verhaltens, welches für andere immer auch Bedeutungsträger/Botschaftsmedium ist) möge so dechiffriert werden.


Ja. Nioch mehr "Ja" als gerade. Ich weiß, dass man provozieren kann ohen das zu wollen. So what?

Zitat:
Wenn also die Mutter auf den Gedanken kommt, die Tochter könne auch ihrer eigenen Beerdigung fernbleiben - dann sehe ich hier vor allem Gesprächsbedarf zwischen Mutter und Tochter.


Ich sehe da erstmal Klärungsbedarf bei der Tochter: Will ich überhaupt zur Beerdigung meinerr Mutter gehen und wenn ja, unter was für Umständen oder Bedigungen?

hioer wird imemr stillschweigend vorrausgesetzt, dass die Antwort nur lauten kann "Aber natürlich will sie." Und so lange das der Fall ist, wird auch implizit mitgeagt, dass man eignetlich natürlich auvhauf die andere Beerdigung gehen wollen sollte, und wenn man icht wollen sollte, dann sollte man zumindestens trotzdem hingehen. Wegen Respekt. Und so. Äh ....

Zitat:
Irgendjemand hier im Thread (zu faul, jetzt nochmal zurückzulesen) behauptete ja, bei der Frage, ob man zu so einer Veranstaltung gehe oder nicht, gehe es nur um den Verstorbenen und einen selbst und die anderen Leute hätten hier überhaupt keine Relevanz.


Ich habe das mit einem "für mich" gelesen, und ich halte das für eine legitime Sichtweise. sonst stellt sich wieder die Frage: Wieso ist diese Beerdigung für jeden da und für jedne gemacht, außer für mich? Wieso muss ausgerechnet ich mich zum Hampelmann von allen anderen machen?

und schlimmer: Was wollen eignetlich alle anderen? ab wann muss ich davon ausgehen, dass da ohnehin nur noch Hampelmänner anwesend sind? (Spätestens beim Gottesdienst war das dann so, weil es da streckenweise nicht mal mehr vordergründig noch um die Verstorbene ging, sondenr um Gebete und Rituale und ums aufstehen und Niederrknien.

Zitat:
Ich seh's genau umgekehrt. Beerdigungsrituale sind ja deswegen so "erfolgreich", weil Trauernde dankbar für Rituale sind die aus der Sprachlosigkeit und Erstarrung führen können.


Und wieder geht es primär um alle anderen und was die angeblich wollen....

Zitat:
Was kann man denn beim Tod eines gelieben Menschen schon Adäquates sagen?


Ich darf auf Dieter Nuhr verweisen?

Man kann auch einfach mal Fresse halten, *insbesondere dann* wenn man nichts adäquates zu sagen hat oder es schlicht nichts adäquates zu sagen gibt.

Zitat:
Alles Sagbare ist doch irgendwie unangemessen läppisch. Und sofort kommt die Angst, das, was man - wessens Herz voll ist, dessen Mund geht über - von sich gebe, könne trivial, banal, beleidigend, verletzend usw. ankommen bei den anderen Trauernden. Also hält man lieber die Schnauze und ist dankbar, wenn jemand anders das Reden übernimmt.


woher kommt die annahme, jemand müsse reden?

Und wieso istr es besser, wenn ein Fremder peinliche Werbung fpr seinen Verein macht, als wenn ich nicht ganz das richtige über Tante Inge sage?

WAS FÜR EIN SCHWACHSINN!

Zitat:
Zwar spürt man, daß auch der andere nicht wirklich die passenden Worte findet (denn angesichts des Todes gibt es nun mal keine passenden Worte), aber man guckt in's Rund der anderen Trauernden und niemand erhebt Einspruch, und dann ist es wohl "in Ordnung" so


Millionen von Fleigen könne sich nicht irren: Fresst sheiße!

Zitat:
- und daß es in Ordnung ist, das hilft einem schon ein klein wenig, gibt etwas Sicherheit zurück (denn die Konfrontation mit dem Tod demonstrierte uns unsere Unsicherheit).


Und der Pfaffe lacht sich ins Fäsutchen, weil wieder alle zu dumm oder zu feige waren ihn aus der Stadz zu treiben und weil die koleekte wieder so schön voll war.

aus der Situation heraus kann ich das verstehen - aber in der diskussion?

[quote]Entsprechend ist der Bestattungsservice der Kirchen einer, der gern in Anspruch genommen wird: Ein Ritual halt, mit den für Ritualen üblichen Vorteilen: Man weiß ungefähr, wie man sich zu verhalten hat, und diese Sicherheit beruhigt. Nicht der Quark, den der Pfaffe da am Grab oder von der Kanzel von sich gibt. Der geht nicht nur den Atheisten-Schläfern bei der Veranstaltung zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus. []/quote

aber genau das passiet ja nicht: Wir hören zu! Darum dieser Thread!

Zitat:
Auch die Gläubigen sitzen in der Veranstaltung, machen sich ihre Gedanken darüber, ob dem Verstorbenen das gerade gespielte Orgelstück wirklich gefallen hätte und dann wandern die Gedanken weiter: "Ach guck mal, der Onkel Frieder und die Tante Nelly sind auch hier. Das ist doch schön, die auch mal wieder zu sehen, wenn auch der Anlaß traurig ist... Und da hinten, sind das die Stiefkinder vom Breiten Berthold? Ist das etwa seine italienische Frau, die da neben ihm sitzt? Menschenskind, hätte einer gedacht, daß der so einen heißen Feger abbekommt...?!"


Ja: Menschen sind Idioten. Weiß ich. Aber deshalb muss mir das nnoch langen icht gefallen.

Zitat:
Niemand hört doch dem Pfaffen da vorn eigentlich zu - außer denen, die mit sich selbst hadern, warum in Drei-nicht-existierenden-Gottes-Namen sie sich nur breitschlagen ließen, sich so eine Vodoo-Veranstaltung anzutun, und die damit den Worten des Pfaffen eine Relevanz zukommen lassen, welche sie in den Augen der "gläubigen" Angehörigen überhaupt nicht mehr haben...


Haben sie aber - sonst wäre es kein Problem, wenn man der Veranstaltung fernbliebe. Genau dann bekommen sie Relevanz. um so mehr, wenn es völlig legitim ist, nicht zuzöhren, so lange man sich wie ein braver kleienr Sklave nur hisnetzt nud anwesend ist.

Zitat:
Warum nicht relaxter sein und einfach um des lieben Familienfriedens hinfahren, wissend, daß sich der ganze christlich-religiöse Hokuspokus in den nächsten paar Generationen bis zu homöopathischen Dosen ausmendeln wird?


weil er nur wegen der wenigen ausmendeln wird, die nicht hinfahren und nicht mitmachen.

Weil ich kein Hausnigger bin!

Zitat:
Muß man in der Trauersituation wirklich aufrecht stehend seine Prinzipien vertreten? Wann, wenn nicht in solchen Situationen, ist Inkonsequenz dann überhaupt noch erlaubt?


Nein, man muss nicht.

aber eigentlich sollte man.

Ich habe verstädnis dafür, wenn man es nicht tut.

Und ich habe das mehrfach so gesagtm, und ich habe geschildert, dass ich selber nicht viel anders gehandelt habe.

Aber: Es ist nicht falsch, zu seinen Prinzipien zu stehen. Genau dafür sind es Prinzipien. Und ja, diie könne und sollen manchmal wichtiger sein, als Dinge die anderne Leuten angeblich doch ohnehin überhaupt nicht wichtig sind.

Es ist nicht falsch, das richtige zu tun, aucbn wenn das andere Leute anpisst.
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Misterfritz
mini - mal



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Beitrag(#1542578) Verfasst am: 19.09.2010, 12:19    Titel: Antworten mit Zitat

Chinasky hat folgendes geschrieben:
@ Rasmus: Ich finde Deine Beiträge hier unterhaltsam, herrlich konsequent in der Argumentation und erfrischend apodiktisch. Aber die Lateinlehrer-Assoziation war irgendwie treffend. Auch die lateinische Grammatik ist ja so schön unnachgiebig, das Überlesen eines einzigen Buchstabens führt gleich zu brutalen Sinnverzerrungen... Als ich eben nach einer Beschreibung Deines Argumentationsstils suchte, fiel mir "konsequentialistisch" ein. Sehr glücklich

Aber eben auch: politisch. Du machst aus einer persönlichen Sache eine politische Sache. Zwar wissen wir seit den 68ern, daß noch der Beischlaf politisch sei - aber gefühlsmäßig isses für manche anders.

Ich fand eigentlich esmes Beitrag hier am treffendsten, die auf das Verhältnis zwischen der Threaderöffnerin und ihrer Mutter zu sprechen kam. Sowie diejenigen, die darauf hinwiesen, daß Beerdigungsriten eher die Angehörigen als die Toten beträfen. Bei der Frage: "Gehe ich auf eine rituelle Feier, die nach religiöser Tradition gestaltet ist?" geht es ja für uns Atheisten immer um unser Verhältnis zu denen, die sich von uns wünschen, wir würden teilnehmen, und die unser Erscheinen/Fernbleiben dann als Botschaft verstehen können (und dazu gehören die Beerdigten nicht mehr). Seit ich im Stadtverkehr immer mehr bekopftuchte Mädels sehe, stelle ich mir immer wieder die Frage, warum mich das so stört. Mich stört nicht, daß sie an Unsinn glauben. Mich stört, daß sie signalisieren, daß sie sich von mir unterscheiden, daß sie anders sein wollen als ich.
Übertragen auf die Teilnahme an einem christlichen Beerdigungsspektakel hieße das: Wenn ich nicht teilnehme, singalisiere ich den anderen Angehörigen, daß ich nicht zu ihnen gehören will, daß ich mich von ihnen unterscheide, daß wir in Parallelgesellschaften leben. Das ist die Botschaft, die ankommt, auch, wenn es nicht in meiner Absicht liegt, der Code (meines Verhaltens, welches für andere immer auch Bedeutungsträger/Botschaftsmedium ist) möge so dechiffriert werden.

Wenn also die Mutter auf den Gedanken kommt, die Tochter könne auch ihrer eigenen Beerdigung fernbleiben - dann sehe ich hier vor allem Gesprächsbedarf zwischen Mutter und Tochter.

Irgendjemand hier im Thread (zu faul, jetzt nochmal zurückzulesen) behauptete ja, bei der Frage, ob man zu so einer Veranstaltung gehe oder nicht, gehe es nur um den Verstorbenen und einen selbst und die anderen Leute hätten hier überhaupt keine Relevanz.
Ich seh's genau umgekehrt. Beerdigungsrituale sind ja deswegen so "erfolgreich", weil Trauernde dankbar für Rituale sind die aus der Sprachlosigkeit und Erstarrung führen können. Was kann man denn beim Tod eines gelieben Menschen schon Adäquates sagen? Alles Sagbare ist doch irgendwie unangemessen läppisch. Und sofort kommt die Angst, das, was man - wessens Herz voll ist, dessen Mund geht über - von sich gebe, könne trivial, banal, beleidigend, verletzend usw. ankommen bei den anderen Trauernden. Also hält man lieber die Schnauze und ist dankbar, wenn jemand anders das Reden übernimmt. Zwar spürt man, daß auch der andere nicht wirklich die passenden Worte findet (denn angesichts des Todes gibt es nun mal keine passenden Worte), aber man guckt in's Rund der anderen Trauernden und niemand erhebt Einspruch, und dann ist es wohl "in Ordnung" so - und daß es in Ordnung ist, das hilft einem schon ein klein wenig, gibt etwas Sicherheit zurück (denn die Konfrontation mit dem Tod demonstrierte uns unsere Unsicherheit).

Entsprechend ist der Bestattungsservice der Kirchen einer, der gern in Anspruch genommen wird: Ein Ritual halt, mit den für Ritualen üblichen Vorteilen: Man weiß ungefähr, wie man sich zu verhalten hat, und diese Sicherheit beruhigt. Nicht der Quark, den der Pfaffe da am Grab oder von der Kanzel von sich gibt. Der geht nicht nur den Atheisten-Schläfern bei der Veranstaltung zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus. Auch die Gläubigen sitzen in der Veranstaltung, machen sich ihre Gedanken darüber, ob dem Verstorbenen das gerade gespielte Orgelstück wirklich gefallen hätte und dann wandern die Gedanken weiter: "Ach guck mal, der Onkel Frieder und die Tante Nelly sind auch hier. Das ist doch schön, die auch mal wieder zu sehen, wenn auch der Anlaß traurig ist... Und da hinten, sind das die Stiefkinder vom Breiten Berthold? Ist das etwa seine italienische Frau, die da neben ihm sitzt? Menschenskind, hätte einer gedacht, daß der so einen heißen Feger abbekommt...?!"

Niemand hört doch dem Pfaffen da vorn eigentlich zu - außer denen, die mit sich selbst hadern, warum in Drei-nicht-existierenden-Gottes-Namen sie sich nur breitschlagen ließen, sich so eine Vodoo-Veranstaltung anzutun, und die damit den Worten des Pfaffen eine Relevanz zukommen lassen, welche sie in den Augen der "gläubigen" Angehörigen überhaupt nicht mehr haben...

Warum nicht relaxter sein und einfach um des lieben Familienfriedens hinfahren, wissend, daß sich der ganze christlich-religiöse Hokuspokus in den nächsten paar Generationen bis zu homöopathischen Dosen ausmendeln wird?

bravo bravo bravo

Chinasky hat folgendes geschrieben:
Muß man in der Trauersituation wirklich aufrecht stehend seine Prinzipien vertreten? Wann, wenn nicht in solchen Situationen, ist Inkonsequenz dann überhaupt noch erlaubt?
ginge es nach rasmus, gäbe es keine solche ausnahmesituation.

ich erinnere mich an eine der wenigen beerdigungen, bei denen ich bisher anwesend war. es war die katholische variante und ich sass, wie es so üblich ist für leute, die mit dem verstorbenen nicht soviel zu tun hatten, sehr weit hinten. der pfarrer sabbelte irgendwas und einer der (selbstverständlich katholischen) verwandten neben mir flüsterte: "fengh shui für alle!". alle, die das mitbekommen hatten, hatten im weiteren verlauf nur damit zu tun, nicht loszulachen. beim beerdigungs-kaffe sass dann diese gruppe zusammen und war echt fröhlich.
jedenfalls bestätigt sich für mich Chinaskys beobachtung, dass die trauergäste während der trauerrrede des pfarrers nicht unbedingt zuhören.
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Evilbert
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Beitrag(#1542580) Verfasst am: 19.09.2010, 12:19    Titel: Antworten mit Zitat

Rasmus hat folgendes geschrieben:
Noseman hat folgendes geschrieben:


Ich find Dich echt viel zu streng in Deiner plöden Konseqenz. Du erinnerst mich manchmal an meine Lateinlehrerin; und das macht mir echt Angst. Deprimiert


Man muss doch bitte kenie Angst vor mir haben, nur weil ich jemanden nicht leiden kann?



Lachen


Mißverständnis: ich habe keine Angst vor Dir, sondern um Dich. Konsequente Lateinlehrerinnen und vermutlich auch Moderatoren und Adminstratoren tendieren dazu, eher einen Herzkaspar zu kriegen.
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Rasmus
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Beitrag(#1542598) Verfasst am: 19.09.2010, 12:39    Titel: Antworten mit Zitat

Noseman hat folgendes geschrieben:
Rasmus hat folgendes geschrieben:
Noseman hat folgendes geschrieben:


Ich find Dich echt viel zu streng in Deiner plöden Konseqenz. Du erinnerst mich manchmal an meine Lateinlehrerin; und das macht mir echt Angst. Deprimiert


Man muss doch bitte kenie Angst vor mir haben, nur weil ich jemanden nicht leiden kann?



Lachen


Mißverständnis: ich habe keine Angst vor Dir, sondern um Dich. Konsequente Lateinlehrerinnen und vermutlich auch Moderatoren und Adminstratoren tendieren dazu, eher einen Herzkaspar zu kriegen.


Verwechslee nicht "Laut meine Meinung sagen" mit "sich furchtbar aufregen".

Meistens sage ich nur Dinge, die sich sonst keiner zu sagen traut, oder wo es sonstn icht schicklich ist, sie zu sagen - und die folglich die meisten Menschen nur dann sagen, wenn sie sich furchtbar aufregen und sich nicht mehr unter Kontrolle haben.
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Rasmus
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Beitrag(#1542601) Verfasst am: 19.09.2010, 12:43    Titel: Antworten mit Zitat

Misterfritz hat folgendes geschrieben:
ginge es nach rasmus, gäbe es keine solche ausnahmesituation.


Was soll der unsinnige Strohmann?

Und was soll der Seitenhieb gegne mich, wenn Du doch eigentlich schlicht deine Meinung zum Besten geben könntest?

Sag doch einfach nur, wie Du die dinge siehst, an statt mir zu unterstellen wie Du glaubst dass ich sie sehen müsste, obwohl ich mehrfach was anderes gesagt habe.

Ich schrweibe hier nun wirklich ne Menge, ich bin fast sicher, da wird sich auch jede menge mist finden lassen, ohne dass man welchen dazu erfinden muss, oder?
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Evilbert
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Beitrag(#1542603) Verfasst am: 19.09.2010, 12:43    Titel: Antworten mit Zitat

Rasmus hat folgendes geschrieben:


Verwechslee nicht "Laut meine Meinung sagen" mit "sich furchtbar aufregen".

Meistens sage ich nur Dinge, die sich sonst keiner zu sagen traut, oder wo es sonstn icht schicklich ist, sie zu sagen - und die folglich die meisten Menschen nur dann sagen, wenn sie sich furchtbar aufregen und sich nicht mehr unter Kontrolle haben.




Ich liebe es... Mit Dir würde ich gern zur Beerdigung meiner Exschwiegermutter gehen. Mr. Green

Ist leider noch nicht soweit.
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Misterfritz
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Beitrag(#1542615) Verfasst am: 19.09.2010, 12:58    Titel: Antworten mit Zitat

Rasmus hat folgendes geschrieben:
Misterfritz hat folgendes geschrieben:
ginge es nach rasmus, gäbe es keine solche ausnahmesituation.


Was soll der unsinnige Strohmann?

Und was soll der Seitenhieb gegne mich, wenn Du doch eigentlich schlicht deine Meinung zum Besten geben könntest?

Sag doch einfach nur, wie Du die dinge siehst, an statt mir zu unterstellen wie Du glaubst dass ich sie sehen müsste, obwohl ich mehrfach was anderes gesagt habe.

Ich schrweibe hier nun wirklich ne Menge, ich bin fast sicher, da wird sich auch jede menge mist finden lassen, ohne dass man welchen dazu erfinden muss, oder?

sorry,
aber im grunde habe ich gar nicht auf dich gentwortet. und warum ich es so getan habe? weil ich auf Chinaskys post geantwortet habe, auf seinen letzten absatz eingegangen bin. aber egal....
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Sanne
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Beitrag(#1542622) Verfasst am: 19.09.2010, 13:21    Titel: Antworten mit Zitat

Ich finde Beerdigungen und andere Trauerzeremonien richtig und wichtig.
Gleichzeitig habe ich Verständnis für jeden, der einer solchen Veranstaltung fern bleibt, sei es aus emotionalen oder weltanschaulichen Gründen, oder weil er eine soziale Phobie hat oder mit der Verwandtschaft sowieso zerstritten ist.

Wenn ich an einer Trauerfeier teilnehme, dann deswegen:
- Ich möchte mich an den Verstorbenen erinnern, gemeinsam mit anderen. Der Redner (egal ob Pastor oder Bestattungsunternehmer oder ein Angehöriger) erzählt vielleicht nur aus seiner Sicht oder aus einer bestimmten Sicht über das Leben des Verstorbenen, aber mir ist eh klar, daß jeder diesen Menschen anders kannte.
Beim anschließenden Leichenschmaus (und den halte ich für sehr wichtig, damit man überhaupt noch ein paar Minuten mit den anderen Trauernden zusammen ist) kann man dann noch persönliche Erinnerungen austauschen.
Es wird auch Blödsinn geredet, viel Falsches, viel subjektives -- aber das ist in manchen Kreisen eben so.
- Ich möchte von dem Verstorbenen Abschied nehmen; und so eine Beisetzung, nach welchem Ritual auch immer, ist ein Bild, das mir im Kopf bleibt, ein Schlußpunkt.
- Ich möchte mit den anderen Trauernden zusammensein.

Wenn mir weder an dem Verstorbenen, noch an der Trauergesellschaft etwas liegt, dann gehe ich nicht hin.
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Ich will das Internet doch nicht mit meinen Problemen belästigen! (Marge Simpson)
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Martha-Helene
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Anmeldungsdatum: 24.02.2010
Beiträge: 1155

Beitrag(#1542623) Verfasst am: 19.09.2010, 13:23    Titel: Antworten mit Zitat

Rasmus hat folgendes geschrieben:
Martha-Helene hat folgendes geschrieben:
Mit diesem Kirchenhass wertet man die Institution unnötig auf und es ist für einen selber nicht gut.


Genau. Immer ienfach schön die klappe halten, sonst tritt man anm Ende nioch jemandem auf die Füße, wenn sich nicht erniedrigen und beleidigne lassen will. Pillepalle

Wieso soltle ich mich in eine Veranstaltung einbringen wollen, die ich zutiefst ablehne, wenn das nichts daran ändert, was das für eine Veranstaltung ist und worum es dabei geht? (Nämlich die Schäfchen nachhaltig daran zu erinnern, dass sie sich auch ja anständig benhemen und hübsch dankbar sind, damit sie irgendwann in den Himmel kommen dürfen?)


Ich habe zum Ausdruck gebracht, dass ich meine Vorstellungen für eine Beerdigung einbringen würde - halte also nicht die Klappe. Was tut denn einer, der erst garnicht zu der Veranstaltung geht oder sie als vom Pfarrer vorbestimmt hinnimmt?

Wenn man nun nicht in der bequemen Lage ist, einfach wegzubleiben, wie löst man die Aufgabe, den Leichnam, der wie die Oma aussieht, anständig zu "entsorgen"? Diese Alternativen wären wirklich mal interessant.

femina: Der Körper ist doch eh nur die Materie, die der Betreffende in den letzten Wochen gegessen hat, weil ja sämtliche Körperinhaltsstoffe innerhalb kürzester Zeit komplett ausgetauscht werden.

alchemist: Ich kann nur für mich persönlich sprechen und da weiß ich, dass ich dieses Brimborium zur Trauer nicht brauche...und auch keine Trauergemeinschaft

Rasmus: Ich werde gebeten Gast zu sein auf einer Veranstaltung, die sich offen gegen mich richtet; die ich mit jeder Faser meines Körpers ablehne und für die es viele, viele Alternativen geben könnte, die ich gerne annehmen würde.
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Femina
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Beiträge: 1038

Beitrag(#1542631) Verfasst am: 19.09.2010, 13:57    Titel: Antworten mit Zitat

Rasmus hat folgendes geschrieben:
Meistens sage ich nur Dinge, die sich sonst keiner zu sagen traut, oder wo es sonstn icht schicklich ist, sie zu sagen


Gerade deshalb hast du übrigens meine Sympathie, Rasmus.

Ich möchte euch einfach mal zwischendurch sagen, dass mir eure tiefgründige Diskussion gut tut. Für mich habe ich gerade die Aussage heraus gezogen, dass die Trauer für alle Angehörigen da ist, eben auch für mich und ich mich deshalb nicht zusätzlich zu meiner Trauer noch genötigt fühlen muss, mich zum Kasper zu machen. Und ja, zwischen mir und meiner Mutter besteht Gesprächsbedarf. Nur ist sie leider nicht von der Sorte, mit der man tiefgründig reden kann.

Im Moment tendiere ich dazu, meiner Mutter einen umfassenden Brief zu schreiben, in dem ich ihr alles [nochmals und noch detaillierter] erkläre, warum, wieso, welche Gedanken mich tragen, ... usw. Sowas erleichtert mich und sie hat die Chance, ihn zu lesen. Ich fahre nicht zu dieser Beerdigung, sondern ich mache für das Fahrgeld und anstelle eines teuren Kranzes eine Spende an die Krebshilfe und an die Gesellschaft für Humanes Sterben zu Ehren meiner Omi und im Sinne der Bedürfnisse, die sie hatte und die auch zukünftig Menschen haben werden, die wenigstens noch einen Nutzen daraus ziehen können. Dann kopiere ich den Kontoauszug, stecke ihn zusammen mit ein paar erklärenden Worten in eine Plastikhülle und den darf meine Mutter dann für mich bzw. im Namen meiner Familie an dem Grab ablegen. Das ist dann auch ein Zeichen für die übrigen Angehörigen und für die Kirche, die sich wenigstens an meiner Spende für die Gesellschaft für Humanes Sterben stoßen kann.
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Marcellinus
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Anmeldungsdatum: 27.05.2009
Beiträge: 7429

Beitrag(#1542652) Verfasst am: 19.09.2010, 14:43    Titel: Antworten mit Zitat

Rasmus hat folgendes geschrieben:

Damit kann auch viel positives gemeint sein, aber in meinen Ohrne würde das nur sehr seltne danach klingen. Das trifft insbesondere dann zu, wenn man von mir Respekt einfordert oder erwartet und ich das durch entsprechende Gesten oder Handlungen zum ausdruck bringen soll.

Du hast einen ganz wichtigen Punkt übersehen. Ich habe von mir gesprochen, geschrieben, was ich tue und wie ich das sehe. Was du darüber denkst oder tust, ist deine Sache.
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Chinasky
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Beitrag(#1542658) Verfasst am: 19.09.2010, 15:14    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Rasmus!
Sorry, hab wenig Zeit (das andere Posting war schon viel zu ausführlich Mit den Augen rollen ), daher kann ich nicht auf alles eingehen, eigentlich nur auf das Wenigste.

Rasmus hat folgendes geschrieben:


Zitat:
Aber eben auch: politisch. Du machst aus einer persönlichen Sache eine politische Sache. Zwar wissen wir seit den 68ern, daß noch der Beischlaf politisch sei - aber gefühlsmäßig isses für manche anders.



Ja, aber gefühlsmäßig ist in einer diskussion fehl am Platz.



Sehe ich anders. Gefühle sind Fakten. Und die sollten in einer Diskussion nicht ignoriert werden. Wer "gefühlsmäßig" aus einer Diskussion heraushalten will, begeht rational betrachtet, einen gewaltigen Fehler.



Zitat:
Natürlich ist es enifacher und fühlt sich netter a, wenn ich ignoriere dass es nicht viel gibt, was den islamisitsichen Terroristen von der friedlicheren Variante senier moderaten Glaubensbrüder trennt. aber das ändert nichts daran, dass beide nicht rational handeln und es auf die Frage "was wenn Gott dir sagt, du solltest mich töten" drum so furchtbar spannende und bloßsstellende antworten gibt. Und späötestens bei der Folgefrage lässt sich kaum noch ignorieren, dass man da wenn keinen potentiellen Terroristen einfach einen mekrbefreiten Idioten vor sich stehen hat. (Das war das Stichwort fpür all jene, die mir jetzt wieder erzählen wollen , dass ich auch nicht perfekt sei und dass mein Mangel an einer klinischen Defintion von "Idiotie" was daran ändern würde, dass Leute die an Fabelwesen glauben einach nicht alle Tassen im Schrank haben.)


Vielleicht hätte ich das Kopftuchmädchen nicht als Vergleich bemühen sollen, denn so kann ich Dir jetzt schlecht vorwerfen, wieder so verflixt grundsätzlich politisch zu argumentieren...

Verlegen


Zitat:
Zitat:
Ich fand eigentlich esmes Beitrag hier am treffendsten, die auf das Verhältnis zwischen der Threaderöffnerin und ihrer Mutter zu sprechen kam. Sowie diejenigen, die darauf hinwiesen, daß Beerdigungsriten eher die Angehörigen als die Toten beträfen.


Ich bilde mir ein, darauf durchaus eingegangen zu sein.


Die Bemerkung ging auch eher in die Runde, nicht speziell an Dich. Den Fehler begehe ich häufiger, erst eine Person persönlich anzusprechen und dann, ohne daß der Ebenenwechsel deutlicht gemacht wurde, so ganz ins Allgemeine abzudriften. Sorry!


Zitat:
Zitat:
Bei der Frage: "Gehe ich auf eine rituelle Feier, die nach religiöser Tradition gestaltet ist?" geht es ja für uns Atheisten immer um unser Verhältnis zu denen, die sich von uns wünschen, wir würden teilnehmen, und die unser Erscheinen/Fernbleiben dann als Botschaft verstehen können (und dazu gehören die Beerdigten nicht mehr).


Das ist richtig. Aber ich denke, das greift schlicht zu kurz. Es ignoriert nämlich eine entscheidne Frage: Wenn die Veranstaltung für die Angehörigen da ist, wieso ist sie dann nicht *genauso* für mich wie für alle anderen? Wieso muss ausgerechnet ich mich damit abfinden, bestenfalls ignoriert zu werden?


Ja, für Dich ist diese Frage offensichtlich entscheidend. Für mich wäre sie es nicht so. Denn ich mache nicht aus jeder Situation gleich eine Grundsatzfrage. Selbstverständlich ist es nicht ideal, daß von mir Atheisten wie selbstverständlich hier Selbstverleugnung und Zurücknahme verlangt wird. Aber... Hhmm... In solchen Situationen habe ich halt gerade andere Motive, die schwerer wiegen als die Frage nach der Gerechtigkeit bei der Behandlung weltanschaulicher Standpunkte. Mir sind Freunde, Verwandte und Bekannte in solchen Situationen so wichtig (beziehungsweise mein friedlich-einträchtiges Verhältnis zu ihnen), daß ich es ertrage, wenn die Situation nicht ganz fair ist. Gerechtigkeitsfanatismus überlasse ich Kindern. Nicht, weil ich nix von Gerechtigkeit halte, sondern weil ich mir nicht mehr so sicher bin, wo der Nutzen des Pochens auf Gerechtigkeit noch gegeben ist, und wo er durch den Schaden (negative Vibrations zwischen mir und den anderen) überwogen wird. Kann man als Konfliktscheu oder Duckmäusertum betrachten, aber ich hebe mir meinen aufrechten Gang für Situationen auf, in denen "es drauf ankommt". Bei einer Trauerfeier kommt es aber nicht drauf an, daß alle Welt meine weltanschauliche Standfestigkeit erkennt.



Zitat:
Zitat:
eit ich im Stadtverkehr immer mehr bekopftuchte Mädels sehe, stelle ich mir immer wieder die Frage, warum mich das so stört. Mich stört nicht, daß sie an Unsinn glauben. Mich stört, daß sie signalisieren, daß sie sich von mir unterscheiden, daß sie anders sein wollen als ich.


Das ist bei mir ganz anders.

Goths und Punks und Rentern und Kindergartengruppen mit lustigen bunten Schirmmützen und Leute im Sportdress und gestylte Leutre und Tsypen wie ich, die schlimmer angezogen sind als der durchschnittliche Schlumpf signalisieren alle, wer oder was sie sind, udn inwiefern sie sich von der Masse oder vom Durchscnhitt unterscheiden. Das ist normal, in vielen Fällen durchaus spannend und normaelrweise darüber hinaus völlig egal.

aber es stört mich, wenn die Botschaft lautet: "Ich bin eine hirnlose dumme Gans" oder "meine Eltern halten es für ein wichtiges Erziehungszile, dass ichzu einer hirnlosen dummen Gans heranwachse"


So lautet diese Botschaft aber nicht. Vielleicht leben wir einfach in zu unterschiedlichen Gegenden. Hier bei mir in der Gegend sind es nicht immer die hirnlosen dummen Gänse, die da kopfbetucht rumlaufen. Ich hab letztes Halbjahr mal als Gast-Lehrer den Kunstunterricht einer Oberschulklasse gestaltet. Und dort waren die intelligentesten, selbstbewußtesten Mädels unter einem Kopftuch versteckt. Damit sage ich nicht, daß es ein Kennzeichen von Intelligenz ist, sich da das Symbol des politischen Islam um den Kopf zu rollen. Aber sie sind eben nicht alle dumm und werden auch nicht von ihren Eltern dazu gezwungen. Sondern manche wollen sich dadurch ähnlich von mir abgrenzen wie der Goth oder der Punk (wobei ich Punks mit Irokesenschnitt heute nur noch auf londoner Postkartenmotiven aus den Siebzigern/Achtzigern ernst nehmen kann... zwinkern ). Aber irgendwie... Bin ich selbst schuld, daß hier die Diskussion offtopic driftet.



Zitat:

Und wenn Du nicht an der Beerdigung teilnehem *willst* dann stimtm das halt. Und das signal was Du sendest gibt schlicht die Wahrheit wieder. Und diese wahrheit ändert sich nicht, wenn Du dann doch mitmachst und versucht zu ignorieren, was um Dich rum passiert.


Wer nicht teilnehmen will, der braucht ja auch nicht teilzunehmen. Wir diskutieren doch hier darüber, welche Pros und Contras bei so einer Entscheidung berücksichtigt werden können/sollten, oder? Wenn der Wille der Threaderstellerin so glasklar gewesen sein sollte, dann wäre ihre Threaderstellung für mich nicht mehr recht nachvollziehbar. Zumindest scheint sie sich nicht hundertprozentig sicher zu sein, daß die auf den ersten Blick sich als besonders konsequent anbietende Lösung "ich geh da nicht hin und fertig", wirklich adäquat ist. Weil bei so einer Entscheidung nicht nur ein oder zwei Motive gewichtet werden, sondern gleich ein ganzes Bündel.


Zitat:
Ich weiß, dass man provozieren kann ohen das zu wollen. So what?


Wenn Du das weißt und wenn Du Dir in den für Dich wichtigen Momenten dessen auch bewußt bist - nix so what. Dann ist ja alles in Butter. Smilie Ich spreche häufig auch das allen schon lägst Bekannte aus. Vielleicht sollte ich mal über den Nickname Redundatius nachdenken. Sehr glücklich
Na gut, ich erwähnte das, weil ich schon ein paarmal in Situationen, wo ich ungewollt provozierte, mit etwas mehr vorherigem Denkaufwand unschöne Situationen hätte vermeiden können. Und da ich meist von mir auf andere schließe, dachte ich...



Zitat:

Ich sehe da erstmal Klärungsbedarf bei der Tochter: Will ich überhaupt zur Beerdigung meinerr Mutter gehen und wenn ja, unter was für Umständen oder Bedigungen?


hioer wird imemr stillschweigend vorrausgesetzt, dass die Antwort nur lauten kann "Aber natürlich will sie."[/quote]

Nein, das wird nicht stillschweigend vorausgesetzt. Vorausgesetzt von mir wurde, daß die Tochter nicht möchte, daß ihre Mutter das Gefühl hat, sie würde von ihrem Sproß nicht geliebt. Das Erscheinen auf der Beerdigung würde dann vielleicht von der Mutter als "Liebesbeweis" verstanden - das Fernbleiben als ein Beleg fehlender Liebe. Die Frage, die bei der Mutter da anklingt, ist doch: wie weit kann meine Tochter mir zuliebe ihre eigenen Prinzipien "verraten", bin ich ihr wichtiger oder ist ihr ihre reine atheistische Lehre wichtiger?

Irgendwo habe ich mal gelesen, man könne Liebe nur durch Verrat beweisen. Das ist kein schöner Gedanke, aber mir scheint er häufig zutreffend zu sein. Wenn ich also einem Verwandten/Freund zuliebe meine atheistische Weltanschauung verrate, dann zeige ich ihm, wie viel mir das gute Verhältnis zu ihm bedeutet: mehr als andere Prinzipien.

Darf man von anderen verlangen, daß sie ihre Prinzipien verraten, einem selbst zuliebe? Darf man, aber Erfolg wird man damit wohl kaum haben. Man wünscht es sich aber manchmal, weil man gern rücksichtslos geliebt werden will.

So, wie hier (vielleicht) die Mutter von ihrer Tochter. Ehrlich gesagt würde ich als Tochter hier eine Art von moralischer Erpressung empfinden. Aber dies müßte dann eben Gegenstand des Gepräches zwischen Tochter und Mutter sein. Mit sich selbst kann man sowas nicht "abmachen". Es betrifft zwei Menschen, nicht nur einen.




Zitat:

Zitat:
Ich seh's genau umgekehrt. Beerdigungsrituale sind ja deswegen so "erfolgreich", weil Trauernde dankbar für Rituale sind die aus der Sprachlosigkeit und Erstarrung führen können.


Und wieder geht es primär um alle anderen und was die angeblich wollen....


Nein, ich war davon ausgegangen, daß diese Art von Sprachlosigkeit und Erstarrung beim Ableben eines geliebten Menschen sowohl bei Gläubigen wie auch bei Atheisten auftritt. Hab vielleicht wieder vorschnell von mir auf andere geschlossen.

Zitat:

Zitat:
Was kann man denn beim Tod eines gelieben Menschen schon Adäquates sagen?


Ich darf auf Dieter Nuhr verweisen?

Man kann auch einfach mal Fresse halten, *insbesondere dann* wenn man nichts adäquates zu sagen hat oder es schlicht nichts adäquates zu sagen gibt.


Kann man. Aber das betretene Schweigen ist für manche schier unerträglich. Wenn Du jemand bist, der in emotional aufgeladenen Situationen cool jeden Schweigewettbewerb gewinnen würde - Gratulation! Aber anderen geht es da anders. Mir zum Beispiel. zwinkern Schöne Momente kann ich gut schweigend genießen. Trauer und Verlustgefühle aber schweigend zu verarbeiten - das fällt mir eher schwer.

Zitat:
Zitat:
Alles Sagbare ist doch irgendwie unangemessen läppisch. Und sofort kommt die Angst, das, was man - wessens Herz voll ist, dessen Mund geht über - von sich gebe, könne trivial, banal, beleidigend, verletzend usw. ankommen bei den anderen Trauernden. Also hält man lieber die Schnauze und ist dankbar, wenn jemand anders das Reden übernimmt.

woher kommt die annahme, jemand müsse reden?

Das ist keine Annahme, das habe ich in solchen Situationen als Bedürfnis erlebt. Sogar schon in weit weniger emotional aufgeladenen Situationen. Viele Menschen empfinden das Schweigen des Gegenübers als belastend. Als Vorwurf vielleicht oder als Aufforderung, selbst etwas zu sagen.

Abschweifende Andekdote am Rande: Als ich Zivi in einer Jugendherberge war, nahmen wir Zivis, die Putzfrauen und Köchinnen sowie der Jugendherbergsvater und seine Frau das zweite Frühstück immer gemeinsam ein. Der Jugendherbergsvater war ein mieser Kotzbrocken, dessen Sympathiewerte nur noch von denen seiner Frau unterboten wurden. Entsprechend heiter war dann immer die Stimmung bei Tisch. Häufig war minutenlang kein andere Geräusch zu vernehmen als das Klimpern, mit welchem der Herbergsvater den Kandiszucker in seinem - extra für ihn zubereiteten - ostfriesischen Tee umrührte. Wir Zivis, unter denen Einigkeit über die Arschigkeit des Chefs bestand, ließen uns natürlich nicht lumpen - im düsteren Schweigen konnten wir da locker mithalten und der eigentliche Wettbewerb ging darum, nicht irgendwann mit dem Grinsen anzufangen.
Aber wir hatten eine Putzfrau dabei, eine sehr, sehr einfach gestrickte, um nicht zu sagen etwas beschränkte Dame, die, ebenso herzensgut wie intellektuell schmalbrüstig, ohnehin schon öfter mal als Ziel herhalten mußte, wenn die Herbergsmutter mal wieder jemanden für ihre cholerischen Ausfälle brauchte. Diese Frau, die bei uns nur arbeitete, weil der Dorfpastor ihr angeraten hatte, sie sollte arbeiten, um mal aus dem Haus zu kommen, um nicht schwermütig zu werden - diese Frau litt sichtbar unter dem schwarzen Schweigen bei den Frühstückssessions. Sie fing regelmäßig nach kaum zwei Minuten an, zu zittern und zu schwitzen, meistens versuchte sie, die dazu nun mal so überhaupt nicht taugte, sowas wie smalltalk in Gang zu bringen, oder nur irgendwelche arbeitsbezogenen Fragen loszuwerden. Meist aber fielen ihr da keine guten Themen ein oder es war schon alles vollkommen klar geregelt und eine nochmalige Nachfrage hätte nur ein ätzendes "Haben Sie es immer noch nicht kapiert, daß die Gästegruppe XYZ heute nicht zu Mittag ißt?!" als Antwort ergeben.

Einfach mal die Fresse halten? Konnte sie nicht. Und so kam, mit einer Regelmäßigkeit, die es zum beliebtesten Zitat unter uns Zivis machte, unweigerlich irgendwann ein Stoßseufzer jener Putzfrau: "Jaja, so ist das in der Welt!" Es ging für uns Zivis dann darum, wer es schaffte, weder stur auf seinen Teller zu glotzen noch das anbrandende Lachen hinter der Hand zu verstecken. Ohne die Miene zu verziehen die Herbergsmutter zu fragen, ob sie mal so freundlich sein könne, die Wurst rüberzureichen - das war dann eine Leistung, die für einen Einzug in die Hall of Fame qualifizierte... Sehr glücklich

Langer Abschweifung kurzer Sinn: Manche leiden unter dem Schweigen. Ohne diesem Leiden durch kluge, tiefgründige oder auch nur halbwegs passende Formulierungen begegnen zu können.

Zitat:
Und wieso istr es besser, wenn ein Fremder peinliche Werbung fpr seinen Verein macht, als wenn ich nicht ganz das richtige über Tante Inge sage?
WAS FÜR EIN SCHWACHSINN!


Richtig. Zum Glück habe ich ja auch nie behauptet, daß das eine besser als das andere sei. Sondern ich überlegte eben nur zum Mitlesen, warum solche ritualisierten Totenfeiern für manche Teilnehmer einen gewissen Wert haben - und sei es nur der, nicht in der Trauer auch noch mit der Selbstreflexion gestreßt zu werden, wie das, was man sagt, bei den anderen ankommt.

Zitat:
Zwar spürt man, daß auch der andere nicht wirklich die passenden Worte findet (denn angesichts des Todes gibt es nun mal keine passenden Worte), aber man guckt in's Rund der anderen Trauernden und niemand erhebt Einspruch, und dann ist es wohl "in Ordnung" so


Millionen von Fleigen könne sich nicht irren: Fresst sheiße![/quote]

Jetzt bin ich mir fast sicher, daß Du mich nicht verstanden hast. Smilie

Zitat:
Zitat:
- und daß es in Ordnung ist, das hilft einem schon ein klein wenig, gibt etwas Sicherheit zurück (denn die Konfrontation mit dem Tod demonstrierte uns unsere Unsicherheit).


Und der Pfaffe lacht sich ins Fäsutchen, weil wieder alle zu dumm oder zu feige waren ihn aus der Stadz zu treiben und weil die koleekte wieder so schön voll war.


Öhm... Ich habe auf Beerdigungsfeiern noch keine Kollekte erlebt. Oder hab ich den Teil nur verdrängt?


Zitat:
aus der Situation heraus kann ich das verstehen - aber in der diskussion?


Dreht sich die Diskussion nicht um solche Situationen? Was bringt es, schön logische Grundsätze in der Diskussion zu "erarbeiten", die dann angesichts der weniger konsequenten Situation nicht mehr viel taugen?

Ich sage doch nicht, daß es okay ist, von Atheisten zu verlangen, sich da hübsch einzureihen in die Reihen der Betenden und sich ohne eine Miene zu verziehen ex-cathedra-Beleidigungen anzuhören. Ich befürworte doch die herrschenden Verhältnisse nicht, bloß, weil ich Verständnis dafür habe, daß nicht jeder in jeder Situation sich daran macht, die Welt zu verändern, sondern daß die meisten eben ihr falsches Leben im Falschen leben.

Hätte ich so eine Predigt bei der Totenfeier eines mir wertvollen Verstorbenen erlebt, in welcher ich als Atheist mies dargestellt werden, in welcher penetrant darauf herumgeritten wird, daß ein Leben ohne Gott keinen Sinn habe usw. - dann hätte ich vielleicht die Ohren auf Durchzug geschaltet - oder ich hätte nach der Veranstaltung mir den Pfaffen mal beiseite genommen und ihm gehörig meine Meinung gegeigt. Käme wohl auf die jeweilige Situation an (wieviel Kraft mir die Wut über solche Frechheiten gerade verschafft).

Aber wenn mir wichtige Menschen sich wünschen, daß ich bei irgendeinem kirchlichen Mummenschanz dabei bin (das letzte Mal war's ein Gottesdienst zu Weihnachten, zu welchem ich einer Freundin zuliebe mitging, die ihrerseits das "für die Kinder" wünschte), dann wäge ich eben ab, ob ich sich lohnt, so rein beziehungstechnisch, da auf meinen atheistischen Prinzipien herumzureiten.

Zitat:

aber genau das passiet ja nicht: Wir hören zu! Darum dieser Thread!


Ja, Du zumindest hast da wohl einmal gründlich zugehört. Mein Plädoyer geht da vielleicht eher in die Richtung: Wir hören zu genau zu. Laßt uns gründlicher weghören! Sehr glücklich


Zitat:
Zitat:
Auch die Gläubigen sitzen in der Veranstaltung, machen sich ihre Gedanken darüber, ob dem Verstorbenen das gerade gespielte Orgelstück wirklich gefallen hätte und dann wandern die Gedanken weiter: "Ach guck mal, der Onkel Frieder und die Tante Nelly sind auch hier. Das ist doch schön, die auch mal wieder zu sehen, wenn auch der Anlaß traurig ist... Und da hinten, sind das die Stiefkinder vom Breiten Berthold? Ist das etwa seine italienische Frau, die da neben ihm sitzt? Menschenskind, hätte einer gedacht, daß der so einen heißen Feger abbekommt...?!"


Ja: Menschen sind Idioten. Weiß ich. Aber deshalb muss mir das nnoch langen icht gefallen.


Dir muß überhaupt nix gefallen. Im übrigen halte ich Menschen nicht durchgängig für Idioten. Wohl aufgrund des Handicaps, selbst einer zu sein. (Idiot oder Mensch, such's Dir aus! zwinkern )



Zitat:
Zitat:
Niemand hört doch dem Pfaffen da vorn eigentlich zu - außer denen, die mit sich selbst hadern, warum in Drei-nicht-existierenden-Gottes-Namen sie sich nur breitschlagen ließen, sich so eine Vodoo-Veranstaltung anzutun, und die damit den Worten des Pfaffen eine Relevanz zukommen lassen, welche sie in den Augen der "gläubigen" Angehörigen überhaupt nicht mehr haben...


Haben sie aber - sonst wäre es kein Problem, wenn man der Veranstaltung fernbliebe. Genau dann bekommen sie Relevanz. um so mehr, wenn es völlig legitim ist, nicht zuzöhren, so lange man sich wie ein braver kleienr Sklave nur hisnetzt nud anwesend ist.


Relevanz hat das, was man für relevant erachtet. Wie ich oben darzulegen versuchte, hat das Fernbleiben von der Veranstaltung gegebenenfalls für manche Angehörige eine völlig andere Bedeutung als die, daß man den Unsinn der Pfaffen nicht widerspruchslos anhören möchte. Aber wiederholen will ich mich dieses eine Mal jetzt nicht.



Zitat:
Zitat:
Warum nicht relaxter sein und einfach um des lieben Familienfriedens hinfahren, wissend, daß sich der ganze christlich-religiöse Hokuspokus in den nächsten paar Generationen bis zu homöopathischen Dosen ausmendeln wird?


weil er nur wegen der wenigen ausmendeln wird, die nicht hinfahren und nicht mitmachen.

Weil ich kein Hausnigger bin!


Wenn Du aus Deinem Fernbleiben sowas wie Heldenstolz entwickeln kannst - wunderbar für Dich! zynisches Grinsen

Zitat:
Zitat:
Muß man in der Trauersituation wirklich aufrecht stehend seine Prinzipien vertreten? Wann, wenn nicht in solchen Situationen, ist Inkonsequenz dann überhaupt noch erlaubt?


Nein, man muss nicht.

aber eigentlich sollte man.


Aha. Aus Deiner Betrachtung der Dinge leitet sich also ein allgemeingültiger Imperativ, eine einzuhaltende ethische Norm ab?


Zitat:
Ich habe verstädnis dafür, wenn man es nicht tut.


Na immerhin. Da hatte ich also zu früh Angst bekommen.


Zitat:
Aber: Es ist nicht falsch, zu seinen Prinzipien zu stehen. Genau dafür sind es Prinzipien. Und ja, diie könne und sollen manchmal wichtiger sein, als Dinge die anderne Leuten angeblich doch ohnehin überhaupt nicht wichtig sind.
Es ist nicht falsch, das richtige zu tun, aucbn wenn das andere Leute anpisst.


Manchmal sind einem die Prinzipien wichtiger als die Meinungen anderer Leute. Meist dann, wenn einem diese Leute nicht so wichtig sind. Das ethische Dilemma, das hier meiner Ansicht nach aber zur Diskussion steht, dreht sich nicht um solche Fälle. Wenn mir mein Verhältnis zu Person XYZ am Arsch vorbei geht, dann kostet's mich wenig, heroisch meine Prinzipien vorzuleben. Da habe ich für den Fall, daß Person XYZ mein Verhalten verurteilt, gegebenenfalls sogar noch einen emotionalen Mehrwert in der Selbstvergewisserung, was für ein standhafter kleiner Zinnsoldat ich doch sei.

Wenn aber meine Mutter durchblicken ließe, sie hätte anläßlich meines Fehlens auf der Beerdigungsfeier eines nahen Verwandten Angst, ich könne auch ihre Beerdigung dereinst schwänzen - dann weiß ich nicht mal, ob ich den dieser Besorgnis zugrundeliegenden Irrtum überhaupt im Gespräch würde auszuräumen versuchen. Wahrscheinlich würde ich einfach sagen: "Mama, wenn es Dir etwas bedeutet, daß ich da in der Kirche erscheine, dann werde ich da sein. Wann genau geht's los?!"
Zum Glück für mich wird mich meine Mutter nie in so eine Situation bringen. Smilie
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Norm
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Beitrag(#1542676) Verfasst am: 19.09.2010, 16:35    Titel: Antworten mit Zitat

Femina hat folgendes geschrieben:

Im Moment tendiere ich dazu, meiner Mutter einen umfassenden Brief zu schreiben, in dem ich ihr alles [nochmals und noch detaillierter] erkläre, warum, wieso, welche Gedanken mich tragen, ... usw. Sowas erleichtert mich und sie hat die Chance, ihn zu lesen. Ich fahre nicht zu dieser Beerdigung, sondern ich mache für das Fahrgeld und anstelle eines teuren Kranzes eine Spende an die Krebshilfe und an die Gesellschaft für Humanes Sterben zu Ehren meiner Omi und im Sinne der Bedürfnisse, die sie hatte und die auch zukünftig Menschen haben werden, die wenigstens noch einen Nutzen daraus ziehen können. Dann kopiere ich den Kontoauszug, stecke ihn zusammen mit ein paar erklärenden Worten in eine Plastikhülle und den darf meine Mutter dann für mich bzw. im Namen meiner Familie an dem Grab ablegen. Das ist dann auch ein Zeichen für die übrigen Angehörigen und für die Kirche, die sich wenigstens an meiner Spende für die Gesellschaft für Humanes Sterben stoßen kann.

Ich finde das gut. Vielleicht inspirierst du ja sogar jemanden, der ansonsten der Kiche dafür Geld spenden würde, dass der Pfarrer im Gottesdienst der Verstorbenen gedenkt. Coole Sache, das...
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Effô Tisetti
Königsblau bis in den Tod



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Beitrag(#1609174) Verfasst am: 11.02.2011, 15:39    Titel: Antworten mit Zitat

Musste letztens einer extrem widerlichen Trauerrede eines katholischen Pfaffen beiwohnen. Als wenn das Ganze nicht so schon traurig genug wäre. Mal wieder kein Wort zur Person. Würde ja auch zu viel Arbeit verursachen... Stattdessen 20 Minuten Christenmarketing. Unzählige Gebete und Fürbitten. Ständig redete der Pfaffe von "wir Christen" und nannte die Anwesenden pauschal "Brüder und Schwestern in Christi". Die, die nicht an das "ewige Leben" glauben, wären allesamt hochmütig und(!) hoffnungslos. Konsequenterweise wurde für diesen Personenkreis auch noch eine eigene Fürbitte gesprochen. Noch nicht mal die Hälfte der Anwesenden hat den Quatsch mitgemacht. Und Lazarus war der "Freund" Jesu - falls es noch nicht jeder wusste. Dankenswerterweise saß das Gebiss des Pfaffen so schlecht, dass man nicht jedes Wort verstand. Und da gibt es ernsthaft Leute, die sich Sorgen machen, dass sie nach einem Kirchaustritt keine "kirchliche Beerdigung" bekommen. Eine solche Trauerrede wünsche ich meinem ärgsten Feind nicht...
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"Die einfache Formel: Jesus ist stärker! hilft Menschen, sich aus der Fixierung völlig irrationaler Wertesysteme zu lösen."
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Femina
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Beiträge: 1038

Beitrag(#1609372) Verfasst am: 12.02.2011, 00:53    Titel: Antworten mit Zitat

Da du das Thema gerade ausgebuddelt hast, Effo, wird mir wieder bewusst, dass ich meiner Mutter damals wirklich einen langen Brief mit Erklärungen geschickt habe.

Sie hat so getan, als hätte sie diesen Brief nicht bekommen. Als wäre überhaupt nichts gewesen. Wir waren 2 Wochen später da, haben das Grab gezeigt bekommen, haben noch Gegenstände aus Omis Wohnung mitgenommen und meine Mutter hat uns sogar noch Pakete hinterher geschickt, weil wir gar nicht so viel mitnehmen konnten. Sie war freundlich zu uns. Aber meinen Brief, für den ich mir so viel Mühe gegeben habe, hat sie nicht erwähnt. ...
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esme
lebt ohne schützende Gänsefüßchen.



Anmeldungsdatum: 12.06.2005
Beiträge: 5667

Beitrag(#1609405) Verfasst am: 12.02.2011, 01:54    Titel: Antworten mit Zitat

Femina hat folgendes geschrieben:
Sie war freundlich zu uns. Aber meinen Brief, für den ich mir so viel Mühe gegeben habe, hat sie nicht erwähnt. ...


Sieh es doch so: Hättest du dir weniger Mühe gegeben, wäre sie vielleicht nicht freundlich gewesen und hätte dabei den Brief ursächlich erwähnt.
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Gunkl über Intelligent Design:
Da hat sich die Kirche beim Rückzugsgefecht noch einmal grandios verstolpert und jetzt wollen sie auch noch Haltungsnoten für die argumentative Brez'n, die sie da gerissen haben.
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Martha-Helene
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Anmeldungsdatum: 24.02.2010
Beiträge: 1155

Beitrag(#1609470) Verfasst am: 12.02.2011, 13:16    Titel: Antworten mit Zitat

Effô Tisetti hat folgendes geschrieben:
Musste letztens einer extrem widerlichen Trauerrede eines katholischen Pfaffen beiwohnen. [...] Eine solche Trauerrede wünsche ich meinem ärgsten Feind nicht...


Der Mann hat eben das gebracht, was die Kirche zu bieten hat. Jedes Mehr wäre Deko gewesen.
Man hat irreführende Erwartungen über den Trost und Erkenntnisse, die bei einer kirchlichen Beerdigung verbreitet werden könnten.

Ich habe mal versucht aus der Konsumentenecke rauszukommen und selbst eine Rede vorzubereiten ...es ist verdammt schwer. Irgendwen hörte ich im Geiste immer sagen "Was erzählt die denn für einen Quatsch, hätte sie sich man zu Lebzeiten gekümmert, so habe ich die Person aber garnicht gesehen,...."
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Heike J
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Beiträge: 26284

Beitrag(#1609473) Verfasst am: 12.02.2011, 13:28    Titel: Antworten mit Zitat

Ich habe bisher nur einmal eine katholische Trauerfeier (auf einem evangelischen Friedhof) erlebt.
Der Priester spulte die Rede ohne Emotionen im Akkordtempo runter.
Die Trauernden wurden selbst gar nicht angesprochen, der Priester war mit dem Gesicht zu Altar/Kreuz bzw. Sarg gesandt. Die Trauernden sahen nur den Rücken.
Zum Schluss hat er sich noch mit dem Namen der Verstorbenen vertan.

Am Grab noch ein rasches Gebet, das wars.



Das mit den Vorwürfen an die Ungläubigen mit Seitenhieb an die Anwesenden kenne ich von einer neuapostolischen Trauerfeier.
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alex6
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Beiträge: 750

Beitrag(#1609534) Verfasst am: 12.02.2011, 17:14    Titel: Christliche Beerdigung Antworten mit Zitat

Ich war in letzter Zeit auf zwei Beerdigungen, zum Glück beide säkular. Ich kann nur für mich sagen, daß ich (vor allem bei einem geliebten Verstorbenen) nicht zu einer christlichen Beerdigung ginge. Mindestens nicht zu den Teilen der Veranstaltung, die sich in Kapellen oder Kirchen abspielen, eher gar nicht. Meine Trauer hätte die Beleidigungen durch den Todeskult einfach nicht verdient.
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